Schmalblättriger Doppelsame – Diplotaxis tenuifolia, Kreuzblütengewächse – Brassicaceae, Wilde Rauke, Stinkrauke, Rucola
Heute bei meinem Gang durch die Weinberge stieß ich auf ein bereits blühendes Nest von Wilder Rauke – Rucola. Schnell war das Schwammerlmesser gezückt und die Beute verschwand in meinem Stoffsackerl. Sehr gerne sammle ich die Samen der Wilden Rauke und setze sie in Töpfen ein. So wächst der Rucola bei mir das ganze Jahr unter Oliven oder Weinstöcken. Typisch ist der würzige, senfartige Geschmack, der bei der Wildform manchmal auch scharf-würzig sein kann. Als Kreuzblütler ist der Rucola mit Kohlgemüse verwandt.
Rucola ist schon seit der Antike ein bekanntes Würz- und Salatkräutlein. Die alten Römer und Griechen setzten ihn als Senfpflanze ein. Es wurde ihm aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Auf jeden Fall wirkt er apetitanregend und harntreibend.
Aussehen
Die Wilde Rauke ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie wird zwischen 20 und bis zu 70 cm hoch. Der Stängel ist aufrecht und verzweigt. Der Grund ist meist etwas verholzt. Die sattgrünen Laubblätter sind gewellt, bis gezackt – fiederteilig.
Einmal im Jahr werden Blattrosetten gebildet. Die zwittrigen, vierzähligen Blüten sind strahlend-gelb und blühen üblicherweise von Mai bis September. Die Blüten stehen gemeinsam endständig, schirmtraubig. Die Kelchblätter sind 4-7 mm lang mit weißem Hautrand. Sie sind entweder kahl oder mit Trichomen – Pflanzenhaare – können z.B. ätherische Öle produzieren oder Insekten abwehren – flaumig besetzt. In der Blüte sitzen sechs Staubblätter mit 4-8 mm langen Staubfäden und bis zu 3 mm langen Staubbeuteln. Die Blüten sind „nektarführende Scheibenblumen“ – der Nektar liegt im Verborgenen. Die Bestäubung erfolgt über Selbstbestäubung oder durch Insekten. Der Fruchtknoten beherbergt bis zu 32 Samenanlagen. Diese Fruchtstiele stehen vom Stängel ab und können bis zu 3,5 mm lang sein. Die aufrechtstehenden Schoten sind bis zu 6 cm lang. Darin sind die Samen zweireihig angeordnet. Die Samen selbst sind 1-1,3 mm groß. Wenn die Samen reif sind, platzen die Schoten auf und die Samen fallen zu Boden – Trockenstreuer. Wenn die Samen feucht werden, bekommen sie eine etwas klebrige Oberfläche – Klebhafter. Die Rauke überwintert mit Grundblättern als Chamaephyt – die Überdauerungsorgane sind über der Erde. Die Rauke gehört zu den C3 und C4 Pflanzen – einzige Art, die intermediär den Photosynthese-Mechanismus betreibt. Auf natürlichem Weg – Erzeugung von energiereichen Stoffen aus energieärmeren Stoffen mit Unterstützung durch Licht. C3 Pflanzen arbeiten mit dem Grundtypus der Photosynthese. Ihre Spaltöffnungen schließen sich bei zu hohen Temperaturen um so dem zu großen Feuchtigkeitsverlust vorzubeugen – verringerte Photosyntheseleistung. C4 Pflanzen arbeiten mit einem Stoffwechselweg, um Kohlenstoffdioxid für die Photosynthese räumlich vorzufixieren. Danach wird es wie bei den C3 Pflanzen im Calvin-Zyklus zu Kohlehydraten aufgebaut.
Standorte
Die Wilde Rauke kam vermutlich als Neophyt – durch menschlichen Einfluss – aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland und Österreich. Sie wächst in Mauerritzen, auf Schuttplätzen, stickstoffreichen – basischen Böden, sandigen lockeren Böden, an Dämmen, in Brachen, an Ackerrändern und Wegen. Sie liebt Wärme und halbruderale Gebiete.
Inhaltsstoffe – Wissenswertes
Die Wilde Rauke enthält Erucasäure – einfach gesättigte Fettsäure, auch in Senfölen (Fette, Öle oder organische Isothiocyanate, Senföle, Senfölglykoside) oder Raps enthalten. Zu hohe Dosen an Erucasäure – über 5% – können zu Herzmuskelverfettung führen. Der gezüchtete Rucola enthält weniger Erucasäure. In Maßen genossen, ist Erucasäure nicht bedenklich. Die Zuchtform der Rauke ist einjährig, die Wildform mehrjährig. Bei sehr trockenem Wetter könnte die Rauke von Erdflöhen befallen werden. Also regelmäßig gießen.
Rucola hat einen hohen Anteil an Glucosinolaten – sie sind für die Schärfe des Krautes verantwortlich und sind wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. Weiters enthält Rauke – Beta Karotin, das der Körper in Vitamin A verwandelt, Vitamin C, Kalium und Kalzium. Zusätzlich auch Folsäure, die dem Stoffwechsel hilft.
Rezepte
Salat mit Wilder Rauke und Parmesan
Ein herrliches leichtes Gericht ist ein Salat aus Wilder Rauke, mariniert mit Zitronensaft, Olivenöl und frischem Pfeffer. Obenauf hoble ich frischen Parmesan.
Salat mit Frühlingskräutern und Wilder Rauke
Für diesen schönen Salatteller habe ich Frühlingszwiebel, Wilden Schnittlauch, Wilden Kerbel, Wilde Rauke, Breitwegerich, Gänseblümchen und etwas Gundermann verwendet. Mariniert wurde mit weißem Essig, etwas Zitrone und Olivenöl. Alle diese Kräuter sind bereits auf diesem Blog einzusehen. Die Blüten des Gundermann kann man auch auf den Salat streuen. Das sieht nicht nur hübsch aus, es schmeckt auch gut.
Zahnbrasse in Papier mit Ruculafüllung
Zahnbrassen gründlich entschuppen, Kiemen herausschneiden, Innenraum gut putzen. mit Sonnenblumenöl einreiben, etwas salzen. In den Bauch fülle ich Wilde Rauke, Knoblauchzehen und je 1 Lorbeerblatt. Wer möchte, kann halbierte Paradeiser oder Gemüse in etwas dickeren Scheiben geschnitten dazulegen. Das Papier oben mit einem Spagat verschnüren. Ins vorgeheizte Rohr bei ca. 160° geben. In etwa 30 Minuten braten. Zuletzt gebe ich etwas gutes Olivenöl über die Fische.