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Der Ersttagsbrief des Österreichischen Lloyd Die Jungfernfahrt der „Arciduca Lodovico“ Der Beginn der Postbeförderung in die Levante durch den Österreichischen Lloyd Thomas Mathà FRPSL Der Österreichische Lloyd sticht in See Der Österreichische Lloyd wurde 1833 nach dem Vorbild des Lloyd’s of London gegründet und beabsichtige Händler und Schiffsspediteure mit aktuellen Informationen über verschiedene Märkte und den Seehandel in Europa und Asien zu versorgen. Die Informationen erlangte das Unternehmen mit Sitz in Triest aus einem Netz von verschiedenen Handelskorrespondenten und Zeitungen, die regelmäßig den Triester Hafen erreichten. Zudem sollte der Schiffsverkehr in Triest verzeichnet werden, und im Auftrag des Staates wollte man den Briefverkehr mit den Handelspartnern in der Levante beschleunigen, zuvor verfügte man lediglich über einen zeitaufwändigen und von Verzögerungen gekennzeichneten Posttransport mit von der k. u. k. Kriegsmarine durchgeführten Segelschiffen. Um am internationalen Seefracht- und –passagierverkehr teilzunehmen, führte der Österreichische Lloyd am 2. August 1836 den Unternehmensbereich Verfrachtung ein. Die „Dampfschiffahrtsgesellschaft des Österreichischen Lloyd“ (Società di navigazione a vapore del Lloyd Austriaco) wurde rasch zum Kerngeschäft des gesamten Unternehmens. Das Gründungskapital betrug eine Million Gulden. In der Gründungsurkunde hieß es: „Zweck der Gründung sollte es sein, Triest mittels Dampfbooten in Verbindung mit den Echellen (Hafenplätzen) des Orient zu bringen.“ Für den neuen Unternehmensbereich wurden aus England drei Dampfschiffe à 120 PS und drei Dampfer mit je 100 PS angekauft. In Triest wurden Werkstätten eingerichtet und in ausländischen Häfen Kohlelagerplätze angemietet. Das erste Schiff, das an den Österreichischen Lloyd ausgeliefert werden konnte, war die in London gebaute „Arciduca Lodovico“. Die erste Fahrt des nun als Reederei auftretenden Unternehmens startete am 16. Mai 1837 um 5 Uhr nachmittags vom Molo San Carlo in Triest. An Bord des innerhalb von 14 Tagen nach Konstantinopel über die Zwischenhäfen Ancona, Korfu, Patras, Piräus, Syra und Smyrna steuernden Schiffes befanden sich 53 Passagiere. Die Zeitung „Giornale del Lloyd Austriaco“ berichtet bereits 2 Tage später, am 18. Mai 1837, vom Aufbruch der „Arciduca Lodovico“ nach Konstantinopel. Und weiter in derselben Ausgabe der Zeitung vom 18.5. heißt es: Es wird auch präzisiert, dass das Dampfschiff auch Post befördert hat („con merci, gruppi, lettere e 54 passeggeri). Auch in der deutschen Ausgabe wird darüber berichtet: Von der Arciduca Lodovico gibt es im Meeresmuseums in Triest eine Miniaturnachbildung: Die Fahrtroute des Lloyd von Triest bis Konstantinopel (aus U. Del Bianco, zit., S. 106) Die Jungfernfahrt dieses ersten Lloyd-Dampfers ist auch postalisch dokumentierbar. Ein Beleg ist von dieser Sternstunde der Lloyd-Postbeförderung erhalten geblieben, und zwar ein Brief von Triest nach Korfu. Erstmals erwähnt wurde der Brief im Buch von Umberto Del Bianco, Il Lloyd Austriaco e gli annulli marittimi dell’Austria-Ungheria, Band 2, Sorani Editore, Mailand, 1978, S. 33. Als Provenienz wird die Sammlung der berühmten Mailänder Philatelisten Faccio genannt. Geschrieben wurde der Brief am 30. April 1837, von einem Kerzenfabrikanten in Triest an das Handelshaus Colla in Korfu (damals britisches Protektorat der Ionischen Inseln). Der Brief wurde zur Post gegeben, hat den roten Ovalstempel V. TRIEST und den handschriftlichen Vermerk „P. Vapore Lodovico“ (in brauner Tinte, Farbe und Handschrift sind aber nicht vom Absender, so vermutlich Vermerk des Triester Postamtes). Man kann davon ausgehen, dass dies ein besonderer Beförderungswunsch des Absenders war. Bezahlt wurden 18 Kr CM, einschliesslich Entgelt für die Lloydbeförderung, bestätigt mit einem diagonalen Frankostrich. Die ionische Inlandsgebühr mit 6 pence ist vorderseitig vermerkt. Der Stempel CORFU 20. Mai bestätigt die Ankunft. Es handelt sich um den bisher einzig bekannten Brief dieses „Ersttages“ der Postbeförderung des Österreichischen Lloyd in die Levante. Inhalt des Briefes Fahrplan des Lloyd aus 1837 thomasmathabz@gmail.com