Das Programmieren habe ich mir selbst beigebracht

Das Programmieren habe ich mir selbst beigebracht
Das Programmieren habe ich mir selbst beigebracht
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Das Programmieren habe ich mir selbst beigebracht

Eigentlich wollte ich immer Programmierer werden. Aber nach der obligatorischen Schule konnte ich keine Lehrstelle finden und so bin ich jahrelang ohne Ausbildung von Job zu Job gesprungen. Dazwischen war ich immer wieder arbeitslos. In diesen Zeiten habe ich mir das Programmieren selbst beigebracht und hole jetzt mit der Unterstützung des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» meine Erstausbildung zum Informatiker EFZ Applikationsentwickler nach.

Schon als Kind habe ich mir meine eigenen Computer zusammengestellt, installiert und eingerichtet. Leider reichte mein Sek B Abschluss nicht, um direkt in die Informatik-Lehre zu starten. Da ich auch gerne mit den Händen arbeite und zusammen mit meinem Bruder Seifenkisten gebaut habe, suchte ich deshalb nach einer Schreiner- oder Metallbauer-Lehrstelle. Ich bin aber schlaksig gebaut, weshalb mir die Lehrbetriebe wahrscheinlich die harte, körperliche Arbeit nicht zutrauten. Trotz vielen Bewerbungen und Schnuppereinsätzen hat es auch in diesem Bereich nicht geklappt mit einer Lehrstelle. So bin ich direkt in die Berufswelt eingestiegen – ohne Erfahrung und ohne Erstausbildung.

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Im Verkauf habe ich viel gelernt

In meinem allerersten Job war ich für eine Marketingfirma im Aussendienst unterwegs und habe Mobilabonnemente verkauft. Alles, was ich dafür wissen musste, habe ich in einem dreitägigen Einführungskurs gelernt. Danach bin ich von Tür zu Tür gegangen und habe die Leute gefragt, ob sie ihren Mobilfunkanbieter wechseln möchten. Auch in den Folgejahren habe ich für verschiedene Firmen im Verkauf gearbeitet. Obwohl ich in dieser Zeit viel gelernt habe und mir der Verkaufsjob gefallen hat, war es auch stressig. Ich wurde oft auf Provisionsbasis bezahlt und die meisten Jobs waren nur temporär. Ich merkte, dass ich als Person ohne Erstausbildung bei den Lohnverhandlungen im Nachteil war und ich auch praktisch keine langfristigen Weiterentwicklungsmöglichkeiten hatte.

Das Auswahlverfahren hat mir Mut gemacht

Obwohl ich das Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» schon eine Weile kenne, kam eine Teilnahme für mich nie in Frage. Mein Fokus lag immer darauf, einen Job zu haben, was auch mit meinen Umständen zusammenhängt: Bleibe ich als nordmazedonischer Staatsbürger zu lange bei der Sozialhilfe, droht mir im schlimmsten Fall die Ausschaffung. Dieser Druck machte eine langfristige Zukunftsplanung bisher schwierig für mich. Aber gerade auch deshalb möchte ich meinen Abschluss unbedingt nachholen. Ich erhoffe mir, dass ich damit mehr Sicherheit für meine Familie und mich schaffen kann. So habe ich mich schlussendlich doch für das Projekt beworben. Bereits das Auswahlverfahren hat mir Mut gemacht: Am Infotag habe ich viele Gleichaltrige kennenglernt, die in einer ähnlichen Situation waren wie ich. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich nicht der Einzige ohne Erstausbildung bin.

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Jetzt werde ich Applikationsentwickler

Immer, wenn ich arbeitslos war, habe ich mir das Programmieren beigebracht. Ich las Bücher, schaute online Tutorials und habe erste Websites gebaut. Über die Jahre konnte ich so etliche Programmiersprachen lernen und meine Fähigkeiten in diesem Bereich laufend erweitern. Heute arbeite ich mit Java Script und entwickle Bots und Websites. Trotz meinen Fähigkeiten hatte ich Respekt vor der Lehrstellensuche. Am Ende musste ich aber insgesamt nur zehn Bewerbungen schreiben. Ein paar Arbeitgebende sagten mir ab, weil sie mich für die Ausbildung zu alt fanden. Aber die Edorex AG in Ostermundigen hat mein Potential erkannt und das Vorstellungsgespräch verlief super: Beide Lehrmeister sind in meinem Alter und wir hatten sofort ein gutes Verhältnis. Im Sommer fange ich dort meine Lehre zum Informatiker EFZ Applikationsentwickler an und ich freue mich sehr auf alles, was ich dort lernen werde. 

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Fatlum Epiroti

Fatlum Epiroti ist 1988 in der Schweiz geboren, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Im Sommer 2022 hat er seine vier Jahre dauernde Erstausbildung zum Informatiker EFZ Applikationsentwickler bei der Firma Edorex in Ostermundigen begonnen. Das Programmieren hat er sich in den letzten Jahren selbst beigebracht.