Kolumne „Meine Bayern“ : Mit diesem Transfer kann Bayern Real erschüttern

Der neue starke Mann beim FC Bayern: Max Eberl

Der neue starke Mann beim FC Bayern: Max Eberl

Foto: Nadine Rupp/Sport Bild

„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.

Liebe Bayern-Fans,

noch siebenmal schlafen – dann könnt Ihr das Spiel der Spiele sehen. Bayern München gegen Real Madrid – und eine Woche später schon Real Madrid gegen Bayern München, die Entscheidung im Halbfinale der Champions League – was Größeres gibt’s nicht! Wie oft schon bin ich vor Ehrfurcht erstarrt, wenn vor dem Bernabeu-Stadion auf der achtspurigen Castellana stolze Polizisten auf noch stolzeren Schimmeln quer über diese Hauptstraße ritten und den Verkehr lahmlegten, weil der Mannschaftsbus der Bayern und der Bus von Real Madrid vorfuhren.

Auch diesmal wird es wieder einen Aufschrei geben – lauter als bei einem Tor –, werden tausende von Menschen mit ihren Schals und Fahnen winken. Und dann urplötzlich wird es mucksmäuschenstill, weil alle glauben, Götter säßen hinter den verdunkelten Fenstern und könnten sie verzaubern. Was ja bei aller Übertreibung so falsch ja nicht ist.

Ich hatte das Glück, das immer wieder zu erleben. Seit 1973 und 1974, als Günter Netzer und Paul Breitner als erste von zehn Deutschen (Paul Breitner, Bodo Illgner, Sami Khedira, Toni Kroos, Christoph Metzelder, Günter Netzer, Mesut Özil, Antonio Rüdiger, Bernd Schuster, Uli Stielike, dazu aus der Bundesliga der Ösi David Alaba und die Türken Hamit Altintop, Nuri Sahin) das schneeweiße, königliche Trikot tragen durften.

Bayern München wirkt wie ein Magnet auf die Madrilenen. So als wäre in den Lostrommeln der UEFA etwas versteckt, so als seien sie manipuliert. 26-mal trafen die beiden Giganten aufeinander. Fast genauso oft in Freundschaftsspielen rund um die Welt. Audi-Cup, Beckenbauer-Cup. Oder Bernabeu-Cup, den die Spanier vor der Saison genauso ernst nahmen, wenn nicht sogar ernster als die europäischen Wettbewerbe.

Es gibt Dutzende von unglaublichen Geschichten. Viel unterhaltsamer als unnützer Statistik-Kram, wonach Bayern mit dem unglaublichen Torverhältnis von 42:42, bei zwölf Siegen, drei Unentschieden und elf Niederlagen hauchdünn führt. Welch Herausforderung für Harry Kane, Gerd Müller mit drei Champions-League-Toren gegen Real Madrid einzuholen, sich die Real-Tor-Krone aufzusetzen

Eine Hauptrolle spielt wieder mal Uli Hoeneß, der Bayern-Patron. Er darf sich zu recht dafür feiern lassen, dass er 2005 nicht nur Borussia Dortmund in höchster finanzieller Not mit einem Benefizspiel vor der Pleite rettete, sondern auch Real Madrid.

Überhaupt spielt Hoeneß in fast allen Real-Anekdoten eine Rolle. Insider des europäischen Fußballs behaupten, es gäbe angeblich nur zwei Menschen auf der Welt, die der dreifache Milliardär und Real-Präsident Florentino Perez, ein Bauunternehmer, neben sich voll und ganz respektiert – das sind Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, Bayerns zweiten Patron. Und mit Abstrichen seinen Trainer Carlo Ancelotti. Den er jedoch schon einmal rausgeworfen hat (2015) – wie die Bayern übrigens auch (2017).

Ancelotti zurück zu Bayern, das wäre die Schlagzeile, die Real vor den beiden Duellen erschüttern könnte (Mensch Uli, Mensch Karl-Heinz, das wär doch was …). Mit einem verlockenden Angebot, vorgetragen in Rummenigges perfektem Italienisch – das könnte Real zum Wanken bringen. Und es würde sich dann auch fügen: Zinédine Zidane zurück zu Real (zu Bayern passt er irgendwie nicht, mit Real hat er dreimal den Henkelpott geholt), Ancelotti zurück nach München. Diesmal würden sie Mr. Kaugummi alles verzeihen. Auch wenn einer seiner Co-Trainer auf dem Platz raucht. Auch wenn Sohn Davide wieder Co-Trainer wird. „Das ist doch schön, wenn alles in der Familie bleibt“, hat mir Ancelotti gesagt.

Ich könnte mehrere Bücher vollschreiben mit den verrücktesten Storys zwischen Bayern und Real. Auch mit den wildesten Schlägereien, u.a. als Gerd Müller 1976 in Madrid nach dem Schlusspfiff von einem Jugendlichen k.o. geschlagen wurde und ihn Sepp Maier in den Schwitzkasten nahm. Oder als Juanito 1987 dem liegenden Lothar Matthäus in München auf den Hals trat, was er zum Glück überlebte.

Ich will mich hier auf zwei Vorkommnisse beschränken: Vor mir liegt ein Spielbericht: 1:0 Hoeneß, 2:0 Hoeneß, 3:0 Breitner, 4:0 Niedermayer, 5:0 Rummenigge, 6:0 Kraus, 7:0 Hoeneß,7:1 Cunningham, 8:1 Rummenigge, 9:1 Rautiainen.

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Nein, das ist kein Scherz. Es handelt sich um die höchste Niederlage in der Vereinsgeschichte von Real Madrid vom 5. August 1980 im Münchner Olympiastadion. Die drei Hoeneß-Tore gehen an Ulis Bruder, den Torjäger Dieter. Der Bayern-Manager Uli Hoeneß dagegen finanzierte für die Madrilenen die Flüge und die Hotelkosten plus 100.000 Mark Antrittsgeld. Die Spanier waren nach der langen Sommerpause arm wie eine Kirchenmaus, konnten die Gehälter nicht mehr bezahlen. Dennoch schimpfen sie die Bayern seitdem „Bestia Negra“, die schwarze Bestie. „Sie sind wie ein Orkan über uns weggefegt“, klagte der Deutsche Uli Stielike, damals der Star der Königlichen.

Drei Wochen später reisten die Bayern zum Bernabeu-Turnier. Ohne großen Bock auf wertlose Siege. Trainer Pal Csernai hatte fast alle Spieler eingeweiht, eine Niederlage im Halbfinale gegen Tiflis wäre recht, damit man sich im Finale gegen Real nicht aufreibt, denn die Spanier hatten sich Rache geschworen für das 1:9. Alle hatten aufgepasst, nur Torwart Manni Müller nicht. Der wollte mit einer Gala im Bernabeu-Stadion seinem Rivalen, den Sepp-Maier-Nachfolger Walter Junghans verdrängen, hielt wie Manuel Neuer, Oliver Kahn und Sepp Maier in besten Zeiten, Bayern gewann das Elfmeterschießen. Auch im Finale gegen Real Madrid siegten sie nach Elfmeterschießen, obwohl aus der berüchtigten „Curva Sud“ alle Südfrüchte flogen, die in Spanien so angebaut werden. Auch ein Messer war dabei, gottlob ohne Folgen. Als es der kleine, blonde Calle del Haye, Wirbelwind auf dem rechten Flügel, wagte, eine Klopapierrolle aus dem Strafraum zu entsorgen, sah er Rot.

Und dann bekamen die Bayern, wie zur Strafe, diesen riesengroßen Bernabeu-Cup überreicht. Es brauchte die volle Kraft von vier Spielern, um ihn vom Platz zu schleppen. Vor dem Heimflug musste er zerlegt werden, damit er in den Flieger passte. Und dann gammelte er ein paar Jahre im Keller an der Säbener Straße herum, bis ihn ein spanischer Journalist dort entdeckte. Was einen Aufruhr in Madrid zur Folge hatte, weil die Bayern dieses wertvolle Silber-Stück missachteten. Daraufhin stand es viele Jahre zwischen den Büroeingängen von Rummenigge und Hoeneß. Wie ein Heiligtum. Es gab sogar eine Angestellte, die nur dafür da war, ihn täglich zu polieren. Da waren sie wieder versöhnt, die Madrilenen.

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Tja, es wird auch diesmal viel Aufregung geben. Der Wechsel von Toni Kroos 2014 von München nach Madrid liefert immer noch reichlich Stoff für Zoff. Alphonso Davies soll ja der nächste sein, der von Bayern zu Real wechselt. Vielleicht lassen sie den Kanadier nach dem Rückspiel gleich dort. Und nehmen dafür Carlo Ancelotti als neuen Trainer mit…

Damit es diesmal für Bayern nicht in der Katastrophe endet, sei Manuel Neuer und Co. ein Blick auf das gigantische Mosaik in der „Curva Sud“ empfohlen, auf dem in einem spanisch-italienischen Mix steht: „Noventa minuti en el Bernabeu son molto longos.“ „90 Minuten im Bernabeu sind sehr lang.“ Weil die Schiedsrichter gerne über 100 Minuten spielen lassen, bis Real gewinnt.

Der eigentliche Held wird die beiden Spiele am Fernseher verfolgen. Der große Trainer Jupp Heynckes (78) hat das Kunststück vollbracht, die Champions League mit beiden Klubs zu gewinnen. 1998 mit Real Madrid nach 32 Jahren Pause, 2013 mit den Bayern, wo er viermal Trainer war. Alle wünschen Dir gute Gesundheit, lieber Jupp.

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