Schauspielerin Louise Martini gestorben

Die Schauspielerin, Sängerin, Moderatorin und Kabarettistin Louise Martini ist in der vergangenen Nacht im 82. Lebensjahr nach kurzer Krankheit gestorben. Sie war dem Publikum als unverkennbare Sprechstimme ebenso ein Begriff wie als vielseitige Theater- und Fernsehdarstellerin.

Mittagsjournal, 17.1.2013

Im Wien der späten 1950er Jahre kannte man sie als Rosa Gundlmoser, als Elfi von Hernals, als Cover- und Chesterfield-Girl: Louise Martini. Geboren wurde sie am 10. November 1931 in Wien, wo sie am Max-Reinhardt-Seminar ihre Ausbildung machte.

1950 startete sie an verschiedenen Wiener Theaterhäusern ihre Bühnenkarriere. Der Durchbruch gelang ihr mit der Titelrolle im Musical "Irma la Douce" in München. Ab 1968 war sie für 17 Jahre lang die Stimme der Ö3-Sendungen "Mittags Martini" und "Martini Cocktail".

Louise Martini

(c) Pfarrhofer, APA

Begonnen hatte alles zunächst mit Schauspielunterricht am Wiener Reinhardt-Seminar, mit Radioauftritten beim Sender Rot-Weiß-Rot, und schließlich mit einem Engagement als Pratermädchen Elli in "Kasimir & Karoline" im Kleinen Konzerthaustheater in der Regie von Michael Kehlmann. Bald darauf stieß sie zum legendären Kabarett-Team um Helmut Qualtinger.

Als Covergirl, als "Traumköchin", "Chesterfieldgirl", als Elfi von Hernals und als Rosa Gundlmoser wollten sie ihre männlichen Kabarett-Kollegen Helmut Qualtinger, Georg Kreisler, Peter Wehle und Gerhard Bronner auf der Bühne des Theaters in der Liliengasse sehen und hören: Fünf Saisonen von 1956 bis 1961 war Louise Martini die Frontfrau in den legendären Kabarettprogrammen wie "Blattl vorm Mund", "Brettl vor'm Klavier" oder "Glasl vor'm Aug".

"Ich bin für jene Texte engagiert worden, die ein Mann nicht sagen konnte. Das Bild der Frau war, dass sie auch keine politischen Aussagen auf der Bühne zu tätigen hatte. Ich habe damals gar nicht so gemerkt, wie wichtig die 1950er Jahre waren. Ich saß dabei, wenn der Helmut mit den anderen Künstlern, Politikern und Schriftstellern beisammen war, hörte viel und redete wenig. Damals war ich gar nicht politisch. Eigentlich setzte meine Politisierung erst ein, als ich Wien verließ."

Legendäre Ö3-Sendungen

1962 verließ Louise Martini Wien für mehr als 30 Jahre: Sie spielte in München die Irma La Douce, wurde fürs Musical entdeckt und avancierte im deutschen Fernsehen zum Publikumsliebling. Beim WDR in Köln schließlich lernte sie ihren Ehemann Heinz Wilhelm Schwarz kennen und zog für einige Jahre nach Köln. Österreich verlor die Künstlerin zeitweise aus den Augen:

"Ich hatte in Köln geheiratet, arbeitete dort und war in Deutschland als Schauspielerin gefragt. In Österreich nicht. Warum sollte ich da Heimweh haben?"

1968 versuchte man, Louise Martini wenigstens für das Radio wieder nach Österreich zu holen: Für den neuen Sender Ö3 produzierte sie 17 Jahre lang die Sendungen "Martini-Cocktail" und "Mittags-Martini", aber auch für Hörspiele wurde sie immer wieder engagiert.

Zurück zu Qualtinger

Hörspiel, Musical, Fernsehen, Theater - das war lange Zeit die Welt der Louise Martini. Das Kabarett und die Satire bekamen erst relativ spät wieder Bedeutung für sie, denn eigentlich sah sich Louse Martini nie als Kabarettistin. "Die Lore Lorentz, das ist eine richtige Kabrettistin, die hat selbst geschrieben. Ich habe die Texte ja immer von Bronner oder Wehle in die Hand gedrückt bekommen und habe sie interpretiert."

Im Zuge der Herausgabe der Gesamtausgabe von Helmut Qualtingers Werken ein Jahr nach dem Tod des Künstlers 1987 las sie aus den Texten ihres ehemaligen Kollegen und Freundes. Damit entdeckte sie aber auch eine weitere Facette ihre Berufs: das Lesen vor Publikum.

Diese Qualtinger-Lesungen waren für Louise Martini aber auch Anlass, sich noch einmal mit den legendären 1950er Jahren auseinander zu setzen und auf wiederholte Anfrage des Deuticke-Verlages unter die Schreibenden zu gehen. So entstand das Buch "Ein O für Louise. Nylons, Jazz & Chesterfield", Louise Martinis ganz persönliche Erinnerungen an diese für sie nachträglich so wichtige Zeit.

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