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Teure Angelegenheit

Nachhilfe für Studenten ist ungewöhnlich

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Studenten und Nachhilfe – bei diesen Themen kommt einem wahrscheinlich zuerst die aktive Konstellation in den Sinn. Für viele Studenten ist das Geben von Nachhilfe ein lukrativer Nebenjob, die meisten Nachhilfeinstitute würden ohne ihre studentischen Mitarbeiter wohl kaum existieren. Dass Studenten auch Nachhilfe in Anspruch nehmen, ist ein weitgehend ignoriertes Thema.

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung vom Januar 2010 beziffert die Zahl der in Deutschland Nachhilfe in Anspruch Nehmenden auf etwa 1,1 Millionen, die Kosten für den Unterricht beliefen sich auf 1,5 Milliarden Euro. Untersuchte Gruppe: Kinder und Jugendliche, ausschließlich Schüler. Studenten spielten in der Studie keine Rolle, wie auch sonst: Es existieren keinerlei verlässlich Daten darüber, wie viele Studenten Nachhilfe in Anspruch nehmen. Auch die Sprecherin des Bundesverbands Nachhilfe- und Nachmittagsschulen e.V. Andrea Heiliger konnte nicht weiterhelfen, ihr liegen nur Daten zu Schülern vor, lässt sie auf telefonische Nachfrage hin wissen.

Dabei sind Studenten mitunter auf die private Nachhilfe angewiesen – und bereit, große Summen zu investieren. Jura-Studenten bereiten sich beispielsweise auf ihre Examen mithilfe sogenannter Repetitoren vor. Einer der größten kommerziellen Anbieter in diesem Bereich, Alpmann Schmidt aus Münster hat über vierzig Standorte in Deutschland. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge, nehmen 70 bis 80 Prozent aller Jurastudenten vor der ersten juristischen Prüfung private Nachhilfe in Anspruch, die Kosten bei den großen Anbietern belaufen sich laut FAZ auf bis zu 250 Euro pro Monat. Noch teurer wird es für angehende Mediziner: Ein Intensivkurs zur Vorbereitung auf die schriftliche und mündliche Prüfung im Rahmen des Physikums kostet bei Medi-Learn aus Marburg 2399 Euro.

In Chemnitz nehmen Studenten vor allem in naturwissenschaftlichen und in geringerem Maße in sprachlichen Fächern Nachhilfe. Die Büroleiterin eines Chemnitzer Nachhilfeinstituts, das nicht namentlich genannt werden möchte, begründet die im Gegensatz zu anderen Fächern hohe Nachfrage in den Naturwissenschaften mit der schlechten Vorbereitung in der Schule: „Die Mathematik-Ausbildung im Gymnasium reicht einfach nicht für ein ingenieurwissenschaftliches Studium.“

Besonders problematisch sei es, wenn Studienanfänger aus anderen Bundesländern nach Sachsen kommen. Trotzdem machten Studenten nicht mehr als ein Zehntel der Nachhilfeschüler ihres Instituts aus. Hans-Jürgen Dörrwandt von der Paukkammer Chemnitz beziffert den Anteil der Studenten unter seinen Nachhilfeinteressenten auf etwa fünf Prozent. Es würden immer mal wieder Wirtschaftswissenschaften-Studenten aus den ersten Semestern zu ihm kommen und Nachhilfe in Mathematik in Anspruch nehmen. Zudem gebe es aber auch ab und an die Nachfrage nach EDV- und Fremdsprachennachhilfe.[nbsp]

Dass sich die Nachfrage bei den Instituten gering ist, hat vielleicht auch mit dem begrenzten Budget der angehenden Akademiker zu tun – und der Konkurrenz im Internet. Die Paukkammer Chemnitz wirbt mit „Nachhilfe bereits ab 50 €/Monat bei wöchentlich 1 Stunde Unterricht“. Auf der Internet-Jobbörse der TU Chemnitz finden sich in den letzten acht Wochen vier Nachhilfegesuche, die Preise, welche die Personen bereit waren zu zahlen, lagen zwischen 5,50 Euro pro Stunde und 40 Euro im Monat.

Text: Benjamin Lummer

Erschienen im 371 Stadtmagazin 12/10

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