Mit Teamwork zum Erfolg - Wie Vorreiterin Diana Pares-Selders und Para-Reiter Michail Kalarakis zusammenarbeiten

Foto: Diana Pares-Selders bereitet für Michail Kalarakis das Pferd vor - Fotograf: reitsport-hellmann.de

Foto: Diana Pares-Selders bereitet für Michail Kalarakis das Pferd vor - Fotograf: reitsport-hellmann.de

Er kennt sein Pferd Eros CS erst seit circa zwei Monaten und ritt nun in seiner ersten Prüfung bei den FEI Europameisterschaften in Dressur und Para-Dressur in Riesenbeck zu fast 70 Prozent und damit zum besten Ergebnis seiner bisherigen Karriere im internationalen Para-Dressursport: der WM-Teilnehmer aus 2022, Michail Kalarakis aus Griechenland, setzt für  auf das Zusammenspiel aus Trainern und einer Vorreiterin. Das sind seine Trainerin in Griechenland, Marianna Grammatikaki, sein deutscher Trainer Volker Eubel und seine Vorreiterin Diana Pares-Selders. Der erst siebenjährige spanisch gezogene Wallach Eros CS wird vor allem von Diana Pares-Selders geritten. „Vorreiterin“ sagt man deshalb, weil sie das Pferd nicht nur zuhause viel reitet und ausbildet, sondern stets auch bis 15 Minuten vor Prüfungsbeginn für Michail Kalarakis vorbereitet. Vorreiter sind bei Para-Reitern mit den Grades I, II und III erlaubt.

 

Der Rappwallach Eros CS hat sein Zuhause in einem Dressurstall im Süden von Köln. Dorthin zieht es den 26-jährigen Griechen vor allem in der Turniersaison häufig zum Training, denn wohnhaft ist er nach wie vor in seinem Heimatland im Süden Europas. Über die Wintermonate liegt die Bewegung und Ausbildung im Grunde vollständig bei Diana Pares-Selders. Sie unterscheidet sich auf der einen Seite deutlich, in manchen Bereichen aber auch gar nicht von der Ausbildung eines Dressurpferdes für den Regelsport. Diana Pares-Selders erklärt: „Die Pferde werden von uns geritten und vorbereitet wie jedes andere Dressurpferd bei uns im Stall. Die Pferde der Para-Dressurreiter werden von uns ganz normal trainiert. Zusätzlich werden sie für den jeweiligen Para-Dressurreiter sozusagen ‚eingestellt‘. Sie müssen fein an den Hilfen stehen, und sie müssen wissen, wie sie sich tragen müssen.“ Letzteres sei eine Übungssache, erklärt die 41-Jährige. Im Para-Dressursport müssen die Pferde beispielsweise nicht wie aus dem Regelsport bekannt den Hals dehnen im Mittelschritt. Stattdessen sei bei den Para-Dressurreitern gewünscht, dass die Pferde auch in dieser Lektion in Aufrichtung gehen, aber dabei fleißig überfußen. „In den Phasen, wo Michail nicht häufig zum Training ist, wird Eros CS von uns dennoch nach klassischen Grundsätzen ausgebildet“, berichtet Pares-Selders. Erst dadurch bilde Eros CS schließlich die Muskulatur an den richtigen Stellen seines Körpers aus, damit er in der Prüfung unter Michail überhaupt korrekt in Aufrichtung geritten werden kann.

 

Ist Michael Kalarakis zum Training da, entscheiden Vorreiterin Diana Pares-Selders und Trainer Volker Eubel immer mit Blick auf das mit sieben Jahren ja noch junge Pferd, wie sie den Tag gestalten. „Zuhause machen wir es zum Beispiel so, dass Eros CS gar immer unbedingt eine Stunde am Stück läuft, also mit einer halben Stunde Warmreiten durch mich und dann einer halben Stunde Training für Michail. Das ist sehr lang für das Pferd. Deshalb gestalte ich den Trainingstag häufig so, dass ich das Pferd morgens eine halbe Stunde reite und dann am Nachmittag nur nochmal fünf Minuten, bevor Michail aufsteigt. Die Pferde haben mit den Para-Dressurreitern, weil diese häufig nicht so präzise Hilfen geben, große Anforderungen an ihre Konzentration.“ Neben der feinnervigen Kommunikation mit Para-Reiter Michail legt die 42-Jährige also auch großen Wert darauf, dass das junge Pferd nicht überfordert wird und motiviert ist, sein Bestes zu geben.

 

Neben dem Training mit dem Pferd kommt Diana Pares-Selders in der Zusammenarbeit mit dem griechischen Para-Dressurreiter noch mehr Funktionen zu. In Riesenbeck übernimmt sie auch den Job des Pflegers, kümmert sich rund um die Uhr um den siebenjährigen Wallach und bereitet ihn auch inklusive Satteln und Trensen selbst für die Prüfungen vor. Psychisch versucht sie, die Routinen vom Heimtraining für Michail auf dem Turnier genauso beizubehalten. „Wir versuchen, ihn zu unterstützen, indem wir ihm sagen: Wir machen das hier genauso wie wir zuhause arbeiten, damit der Ablauf immer gleich ist und er sich da immer wieder reinfinden kann. Das ist das, was wir größtenteils tun können, neben viel Zusprache, aufbauenden und motivierenden Worten.“ Das Pferd soll sich für Michail so anfühlen wie im Heimatstall, sagt Pares-Selders. Deshalb sei es bei dem jungen Alter seines Wallachs Eros CS auch wichtig, dem Pferd durch häufige Spaziergänge die Umgebung so vertraut wie möglich zu machen.

 

Diana Pares-Selders erfüllt ihr Job als Vorreiterin für Michail Kalarakis: „Es ist total schön zu sehen, dass man einem dem Reiter mit unserer Unterstützung so viel Freude im Para-Dressursport bereiten kann, wenn es dann klappt und man sich weiterentwickelt. Es geht nicht ums Gewinnen, gerade bei ihm jetzt, der mehr oder weniger als Newcomer gilt, einfach weiterzukommen und zu sehen: die Punkte werden mehr, es wird immer stabiler, das ist einfach ein tolles Gefühl, das so mit dem Reiter erleben zu können.“ Das Ziel für den Grand Prix B in Grade I sei für den Griechen am Donnerstag daher, nochmal einen so guten Ritt zeigen zu können wie am Dienstag.

 

Zitate aus der Pressekonferenz der Gewinner in den fünf Para-Einzelwertungen

Tobias Thorning Joergensen (Grade III), wie er sich beim Reiten fühlt:

Das Reiten ist für mich super für meine Muskeln und für meinen Körper, und auch für meine Seele. Wenn ich auf dem Pferd sitze, fühle ich mich ganz normal. Ich habe dann vier Beine und kann schnell rennen.

 

Heidemarie Dresing (Grade II), wie es sich anfühlt, zum ersten Mal eine EM-Medaille zu gewinnen:

 

Ich habe nie geschafft eine Medaille zu bekommen. Und ich war immer vierte, was ja auch nicht ganz schlecht ist, aber man ich bin 68 mittlerweile und irgendwann muss man ja auch mal eine Medaille bekommen. Und dass es jetzt Gold wurde. Es ist ein Traum wahr geworden.

 

Ich konnte ihn wirklich nicht daran hindern zu gewinnen.

 

Rihards Snikus (LAT), Grade I über den Moment, als er auf dem Podium stand:
„Es beweist einmal mehr, dass Lettland ein kleines aber starkes Land ist in Bezug auf Sport. Unsere Hockey- und Basketball-Teams zeigen tolle Leistungen dieses Jahr. Kristaps Neretnieks startet für mich ebenfalls brilliant und für mich persönlich ist dieser großartige Sieg eine große Befriedigung dafür, dass ich mich auch selbst als ein großartiger Reiter mit einem brillianten Pferd präsentieren kann.“

 

Demi Haerkens (NED), Grade IV, über ihr Pferd EHL Daula N.O.P.:

 

"Ich habe sie vor einem Jahr kennengelernt, (...) und ich sah sie zum ersten Mal und wusste: Das ist das Pferd, das ich gesucht habe. Sie ist sensibel, aber auch sehr gut im Alter und hört sehr gut zu." 

 

Michèle George (BEL), Grade V, sagt über ihr Pferd Best of 8: "Ich war lange auf der Suche nach dem perfekten Pferd für mich, und dann kam Isabell Werth und fragte: 'Warum nicht mal dieses?' Und siehe da, jetzt ist sie da!"

 

 

Ergebnisse Mittwoch Para-Dressur:

 

FEI Para Dressage European Championship – Individual Grade IV

 

  1. Demi Haerkens (NED), EHL Daula N.O.P. 77.556%
  2. Sanne Voets (NED), Demantur RS2 N.O.P. 75.916%
  3. Katharina Sollenburg (BEL), Manon Claeys 73.444%

 

FEI Para Dressage European Championship – Individual Grade V

 

  1. Michèle George (BEL), Best of 8 76.308%
  2. Frank Hosmar (NED), Alphaville N.O.P. 76.000%

Regine Mispelkamp (GER), Highlander Delight’s 74.205%

 

PM

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