Ponywandern

Eine schöne Möglichkeit, mit allen Lieben zusammen etwas zu unternehmen, ist das „Ponywandern“, d.h. ein ausgedehnter Spaziergang mit Kindern und Pferden. Wir haben es an einem schönen Tag im Juli ausprobiert und es war ein voller Erfolg! Für alle, die das gerne nachmachen möchten, hier meine Erfahrungen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und welche Ausrüstung ihr braucht.

Die Teilnehmer: wir waren 4 Erwachsene, 2 Kinder (2 1/2 und 3 Jahre alt) und 2 Ponies (Haflinger und PRE, 11 Jahre alt). Diese Konstellation ist absolut ideal.
Es gab pro Pferd und Kind je einen Erwachsenen und so konnte jeder sich in Ruhe seinem einen „Schützling“ widmen. Selbst das bravste Pferd muss geführt werden und auch das netteste Kind macht mal eine Spritztour ins Unterholz oder muss zur unpassendsten Zeit Pipi. Da ist es schon toll, wenn keiner sich vierteilen muss, um alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.
Jeder der Kinder hat weiß, dass bei so einer Aktion ein Spielkamerad dabei sein muss, sonst kommt beim Kind ganz schnell Langeweile auf und mit quengelndem Kind macht nix mehr Spaß.
Wir sind in der luxuriösen Lage, zwei Pferde zu haben, so kann man Kinder und Picknick schön verteilen, muss nichts selbst tragen und zu zweit döst es sich auch viel besser währen die Menschen picknicken.

Die Strecke: wir hatten einen Weg von knapp 6 km im Wald gewählt. Entlang der Strecke lagen drei kleine „Attraktionen“: eine Quelle zum Trinken für Mensch und Tier, ein Naturfreundehaus mit Pferdeanbindeplatz für das Mittagessen und ein Walderlebnisspielplatz zum Austoben für die Kids.
Für kleine Kinder sind 6 km eine gute Strecke, wir waren zurück, bevor die Beiden zu müde waren. Mit einkalkulieren sollte man kleinere Umwege, wenn man die Gegend nicht in- und auswendig kennt oder ein Orientierungs-Genie ist. Eine Karte auf Papier wäre nicht schlecht gewesen. Ich verwende gerne die App „AllTrails“, allerdings passiert es häufig, dass das Handy weder Netz noch ein GPS Signal findet und dann steht man ewig an einer Kreuzung und entscheidet sich am Ende doch irgendwie nach Gefühl…
Der Wald hat den Vorteil, dass er ganz gut gegen alle möglichen Witterungen schützt, es wird nicht zu heiß und leichten Wind hält er auch gut ab.

Die Ausrüstung: Mein Haflinger-Mädchen hatte ihr Wanderreithalfter an, da ich mit beiden Pferden zum Treffpunkt geritten bin und ich so gut zwischen Reiten mit Trense und führen und Anbinden mit Halfter wechseln konnte. Am Treffpunkt wurde der Sattel gegen ein dickes Lammfell/Wildleder-Pad getauscht, dazu ein Voltigiergurt. Der Volti-gurt ist für kleine Kinder perfekt, sie können sich richtig gut festhalten. An alle eingearbeiteten D-Ringe hatte ich Karabiner gemacht, mit diesen wurden noch ein paar Kleinigkeiten befestigt:
– Ein Notfall-Ersatz-Knotenhalfter
– Eine Magic-Brush
– Eine kleine Sprühflasche Fliegenspray
– Ein Ersatzhufschuh
– Ein Faltschüssel zum Tränken
Und natürlich war meine Ausreitpacktasche mit dem kompletten Inhalt dabei.

Unser „Packpferd“ hatte ein gefaltetes Woilach (Schweizer Armeedecke aus Wolle) auf dem Rücken, darüber einen Longiergurt. Aus drei Tragetasche hatte ich eine Ruckzuck-Packtasche genäht, die auf dem Woilach lag und am Longiergurt befestigtwar. In die beiden seitlichen Taschen kam zuunterst je eine Flasche Wasser, darüber gleichmäßig verteilt Kunststoffgeschirr, ein paar Brezeln und Tupperdosen. In die mittlere Tasche, die im Bereich der Wirbelsäule aufliegt, kam dann nur noch die Picknickdecke, ein paar Windeln und Wechselklamotten, also weich und leicht. Selbst als Bonni sich kräftig geschüttelt hat, ist nichts verrutscht oder rausgefallen.
Da Bonni „nur“ Handpferd war, bzw. geführt wurde, hat ein einfaches Stallhalfter mit einem langen Baumwollstrick völlig gereicht.

Da wir hier viele Bremsen haben, war natürlich noch die komplette Schutzausrüstung am Pferd: Fliegenmütze, Fliegen-/Fransendecke und Fliegenspray. Das ist aber regional nach Bedarf zu handhaben.

Faktor Zeit:
Wie viel Zeit plant man für so eine Ponywanderung ein? Hier unser Ablauf:
8:00 Uhr Picknick einpacken
9:00 Uhr Pferde putzen und vorbereiten
10:00 Uhr losreiten
10:30 Uhr am Treffpunkt eintrudeln, Reitpferd absatteln, Packpferd bepacken (diese halbe Stunde fällt natürlich weg, wenn man direkt am Stall startet)
11:00 Uhr Abmarsch
12:30 Uhr Ankunft am Picknickplatz, Pferde grasen lassen (ggf. tränken), Kinder über den Spielplatz jagen, Picknick vorbereiten. Hier macht es sich wirklich bezahlt, wenn genügend Erwachsene dabei sind. Pferde sicher anbinden und kurz durchatmen, was essen!
13:30 Uhr den Rückweg antreten
14:15 Uhr nochmal Zwischenstopp an einem anderen Spielplatz, um die Laune der Kids oben zu halten
15:15 Uhr zurück am Treffpunkt. Reitpferd satteln, Picknickreste und Kinder im Auto verstauen. Damit rechnen, dass die Kinder sofort komatös einschlafen.
16:00 Uhr Zurück am Stall, Pferde versorgen, kurz ausruhen.
18:00 Uhr Das Sattelzeug ist geputzt und verräumt, das Geschirr in der Spülmaschine, Kind ist wieder wach und topfit. Das wird ein langer Abend. Gut, dass so ein toller Tag einem einen ordentlichen Schub Extra-Energie verschafft 🙂

Die Bastelanleitung für die Ruck-Zuck-Packtasche:

Als Ausgangsmaterial habe ich drei Tragetaschen verwendet, zwei im Quer- und eine im Hochformat. Wichtig ist, dass sie einen Boden haben und nicht ganz flach sind. Die Farbgestaltung ist natürlich Geschmackssache, ich habe das genommen, was ich gerade da hatte.
An der gestrichelten Linie werden die Taschen zusammengenäht und es werden 4 Klettbänder aufgenäht.
Von hinten (also die Seite, die später zum Pferdepopo zeigt).
Von Vorne: hier werden die Befestigungsbändchen für den Longiergurt angenäht. Ich habe dafür unter Anderem die abgeschnittenen Tragegriffe von den Taschen verwendet, es geht aber alles, was sich gut nähen und knoten lässt. Die Anzahl und Abstände entsprechen den Ringen am Longiergurt. Bei mir waren es deutlich mehr Bändchen, als auf dem Bild gezeichnet sind.
So sieht es am Pferd aus (wie gesagt, die Farben habe ich mir jetzt nicht direkt so ausgesucht…). Die zwei Tragegriffe der seitlichen Taschen haben wir zur Stabilisierung verknotet und dann den „Deckel“, also den oberen Teil der mittleren Tasche, darüber geklappt und mit dem Klett geschlossen.

Kinder und Pferde sind wohlbehalten und ohne Verletzungen oder Druckstellen nach Hause gekommen. Trotzdem muss natürlich jeder selbst entscheiden, ob er sein Kind auf ein Pferd setzen möchte und ob und wie er seinem Pferd Taschen auf den Rücken schnallt. Soll heißen: das hier beschriebene hat für uns und unsere Zwecke gut funktioniert, aber ich übernehme keine Gewähr, wenn jemand es nachmacht und irgendwas passiert!

In der Verbandszeitschrift der VFD „Pferd & Freizeit“ habe ich den nachfolgenden Artikel „Sinnvolle Ausrüstung für das Horse-Hiking“ von Tina Boche entdeckt, der sehr schön zu meinem kleinen Erfahrungsbericht passt und ihn perfekt ergänzt. Ich freue mich sehr, den Artikel mit freundlicher Genehmigung der VFD Bayern (http://www.vfd-bayern.de/) hier anfügen zu dürfen.

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