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Kirchenaustritt nur für FrühaufsteherInnen

Im Bundesland Bremen ist der Kirchenaustritt nicht nur bei den staatlichen Standesämtern, sondern auch bei den Kirchen direkt möglich. Allerdings bei beiden Einrichtungen nur mit Termin. Für einen Termin beim Standesamt Bremen Mitte bedarf es eines Weckers. Kurz nach Mitternacht, immer Montags, werden in der Regel 40 Termine auf der Webseite des Standesamtes eingestellt. Morgens um kurz nach Acht sind diese vergeben und die Austrittswilligen werden unmittelbar noch dem letzten vergebenen Termin zur evangelischen Kirche weitergeleitet. Die dortigen 30 freien Termine sind auch nach kurzer Zeit weg. Also bieten beide zusammen ca. 3500 Menschen pro Jahr das Angebot zum Austritt.

Diese 70 wöchentlich angebotenen Austrittstermine werden noch ergänzt um die bei der katholischen Kirche und dem Standesamt Bremen Nord, bei letzterem muss eine Anfrage per Email verschickt werden.

Im Jahre 2022 traten in der Stadt Bremen bei der katholischen Kirche ca. 1200 und bei der evangelischen Kirche ca. 3000 Menschen aus. Nach aktuellen Umfragen wollen ca. 25 Prozent der Kirchenmitglieder diese verlassen. In Bremen wären dies ca. 50 000 Menschen. Können sie aber nicht, denn die Kapazitäten sind begrenzt, da nur durch persönliches Erscheinen, gemäß § 10 des bremischen Kirchensteuergesetzes, ist der Austritt zu vollziehen.

Selbst von den technisch möglichen Terminen auf dem Server des Standesamt von wöchentlich 72, sind schon bei der Einstellung um Mitternacht nur noch 40 frei. Ganz offensichtlich greift der Staat mit dem Standesamt in die Religionsfreiheit ein, in dem er die Zahl der möglichen Austritte reduziert.

Die Lösung wäre ganz einfach: Kirchenaustritt durch Einschreiben oder elektronisch.