Liether Kalkgrube – Geo-Schichten, von Burenziegen offen gehalten.
29. Juni 2016 von osmerus
Wenn man schon so eine Einzigartigkeit wie die Liether Kalkgrube in der Nähe hat, sollte man sie sich doch angesehen haben. Bereits die Homepage, s. vorstehender Link, ist ausgesprochen informativ – aber das Erlebnis vor Ort ist nicht zu toppen.
Parkplatz und Rastbereich, nebendran eine halboffene Hütte – gut bei jedem Wetter, besonders bei Dauerregen.
Ich habe mir den richtigen Führungstermin ausgesucht. Statt der üblichen 60 Teilnehmer sind 15 Unentwegte erschienen. Angesichts mehrerer fachlich ausgesprochen qualifizierter Führer wird das eine „Privat-Exkursion“, auf der man besonders viel mitnehmen kann.
Seenlandschaft, von Fliessgewässern durchzogen – Parkplatzzufahrt zur Liether Kalkgrube, ein Modell für die Nordamerikanischen Seen.
Schön nass und schön bunt, Stein-Schönheiten im Findlingsgarten. – Bei Trockenheit wird der Farbeindruck durch Besprühen mit Wasser hervorgeholt.
Dunst liegt über der steilwandumgebenen, tiefen Grube. Ohne Wasserhaltung wäre hier ein Baggersee.
Die Höhen- / Tiefenverhältnisse werden verdeutlicht.
Die Zuwegung über Glensanda-Kies ist ausgezeichnet. So ganz ungeschoren haben die Gewitterschauer den Weg allerdings nicht gelassen. Demnächst sind die Erosionsrinnen wieder beseitigt.
Nachdem wir das Ende der Gewitterfront abgewartet haben, können wir die Grube in Ruhe besuchen.
Pflanzensukzession schützt unsere Böden trefflich. Hier sollen aber Geo-Besonderheiten präsentiert werden. Scharfe Beweidung eignet sich für das Freihalten der wichtigen Flächen.
Im Gewässerschutz bin ich ein konstruktiv-kritischer Begleiter der sogenannten „Halboffenen Weidelandschaft“. Allzu oft zeigt die Realität über die Zeit, dass selbst zunächst gut geführte Herden zahlenmäßig ausufern und keine Ziellandschaft für Gewässer und Aue liefern – sondern eine Überweidungswüste. – Genau das, nämlich das Offenlegen des Bodens, zum Sichtbarhalten der geologischen Besonderheiten ist hier das Ziel. Und die Burenziegen leisten dazu ihr Möglichstes.
Burenziegen halten den Pflanzenwuchs, hier um die „Gips-Berge“ kurz.
Laubgehölze sind nach Verzehr von Gras und Stauden schnell entrindet.
Nadelgehölz stört auch nicht weiter – passt gut in die Burenziege rein.
Gut klappt auch das flächenhafte Abfressen ansonsten stark dominierender Brombeerdschungel. – Eine kleine Pause zwischendurch.
Was die Tiere nicht schaffen, wird im Herbst maschinell per Hand beseitigt.
Das Offenhalten bringt nicht nur der Geologie, sondern auch Fauna und Flora die Möglichkeit, hier Besonderheiten zu präsentieren.
Beeindruckende Formationen bis hin zu uralten geologischen Schichten – mal senkrecht nebeneinander, mal schichtweise „ordentlich“ übereinander – auch verdrehte, gar umgekehrt liegenden Anordnungen sind hier auf begrenztem Raum zu bestaunen.
Steilwand vor Ockersee – nicht fotografiert befindet sich nebendran eine Karstquelle mit klarem Wasser, bevor auch dieses sich ins Ockerfarbene einmischt.
Für den geologisch laienhaften Angler ergibt sich neben dem hiesigen lokalspezifischen Erkenntnisgewinn das optische Erlebnis eines „trockenen“ Baggersees. Die Steilwände zeigen das fischereibiologische Dilemma der ultra-begrenzten belichteten Bodenschicht, sobald die Nährstoffsituation intensives Algenwachstum zulässt (Die „Sichttiefe“ verringert sich auf unter 1 m). Die sommerliche Temperaturschichtung bei ca. 3-4 m unterhalb der Oberfläche lässt die wesentliche Fläche eines solchen Sees sauerstoffarm bis sauerstofffrei werden. – Also, liebe Anglerkolleginnen und -kollegen, Besatz mit standortfremden Fischen vermeiden, genau so Überbesatz durch falsche Berechnung der „Seefläche“. Die sommerliche Sauerstoffbegrenzung lässt aus einem 40 ha-See bezogen auf die für Grundfische nutzbare Bodenfläche (oberster Steilhang!) leicht 4 ha Lebensraum werden.
(Pardon, liebe Leserinnen und Leser, da ging gerade der gewässer- und fischereibiologische Lehrbeauftragte am Ende eines Semesters mit mir durch. 🙂 )
Nicht eingegangen bin ich in diesem Beitrag auf die ausgezeichnete fachmännische Erläuterung all dessen, was sich in der Liether Kalkgrube bietet, sei es Geologisches, Botanisches oder Zoologisches. – Dazu verweise ich auf den o.g. Link, viel besser noch: auf eigene Teilnahme an diesen empfehlenswerten Führungen.
Mein herzlicher Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Vinx, Herrn Dr. Heikendorf sowie dem Diplom-Geologen Thomas Voß.
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