„Mein Crystaldealer berichtet…“: Michel Fischer wurde zum Jahreswechsel beim Tierheim Weimar abgegeben

Aus der Rubrik „Mein Crystaldealer berichtet“: Das Tierheim in Weimar freut sich über Zuwachs. Zum Jahreswechsel wurde erstmals ein Pinguin in die Obhut der Heimverwaltung gegeben. Der flugunfähige, aber sprechende Seevogel aus Tannroda stand bereits am Nachmittag strahlend vor den Toren der städtischen Einrichtung zum CheckIn und ein Pfeil an seinem Kopfschmuck wies Michel Fischer den richtigen Weg zu seinen neuen Spielgefährten, die auf Namen wie Jacky, Spike und Balu hören. FischiDer Pinguin sollte bereits Anfang Dezember 2015 nach Sachsen übergeben werden, doch dagegen sträubte sich das Ordnungsamt der Stadt Leipzig. Am 12. Dezember 2015 waren drei Neonazi-Aufmärsche in der Stadt geplant, die dann zu einem zusammengelegt wurden. Der „Die Rechte“-Funktionär Alexander Kurth meldete zuerst den gefiederten Kameraden Fischer aus Thüringen als Versammlungsleiter für die Demonstration an, schließlich hatte der schon öfter das Rudel angeführt und für Ordnung gesorgt. Die Leipziger Behörde überprüfte anhand des Führungszeugnisses von Fischer, wie sich dieser in seinem bisherigen Lebensraum verhielt. Dabei stieß sie auf mehrere Verurteilungen in den letzten Jahren:

– 27.03.2013 Amtsgericht Weimar Beihilfe zur vorsätzlichen Körperverletzung 600€ Geldstrafe
– 03.09.2013 Amtsgericht Wolfsburg Volksverhetzung 300 € Geldstrafe
– 28.11.2013 Amtsgericht Weimar Sachbeschädigung in zwei Fällen 450€ Geldstrafe
– 13.11.2014 Amtsgericht Hamburg – St. Georg Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung 600 € Geldstrafe
– 12.02.2015 Landgericht Erfurt Gefährliche Körperverletzung, Freiheitsstrafe von 9 Monaten auf 3 Jahre Bewährung
– sowie ein Strafbefehl dessen Rechtskraft Ende 2015 noch nicht sicher war: Amtsgericht Hamburg-Harburg, Verstoß gegen das Uniformierungsverbot 1440€ Geldstrafe, Fischer hatte sich m 26.07.2014 in Hamburg mit mehreren Personen getroffen, die das gleiche T-Shirt „Weiße Wölfe Terrorcrew“ trugen

Schon wieder kein(e) Versammlungsleiter

Schon wieder kein(e) Versammlungsleiter

Bekanntermaßen setzen Pinguine auch schon mal Schnabel und Flossen bei gewalttätigen Übergriffen ein. Dabei ist Michel Fischer auch gemeinsam mit seinem Vatertier zugange, wie zwei Tierdokumentionen aus Bad Nenndorf und Jena zeigen. Bereits am 1. Mai 2012 musste in Weimar eine Neonazi-Demo aufgelöst werden, weil Fischer damals noch als Jungtier gegen Auflagen verstieß, jedoch zur selben Zeit Versammlungsleiter war. 2013 sprach ihm die Stadt Erfurt ab, fähig zu sein, die Neonazi-Demo Freier Kräfte am 1. Mai desselben Jahres leiten zu können. Auch am 7. Februar 2015 musste Fischer als Anmelder des jährlichen Trauermarsches in Weimar seinen Posten räumen (Video), weil ihn die Versammlungsbehörde der Stadt Weimar als Leiter ablehnte. Mit Bescheid vom 9. Dezember 2015 teilte daher auch das Ordnungsamt der Stadt Leipzig mit: „Um die Versammlung am 12.12.2015 störungsfrei und ohne vermeidbare Gefährdungen für die öffentliche Sicherheit und Ordnung durchführen zu können, ist auch die Kompetenz und Durchsetzungskraft gefordert. (…) Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass eine zuverlässige und geeignete Person als Leiter eingesetzt wird. Diesem Anspruch genügt Herr Fischer nicht. Die vorliegenden Verurteilungen weisen zudem starke versammlungsrechtliche Bezüge auf und sprechen für die latent vorhandene Gewaltbereitschaft des Herrn Fischer, die offensichtlich jederzeit in Gewalt umschlagen kann“.

Wegen der extremen klimatischen Bedingungen in Thüringen überwintert Fischer die kommenden Wochen im Weimarer Tierheim und wird die Zeit nutzen, um in sich zu gehen. Für ihn ist dabei gut gesorgt. Wie ein Foto bei der Ankunft von Fischer am Heimtor zeigt, hat er sogar selber Essen für seinen ersten Tag mitgebracht. Für den Pinguin ist es gleichzeitig auch ein Probelauf, denn wenn er seine Aktivitäten wie im Vorjahr fortsetzt könnte er 2016 endlich Anspruch auf das „große Gehege“ in Tonna oder in Suhl-Goldlauter erlangen.  Am 6. Februar ist wieder ein größeres öffentliches Treffen geplant, wenn sich seine Artgenossen bei einer gemeinsamen Brutkolonie zum Gedenkmarsch in Weimar versammeln.