Weniger Automaten, mehr Steckdosen – Neuer Trend im Regionalverkehr?
Beim Sonntagsausflug ins Berliner Umland stelle ich fest, dass ich für die Rückfahrt nicht wie gewohnt eine Fahrkarte am Automaten lösen kann. Es gibt nämlich keinen Automaten. Das hatte ich zuletzt irgendwo in einem Rheindorf erlebt, aber zugegeben, in die meisten kleinen Orte Brandenburgs fahre ich trotz Bahnanschluss auch nicht mit dem Zug.
Und es ist ja schon nachvollziehbar, warum der Haltepunkt Hangelsberg östlich von Berlin, der vor 175 Jahren als Bahnhof in Betrieb genommen wurde, anscheinend den Aufwand für einen Fahrkartenautomaten nicht lohnt.
Mich betrifft das nun nicht, ich kann das Ticket für die halbstündige Fahrt nach Berlin auch mit der DB-App auf meinem Smartphone buchen – inzwischen sind ja auch etliche Verkehrsverbünde wie der Verkehrsverbund Berlin/Brandenburg im DB Navigator aufrufbar. (Aber natürlich auch im Jahr 2017 nicht alle.)
Aber wenn ich gar kein Smartphone habe?
Nun ist die Formulierung Wenden Sie sich sofort an unseren Kundenbetreuer interpretationsfähig, wie eine schnelle Internet-Suche zeigt: Muss ich mich auf die Suche nach diesem Kundenbetreuer im Zug machen, sonst fahre ich schwarz? Oder darf ich warten, bis er zur Kontrolle vorbeikommt?
Unabhängig von dieser Frage drängt sich die Vermutung auf, dass die Deutsche Bahn gerne mal die teuren, vandalismusgefährdeten Automaten einspart. In Bayern wurden vor zwei Jahren etliche unter Pendlerprotest abgebaut, und die Begründung der Bahn war recht eindeutig: „Die
Bayerische Regio Bahn hätte nur weiter die Kosten für die Automaten an
die DB Vertrieb zahlen müssen, dann hätte man über einen Abbau gar nicht
geredet.“
Vielleicht gibt es sie außerhalb der Städte bald gar nicht mehr, diese Automaten, die nach dem flächendeckenden Abbau der Zigarettenautomaten manchmal das letzte verbliebene Stück Infrastruktur an einem solchen Haltepunkt sind. (Wo es sie noch gibt, kann man postleitzahlengenau hier nachgucken.) Und alle buchen ihre Tickets zuhause online oder, eher, direkt am Bahnhof, äh, Haltepunkt mit dem Smartphone.
Dafür haben seit meiner letzten Fahrt mit der Regionalbahn in Brandenburg die Steckdosen im Zug rapide zugenommen. Vor einigen Jahren gab es sie nur in der 1. Klasse. Heute finde ich sie im oberen Stockwerk der Doppelstockwagen 2. Klasse an jeder Sitzreihe.
Vielleicht, der Gedanke liegt ja gar nicht so fern, weil die private Konkurrenz das vorgemacht hat. Die Steckdose im Zug, sie wird langsam zum Standard! Allerdings abhängig vom Zugtyp, verlassen kann man sich darauf noch nicht wirklich. Und dass es im dünn besiedelten, waldreichen Brandenburg weite Strecken praktisch ohne Mobilfunknetz gibt – daran ändert das auch nichts.