Komma zwischen Hauptsätzen oder nicht?

Komma

Wir haben uns hier bereits mit der Kommasetzung bei eingeschobenen Nebensätzen beschäftigt. Wie sieht es aber bei der Verbindung von selbstständigen Hauptsätzen aus: Steht nun ein Komma zwischen Hauptsätzen oder nicht? Es kommt unter anderem auf die Länge an.

Einer der häufigsten Kommafehler ist der, dass das Ende von eingeschobenen Nebensätzen nicht korrekt durch ein Komma abgetrennt wird. Es gibt aber auch den Fall, dass zwei vollständige Hauptsätze aufeinander folgen, die man sozusagen in einen Satz packt. Steht nun ein Komma zwischen Hauptsätzen?

Das Komma zwischen Hauptsätzen

Ein Satz ist dadurch definiert, dass er ein gebeugtes Verb und ein Subjekt enthält. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, denn es gibt auch Sätze, die ohne Subjekt auskommen. Hierzu gleich mehr.

Üblicherweise trennt man Sätze durch Schlusspunkte. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen man sie gern verbinden möchte, beispielsweise durch ein Komma. Die allgemeine Regel für die Kommasetzung zwischen Hauptsätzen lautet: Folgen die Sätze direkt aufeinander, so setzt man ein Komma; steht eine Konjunktion wie „oder“, „und“ oder „sowie“ dazwischen, kann hier ein Komma stehen, muss aber nicht. Üblicherweise wird es weggelassen, ebenso bei paarigen Konjunktionen wie „sowohl […] als auch“ und „weder […] noch“.

Elliptische Sätze

Caesar-Altes-Museum-Berlin
Er kam, sah und siegte. (Louis le Grand/ Wikimedia Commons)
Zunächst ein Einschub: Elliptische Sätze sind Sätze, denen ein Satzglied fehlt. Sie können entweder Haupt- oder Nebensatz sein. Als Beispiel für einen solchen wird gern

Er kam, sah und siegte.

zitiert, im Original übrigens Veni, vidi, vici, also „Ich kam, ich sah, ich siegte“ von Gaius Julius Caesar (und eine Übersetzung aus dem Griechischen!).

Eigentlich liegen hier drei Sätze vor, denn wir haben drei gebeugte Verben. Bei den letzten beiden („sah und siegte“) handelt es sich um elliptische Hauptsätze, denen jeweils das Subjekt („er“) fehlt. Ein Komma vor dem „und“ zu setzen, ist nicht nur hier und zudem bei solcher Kürze absolut unnötig.

Komma zwischen Hauptsätzen: ja oder nein?

Zurück zur Frage der Kommasetzung zwischen selbstständigen Hauptsätzen. Würden wir den Satz nun erweitern, etwa

Er kam, er sah, und er ging wieder fort.

käme die anfangs genannte Regel zur Anwendung, nach der sich der ganze Satz auch mit einem Komma schreiben ließe, aber nicht muss. Da er jedoch auch ohne das Komma gut lesbar ist, empfehle ich hier, es wegzulassen. Hieße der Satz

Er kam, sah und ging wieder fort.

wäre ein Komma überflüssig, das es sich um elliptische Teilsätze handelt.

Nehmen wir nun einmal einen noch längeres Beispiel für einen verbundenen Satz:

Ich stand auf und setzte mich nach dem Frühstück an den Computer.

Der erste Teil („Ich stand auf“) ist ein Hauptsatz, der zweite („setzte mich nach dem Frühstück an den Computer“) ein elliptischer Hauptsatz, dem das Subjekt („ich“) fehlt. Auch dieses Beispiel ist ohne Komma gut lesbar, zudem empfiehlt der Duden, es bei einem elliptischen Teilsatz – und um einen solchen handelt es sich hier auch – wegzulassen.

Hier käme die Kann-Regel zum Einsatz:

Während meines Frühstücks stand die Sonne bereits hoch am Himmel, und ich wechselte danach gut gelaunt vom Küchentisch an meinen Computer.

Hätte ich die beiden Hauptsätze z. B. mit „als“ verbunden, wäre ein Komma obligatorisch!

Zusammenfassung

Die Beantwortung der Frage, ob nun ein Komma zwischen vollständigen Hauptsätzen steht oder nicht, richtet sich in der Regel nach der Länge der einzelnen Sätze, der Frage, ob es sich um elliptische Teilsätze handelt, und der Lesbarkeit. Verbindet man Sätze mit Konjunktionen wie „oder“, „und“, „sowie“ oder mit Konjunktionenpaaren wie „sowohl […] als auch“ oder „weder […] noch“, bleibt das Komma weg, ebenso bei elliptischen Teilsätzen. Je länger und je unübersichtlicher aber die verbundenen Hauptsätze sind, desto mehr rate ich zur Kommasetzung.

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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