Nur 56 Prozent der Bäume, die für Aufforstungsprojekte von Regenwäldern gepflanzt werden, überleben. Das ergab eine neue Studie, die 176 Standorte in Süd- und Südostasien untersuchte.
Wenn man eine Flugreise bezahlt, wird man häufig zur Kompensation seines CO2-Ausstoßes aufgefordert. Das Versprechen der Firmen lautet: Für ein wenig Geld pflanzen wir Bäume, um dem Regenwald zu erhalten. Das Konzept ist wichtig, denn die Regenwälder sind einer der bedeutendsten Lebensorte für Tiere und der größte Speicher von CO2. Doch laut einer neuen Studie scheinen die Aufforstungen nur bedingt zu gelingen.
Aufgrund der Diversität ist die Studie sehr aussagekräftig
Die Studie wurde von internationalen Wissenschaftlern von über 29 verschiedenen Instituten umgesetzt. Sie untersuchten die Langzeitentwicklung von Aufforstungen an 176 Standorten in Süd- und Südostasien. Dabei konzentrierten sie sich auf tropische und subtropische Regenwälder. Die Forscher waren enttäuscht über das Ergebnis: Nach einem Jahr waren durchschnittlich 18 Prozent, nach fünf Jahren sogar 44 Prozent der gepflanzten Bäume nicht mehr am Leben. Die Erfolgsrate war stark vom Standort abhängig. In manchen Gebieten lag sie bei 80 Prozent, in anderen sind so viele Bäume gestorben.
Es mangelt an Schutz der Jungpflanzen
Die Umsetzung der Aufforstungsprojekte gelingt an manchen Standorten also besser als an anderen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. „Darunter fallen unter anderem die Baumart, die ökologischen Bedingungen der verschiedenen Gebiete, das Vorkommen von extremen Wetterphänomenen und Unterschiede in der Organisation und Betreuung. Auch sozioökonomische Faktoren könnten wichtig sein“, erklärt Lindsay Banin, eine der Autorinnen der Studie, in einer Pressemitteilung.
Eine Korrelation fiel den Wissenschaftlern besonders auf: Wenn im Gebiet der Aufforstung noch einige hohe Bäume vorhanden waren, hatten die Projekte deutlich mehr Erfolg. Der Schutz, den alte Bäume bieten, hilft den jungen Pflanzen beim Wachsen.
Ergebnis soll zu Veränderungen anregen
Das schlechte Ergebnis führt für die Wissenschaftler allerdings nicht zur Konklusion, dass solche Projekte keinen Sinn ergeben. Stattdessen sollen durch die gewonnen Informationen verbesserte Maßnahmen umgesetzt werden. Unter anderem ist es von großer Wichtigkeit, den Schutz für gepflanzte Bäume auszubauen. Das gelingt beispielsweise mit dem Aufstellen von Netzen, die vor Wetterphänomenen oder Vögeln schützen.
Die Wiederaufforstung kann nur eine Lösung für den Klimawandel und den Erhalt der Biodiversität sein, wenn man die Überlebenschance der eingesetzten Jungpflanzen verbessert. „Wir müssen den Fokus nur vom Pflanzen der Bäume wegbewegen und ihn stattdessen auf das Wachsen und Überleben der Wälder richten“, sagt der australische Co-Autor Robin Chazdon.
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