Im Vulkan von Deception Island (2) – Whalers Bay

Nach zwei Nächten vor Anker in der Telefon Bay fuhren wir zunächst zur benachbarten Pendulum Cove (über 50°C heiße Quellen, zerstörte Chilenische Station), doch der nicht haltende Anker verhinderte den geplanten Zwischenstopp.

Pendulum Cove

Daher fuhren wir direkt weiter in die südliche Whalers Bay, Schauplatz eines eher dunklen Kapitels der Geschichte. Von 1911 bis 1931 betrieb die Hector Whaling Company hier die südlichste Trankocherei der Welt. Wale wurden nicht zu Dutzenden, sondern Tausenden(!!!) herangebracht und Ihrer Fettschicht (Blubber) beraubt. Den überwiegenden, ungenutzten Rest der Kadaver ließ man zum Verrotten im Krater treiben. Heute zeugen noch Reste der Maschinen, Öfen und Tanks von diesen traurigen Zeiten.

Natürlich ist Whalers Bay heute ein Pflichtbesuch nahezu aller Antarktis-Reisender. Also wollten auch wir hier für einen Landgang ankern. Die Betonung liegt auf dem Konjunktiv. Der Grund fällt steil ab und die wenigen etwas flacheren Bereiche halten schlecht. Nach drei vergeblichen Ankerversuchen waren wir drauf und und dran uns eine andere Ecke im Krater zu suchen. Nun gut, einen letzten Versuch etwas weiter entfernt noch… zwar nur mit halben Schwojkreis nach Südost (im Westen wurde es sehr schnell flach), doch das war bei dem angesagten Wind in Ordnung. Hurra!!! Der Anker hielt. Auf 5m Wassertiefe steckten wir zunächst 60m, mit zunehmendem Wind am späteren Abend dann sogar 80m Kette. In der Ostsee absolut lächerlich, hier durchaus sinnvoll… der Wind kam schon wieder mit über 40kn um die Ecke.

Nach windiger Nacht kam am nächsten Morgen dann auch die Sarah W. Vorwerk in die Bucht. Dadurch waren wir bei unserem Landgang zwar nicht ganz alleine, bei so netter Gesellschaft ist das aber absolut kein Problem. Wir durchstreiften die alte Station, begutachteten die verfallenden Häuser und sonstigen Überbleibsel, …

… überquerten breite Schmelzwasserbäche und wanderten vorbei an dösenden Pelzrobben, verfallenden Bootsresten und spärlichen Walknochen durch die Bucht zu „Neptuns Fenster“.

Von diesem kleinen Sattel in den umgebenden Felsen biete sich ein grandioser Ausblick über die Bransfield Strait bis zu den schneebedeckten Bergen der Antarktischen Halbinsel.

Bemerkenswert war auch, wie fast schon pedantisch sich die Kinder an die im Vorfeld besprochenen Verhaltensregeln hielten. Insbesondere Maila legte allergrößten Wert darauf, den Pelzrobben nicht zu nahe zu kommen und ihnen auch ja nicht den Weg zum Wasser abzuschneiden. Das führte zwar zu einigen Umwegen, diese wurden von uns allen jedoch gerne in Kauf genommen. Von solch vorbildlichem Verhalten unserer Jüngsten kann sich so mancher Antarktis-Kreuzfahrer eine dicke Scheibe abschneiden!

Auf dem Rückweg zur Samai legten wir dann noch einen Zwischenstopp bei der Sarah ein, wo Henk uns auf ein Bierchen und nettes Gespräch einlud. Es war schon ein besonderes Gefühl, nach 12 Jahren wieder in der Messe dieses Schiffes zu sitzen und mit dem Skipper zu plauschen. Wir sollten uns in den nächsten Tagen noch öfters sehen.

Vor uns lag ein langer Schlag nach Süden. Nicht, dass wir gleich zu Beginn Meilen fressen wollten, aber gute Ankerplätze sind hier halt eher rar gesät und ungleichmäßig verteilt. Eine Ankunft bei Tageslicht ist Pflicht, so dass wir wir am frühen Nachmittag starteten. Damit taten wir natürlich gleich zu Beginn genau das, was man hier eigentlich vermeiden sollte: Nachtfahrt in der Antarktis.

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