Das Wissen rund um die Fichte als Klangholz wurde von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Im Oberland setzt sich ein Verein mit der Haselfichte auseinander. Diese Fichte kommt vor allem in den hohen Lagen der Alpen vor, in Tirol ab einer Höhe von etwa 1.200 Metern. Es braucht Erfahrung und Wissen, um die Haselfichte von den benachbarten Bäumen zu unterscheiden.
Die Merkmale einer Haselfichte
Die Haselfichte ist eine spezielle Wuchsform der normalen Fichte. Die Obfrau vom Verein „Forum Haselfichte“ Helene Keller erklärt, Haselfichten hätten oft eine relativ dicke Rinde die etwas rötlich durchscheine mit Längsrissigkeit. Oft würden in mittlerer Höhe Astquirlen zur Seite hin stehen.
Dass die Haselfichte etwas Besonderes ist, sei noch nicht vielen bekannt, wissen die Mitglieder des Tiroler Vereins „Forum Haselfichte“. Das Wissen um den Baum wurde über Generationen nur mündlich weitergegeben. Der Verein möchte dieses Wissen bewahren und die Haselfichte weiter erforschen. Es sei schade, wenn dieses Holz einfach mit dem normalen Fichtenholz seine Wege gehe, sagt Keller.
Oft unter ihrem Wert verkauft
Der Tischler Franz Erhart sagt, Waldarbeiter würden sie teilweise gar nicht kennen. Und der Förster Michael Pfurtscheller ergänzt, die Haselfichte werde dann als reguläre Fichte verkauft, obwohl sie bis zu zehn Mal mehr Marktwert habe.
Die wahre Besonderheit der Haselfichte entdeckt man, wenn man in das Innere des Baumes blickt. Die Jahresringe sind schmal, verzahnt und leicht gewellt, sogenannte „Haselungen“.
Manche Tischlerinnen und Tischler verwenden gerne das Holz wegen seines Aussehens. Aber es wird auch im Instrumentenbau geschätzt. Denn die Haselfichte hat ein sehr gutes Resonanzverhalten und besondere Klangeigenschaften.
Von Stradivari und Stainer verwendet
Bereits der italienische Geigenbauer Antonio Stradivari und der Absamer Geigenbauer Jakob Stainer verwendeten vor mehreren Hundert Jahren Haselfichtenholz für ihre Geigen. Es ist bis heute auch für andere Instrumente beliebt. Der Haller Gitarrenbauer Matthias Tilzer erklärt, die Stellen mit den Haseln seien etwas härter. Das bewirke eine andere Ausbreitung des Schalls und damit ein individuelles Klangbild.
Hunderte Festmeter verschwinden unbeachtet
Nur ein kleiner Teil des Haselfichtenholzes wird für den Bau von Instrumenten genutzt, denn dafür braucht es die hochwertigsten Stämme. Und sie müssen schonend geschlägert und verarbeitet werden. Jährlich werden Hunderte von Festmetern dieses wertvollen Holzes nicht beachtet. Viele Schätze würden in irgendwelchen Leimbindern oder Dachstühlen landen, wo man schöne Instrumente daraus machen könnte, sagt der Gitarrenbauer. Warum die Haselfichte so wächst wie sie wächst, ist noch nicht gänzlich erforscht. Sie birgt also Geheimnisse, die noch entdeckt werden wollen.