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Feuer frei

Spiel gedreht, den Rivalen in die Schranken gewiesen, Tabellenführung zementiert. Im Spiel gegen BVB lief einfach alles für den FC Bayern. Doch einige Spieler blieben erstaunlich blass. Wer das war, verrät die Einzelkritik.

Foto: sportfotodienst / IMAGO

Manuel Neuer
Ist in dieser Saison wahrlich nicht zu beneiden, weil er sich mittlerweile nicht wie andere Torhüter vor dem Spiel mit den Stärken der gegnerischen Stürmer auseinandersetzen, sondern sich aufgrund von chronischer Beschäftigungslosigkeit Gedanken über eine wirksame Grippevorsorge machen muss. Und wenn dann doch mal ein Ball in Richtung seines Tores kommt, arbeitet er gelassen weiter am handlosen Torwartspiel und versucht nahezu alles mit dem Fuß zu lösen. Beim Tor von Reus war er dann auch noch chancenlos, der Rest war die ganz große Leere. Ein gripaler Effekt wurde nach Abpiff jedoch nicht gemeldet. Alles richtig gemacht

Medhi Benatia
Wurde vom BVB ganz offensichtlich als Schwachstelle in der Bayern-Defensive ausgemacht, nicht umsonst ließ man ihn beim Offensivpressing gerne freistehen, damit er lange Bälle in die Arme von Roman Weidenfeller dreschen konnte. Offenbarte dann auch noch vor der BVB-Führung massive Aufmerksamkeits- und Geschwindigkeitsdefizite gegenüber Marco Reus und hätte so das Zeug zum „Flop des Spiels“ gehabt. Steigerte sich aber im Verlauf der Partie und war am Ende eine unüberwindbare Hürde, die selbst Edwin Moses ängstlich verweigert hätte.

Jerome Boateng
Segelte schulbuchmäßig unter der Flanke zum 0:1 durch und zeigte damit dankenswerterweise eine Schwäche. So können wir unsere These, dass Boateng mittlerweile zu den Top drei Verteidigern der Welt gehört wieder im Redaktionsgiftschrank verschwinden lassen. Ansonsten zeigte Boateng einen gewohnt souveräner Auftritt ohne Fehler.

David Alaba
Ist ja längst so etwas wie der neue Toni Kroos beim FC Bayern. Unterschätzt wie eine Telekom-Aktie und doch von so zentraler Bedeutung für die Mannschaft wie das alljährliche Schaulaufen auf dem Oktoberfest. Mühte sich gegen den BVB vor allem in der Defensive ab und konnte deswegen weniger Akzente nach vorne setzen als gewohnt. Dennoch ein gutes Spiel.

Juan Bernat
Bleibt ein Mysterium, weil er in Sachen Physiognomie und Fehlerlosigkeit stark seinem Mannschaftskollegen Philipp Lahm ähnelt – ohne jedoch den ganz großen Glanz zu versprühen. Sicherte seine Seite gut ab, lediglich bei Aubameyangs Hacken-Vortorvorlage zum 0:1 sah er ein wenig hilflos aus. Dennoch: solider Auftritt.

Philipp Lahm
Man kann machen, was man will, Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld spielen zu sehen, bleibt ein ungewohnter Anblick. Doch Lahm erfüllt natürlich auch diese Aufgabe tadel-, fehler- und anstandslos wie alles, was er auf dem Fußballfeld tut. Hat sich in Abwesenheit von Bastian Schweinsteiger mittlerweile auch im Trikot des FC Bayern zum Chef entwickelt. Stark. Wie immer.

Xabi Alonso
Wir sind dem BVB zu Dank verpflichtet, weil sie in der ersten Halbzeit den Beweis erbrachten, dass man den angeblich unfehlbaren Spanier mit relativ schlichten Mitteln aus dem Spiel nehmen kann indem man ihn in Manndeckung nimmt. Als er dann auch noch im Sprintduell gegen Aubameyang hinterherschnaufte wie ein Schaufelradbagger, waren wir kurz davor den großen Abgesang auf einen alternden Regisseur anzustimmen. Doch dann ließ der BVB die Zügel schleifen und Alonso etwas mehr Luft zum Atmen. Der nahm dankend an und zog wieder präzise die Fäden wie ein Kieferchirug. Uns klappte derweil die Kinnlade runter.

Arjen Robben
Mal wieder eine Weltklasseleistung des Niederländers. Spielte mit Gegenspieler Erik Durm wahlweise „Mensch, ärger Dich nicht“, „Fang den Hut“ oder (armes) „Schweinchen in der Mitte“. Scheint selbst dann im Vollsprint zu sein, wenn er sich Schuhe zubindet. Einfach beeindruckend und eindeutig bester Mann des Abends.

Thomas Müller
Müllerte, seitfallzieherte, schlawinerte durch die Räume wie eh und je. Einzig das müllersche Glück war ihm an diesem Abend irgendwo zwischen Kabine und Mittelkreis abhanden gekommen. Hatte schon bessere Abende.

Mario Götze
War dermaßen unsichtbar, dass Sven Bender am Ende gar versuchte durch ihn durchzulaufen. Zum Glück blieben beiden unverletzt. Schwaches Spiel.

Bayern-BVB: Der Liveticker zum Nachlesen

Robert Lewandowski
Ja, diese Geschichten schreibt nur der Fußball. Und diese Art von Sätzen schreiben nur Journalisten, denen nicht mehr einfällt, mit welchen Worten man die erotische Ballbehandlung, die sniperhafte Ruhe und die killerkommandoeske Eiseskälte von Robert Lewandowski umschreiben soll. Scheiterte zwei, drei Mal an den alten Kollegen, haderte jedoch nicht mit sich und wartete mit stoischer Gelassenheit auf die eine Chance. Die kam, er traf, Auftrag erledigt.

Franck Ribery
Wurde von Fans bereits beim Warmmachen gefeiert, als hätte er das ganze Stadion zum Freibierbechern eingeladen. Bekam vor seiner Einwechlsung von Pep Guardiola mit auf den Weg, er solle „Feuer frei auf Subotic“ gehen und ließ sich nicht lange bitten. Bei seiner ersten Aktion liefen jener Subotic und zwei weitere Dortmunder gleich mal ins Leere, kurz vor Schluss enteilte er dem bemitleidenswerten BVB-Verteidiger dann und holte den siegbringenden Elfmeter raus. Das nennt man dann wohl einen Gamechanger.

Claudio Pizarro
Kam rein, grinste viel, fuhr sich noch öfter durch die Haare und bekam kurz vor dem Abpiff noch einen Monsteranschiss von Pep Guardiola weil er beim Pressing pennte. Ist und bleibt dennoch der beneidenswerteste Fußballfrührentner der Liga.

Sebastian Rode
Freut sich sicher jeden Tag, dass er einen Vertrag beim FC Bayern unterschrieben hat. Wir freuen uns mit ihm.