Academia.eduAcademia.edu
1 9/24/2018 Franciscus Ransperg OSB, Geschichte der Kriege in Vorarlberg 1620-1648 gegen Bünden u. Schweden transcribed by Otto Mayr Vorbemerkung Der folgende Text ist der Versuch einer digitalen Abschrift der ‚Geschichte der Kriege in Vorarlberg 1620-1648 gegen Bünden u. Schweden‘, die der Benediktinerprior Franziskus Ranspergs, etwa zwischen 1650 und 1660, im Kloster Mehrerau geschrieben hat, und deren Handschrift, vermutlich das Original, sich heute im Ferdinandeum in Innsbruck befindet. Das Ziel einer buchstabengetreuen Abschrift war nur mit Einschränkungen zu erreichen. Ransperg behandelte Regeln der Rechtschreibung, sofern es sie gab, lässig und fühlte sich zu keinerlei Einheitlichkeit in der Schreibweise verpflichtet. Darum habe ich versucht, seiner Schreibweise möglichst zu folgen, konnte aber nicht umhin, einer gewissen Einheitlichkeit hier und da Zugeständnisse zu machen. Die verschiedenen Formen des Buchstabens ‚s‘ habe ich einheitlich immer in der einfachen Form ‚s‘ wiedergegeben, und das ‚ß‘ als ein Doppel-Ess ‚ss‘. Das viel verwendete Wort ‚und‘, das Ransperg etwa gleich häufig als ‚und‘ oder als ‚unnd‘ schrieb, habe ich immer in der ersteren, modernen Form ‚und‘ geschrieben. Ein besonderes Problem ist die Großschreibung. Meine Grundregel war, alles klein zu schreiben, außer Eigennamen und Titeln in Verbindung mit Eigennamen. Die Vorschrift strenger Buchstabentreue war aber schon darum schwer einzuhalten, weil Ransperg neben besonders gestalteten Großbuchstaben auch immer wieder, zweideutig, Kleinbuchstaben am Wortanfang etwas größer schrieb, so daß es manchmal schwer ist, zu entscheiden, was gemeint war. In der Zeichensetzung war Ransperg sparsam. Im Gegensatz dazu habe ich Satz-Zeichen großzügig, aber auch experimentell und sporadisch, gesetzt im Bestreben, Ranspergs vom Lateinischen her stark geprägten Satzbau durchsichtiger zu machen. Für die schwierigen Endungen deklinierter Wörter hatte Ransperg eine einfache Lösung: anstatt sich mit der Frage der jeweils richtigen Endung Mühe zu machen, schrieb er nur den Wortstamm, und hängte daran einen schwungvollen Schnörkel an, im Vertrauen, daß der Leser gedanklich die richtige Endung einsetzen würde. Hier habe ich – zugunsten der Lesbarkeit, aber auf Kosten der Strenge - jeweils die nach heutigem Sprachgefühl richtige Endung ersetzt. Ransperg verwendete zur Abkürzung einige besondere Zeichen. Bei lateinischen Namen, die auf ‚us‘ endeten, ersetzte er dieses durch ein ‚y‘ (so wurde aus Franciscus ‚Franciscy‘). Schwieriger ist die Interpretation eines häufig verwendeten Zeichens, das - ähnlich unserem heutigen @ - aus einem Kreis mit einem kleinen ‚n‘ darin bestand. Scheinbar konnte dieses Zeichen verschiedenes bedeuten, zB. und, und so weiter, oder auch nur eine allgemeine Bekräftigung. In meinem Text habe ich dieses Zeichen durch µ angedeutet. Besondere Beachtung verdienen Ranspergs Abbildungen, Federzeichnungen vermutlich mit Aquarellfarben koloriert. Sie sind zur Erklärung des Textes wertvoll, ragen aber auch in ihrer künstlerischen Qualität über das Dilettantenniveau klar heraus. Man fragt sich, ob sie von Ransperg selbst stammen oder von einem Mitarbeiter. Bei dieser Arbeit hatte ich als Vorlage eine Transkription von Ranspergs Geschichte im Besitze der Vorarlberger Landesbibliothek, die mir Herr Schnetzer schon vor einigen Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Dieser Abschrift lag nicht wie hier ein Digitalisat der (vermutlich originalen) Innsbrucker Handschrift zu Grunde, sondern ein Digitalisat einer späteren „Bregenzer“ (wohl aus dem 19.Jh. stammenden und nicht fehlerfreien) Abschrift, das Herr Schnetzer mir ebenfalls zugänglich machte. Otto Mayr 21144 Cardinal Pond Terrace, WC129, Ashburn, Virginia 20147, USA, Tel. 703-777-7426, otto4mayr@gmail.com. Ranspergs Innsbrucker Manuscript 000a (Buchtitel auf dem Einband) Vorarlbergisches Kriegs. Geschichts Buch von den Jahren 1600 inclus[ive] 1648 000b (Buchrücken) 2683 2 000c (Einband, Innenseite) Geschichte der Kriege in Vorarlberg 1620-1648 gegen Bünden u. Schweden Verfasst von P. Franz Ransperg Ad me Christianum Mersburger Parochum Nigromontanum ex liberale dono R.D. Bernardi Steger Beneficiati in Bregenz Anno1815 000d Vil Glückh Und Wohlfarth Dem freundtlichen Guethertzigen Leser. Ich hab mir fürgenommen (und auch mit Gottes Hilff albereit zue Endt gebracht) ein relation geschehener dinge in wehrendem kriegs wesen in diesen herrschafften vorgeloffen auffs Papier zue bringen und der lieben posteritet zue uber senden. Weilen aber hin und wider, daß ich zwar selbst nit vermeint geschehen zue werden, etwelche widerwertige oder auch scharff und beissige aber in re ipsa warhaffte relationen darin begriffen, als will ich zue aller erst auffs höchst gebetten haben, es welle ihm der liebe leser nit lassen zue noth sein und den unzeitigen eyffer oder passion in ihm dergestalt nit herschen lassen das er zue mals alles verachte oder verwerffe wie mein demütiges vertrawen zue ihme gesetzt … Lebwohl. [Bibliotheksstempel] Ferdinandeum F.B. 2683 000e Rot-weiß-rotes Wappen [Aquarell] 001 Es ist nit schwer in frische gedechtnus zue bringen und in sonderheit aus vilfeltigen hystoribücher zue erlehrnen, welcher gestalt das hochschedlig und gantz verderblich übel dis blutigen kriegs in unserem geliebten vatterlandt Deutscher Nation in dem halben verlauff und theil des sechszehenhundersten saeculi oder alter auffkomen, gewachsen und aller orthen mit ungestüme durchgefahren. Und zwar anfänglich hatt es sich wie ein verwarloster funckh erzeiget, nachmaln aber ist es wie ein grausames unnd schedliches feur ausgebrochen unnd hatt mit seinen verderblichen flammen vil fürneme lender stett und herrschafften zue sambt kirchen gottsheuser clöstern und schlösser ruiniert, verherget unnd verzehret. Gleichwol solches elendt und jamer schon albereit zue anfang des obernanten saeculi an underschiedenen orthen in Teutschlandt sich empor erhebte, so ist iedoch dasselbige fürnemblich im 1618. jahr mit offener macht und gewalt herfür gebrochen, und damit es sich mit besserer gelegenheit, ia vil mehr mit grösserem schaden in alle orth und end möchte ausgiessen, hat es seinen ursprung und sitz 3 in dem Konigreich Beheim als welches in mitten des Deutschlands ligen thuet gewonnen, und sich her nach in all andern landtschaffen, iedoch gar wenig ausgenommen, und provinzen mit hochschedlichem zuenemen ausgebreitet und das gantze Deutschland mit menschen bluet überschüttet. Weil dan dieser elende krieg under anderen auch unser Statt herrschafft und in specie unser Gottshaus Bregentz auf verhengnus Gottes 002a schwer unnd schmertzlich ergriffen, als hab ich mit zuelasung oder vil mehr gnedigem bevelch meines hochwürdigen Herren Praelatens Henrici für guet oder auch notwendig zue sein erachtet, damit (Rand: so vil müglich) solcher geschichten warhaffte und ohne affection noch passion und aus lieb der guten warheit geschribne relationes der lieben und hochehrenden posteritet hinderlassen würden. Darauf den verlauff der geschehenen dingen gründtlich zue erkhennen und in der gleichen fürfallenheiten, das iedoch der Gnedige Gott barmhertziglich abwenden wölle, gebürend und erspriessliche mitel bey zeiten an die handt zue nemben, und dess Gottshaus wolfarth zue befürdern. Seit ein mal aber dises schedlichen kriegs anfang sich schon umb eingang des tausendt und sechs hunderten Jahrs hatt erscheinen lassen, als ist mein intent mit beystandt Göttlicher hilff dises gleichwohl gering und einfeltigen werckhlins anfang von oberdeuter Zeit für zue nehmen. Derowegen in dem Jahr 1606 war von dem Durchleuchtigen Fürsten und Herren Herren Maximiliano Ertzhertzogen zue Oesterreich # damals unserem Gnedigsten LandtsFürsten und Herrn #. Der wohledel und gestreng Herr Christoph Zenert Obrister Veld und Haus Zeugmeister der Ober: und Vorder oesterreichischen Landen als ein Ertzfürstlicher Commissarius alhero naher Bregentz abgeordnet in Caussa damit durch dessen bevelch und underhandlung das schloss alhier möchte repariert und besser erbauwet werden. 002b Diser nachdeme er mit Statt und Landt der gebühr und genügen nach abgehandlet hatt er sein comission auff unser Gottshaus gewendet unnd dem hochwürdigen Herrn Prälaten Gebhardo zue sambt dem Conuent allhie versönlich angedeutet welcher gestalten man auf ihrer Dlt bevelch und willen das Schloss zue reparieren gesinnet seye zue dessen volziehung dan under anderen auch des Paren gelts beyhilff vonnöthen seye. Weilen deroweg so wohl Statt als auch das alhiesige Landt albereit das ihrige zue thun sich verpflichtet, also gelebe man der gewüssen hoffnung es werde auch der H. Praelath und sein anvertrauwtes Gottshaus Ihrer Frl Dlt zue underthenigsten ehren etwas und zwar in specie 300 Gulden zue diesem endt darzureichen sich nit beschweren. µ Darüber er H. Praelath nach wenig tagen dem jetzernanten Herren Comissario volgende Antwort schrifftlich übersandt hatt. 4 „Des Frl Durchleüchtg. Ertzhertzogs Maximiliani zue Österreich &c unseres Gnedigsten Herren und Landts Fürsten Verordneter Loblicher Herr Comissarie. Edler Gestrenger Günstiger Lieber Herr µ. Demnach der Herr uns dieser tagen in unserem armen Gotteshaus besuecht und under anderem vermeldet und angezeigt wellicher massen höchst ernante Ihr Frl Dlt gnedigst bedacht derselben Schloss Bregenz bey disen geschwinden, gefahrlichen schier aller orthen und landtschafften sonderlich Teutscher Nation erregender kriegsleuffen und practiken allain dem lieben vatterlandt und zue besserer defendierung derselben getrewen gehorsamisten underthanen, auch derselben weib khünder haab und güeteren etwas mehrers und bessers als es bishero gewesen zue versichern und reparieren zue lassen. Derohalb auch Ine Herre Comissarien verordnet, mit gnedigstem Bevelch 003 sich alhero zue begeben, solches schloss sambt denen dem Herren zuegeordneten beständigen pawmeistern fürnemblich aber auch denen Herren Vogt und Beambten, aller weiß zue besichtigen, und mit denen selbigen in guete reiffe beratschlagung zue ziehen, wie diese Reparation unnd sicherung ermelts Schloss mit geringstem unkosten anzureiffen unnd für zu nehmen sein möchte. Auch derowegen mit dero getrewen gehorsamen underthanen von Statt und Landt beeder Herrschafften Bregentz unnd Hohenegg handlung zue pflegen. Weyl dises werckh Ihnen selbs und gemeinem Vatterlandt zue guetem angesehen und gemeindt, ihre getrewe hilff mit Frondiensten darzue zue erweisen, wie sie sich dan hierinnen solcher gehorsame und hilffleistung gehorsamist anerbotten. Darob verhoffenlich Ihr Frl Dlt genedigest zuefriden und begnügig sein werden. Die weil dan unser Gottshauß in des hochloblichsten hauses Oesterreich schutz und schirm, ja sambt desselben zue gehörigen güteren dem Schloss Bregentz so nahendt gelegen, dahero wyr uns in allen zue tragenden notfählen, wan diese reparation berathschlagter massen also zue gericht und erpawen werde, darzue zuegetrösten haben. So wollen demnach Ihr Herrligkeit in namen Ihrer Frl. Dlt. ersuecht haben, das wyr namblich zue disem vorhabenden pauw auff drey Jahr lang, iedes insonders ein hundert gulden, thuet drey hundert gulden, hergeben wollen. Wie dan der herr sich zue vor ersehen wyr werden solliches Ihrer Durchleuchtigkeit zue underthenigsten ehren nit waigeren sondern solliches guetwillig einwilligen uns auch deshalb mit einandern zue bedenckhen und zue bereden zue gelassen. 004 Hierauff günstiger Herr Comissario thuen wyr uns dessen gehorsamlich erkleren, das wyr ungeacht dasselbig uns wegen unseres armen Gottshaus geringen vermögens und einkhomens schwerlich gnueg fallen thuet sonderlich dieser wichtigen ursachen weil unser arm Gottshaus ohne das zuvor mit grossem schuldenlast beschwerdt: Item das wyr zue unser underhaltung wegen new fürgenommner Reformation jährlich vil ain mehrers als zuvor anwenden und gebrauchen müessen, fürnemblich auch das wyr ein gantz beschwerlich last mit dem wasser der Ach ob uns ligen haben, dardurch wyr ietz vil jahr lang hero, 5 wie meniglichen bewüst, vil und grosse unkösten erlitten, und noch nit gesicheret seyen, sondern in teglicher gefahr stehn müessen, das etwa durch einfallende schwere wassergüss einem unseren Gottshaus und desselben güeteren mercklicher schaden ervolgen möchte. Aber wie gemelt, ungeacht dessen aller auch anderer mehr ursachen und klagen, so wyr umb kürtze willen zue erzehlen underlassen, so wöllen höchstgedachter Frl Dlt und gantzem Hochlobl Hauß Oesterreich als unser aller und gnedigsten schutz und schirmherren zue underthenigster gehorsame und ehren, der hoffnung das wyr dessen mit gnaden ins künfftig zue geniessen getrösten, in des herren begehren gehorsamist eingewilliget haben und im Namen Gottes auff die drey jahr lang jedes insonders 100 fl thuet 300 fl für ietziges und künfftiges herangeben erlegen und bezahlen. Mit dienst freündtlichem demütigem bitten der Herr Comissarius welle dise unser gehorsamiste bewilligung und erzeigung Ihrer Frl Dlt unseren Gnedigsten Herren im besten underthenigst referieren und uns auch unser armes Gottshaus dabey neben in dero gnedigsten schutz und schirmb als deren wyr so wohl 005 des gantzen hochloblichisten Hauses Oesterreich in unserem armen gebeth bey tag und nacht gegen Gott dem Allmechtigen umb dero langwirige glückliche regierung zue erpitten nimmer vergessen noch underlassen wellen. Underthenigest und demütigest zue allen gnaden zue bevehlen. Damit thuen wyr auch dem Herren zue seiner glücklichen widerheimbkunfft von dem Allmechtigen Gott alle glückliche wollfarth wünschen. Gegeben in unserem Gottshaus Mehreraw den 15. Aprilis anno 1606. Des Herren Commissarii Guetwillige Demütige (LS.) F. Gebhardus Abbte der Mehreraw (LS) Prior Und Convent bey Bregentz. Ermelts Gottshauss Nit lang hernach hatt mehr ernanter Comissarius von Ynspruckh heraus volgendes schreiben abgefertiget. „Hochehrwürdiger Geistlicher Großgünstiger geliebter Herr Praelath. Dem Herren sein mein willig und beflissne dienst iederzeit bereit anvor. Des Herren absonderlich, wie auch sein und gantzen convents mir zue gethone schreiben hab ich wohl empfangen und daraus anstatt Ihrer Frl Dlt Ertzhertzog Maximilianus zue Öesterreich, meines gnedigsten herrens, gern vernommen, das der herr und gemeiner convent zue der sehr notwendigen wohlangesehenen reparierung des Schlosses Bregentz ungeacht Ihres Gottshauses obligen und beschwerden dannoch Ihr getrewe hilff als auff drey jahr iedes derselbigen insonderns 100 fl guethertzig unnd willig darschiessen wellen. Darauff ich nit underlassen sonder dise Ihr so wohl meinende 006 ansehliche hilff ob höchst gedachter Frl Dlt gehorsamist referiert, die nemen des herren unnd seines convents erzaigende guetwilligkeit und zue dem gantz Ho[c]hlobl. Haus Oesterreich µ tragenden Eyffer gantz gnedigest an, wie sie dan ein solches unb den herren und sein convent in zuetragenden occasionen hinwider mit allen 6 gnaden gewisslich gnedigst erkhennen und bedenkhen welle. Wie auch iederzeit Ihr genedigster herr beschütz und schirmer sein und bleiben werde: Als bin ich für mein person mit meinem geringfüegigem zuethuen des dienstlichen erpietens welches ich dem herren auff baide im eingang angezogne schreiben in antworth kürtzlich anfüegen denselben und uns allen Göttlicher bewahrung trewlich bevehlen wellen. Dato Insprugg den 22. tag May 1606. Des Herren und Gantzen Convents dienstwillig und beflissner alzeit Christoph Zenet Obrister Veld und Haupt Zeugmeister der Ober unnd Vorder Oesterreichischen Landen ....“ L.S. Die gefahren von welcher wegen dises schlosses reparation für die handt genomen, und für sehr nothwendig noch andeuten Herren Comissarius zue sein erachtet worden, sindt hergeflossen theils von dem durch continuierte zeit verlengerten krieg und dene immerwehrenden einfall in die Ungarische und andere benachbarte landtschafften durch die feindt christlichen namens, nemblich durch die grausame Türckhen geschehen: theils aus dem unheil und gantz schedlichen wesen so sich in Sibenbürgen durch den abfahl Sigmundt Battory erregt hatt, an welchem dem gantzen römischen Reich ja gantzer Christenheit nit wenig gelegen war. 007 Es kam darzu das schwere und verwirte kriegs wesen in den Niderlanden welches dem Ertzhertzog Albrechten zue Oesterreich unnd dem gantzen haus Oesterreich vil zue schaffen geben. Fürnemlich aber war nit zue verachten, ia vil mehr zue fürchten die offentlich fürgangne auffruhr und schwirigkeit der Protestierenden so wohl in den Oesterreichischen landen, als in etwelchen des Heiligen Romischen Reichs stetten, da nemblich die von dem gottseeligen und mit christlichem eyffer entzündten ertzhertzogen Ferdinando (so nachmaln zue dem kayserthumb erhebt worden) als regierendem fürsten der land Steyr Kärndten und Crain µ auf geschaffne predicanten allenthalben lärmen und jammer erweckhet und andere protestierende zue grösserem zorn und frechheit angereitzet haben. Under anderen 1602 fiengen die Luterischen in dem Reichstedtlin Kauffbyren im Algew ein geräffel an mit den Catholischen und zwar am heiligen Charfreytag. Dan in deme die Catholischen erhofften vermög eines ergangenen Kayserlicher Comission Interims mitel, die Luterische sollten und müsten zue vermeydung der heiligen Eucharistischen unehr sich des chors auffs wenigst entschlagen und also auserhalb desselbigen mit ihrem psallieren communiciren stehn gehn sitzen µ der weiten kirchen sich betragen: Welches der Gemeine hauff, bevorab die Weber und Knappen Zunfft (ohngeacht ein Ehrsamer Rath lang und vil entzwischen handlete) kheines wegs einwilligen, sondern mit gewehrter handt (wie sie dan in grosser anzahl armiert für das Rathaus getretten) verfechten und aufpochen wollten. Weilen 7 dan die Catholische dismal übermannet, zue deme für notwendig hielten in solcher zeit deme rauffens und schlagens abzuewarten, so blibe die Victoria bey den Luterischen, welche denselbigen 008 Charfreytag mit essen trinckhen und jubilieren in den wein und bier häussern dermassen verdurrcht celebriert und zuegebracht das mancher gueter schluckher naher in Osterfeyrtagen mit seinem lehren seckhel übel zue friden gewest und darüber saur ausgesehen hatt. Alhier sihe ich gnugsam wie eigentlich diser relation durch Herren Joannem Mayer Frisingenhem in seinem Epitome Cronicorum saeculi moderni µ zue stimme die erzehlung etwelcher alter und alles glaubens würdiger persohnen die mir austrückhlich und weitläuffig angezeigt haben wie nemblich sie sich wohl erinneren mögen welcher gestalt der woledel und gestrenge Junckher Gaudentius von Raitnaw als Beeder Herrschafften Bregentz unnd Hohenegg wohlverordneter Vogt µ. ohne allen zweiffel auf bevelch oder gnedigstes zuelassen Ihrer Ertzfürstlichen Durchleüchtigkeit Maximiliani µ mit sambt hundert unnd mehr wohl ausgerüster mannen von hier aus in das Algew gezogen dem loblichen und Catholischen Magistrat als welcher alda umb hilff angeruffen alle mögliche hilff zue erweisen. In deme er aber mit seinem beyhabenden volckh bis naher Dorenwaidt nit fern von Ysne angelanget, seye ihm die bottschafft eingehendiget worden das nemblich die sach in der güete abgehandlet und verglichen seye, derowegen unnötig das er sich weiter bemühe. Darauff er sich widerumb naher haus gewendet habe. Sonsten aber haben die Bregentzer ein grossen eyffer und begirdt scheinen lassen, disem wessen nit ohne ihren nutz und beüten so wohl in Ysne als Kauffbeuren ab zue wartten mit allen frewden. Aber die vereinigung der gemüter in Kauffbeuren hatt sie gar zue bald widerumb naher hauß abgefertiget. 009 Dahero ist die gelegenheit dises schertzens entsprossen, das die Bregentzer im Weber Krieg (dan also ward er ins gemein tituliert) ihre mit sich auff den weg zue der leibs notdurfft genomne würst also gantz widerumb zue ruckh gebracht haben. Gleichwoln es an ihrem vornemen unnd eyffer catholische religion zue beförderen nichts ermanglete. Aus diesen ietz erzelten ursachen khan man leichtlig gnug die notwendigkeit des vorhabenden schloss bauwes und reparations ermessen, fürnemblich weilen die erfahrenheit uberflüssig iederzeit zu erkhennen gebe, das die der heiligen Römischen Kirche widerwertige feindt khein fridt noch ruhe leiden noch gehabene mögen, und darumben sindt sie billich als verargwonte zue fürchten gewesen, und hatt man nit ohne ursach auff alle begebende fähl sich bestermassen aussfertigen müssen. Dan obgleich woln es an etlichen menschen nit ermanglet hatt, die darfür hielten, es hette solchen schweren und kostbaren baw des schlosses der wohledle und gestrenge Junckher Joan. Wernher Edler Herr auff Raitnaw, als welcher seinen Herr Vater in der Vogtey succidierete, ohne wichtige und erhebliche ursach entweders angefangen oder befürderet nit ohne sein aigen interesse, 8 all die weilen er ein schlechte wohnung damals in Hoffen hatte, da nur ein altes bauwfelliges haus oder thurm an dem ienigen orth da ietzund der Blumen oder Lustgarten stehet, zue finden gewessen. So last iedoch die hohe tugendt und weissheit des durchleüchtigen Fürsten und Herrens Maximilianus und anderen hochverstendigen miträthen solchen argwon nit zue, fürnemlich auch weil der obernannte Herr von Raitnaw mit grosser weis- und 010 erfahrenheit ansehenlich begabet nit schwer die bevorstehende gefahren mit rayffer vorbetrachtung abmessen khundte. Hierbey dem Lieben Leser die gestalt des alten und der fortification mangelbaren Schlosses für gestellet wirdt. (Hier Abbildung vom Schloss) Gegen dem Berg von Auffgang her. 1.Gebhardts Capell. 2. Der Eingang oder Portten sambt der Bruggen. 3. Der Brunnen Thurm. 4. Ein weyer under dem Felsen. µ. Allso ist dem vorhabenden baw in dem 1608 ein rechter anfang gegeben worden der sich nach und nach mit verlauff etlicher jahre vollendet hatt. Und werden nit unbillich under die vornembste werckh gezehlet. Die herrlich und ansehlich allerdings von gehauwenen steinen wohl formierte und mit zweyen neben thürmen und einem gewaltigen und vesten gewelb von ihnen herab verwarte porten und eingang, darzue ein auffziehbruggen anleitet: wie nit weniger die feste unnd wehrhaffte pastey neben dem Bronnen Thurm zusambt der 011a underen in halben mon[d] gezogene ringmaur, andere mehr ansehnliche gebeüw unnd fortificationes, theils zue bequemlicher wohnung eines Herrn Vogts, theils zur beschützung mehr ermeltes Schlosses zue geschweigen. Als neben andern die in der erde auffgerichte gewelber zue erhaltung der munition angesehen zeugnus geben. Durch dise gelegenheit ist der gewonliche ein- oder zugang so an dem anderen theil des schlosses welcher gegen den berg stehet durch mitel einer auff felss stehenden bruggen, die die ein oder aus gehende empfangen oder auf gefertiget vermauert worden. Und hat man den brunnen thurm an seiner höhe gemindert und iezige gelegenheit darauff die stuckh auff den feindt zue plantieren angerichtet. Und als man erachtet soll dise reparation wohl mehr als zehen tausendt gulden gestanden haben. Es hat aber sich mit diser reparations vorhaben ein nit geringe ungelegenheit erhoben in deme der Herr von Raitnaw als Vogt alhie die materialien als kalch, sandt, und stein µ durch einen new gemachten und zuevor niemals geübten weg durch das Guett Babenboll dem Schloss zue schicken wollen und selbige thatt mit allem gewalt durch zue bringen sich nit geschewet. Aber unser Herr Prälath als deme das Guet aigentlich zuestendig war, wolte solches in kheinen weg gestatten und hatt mit seinem eyfferigen widerstandt so vil zueweg gebracht, das man die gedanckhen, die materialia hinauff zuebringen, anderwerts schöpffen hat müessen; hatt also die kunst ein zeit lang disen streitt vermitlet. In deme die kunstreiche 9 pawmeister und welche zwo den vorzug gehaltten, ein solches werckh erfunden und zue gericht das man gar geschwindt und gantz füeglich selbige materialia wie schwer sie auch waren 011b und 011c Zwei leere Blätter. 011d Einfache Strichzeichnung (Bleistift oder Feder) einer quadratischen Schanze mit unlesbarem Text (zwei Zeilen). 011e Die selbe Zeichnung, spiegelbildlich und koloriert, mit Text: „Der gleichen Viereggete Schantz hat H. Obrist Schmidt in die Tieffe des Pfenders gesetzt. Im Mos genant. Anno 1632.“ 011f Kolorierte Federzeichnung des gesamten Befestigungssystems zwischen Klause und Neuer Schanze unten und dem Haggen in der Höhe. Mit Text: „Form der Newen Schantz und Haggen Tobels durch Wachtmeister Vögel Anno 1642 µ zuegericht.“ 011g abgebrochene Strichzeichnung. 011h Identische Kopie von Blatt 011f. 011i abgebrochene Strichzeichnung. 011j Zwei kolorierte Federzeichnungen: Text der oberen Zeichnung: „Welcher gestalt die New Schantz repariert und mit Newen werckhen nach schwedischem Abzug verwahret und vermehret worden A°.1647“ Untere Zeichnung: „Dis ist die Form der newgemachen Schantz auff dem Haggen in dem Tobel A°.1647.“ 011k Kolorierte Federzeichnung mit Text: „Abbildung der Schantz auff dem Pfender von Herr Obrist di Loy gebauwen Anno 1642. Zue welcher volgends andere werckh gesetzt worden.“ 011l „Schantz auff dem Pfender von Herrn Obristen Loy Gramundt und Spaur gebauwen und vermehret.“ µ 011m leeres Blatt 012 uber sich in die höhe erheben und bringen möchte mitels eines rads von menschen einwendig umbgetriben und eines schnellgalgens durch welchen ein langes sail gelassen die schwere läst so under dem felss angefesslet worden uber sich erhebt hatt damit auch ietz er melte läst desto besser sich dem felssen khündte zue nah und in das gewicht lenckhen ward ihme zue hilff ein brügn von bretter in die lenge des gähen bühels aufgestecket zue gerüst worden auff welcher sie nach unnd nach auffgefahren bis sie in das gewicht angeleitet wurden. Under wehrendem baw aber hatt so wohl der Herr Praelath 10 als Herr Vogt neben seinen mitbeambten nit underlassen die erzeigte strittigkeit wegen der new affecdierten strass durch Babenwoll zue verfechten und zwar nach deme Herr Praelath naher Ynsbrugg mit undertheniger berichtung und erzehlung wahrer beschaffenheit geschriben und bey ihrer Fürstlich. Durchl. gebührendt einkomen ist. Darauff von Ober Oestreichischer Regierung an Herrn Vogt volgendes schreiben abgeloffen. „Welchergestalt sich bey uns Herr Gebhardt Abbt auch N. Prior und Convent des Gottshaus Mehrerauw bey Bregentz durch schreiben vom 5. dis wider, euch das Ihr euch angemast durch des Gottshaus aller beschwerden frey aigenthumlich guet Babenboll mit kalch stein und sandt zum schloss paw Bregentz gehörig zue fahren, demütig beschwert und umb unseren Schutz gebetten, das habt Ihr hiebey eingeschlossen zue vernemmen. Wan wyr aber nit wissen was es hierumben diser geclagten durchfarth halben, für ein beschaffenheit eigentlich habe, als befehlen wyr euch in der Fürstl. Dlt. Ertzherzogs Maximilianen und mit interessierten Ertzhertzogs Zue Oestereich und unserem 013 gnedigsten Herren Namen das Ihr Uns hierüber nit allein euweren bericht sambt widersendung des einschluss zue fertiget, sondern auch in mitelst und bis diser durchfarths gerechtigkeit halber durch euch gebührende locierung beschihet, einen unvorgreifflichen stillstandt haltet, auch also erweiset damit er Herr Praelath noch das Convent sich derentwegen billicherweiss verner zue beclagen nit ursach habe.“ Davon beschicht µ Datum Ynsprugg den 19. October A°.1612. An Vogt zue Bregentz Hans Wernher von Raittnaw µ. Aber weiln ietzernanter Herr Vogt disem austrückhlichen bevelch von newem zue widergehen sich anmasete als hatt mehr angedeuter Herr Praelath zue sambt seines vorhabenden Convent nit umbgehen sollen noch khünden sich widerumb mit newen klagen bey Ober Oesterraichischer Regierung gebührendt anzumelden. Über welches sie abermals volgendes unnd zwar scherfferes schreiben an Herrn Vogt abgeordnet. „Auf dem vom 13. dis uns von Herrn Gebhardtus Abbt auch Prior und Gemeinem Convent des Gottshauses Mehreraw zuegethanem schreiben und nebenclagen, habt Ihr zue sehen was massen er abermals das durch sein erkaufft Guet Babenboll zum schloss baw attentierenden newerlichen durchfarth halber an uns gelangen lassen, und sein bitten ist. Hierüber wyr eüch mit ewerem bericht anzuhören nit umbgehen wellen, in der Frl.Dlt Ertzhertzogs Maximiliani zue Öesterreich und unseres Gnd. Herren namen euch hierauff befehlendt das Ihr uns denselben mit widersendung des einschluss uneinstellig zuekhomen lasset. An deme beschicht µ Dato Ynsprugg. den 23. Aprilis Anno 1613.“ 014 Dessen aber ohngeachtet hatt albereit die bösse affection, die der herr von Raitnaw wider das Gottshaus geschöpffet solcher gestalt überhandt genommen das er khein scheuch getragen mit zue milder berichtung die Ober Oesterreichischen Regierung von ihrem albereits gnedig ertheilten bevelch und Ordnung abzuewenden und auff 11 sein seitten zue ziehen, mit vorgeben dise durchfarth seye schon vor lengsten also gebraucht worden.µ Welches als die Regierung in einem besonderen schreiben dem H. Praelathen angedeutet, hatt er zue seiner habenden freyheits rettung widerumb ein schreiben an vilernante regierung ablauffen lassen mit disem Einhalt. „Wohlgebohrne Edel Gestreng Hochgelehrt und Vest Genedig und Großgünstige Herren. E.Gn. und gunsten seye gegen Gott dem Allmachtig. Unser Gebett und hie in Zeit underthenig und guet willige dienst jederzeit zuevor.“ Euwer Gnaden und Herligkeith schreiben von Dato Ynsbrugg den 18. verschienen Monats Marty an mich den Abbt aufgangen, haben wyr den 11. huic ab der post Krumbatzhoffens ordenlich empfangen, betreffendt das die selbigen gleichwohl auf unseren ihme vom 5. October verschienenes 1612. Jahrs zue gethanen schreibens, ablesendt vernomen. Was wyr von unsers undergebnem Gottshaus weges des durch uns erkaufften guet Babenboll an sie gelangen lassen, und uns das ein durchfarth daselbst zue dem Schloss Bregentz newerlich gesuecht werden welle, beclagt auch folgens abzustellen gebetten. Dieweil aber Eur. Gndn. und oft anderwerts bericht worden, das dise durchfarth vor lengsten also gebraucht, als sehen sie gern, das es bey deme massen solches von alters her khomen, nachmals verbleiben, und die durchfarth wie zuevor also auch der zeit fürnemblich zue dero Frl.Dlt. unsers Gnd. Herren anbevohlnem und new genommnen 015 Schloss paw gestattet werden möchte.µ Hierauff Gnd. und Grosgünstige Herren khönden denselbigen wyr zue vernemen unserem bericht gehorsamlich unangemelt nit lassen. Das wyr uns gleichwohl vertröstet es solte bey E. Gn und Ht dem Herren Vogt alhie dem Von Raitnaw vor disem gegebnem bevelch, namblich das er bis diser durchfarths gerechtigkeit halb, durch Ihne gebürende docierung beschehe, einen unvergreifflichen stillstandt haltten solle verbliben sein, wie wir dan nachmaln so vil möglich ob es darbey bewenden möchte underthenig und dienstlich gebeten haben wöllen. Im fahl aber ein solches bey E. Gn. und Ht bedenckhlich so ist unser weitters gantz hochflehentliches anrueffen und pitten, die geruhen uns unserm armen Gottshaus dise gnad zue erzaigen und von Ihrer Frl. Dlt µ Rath Balthassar von Herrliburg als der die verwaltung der Vogtey Bregentz in die 20 jahr lang getragen und sein residenz auff dem Schloss gehabt seinen bericht hierüber auch zue erforderen so wohl auch den beambten zue Bregentz zue aufferladen, etliche underthanen so wir ihnen benennen werden und die vorigen vögten auff dem Schlossberg den ihnhabern Babenboll gedienet und dieser durchfahrth halber bericht geben khönden, bey ihren bayden zue erfragen, und ihre aussagen den selben zue übersenden. Zue deme haben E. Gnd und Ht ausser hie bey geschlossenen beylagen No. d. VundZ. gnedig anzuhören was massen das guet Babenboll vor disem verkaufft worden sonderlich vs beylag No.1 zue vernemen. Das Johannes vom Bach gewesener oesterreichischer Landtaman dis guet Babenboll in dem lenggst verscheinem 1452 Jahr gegen Josen Weyssen verkaufft und mafern 12 dise servitut der durchfarth darob gewesen, so hette er 016 freylich und ohn allen zweiffel seine dienstspflicht betrachtet und solche gerechtigkeit da sein gn. Fürst und Herr solche gehabt, deme kauffbrieff einverleiben lassen. Da dan schon des Landtamans vom Bach kauffbrief dise gerechtigkeit einverleibt ware, so trugen wyr dannoch zue Ihrer Frl.Dlt. unserem H. herren und E.Gn. und oft dis underthenigst und underthenig vertrauwen weilen wyr das guet Babenboll in massen E.Gn. und hat hiervor bericht allein zue dem endt kaüfflich eingethan da wyr wegen grosser gefährligkeit des wassers der Ach, auff besorgenden nothfahl vs unserm Gottshaus weichen, und in besagtem guet Babenboll unser notwendige herberg und underschlauff suechen und haben müsten dieselbige wurden uns solcher gerechtigkeit der durchfahrth gnedigest und gnedig miltiglich enthoben und das unserig ist gar in grundt zue verderben nit begehren sondern mit milteren gnaden bedenckhen. Und dieweilen sollich unser Guet Babenboll ein ehehafft guet alles in einem einfang gelegen. Dis jahr mit vesen und habern angeseet worden, welche saat uns da der durchfart nit zeitlich fürkomen gantz und gar in grundt verderbet wurde, so pitten E. Gn. und Ht. wir verner gantz underthenig und dienstlich die wollen dem H. Vogt den stillstandt der durchfahrth nochmals bis zue endtlichem austrag der sach und in bedenckhung, das sonsten gleich neben dem Guett Babenboll ein guete harte strass auff das Schloss gehet welche die underthanen (sofern sie nit dahin gezwungen wurden) ihrem selbst vermelden nach lieber als durch das Guet Babenvoll, so gar tieff und sumpfig (auf welchem dan ein sonderer widerwill verspüret werden muss) fahren wolten mit sonderem ernst anbevehlen. An deme erzeige E.Gn. und Ht. ein werckh der geliebten Justitia µ Datum Mehreraw den 13. Aprilis 1613. E. Gn. und Herrligkeit dienstbeflissener und undertheniger Gebhard Abte auch Prior und Gemeiner Convent.“ [der Brieff beginnt auf Seite 025 oben der Bregentzer Transkription] 016b zwei kolorierte Federzeichnungen, oben: Das Schloss Bregentz von Nidergang her wie es vor disem gewesen. Ehe es reparieret worden. unten: Wie es nachmals vermehrt und repariert ausgesehen bis auff Anno 1647. 017 Aber der Herr Von Raitnaw als gegen dem Gotthaus übel damalen affectionierter lisse mit nichts nach, das ienige vorhaben so er in seinem kopff gefast mit aller macht und manier vorzubringen, dessetwegen er widerumb naher Ynsbrugg an die Regierung geschrieben. „Wohlgebohren µ was den puncten und farweg durch das guet Babenboll betrifft hat es hierumben ein solche beschaffenheit, demnach nechst verscheiner jahres das Schloss alhie mehreres zue reparieren, notwendig und für ratsam angesehen, auch von höchst gedachter Ihrer Frl.Dlt solches beratschlagter massen ins werckh zue richten, mir dem Vogt Von Raitenaw gdst auffgetragen und anbevolchen worden, welches 13 alles allerley paw materialia als kalch, sandt, und stain erforderet solliches aber zum aller gequemlichsten durch bemelts guet Babenvoll der darin befundenen Alten Schloss Strasse nachfahren müssen, dessen sich gleichwohl der Herr Abbt etlich zeit hernach beschwärtt bey verhörtag begehren lassen das berürthe durchfahrt bey den underthanen abgeschafft wurde, welches ich aber der Vogt der ursachen nit nachgeben khünde sintemalen aus erforderter schuldigkeit mir gebührt und obligt, alle zum Schloss Bregentz gehörige Recht und Gerechtigkeiten besten fleiss handzue haben und ich eben disen weg bey antrettung der Vogtey also befunden selbige so wohl als mein geliebter Herr Vatter seelig (die wir nunmehr das Schloss Bregentz bey 25 jahren besitzen) Jederweilen zue und nach unserer noturfft ohne einigen eintrag und widersprechen der gewesten inabere vorbemelts Guet Babenboll gebraucht deren doch inmitels vier 018 solches guet aigenthümblich besessen haben. Als anfangs Friederich Rainoldt, Gottfridt Conradter, Hans Conrad Merckher von Balgheim und der H. Abbt aus der Weyssenaw bey Ravenspurg gelegen, welcher erst in anno 1601 dem hiesigen Gottshaus dis Guet neben dem zehenden in diser Ambts herrschafft gelegen zue kauffen geben. Es hatt auch eben der H. Abbt alhie diser durchfarth halber erst in anno 1608 sich anfangen zue beschweren und zuevor siben gantzer jahr hiervon einige clag noch einredt gehabt. Ferner so geben nit allein augenscheinlich in disem Guet Babenboll die alten unverborgnen strassen die im velsen vertieffte holweg zue erkhennen das vor etlich 100 jahren und villicht ehender Babenboll in rerum naturae gewesen, ein strass und fahrweg vom Schloss Bregentz her aber dardurch gebraucht worden, sonder es werden auch noch zwey fälter oder gätter (wie mans hie zue landt nennet), ainer hinauff gegen dem schloss wertz, der andere gestracks unden von dem wasser ab der Bregentzer Ach, die sonsten nirgends anderst wohin taugen, befunden. Darumben ich, der Vogt, für unnoth gehalten das man von sollicher gerechtsame an welcher mehrgedachtes Schloss Bregentz in zuetragenden nothfählen nit wenig gelegen auff solichs bloss widersprechen des Herren Abbts weichen sollen. Bevorab weiln dem pawwesen und dem hoff oder feld paw zum Schloss gehörend solliches nit zue geringem schaden gereichte. Da aber E. Gn. und Ht. ein solches mir dem Vogt gentzliches abschaffen, will ich deme wie billich schuldig gehorsam leisten, auch disen bereicht kheiner andern ursach als weilen es fürnemblich des Schloss gerechtsame meiner verwaltung betreffen thuet für mich selbsten alda einstellen wölle. Sonsten waren gleichwohl etliche alte betagte persohnen vorhanden die umb mehrer kundtschafft dises fahrwegs und strassen 019 strassen verhört werden möchten: weilen aber selbige meistentheils des Herren Abbts lehentrager seyen, das Schloss Bregentz auch als der fürnembste Regal eines diser herrschafften die praesumptiones für sich hatt und offt gedacht guet Babenboll durch vermög der ambtsbüecher einer herrschafft jährlich auff Martini 12fl d an gelt 14 und anderthalb pfundt pfeffer zue zinsen schuldig ist: auch er Herr Abbt untzhero seine kauffbrieff und derenthalben erkaufftes jus uns niemalen fürgewiesen hatt als ist die verhör der begehrten kundschafften eingestellt verbliben. Dafero nun E.Gn. und Gunsten aus erzelten ursachen hierwider khein bedenckhen tragen, das wir ein zeugen verhör ehender der kauff titel vom Herren Abbt ediret wurdet, anstellen, die aussagen ad notam nemen, und nach beschaffenheit der sachen aintweder die gebühr verhandlen, oder aber E.Gn. ... selbige zue dero verneren entschluss und verordnung in gehorsamb uberschickhen sollen, werden Sie uns dero gueten gelegenheit nach ein solches in gn. anbevelen. dem solle gehorsamlich durchaus gelebt und nachgangen werden. Datum Bregentz den 26 May. 1614. E.Gn. underthenige gehorsame Ambtleuth zue Bregentz.“ Es war aber dem Herr Praelathen allhie wenig arbeit auffgeladen, damit er dise übel gegründte und aus gar zue vermerckhlicher passion herrürendte aufflagen und ursachen widerlegte. Sintenmal ein ieder verstendiger gar leichtlich, mehr als gnugsam spüren und erkhennen kan, das des Herren von Raitnaw vorgebrachte und vermeinte rationes einen geringen bestandt in sich halten. Dan wo ist die schedliche und weitläuffige umbstrass zue finden gewesen? Wo ist die attentierte Schloss gerechtsame gegründet? Wo ist probiert, das die Inhaber niemals widersprochen? Wie schickt sich, das der Herr Praelath in siben Jahren 020 dessetwegen sich niemals widersetzet hab, als da er erfahren, das man das ienige für ein gerechtsame will anziehen, welches etwas villicht aus guthertzigem wollmeinen ein oder mehrmals gestattet worden? Wie riehmen sich die vertieffte holweg und gatter so übell als sollten sie zue kheinem andern endt dienlich sein? was bringt solcher durchfarts absteckhung dem schloss guet für schaden da vil andere weg vorhanden? wo sindt die vil 100 Jahr erwisen? wo ist des villichts probation dahinden gebliben? Ist dan endtlich niemandts zue bewerter gezeugkhnus der warheit als die lehen trager des Gottshaus zue finden gewesen, und mehr anders mit still schweigen zue übergehen. Endtlich aber: Ist von einer hochloblichen Oberoestereichischen Regierung dem Herren von Raitnaw mit allem ernst von seinem fürnehmen abzustehen anbevohlen worden, hingegen das Gottshaus alhie dardurch zue solcher ruhe kommen, das von selbiger zeit es bis auff gegenwertige tag dergleichen nichts mehr der durchfarth halber attentieret oder gesucht worden. Es ward offternanter Herr Vogt mit unserem Herren Praelathen Gebhardo vilmalen in dem harnisch, wie er Vogt selbst zue sagen pflegte, und dessetwegen ist wohl zue vermueten, er habe oberzelten streit vil mehr aus widerwillen, als liebe der gerechtigkeit angezettlet und so hartigklich fortgesetzet. Die ursach aber dises unwillens ist fürnemblich hergeflossen weil der Herr von Raitnaw eines mahl naher Mitelbibrach verreisendt von dem Herrn Praelath ein pferdt entlehnete und dan dasselbige einem gueten freundt deme es sehr wohl gefallen zue kauffen gabe oder auch verehrte mit 15 hoffen es werde der H. Praelath eintweders mit der baren bezahlung oder dargebung eines seiner besten rossen in solchem fahl contentieren lassen. Aber der H. Praelath wolte durchaus sein pferdt widerumb haben und 021 schluge all andere mitel aus. Dessetwegen müste er Herr von Raitenaw nit ohne confusion, welche ihm den kopff hefftig verwirrete, das pferdt widerumben von seinem freundt begehren und dem H. Praelathen zuestellen. Welches dan ein ursach einer grossen verbitterung gewesen: Wer hierinnen recht oder unrecht gethan habe, lass ich einen verstendigern das urtheil fellen. Damit wyr aber aigentlich widerumb zue unserem vorhaben in erzehlung der Kriegsgeschichte gelangen, so ist zue wissen das nachdeme sich die unruhe und kriegswesen nit allein in Beheim und anderen benachbarten landtschafften offentlich an tag herfürgelassen und darmit das gantze Teutschlandt nit ein vergeben forcht angetrawet, sondern auch in Prettigaw und Gemeinem Pündten sich mercklich spüren hat lassen, als haben ihre Frl. Durchleuchtigkeit Ertzhertzog Leopoldus zue Oesterreich µ, ein hoch verstandiger und mit grossen tugendten und fürstlichen qualiteten gezierter Ertzhertzog und iederzeit ein getrewer und teurer vatter des vatterlands, solchen üblen zue begegnen gnedigst alle vorsorg und anordnung verschaffet, damit uns auff alle begebende fehl und anstöß bester massen ausgefertiget und ausgerüst erscheinen möchte. Und andere hochnotwendige mitlen erforderte die notdurfft damit man mit bequemliche wehr und waffen versehen were, dessetwegen jederman sich auf dem gnedigsten bevelch mit dergleichen waffen versehen müsse, und mit diser occasion ist auch dem H. Prälathen anbefohlen worden das er sein Gottshaus mit gemässer zahl der musqueten ausstaffieren solle. Über welches sich gleichwohl der hochwürdige Herr Abbt Placidus (mit seinem Convent) umb etwas beschwert befunden und deretwegen naher Ynsbrugg, solches abzubitten auff volgende weiß geschrieben: „Wohlgebohrner Edel Gestreng. und Hochgelehrt. µ ob gleich wohl mir bewüst das E. Gnaden mit höheren und mehreren geschefften beladen jedoch hab ich mein 022 zueflucht und trost in meinem anligen zue E. Gnd. setzen und in underthenigkeit bey den selben anklopffen wöllen die weil der wohlgebohren etc. Herr Vogt zue Bregentz mein lieber herr und freundt meinem armen anbefohlenen Gottshaus diser zeiten etliche musquethen sambt allem zue gehörndem anzuenemmen, auffzuelegen bedacht und als wyr dises abbitten wellen, hatt wohlgedachter Herr Vogt ein soliches nit über sich nemen wollen. Gelangt dem nach mein und meines Priors und gantzen Convents undertheniges höchstes fleises bitt und begehren an E. Dl. sie wöllen unsers Clösterlins anligen und nöthen nit allein mit zinsen und bösen jahren sonder teglich mit grossem schaden der Ach beladnen und betrengt zue hertzen führen und gnedig geruhen uns von solchen angetragenen beschwerden (von welchen das Gottshaus niemalen bekümmert worden) entledigen. 16 Sonderlich auch weil das Gottshaus jährlich seine ansehne schutz und schirm gildten dem Herren darreicht und bey bey desselbigem bishero in gnaden verbleiben lassen. Verhoffen also underthenig pittende zue Gott dem Allmechtigsten er werde mit schutz und schirm des Hochloblichen Hauses Oesterreich unser armes Kloster vätterlich vor kiegs uberfall verwahren. Versehen uns auch E. Gl. werden unser armes Closter vor solchen beschwerden und aufflagen gnediglich entladen. Solches wellen wyr umb E. Dl. in unserm armen gebett gegen Gott und underthenigen dienstes wo möglich vergelten. Und thuen uns sambtlich E.DL in gnedigen schutz befehlen. Datum den 14 January 1619. E.Gl. d.w. Placidus Abbt µ. Dem wohlgebohrenen Edlen Gestrengen hochgelehrten und Vesten Herrn N.N. Hochfrl. Dlt Ertzhertzog Leopoldi µ. in Oesterreich µ Praesidenten Cantzler Regenten und Räthen Ober Oesterr.µ Landen unseres ABC. Herren.“ 023 Hierüber hat ein Lobl. Regierung dise resolution ertheilet. „Betreffendt das bey dem H. Praelathen zue Mehreraw und Balthasar von Heiligberg auffgebrachte gelt, haben wyr ob höchst gedachter Frl Dlt gehorsamlich erinnert das der Herr Praelath für dismal der einlegung der soldaten enthebt werden möchte. Aber der auffgeladenen 12 musquethen oder 6 archibusier rüstungen, mit ihrer zugehörd wie des wegen zue ubertragen das khan wegen beschwerlicher consequentien nit statt haben, gestalt das selbig auch nit weniger zue sein so wol seines Gottshaus als gemeiner vatterlands versicherung angesehen ist, dahero Ihr sintenmal man des gelts alsbald für der soldaten commiss bedürfftig dasselbig an beeden orthen abforderen und bis zue ausfertig und erfolgung der ordentlichen schuldbrieff einsprechen auch iederzeit schadlos gehalten und auch sollche verschreibung hinnach an ihre gehörige orth zue lifferen zue gesandt werden sollen wie es dan im übrigen das die jährliche verzinsungen auf dem Ambt Bregentz zue reichen darbey zue verbleiben hatt und ihr solches geltt so bald es erlanget wirdt zue der täglichen comiss zue gebrauchen und Vogtey Verwalters zue Pludentz und Sonnenburg Rudolph Heinrich Kurtz von Senffenaw der gestalt uberhendigen sollet, das er dasselbig allein zue diser noturfft gebrauchen auffs gesparigist darmit umbgehen und ordentliche rechnung darüber haltten solle. Inmassen wir Ihme hiervor schon albereit in zwayen posten 3740 fl hier auff angeordnet. µ. Datum Ynsprugg den 4. Juni 1619. Frl. Dl Ertzhertzog Leopolden Zue Oesterreich hinderlassne zue geordnete Geheime Räth. Dem edlen Herren Hans Wernher Edler Herr auff Raitnaw Zue Hoffen Künigl. Mayt zue Hungarn und Behemb auch Frl. Dlt Leopoldi und mitinteressierter Ertzhertzogen zue Oesterreich µ. Rath. Vogt. Zue Bregentz und Hohenegg Obrist Haubtman vor dem Arlberg unsere lieben Freündt und Herren. Cito cito.“ 024 Nicht weniger haben wohlernante Ertzfürstl Räth dem H. Praelathen alhie durch Herren Vogt andeuten lassen mit disem schreiben: „Belangendt des Herren Praelathens ferner ansuchen, ihme wo nit 17 der 12 doch der 6 musquethen so seinem Gottshaus in der militia auferlegt worden zue erlassen, sollet Ihr demselbigen andeuten, das Ihre Frl Dlt berührtem Gottshaus ehe in anderen so was mehrers portiere gnedigst zue willfahren gedacht sein werden weil dise contribution zue angelegter gleicheit gereicht, und zue verhütung anderer nachtheiliger consequenzen wie Ihr selbst unschwer ermessen kundt, zue veränderen in mehr weg bedenckhlich, und weil es so wohl zue des Gottshaus als des gemeinen Vatterlands assecuration fürgenommen worden. Also werdet Ihr Ime Herr Praelathen sich dem selbigen gleichmassig zue bequemben mit bester uns von Euch bekandter .... weisen, damit man disfahls weitter difficulteten geübrig sein möge. .... geschicht an statt hochst ermelter Frl Dlt unser meinung. Dat. Ynsbrugg den 11. Juni 1619. Frl Dlt etc. Gehaimer Rath etc. H. Reichart ..... (Unterschrift).“ Auff dise weiss hatt das Gottshaus die beschwerdt der 12 musquethen zue sambt der notwendigen rüstung aus sich nemen müssen und ist man zue friden gewessen das auf Ertzfürstlicher Gnad die einquartierung der soldaten abgewendet und verhindert worden. Welches dan Ihr Frl Dlt desto lieber und belder zue gelassen, all die weilen der H. Praelath auff dero gnedigst ansuchen ein namhaffte summa, da man die böse der selbigen zeit und des Gottshaus einkommen beobachten thuet als, nemblich 1500 fl an barem gelt dargelihen und zue underhaltung der soldaten bey025 geschossen hatt, jedoch ime volgende conditionen vorbehaltendt. Als erstens solle man dem Gottshaus versprechen das weder inn noch usserhalb desselben khein beschwerdte mit soldaten kriegsrüstung und waffen oder andere anlegung fortherhin aufferlegt und damit beladen werde. Zum andern das man ein obligation der versicherung und verzinsung halber auff das Ambt Bregentz dem Gottshaus bey erlegung des gelts zuestelle und darauff befehle die die verzinsung jährlich richtig zue erstatten. Drittens das ermelte suma der 1500 fl gelts innerhalb 3 jahren in bedenckhen das das Gottshaus sollich gelt in anderweg umb verzinsung auff nemen müss widerumb sambt dem interesse erlegt und abgesattet werde. So das viertens und lestlich, das man dem Gottshaus mit wuhrung ander sach, wie dan bishero beschehen also auch forthin, bey den underthanen wolle behülfflich sein. Actum den 27. May 1619. Welche conditionen theils admittiert oder doch limitiert theils aber nit völliglich angenommen worden, wie schon albereit angedeut ist. Das für das erste obgleich wol das Gottshaus die 12 begehrte musqueten zue sambt der notwendigen rüstung auff sich hatt nemen müessen, so haben jedoch Ihre Frl. Dlt. demselbigen ein ansehnliche gnad und befreyung aller einquartierung gnedigst ertheilet: für das andere sindt die begehrte versicherungs brieff bald hernach in bester form ausgefertiget worden. Dan weilen Ihre Durchleuchtigkeit selbiger zeit nit zue Ynsbrugg sonder zue Wien als wohlverordneter Statthalter Ihrer küniglichen Mayestett Ferdinand 2 welcher naher Franckfort zue 18 dem bestimbten orth der kayserlichen wahl nach selligstem ableiben Kaysers Matthiae gewesen, als ist die ausfertigung der schuld verschreibung umb etwas verlengert worden. Den letzsten puncten betreffend ist er mit etwas underscheid gemitlet und dergestalt attemperiert worden, das dem Gottshaus allerdings gnug geschehen, wie anderstwo da von dem wehren der Ach gehandlet wirdt zue ersehen ist. 026 Under disem hatt sich die in anno 1618 schon albereit angefangne unruhe in Bündten fornemblich aber in Brettigaw und Engadin in mehr und mehr herfür gelassen, als das Ihr Dlt leichtlich einen schweren krieg darauss abnemen khundte. Dan man spürte augenscheinlich das die ietz ernante Pündtner in einem und mehr articklen schnurstracks wider den in Maylandt anno 1531 auff gerichten und allerseits mit sigill bekrefftigten vertrag handleten. Und ob gleichwohl sie under ein ander im jahr 1618 theils in Chur theils aber in dem Marckh Thusis ein zuesammenkunfft haltendt gewisse artickhel und puncten auffgestelt. Insonderheit das man die zwo religionen als der Catholischen und Evangelischen in allen ihren landen und gebietten in freyer übung lassen und einen ieden bey der seinigen bundgenössisch schützen und schirmen solle: Zue deme müsse man ein ieden Pundt Commun Gericht und sonderbaren persohnen edel und unedel bey ihren hergebrachten freyheiten, gewohnheiten, braüchen, ehr, haab guett manutenieren schützen unnd schirmen, wie anderstwo weitläufig von solchen geschichten gehandlet wirdt von den Teutschen Chronisten. So hatt nichts desto weniger dise vertragung und vergleichung nit lang gewehret, ia man ist derselbigen an vilen und fürnemblich Ihrer Frl Dlt zue gehörigen orthen gantz zuewider gangen in deme die guet Alt Catholische schwerlich verfolget, mit eingeführten praedicanten und falschen lehren beschwert und mehr andere Ihrer Frl Dlt habende jura schwerlich violiert worden. Dessetwegen die hoch tringende noth erforderte damit man auff bequemliche mitel die gedancken schöpffte solchem unheil zue begegnen und abzuehelffen. Insonderheit aber liesse Ihre Frl Dlt ihro auf gantz christlichen eyffer die allein seelig machende religion und dessen frey exercitium in ihren landtschafften angelegen sein, zue dem ende dan dieselbige 027 neben werbung der soldaten und weltlichen waffen ihr meinung zue bekommung geistlicher lehrer und verfechter heiligen glaubens angewendet und dieselbige zue erhaltung oder widerauffbringung ietz ermelter religion in oberzelten herrschafften gnedigest abgeordnet under welches die gottselige vätter Capuciner ihr mühe und arbeit mit höchstem lob nutz und wollfarth scheinen haben lassen. Under welchem aber billig der primat und vorzug dem edlen und auserwehlten blutzeugen Patri Fideli gebühren thuet. Als hernach weiter soll vermeldet werden. Under dessen aber sindt alhie bis in acht tausendt geworben und von Ihr Küniglichen Mayestet in Hispanien dem Kayser zue hilff geschickte Neapolitaner durchgezogen, die haben woll vierzehn tag alhie zuegebracht unnd alles essen und trinckhen mit parum gelt freygebiglich bezahlet welches den alhiesigen burgeren und landts 19 leuthen nit einen geringen nutz eingetragen. Und hatt man sonderlich khein ungelegenheit ihretwegen verspüren mögen. Nicht weniger haben mehr andere völckher ihren pass oder repass zue underscheidenen zeiten hindurch genomen dardurch nit allein einer gemeinen burger und landtschafft unkosten und ungelegenheiten aufferwachsen sindt sondern es hatt auch hiervon seinen theil das allhiesige gottshaus ehrlich participieret. Als in anno 1620 haben die beambten in Bregentz mit solcher manier ein fuder stroh begehret: „Hochwürdiger Genediger Herr E. G. sein unser gantz bereith befliss willig dienst anvor. Darbey zue vernemben das wyr in der Statt allhie stroh halber in höchstem mangel, als das man den pferdten so heroben losiert nicht einen halm zum understrewen zue gebrauchen, hierumben so gelangt an E. G. unser hoch028 trungenlichs ernstliches und gantz dienstliches pitten und ersuechen sie geruhen alsbald dise verordnung zue thuen damit ein guet ergiebiges fueder stroh gleich mit zaigern herauff geführt und dahero zum ambtshaus geliffert werde. Erpietig darumb E.G. die gebührendt bezahlung widerfahren zue lassen, und es andertwerts zue verdienen. Datum in Eil. Ambthaus Bregentz den 18.Marty 1620. LS LS E.G. gantz bereith befliss willigste. D.Yelin und G. Wall.“ Das ist Diethelm Yelin. Und Georg Wall. µ. Ambtman und Landtaman. Allda zue sehen die höffliche manier dergleichen zum kriegs wesen gehörige sachen von dem Closter zue begehren, die mag mit des günstigen Lesers wollgefallen mit derienigen so hernach von ihren nachkommen ausgeführt worden, nit ohne verwunderung verglichen werden. Ob aber es gleichwohl ein geringes werckh war in solcher noth ein schlechtes fueder stroh und zwar umb die gepührende bezahlung in eyl zue liffern, so ist iedoch nach und nach das begehren grösserer ding staffelsweis auffgestigen bis es endtlich zue dem bevelch und angemaster gewalt erwachsen. Underanderen im Jahr 1621 haben die Herren Beambten disen brieff in aller eyl mit dreyfachem Cito abfliegen lassen. „Der Herr Praelath seye hiemit von uns samentlich ambtshalber anermanth, für unser persohn aber neben anmeldung bereitwilliger dienste fründtlich ersucht, das er sein behausung allhie (in der Statt) alsbald und noch vor morgen abendts mit allerley erfordertem haus rath bettgewandt feur und liecht hew und stro und 029 dergestalt ausstaffiere damit die Herren Commissarii so zuer abführung des Maylandischen volcks verordnet dessen morgens in 200 pferdt ankhomen und ubernacht quartiert werden müssen, 20 daselbst losieren unnd gepürendermassen beherbergt werden khünden welches wyr ihnen in eyl, weil wyr dessen in der stund berichtet worden zue wissen machen wöllen. Actum den 15. Jener Anno 1621. Des H. Praelathen frey und dienstwillige Joan.Warnher Edler Herr auff Raitnaw Dieth. Yelin und G. Wahl µ.“ Besihe lieber Leser welcher gestalt sich der Stylus so bald verwandlet hatt. Dan was ist, das der H. Praelath von Ambts wegen soll ermant sein zue thun was die beambten begehren werden, als das er schuldig und verpflicht soll sein selbiges zue vollbringen. So hatt nun der Herr Praelath damit er khein ursach eines grösseren widerwillens erregte, auch hierinnen ihnen mit zueführung begehrter sachen willfahret, nemblich alle weitläuffigkeit dadurch abzuschneiden und die beambte in guetter affection zue erhalten. Dises 1621 jahr hatt unserm geliebten vatterlandt die unruhe mit beylauffenden unkosten und ungelegenheiten mercklich geheuffet in deme nemblichen die Pündtner und vornemblich die Brettigäwer auffrürisch worden dergestalt das nach deme die heübter und vorgesetzte dem konig in Hispanien den pass ins Pünterlandt vergunt und zue gelassen, waren dessen die underthanen in Pündten gantz unwillig, haben sich derowegen in furore zuesammen gerottet und etliche der heübter veriagt oder gar nider gemacht und alle päss widerumb versperet und in dem Monat April sich des Konigs in Hispania und gantzen Hauses Oesterreich offne feindt erkleret oder doch offentlich verspüren lassen. Dahero ist in 030 disen 4 herrschafften nit geringe forcht und schreckhen entstanden unnd müste man nothtrungelich zue den waffen greiffen dardurch den befurchtenden einfall der Pündtner zue verwehren. Sonderlich aber war in hochster noth und gefahr die Statt und Herrschafft Veldkirch zue sambt Montafun und Bludentz, welchen zue hilff auf Ihrer Frl Dlt gnedigsten und ernstlichen bevelch aus hiesiger Statt und Landtschafft neben der Herrschafft Hohenegg den ersten ausschuss in aller eyl abgeordnet worden. Welcher nach deme er sich zue und umb Veldkirch 14 tag lang auffgehalten, hatt man ein theil desselbigen under gewüsse compania aufgeteilt und besser gegen Pündten auff die päss verlegt, alda sie ein gantzes jahr in der wacht verbliben, den andern theil hatt man zue rugkh gehen lassen. Es war gewisslich khein eitele forcht sintemalen die Pündtner sehr schwirig und verbittent auch nach aussag Herrn Praelathens zue Pfeffers in dem Augusto schon in proxime in dem anzug gewesen die obernante Oesterreichische Herrschafften feindtlich zue überfallen. Wie solches der hochseelige Vatter Fidelis in einem schreiben an unseren Gnedigen Herren den 16. Augusti 1621 datiert mit mehrerem angedeutet hatt. Under anderem dise wort brauchendt. Nos in arumoso et periculoso bellico tumultu .... ut plane ignorem... quo tandem cogit actiones nostras qui cum Josuphat ad ... regem coeli & terrae ... habeam.. omnia incerta, turbulenta & sanginem minit ... Setzt hinzue die vorgehende nacht, ob es gleichwohl starckh 21 regnete seyen die ritter in der wacht gestanden. Von Insprugg her seyen zwey grosse stuckh angelangt und selbige auff die Vestung Gudtenburg geführt worden. Ein ansehnliche schar der soldaten von Reutery und fues volckh seye eilends und ohn versehen ins Montafun 031 comandiert worden den Pass aldorten zue verlegen durch welchen die Pündtner sonderlich die Brettigäwer auff oberzelte herrschafften wolten einfallen. Man thue zuemals zue Vadutz mit newen werckhen und schantzen den Bündtner den pass auch abschneiden unnd verschliessen. Uno verbo. Omnia redolere quin & clamitare hostilitate. In deme nun die unserige under dem commando des Herren von Raitnaw als Obrist Haubtman der 4 Arlbergischen Herrschaften in starckher und bestendiger wacht an obangedeuten pässen und orthen gelegen, und sich der Pündtner gewalt und progress vermehret hatt, als ist in obigem 1621 jahr im Monat Octobris das landt volckh abermal in die waffen genötiget und der nach haus gelassne theil widerumb in die Oberlandt erfordert worden welche man in underschidliche orth als Montafun und Guetenburg etc. aufgetheilet und die wachten versterckhet hatt. Derenweilen aber ist Herr Obrist Baldiron mit seinem ansehnlichen in Tyrol durch Ihrer Frl Dlt gnedigste anordnung geworbnen regiment durch Tyrol bey der Finstermüntz in die Pündten urblötzlich eingefallen, das ganze Engadin, Brettigäw und Pündtner Landt sighaft eingenomen [ver]brant und geraubet und das selbig landt fürnemblich zue Castels und Küblitz wohlbesetzt. Dardurch ist Pündten zue billicher gehorsam so sie Ihrer FrlDlt schuldig waren gebracht worden. Ein redlinsführer aber und Calvinistische praedicanten haben sich zeitlich in die flucht begeben und damit ein zeit lang salvieret. Die landsleuth aber sindt nach verlauff vier wochen widerumb zue haus gelassen worden ausgenommen die under dem geworbenen volckh in den besatzungen verstrickt waren. Auff dise weiss ist ein zeit lang unserem landt und herrschaften ein zimliche ruhe widerfahren welche höher zue achten war so sie lenger geweret hette. 032 Ihr Frl Dlt aber als welcher der Pündtner arth und unbestendigkeit wohl bekandt war underliessen nit alle mitel gnedigst zue verordnen die auff einen newen krieg und rebellion selbige zue demmen notwendig und befürderlich sein möchten, und weilen sie ein ansehnliche reuterey auf zue fertigen und zue perficieren gedacht waren, als haben sie ein ernstliches mandat im monat Novembris zue disem ende publicieren lassen. Als: „Wyr Leopold von Gottes Gnaden Ertzhertzog zue Oesterreich, Hertzog zue Burgundt, Steür, Kärndten, Crain, und Würtenberg, Bischoff zue Strasburg und Passaw, Administrator der Frl Stifft Murbach und Luders, Landtgraff in Elsas, Graff zue Tyrol und Görtz µ erpieten allen den ienigen Gottshäusern und anderen so sitz, schlösser und güeter in unseren 22 Arlbergischen herrschafften ligen, aber kheine Oesterreichische dienste oder lehen zue gleich kheine specialia privilegia haben, unser gnadt und alles guets und geben denselben hiemit zue vernemen. Demnach wyr aus vatterlicher sorgfeltigkeit die de anno 1603 auff gerichte und hernach von weilandt unsers fründtlich geliebten Herrn Vetters Ertzhertzogen Maximilianen zue Oesterreich Christseeligen angedenckhens confirmierte Landtsrötung so sie de anno 1617 widerumb reassumieren und auff ein benante zahl von den underthanen, zue maln auch selbige nach notdurfft zue bewahren nothwendige bevelch ausfertigen widerumb für hand nemen lassen, solliche auszue nothwendiger perfection zue bringen 033 gnedigest verordnet. Wan dan in geregten Arlbergischen herrschaften obgemelte wohl vermügliche und beguetete gottshaüser, einsassen, burger und underthanen, die unserem lobl. Haus Oesterreich weder mit diensten oder lehen zue gethan, vil weniger sonderbaren special privilegien begabt sindt, sitz, schlösser und güeter ligen und deren alda nutzlich zue geniessen haben, von denen sie so wohl als andere in das Militia werckh daselbst aufgelegte underthanen billiches mitleyden zue tragen schuldig, wyr sie aber in die auflagen zue fues zue ziehen nit sonder vil mehr zue einer Reuterey zue gebrauchen gnedigest gemeint, inmassen es die unumbganglich notdurfft neben dem fues volckh zue erhalten erforderet. Als befehlen wir dene Edlen der Rom. Kays.Mt. auch unsere und mit interessierten Ertzhertzogen zue Oesterreich Rath Obristen Haubtman besagter Herrschafften vor dem Arlberg auch Vogten beider herrschaften Bregentz und Hohenegg und lieben getrewen Hans Wernher Edlen Herr auff Raitnaw zue Hoffen. So das unsern bestelten Obrist Leutenambt und Mustermeister in Tyrol auch getrewen Lieben Paul Stroyer als unseren hier zue fürgenommnen Comissarien nothwendige Bevelch und Instruction in gnaden auffgetragnen mehr angedeuts Militia werckh in volziehung zue bringen zuemalen auch allen und jeden so in denselbigen Arlbergischen Herrschafften wie gehörd Sitz Schlösser und Güeter ligen und deren zue geniessen aber kheine dienst lehen oder sondere privilegien von uns und unseren hochgeehrten lobl Haus Oesterreich haben, ie nach gelegenheit selbiger sitz Schlösser und Güeter mit erhaltung nothwendigen pferdt auch darzue gehöriger reuter rüstungen archibusier rohr und pistolen sambt der zue gehörungen zue beleg. Inmassen sie dasselbig gehorsamst volzogen und uns verstendiget was iedem disfahls aufferlegt worden. Als ist hiemit an die selbigen unser gnedigest und mit ernst gemeinter befelch, das sie inhabern mehrberührter sitz schlösser unnd güeter sowohl die ihnen zue erhalten 034 auffgelegte pferdt als besagte rüstung rohr und zuegehör dermassen stellen und fertig halten, damit sie auff iede manier und beruffung unmangelhafft damit erscheinen, und die lands rettung obgemelter Arlbergischer herrschafften an denen orthen und enden, dahin sie von besagtem unserem Obristen Haubtman selbiger herrschafften beschieden, werden würckhlich thuen und praestieren auch sich dessen, zuemal es die assecuration des geliebten Vatterlands berürt, kheine waigern oder ungehorsam sein solle. Das meinen wyr mit ernst und wirt hierin unser 23 gnedigster willen vollzogen. Geben zue Ynsprugg den 26. November 1621. Leopold. Joan. Leitner. Ad mandat. S.mi Dm.i Archiducis ppr. H. Reichart.“ Sindt also unseres Gottshaus von obermeltem Herren von Raitnaw und Troyer 2 pferdt zue sambt gehöriger rüstung zwar auff erlegt aber mit underthenigem supplicieren abgebetten worden. als hernach zue sehen sein wirdet. Underdessen sindt die Pündtner besonders die Engadiner und Brettigawer under Oestereichischer gewalt und regiment bis auff nechst kommenden Frühling hinaus zimlich still und rüwig gesessen. Sie waren aber zur verhüetung der rebellion der waffen beraubet und fründtlich zur annemmung oder behaltung der Christlichen Catholischen Religion fürnemblich durch die Gottseelige Vatter Capuciner darunder der fromme P. Fidelis sich ansehlich brauchen lassen, angewisen und angemanet. Sie aber von dem laidigen Sathan angetriben und von etlichen fridhassigen understiffet erachteten solches für ein tyranney dardurch die frayheit des laibs und der seelen oder gewüssens ihnen benommen seye. Darumb solche freyheit widerumb zue erwerben und fürtherhin zue beschützen griffen sey mit ungestümigkeit zue ihren new 035 erfundenen und gemachten prügel oder kolben und erzeigten sich von newem offentliche feindt des hochlobl. Hauses Oesterreich zue sein. Fallen mit grossem hauffen und ungestüme die oestereichische besatzung und soldaten fürnemblich in Castels Kublitz und anderstwo an, ermörden vil der selbigen jähmerlich, veriagen und vertreiben die ibrigen aus dem Brettigawer Landt in die Stett Chur und Mayenfeld darinnen schon albereit Oesterreichische besatzungen lagen. Belageren darauff die statt Meyenfeldt (und Chur) wohl sechs wochen lang gar hartigklich, werden iedoch von den Belagerten dapffer zuruckh gehalten. Dises geschrey erschallet in aller eyl in den benachbarten herrschafften und auch alhie nit ohne forcht und schreckhen. Da ist also bald an des Hl. Evangelisten Marci Tag die manschafft auf der kirche alda (als welche dem Creutzgang und Predig beygewohnet) und von allen orthen der baiden Herschafften Bregentz und Hohenegg nit weniger auch in den anderen Arlbergischen Landt schafften mit der Kray oder losbrennung der stuckh und ausgesandten bottschafften auffgemant und die Hohenegger und Bregentzer alhie versamblet mit waffen ausgerüstet darbey der Herr von Raitnaw an seinem fleis ernst und dapferkeit nichts hat erwinden lassen. Es haben sich hierinnen die von Bregentz und Bregentzer Wald dapffer und gehorsamlich eingestelt und verhalten. Die Hoheneggischen aber sindt zwar in gebührender anzahl alhier erschienen haben iedoch von anfang sich kheines wegs bereden wollen lassen uber ihrer herrschafft landtmarckhen mit waffen fort zu gehen, bey welchem fahl dem Herren von Raitnaw vil zue schaffen worden. Er aber als ein herzhaffter ritter und Obriste Haubtmann ist 24 ohngeacht ihrer schweren trowworte ohne schreckhen zue ihne geritten und hat sie mit ernstlichen wortten zum gehorsam angemanet, 036 gleichwol es anfenglich wenig bey etlich halstarrigen verfangen wöllen und sich auch einer under ihnen vermessentlich die geladen büchs auff ihne zue richten mit vorhaben ihn von dem pferdt herunder zue fellen. Seien aber mit einem streich und scharffen wortten der Zoller am Bömlin Jos Feurstein ein unerschrockhner mann, das rohr abgewendet und also den Herrn von Raitnaw bey dem leben erhalten. Sie Hoheneggische gaben für, sie seyen nit weiter als naher Bregentz zue ziehen schuldig, da solle man sie lassen und ihnen das Luckhenheuslin oder thurn am See eingeben so wellen sie alda sich nach gebühr wehren. Aber der Herr von Raitnaw mit seinem ansehen (an welchem er vil vermöchte und von menniglich gefürchtet und an gravitet mit seinem schönen barth und leibs grösse und schöne einem Fürsten zue vergleichen war) nit minder mit seinem ernst, klugheit und zueletzt auch mit fründtlichkeit so vil zue weg gebracht das sie neben anderen dem Oberland zue zue ziehen sich anerbotten. Also hatt man die manschafft in drey fahnen allerdings zue 3000 mann aufgetheilt auffwerths angeführet nach deme sie zue vor in der kirch und der H. Mess sich Gott und der seeligsten Jungfraw Marie anbefohlen und von unserem Patre, einem mit namen Anselmo Rueff so damaln zue Bregentz ein Pfrundt versehen, die fahnen auff dem Altar gewihen worden. Zue Veldkirch hatt man sich hinder der stadt in ein lager gelegt in welchen die soldaten und landsleuth beschriben gemusteret und alle bevelchs haber darüber geordnet worden. Nach verfliessung der acht tagen hat der Herr von Raitnaw alles volckh auf dem Enger geführt demselbigen fürhaltendt welchermassen die Pündtner als meineidige trewlose 037 leuth Ihrer Frl Dlt volckh theils aus dem Landt veriagt theils aber gar nider gemacht und den ubrigen rest in Chur und Meyenfeld hartigklich belegeret halten, so seye er resolviert sich selbst mit leib gueter und bluet darzusetzen und zue wegen Ihr Frl Dlt seinem gnd. herren das Pündtner Landt wiederumb ein zue raumen und fürnemblich die in den baiden stetten belagerte (als welche meisten theils aus den Vier Herrschafften genommen sindt) landtleuth widerumb zue erledigen. Welcher derowegen mit ihme solches welle wagen, der solle zue ihme stehen, soll iedoch kheiner darzue gezwungen sein sondern es solle ieder die freyheit haben µ. Nach welchem das landt volckh widerwertige meinung getragen, dan der eine theil woltte auff, der andere hinab; der eine wolt mit ziehen, der andere nit weiter als auf unsere grentzen sich bringen lassen. Endtlich nach langem schreyen und tumult ist der halbe theil zue dem Obristen von Raitnaw gestanden, der übrige aber durchaus nit weiter wollen. Aber der Her von Raitnaw als er des halben theils unwillen erspüret hatt sie alle samentlich auff Guettenberg geführt und selbige 25 3 oder vier tag in beede nechst ligende dörffer Baltzers und Dresens [Triesen] eingelegt. Underdessen hatt sich der Obriste zue sambt den officieren resolviert das Pünter landt mit gwalt anzugreiffen, zue dem ende ist das gesambte landtvolckh neben 200 geworbnen knechten in zwen hauffen abgetheilet worden von welchen der eine gegen den Flescher Berg der andere gegen der Staig commandieret ward. Also sindt sie am tag der Auffarth Jesu Christi den 5. May hertzhafft mit angehendem tag dem Flescher Berg zue gezogen und mit scharmutzieren denselbigen eingenommen. Den feind darvon abgetriben und in den hohen felsen mit demselbigen scharmutzieret 038 und auff demselbigen berg sich verschantzet, 3 tag lang gehalten. Der ander hauffen aber welcher die Staig sollen einnemen hatt sich ob dem vesten und wolverwahrten orth entsetzet und hat sich widerumb auff Guetenberg gewendet. Innerhalb diser 3 tagen haben sich etliche von dem eingenommenen berg hinunder in Pündten gelassen einen raub zue bekriegen und haben das schöne dorff Flesch in brandt gestecket welches innerhalb 3 stunden gantz abgebrunnen. Auff dises ist die zeitung auff Guetenberg erschallet Flesch seye abgebrant und der feindt gewichen und seye offner pass bis auf Meyenfeld. Darauff der Obriste von Raitnaw ohne fürsichtigkeit mit vil volckh sich auffgemachet und den Pündten zue gezogen, mit großer frewd vermeinendt es seye alles erhaltten, welchem sich auch die ab dem berg herunder steigendt zue gesellet haben. Als nun der Obriste mit seinem volckh dem abgebrandten dorff Flesch genahet, sein die Bündtner – aus allen stauden und orthen mit unsäglichem grimm und gewalt herfür gebrochen und ehendt die unsrige sich zue der wehr ordentlich gestellet, vil nidergemacht nit weniger ihrer vil in den Rhein gesprengt und genötiget, aus welchen ihrer nit wenig erbermlich ertrunkhen. Darbey mancher redlicher man aus den Arlbergischen Landtschafften grausamlich mit bengel erschlagen und mit schwertern nider gehauwen worden. Der ubrige theil hatt sich mit eilender und schandtlicher flucht auff Guetenberg salvieret. Den Obristen selbsten hatt es allerdings sein leben [nicht] gekostet als der schwerlich mit seinem esel den er zue reuten im brauch hatte diser groß gefahr entrunnen. Es hat die Statt alhie 7 wehrhaffte burger (Einschiebung: „so die beste Meister in ihrem handtwerckh gewesen“) und unser landt nit wenig guete leuth im stich gelassen. Den größten schaden haben der wirth ab der Staig und ein Predigkant auff pferdt mit ihren schlacht schwertern volbracht. 039 Ich erinnere mich von einem der bey disem elendt begriffen war gehört zue haben das er neben mehr anderen von den Pündtnern in den Rhein gesprengt in dem wasser sich als todt oder ertrunckhen simuliert und mit dergleichen artlichem schwimmen auff dem ruggen oder anderwerts dem grimm der Pündtner so auff die ienig so ein zeichen ihres lebens von sich gaben, mit schlagen, werffen und schiessen getobet, entrunnen. Der erschlagnen leichnam sindt mehreren theil in dem 26 Kirchhoff zue Baltzers beygelegt worden. Nit weniger berichteten mich ihrer nit wenig, das der Herr von Raitnaw nach deme er die grosse gefahr nur zue spatt vermercket, mit seinem esel ungestümiglich, ohngeacht aller der ienigen so ihm am weg waren durch gestreifft und über die ienige so wegen der vile des volckhs und enge des wegs zue boden gestürtzt wurden, allerdings ohne barmhertzigkeit geritten, allain sein haut zue salvieren. Man rechnete zuegleich ihme Herrn von Raitnaw nit geringe schuld zue, das er den ienigen so ihme trewlich und wohl meinendt gewahrnet hatten mit andeuten, das das entgegengehende volkh were vom feindt, er aber ihnen khein glauben geben wolte mit antwort, seyen sie doch mit Oesterreichischer libery [Livree] angethan. Und seyen zweiffelsohne die ienige so in der besatzung der Statt Mayenfeld gelegen. Und war dis ein besonder stratagema 050bg des feindts, das er der gleichen libery angezogen, und unseren Obristen nit ohne dessen [nicht] geringen schaden angeführet, und demselbigen die augen gleichwohl zue spet eröffnet hatt. 040 Nach diser leidigen niderlag hatt man den halben theil des landtvolckhs und underthanen naher haus gelassen, mit dem übrigen theil aber hatt man von Guetenberg aus bis in das Montafun die jöcher und päss auch Frastens, Nentzing, Pürs µ verwahret, und verwahret vom monat Meyen an bis in den Augsten, und hatt man alle Monat den Ausschutz abgelöset. Im übrigen ist nit war was die widerwertigen religions chronisten schreiben das nemblich in vil hundert ia auch uber die 2 Tausendt von unserem volckh seyen erschlagen worden in deme sich die zahl der selbigen nit uber 100 erlauffen thät. Der Herr von Raitnaw aber hatt alda schlechte ehr ein gelegt und all sein vorige ehr und ansehen höchlich geschwechet und ist dardurch nit allein in des gemeinen mans ungunst sondern auch in ihr Hoch Frl Dlt ungnaden ein zeitlang schwerlich gefallen, alweilen er nit grossere fürsichtigkeit in disen schweren wesen gebrauchet und so vil redliche landtskind an den schlacht banckh angeführet, für welcher abgeleibten seelen er nachmals vil heilige Messen fürnemblich alhie im Closter volbringen lassen. Ebenfalls auf Seite 040 (untere Hälfte): Kolorierte Federzeichnung mit Text: „1. Steyg Pass. 2.Fleschner berg. 3.Vestung Guetenberg. 4. Rhein fluss.“ 041 Oben in kolorierter Federzeichnung das Wappen „Von Raitnaw“. Es soll aber auch alda würdige gedechtnis nit aus gelassen werden des frommen und gottgeliebten Vatters Fidelis Capuciners welcher in disem letzsten sturm und mordthättischen überfahl (welches er gleichwohl lang zue vorgesagt) sein edels leben hatt müssen lassen. Dan die grimmige und gantz wilde Bretigawer haben sich nit gescheühet diesen seeligen man in dem fleckhen Grüsch, nach deme er das H. Mes opffer und predig an S.Marci festtag [24.April 1622] mit disem Themate Unus Deus unae fides uno baptismae µ. vollbracht hatte, grausamlich zue überfallen mit prüglen und 27 schwertern nit allein zue verwunden sondern auch unbarmhertzigklich zue Todt zue schlagen und ihme sein heiliges haupt zue zerschmettern. Und geschicht alda dises edlen blutzeugens meldung all dieweil er mit unserem altten gnedigen Herrn Praelathen Placido in ernst und herzliche lieb und freundschafft getragen und unser Gottshaus alhie mehrmals mit seiner gewünschten gegenwertigkeit geehret, die beichten auffgenommen unnd Mess gelesen hatt. Dise gottgeliebte freundschafft bezeug die gegeneinander abgewechslete und noch im ..... verbleibende brieff so wohl an statt eines heiligthumbs mög auff behaltten werden. Der selbige trewe Blutzeug Christi lasse ihm in d‘ newen Glory (der alten freündschafft und new ... gutath so er neben seinem mitleid empfang) eingedenckh (Nam largas saepe D. Abbas cis misit tunc ipsis ... ... .... ....in Grisonia). 042 durch sein krefftiges fürbitt bester massen befohlen sein. Inmassen er solches zuethuen als er noch im leben war, zuegesagt inter alia his verbis uhg. At me nunc loqui cogunt ipsi pisces (hic et ... ... ) Hier folgt ein längerer lateinischer Text und ein kleines Portrait des Heiligen (kolorierte Federzeichnung). Semi Martyr 2 Diser hochehrenden Patris Gesell P. Joannes Brunner ist an einem anderen orth nach vollendter heiliger mess mit unglaublicher ungestümigkeit angetastet unnd zue einem halben martyrer gemacht worden: nit weilen Ihme der will und resolution zue völliger marter sonder die völlige pein ermanglet hatt wie anderstwo weitleüfig zue lesen und alhie gefüglich nit mag eingebracht werden. Legat Chronicon Constantz. Sub titulo Yacobi Epi µ. Fuggeri µ. 043 Bald hernach als den 8 Juni obermelten jahrs hatt mein gnediger alter Herr Praelath ernstlich zwar an den Herren von Raitnaw so dan an Ihr Frl Dlt selbst mit gehorsamen supplicieren angelangt wegen abnemung der zwey begehrten und obig angedeuten pferdte auff volgende weiss: „Wohlgeborner gstr und gl Herr Vogt E. Gunst und Gnaden sein unser armes gebet gegen Gott und hie in zeit freundt underthenige nachbarliche dienst und grues jeder zeit bevoran. Es haben Ihr Gnaden mir vor 8 tagen von Ihrer Hochfrl Dlt unseres gnedigsten Landtsfürsten und Herren ein mandat für gewisen, in welchem gnedigste anordnung gethan das die Gottshaüser beysitz und underthanen zue der reüterey so im fahl vonnöthen sein würde für die Arlbergische Landts Defension mit rüstungen belegt werden sollen und also an uns zway pferdt sambt der rüstung so hier zue bedürfftig und vonnothen angelangt. Solich gnedigst mandat hab ich meinem priori und convent fürgehalten ir meinung angehört. Ist derohalber und am erstens unser gantz fraindt underthenig und demütigs ersuchen und pitten, E.Gn und Gn welle in diser sach hieraus umb Gottes willen das Beste thuen Ob Ihr HochFrl Dlt uns unseres Gottshaus und armen Clösterlin dis orthes verschont hetten in erwegung weil von einer Hochlobl. Regierung zue Ynsprugg ungefahr vor zweyen jahren ein gnediges schreiben mir fürgebracht worden, 28 in welchem unser Gottshaus aintweders musquethen oder aber ein pferdt massen ietz begerth aufferlegt worden; als sein hierüber von uns die angesagte musqueten sambt der zuegehörungen angenommen und erkaufft worden. Hoffentlich darbey ein gnediges belieben zue haben und nit auch mit pferdten beschwert zue werden. Zue deme so müssen unsere lehenleuth 044 im fahl der noth gespannen stehen (wie sie dan solches verrichten) mit ihren ross wägen µ und also respective gnug thuen und unser Gottshaus dis fals vertretten. Mit weniger als ein hochlobl regierung zue Ynsprugg für die soldaten welche alhie proviandiert worden sein ein summa gelt nach unserem armen Gottshaus und Clösterleins vermögen an uns begehrt underthenig dargereicht. Dannen hero ist uns ein gnedige resolution ergangen in weitterem uns gnedigst zue bedenckhen wie es dan unserem armen clösterlein unmöglich in solchen schweren und teweren jahren da alles ie mehr und mehr theurer und unser schlechtes und geringes einkhomen nit mehrer als bey den wohlfeilen und guetten jahren solche beschwerden zue tragen und aus zustehen. Wan es aber darzue kommen solte (welches doch der Allmechtige Gott gnedickhlich verhueten welle und uber das hochlobl. Hauss Oesterreich nit verhengen) das zue der Landts defension des Arlbergischen Circi etwas vonnöthen, sein wir und unser Gottshaus anerbietig was unser vermögenheit auf weiset (wie es sich underthenigest und gehorsamblich gebüerth zue erzaigen) dem hochlobl Haus Oesterreich underthenigste Gehorsambe zue praestieren. Für das ander weiln wir schutz schirm gelt wein lehen pferdt und anderes jährlichen geben und erhalten dahero dan auch wir und unser Gottshaus die freyheiten nit weiter zue beschwerden so gelangt mehrmals unser demütiges anrueffen und pitten E. Frl. Dlt. welle uns günstig unnd gnediglich behilfflich sein unnd solche beschwerde bey Ihrer hoch Frl.Dlt. und einer hochlobl. Regierung helff abbitten. Wie wir dan nochmals an hochlobl. Haus Oesterreich underthenigst pitten welle uns umb Gottes willen verschonen und die noth unsers armen Clösterlins 045 betrachten und ansehen. Solches wöllen wir mit unserem teglichen gebett unauffhörlich vorderist umb das hochlobl haus Oest. (?) und gegen ... und ... nachbarlich anderwerts underthenig ... schulden und ... dienen µ. Datum Mehreraw den 8 Juny 1622. Placidus Abbt und Convent µ.“ Weilen aber der Herr von Raitnaw sollches nit wolte auff sich nemen, als hat die noth den herren Praelathen angetriben bey Ihrer Frl Dlt mit nochmaligem underthenigstem supplicieren ein zue komen. „Hochwürdigster Durchleuchtigster Ertzhertzog, Gnedigster Herr µ, Gnedigster Landtsfürst und Herr, das ich und mein anbefohlen Convent E. HochFrl.Dlt. mit disem unserem underthenigsten supplicationibus molestieren, bitten wir poplitibus flexis E. HochFrl. 29 Dlt. welle solches in gnedigstem willen an und auffnemen weilen uns zue sollichem die äusserste armuth tringt und verursachet. Es werden E. HochFrl. Dlt ohne das mehr als frisch angedenckens tragen was dieselben der Bregentzischen Landtschafft vermög des wohlgebohrenen Herren Hans Wernher Edlen Herren auff Raitnaw usw tragender Comission und beyhanden habendes gnedigsten mandat welches er mir und meinem Convent fürgewisen, mit gebührender Reverenz angehöret, was massen wir in unserem armen Gottshaus zwey pferdt sambt rüstung und all anderer zue gehördt in das feld continuo und zue landts defension im fahl der noth zu haben und zue erhaltten schuldig sollen sein. Was dan gnedigster Fürst und Herr uns vor disem von E. Hochfrl Dlt hochlobl. Regierung zue Insprugg 12 musquethen oder aber ein pferdt aufferlegt worden massen oblauth, als haben wir für unser Gotthaus angeregte 12 musqueten sambt des zue gehörigen rüstung auff beschehenen gnedigen bevelch erkaufft und ein guthes bey denen wyr verhoffen E. Hochfrl Dlt 46 werden uns gnedigst dis orths verschonen dan es in unserem armen Gottshaus ohnmöglich weilen wyr ohne das ein lehen pferdt E. hochfrl Dlt ambt Bregentz erhaltten müssen auch andere vilfaltige beschwerden haben mit welchen wyr dieselbige E. hochfrl Dlt in specie zue nambsen verner nit behelligen wöllen. Weilen dan gnedigster Fürst und Herr alles nur in mehrerem auffgang und theurer und unser zwar schlecht und geringes einkomen sich nit mehret das wyr uns sambtliches in die lenge und bey einanderen da wir weiter beschwerdt wurden bey disen elenden zeiten und jahren zue erhalten schwerlich mehr getrawen. Also gelangt an E. HochfrlDlt dis unser underthenigest und demütigest pitten E. Hochfrl Dlt geruhen uns umb Gottes willen mit oben angeregten zwey pferdten zue verschonen und welches wir umb E. Hochfrl Dlt langwierige glückliche regierung gesundheit und victory von Gott dem Allmechtigen und seiner lieben Muetter mit unserem teglich armen gebet niemals in einige vergessenheit stellen. Thuen benebens uns und unser armes Gottshaus E. hochfrl Dlt damit zue gnädigster erhörung unnd beharrlich landtfürst gnaden underthenigist und demütigist befehlen. Datum Mehreraw. den 18. Juny 1622. Placidus Abbte zue sambt Priore und Conventu.” Dise underthenigste supplication hatt dem Gottshaus alhie dismal so vil genutzet das man der begehrten pferdten furters hin khein meldung gethan und ist also die erwünschte Ertzfürstliche Gnad hierinnen demselbigen glücklich widerfahren. Darzue [hat] nit wenig geholffen Ihrer Frl Dlt selbst persönliche gegenwertigkeit so in disem Monat Junio geschehen und mit welcher sie nit allein die statt Bregentz sondern auch das Gottshaus alhie begnadiget haben. 047 Dan nachdeme Ihre Frl Dlt den 24 obermelten Brachmonats zue Bregentz glücklich angelangt, hatt dieselbige mein Genediger Herr Praelath zue sambt etwelchen seiner Conventualen mit einer kurtzen 30 gratulation underthenigest empfangen und gebeten underthenig zue vernemen ob dero Ertzfrl Dlt gnedigest belieben wollte etwas wenigs von wein vieh und haaber von ihme zum zeichen underthenigster schuldigkeit und ehr anerboten, auff und anzuenemen und wo er solche grosse gnad gefunden hette, verstendiget zue werden ob deroselber gnedigst Ihr anvertrawtes Gottshaus persönlich zue begnadigen gefallen wolte µ. Darüber Ihr Ertzfrl Dlt gnedigst sich erklert nit allein das praesent (waren zwen oxen – 2 fass mit guetem wein und etlich seckh mit haber angefüllt) anzunemen sondern auch auff volgenden tag im Gottshaus zue erscheinen, wie dan bey dem mitagmahl geschehen. Mit diser gelegenheit haben die Herren Beambten Doctor Yelin Witweiler und Wahl ein Missiff herunder abgehen lassen an den H. Praelathen mit disem einhalt. Weilen wir in diser stund berichtet werden das die Hochfrl Dlt Ertzhertzog Leopoldus zue Oesterr µ unser gnedigster heut gegen Abends alhero gelangen werden aber mehrer herren als zuvor sonderlich aber Herren Hoff Cantzler und Camer Praesidenten mit sich bringen werden dahero wir uns mit mehrerer ligersstatt fürsehen muessen. Als ersuchen wir E.Gn. dieselbige wollen die zway lehre bettschrägen in dero behausung in der Statt mit nothwendigem bettgewandt herauff gesandt zuerüsten lassen µ so bey höchstgedachter Frl Dlt Euwer gnaden zue graden gereichen wirdet beynebens was E. Gn von uns jederzeit dienstlich lieb ist eilendt Bregentz den 24 Juny 1622. Eben in disem monat den 9. tag haben dise beambten an den Herren Praelathen mit fründtlichem ersuchen für die Italienische Reütterey 200 viertel haber begehrt und erworben. Gleich wie sie auch zuvor für die Byronische Reutherey hundert andere 048 viertl haber bekhommen so alle nachmals von dem Ambt Bregentz jedes viertl P 24 fl angeschlagen bezahlt worden. In deme aber dem H. Praelathen immerdar die forcht ob dem hals gelegen als wolte man wie leichtlich zue spüren war dem Gottshaus soldaten einquartieren, als hatt er nit underlassen auff bequemliche mitel zue gedencken wie diser gefahr möchte abgeholfen werden. Darumben dan er durch mitel des hoch edel gebornen Herrn Von Bemelberg als welcher ihme mit innerster fründschafft zue gethan warde, so vil mit guetem effect erworben das man solche vorhabende einquartierung gäntzlich zueruckh gehalten. Als aus des Herrn von Bemelberg und seiner geheimen Herren MitRäth antwort gnugsam zue erkhennen, so an die Bregentzische Beambten des 24 Noveb anno 1622 abgeloffen. „Wyr werden glaubwirdig berichtet wie das von dene daselbst zue Bregentz und der ende sich befindenden kriegsvolckher etliche 8 soldatten und pferdt in des Closter Mehreraw am Bodensee gelegen einquartiert werden wöllen, inmassen sich der Herr Praelath und Convent daselbsten dessen bey uns zum höchsten erclagt, auch umb abschaffung dessen gantz einstendig gebetten. Wan uns aber neben deme, das bemeltes Gottshaus mit dergleichen aufflagen nit zue beschweren, auch andere erhebliche ursachen fürfallen, deretwegen selbiger endes zue verhüetung allerhandt verdacht und Gelosia 31 so bey den benachbarten sich leichtlich erweckhen möchten ainiche soldaten dahin zue legen, als ist hiemit in namen der Frl Dlt unsers Gnd. Herren unser bevelch an mich, das Ihr in abwesen des Herren Vogts die fürsicht und verordnung thuet, auch bey den Obristen und haubtleuth oder was er ferner vonnöthen darob und daraus seyent, damit bemeltes Gotts049 haus mit angedeuter einquartierung nit beschwert zuemalen die widerigen fahls hierauf befahrende ungelegenheiten verhüetet werden. Dan deme geschicht µ zu Insprugg uti suprae. Disen bevelch per copias adiunctas hatt der herr von Bemelberg dem H. Praelath ubersendet mit disem schreiben. „Ehrwürdiger Lieber freündt und herr, unser freündwillige dienst anvor. Was derselbig an mich, von Bemelberg, mit gebettener abstellung vorhabend - besorgendes einquartierens etlicher soldaten und pferdt in sein Gottshaus sub dato 10.dis - schrifftlich gelangen lassen, ist vor unseren in gesambten gehaltenen Rath abgehört und vernommen worden. Was wyr nun hierüber nach gestaltsamer seiner petition den beambten zue Bregentz under heutigem dato anfuegen hatt derselbig aus bey geschlossner Copia mehrers zue ersehen µ Dato Insprugg die & anno ut sup. L.S. L.S. L:S Als nun der Wohlgebohrne Herr Graff Alwig Zue Sultz als von Ihrer Frl Dlt wohlbestelter General Obrister mit einem ansehnlichen volckh und armada zue ross und fues, auff 9000 man starckh ausgefertiget, durch das thal Montafun die ungehorsamen Brettigower heim zue suchen und widerumb zue der gehorsam zuebringen in das Engadin den 20 Augusti [1622] urblötzlich und unverhofft eingefallen und ein orth nach dem andern innerhalb 19 tagen so allerdings unglaublich, in Pündten mit sigreicher und stürmender handt eingenomen auff die 5000 der Pundtner nider gemacht alles ausgeraubt und vil fleckhen und dörffer in brandt gestecket, auch endtlich die wohlverwahrte brugg einbekommen und besezt und also die Pündtner gentzlich uberwunden. Ist nach 050 disem d[ie] schwere last des kriegsvolcks disen Arlbergischen herrschafften nit ohne geringen schaden und unkosten auff den hals erwachsen. Dan weilen das Pündtner Landt, fürnemlich Ober und Nider Engadin und Prettigow, also starck ausgeplünderet und ersaigeret worden als hatt man die soldaten under ihren Obristen Haubtleuthen Von Sultz, Baldron, und Lodron versamblet in grosser anzahl in die herrschafften ausgetheilet und einquartieret. In dem Bregentzer Wald hatt man in die 100 krankhe und geschedigte soldaten eingelegt von dem Baldronischen Regiment und von S. Martini bis auff Weinachten erhaltten welche nach deme sie abgefieret worden hatt man dargegen drey Fahnen ohngefehr in die 1000 mann starckh alldorten eingelegt neben ihren offizieren Herrn Joan Baptist von Lodron gehorigen regiments welche bis auff S. Laurenty nechst komenden jahrs 1623 aldort erhalten wurden, welches sie nit wenig gelt gekostet und etlich 1000 fl dardurch schaden gelitten haben, 32 auch als man die soldaten aus dem Wald abführte 3000 fl erlegen müssen damit man sie nicht mehr einquartierung beschwere. Noch grösser ward der unkosten so uber die alhiesige und Algewische Landtschaften wegen der zwey einquartierten ubrigen regimenter ergangen. Welcher nit ein geringe zeit gewehret und sich vermehret hat. Alle orth wurden mit disen officiren und soldaten belestiget und beschweret, bis das hernach das Sultzisch regiment abgedankt, so in der Pfarrkirch zue Bregentz im monat [fehlt] des obermelten jahrs geschehen, die ubrige aus dem landt geführt worden zue welcher abführung die Arlbergischen Stendt Ihrer Frl Dlt bey welcher sie underthenigst bittendt ein khomen 40,000 fl verwilliget und daraus bar 20,000 fl 051 durch Herren Furtenbach in Veldkirch so die selbige hergelehen gelifferet haben. Es haben auch die kranckhe im wald ligende soldaten mit ungarischer sucht den lufft also vergifftet das es nit wenig persohnen aldorten das leben theur gekostet also das alleinig zue Betzau in eines halben jahrs frist uber die 200 menschen dem kirchhoff zue geeilet. Neben disen oberzelten üblen und unkosten, andere ungelegenheiten so der krieg mit sich bringet zue verschweigen, ist auch in unseren landtschafften die verderbliche steigerung und auffbringung des geldts erstanden welches nit allein dem gemeinen vatterlandt sondern auch dem Gottshaus allhie grossen schaden zuegefügt hat. Und ist in kurtzer zeit ein Taler von 33 batzen auff 4, 5, 6, 7 und 8 gulden, ein ducat auff 12 fl, ein silber cron auff 9fl gestigen. Belangendt dan unser Gottshaus hat es der trewen aussag nach meines altten Gn. Herrens auffs wenigst auff die nit wenig tausendt Fl gekostet und schaden gebracht, als leichtlich von iedem verstendigen mag abgemessen werden. Auff diese weis ist das sprüchworth erfült worden das nit bald ein unglückh allein komme. Da wardt das guet gelt und silber in kuppfer verwechslet und hatte jederman vil aber allerding nichts wertigs gelt und geschah allenthalben ein grosse falscheit und betrug. Ein fürsten gulden als man in nannete hat hernach kaum 6 kr mehr gelten wellen. Dis elendt hatt sich bis auff martini 1622. jahrs erstreckhet alda es umb etwas nachgelassen hernach aber umb den monat August volgendes 1623 jahrs sein endt erreichet, in deme an allen orth zuemal der gebürende abschlag gemacht worden. Sonsten aber und zuevor in dieser verwirrung ist etwan ein kue .... umb 100 oder ein pferdt umb 400 fl verkaufft worden. 052 ein pfundt käs in Lindaw Pf. 8 bz. und ein Mas wein umb 14 batz verkaufft worden nach arth der Rauch wehrung als man zue sagen pflegte. Hernach wardt das elendt widerumb vermeret als man nemblich sich schwerlich und mit grossem zanckh und fechten vergleichen und vertragen khundte und müeste. Bey disen fählen hatt die welt deutlich sich selbst auffs äuserst betrogen befunden und khundte die schuld niemandt anderst als ihr selbst zuemessen. 33 Die hernach lauffende jahr haben unseren landen zimliche ruhe ertheilet und geniessen lassen ausgenommen das nit wenig schreckhen in Arlbergischen herrschaften von newem entstanden da nemblich anno 1625 (circa November, als zuevor alhie das teutsche volckh naher Welschlandt durch passieret und etwas schaden verursachet). Der Marquis St Coeuvre oder Coeuers [Francois-Annibal d’Estrees, Marquis de Coeuvres] mit seinem beyhanden habenden frantzösischen politiker und reformierten Schweitzern (soll dis worth woll an Ihnen verlohren sein) urblötzlich in Bündten eingefallen mit sambt den Bündtner darauff die zwo Rheinbruckhen eingenommen und verschantzet gleichermassen den engen und veste pass der Staig erobert und mit unglaublicher eilfertigkeit und kunst verschantzet, nach welchem von Guetenburg aus durch alle Herrschaften die losungs schüss mit schreckhen erdonderet und nit wenig forcht iederman ingeiagt haben. Die Oesterreichische 053 aus forcht hatten die Steig schon verlassen, Mayenfeld hernach wie auch Chur mit Accordo auffgeben und aus dem gantzen Brettigew mit kriegsmacht getrieben sich hinwegk gemachet. Ihr Frl Dlt haben etlich gesandte zue dem Marquis de Coeurs abgeordnet, haben aber schlechte antworth darvon getragen. Auff dise klegliche weis ist neben oberzeltem orthen auch Engadin und Münsterthal, auch die päss in Tyrol zue sambt dem gantzen Veldlin in die gewalt der Frantzosen und vorige herschung der Pündtner mit grossem nachtheil unsers Gn.µ Landtsfürsten gerathen und die Spanische oder vilmehr Bäpstische darvon abgetriben worden welche zuevor das Veldtlein eingehabt hatten. Die oben angedeute schlechte antwort ward also beschaffen nachdeme die von ihrer Frl Dlt aus erkisne gesandten von Guetenberg aus zue dem Marquis de Coeuvres angelangt und fragte in wessen namen dises volckh daher komm? Ob sie freundt oder feindt seyen? sagt der frantzösisch Feldobriste, er were in Pündten von seinem König in Franckreich gesandt damit er mit hilff der einwohner alle päss und clausen so ihme gewaltedig abgenomen worden, widerumb einräume. Und die einwohner als seines königs bundts verwandten in vorigen standt setzen solle. Was die andere frag betreffe stund die selbige antwort bey dem Haus Oesterreich dan wan dasselbig sich wider seines königs befelch setze und ihn an seinem vorhaben verhindern welle, so sey sein könig des Haus. Oesterr. feindt. Und er zue gleich von seines königs wegen: So fern aber dasselbig werde still sitzen und ihn in seinen actionibus nit turbieren so hab er khein befelch von seinem könig einiger weiss dasselbig zue offendieren. Dises haben die gesandten ad referendum genommen und ist zwar das landtvolck abermal durch das auffboth in die wehr genötiget worden aber man hat für dismal mit den Pündtner und disen Französischen und beygethanen völckhern so bald nit begegnen oder ihr vorhaben verhindern mögen dessetwegen die waffen widerumb alhie nidergelegt wurden. 054 Der liebe leser verneme nun ein muster der Pündtischen arth und anmutung gegen dem hochlobl Haus Oesterreich. Sie haben nemblich die Prettigawer in ihrem landt einen Oesterreichischen Leutenant 34 der uber sie in namen ihrer Dlt herrschete, denselbig haben sie ietzund under dem schein der verrätherey und Spanischer herschung mit brüglen unbarmhertziglich erwürgt und zue todt geschlagen und ihren kindern o grausame wueterey! anbefohlen aus dem erschlagenen leib stuckh heraus zue beissen damit man ihren grimm desto besser erkhennen möcht der auch in die kinder eingepflantzt werde auff ewig hin. Vast dergleichen forcht und lärmen ist widerumb auffkomen in anno 1627 da der Hertzog Roan [Rohan] ohnverhofft mit vilem volckh darzue abermals die uncatholische Schweitzer auff all weiss ihr best gethan durch das Rheinthal hinauff in Pündten marschierte und weilen man sein intent nit gnug und aigentlich erkhennen möchte als hatt man nit ohne forcht erwartendt von ihme vernemen wellen (wie dan Ihr Frl Dlt gesandte an ihne in Veldkirch sich befindendt abgeordnet) zue was ende er alda angelangt seye und ob er für ein Freundt oder Feindt zue erkhennen. Darauff er geantwortet er seye von seinem König in Franckreich zue kheinem anderen intendt alhero in die Pündten gesandt worden als alleinig damit er die Päss und Clausen fürnemblich aber die Steig so vorhin von dem Marquis de Coeuvres eingenommen und bevestiget worden auff das best und sicherst verwahren. Im ubrigen wan er ein feindt des Hauses Oesterreich oder dero undergebenen Herrschafften were, wolt er sich nit naher Veldkirch mit etlich der seinigen begeben haben oder aufhalten welches er allein zue disem end thue weilen er bessere lebensmitel und gelegenheit für sich in Veldkirch als zue Chur befinde. Auff dise weiss ist 055 die forcht und gefahr, das er Roan zuesambt der Pündteren möcht herunder mit gewalt fallen, umb etwas consopiert [eingeschläfert] worden, gleichwohl man nit durchaus auf der unbestendigkeit des frantzösischen trew und glaubens und der Schweitzer betrug wolte oder khunte glauben geben, darumb man ein ieder ein wachtbares aug müst haben. Under disem khan ich nit underlassen zue verzeichnen welcher gestalt meine herren von Bregentz, ab dem exempel der herren beambten verderbt, angefangen, dem Gottshaus oder deren zue gehörigen sitz und höffen ungelegenheiten und ungewohnte beschwerden auff zue laden, als under anderen in anno 1623 sie sich angemast dem lehentrager auff der Reute einen soldaten sambt 5 oder 6 persohnen ein zue legen, darüber sich der Herr Praelath also beschwert gegen Herrn Stattaman Wegelin und Ehrsamen Rath in Bregentz. „Unser gebett gegen Gott und hie in zeit bereit willige dienst µ. Weiln wyr von unserem lehentrager Andreas Mager auff der Reutte verstendiget wasmassen Stattamman und Rath zue Bregentz in unseren sitz und guet Reute einen vom Baldironischen regiment soldaten neben 5 oder 6 persohnen gewaltetiger weiss einzuelogieren entschlossen. Sintenmal aber wyr bemelt guet Reute also theur von den herren haben müssen erlosen (nemblich mit 800 fl die der Herr Praelath denen von Bregentz ad redimendum noxam et abolendi jus 35 retractus putativo geben müssen) und von OberOesterreichischen herren µ gnediglich bescheidt ertheilt ist, uns ohn beschwert zue lassen, inmassen andere Herren Praelathens gueter ohnbeschwert verbleiben und sonderlich weilen Ihre Hochfrl Dlt und Regierung zue Ynsprugg uns ledig gesprochen; so gelangt derowegen an den herren dis unser freundtlich ersuchen und pitten der geruhe neben andern 056 herren und rathsverwandten dergleichen beschwerden nit auff uns vorderist das guet Reute zue verhietung allerhand verneren ungelegenheiten auffzuladen, dan ich und mein Convent so mir anbefohlen um solches nicht zuelassen khünden welches wyr den herren mit wenigem zue avisieren nit underlassen wollen. Göttliche Protection uns darmit sambtlich befehlendt. VS unseres Gotthauses Mehreraw den 2. Janu. Anno 1623. Placidus Abbas.“ Darüber von Herrn Praelath dem Lehentrager bey verlust seines lehens aufferladen worden den soldaten nit auff den sitz Reuti anzuenemen, darumb damit er hierin khein gefahr oder schuld bekäme und dismal der herren von Bregentz eyffer gnug thette hat er mehrermelten soldaten in seines sohns haus auff der Flueh einlosiert welcher aber bald für sich selbst von dannen wegk geloffen. Demnach in Anno 1629 nach absterben des Hertzogs von Mantua im 27. jahr geschehen Ihr Kays. Mtt gnedigst gefallen Ihre mechtige und volckhreiche zue gerüste Armada in Italien zue eroberung der Statt Mantua durch alhiesig pass und Clausen abzuordnen und man dahero nit unbillich die forcht bekhomen es möchte durch dergleich schwere und langwierig durchzug dem vatterlandt ein nit geringer schaden und unruhe von den soldaten widerfahren. Welches neben andern wohl in obacht unser Herr Praelath genommen derowegen an Ihr Hochfrl Dlt abermals mit underthenigstem suppliciren eingelangt umb erlangung einer aus sonderen ertzfürstlichen gnaden ertheilte Salvaguardi auff volgende weiss. „Durchleuchtigster Fürst µ Demnach täglich so wohln aus dem H. Römischen Reich als Pündten zue ross und fues vil kriegsvolckh zue Bregentz und umb dise refier durch passiert auch die gemeine sag samb solte ein Armada zwischen Lindaw [und Bregenz?] auff wesen genant gelegt werden 057 und dahero weilen mein anvertrauwtes Gottshaus auff einer ainoede stehet leichtlich durch ein unnützes gesindel überfallen und geblünderet werden khunte. Als ist an E. F.Dlt. als protectoren der Gottshaüser mein underthenigist pitten Sey wollen mich und mein anvertrauwtes Gottshaus in dero landten ligendtes wie bishero also auch fürthers in dero Ertzfl protection erhalten und zur verhüetung besorgender ungelegenheit mir nit allein ein oder mehr Salva Guardi nothwendiger orthen aufzuerichten und zue solchem endte ein offen patent und schirmbrieff gnedigst zue verwilligen: sondern auch dero beambten zue Bregentz meinem Gottshaus auff ieden nothfahl mügliche assistenz und hilff zue erzeigen in gnaden anzue befehlen geruhen. Solche Ertzfrl Gnad will ich sambt meinem gantzen Convent in unseren gebetten 36 gegen Gott niemals vergessen. Zue dero milt Öesterreichischer Huld Schutz und Schirmb ich mich dan auch nachmals demütigest anbefehlen thue. Datum im Gottshaus Mehreraw den 24 Septemb. Anno 1629.“ Volgt die Copia Ertzfrl ertheilter Salvia Guardia. 058 Ich bring hiemit zue gedechtnis welcher gestalt in anno 1625 in namen Ihrer Hochfrl Dlt Ertzherzogs Leopoldi als Delegati Commissarius Principalis von Ihrer Kays. Mt. Ferdinando 2do darzue geordneten der hoch wolgebohren Graff Hanibal von Hohenembs zuesambt Herr Doctor Diethelm Yelin Ambtman in Bregentz als Adiuncto naher Lindaw begeben und aldortten ein Comission fürnemblich in drey haubtpuncten bestehendt vor einem ehrsamen Rath abgelegt unnd derselbigen Statt aufferlegt habe, erstens damit sie ihre albereit angefangne Fortifications werckh niderlegen, so dan das Barfüesser Closter ihrer aigentlichen possession widerumb einraumen, und endtlich den Newen Gregorianischen Calender annemen sollen. In werender comission hatt man dapffer und ritterlich gesoffen und in kurtzer zeit 600 fl hindurch geiagt sonsten aber nit vil 059 ausgerichtet, als daß die antworts puncten ad referendum angenommen worden. Darbey aber der alte Herr Ambtmann Yelin sonsten ein gelehrter behertzhaffter und verstendiger herr den Lindawer ein zimliche kletten in den bart geworffen die ihnen lang in der gedechtnus gesteckt als er in seiner exposition under anderen libere heraus sagte. Ihr Lindawer woltt euch gern schön machen Ihr aber seidt nit so glass lauter als ihr euch darfür auf thuen oder darfür gehaltten sollen werden. Der effect diser commission hatte einen schlechten nachtruckh und war der unkosten das beste, ausgenommen das die Lindawer von ihren fortification wesen haben müessen abstehen. das ihnen gleich wohl nit in den kopff wollen. Der günstige leser mag leichtlich die ursach ermessen warumb den Lindawern solche bawwerckh abgesteckt worden, deme der gleich leuthen arth und gewohnheit bekandt ist. Es hett ia billich ihr bevestigung den benachbarte Oesterreichischen landtschafften nit vergebliche gedancken und argwohn verursachen sollen. µ Aber vilmehr auff unser vorgehende materi zue gelangen, ist zue wissen das in anno 1628 zue underschiedenen zeitten Rand: 1628, 3. Juny und tagen die kayserische völckher in schöner ordnung und groppen oder auch regimenter weiss durch unsere Claus und landtschafft passiert und zwar die erste volckreiche antiguardi auffs allerbest und schönst mundiert sich sehen lassen, auch in aller eyl dem pass auff der Staig zue geeilet und denselbig glücklich einbekomen ehe zuevor die Pündtner solches erkundigen oder auch glauben haben khünden. War wol ein angenemes und darneben entsetzliches spectakel so vil, uber 18 000 gerechnete wohl mundierte 060 Obristen officier und soldaten in ihrer rüstung wehr und waffen 37 anzusehen, als solche wie gesagt nit auff einmal sondern bisweilen zerteilter weis dergestalt durch passiert sindt das von der ersten grentzen unser herrschafft an, nemblich von der Lüblach pruggen, bis zue endt derselbigen grentzen das landt volckh und burgerschafft in ihren waffen gestanden und alle gelegenheit den durchgehenden soldaten abgeschnitten aus der ordnung zu treten und dem landt einen schaden zue zuefiegen, welches alles auf vorsichtigkeit des Herren von Raitnaw und Herrn Obristen Schmidts hergeflossen. Fürnemblich hat ietz ernanter Herr von Raitnaw sich ernstlich erzeiget und bisweilen den kayserischen soldaten welche die ordinanz nit annemen wollen mit dem strange getrowet und mit ernsthafftigkeit in d‘ordnung erhalten. Ich erinnere mich auch etliche mahl geschehen zue sein, das man zue mehrer verhüetung aller ungelegenheiten den durch passierenden völckhern ihre wehr und waffen vor der Claus abgenomen, in die schiff geladen und selbige über See bis naher Fuesach abgeführet und alsdan erst widerumb an gehörigen orthen ihnen zuegestellet hatt. So vil hatt damals die authoritet Herren Vogts und Obristen so mit allem erst in dergleichen fehlen sich brauchen lassen, verfangen mögen. In obigem durchzug schimpflich ist zue vernemen das ein kayserischer ritter oder curisier mit seiner rüstung angethan in der enge des wegs vor der Aachprugg, von anderen reutern genötiget in einen gumppen der Aach, von der höhe nit so vast gefallen als mit seinem gaul gesprungen, und ohn verletzt darvon komen mit sagen: es hab zwar der Teuffel einen griff nach ihme gethan, iedoch nit erwischt. Gedencke wohl, wer erhenckt soll werden, thue, dem sprichwort nach, nit erdrinckhen. 061 Es nahete aber sich die zeit mit einfliessung des 30gisten jahrs des allgemeinen dem Vatterlandt Teutscher Nation hochschedlichen Schwedischen einfalls und verderbens da nemblig der Schwedische Künig Gustang Adolphus mit einem ansehnlichen Kriegsheer erstlich in Pommern alda er freundtlich und mit auffgethanen Portten empfangen worden angelangt, nachmals ie lenger ie weiter sich in dem Reich ausgebreitet und sein macht mit zuethun und hilff der Evangelischen wie sie sich nennen, uber die massen vermehret und wie ein anderer Attila oder Geisel Gottes vast das ganze Römische Reich geplaget und under seine gewalt gebracht. Es haben auch seine hinderlassne generaler und feldmarschalckhen zue sambt den allierten Frantzösischen volckheren o‘ des Grewels! nach seinem todt in anno 1632 vor Lützen in der schlacht geschehen, sein vorhaben mit feindtlichen waffen zue prosequieren und alles in ihre hendt und gewalt zue bringen nit underlassen und hatt sich dieser jammer und unausprechlich elendt bis in 20 gantze Jahr ohn einiges auffhören mit verschütt- und vergiesung unsaglichen Christen bluets erstreckhet. Von disen thatten aber ins gemein zue schreiben ist alhie nit die gelegenheit weilen von dergleichen sachen gantze und grosse büecher allerorth vor augen ligen. Darumb unserem intent gemess wirdt alleinig hie angedeut was zue unserem proposito dienstlich erscheinet. 38 Da derowegen das unaufhörlich und von tag zue tag sich vermehrendte geschrey des schwedischen progress und glücks im Krieg alhie erschallete, wolten die vorgesetzten dieser landschafften fürnemblich der wohlgeborne Herr Hans Werner als Vogt beeder Herrschafften Bregentz und Hohenegg, so dan auch der wohledel geborne und gestrenge Herr Valentin Schmid von Wellenstein, Ritter, bald darauf erwehlter Obrist Feldhauptmann dieser 4 Arlbergischen Herrschafften, 062 ihren hohen verstandt krafft tragenden ambts und schuldigkeit dem Vatterlandt offenbaren und an ihnen was zue dessen erhaltung vonnöthen nichts erwinden lassen. Darunder ihr höchste sorg war damit [dass] die posten fürnemblich auff dem Pfender, Haagen, Kugelbeer, Clauss und Rickhenbachs Tobel wohl und gebührendt verwahrt waren. Zue dessen endt das sie nach gehaltnem allgemeinen Kriegsrath für guet und notwendig befunden und beschlossen (auch nachmalen im werckh volbracht), das man vor allen dingen den Haagen und Clauss in guete obacht nemen und mit schantzen und anderen nothwendigen gebeüwen versehen solle. Haben also mit eyffer und ernst solche werckh zue handen genomen und obernante posten zue sambt dem Pfender dergestalt verwahrt wie in den von anfang gesetzten abrissen zue erkhennen. Als nemblich haben sie erstlich die Claus thurn und porten zue sambt anhangende mauren und brustwehren gnugsam versorget und reparieret ausserthalb der porten mit schantzen, blockhäusser, bruggen, und schlagbäumen an manigfaltigen orthen verwahret bis zue dem rohrbrunnen hinauss, den wald nidergeseblet und die schantz der thiergarten genant, nit weniger die Arch Noe, das ist das blockhaus auff dem Wellenstein gesetzt mit ansehlichen stuckhen ausgerüstet und alle nothwendigkeiten darzue neben flayssiger wacht angewendet. Zuegleich auff dem Haagen ein gewehrsame schantz mit gräben palisaden steckaden gättern streichwehren und blöckhen an bequemlichen orthen vast in mitte des Haagens zue richten lassen und dise 063 von blöckhen und wasen gemachte werckh bis weit in den berg hinein aufgeführet dem feind allen zuegang am ober und underen Haagen abzuschneiden. Insonderheit haben sie sich einer tieffe oder tobels bedient und die schantzen auff desselbigen höhe gesetzt auf welchem dem feind schwerlich gewessen were, die selbige höhe mit steigen durch distel, dorn und stauden zue erreichen. Über das hatt Herr Obrister Schmidt ein besondere schantz auff dem Pfender zwar in der tieffe, so nit iederman guet geheissen, zwischen baiden zuesamen stossenden burgen gelegenheit auffgerichtet und in die quadratur mit ihren spitzen und gräben ausgefertiget in welche aber der von dem berg herunder steigende feindt nit ohnschwer seine kuglen in dise schantz hette khünden lassen abfliegen und unser volckh in derselbigen nötigen oder abtreiben. Der ursach halber ihrer vil auch der verstendigen dise schantz umb weiln sie in die 39 tieffe gesetzt worden nit hoch geachtet haben. Im übrigen haben dise baide vätter und retter des vatterlands nichts underlassen mit musterung mundierung und underrichtung des volcks alles in ein guate ordnung zue richten. Welches zum besten erscheinete da anno 1632 umb das Fest S. Crucis Inventu der schwedische General Canopfski nachdeme er nit [Friedrich Ludwig Chanovsky von Langendorf (1592-1645)] wenig orth in sonderheit aber die Statt Wangen mit gewalt bezwungen und eingenommen, in aller furi und ernsthaffter betrawung unser Statt und Land auffgeforderet und zue disem endt einen aignen trompeter mit schreiben hieher abgefertiget mit disem einhalt: 064 „Weilen nemblich mit beystandt Göttlicher Allmacht (hett sagen sollen Verhengnis) seines gnedigsten Königs in Schweden waffen allerdings durch das gantze Römische Reich glückhlich prosperiert und taglichen progress nemen neben anderen ihme auch mit gn. befehlen aufferlegt worden die assignierte ort, stett, und landschafften zue vermerung Schwedischen glücks und wolfarth mit güete oder reühe zue begwaltigen under anderen aber ihme fornemblich dise Statt und Herrschafft Bregentz nambhafft gemacht worden, solche mit obigen mitlen an sich zue bringen. Und weilen seines Königs vornemen seye, sich des gantzen Bodensees zue impatronieren, zue welchem endt ihme Bregentz dienlich und notwendig seye. Weilen er aber ihme anfangs belieben welle lasse mit güetlichen mitel mit der Statt und Herrschafft Bregentz zue verfahren, als welle er sich mit einem leidenlichen accord gegen ihme accomodieren. Jedoch mit disem anhangenden austruckhlichen reservat so sie im widerigen, ohnverhofften fahl sich mit dergleichen accord nit wurden einstellen, welle er mit eiserster macht und grimm, dem kindt im mueter leib nit schonendt, wider sie verfahren und khein barmhertzigkeit jemandt erweisen. Darauff in gehaltnem kriegsrath nach ablesung und erwegung dises schreibens widerwertige meinungen entstanden, da etlichen den accord anzunemen gefiele, andere aber erachteten, man solle dises feinds traw wort nit hoch achten und ihme den spitz entgegen setzen. 065 Herr Obrist Schmidt wendete nit ohne wichtiges bedenckhen für, es werde nit ein geringes werckh sein einem solchen feindt deme taglich mehr hilff zue kommen mag, mit den burgern und landvolckh allain pastant und gewachsen wöllen sein. Wolle iedoch so fern es ihne übrigen beliebe sein haut sambt rath und that ungespart darleihen. Der Herr Von Raitnaw aber (villeicht damit er sein vorige unehr widerumb ersetzen möchte) ist mit einer cathegorischen antwort und bescheidt dergestalt herausgefahren, er halte gentzlich darfür man solle dem feindt mit annemung des accords khein 40 gehör durch auss geben sonder man solle sambtliches mit zuesamen setzung haab guets und bluets sich vereinbaren und dem feindt die waffen entgegen anerbieten und setzen. Er für seinen theil well sein alten ballg ohnerschrockhen darsetzen, und weil er wegen leibs schwacheit zue fues oder pferdt pferdt nit wohl khünde vort komen, als welle er sich seiner gutschen bedienen, an die Claus fahren, sein vormögen aüsersten fleißes anwenden und, so iemandt ihne falsch untrew nachlassig oder flüchtig ersehen werde, soll iedem aus den burgern und landtvolckh erlaubt sein ihne mit der büchs ohne entgeltung zue erschiessen; nit weniger sollen sie solchen gewalt haben, so fern der feindt weder Hoffen oder Clausen solte mechtig werden. µ. Mög iedoch nichts schaden bringen das man dem feindt mit manier antworte als fürnemblich das es nit in ihrer gewalt stende ohne austruckhlichen gnedigsten bevelch und erlaubnus Ihrer Ertz Frl Dlt einen accord einzugehen oder anders zue volbringen. Man welle aber sich mit möglichster gelegenheit der ursachen halber an gehörigen orthen des bescheids erholen.. 066 Chanovsky aber wolte sich mit dieser anwort nit begnügen lassen, schickt derowegen in aller eyl und grimme einen anderen trommenschlager mit betrawlicheren schreiben anzeigendt: er seye gesinnt und resolviert auff dise schlimme und auff schrauffen gestelte antwort nichts anderst als seine scharpffe waffen und aüsersten zue vor angetrawten ernst mit einem solchen exempel darob sich manigklich entsetzen werdt, in gegen antworts weys ervolgen zue lassen. Und solle man fürtherhin allen schaden und unglückh der Statt und Landt weiln sie es anderst nit haben wöllen, ihme aber khein schuld zuemessen. µ. Darauff ihme geantwortet worden, er General möge trawen und wüeten auch der Statt und Landt zuesetzen wie ihm beliebig sein werde, zue welchem fahl man unser seits ihne mit gleicher weys und maß zue erwarten und zue empfangen gedacht seye. Und bis auff den letzten blutstropffen sich zue wehren unzerbrüchlich und bestendig resolvieret. Und er tromenschlager möge hin fürter seiner haut schonen. Dan, so er dessen ungeacht sich widerumb werde in derglichen bottschafften gebrauchen lassen, werde er gewüsslich dem strang am nechsten baum nit entrinnen. Deroweilen aber wurden alle posten wohl verwahret, alle nothwendigkeiten darzue dienlich verrichtet, und durch underhandlung Herrn Vogt und Obristen geworbne völckher, in einer nit geringen anzahl von Insprugg auss, alhero zue dessen Vatterlandts rettung in aller eyl eingebracht. Chanovsky aber weilen er eintweders das hertz und mueth oder die macht und gewalt nit gehabt, 067 hatt nichts anderst als einen schreckhen, unruhe, und manigfaltige ungelegenheiten und unkosten hinder sich gelassen und verursachet, im übrigen aber dem landt, seinem eitlen trawen ungemess, 41 hierinnen khein anderen schaden gethan, bis das er nach etlicher wochen verfliesung gehlich und unversehen zue der Haubt Armee beruffen und wyr also widerumb von obstehender gefahr erledigt worden. Sonsten war die burger- und landtschafft nit wenig beladen mit schantzen, wachen, einquartierungen, und anderen beschwerden. Insonderheit hat nit den wenigsten theil participieret unser Gottshaus, in welches mit gewalt vilmehr als billigkeit der Hauptman Weyss genant von Augspurg gepürtig, der sich auffs wenigst Catholisch zue sein gestellet hatt, wider des Herren Praelathen bitt und protestation. Zue sambt nit wenig mit officierern und anderen soldaten, weib und kinder und gesindt in einer grossen anzahl als das sie die gasthaüser und stadel häuffig angefüllt haben, einquartiert worden. Der hatt mit grosser ungestüme sein gebührende wie ers nannete auffenthaltung für sich und die seinige nit so vast begehrt als erzwungen, und auff dise weys mehr als 14 tag nit ohne merckhlichen schaden des Gottshauses in sauffen und fressen und anderwerts ärgers zue geschweigen, weil er offentlich ein concubinam bey sich erhielte, wie ich berichtet worden, zue gebracht. Da warden in dem hoff die musterungen der soldaten, nit weniger die täntz und dergleichen vil mehr, nach arth der freidigen [sic] soldaten abgeloffen und der Closterstandt schändtlich verwexlet. Vil bürger und landtsleuth von obangedeutem schreckhen bestürtzet, haben ihre beste mobilia naher Lindaw und Schweitzerlandt (darunder auch H. Obrist Schmidt gewessen soll sein), 068a sicherung zue erwerben und den ausgang der sach zue erwarten, geführet. Als neben ihnen unser Gn. Herr Praelath auch gethan und zue sambt den kirchen ornaten und besten sachen auch seine jungen novizen und professen neben einem Patre Gregorio Wäscher in ein schiff geladen und naher Arbon abgeordnet. Die eltern Patres aber bey sich zue haus behalten welches jedoch ietzermelten Patribus nit allen und durchauss gefallen wöllen; Es geschahe aber an dem Tag des H.Cruz Erfindigung, da wyr junge fratres mit obangedeuten kirch sachen sambt anderen lebensmittlen an wein und korn gr...handt aus gefahren ein entsetzliche fortunae auff dem See die uns samentlich mit allen sachen in eiserste todtsnoth und undergangs gefahr dergestalt gebracht, das wyr schwerlich und nit ohne sonderbare Gottes und dessen Mueter hilff deren Lytanay wir in miten höchster gefahr gesungen oder mehr geweinet, disem elendt naher Hardt entrunnen. Nachmals haben wyr unser schiffarth mit gueter lufft vollendet und uns in Arbon in dem Pfarrhoff einfindig gemacht. Allda wyr in merckhlicher anzahl von dem WohlEhrw. und hochgelehrten Herrn Francisco Thurnher pfarrer aldorten und Decano des lobl Capitels Sancti Galli und Prothonotario Aplico, unsers getrewen lieben herren, freündt, Gutether, und Landtsmans freündtlich empfangen und bis in drithalb wochen lang bester massen tractieret worden iedoch mit diser bescheidenheit das das Gottshaus alhie vast 42 alle nothwendige lebens mitel dargestrecket und die meiste unkösten abgestattet hatt, die nit wenig sich in verlauff diser zeit betroffen. 068b [068b und 068c fehlen in der Bregenzer Abschrift] Demnach derowegen die allhie sich befindende völckher vast alles was an speiss und tranckh vorhanden war mit schlemmen und demmen ym saus und prauss mit unnutzen verzehreten, zue deme den pferdten an fueter grosser mangel geschahe haben sie nothtrungenlich disen posten quittieren und sich anderst wohin begeben müessen, besonders weilen es an ihrer seiten mit der Lindawischen belagerung den Krebsgang genommen. Dan ob gleich wohl der Feldmarschall schon vor etlich zeit zue vor von hinnen zue marschieren gesinnet war, haben iedoch selbigen etwelche Zwinglische Schweitzer in fortsetzung der belagerung gesterket mit vertröstung so er noch 14 tag in der selbigen verharren wurde, solte unfehlbar die vestung in seine gewalt gerathen. Welcher böse rath dan unserem vatterlandt zue grösserem nachtheil ausgeschlagen. Und solt sich einer nit unbillich verwundern das dise völcker in einer so kurtzen (in ine selbst nur gar zue lang) zeit so vil an wein dessen ein grosser uberfluss vom See herauff gebracht vorhanden wardt und vil andere lebensmitlen verbraucht oder vil mehr unnutzlich verschwendet hatten. Mir ist bewust das allein die Wagginische in die 80, die Deuringische in noch mehr fueder wein verlohren µ, und vil andere ehrliche leuth bis in 10 und mehr fueder wein nit ohne grossen schaden eingepüest. Alss wardt zum Gnral Auffbruch der [fehlt] tag Mertz angezeigt und rüstete ein jeder sich darzue als best er vermochte. 068c Bey uns war lauter laid traur und nit geringe forcht und gfahr von newem erweckhet darumb befahlen wyr uns und das unsrige dem Lieben Gott und des veldmarschalls miltigkeit und discretion: und erwartete zwischen hoffnung und forcht der sachen alligklichen ausgang. Es ging aber in warheit zimlich rouch ab dess der zulezt abgehenden soldaten und rauber bosheit und geitz hatt manchen vil zue schaffen geben in deme sie die leuth von newem ranzioniert, geplündert unnd geplaget. Ich bekhenne auch rund herauss dass ich eben so grossen oder mehreren schreckh in mir empfunden als sie ab- als da sie herein gezogen. Besonders macht uns grosse noth die wacht so an dem See under des Ringers guet gestellet wardt, darunder einer mich also von eines stinckhenden käses wegen, den er kurzumb haben wolte, genötiget das wenig gefelt, er hette mich mit seinem spitzhamer zue boden gericht, der auch seinen kopf also hartigklich gesetzet hatte das er an statt eines käses nit wolte einen doppelten Ducaten annemen, bis ich ihne endtlich 43 mit einem ungefahr gefundenen stuckh käses zue ruhe bringen mögen. Damaln haben auch die ubrige uns einen grossen stoss gelitten da einem jeden nach seinem gefallen und willen der sackh hatt angefüllt müssen werden. Sie eyleten an selbigem Freytag von dannen mit grosser forcht als lege ihnen der feindt ob dem hals. 069 Demnach aber Ihrer Ertzfrl Dlt die vätterliche sorg imerdar obgelegen, wie dise herrschafften vor des feindts einfall möchten errettet werden, und [hat] zue disem endt ein ansehlich regiment zue fuess under dem Obristen desselbigen, dem wohlgebohrnen Graffen zue der hohen Embs Gallura und Vadutz µ Hannibal auffgestelt an die frontier und marckhen der Herrschafft Bregentz [und] gnedigst abgeordnet insonderheit auch das Algew hiemit zue schützen unnd dem feindt allen zuegang abzuschneiden. Aber das widerwertige unglückh war disem vornemen gantz zuewider dan als deme ehe ermelten Herrn Graff und Obrister mit seinem beyhabenden regiment von hier auss dem Algew zue gezogen und sich in Weyenriedt ob der Ruggsteig gelegen einlogiert, beynebens aus schedlicher unverantwortlicher hinlesigkeit die wachen nit bestellet und über das seiner arth nach dem sauffen und schlaffen abgewarthet, ist des Hertzog Bernhart Weinmars reisige volckh in einer gewaltigen anzahl aus dem wald so dabey gelegen urplützlich herfür gebrochen, die wachten theils mit list theils mit gewalt veriagt oder nider gemacht, die schlagbäum eröffnet, den graffen sambt seiner gemahlin und jungen Herrn sohn Carl Friderich also warm wie man zue sagen pflegt, gefangen genommen. Vil des unserigen volcks nider gemacht oder auffs wenigst ihrer vil mit blutigen köpffen naher Bregentz geschickt die nit einen geringen schreckhen bey uns verursachet haben und wo der beyligende wald dem ubrigen volckh nit hette gelegenlichen underschlauff in ihrer flucht ertheilet were ohne zweiffel der wenigste theil darvon komen. Ist also dieser Graff seinen ahnherren in keinem ding als in dem namen gleich gewesen. Er ward zue sambt der gemahlin geborene Von Fürstenberg und Herrn Sohn gefenglich iedoch 070 manierlich naher Ulm abgeführet und aldorten auff behalten bis sie sich alle zuemalen mit einer namhafften summa gelts redimiert haben. Es hette auch bald noch ein grösers unglückh zue den andern an seiten des alten Herrn Graffens Hannibals geschlagen in deme man ihne gedachte miu gift zue vergeben damit sein gemahlin dem General Horn der wegen ihrer schöne in sie verliebt wardt, möchte auch wider ihren willen eingehendigt werden. Man sagte auch dass die oberzelte feindtsvölckher im einfall zue Wayenriedt den graffen nur mit nacht kleidern angethan bey dem gelt zellen so heuffig auff dem tisch gelegen angetroffen und selbigs ungezelt in ihre huet hinunder gestrichen und die gemahlin fein also warm aus dem federbeth erhebt haben. O der gewaltigen thatt! so anseiten dises gewaltigen obristen mit unsterblichem ruhm hinder sich 44 geschehen. Verblibe disem allem nach in unseren landen grosse gfahr und schreckhen in deme das Hertzog Bernardts waffen umb alle umbligende orth prosperierten, da nemblich neben Wangen auch Ravenspurg, Buchorn, Merspurg, Kempten übergangen, Uberlingen vergeblich angesprengt, Costantz mit auch vergeblichen trawen angerant; sonsten aber vil dörffer und schlösser in die asche gelegt worden, deren glantz besonders in der nacht uns vil maln in die nasse augen geschimmeret und zue mitleiden auch schreckhen bewegt hatten. Dahero dem Hertzog Bernardt der schendtliche titel eines Brenners bey gemeinem volckh erwachsen ist. Die niderlag in Weyenried geschah den 9. Juni 1632. Nach deme aber alles Schwedische volckh vor 075bg Nürnberg zuesamen gebracht und mit disem mitel der Bodensee ein zeitlang geseübert: als ist auch alhie 071 die gefahr und forcht auffgehebt worden. Das man auch sogar im November als die zeitung des erschlagnen Königs in Schweden angelangt Solemniter mit lösung der stückhe frewd geschossen. Postr I D Iv DIVI. LeopoL DI GVstaVVs In pVgna perIt. Nach deme aber Zell am Undersee von den Schwedischen übergweltiget worden ist auch ein guter theil der frewd und ruhe zue boden gesunkhen. Es ward auch die zeit vorhanden das der mutwilligen Kempter bosheit gestrafft solte werden welche sich fürnemblich die metzger und ein burger wohl des galgen lengist würdig Melchior Schmeltz, genennet Tapffer und mit ungesparter mühe zue sambt den Schwedischen brauchen haben lassen mit zeigung steg und wegs in die herrschafften Hohenegg und Bregentz was in dem Algew gelegen, mit anführung leitung und begleitung der Schwedischen völckher von welchen vil weyler, haüser verbrennt, vil vieh und ross und andere ding entführet und naher Kempten eingebracht wurden darbey die Kempter zue trutz und schaden unsers Landts vil praestiert hatten. Deren und des feindts ausfälle und mutwillen zue demmen und auch die statt selbst zue eroberen, sindt under dem commando Herrn Obristen Königs gubernators in Lindaw, sonsten eines Schweitzers, neben anderen soldaten aus Lindaw genommen bis in 600 man von geworbenem und hiesigem landt volckh und burgern gesamlet naher Kempten den 1.January 1633 abgeführt und den anderen völckheren, 072 [von] General Wahl geführt und commandiert, zue gesellet unnd haben mit gesambter hilff sturmes furi unnd gewalt jedoch ohne mercklichen schaden den 13. Jann. die Statt erstigens ihme vil besonders die würtenberger Jackelin nider gemacht und durch auss jehmerlich ausgeplünderet. In welchem fall und sturm auch die Bregentzer dapffer sich 45 erhalten gleichwohl der selbigen mit Gottes hilff allerdings kheiner todt verbliben etlich aber geschediget worden. Nach etlichen tagen sindt die Bregentzer zue sambt den geworbenen soldaten von denen nit wenig zue oder vor Kempten im graben sitzen bliben, alhie widerumb lustig unnd freidig eingelangt und wie die Jacobs Brüder mit muscheln also sie mit derm raub umbhenckt erschienen, auch etlich in Praedicanten küttel und baareten herein gepranget. Und mit gleicher weiss der Kempter trutz vergoltten. Die beut so sie erworben war gewüsslich nicht zue verachten und hatt manchem guten gesellen den beutel und magen wohl angefüllet. Es mangelte auch nit an etlichen hiesigen burgern die der gleichen gelegenheit sich zue bedienen wüsten, die sich zue dem abgeordneten kriegsvolckh der gestalt zuegeselleten damit sie nit so vast etwas von dem sturm und streit als von dem raub abekriegen und erbeuten möchtendt welchen etlichen nit übel gelungen. 1633. Damit aber der Bodensee gereiniget und nit mehr andere orth hierumben in gefahr gesteckt wurden als hatt man für guet und notwendig erachtet, die Statt Zell den Schwedischen widerumb aus den henden zue reissen und deswegen den Herrn Obristleutenampt Hannibal Schmidt, 073 Herren Obrist Schmidts von Wellenstein sohn, mit volckh hinunder abzuordnen gesinnet welches auch volgender gestalt in werckh jedoch mit kleinem profit gerichtet worden. Man hatt nemblichen ihme Herrn Leutenambt allerdings von hierauss an geworbenem und landtvolckh 500 mann under sein commando ubergeben mit denen er naher Costantz sich begeben. Under dessen hatt das under Herrn Gubernators zue Costantz Maximiliano Wilibaldo Graffen zue Wolffegg gehorige volckh in 700 starckh das stettlin Zell bis in 14 tag hart belegert und gantz und gar eingeschlossen, und so fern der succurs als abgeredt worden von dem Vizithumbischen regiment so ausgebliben und dem Bregentzer volckh so sich wegen der kranckheit des Obrist Leutenambt Schmids zue lang versaumet, bey gebürender zeit wenn angelangt so were die Statt in ihre gewalt gerathen. In deme (12.May 1633) macht sich unverhofft der Obrist Schlamersdorffer mit seinen reittern deren ieder einen bauren mit einer ax hinder sich führte herfür, nach deme durch die pauren der verhauwne pass eröffnet worden, überfölt die unserige mit grosser Furi veriagt verbrent es in alle, darunder etlich so gar ihre schue im fliehen verlohren. Und macht ihrer nit wenig den gar auss. Gleichwol ist den Begenzer hierinnen nichts am leben geschehen, dan sie nit gar nahe bey disem überfall gewesen. Also hatt dise impresa dismal lehr ausgeschlagen. Und ist Zell in des feindts gewalt verbliben. Es hat bald hernach dergleichen an mehrermelter Statt 46 Herr Gubernator in Lindaw Petrus König versprechen wellen, hatt aber mit gleichem spott und schaden davon abweichen müssen. 074 Dergleichen widerwertig glückh hatt abermalen unser volckh vor der Reichsstatt Buchhorn so die Schwedische inhatten ausgestanden. Da nemblichen die vereinbarte Stett Costantz, Lindaw und Bregentz oder vilmehr derselbigen gubernatores von Wolffegg, Vizthumb und Schmidt, ein ansehnliche anzahl volckh zue wasser ausgefertiget und ein zeit lang mit einem grossen schiff das Blockhaus genannt belegeret. Endtlich da der tag des haupt sturms angesehen war, so still nach unser arth das es jederman und der feindt selbst lang zuvor wüsste ob gleich wohl ein zeit lang die Claus und prugg an der Ach verschlossen war, und vast alles volckh aus den schiffen auffs landt bei Hoffen ausgestigen, wirdt selbiges unversehner und eylender weys von ankommenden Schwedischen troppen und dazu die in der statt waren, uberfallen erschröckt zerstreut, theils in die reben veriagt, theils in die schiff genötiget, und nit ein kleiner theil darvon erbermlich nider gehawen und erschossen. Viler gefangnen zue geschweigen. Dergestalt ist ieder uberblibne theil mit der langen nasen naher haus gezogen und waren allein die frölich so dem unheil entronnen. Damals haben auch die unserige das Closter Hoffen ins feur gesteckt damit sie desto besser mit hilff des feurs unnd rauchs dem auffem hals ligenden feindt möchten entgehen. Geschehen im Jahr 1634. Nur aber ob gleich wol das glückh unseren getrewen landtsleuthen aus Gottes verhengnus mehr mals zue wider 075 gewesen, haben iedoch sie nichts an ihrem fleis, arbeit, und gehorsam iederzeit erwinden lassen, das vatterlandt hierdurch vor grosserer gefahr und einfall zue retten. Gleichwol hette uns billich abwendig khünden machen der zue vor den 9. April im 1634 jahr erlittne schaden, zue Wangen von den Schwedischen dise weys geschehen. Es haben nemblich die zwey gubernatores in Lindaw und Bregentz H. Augustus Vizthumb (dan Petrus Konig zue vor den 6.Jann. schon in verhafft genomen worden in welchem actu sich aber mals die Bregentzer haben miss brauchen lassen) und Schmidt ihre völckher auff etlich hundert starckh zue einander an ein gewis orth betaget und verordnet, mit gesambter hilff der Statt Wangen von Schwedischen besessen sich zue bemechtigen. Und waren die Völckher zue fues und pferdt genugsam ausstaffiert. Weilen aber sie sich under ein anderen wegen des commandierens aus neyd oder hoffarth nit verstehn khündten oder vil mehr wolten, in deme kheiner dem anderen passieren wolte, under dessen aber der tag anbrache und die unserige offenbarete, fielen die schwedischen mit grimmen herauss, überrumplen die unserige, fürnemblich die Bregenzer, dan die Lindawische wissten besser ihr heil von weitem zue retten, schlagen und schiessen unbarmhertzig darein, fangen vil, darunder unseren Obrist 47 Leutenambt Schmidt selbsten, veriagen ihrer vil und das kleglich, machen derselbigen ein namhaffte anzahl nider, das also manch gueter gesell ins grass gebissen und vil mit blutigen köpffen naher hauss angelanget. Das dan alhie einig besonderen schreckhen und trauwer erweckt hatt. Auff dise weis ist leider an unserem volckh nichts anderst als das guete vornemen und meinung zuem lob gelanget. Jedoch ist zue loben an ihnen als weiln sie in hundert starck nach der schwerlich belegerten Statt Yberlingen abgeordnet aldortten sich neben anderen wider den General Gustav Horn manlich verhalten. 1634. 076 Damit mit begebender gelegenheit, des Algews darinnen das Gottshaus allerdings die beste gefell geniset nit vergessen werde, als ist neben den ienigen ungelegenheiten und schäden so sie Algewer in durchzügen, einquartierungen und contributionen, als schon oben angedeut worden von unserem volckh gedulden müssen, auch des feindts einfallen, durchstreiffen, plündern und brennen, und zwar nit nur einmal zue ihrem schweren unglückh geheüffelt worden. Dan sie in warheit zue underscheidenen zeiten unnd malen besonders von den feindts völckheren angesprengt, vertriben, beraubet und mit allen kriegsvölcker uberrumplet und in äusserste noth und armuth gestürtzet wurden, fürnemblich aber haben sie solches elendt in dem zway und dreysigisten jahr mit grossem schaden erfahren müssen, da des Hertzog Bernharts armee das gantze Algew nit so vast durchstreiffet, als verwüstet hatt, wie nit weniger im volgenden jahr geschehen, da das Schwedische volckh nach deme sie die statt Kempten vergeblich angesprengt, ihren zorn und grimm an dem armen Algew angewendet und alles aller orthen erbarmlicher weiss verherget und ausgeraubet, welches neben andern mehr als zur genüge in Wankh verspürete einer aus unseren lieben Conventualen mit namen P. Josephus Glöggler, ein alter erlebter pater, so damals die Pfarr Gestratz verwesen, so neben einem ansehlichen gelt, so er bey sich hatte und ihme entnommen worden, allerdings das leben selbst verlohren, weilen er so ungütiglich von den schwedischen am leben gestraft wurde; dergleichen geschahe auch P. Bernardo Rittlern so zum zum zweyten mal Reinding ausgeplündert worden. Diese und hernach volgende ubel und beschwerden haben das Algew also erseigeret das Ihme allerdings unmüglich ... Seite 077 ist leer. Seite 078 enthält ein lateinisches Schreiben des Abts von Mehrerau von 1636, mit folgender Überschrift. Dergleichen schreiben mein Gn. Herr in anno 1636 an die Herren Vogt und Ambtleut ablauffen lassen. Die Chronik fährt fort auf Seite 079. 48 079 Unmüglich worden dem alhiesigen Gottshauss die gebühr an zins und anderwerts zue erstatten dahero gewüsslich dem Closter alda ein grosser schad und nachtheil erwachsen. Besonders als hernach die grausame pesst in anno 1635 vil der lehentrager und zinser hinwegk gerissen und grossen mangel an leuthen verursachet. Mit welcher gelegenheit wurden die güeter verlassen und verwüstet, die gebäuw in grundt gerichtet, und ihrer vil gestorben und verdorben mit grossem und auff vil 1000 fl sich belauffenden schaden des Gottshauses alhie alles geschehen – besonders als das Algew nochmals durch folgende einfäl, plünderung, beraubung, und brandt zue underschiednen zeiten vorgeloffen, in eüserste noth und armuth gestürzt worden, dardurch dem Closter der schaden vermehret wurd, also das der verlust desselbigen sich in ordenlicher gepflogner calculation in anno 1650 geschehen, darbey auch ich persönlich gewesen, bis in die 15000 fl beloffen hatt. Anderer orth hierumben zue geschweigen. Welcher verlust das dem Gottshaus einen grossen stoss geben. Disem unheil darmit hatt nit die wenigste ursach geben die zue schnell für die handt genommne und ausgefertigte procedur der schuldgerichten, auff welchen durch ubereilendten sentenzen des herren Landtamans alhie zue Bregentz und anderer AmbtLeuthen die jüngste brieff verworffen und durchlöcheret worden als etwas weytter vernomen wirdt .... welcher massen sich, mein damaln Gn. Herr Placidus in einem an die Herren Beambten abgeloffenen schreiben und anderwerts höchlich beklagt und wider solchen ungewonlichen process bester massen protestiert habe. Vide fol. antecedens 080 In anno 1633 haben die Landtstendt dieser 4 herrschafften der betrengten und unversehenlich vom General Horn belagerten Statt Costantz in höchster eyl gleich anfangs ihrer nöthen in die etlich hundert man landtvolcks zue geschicket welche gleichwol nit ohn geringe gefahr welche sie wegen des feindts schiessen bey Creutzlingen hatten zue Costantz angelangt und in wehrender belagerung sich neben andern sehr dapffer und wohl gehalten und sind selbige von den burgern aldorten nie besser tractieret worden mit wein und brandtwein als wan ein gefahrlicher sturm vorhanden war. Demnach aber die belegerung so den 7.tag Septembris ihren anfang genomen, den volgenden monats Octobris fünfften tag auffgehebt worden, sindt auch unsere landtsleuth den Costantzeren unwerth worden und haben sie burger alle mitel gesucht die gute und wohl veerdiente Bregentzer und Landtsleuth ab dem hals und unkosten abzuschüttlen. Der Bregentzer hierinnen verdientes lob hatt der author so die Belegerung in truckh ausgefertiget mit diesen worten beschriben. Designatio ... 49 [Es folgen fünf Zeilen Latein] supplicavit. Welche andacht der damals gewesne Pfarrhe[fehlt] P. Michael Boner alhier mit eyffer und lob angestellet hatt. 081 Innerhalb wehrender Constantzischer Belegerung hat sich der hochwürdig Herr Joan Anthonius Tritt Epur Tiberiadir und Suffraganeg zue Costantz des Gottshauss grosser freundt und patron sambt herrn Moritz Hillarius Caplan... von Bregentz gebürtig alhie im Closter auffgehaltten und nachmaln zue ergetzung auffgeloffner unkostens 2. schöne mit seinem wappen gezeichnete Damastine mesquender in hiesige kirche verordnet. Mit diser gelegenheit soll mit stillschweigen nit übergangen werden was für grosser mercklicher und in vil zeit verspürter unkosten deme Closter wegen der vertribnen veriagten geflohnen und durchpassierenden und sich etwan ein geraume zeit alda auffhaltende gesten widerfahren. Dardurch die kornschüdtenen und keller wie auch renezenter die viehstel gelehret wurden also das man hernacher zue den zeiten als das korn in einem hohen prio gestanden fürnemblich in annis 1636 und 1637 mit dem entlehenten geldt andere früchten erkauffen müste. Es wirdts die posteritet schwerlich glauben und fassen mögen wie gross der uberlauff solcher leuth gewesen und was durch solche ungelegenheit in allen victualien auffgeloffen. Und hatt dises elendt von anno 1632 bis in das 1649 giste jahr allerdings ohn einiges auffhören gewehret. Es geschahe das etwan bis in die 6, 7, und mehr vertribne fürsten und praelathen zue einer zeit alhie zusammen kamen. Halt auch dafür, 082 es seye vast khein Closter durch Franckhen, Schwaben, und Bayern zue erkundigen darauf nit etwelche vertribne religiosen baider geschlechts sich alda angemeldet und von unserem wesen participiert haben. Herr Decanus Vom Stein aus dem Frl. Stifft Kempten so in ... jahr alda in die kost gangen sambt seinem diener und maulthier; Item Herr Praelath von Ysni Wolfgangg so ... jahr bey uns verbliben; Als auch Herr P. Philippus Brand von Oyenhausen den wyr uber 13 Jahr mit speis und tranckh verpflogen haben, zwar etwas an gelt oder gelts werth in ansehung auffgeloffenen unkostens dem Gottshaus alhie erstattet, darff aber wohl ohne scheuch sagen, das dasselbige dem gebührenden werth mit nichten zue getroffen. Wie dan einsmal dem Herren Decano von Kempten da er sich beklagte ob der Frl tapfel aldorten der Herr Praelath habe ihme die zech wohl gemahnet, zuar antwort vom Herrn Doctore Francisco Thurnher erfolget: der einig esel den er bey sich gehabt habe dem 50 Closter mehr garben abgefressen als er bezahlt habe. Darüber der Fürst von Hertzen gelachet und dem Doctor zuelezt zuegesagt hatt. Es hatt aber wie wyr vestigklich darfür haltten wegen diser an den vertribnen leuthen geflognen hospitalitet und barmherzigkeit, die Göttliche 083 vergeltung, augenscheinlich verspüret, nit gemanglet, dan man halt darfür es seye nachmals auch uns anderswo als wyr in gleiches unglückh gefallen dergleichen guttathen erwisen: auch das gantze Closter vor dem brandt und gentzlichem ruin durch sonderbare Gütte Gottes errettet und erhalten worden. Demselbigen seye darumb ewiger lob und dankh. Sonsten aber sindt ohne ruhm die meiste gutathen nach unserem vermügen den Clöstern so in unser schwebischen Congregation und in des Schwabenlands bezirkh begriffen sindt widerfahren als in sonderheit Weingarten, Oyenhausen, Wiblingen, Ysni, auch Maysen: und Langenaw nit in abredt werde stehen. Wyr wünschten noch heutigen tag das ihnen in ihren nöthen ein mehrers hette widerfahren mögen. Sonsten ist durch dises mitel unser Gottshaus Bregentz weit und breit bekandt worden und werdens gewüsslich die nachkümling etwan auch zue geniessen haben, dan mir nit zweifflet man werde auch anderstwo dergleichen sachen ad notam genomen der lieben posteritet zuer nachricht hinderlassen; wie wyr erfahren bey dem hochfürstlichen Stifft und Gottshaus Sanct Gallen, dessen Fürst ohne scheuch vilmahlen rund heraus gesagt, sie khünden dene vom Gottshaus Bregentz der schuldigkeit nach nicht guts genug erweisen umb weiln sey in alten schrifften verzeichnet finden, wie vil guts ihnen als sie vertriben waren anno 1530 µ. dises unser Gottshaus in vil wegen praestiert habe µ. 084 Es hat sich auch durch verlauff der vorgehend und volgenden jahren begeben das zue underschidlichen zeiten besondere Herren Commissarii von ihrer Ertzfrl Dlt als unserem gsk landts fürsten abgeordnet in disen 4 herrschafften insonderheit auch zue Bregentz einfindig gemacht und die schwebende militzi geschefft abgehandlet bey welcher gelegenheit auch die sonsten ungewonliche contributions begerung auffkomen so die geistliche und religiosen soltten ihrem gesinnen nach erlegen. Also war auff ein zeit mein Gn. Herr Placidus für Herren Comissarius Koler genant beruffen und an ihne weis nit wie ein grosse summa gelts erforderet da aber hochermelte Herr Praelath sein unauf S.86bg folgen zwölf Zeilen Latein überschrieben ‚Zusatz Monika‘. vermögenheit mit fürwendung kreftiger ursachen dargethan und erwisen als hatt ermelter Herr Koler (mit rechten zuenamen intituliert) mit etwas 51 scharpffen worten dem beclagenden Herren Praelathen zue gesprochen, er solle weilen in dise parschafft nit vorhanden die silbernen bilder aus der kirchen bey solcher noth und gestalt der betrübten sachen hergeben, auch darnebens dem silbergeschirr so er hette nit verschonen. Darüber Herr Praelath mit höfflicher als ihm angebohrner manier umbstendigklich und gnugsam ihme comissarius berichtet und allerdings zue ruhe gebracht. Die contribution aber 085 auff die Geistlichkeit angesehen wollte man, weis nit mit was weys, durchtringen und behaupten dero iedoch unsers herren ordinary authoritet dergestalt begegnet wie volgt. „Joannes von Gottes und Bäpstlichen Stuels Gnaden Bischoff zue Costantz & Herr der Reichenaw und ...ningen µ. Unsere µ. der Herrschafft Bregentz und Hohenegg beambten µ. Geliebte µ. Wyr werden von etlichen in dem bezirckh euwer beambtung angesessnem pfarrers berichtet das ihnen die vorlengstens angemuteten oder wegen unvermögligkeit bishero zue enrichten underlassne contribution newlichen tages widerumb abgefordert und darbey angetrawt worden, im fahl der verweigerung solche mit gewöhrter handt oder einquartierung zue erzwingen. Ob uns nun mehr das wohl bekandt das in der gleichen hohen nöthen als man ietzund ein geraume zeit begriffen, etwan die Geistlichkeit zue hilff gezogen wirdt, gestalt solliches in der statt Costantz über jahr und tag nit allein für unsere undergebne Clerysey sondern für uns selbsten tragen und leiden müessen, wie noch, so wirdt sich iedoch nit finden, gibt auch der in Anno 1624 zwischen dem hochlobl. Haus Oesterreich und uns aussgerichte vertrag nit zue, das die weltliche obrigkeit die geistliche ihres guetdenckens nach belegen, und die quota nur noch proportion der fürfallenden bedürfftigkeit aigens gewalts determinieren und schöpffen solle, sonder hatt man sich mit der geistlichen obrigkeit 086 hierunder zue vergleichen und die mas eines jeden beneficy ertrag zue vernemen. Wan wyr dan schon vor etlichen monaten in vleissiger erkundigung der pfrunden in beeden Rural Decanaten Lindaw und Stiffenhoffen, darunder die von euch angelangte priesterschafft gesessen, befunden das die priester ins gemein, etlich wenige ausgenomen, mit so geringen beneficys versehen das sie ihren priesterlichen underhalt khummerlich gehaben mögen darzue ein gueter theil durch das langgewehrte kriegswessen umb all ihren vorrath khomen, so khünden wyr nit zue geben das sie dergestalt beschwerdt werden, wöllen auch nit verhoffen das ihr auff solchen bericht euwere vorderung zue beharren weniger mit angetrawter gewalt würcklich ein zue langen gesinnet sein; dan im widerigen fahl ihr verursachen 52 das vil priester ihre pfrunden verlassen und euch mit der schweren verantwortung was hier durch an der seelsorg versaumbt beladen werde; wyr müessen auch auff solliche begebenheiten sehen was der - NB Priesterschafft zue hilff etwan anderwerts vor zue nemen sein möchte; dahin ihr es aber nit werdet khomen lassen. Welches erhaischender notdurfft nit verhalten wollen, und sein euch mit Gn gewogen. Merspurg den 29. 9bris Anno 1633. Joan. Epus. An die Oesterreichische Herren Beambten der Herrschafft Bregentz und Hohenegg.“ 087 Welches schreiben als von dem getrewen vatter der geistlichen ausgeflossen bey den herren beambten damaln so vil vermögen das sie auff ein zeit lang als mir bewüst von der gleichen attentaten abgetretten. Aber es sollen dergleichen dicta und scriptae geliebts Gott mit mehrerem angedeutet werden; in dem handel der geistlichen contribution betreffend. Gleichwol hatt dise Gn[ad] und abmanung bey uns nit so vil vermögen das derselbige in frid und frewden hette mögen geniessen das das ungestümme anhalten des Obristen Schmids und beambten hett so vil zue wegen gebracht das man seittens des Gottshauses den mangel des gelts mit anderen mitlen müste (grösser unheil ze vermeiden) ersetzen. Als da in Anno 1634 der Herr Praelath ungestümigklich also genotiget wardt das er die in die Bregentzische Kriegs Cassa müste notgetrunglicher weys lifferen lassen sechs fueder wein darvon Herr Stattaman Adriano Deuring 5. fueder jedes F 80 fl das sechste aber F. 70 fl bezalt worden. Die ietz ernante 5 F betreffendt ist die quittung also lautendt verhanden. „Ich Hans Georg Grettler Burger zue Bregentz bekhenne hiemit disem schein das ich auf bevelch des Herrn Obristen Rath und Commandanten auch Statt Aman und Rath der Statt Bregenz von Herrn Adrian und Hans Georg Deuring Gebrüder und Burger alhie von 20 April dis Jahrs bis unden stehendem 088 dato zue underschidlichen mahlen wegen des lobl. Gottshaus Mehreraw wein empfangen, in das alhiesige Commiss benantlich fünff fueder, Ich sag 5. fueder wein, gedachter wein ist meistens denen damalens alhie im quartier gelegnen 4 lobl Wolckensteinischen Compagnien eingeliffert worden, massen dan von mir darumben gebierende raitung gehalten und geben werden soll. Ermelte Herren Deuring oder das lobl Gottshaus, auch wer dis orths ferneres quitierens vonnöthen angeregter 5 fueder weins hiermit bester formb quitierendt zue urkhund mein gewonlich pettschafft fürgetruckt und mich mit aigner handt underschriben. 53 Beschehen zue Bregentz den 5. Mai A° 1634“ Es wolte aber bey disem die ungestümme verfertigung etwelcher misgünstigen khein verfang haben, darumben dan Ihre Ertz Frl Dlt Claudia gantz zue milt Wis Gott von welchen feinden der Geistlichen berichtet volgenden bevelch an Obrist Schmidt gdst abgeordnet. „ Claudia von Gottes Gnaden Verwittibte Ertzhertzogin zue Tyrol Landtgräffin in Elsass geborne Princessin von Toscana als von der Röm.Kays. Mayt. gevolmechtigte gewalttragerin und Mit Vormünderin µ. Lieber getrewer. Wyr haben aus deiner uns vom 28. Juni nechsthin zuegefertigt gehorsamisten relation gnedigst vernomen und ersehen das die zwen Praelathen 089 In der Mehreraw und Isne auff dein ersuchen 4 oder 5 fued. wein zum underhalt der daselbst ligenden soldatesca dar zuegeben sich anerbotten, welches wyr zue gnedigstem gefallen vermerckhen, dasselbe auch in begebenheiten erkhennen wöllen: Sintemal aber der tegliche gebrauch etwas starckh ist, danen hero mit solchem wenig zue gevolgen, als wellen wyr uns gdst versehen Sey Praelathen dir noch wohl mit einem mehrern an die hand gehen werden, zue deme du dieselbe zue behandlung dir angelegen sein lassen, uns auch hinnach deiner verrichtung gehorsamste relation über schickhen würdest. Daran volzügestu unsern gdsten willen, mit dem wyr dir wohl gewogen. Geben zue Ynsprugg den 11 July ao 1634. Claudia NNia Ad mandatu Sme Dny Archi- ducisse pprins. Joan Linner NNia B Grebner NNia” Demnach H. Obrister seinen Ertzfürstlichen Bevelch bey H. Praelathen abgelegt, ist ihme dise antwort darüber schrifftlich eingehendiget worden. „WohlEdler Gestrenger Insonders geliebter Herr Obrister µ dem seyen mein gepett auch bereit frl willig dienst und grues zuevor. Was dem Herren Ihr Hochfrl Dlt Ertzhertzogin Claudia zue Oesterreich etc. mein gnedigste Fraw vom 11. dis, der von mir unlengst zue underhalt der alhie ligenden soldatesca dazue malen bewilligten 4 fueder wein halber, und weilen der tegliche gebrauch etwas starckh ist und zue solchem wenig zue gefolgen der H. Obrist mit mir umb mehrers zue behandlung angelegen sein lassen welle und gnedigst anbevohlen, hab ich genugsam vernomen: 090 Wie ich mich nun meines theils underthenigst und schuldwilligst erkhennete dem hochlobl. haus Oesterreich µ in diser schwebenden gefahr und betrübnusen mit meines Gottshause vermögen auffs allereüserste bey zue setzen und zue zuspringen: so ist mir dem H. Obristen hievor bewüstermassen umb etwas hernach 54 gemelter ursachen willen in unmöglich dan ich nit allein ob angedeute 4 fueder wein guet gethan sondern zuegleich verwichens 1632. jahrs ebenmassig in das Commiss in Bregentz 2 fuder wein und uber 40 Malter früchten (die 2 fuder wein so iärlich ins Ambt Bregentz geliffert müssen werden zue geschwigen) eingehendiget habe. Als nit weniger bemelts 32. Jahrs Herren Graff Hanibals Von Hohen Embs Leib Compagnia etlich wochen in Meinem Gottshaus ubertragen müssen darzue auch die mir aufferlegte 150 fl contribution (da doch khein standt so hoch hierumb belegt worden) entricht und bezalt. Und weist der H. Obrist zuegleich was gestalten bey anfangklich Schwedischer eingefallner kriegs empörung da die Schwebische gaist- und weltliche stendt unversehens vertriben worden, mein Gottshaus für ein uberlauff gehabt und vilmals also angefült gewesen da etwas in die 90 persohnen zuesamen gerathen, das ich selbsten nit gewisst wo wyr mit ihnen und sey mit uns den underhalt speis und tranckh gehaben mögen. Wie ich dan noch heutigen tag nit wenig der Epulanten speisen mues. Wolte iedoch mich gern gelitten und sonders nit geclagt haben. Das dafurs der feindt nit erst dise zeit hero und nachtreglich in den Oesterreichischen Herrschafften aus den Statten Wangen, Isne, und Kempten vast alle underthanen 091 ausgeplünderet, ros und vieh renerenter und frücht und was sie gehaben mögen alles verschleipft vertregt und verführt: ia auch darunder vil weyler, heüser und stadel, so wir auch nit wenig betroffen, in die asche gelegt zue welchem endt und orthen im Algew herumb mein Gottshaus das meiste einchomen, zins und rendten gehabt darmit ich mit meiner schweren haushaltung zimlicher massen gevolgen khünden, durch dise feindtliche trangsalen und das es das ansehen ie nit hatt das sich die underthanen in vil jahren zue erholen gelegenheit haben werden. Mues also noch solliche jahr an statt jährlicher ein nemung dessen ich gar nichts mehr hab, das gelt umb verzinsung auffbringen und zue unentperlicher haushaltung verbrauch darmit aber mein Gottshaus in schwere schuldenlast versteckhen. Diser und mehr ursachen halber thue ich den H. Obristen dienstfreundtlich pitten der wolle bey Ihr.Hochfrl.Dlt dise gehorsamiste relation thun das meine ob angerürte beschwerdspuncten als deme in warheit nit anderst, in gnedigste obacht genomen und mit fernerem inhalt des commiss weins mir verschondt werde dan um fürters hin alle meine ausgaben umb verzinsung auffgenomen werden müessen. Gottesgnad uns allerseits trewlich empfehlendt geben im Gottshaus auf Mehreraw den 21 Juli 1634. F. Placidus Abbas. Dem wohledel gestrengen Herren Valentino Schmid Von Wellenstein Ritter, Rom.Kays. Mtt Kriegs Rath bestellter Obrist auch weylandt Ertzhertzogs Leopoldi 55 Zue Oest. Nachgelassner Erben Vormundschafft Obrister Haubtmann vorm Arlberg µ Seinem Lieben Freundt“. 092 Dises schreiben hatt durch underhandlung Herrn Obristen Schmidts der sonst dem Gottshaus iederzeit wol gewogen war so vil vermögen das für dismal von solchem comiss wein weiters nichts begehrt worden. Es ist aber wunderbarlicher und unverhoffter weys und auf grosser fürsehung Gottes der Bodensee und all umbligende orth gleichsam in einem augenblickh von den feindsvölckhern eben in disem 1634gisten jahr gentzlich gereiniget und erlediget worden, da nemblich sie auf befelch ihres generalissimi so artlich mit einem stratagemate hergeloffen dan General Horn gefangen und mit seiner bottschafft die bevelch ausgefertiget wurden, in aller eyl die stett Buchorn, Zell, Meerspurg, Wangen, Ravenspurg, und mehr andere verlasen und alle nach ihrer in der Schlacht vor Nördlingen den 6.September an S. Magni tag geschehenen ubergeblibne generalitet eilfertig begeben. Das also auff dise manier alhiesigem orth und landtschafft ruhe und stille widerfahren khan wol erachten es habe der Gütige Gott uns mit zweyen ruten wellen schlagen und derowegen das ubel des kriegs ein zeit lang hinweg genomen da mit dem darauf volgenden todt allein der platz ubrig were und wyr vom krieg entladen desto besser zue einem seeligen endt uns rüsten möchten. Darauff volgendes jahr die vast aller orthen grassierende pest auch in unser Statt Herrschaft (und Closter gleich wohl unbehutsam hierin getragen) angefangen zue wüeten und umb sich grausam zue fressen 093 in welchem grimmen sie in disen 4 herrschafften nit nur ein tausendt menschen verschlucket hatt, jedoch hatt dise sucht mit unserem Gottshaus miltiglicher gehandlet dan si allein 2 kneblin so in der Cost alhier gewesen und von den pauren zue Lingenaw so selbiger zeit da es sich sonst nit gebürte einen Creuzgang alhero gethan under dem ministrieren inficieret worden. Item einen trewen diener Leonhardum Luger aus Kerndten gepürtig und 2 weiber so den ermelten vergiftten persohnen abgewartet hinweg genomen. Sonsten ist so wohl der H. Praelath selbsten zue sambt dem P.Priore Anselmo Rueff mit einem vergifften geschwur ohne schaden ergriffen bald aber darvon wider ledig worden, die übrige Patres, Fratres und Diener sindt Gott-seye-Ewig-Lob so doch vil malen in miten der höchsten gefahr gestanden und mit den inficierten gessen getrunckhen und geschlaffen haben, sindt unverletzt hindurch kommen ausgenomen 2 patres als nemblich P.Boner Pfarher in Bregentz uns P. Maurum Guet Probst zue Lingenaw, die auff ihren pfründen auserhalb dem Closter damalen abgeleibet. 56 Dises ubel der vergifften Pest hatt beynebens dem Closter grosse unkosten dergestalt verursachet alweiln man aus dringender noth und rath der verstendigen das Convent an underscheidne orth zertheilet und also zue .... vilerley kuchinen angerichtet dardurch vil an speys und tranckh und anderwerts auffgangen, etwelche der elteren patrum waren in dem Closter auff dem Gottshaus P. Gregoriy sambt den iüngern patrib. und professis zue Riedenburg im Schlösslin welches uns aus sonderen gnaden in disem leidig wesen der edel und gestrenge Junckher Friderich Steurer von und zue Riedenburg, 094 Frl Dlt in Bayern Rath und unser grosgünstiger patron und freundt guthwillig vergonnet, in welchem wyr wegen des guten frischen und niemals inficierten luffts die gesundheit erhalten, in dem selbigen auch uns nach verrichtem h. ambt oder mess mit früestuckhen mittag und nachtmal bey guetem wein offtermals lustig gemacht einander aufgemunteret und die forcht also veriaget, sonsten auch vil zeit mit spatzieren auff den bergen herumb operieret und also mit beystandt Gottes wohl hindurch komen. H. Praelath sambt etlich persohnen hatt ein zeit lang sein residenz zue urbes und im schlösslein Babenwoll gehalten. Bis das nach verfliessung etlicher wochen wyr widerumb in das gereinigte Gottshaus eingezogen und volgende zeit ohne fehrneren grossen schaden der gesundheit bey einander verbliben. Sonsten aber hielte man darfür es habe diese pestilenz anfanglich ins Closter ein kunstreicher schneider M. Jacob Schwartz so alda gearbeitet und ohnvermerckt schon vergifftet war eingetragen der auch alda gehlings an diser sucht sein leben beschloss. Da hatte einer gesehen wie sich die herren Patres und F‘res von Weingarten so den studys oblagen, 9 oder 10 an der zahl, nit weniger P. Nicolaus Schultheiss von Ysne, so alhie erhalten war, in höchster eil als sie den todt der 2 kneblin zue Hoff auff der Metzg gestorbnen verstanden, aus dem staub gemacht und voll aus forcht und schreckhen darvon geflohen. Sonsten aber hatt sich bey disem fahl ein zimliche zerrüttung der gemüter 095 under uns erhoben in deme die alte patres vermeinten man truge grössere sorg und arbeit für die junge, sie aber schlage man gleichsam in die schantz µ wie nit weniger in deme man etliche so die besten am brett waren auch under den jungen mit besonderen mitlen -amuleten- aus der apoteckh versehen, die übrige aber hindurch lauffen und dem glückh allerding vertrawen hette. Aber die gnad Gottes und der zeit hatt disem bald abgeholffen. Und dis zwar wirdt allerdings extra Rhomben angedeutet. Aber wyr wellen uns widerumb zum traurigen kriegswesen wenden. 57 In anno 1637 haben die gesambte stendt diser herrschafften, durch die hendt Herren Comissarius Colonae von Velss die anvor der Jungherrschafft zue Ynsprugg bewilligte 10000 fl ohnverzogenlich erlegen müssen. Es hatt auch unser volckh abermals auff Guttenberg marschieren müssen weilen den Püntner wegen enderung ihrer völckher nit zue trawen war. Anno 1638 weilen sich Hertzog Berhardts Weinmars volckh nachdeme es in Elsäs eingefallen disen landen abermals zue nahete, als hatt man den ersten Ausschutz gehn Bregentz beruffen darvon 300 man gehn [Radolf-]Zell, nit weniger 300 andere gen Costantz, so aber nur 100 angenommen, abgeordnet. Das aber den Landstenden ubel gefiele das man ihrer ohngeacht das landtvolckh also aus dem landt abführete, also und dessetwegen haben sie darwider protestiert das diser actus ihnen an ihrer freyheit nichts solle benomen haben. Wer recht oder unrecht hierin gethan, urtheile der liebe leser, dem bekant werden mag was es genutzet, wan man 096 im kriegswesen vil mehr den stenden, darunder vil des kriegs unerfahrne leuth besonders jammerer und steurer gemeinlich gefunden werden, als einem recht erfahrnen und ernsthafften Obristen glauben ertheilt hatt. Aber der ausgang wirdt sollches gnugsam beweysen aus hernach volgenden bewerunsen. Vornemblich da Bregentz nachmals übergangen. Im Monat Martzen hatt man auff dem alhie zue Bregentz gehaltenen Landtag abermalen ein Kriegsanlag gemacht und 300 man von dem landvolckh gehn Veldkirch auffs landt und Guettenburg geleget. Darauff den 28.May unsere landtsleuth von Zell widerumb zue hauss gelanget. Im nachgehenden 1638. Jahr ist von den Arlbergischen Herrschafften der Statt Costantz auff ihr ernstliches begehren zum fahl eüsserister gefahr nochmals 350 Mann bewilligt deren jedem sie teglich 1 ½ lib. brot sambt einer mass wein und wochentlich ann gelt 36k liffern, selbige man aber nit weiter führen oder über 2 monat ohne höchste noth auffhalten solle. Gleicher gestalt man mit ehrermelter statt in ao 1644 widerumben accordiert hatt. Das 1639. Jahr hatt alhie den edlen und teuren ritter und helden Valentien Schmidt, gewester Obrist Hauptman diser 4 Herrschafften, durch den todt den 12. Aprilis entzuckhet und hoffentlich in ein bessern orth ewiger frewd eingesetzet die unvermeidenliche Allmacht Gottes, dardurch dem gantzen Vatterlandt nit wenig leidt widerfahren, 097 auch hierdurch nit wenig ungelegenheiten erwaxen sindt. Dan da die lobliche Stendt zue Ynsprugg umb nothwendige ersetzung eines andern nutzlichen Obristen Hauptmans underthenigst sollicitierten war Ihne der wohl edelgebohrne 58 Herr Nicolaus Philippus Freyherr Von Ley µ Sonsten in warheit ein ansehnlicher dapffer und behertzhaffter cavallier zue einem Obristen von ihrer Ertzfrl Dlt Claudia assignieret. Und den 4. tag July mit ansehnlichem pomp alhie in sein stell in deme alle landtstendt bey einander versamlet ein zelten auff dem Riedt zue dessen endt auffgerichtet, die stuckh los gebrandt wurden, solenniter eingesetzet. Der hatt sich gleich anfangs ernsthafft und gravitetisch mit ansehnlichen pferden und wohl mundierten dienern erzeiget, ein ansehnliches werckh der schantz auff dem Pfender für die handt genommen und die widerwertige stendt und fürnemblich die Statt Bregentz mit ihnen ungewohnter und ihrem vermeinen nach unleidenlicher manier tractieret, da es jedoch die nothwendigkeit also gehaben wöllen, zue dem ernstt zubringen bester massen bemühet mit sagen, wie ich selbst gehört, ihnen aber nachmals nit wohl gedeyn, er welle dise pauren (Bregentzer und andere herschaffts leuth) wohl in ein gehorsam und Gottsforcht bringen µ. Es sindt auch vil leuth hierumben nach diser meinung das gewüss und unfehlbar also zue reden Bregentz in ehren und glückhlichem standt under deme comando dieses obristen verbliben wenn, so fern er zue einfallenden Schweden das gubernamdt hochverstendig geführet hett. 098 Aber gleich wie niemandt ohne untugendten erfunden wirdt also hatt auch diser Herr in etwelchen stückhen die doch der nachgehenden schimpflichen absetzung oder verenderung nit würdig waren, gestrauchlet als etwan verstanden wirdt werden. Under dessen gubernamdt in Anno 1640 hatt man in dise herrschafften ein Welsch regiment ritter, die aber wenig pferd hatten, und ein ander regiment fues folckh einquartiret. Damit aber solche möchten von danen abgeführt werden haben die stendt erstlich dritthalben schnitz, und das fürs ander durch die hendt herren Comissary Schiler 9000 fl versprochen zue liffern. Dises jahr hatt im Gottshaus schwere ungelegenheiten angerichtet wie aus volgende copys zue vermerckhen. Da in sonderheit von etlichen Herren Beambten weis nit was für seltzame und ungewohnte attentata mit der einquartierung der soldaten fürgenommen worden, als da endts underschriben dises schreiben in eil herunder abgefertiget mit disen wortten. ------------- ubi sequit... fol.seq. „Herren Obristen Von Wichorus µ. Capitän Leudtenambt und dessen Fenderich wie auch Herren Obrist Leutenambt Truffers µ. Leutenambt und Fendrich sollen bey wehrender Musterung ihre quartier im Gottshaus Mehreraw zue nemen sich belieben lassen. Actum Bregentz den 11 Augusti 1640. Ertz frl Vormundschaffts beambte der Herrschafft Bregentz und Hohenegg. Diethelm Yelin µ Ambtman 59 Georgius Wigelin Landtschreiber.“ 099 Und disen zedtl zwar haben die beambte den Leutenambt und Fendrichen übergeben welches sie nochmals gegen abendt alhie auffgewisen. Dem Gned. Herren aber haben sie beambte also zue geschriben: „Hochehrwürdiger Gnediger Herr Praelath, weilen bey bevorstehender Anhornischen regiments musterung die Statt Bregentz mit dem stab und zweyen gantzen compagnien belegt, wirdet desswegen umb Euwer Gnd beyhilff bey uns einstendig angehalten. Als gelangt an die selbig unser dienst nachparlich ansuchen Ihro belieben zue lassen zwen Leutenambt und 2. fendrich auff 2 nacht quartier in dero Gottshaus ein zuenemen und damit E. Gnd. wohlbemelendt. Raptim. Bregentz 11 Aug. 1640 E.Gnd. Gehorsam Willige Diethelm Yelin. Georg Wigelin Ldt. und Lazarus Kimpel. µ. “ Darüber Herr Praelath dise abschlegige antwort einliffern lassen. „Günstige Herren µ. auff derselben ersuchen das die Statt Bregentz bey anstehender Musterung anhornischen regiments mit dem stab und 2 companien belegt werd, soll bey ihnen umb bey hilff starckh angeruffen, wir 2 leutenandte und 2 fenderich auff 2 nachtquartier inlogieren uns belieben lassen wöllen. Weilen aber ohne das den Herrn wissendt was es für ein ansehen mit der gleichen Petiten hatt das der Stadt Bregentz wir ein bey hilff thun sollen. Als ersuchen wyr dieselben hiemit Sie werden nit allein ohne schuldigkeit noch und was die herren dem Gottshaus zue praestieren obligiert verschonen angedeute einquartierung uns nit zuemuthen vil weniger dieselbe wie billich gestatten nach zuelassen gestalte wyr sie darfür hiemit einstendig ersuchen. Damit uns denselben zue angenemen diensten bevehlendt 100 Mehreraw, den 11 Aug. 1640. Der Herren Freundt und guet willig Placidus Abbte“ Es waren dem Gnd Herren das allermeiste umb die böse nachvolgende confl... und ungelegenheiten so in der gleichen fehlen in den Clostern von den Soldaten zue geschehen pflegen als schon die erfahrungn mer malen erwisen. Und war zue besorgen das quartier wurde sich weit uber die zwo nächt hinaus streckhen als mehrmals geschehen ist. Dise abschlegige antwort hat dem gueten ambtman sambt land schreiber also die gall berürt das er sich im gehen zorn nit gescheuhet dise wort schriftlich herunder zue senden: die ad nota gehörten. Das das Gottshaus Mehreraw mit der einquartierung eines so gar geringen sich also unverschambt verweigert und gantz und gar nichts thuen will desselben thut man sich von ambts und obrigkeit 60 wegen nit allein verwunderen sonder man wirdt solche indiscretion und verachtung bey der Frl.Dlt unser gste herschafft µ. ein zue bringen wüssen. Und thut man obernante herren sambt ihren zue gehörigen hiemit nachmalen dem Gottshaus assigniern und sich versehen man dieselbige guetwillig auffnemen und der gebühr nach halten werde. Widrigen fahls man noch heutigen abendts mit starkheren iedoch verandtwortlichen mitlen zue verfahren kheines weges underlassen wirdet. Act... ut sup. Diethelm Yelin Ambtm. Georg. Wigelin Ldsch. O Pru... ut ainet. Amicus! Custodes & Defensores. 101 Dise trutzig und unverschambte beantwortung ist so .... gewesen das sie vermöglich war den milten Herrn Praelathen Placidum der doch niemals sonst dergleichen erzeiget hatte zue ernstlichem eyffer und zorn zue bewegen. Der das volgende wort auff das papier mit eigener und ziterender handt gesetzt und dem ambtman über schickhen wöllen solches iedoch aus gewissen ursachen underlassen und selbige allein mundtlich an ihne beantwortungsweis referieren lassen: Ihr Herren haben uns nichts zue befehlen Sie berichten es wo sie wöllen Wyr khünden es desgleichen µ. Mirando miratur Placidus Abbas fp Sac... placidus. Über dis alles erscheinen erst umb die neundte stundt am abendt die offt angedeute Leutenambt und Fenderich mit ihrer burscht, wellen mit allem gewalt mit auffweisung ihrer von den beambten ausgefertigten ordinantz das quartier beziehen werffen allerley spott und trew worth von sich: aber weiln die hoff porten verschlossen war und desset wegen den freyen zugang nit hatten imitlast aber die dunckhle nacht auff dem ruggen lag, als hatt man an seiten des Gottshaus wie man zue sagen pflegt der besser wöllen sein und ihnen die herberg nit als bevelichten soldaten sondern als gesten auff ein nacht angetragen doch mit dem beding das sie zur bekrefftigung dessen sich eigenhendig under ihr ordinanz beysetzen welen. Welches sie dan gethan mit disen undergezognen namen und einem auff getruckten pettschafft. Johann. Negelin Capitän Leutenambt Valentin Fischer Leutenambt in Namen aller µ. Lucas Geitzkoffler. Anthoni Gwardi von Castell Fendrich [Die Seiten 084-101 ie 86-100bg fehlen in der Bregenzer Abschrift] 61 102 Dergestalt sindt sey als gest etliche tag gehalten worden. Als den 13. dito haben sich im Gottshaus alhie befunden 2. leutenambt. 2. weiber. 5. kinder 2. diener andere mitgest ihnen zuegehörig drey. Ein magd und ein führer. Den 12. zuevor waren 17 persohnen µ. Darbey zum trutz ein schuss von ihnen gelassen und andere vil militarische insolenzen mit fluchen, schweren, etc geübet worden. Den 15. Juni sindt alle zuemal widerumb sambt ihren weibern und kindern abgezogen, nach deme sie die morgensuppe verschlucket hatten. Im 1641. Jahr hielte man alhie zue Bregentz einen Landtag deme bald ein anderer nachgefolget, ward darauff begehret ein newe schantz auffzurichten welches aber dermalen rund abgeschlagen worden. Die vorgenommne und endtlich mit schlechter reputation auffgehebte belagerung des vesten schlosses Hohentwiel dessen Comandant Conrad Widerholdt gewesen, hatt zue vorderist Ihre Ertzfrl Dlt ein grosse summa gelts und dan unsere 4. herschafften nit ein geringes gekostet, zue dem iede von denen uber die 80 ross zue sambt den wägen sattel zaum und andere rüstung und etlich dazu gehörige knechte darvon wenig widerumb zue ruckh kommen, angewendet worden. Das 1642. giste jahr hatt anfangen das von etlich eigennützigen erdichte schantz wesen innerhalb der Clauss zue erzwingen, gestalten das zue endt des Mertzens Herr Leo Marquardus Schiler Ertzfrl Comissarius 103 auff dem zue Bregentz gehaltenen Landtag von den Arlbergischen Stendten zue disem endt einen halben schnitz und 60 man auff zwen monat zue gebrauch erwerben. Zue deme hatt man 50 andere landtleuth zum kriegswesen naher Bregentz erforderet und darvon 30 naher Costanz abgefertiget. Als man bald hernach widerumb weilen die feindts volckher zue uns naheten, 600 man alhero beruffen und andere 200 naher Costantz commandiert hat. Die warlich der selbigen statt wohl bekhomen weilen sie sich dapffer zue Petershausen fürnemblich in der nacht vor des H. Conradus festtag gehaltten und helffen den feindt, der die Statt unversehens und wie zue vemuten verrätherisch ubereilen wolt und allerdings bekhomen hette, widerumb veriagen. Die negligenz oder verrätherey des Obristen Kellers in Costantz hatt ihn vil gekostet in deme er schimpfflich in verhafft genomen und naher Ynsprugg geführt worden, sich aldorten zu purgieren. Die vom Hohentwieler im zuruckh gehen drey abgebrandte und in die Mainaw gehorige dörffer haben selbige nacht von uns allhie nit ohne mitleiden gesehen mögen werden. Zue endt des monats November sindt nochmalen 50 man 62 naher offt ermeltem Costantz von Arlbergischem volckh befelcht worden. Des folgenden monats December fünffzehenden tag ist das Arlbergisch volckh bis auff 50 man ohne die zue Costantz waren nacher hauss entlassen worden. Sonsten aber ist in disem 1642 jahr der von jung und alt gross und klein geistlich und weltlich und von maniglichen new auffgerichten schantzen innerhalb der Clauss der anfang gegeben worden. Dessen meiste und fürnembste ursach der Haubtman Gall Vögel insgemein genambt, von seinem ersten ursprung ein Sultzberger baur µ gewesen und per forza desselben werckhs vollendung nit ohne unkosten 104 unkosten und aber mit geringem nutz ia grossem schaden des gantzen Vatterlandts durch getrungen. Darbey auch sonderlich abermaln unsers Gottshauses güeter 3 häuser sege und stadel zue sambt der edlen schönen bäumen an der Clauss haben herhaltten müssen. Als nemblich den 1. Aprilis in obgedeutem jahr erscheinten alhie im Gottshaus die Edel Vest Hochgelehrt Ehrenvest und vilgeachte H. Diethelm Yelin und Georg Wigelin, Frl.Dlt Claudiae Ertzherzogin zue Oesterreich respective Ambtman und Landschreiber der Herrschafften Bregentz und Hohenegg fürbringend µ. welchermassen sie der zue Bregentz anwesende Ertzfl. Comissarius der wohledle und gestrenge Herr Leo Marquardt Schiler von Heiden µ zue Ihro Gnd. Herren Praelathen und dero selben Convent abgeordnet den selbig anzudeuten, wie das die höchst und unumgengliche notdurfft erfordere auch durch hoch ansehliche Herren Obristen und andere Kriegsofficiern und verstendige höchstgedacht Ihrer Ertzfrl.Dlt. underthenigst fürgetragne worte das zue defension der Arlbergischen Herr- und Landtschafften und dem gemeinen Vatterlandt zum besten, ein Fortification und Schanz bey der alhiesigen Clausen auffgeworffen und für alle feindtliche ein- und überfähl gemacht und auffgerichtet werden soll und müess. Hier zue dan der platz an der Claus jhenseits des Mühlebachs gegen Bregentz werts durch Ihrer Gnaden und Ihrem Gottshaus guet vom Bodensee an bis in die höhe des bergs neben das Mühlhaus hinauff bewidmet auserwelt und erkisen worden seye. Wellichen platz Ihre Gnd. und derselben Convent zue angedeuter fortification vorderist hochst gedacht Ihre Frl Dlt zue underthenigsten ehren als auch Ihnen selbsten und gemeinem Vatterlandt zum besten (scilicet) bey disen so gefährlichen läuffen und zeiten herzugeben sich nit verweigere µ. 105 Auff welches hin Ihr Gnd sambt Priore und Suppriore bis auff er mornderigen tag, weilen die Patres Capitulares nit all beysamen denen dise sach in gleichem vorgetragen werden soll, bedacht genomen sich disorths mit denselben zue underreden und angedeutem Ertzfrl Comissario die antwort naher Bregenz erfolgen zu lasen. So also geschehen. Durch unseren Secretarium Joan Zwickhlin in Pres Subprioris und meiner gegenwertigkeit. Wohledler und Gestrenger Hochehrwrd und respective 63 Gnd Herr Comissarie µ was an gestern durch die baide Herren Beambten ambtman und Landtschreiber in dem Gottshaus in namen des herren als Ertzfl wohl verordneten comissarius angebracht worden das haben Herr Praelath unser Gnd Herr sambt seinem anbefohlenen Convent aller noturfft nach wohl verstanden und zwar daneben underthenigst pitten wollen wan es anderst sein khöndte und das man dem Gottshaus disorths verschonen und etwas eines anderen besseren und bequemeren orth als diser erkisen und auserwöhlen: widerigen fahls aber es ia nit sein khöndte und eben alda das best und bequemest orth sein soll wöllen Ihr Gnd und deroselb Convent mehr höchstgedachter Frl Dlt zue underthenigsten Ehren angedeuts guet und platz hiemit dergestalten underthenigst cediert und überlassen haben. Das namblich hergegen das Hochlobl. Haus Oesterreich solche cession des Gottshaus Mehreraw wo nit ietz doch künfftiger zeit mit einer anderen gdst recompens in gnaden bedenckhen und geniessen lassen wölle. Und dan vorderst das in allweg der grundt und boden dises platzes zwischen des Gottshaus marckhen dem selben wie bishero aigenthumblichen desgleichen alle abgehauwenen beüm zue dessen nutz abgeholet hinwegkh gefuhrt und verbraucht werden, zue maln auch die abnutzung des grass so in, auff und oberhalb der Schantz jährlich erwachst. 106 fürhin bemelten Gotthaus verbleiben und zugehörig sein sollen. Darwider das weder jetzig noch andere künfftige Obristen als derselben nachgesetzte officieren khein fernere zue- noch ansprach durchaus nit haben, sonder an diser bewilligung ein gdstes contento haben und ferner an das Gottshaus nichts begehren demselben auch hierumben und hochst gedachter Frl Dlt Comissarii handtsubscription und fürgetrucktem pettschafft ein authentischen schrifftlichen recess gdst ertheilen wöllen. µ Welches begehren mehr hochwolgedachter H.Comissarius für nit unzeitig ermessen sonder als recht und billich erkent derohalben solchen recess alsbald auszuefertigen dem H. Landtschreiber bevelch geben mit anerbieten solches zue underschreiben und mit seinem signet zue bestetigen (welches iedoch weiln er mit anderen geschefften verhinderet und naher Costantz verreisen müssen nit geschehen.) Sich auch schliesslich genedig anerboten solche trewhertzig wohlmeinende bewilligung höchstgedachter FrlDlt also zue ruehmen das sie selbige zweiffels frey mit Ertzfrl Gnaden erkhenne und mitler zeit und gelegenheit anderwerts zue recompedhieren nit ermanglen werde. Da ist dem Wachtmeister Vögel der volle flug zue gelassen worden und hatt angefangen als obriste pawmeister das ihme nit wenig gelt eingetragen weilen er teglich sein ansehnliche belonung hatte einzuemen, gleich wie andere hungerige allerdings verdorbenen schluckher zue geniessen hatten denen solcher paw von hertzen lieb gewessen. Die heusser zue fellen, die stadel umb zue stossen, die segen zue grund legen, die pömb nider zue seblen, und mit 64 allem eiffer einem solchen großen iedoch unnützlichen werckh den anfang geben das an seinem unkosten neben dem immerwehrenden fron dienst das vatterlandt und gesambte herrschafften 107 in etlich vil tausendt gulden gestanden und nachmals im Schwedischen einfall nit allein nichts uberal genutzet sondern auch unserm eigenen volckh nachtheilig und schedlich gewesen. Aber es müsste hindurch und solte es den münchen das hertz zerreissen wie er Vögel einsmals gesagt und mit dem stab in die erde trutzendt gestossen hat (Nichts desto weniger da das gantze Landt ihme Vögel dise schuld zue messen thet und dessetwegen ihne vast menigklich verfluchte wolte er iedoch sich noch schön machen und khein schuld hierinnen tragen allermassen er ein schreiben an mich mit [Rand: 10.Juli ... anno] disem einhalt abgehn lassen, nemblich. dieweilen er weitleüffig doch glaublich bericht worden wie das von etwelchen unsers Gottshauss zue gethanen ungütigklich dahin traduciert und auscultiert werde samb er dero bey dene vornemenden hiesigen fortificationswesen etwas erleidenden schadens gleichsam schier principal ursach seye µ. ime aber an diser zuelag zue vil und unguetlich beschehe darumben dan er zue seiner ehr errettung genötigt werde ein solche schmach ungeandet nit hingehen zue lassen solle derohalben die obangedeute persohnen damit sie ihne fürters hin ohn traduciert und unauscultiert pleiben lassendt, anweisen, und sollen wyr samtlich in Ihne weit andere besser und mehrere confidenz setzen und tragen, weiln wyr auf übersandter copia vernemen khünden das er vil anderst gegen uns gesinnet und affectioniert seye, in deme er zue Ynsprugg in seinem dahin abgefertigten schreiben gebeten, man solle des begehrten eichenen holtzes halber dem Gottshaus verschonen weilen solches ohne das und anvor mit hergebung eines grossen stuckh guets etwas schaden leiden müssen. Datum den 10 July 1642. wol ein schöne vorbitt damit dem kloster in etwas eichenem holtz verschont werde ist wegen der Newen schantz vast der gantze wald an der Claus zue grundt gangen. 108 Damit auch sein excusation ein grossers doch vergebenes ansehen möchte haben hatt er folgende von Ober Oesterr. Camer Räthen abgehende copey mir überschicket: Unser frl Gruess µ Was die Frl Dlt Claudia Ertzh. zue Oest. µ unser Gngsten Frawen Ihr noch sub dato den 15. May iungsthin der Bregentzisch Forifications gepeüw halber uberschriben und darbey gehorsamst erinneret das die Arlbergischen Stendt noch in lebzeiten des H. Obristen Schmids zue sollichem gepeüwen einen halben schnitz eingewilligt welcher dato nit bezahlt worden so nach hier zue an zue wenden ebenmesig das aichenholtz auf dem Bregentzischen Schloss waldt zue nemen wist ihr Euch zue verhaltten µ. Und solt euch die sach also und d‘gestalt angelegen sein lassen damit wissen möge aus euwer ferneren relation wo und bey weme das ausstand des gelts lige und zue suechen seye. Ynsprugg den 13.Juny 1642. J.Schmaus. Casp. Margreiter. 65 Was wirdt aber hieraus erzwungen anderst als das man notrungenlich ein Fortifications wesen allhie auch schon zue den tagen des Herrn Obristen Schmidts werde anstellen müssen. Aber gewüss hatt ietzermelter Herr von solchem schlimmen orth niemalen gedraumet. Und ist zue besserer nachrichtung zue wissen das man zue dem endt nemblich wegen mehrer fortification dises Landts und vornemblich diser hiesigen Statt weiln es in die noturfft haben wolt, auff ein zeit die verstendigste und des kriegswesen erfahrneste herren obristen und ingeniere so in den nechst gelegnen stätten und vestungen zue bekommen waren, in Bregentz zue samen beruffen damit man die beste und gelegniste stell und orth 109 und orth zue solcher newerr fortification suechen und erkisen möchte. So hatt mir under andern der Herr Gubernator in Lindaw Augustus Vzthumb ein hoch verstendiger und dapfferer held angedeutet und rund heraus gesagt in ansehung aller umbstenden und aller für fallenden nöthen und gelegenheiten seye khein besser orth zue solchem endt alhierumb zue auserwehlen als der Steinenbach durch denselben hinauff, von dem See an, solle man mit solchen werckh über sich fahren und an den ragenden felsen daselbig anhengig machen auff diese weis werde der posto enger, erfordere auff dise weys weniger volckh und werde dem feindt aller zuegang abgeschnitten µ wie es dan in warheit an ihme selber befunden were worden; aber weiln es etwelcher vermöglicher burger gueter besonders derer von Deuring so damals in dem statt wesen den primat hatten erlanget betroffen, ist solcher vortrefflicher anschlagg zue wasser ausgeflossen. Und hett es nachmals den geistlichen an ihren güetern vil weniger schaden bracht, scilicet. Sonsten was massen Herr Obrist Loy für ein gewaltiges und ansehnliches werckh in der höhe des Pfenders mit der herrschafften grossem unkosten und unseglichen frondiensten in seinem wehrenden gubernment verrichtet ist in einem besonderen blettlin angedeutet. Es war in warheit ein gewaltig werckh mit dickhen wahlen und tieffen greben und anderen nothwendigkeiten auffs beste versehen, das nachmals der feindnt selbst darob sich verwundert und solches gelobet mit sagen , es müsse dises werckh wohl von einem hoch verstendigen kriegsobristen herrühren. µ. 110 Nit weniger als schon mehrmals verzeichnet worden ist grosser unkosten dem vatter- und anderen einverleibten landen auffgeschwollen durch das newe schantz wesen innerhalb der Claus alda haben wyr vilmahlen mit nassen augen gesehen wie unbarmhertzig etliche hungrige allerdings verdorbne officiere darunder nit wenig aigentlich zue nennen weren, mit den landts- und schantzleuthen umbgange, wie sie ihnen wasen und auch grobe stein in buggel geworffen mit prüglen geschlagen und weis nit was für insolens 66 gegen ihne verübet haben dessen sich mancher redlicher biderund landtsmann nit unbillich zue beklagen hatte. Es haben auch die so an disem wesen das vornembste als sie vermeinten gethan ihre namensschilt und wapen in stein hawen und bey vollendung dessen werckhs in den thurn oder portten solenniter einsetzen lassen. Als Oberst Äscher so bald hernach an dise stell getreten, Wachtmeister Vögel; Stattaman Adrian von Deuring µ aber ich mein man hatt solche wappen nachmals als Bregentz so schendtlich verlohren wurd also uisieret das weder staub noch flangen darvon als billich war gesehen worden ausgenomen das ein oder ander wappen zue grösserem despect under über sich in die mauren eingeflickt worden. Es hatt auch gey auff richtung der 4 herrschafften wapen so in stein gehawen waren ein unnothwendiger streit sich erhebt zu welchem orth das Bregentzer wappen gesetzt solte werden damit menickhlichen verstehn möchte das es das vornembst und under anderen das principal were, haben es derowegen zue underst in die mittn eingestelte gleich under Ihrer Ertzfrl Dlt wapen welche stell iedoch ihrer nit weniger für das geringste orth ausgedeutet 111 Eben in disem jahr begehrte H.Obrist Loy unser hauss in der Statt zue seiner bestendigen wohnung, da man aber solches ihme aus gewissen ursachen abgeschlagen ist er mit schweren traworten heraus gefahren, sagendt so man ihme doch das hauss in der Statt so schimpflich und verächtlich, darob er sich hoch verwundere versagen thue so soll und müsse man ihme auffs wenigst Babenwol mit abschaffung des lehen paurens einhendigen, und da man ihme solches abermals versagen werde, wisse er selbiges an gehörige endt und orth nemblich naher Ynsprugg gelangen zulassen. Von danen aus ihme einmal befohlen worden ein haus zue Bregentz zue beziehen. (waren dan zue Bregentz kheine anderen hierzue dienliche heüser vorhanden?) ware nit des H. Matthei Deurings grosse hauss lehr und öed? Und khont es doch niemandt bekhomen µ weiln es den münchen gnug thette. Des Obristen mit dem guet und sitz Babenwol begehren ist gleicher gestalt aus erheblichen ursachen nit statt gegeben worden weiln es dem lehen[s]man auffrecht und redlich auff gewisse jahr verliehen wardt und ohne schaden und schmach darvon nit mochte auss dem Stutz verstoßen werden. µ. Gleichwoln dardurch Herr Obrist noch mehrer digustiert worden, bis selbiger zorn nachgelassen nachdeme er ein aigenes hauss mit 800fl zue nechst am See zur wohnung erkaufft hatt das anietzo zue dem Spital appliciert worden. Es hat auch in offt ernantem jahr der Herr Vogt Franciscus Andreas Von Raitenaw Freyherr zue Hoffen µ dem Gottshaus alhie nit wenig unruhe verursachet mit seinen ungewohnlichen und höchst praeiudicierlichen begehren. Als fürs erste begehrte er das man ihme von hier auss solte einen conventualen geben der bestendig zue Hoffen 67 verbleiben möcht dem Gottsdienst und gantzer hausshaltung vorzustehen. 112 Fürs ander wolte er das man ihme von hierauf einem patrem mess zulesen (so fern das erste nit möchte geschehen) alle son- und feyr-, auch an den wercktagen so ihm belieben würde naher Hoffen schicken solte, der alleinig auff ihne warten thette. So dan fürs dritte solte man ihme vergünnen in des Gottshauses incorporierter praebende zue Bregentz für seine persohn und die seinigen ein stuben kamer stallung für seine pferdt zue zurichten und von danen einen gang in die nechst gelegne pfarrkirch hinüber zue führen und in der selbigen kirche ein Borkirch auff zue bauwen auff welcher er so er etwas zue spet keme dem Gottsdienst khündte beywohnen, ladet uns derohalber auff den 15. Juni naher Hoffen und tractieret den H.Praelath sambt gantzem Convent mit einer stattlichen mahlzeit nach dessen vollendung versamblete er uns allezuemal in die oberstuben nimbt einen schönen grossen vergulten becher mit kostlichem wein in die handt fangt an nach seiner arth in die leng zue perorrieren seine begehren für zuebringen vermeinendt er wolle uns als mit dem trünckhlin wohl versehen mit diser weis zun einwilligen leichtlich vermögen und sagt schliesslich damit aber wir in solche seine begehren mit Ja verwilligten welle er uns darauff disen trunckh anerboten haben zue dem ende selbigen herauss zue trinckhen. Aber der Hr. Praelath gabe für, weilen sich nit gezime in solchen wichtigen puncten also geschwind, und fürnemblich da man wohl getrunckhen, ein endtliche antwort zue ertheilen, also bitt er man welle ihm ein geraume zeit vergunnen zue der deliberation mit zuesag es solle 113 ihm mit nechster gelegenheit ein resolution ervolgen. Darauff hatt die Bursch den becher nit nur einmal aufgefegen und sein wir mit gewüschtem mund darvon gezogen. Die resolution aber ist ihme den 9. Augusti schrifftlich verfasset durch mich und P. Superiorem Henricum Amberg eingehendigt worden wie volgt: „Hoch und wohlgebohrner Gnd. Herr, neben demütiger anerbietung unsers priesterlichen gebets und geistlichen dienstes fuegen wir Ihro Gnd underthenig zue wissen das auff die drey von Ihr Gnd iüngst verflossenen 15. July in beysein Maioris & Potioris partis Capituli nostri als dan auch von unserm Gnd Herren Praelathen in völligem Capitel so nach unsrer regel und Canonem statuta versamblet war, vorgebrachte puncten volgend endtliche beantwortung ervolget ist. Nemblich und erstlich khünde Euwer Gnd in kheinem weg ein Pater bestendig zue Hoffen zue verbleiben zue gelassen werden: Wie dan auch fürs ander ist ermeltem 68 gemeinem Capitel schwerlich fürgefallen diese grosse obligation und beschwerdt mir des Gottshauss mercklichem Praeiudicio auff ssich zue laden das nemblich alle Sonn- und Feyrwie nit weniger andere wercktag nach Ihr Gnd gefallen auff gegenwert. und künfftige zeit ein Pater solle naher Hoffen geschickt werden den Gottsdienst zue vollziehen und eben dessetwegen ist auch in disem puncten ein abschlegige antwort ausgefallen. Also auch und zum dritten hat mehrernantes Capitel gantz nit inwilligen khünden in desselben incorporierten praebend hauss und pfrundt newe gebew und darauf folgende incomoditeten auff kommen zulassen. Verhoffendte darneben Ihr Gnd werde solche widerwertge antwort nit in ungnaden vermerckhen. 114 Dan iehe solches zue grosem bei der Lieben Posteritet unverantwortlichem Praeiudiz des Gottshaus wurde erwachsen, wie das auch schliessliche verabscheidet worden das ob gleichwohl unser Gnd und sonsten gebietender Herr Praelath (deme wir in allen müglichen fählen gehorsam zue leisten underthenig schuldig uns erkhennen) wider alles verhoffen uns und unserem Gottshaus dise beschwerde wolte auff zue legen understehen wir uns doch hierinnen zue gehorsamen in dis punct nit schuldig erkhennen thetten. Verbleibt nichts desto weniger ein gantz capitel zue vorderist aber unse Herr Praelath E. Gnd. in müglichen diensten gantz geneigt und wilfährig. Geben im Gottshaus Bregentz. L. Sig. Connet. F. Franciscus Prior. F. Henricus Amberg Subprior. F. Josephus Glöggler Senior & Tot. Conv. Und ist dises schreiben mit consens des Herren Praelathen dergestalt ausgefertiget worden damit er zue verhüetung mehrerer ungelegenheiten mit manier möchte hindurch gelangen. Aber es hatt Herr Vogt so sonsten ein wunderlicher und überaus seltzamer herr gewesen, dises schreiben und antwort hoch empfunden und under anderen gesagt: er werde wissen solche sach an gehörige orth (als Ynsprugg) gelangen zulassen aldorten werde man mehr als gnug verspüren mögen in was ehren die ertzfrl beambten von uns gehalten werden aber gleich wie sich das alhiesige Gottshaus gegen ihne einstelle also hab selbiges dergleichen von ihme zue gewarten. Habe er iedoch dises aus kheiner schuldigkeits praetension erforderet mit anerbietung solche dienst und favor mit gelt und dessen werth abzuestatten &c. 115 Man hatt aber solches werckh an unser seiten mehrmals im Capitel mit allem ernst berathschlaget und in warheit befunden das man hierinnen ihme Herrn Vogt nit soll nach khünde wilfahren umb böser nachteiliger consequenz willen und weiln anderstwo in Clöstern hierinnen und durch dergleichen einwilligung und zuelassung grosse ungelegenheiten auffkomen. Sonderlich aber weilen sich diser herr, der im einbildete er solte von jederman respectiert und gefürcht werden, an end und orth verlauten lassen, als uns ein vertraute und zwar geistliche persohn offenbarte, er wolle solches sein begehren wohl zue 69 einer schuldig- und gerechtigkeit bringen und machen das ihme die münch begehrter massen einwilligen müessten. Umb weiln er Vogt und zuemals eines theils ein zehendtherr seye &c. Er liesse es bey disem noch nit beruhen sonder begehrte nach volgender zeit man solle ihm alhie im Gottshauss die feinds gefahren zue entfliehen das gantze Gasthauss sambt der Metzg zue Hoffen einraumen. Die Canzley alda anderstwo hin transferieren gelegenheit anweisen alda er seine pferdt mit erpawung der stallung einführen möge µ und dergleichen mehr was ihme sein wunder seltzamer humor ein seinen kopff einpflantzete, hatt er zue begehren khein scheüch getragen. Aber er wardt mit bester manier, mit vorwendung der unmüligkeit und vilerley inconvenienzen darvon abermals abgehalten. Darauff uuns das 1643.giste jahr von newem großen schreckh und unruhe ins Landt eingetragen da nemblich im ersten Monat Januario den 30. tag 116 die dem heil. Röm. Reich zue gehörige Statt Überlingen unversehens von dem Comendanten zue Hohentwiel der neben den seinigen in etlich vil hundert frantzösische Völckher zue sich genomen mit list und gewalt eingenomen und ausgeplünderet auch ihrer etlich gar nieder gemacht worden. Geschach dises übel allein aus hochschedlicher und niemals verantwortlicher negligenz der burger so liederlich wacht gehalten und zue vil auff sich selbst vertrauwet, auch das jenig der Seeligsten Mueter Gottes versprochne und verlobte silberne bild an gehörig orth nit uberantwortet haben welches silber damalen sambt anderer grosser beut und geflöhnetem frembden guet in des feinds handt schandtlich gerathen. Darüber haben die ubergwaltigte burger der Cron Franckreich schweren, hingegen sich aller Kays. und Königlichen freyheiten verzeihren müssen und das sie von gemeiner Statt wegen khein brieff mehr ohne des Comendanten verwilligung ausfertigen wellen und sollen &c. Als ist einesmals diser berümbten statt ehr und glori allweilen sie sich zuevor mehrmals dapffer ritter- und loblich dem ffeindt widersetzt und sich mit Gottes beystandt erwehrt hatte in höchste und unabsterbliche unehr und spott verwandlet worden. Unsere Landtschafften aber und Ihrer Dlt. selbst ja auch des gantzen Tyrol grosser schreckh und unkosten neben vil beylauffenden ungelegenheiten erwachsen. Da solt einer mit verwunderung gesehen haben mit was forcht unsere herren 3 Beambte, Wachtmeister Vögel, beide Stadtammänn. Deuring und Walser, Stattschreiber Oxner Mattsey Deuring µ. so in des Hans Görg Gretlers hauss kriegsrath gehalten, behafft und gantz ziterendt waren also das sie khaum die sprach herfür bringen mochten. 117 Und ins gemein wurd von menigklichen grosse forcht 70 und kleinmütigkeit verspüret, darzue mehrere ursachen geben; die abwesenheit des Obristen Loys der sich auff ein raiss begeben hatte obgleich wohl er selbige mit ihrer Dlt gdstem vorwissen angetreten und den 6. Febr widerumb angelangt. Auff dise weiss hatt man zue Lindaw auch zue Bregentz neben anzündung des funckens auff dem Schloss die kreitschütz erdonderen, das volck naher Bregentz in grosser zahl lassen beruffen (so gleichwol gemach hergangen) und aller orthen zue wasser und landt die wachten mit allem fleiss bestellen. Welches dan gross unkosten vil mühe und arbeit gestanden. Man hat auch durch vilfartige bottschafften von Ihrer Ertzf.Dlt. underthenigst umb gnedigste kriegs hilff angesucht darauff zue Ynsprugg von den tyrolischen Landtstenden ein grosser Landtag gehalten ward darbey über die 100 ansehnliche herren gravitetisch beygesessen. In selbigem wurden Ihrer Frl Dlt auff Ihro gdgstes begehren zue beschützung der ausser oesterreichischen orthe als Zell, Costantz, Villing[en], 4 Herrschafften vorm Arlberg µ zue underthenigsten ehren Zweymal hundert Tausendt gulden verwilligt darvon unsere herrschafften erstens 4000 Reichsthaler, so dan bald hernach widerumb 3000 fl sambt 50 vass mit saltz am Bömlin widerfahren und dem volckh der gebühr nach aufgeteilt wurde. Es haben auch uber das die Tyrolische Landtstendt die von den 4 Herrschafften abgeordnete persohnen als Herrn Pawmeister Gasser, Doctor Schalckh, Adrian Deuring, Valentin Ziegler und Hans Waldner µ gastfrey in wehrender Commission gehaltten und ihretwegen auff die 198 fl dem wirth bezahlet. 118 Hernach uber etliche zeit hatt man von dem beruffnen ersten und anderen ausschutz allein 1000 man aus erlesen, die ubrige widerumb ihre heüser zue besuchen beurlaubet. Im Monat Februario sindt fünff gantze Täg hingeflossen in welchen immerwerender grausamer und abschewlicher sturmwindt mit ungewonlichem brüllen des Sees gewütet, daraus menigkliche etwas böses prognosticieret und verargwonet hatt. Aber es hatt Gottlob dises wüeten nichts böses sonder einen grossen der Gangfischen fang mit sich gebracht und verursachet welches die fischer vorher erkennet haben. Aber ein anders schweres wetter hatt müssen Herr Obrist Loy übertragen in deme man selbigen auff dem zue Bregentz gehaltenen Landdtag starckh durch dei hechel gezogen und allerley fündt ersinnet worden, wie man ihne möchte von diser stell herab stürtzen: als nit lang her nach geschehen das er nit one despect welches er nit verschuldet hatte, ab-, hergegen Obrist Äscher an sein[er] statt auff gesetzt wurd, welches hernach dem Vatterlandt stattlich wohl scilicet gelungen. Und sein ihrer vil noch heutigs tags der meinng das so fern er, Herr Obrist Loy, in 71 wehrendem schwedischen einfall alhie zue gegen gewesen, were gewisslich diese Landtschafft in des feindts handt niemals gerathen; nit weniger erachten sey, er seye ohne billiche ursache (gleichwol man Ihre Frl Dlt zue milt berichtet) von diesem ambt also schimpflich herunder gefelt worden, fürnemblich weilen ihme nit wenig 119 aus den Stenden vilmehr aus neid und misgunst angetriben, under dem schein weilen er ein frembder und auslender seye und derowegen man nit auff ihne vertrauwen dörpfe, zue disem fahl einen grossen stoss gegeben. µ Gleichwohl darneben verleugnet nit mag werden das er Herr Obriste etwelche untugenden, besonders die sparung der warheit an ihme gehabt (als damalen der soldaten gewohnheit war) und derowegen in etwas aber nit so hoch straff messig erfunden wurde. Und wurde warlich mancher von seiner hochheit und Obrist stell abtreten müssen was etwan die gewonheit zue schwelbelen und ohn ein f. zue fliegen gnugsame ursach were. Deme seyy aber gleichwohl wie ihm wolle. Einmal ist das grösr unglückh mit diser schedlichen abwechselung hernach gevolget. Den grösten stoss hatt Herr Obrist Loy gelitten umb weilen er in der höchsten gefahr da nemblich Überlingen überrumpelt worden nit gegenwertig gewesen: auch ein ander mahl die wachten an der Claus weis nit warumb starckh entblöset dardurch er bey gemeiner burgerschafft in die suspicion der verretherey und ... mit dem feindt gerathen und haben damals die burger die entblöste wacht eilendts selbst aus eignem gewalt gestercket und versehen. Es hatt auch zue dergleichen misverstandt und unheil noch ein anders geschlagen in deme H. Vogt von Raitnaw und Wachtmeister Vögel in ein solche uneinigkeit und offentliche feindtschafft verstrickt worden das sie einander in das Duellen eingeladen auch die waffen gegen ein anders gezuckt haben daraus grosse ungelegenheiten entstanden. 120 Im übrigen ward Obrist Loy gegen dem Gottshaus nit ubel geneigt aus genommen das er auff ein zeit ein ros von hieraus enthlenete das er auff ein zeit nit wider gabe bis er endtlich mit manier angemanet solches zue restituieren hat er sich entschuldiget, er habe zwar das entlehnete pferdt nit mehr umb weilen es untauglich worden, welle aber an dessen statt ein anders liffern welches er auch gethan oder vil mehr thun müssen darauff ihme Herr Praelath aus guthertzigkeit solches pferdt widerumb verehret hatt. Er hatt auch etwas von korn auff ein zeit von uns entlehnet mit zuesag solches zue erwidern aber man hatt bis auff ietzige zeit nichts darvon gesehen. Es begabe sich auff ein zeit das in der Fasnacht nach Bregentzer fasnachtischer gewonheit ein trommenschlager auff des H. Praelathen saal hinauff gieng und machte mit seiner trommen eitel lermen und manete das Gottshaus auff. µ 72 Welches da Herr Loy so damals neben vil anderen herren alda zue gast war, mit verwunderung vernomen, der sachen khein wissenschafft tragendt, springt er mit eyffer und zorn herfür, vermeinendt es geschehe ihme zue einem sport, will den trommenschlager ohne verzug die stieg hinunder stürtzen, und hatten wir nit wenig zue schaffen bekhomen, ihne gründtlich der beschaffenheit halber zue informieren. Als ihme einsmalen zue danckh, umb weilen er die soldaten mit ernstlichem bevelch vom trauben stellen an der Claus abgehaltten, ein väslin mit weinmost aus selbigem garten verehrt wurde, hat er disen gegen danckh 121 durch ein brieffl erwisen. „Hochwürdiger Gesonders Hochgeehrter Herr Praelath E. Hochw. seye meine bereitwillige Nachbarlich dienst. fre. gruess jeder zeit anvohr. Das E.H.W. mich mit einem so ansehnlichen present eines truncks wein zue verehren sich belieben und gefallen lassen wöllen, hab ich von meinem hoffmeister vernomen: Thue demnach mich dessen dienst. fre. und zum höchsten bedanckhen mit angehencktem erpieten da dem Herr Praelathen und dem gantzen Lobl. Convent und Gottshaus zue allen fürfallenheiten werde angeneme dienst erweisen khünden ich mich jeder zeit befleissigen wölle. Und weilen mir gestrig. Tag ein Gembs thier eingeloffen als uberschickhe E. Hochw. hiemit auch ein schlegel darvon bittendt solchen meinetwegen zue verzehren. Thue damit uns samentlich Gottes Protection trewlich empfehlen. Bregentz den 2.August 1639. E.Hochw. dienstergebner knecht Philippus Nicolaus Freyherr von Leyen Obrist“. Wir wellen aber furthershin disen ansehnlichen herren seinen weg passieren lassen und uns auff den Bregentzischen Landtag verfertigen da wir etwas newes mit verwunderung erfahren werden: Nach deme Ihrer Frl Dlt nachmalen abgeordneter Comissarius H. Manickhor angelangt ist man widerumb zue einem gemeinen Landtag geschritten und ist sonderlich der gantzen Clerisey und Geistlichkeit der 4 Herrschafften zue sonderen ehren scilicet angesehen worden in deme man so eyfferig von der contribution der Geistlichen wie solche zue bekommen tradieret hatt. 122 Imediate aber zue vor sein den 5.Februar zwen haubtleuth darunder einer Juncker Hans Caspar Jonas sohn gewesen, im Gottshaus alhie erschienen und mit sich einen von den beambten und Commendanten in Bregentz ausgefertigten bevelch gebracht darinnen theils gebeten theils befohlen war von ietz ermelten beambten und comendanten (verstehe Obrist Leutenambt Singer und Obrist Wachtmeister Vögel) man solle unvermeidenlich und unverweigerlich zweyen haubtleuth nit weniger auch 2 Leutenambten sambt ihren dienern 73 und pferden nit allein gebührends quartier sondern auch ehrliche auffenthaltung in speiss und tranckh µ liffern. Sie aber sindt mit ihrem schriftlichen bevelch mit schleuniger antwort abgewiesen worden mit andeuten man wölle bis morgen eine anworth hierüber ervolgen lassen. Darauff am Freytag sindt mit mir P. Subprior P. Anselmus und unser Secretarius Zwicklin nach gemeinem gehaltnem Capitel in der Cron auff unser begehren für Allgemeinen Kriegsrath zur audienz angenommen worden und da uns patribus die stell nider zue sitzen anerboten ward hatt underdessen der Secretarius vast auff volgende weis den vortrag mit einführung gebürender tituli µ gethan: Weiln unser Gottshaus zue der Newen Schantz an der Claus den ansehnlichen platz hergeben in holtz und mehr andern weg merckhlichen schaden erlitten und noch künfftig wie schon getrawet worden zue fürchten seye man werde auch das hauss, stadel, torgel, müllinen, zuesambt dem rebgarten ruinieren µ und aber von H. Comissario Schiler nit unlengst der ursach halber ein gnedigsten recompens in ein und ander weg uns versprochen und im ubrigen zue verschonen allerdings zue gesagt worden, 123 als hoffe und bitte man auffs höchste mit frl und underthenigkeit man wolle uns hierinnen sowohl mit der einquartierung als contribution hiefüro verschonen, in bedenckh fürnemblich das durch solcher leuth einlosierung und gemeinschaft der Gottsdienst verhinderet und nit gemehret werde und, khünd wir selbig desto besser in ihrer abwesenheit zue versöhnung Göttlichen zornes für das liebe Vatterland volziehen µ. Darauff H. Commissarius Manickor uns kürtz: aber gantz fründtlich mit grosgnl. anerbieten lles guetes und aller müglickheit zue verschonen geantwortet iedoch weiln er der sachen völligen bericht noch nit habe woll er sich mit den Stenden ein wenig in unser abwesenheit underreden. Demnach solches geschehen ist uns dise liebliche scilicet von den Stenden die uns wohl wollten scilicet eingeblasne antwort widerfahren: Man habe zwar die gestrige soldaten und haubtleuth nit der meinung ins Closter herunder abgeordnet als gedächte man pfaffen und münche essen gern gute bislin, sondern allein weil die vile der kriegsleuth überheüfft gewesen: wir sollen als geistliche doch selbst in unser gewüssen gehen so werden wir ohnfehlbar erfinden das wir ia billich sollen und muessen dem Gemeinen Wesen in äuserister ietz schwebender gefahr mit einer beyhilff beyspringen. In deme unser Gottshaus und dessen hab und guet sambt unseren persohnen darmit auch errettet und beschützet werden. Scilicet. µ Wan man sonst an den pfaffen und praelathen etwas begehre so entschuldige man sich gestracks also hoch als wenn nichts vorhanden, wans dan der feindt bekhomme so heisse es, mir hatt selbiger so vil 100, sovil 1000 malter früchten so vil fueder wein genommen µ darumben werden wir nit lehr khünden hingehen. 124 74 hingehn, man khünde den Stenden mit einem geringen ein Contento machen (warumb sindt sie dan mit dem mehren nit zue friden?) man werde uns so vil möglich oder auch gar verschonen µ also sindt wir nit wohl getröst abgezogen. Gleich woln ist auff dismahl khein fernere eynquartierung der obigen soldaten alda erfolget sonder auff gehebt worden. Mein gnd. Herr wardt übel entrüstet das H. Comissarius offentlich gesagt er welle sich in diser sach mit den Stenden underredenn umb weieln uns selbige nichts zue befehlen haben: gleicher gestalt wir uns nit schuldig erkhennen von den beambten alhie, ohne expressissimo serenissimi Archiducis nostri mandato in scriptis exhibito in der gleichen und mehr fehlen ein solcher bevelch auffund an zue nemen. Uns hatt ein gueter freundt der der sach wissenschafft aigentlich getragen angedeutet mit sagen es solten uns wohl redlich die ohren scharpff gesauset haben allweilen die Stendt unser so offt und vil eingedenckh gewesen. Und hartiglich wider uns gestanden. Umb dise zeit hatt man abermalen das volckh naher hauss beurlaubet und nur 1000 man behalten. Sonsten aber sindt die Stendt dis und mehrmals mit sonderem disgusto von ein ander geschieden weilen sie einander mit auffrichtung der schantzen und ordnung der contribution nit wohl verstehen wollten. Etlich der Oberlender woltten ein aigen schantz an ihrer Oberen Claus und zue Newburg zue rettung ihrer herrschafften auffbauwen und nit alles allein an die Bregentzer Danzapffen anhenckhen: Nit weniger sagten die unserige hierunden 125 solte man die anlagen nit nur auff die arme und jeden kopff sonder nach ansehung der vermöglichkeit und reichthumb anschlagen und einsamblen. Weilen man gar zue deutlich spüre das die Reichiste sich mehrertheil gantz und gar aushaltten und der gegebnen und ertheilten freyheiten und exemptionen sich bedienen thetten, wie es dan an ihne selbst mit unverandtwortlicher undertruckhung der armen in ander und mehr wegen laid geschehe. Und dessetwegen ein immer werende klag mit weinen und schreyen so die wolckhen durchtrungen, vom gemeinen mann gehört ward µ der vermeinte er thette gnug so er sein aigen haut leib und leben für das Vatterlandt hergebe. Auff begehren H. Manickors sindt aus unserem wald alhie zue dem blockhaus zue Fuesach 60 ansehnliche stuckh holtz vergunt worden. Warumb aber dahin? da es doch in einer andern herrschafft ligt. [Rand: 40 stuckh 25 schuech lang.] Es hatt auch Wachtmeister Vögel umb dise zeit in die 60 man auff einmal bestellet damit sie nach seinem bevelch und belieben, unser gantz unbefragt, in vil hundert stuckh in dem Closter wald ob der Claus Mülle nider sebleten. Und an sein schöne schantz anwendete. Neben dem hatt obermelte Jonas Sohn widerumb einen 75 doch vergeblichen anwurff gethan mit fürgeben es habe ihme Obr.Leutenambt Singer anbefohlen uns anzuezeigen wir sollen hiemit ihme Singer und Jona guetwillig ins quartier ud notwedige tractation auff und annemen er Singer seye ein Singer der gleichwohl nit in die Mettin auffstande welle iedoch dem H. Praelathen mit seinem wohlverhalten nit übel aiffpfeiffen oder singen. Trawete auch das so fern wir sie nit werden annemen werde man uns gewisslich den Obrist Äscher selbst sambt allem seinem Comitate mit des Gottshauses grossem nachtheil aufferladen &c. 126 Darüber abermals der Herr Praelath geantwortet er welle der ursach halber mit Herrn Comissario selbst abhandlen. Ist zue dem ende naher Bregentz abgefahren von dem H. Comissario auffs aller fründtlichest empfangen gehalten und beurlaubt worden. Der sagte rund heraus vor anderen mehr. Es habe der Obr.Leutenambt Singer der quartierungs halber khein bevelch durch aus nit gehabt, und so bald ers vermerckht hab das man uns mit dergleichen einquartieren wolt beschweren habe ers in continenti abgeschaffet. Was die Stend wegen begehrter contribution an die geistligkeit gelangen lasse, habe er naher Innsbrugg gehorsamlich referiert, darüber einer antwort gewertig. Treffe in allem in die 800 fl. das es also einen pfarrer oder geistlichen etwas einen guldin oder taler zue treffen werde. µ Sonsten hatt dickh ernanter Vögel durch die ansehlich grosse und dem reisenden einen lieblichen schatten von sich werfende in langer ordnung bis zue dem Steinernen Crucififix stehende Nusbömb, so dem Gottshaus zue gehörten, samt mehr anderen bömben fellen und zue bodenrichten lassen, darüber thuet er sich entschuldigen es seye ihm ein starckher verweis vom Obristen widerfahren das er so lang mit disem niderhauwen (wenn es menschen gewesen hett er sich besinnet) dem Closter verschont hette. Von Costantz hatt man von unserem volckh auff der Stendt begehren in 100 man zue ruckh gelasssen. Derselbigen Statt aber hatt man von newem im October auff fahl der not und gefahr 200 man zue gesagt: doch solle sie selbige in ihren kosten underhaltten. 127 Im nachgehenden 1644 gisten Jahr wirdt sonderlich geschefft machen die vortringung der contribution an die geistligkeit erforderet. Doch mues ich zue vor die Copey der Beambten und Commendanten (wohl ein newer titel!) in Bregenz die sie an unß ablauffen lassen den 5. febr. 1643 nit außlassen: die also lautete: „Demnach die höchste nothurft erfordert, daß etwelche Kriegs officier gebührender maßen quartiert werden und aber allhir in der Statt Bregenz bey so vilem überhaufften volckh für sie kein bequemes Quartier vorhanden und dan nit billich sein kann, daß sie auf der gassen oder in städlen ligen thuen. Also würdet ihne daß Gottshaus Mehreraw zue ver- 76 sichtlich nit entgegen sein laßen bey solcher der sachen ohnmöglicher beschaffenheit und eüserstem nothfahl zeigen diese zwen hauptleüth, zwen leütenambt sambt dero diener und pferdten ohnverweigerlich einzuenemen und ihnen gebührendts quartier und underhalt zue verordnen welches gehörigen orthes gerümbt werden dass Gottß haus auch solches in anderweg würckhlich genüeßen soll. Actum Bregenz ut sup. Erzfrl Oesterreichische Beambten und Commendanten daselbst.“ Es dörffte die feder ohne nachtheil über diese schrift mit warheit glossieren, wurde wohl anderst myt entgegensezung des widerspihls lauten. Ist iedoch dises an obige stell zue ruckh zue verwenden. 128 Und sihe es khan die feder sich nit enthalten anzudeüten das man den ienigen auch weltlichen standts gahr wohl verschonen khünde denen man mit gunst wohl gewogen gewesen. Es sindt in Bregentz und da[he]rumb vil ansehnliche heusser und gebew (so guet als sie vorhanden) zue solcher quartierung gantz bequemlich gewessen als, exempli gratia, der Lösler, Herrn Leutenambts Schmids haus, Herrn Matthei Deurings und mehr andere behausungen, des Ambthauses, item deren beambten ins gemein Stattämmen und denen kriegsdiensten ein verleibten persohnen häusser zue geschweigen, darin aber niemandt einlosiert hat mögen werden. Ursach. Umb weilen sie alle auf Ertzfrl gnaden oder anderen freyheiten von solchen beschwerden entladen waren. Setze hierbey ein einiges muster zue dieser gelegenheit dienlich. Herr Landtschreiber Joan Georg Wittweiler, nach deme er gemeiner statt Bregentz zue erlangung newer privilegien und weisnit-was vermeinter gnaden mit sonderem fleys gewogen beygesprungen hat volgende [v]ergeltung erlanget. Wyr Stattaman und Rath der oesterreichischen Statt Bregentz bekhennen offentlich und thun kund menigklich mit disem breff das wyr aus sonders günstig geneigtem willen und in ansehung der vilfeltig getrewen diensten welche der wohledl und gestreng Herr Joan Georg Wittweiler zum Lösler baider Rechten Doctor Weilandt des Frl Dlt Ertzhertz. Leopoldi zue Oesterreich hochlobseeligsten angedenkhens Ober oesterr. Camer Rath µ und gemeiner unser 129 statt bis anhero in mehr weg sonderlich aber und in specie in aufbringung unserer jüngst newerworbnen Ertzfrl privilegien erwisen auch nochfürters zue thun erpietig ist wohl thun khan und mag ihme und allen seinen ehelich gepornen erben mann- und weiblichen geschlechts dise besondere gunst und favor gethan haben thun auch solches hiemit und in krafft dises brieffs das er und seine gedachte erben anietzo und ins künfftig so lang sie das guet der Lösler genant sambt desselben ein- und zuegehördt gärtten und sonsten daraus und daran zu unserem Stattgerichtsbezirkh und Steurbarkeit gelegen durch sich selbsten oder andern ein haben 77 nutzen und niessen werden. Aller so wohl bereits verfallenen als künfftig verfallende steuern raisen frohnen und anderen diensten umb gelter (so vil gemeiner Statt ausser Arlbergischen Stenden gebührt, auch allein von jenigem wein so im Lösler waxt) wachten einquartierung schatzung und collecten auch sonst anderen burgerlichen nit allein personal und auch real extra: und ordinary, universal, und particular beschwerden zue fridens und kriegs zeiten wie die namen haben ersunnen und erdacht möchten werden nichts ausgenomen für uns unsere erben und nachkhomen. Allerdings frey deren würckhliche enthebt und darmit in kheinerley weis noch weg angefochten graviert ersucht, sondern derselben gantzlich und gar entlassen entlediget und los sein und gehaltten werden sollen ohn unser, unserer erben und nachkhumben auch menigklich eintrag darbey wir Ihne Herrn Witweiler und seine ehelichen leibserben auch jederzeit ausser und innerhalb rechtens schützen schirmen und handthaben, noch zue geben und 130 gestatten sollen noch wollen das er oder gedachte seine erben in einerley weis darwider beschwert betrübt und turbiert werden sonder diser ihne gegebner ledig- und befreyung unverhinderlich bestendig geniessenderen würckhlich gaudieren und sich erfreuen mögen und sollen nichts desto minder als andere unsere mitbürger und hindersassen aller burgerlichen freyheiten nutzbarund gerechtigkeiten der almenten und sonst fähig empfenglich und theilhafftig sein und verbleiben. Doch allein und solang dises Guet Lösler in obernanter erben händen verbleiben wirdt µ. Dessen zue urkhundt haben wyr unserer Statt insigel thun truckh auff dissen brieff der geben ist den 23. Febr. dis 1644. jahrs. (L.S.) Siehe derohalben lieber leser was ein weltlicher mit seinen weltlichen diensten bey der Statt Bregentz vermögen hatt da doch die geistliche mit ihrem bitten und beten, singen und schreyen khaum eines hellers werth umb dergleichen leuth verdienen khünden µ . Dergleichen befreyung hatten ihrer vil durch die herrschafften besonders die Ym Oberlandt in grossem reichthumb gesessen die zue jeder zeiten ohne schaden und verletzung durch die luckhen geschloffen da iedoch der gemein und arme man niemalen unverletzt darvon komme. Und ist klaglich anzuehören das man ein und anderen mit solcher befreyung khan begaben und dan den schwerern last anderen auffladen. Also dem einen geben damit dem andern mehr genomen werde &c. 131 Es ward auch in disem jahr am 7.November durch H. Graff Hannibals zue Hohenembs µ in Veldkirch ein Landtag gehalten und hatt man ein halben schnitz korn zue kauffen verwilliget und in allem 1000 man in der bereitschafft verordnet und 78 endtlich ein personal anlag nach form des 1632 jahrs auffgerichtet. Widerumb ist auff dem Landtag zum pawren gehalten tractieret worden was mass die Herrschafften vorm Arlberg mit der Statt Costanz und Lindaw in kriegsgefahren wegen der beyhilff correspondieen möchten. Wir wöllen fürtherhin den verlauff wegen begehrter contribution an die geistligkeit geschehen andeuten ohngeacht die ordnung der lauffenden jahre. Demnach derowegen die Landtstendt hefftigklich darauff mit hend und füessen gewesen damit die geistlichen auch möchten in die contribution gezogen werden als haben sie auff alle mitel ihre gedanckhen und vorhaben gewendet. Jetz auf aignem angemasten gewalt solches sentiment bald bey Ihrer Dlt mit underthenigst ersuechen angelanget in Summa nichts underlassen so zue ihrem intent bequemlich zue sein erschienen ist. 132 Under anderen haben sie ein verzeichnus der ienigen Pfarreyen so contribuieren sollten auffgesetzt: Memorial derer so zue der Arlbergischen Kriegs Contribution erforderet werden. 1. Pfarr Bregentz sambt 4 Caplönen wie auch der Lobl. Bruderschafft B.V.M. Verordneter Priester. 2. Lutrach. 3. Wolfurth 4. Alberschwend 5. Lingenaw 6. Andelspuech 7. Elenbogen 8. Aw. 9. Schwartzenberg. 10. Mellaw. 11. Schnepfaw. 12. Bitzaw. 13. Sultzberg sambt seinem Caplan. 14. Riffensperg. 15. Hittisaw. 16. Egg. 17. Langen hinder dem Tobel. 18. Dorenbirn. 19. Höchst. 20. Hohenweiler. 21. Herbrantz. 22. Niderstauffen. 23. Opffenbach. 24. Heimenkirch. 25. ZumHeiligen. 26. Röthenbach. 27. Grünenbach. 28.Gestratz. 29. Lindenberg. 30. Scheitegg. 31. Weiler. 32. Mögers. 33. Ehlenhoffen. 34. Ebratzhofen. 35. Stiffenhofen. 36. Weytnaw sambt der Caploney. 37. Hellengerst. 38. Lustnaw. 39. Danberg. 40. Mittelberg. 41. Lech. 42. In der Werth µ ohne die Pf. 133 ohne die im Oberlandt gelegnen Pfarr- und Caploneyen &c. Es haben aber sich in solcher vermessenheit die geistlichen anzulegen sonderlich die alhiesige beambten, fürnemlich Ambtman Yelin dapffer brauchen lassen: welche iedoch der hochehr- 79 würdig Herr Vicarius Generalis in Costantz ohnerschrocken also gegegnete. „Nos Reverendissimi Capituli Cathedralis ..... 18 Zeilen Latein ... (abgeschrieben im Bregenzer Transcript) 134 3 Zeilen Latein, datiert 29.November 1644 Jurisdictione 12. Vicarius Generalis usw.“ Da die Beambte vermercket das dise pfeiff ihnen versagt hatte haben sie sich auff andere mitel gewendet und zue Ynsprug umb hilff zue wirckhlicher execution dises vorhabenden werks solicitieret und allerley rationes und motiva mehrmals schrifftlich den OberOesterreichischen Räthen µ zuegesendet darbey jederzeit das Ambtmendel den rayen und feder geführt. Under disem aber haben auch wir alhie nit gefeiret sonder haben uns zue dem verfechten, mit mancherley hilff und rath bey den gelehrten mit fleys gesucht, ausgerüstet. Als neben anderen haben wyr Ihre Frl Gnaden in Sanct Gallen underthenig umb rath ersuchet und hierüber dise denckwürdige beantwortung erlanget von seiner aignen handt herrürendt. 6 Zeilen Latein 135 25 Zeilen Latein, datiert 28.December 1644, Pius Abbas. 136 Es hatt beynebens unser Gn.Herr mit grosser gelehrtheit überschüttet an ihme nichts erwinden lassen in den von diser sach tractierender authoren buecher mit allem ernst nachzueschlagen: under anderen aber auf dem Azorio. lib.5. Instrct. Moralin. cap. 13 §. octavo zue disem end bequemliche matery. herauss genomen. 18 Zeilen Latein 137 6 Zeilen Latein. Uber dises hatt auch hochernanter Her Praelath von einem vornemen Rechtsgelehrten ein consilium dergestalt auffs papier bringen lassen. 19 Zeilen Latein 138 26 Zeilen Latein 139 27 Zeilen Latein 140 80 24 Zeilen Latein 141 25 Zeilen Latein, einschl. 1 Zeile Deutsch 142 Darumb als dises Bratens so wohl Herr Ambtman Yelin als die Ertzfrl Räth gerochen und vermerckt das in disem fahl der Ordinarius loci ohnvermeidlich zue ersuchen seye haben sie endtlich bey Ihr Frl Gnaden durch schreiben und bottschafft mit fürbringung aller darzue gedeihlichen motiven ein ansuchen gethan damit mit dessen gnedigem consens die Clerisey in die so lang begehrte contribution eingezogen möchte werden. Gleichwoln zue vor als in Anno 1645 von Ynsprugg auf den 13. Februar Ihrer Ertzfrl Dlt Praesident Cantzler Regenten und Räth Oberosterreichischer Landten an die hiesige Beambten mit vierer namen underschreibung und 5 sigillen ausgefertigets schreiben ablauffen lassen allein zue dem ende damit sie zue Ynsprugg aller sachen bewandtnis eigentlich von den Beambten erkhundigen mochten. Das lautete also. „Wolgelehrte Liebe Freundt µ unser frl dienst und gruess zue vor. Demnach die FrlDlt Claudia Ertzhertzogin Zue Oesterreich µ unser Gnd. Fraw sub dato 3. huic sich dahin gnedigst resolvirt das Ihr von den jenigen in Euweren Embter gesessnen 143 geistlichen und jenigen persohnen so von der personal anlag exempt zue sein vermeinen mit beweglicher erinderung auf was ursachen solche anlag beschehen, derselben fürderliche cathegorische erklerung begehren und als dan hierüber Ihre Dlt berichten sollen. Als haben wir eüch eines solchen zue volziehung höchstermelter gnedigist resolution hiemit zeitlich und befelchlich anfiegung thun wöllen. Hierin beschicht unser will und meinung. Actum Ynsprugg ut sup. Carl F. Freyh. Von Mor. Joan. And. Pappus. (F. Malanoth, J.F.Lämser).” Was hatten aber Ambman Yelin anderst berichten khünden als was Herr Vicarius von Costantz in seinem Decret oder Manifest publiciert hatte und das sich niemandt aus den Geistlichen darzue verstehen wellen µ. Als dan hatt erst der knoppf gelassen da man nemblich Ihre FrlGn in Costantz mit gebühr und manier umb ein Contributions erlegung von d‘ Geistligkeit einzuenemen ersucht 81 und das verwunderlich vilen vorkohmen mehr erlangt hatt als man an iener seiten begehrete. Dan wie gesagt worden haben Ihr Bischofflich Gnd aus gewiss ursach mehr zue gelassen und befelcht als die Oestereichische hetten begehren dörffen und wellen 144 mit disem offnen Patent: 24 Seiten Latein 145 Forts. 10 Seiten Latein, signiert Constanz. 24.December 1646. Indict. 14. Martinus Vogler SJ. Theol.Doctor. Vicar.General. Aber es hat sich wohl das sprichwort gar zue gnug erscheinen lassen das pfaffen guet nie khein gut thue dan sihe das jenige von der Clerisey hierumb und im Waldt µ gesamblete und in den Pfarrhoff zue Bregentz gelifferte gelt wie es am abendt zue vor aldorten angelangt also ist den nechsten tag darauff den 4. Januarius volgenden jahres von den Schwedischen also par und franckh beraubet worden und in die hendt der feindt gerathen. Man wollte aber mit disem gleichwohl vergebenlich an einem namhafften theil angewandten Subsidio Caritativo noch nit vergnügt sein dessetwegen Ihre Ertzfürstliche Durchleuchtigkeit zue Oesterreich Sigismundus Bischff zue Augspurg µ unser gdgster Landtsfürsten Herr Bruder unsers hochwürdigen Herrn Ordinario beweglich zue schreiben und umb mehrere Beyhilff 146 von der Geistligkeit zue samblen, bey demselbigen solicitieret. Aber unser gnediger Fürst imd Herr Bischoff Franciscus Joannes zue Costantz hat solches begehren reifflich zue bedacht genomen und in die leng billicher weiss verschoben auch under anderen alhiesigen Gotthaus Ihrer Ertzf.Dlt. aigen Bittschreiben in Originali zue lesen überschicket, Zweiffels ohne zue dem ende damit sich menigklich gebürender massen hierinnen entschuldigen und diser bürd mit fürweisung krefftiger motiven entschütten mochte. De dato 15 Auf. 1648. Hochwürdiger Fürst, Genediger Herr µ Nacheme uns verschiener tagen durch den wohlEhrw. Herren Matthiam Metzlern Pfarrherrn zue Oberraitnaw und Dechant des Lindawischen Capitels Ihrer Dlt Ertzhertzog Sigismundi zue Oesterreich µ an E. Frl Gnd. abgangens schreiben und begehren gehorsamlich vorgelegt worden haben wyr vernünfftiglich den gedanckhen geschöpfft das nemblich dise von E. Frl.Gnd. anbefohlne fürweis- und aufflegung obernantes schreibens Ihrer hochloblich und angebohrnen discretion 82 nach allen und jeden interessieren für augen getelt werde damit ieder theil gnugsame und angeneme gelegenheit hette bey E.F.Gnd. mit erklerung obligender beschwerden und unmügligkeit dise zue der Arlbergischen kriegs cassa begehrte con147 tribution underthenigklich abzuebitten. Wan derowegen Gnd Fürst und Herr niemandts unbewüst mag sein welcher gestalt zue sambt unserm gantzen Vatterlandt verwichnem jahr auch unser armes Gottshaus durch die Schwedischen ein- und überfallen durch entnemung vast aller lebens mitlen an wein korn haab und re...dter vich nit weniger anderer manigfaltiger mobilien auch darstreckung viles gelts die Salvas Guardias zue befriedigen und in mehr ander weg schwerlich ach leider beraubt entblöst in grosse armuth gestürtzt worden wyr auch vor feindtlichen einbruch als wyr noch etwas in handen hatten, mit wein früchten und gelt, nit weniger dargebung namhaffter gueter und unzehliges holtzes ohne ruhm ansehlich der kriegs cassa und vatterlands rettung alle mögliche beyhilff geleistet µ Zue geschweigen des grossen und verarmbten ietzig übelstands unsers Gottshauses als welchem der vergangne Herbst gar wenig eingetragen auch der zue kommende nit mehr zue geben antrawet: dessen korn kasten ohne die heurige in kleiner anzahl eingesamblete frücht also entladen, das wyr de facto unser stuckh brot zue nothwendigem gebrauch mit gelt erwerben müssen. Uber das uns auch vil andere lebens mitel an wein vich sulmo sonore fleisch saltz schmaltz sambt der kleidung die alle mit gelt (welches wyr wegen eüserster noth getriben 148 zue entlehnen, und darmit das Gottshaus so ohne dis mit schulden nit wenig beladen noch mehrer zue beschwerren gezwungen werde) bekhomen müssen, werden ermanglen. Dessen zins gefehl rent gültten so ungewüss und ohngangbar das innerhalt 3. Jahres dem selbig nit 500 fl in allem zue komen. Welcher ursach halber wyr ohne das gesinnt gewesen bey E. Frl. Gnd ja auch gar Ihrer Ertzfl Dlt unserem Gndgst Landtfürsten und Herren umb ein gdst Rath und hilff underthenigst anzuelangen µ. Dise und andere beschwernus insonderheit auch der gefahr die wir wegen Uberlingischen Comendanten teglich auff uns hatten nachdeme mein Gdg Herr Praelath schrifftlich an Ihr Frl Dlt gelangen lassen, ist auff desselbig bitten uns mit der gleichen exaction und ferneren contributionen zue verschonen so vil ausgericht worden das 83 dergleichen hernach nichts mehr gesucht oder attentiert wurde. Und dis sseye von dem wesen der contributionen hiemeit in eines suma zue genüg angedeutet. Gleichwol hab ich under anderen schrifften auch volgenden brieff jedoch ohne benambsung des jahres funden darrinnen Herr Praelath bey dem Ordinario sich beflissen die angemasse contribution oder vilmehr decimation abzustellen. 149 „Edl Vest µ. Gelangt das mein schreiben darumb an den Herrn Obervogt weilen Herr Decanus Ruralis zue Hergatzweiler auch H. Camerarius zue Wangen mit Ihme unlengst bey mir gewesen fürtragendt wie das Ihr Bäbstl Hayligkeit von allen Clostern und Pfründen µ Decimationem annuorum fructuum zue dem im Reich schwebenden krieg zue begehren vergunnt habe und die execution von Ihrer Frl Gnd Bischoffen zue Costantz zue ergehn lassen Ihnen anbefohlen seye. Weil ich dan Ihrer Deputation khein antwort und bescheid hab geben khönden in bedenckhen das ich sonst vil gravamina leiden muess so ist mein frl ersuechen an den herrn er welle ohnbeschwert volgende gravamina in bester forma fürbringen und mich von solcher Decimation ledig machen. Erstens weiln daas Hochlobl. Haus Oesterreich schutz- und schirmherr ist uber mein Closter und ich iährlich alles zue rechnen uber die 160 fl reichen mus und ohne deren vorwissen nichts darff hierinnen thun weil ich nit weis wan ich mehr contribuieren mus wie dan ich schon 1500 fl hab müssen darleihen und auffnemen. Wan dan ich mit zwo rittern solte heimgesucht werden were es ja zue schwer. Zum andern weil ich sonst alles zue erhaltung und rettung meines Gottshaus an das wasser wenden mus will geschweigen die schwere hageljahr welche grossen schaden thun und grad heurigs jahr leider den halben theil einkhomens verhergt und zerschlagen hatt. 150 Zum dritten weil ich in wehrendem krieg kheinen zins und gülten khan einbringen weil man den unerthanen dise gnad hatt mitgetheilt (wie sie für wenden und auch khein Gandt noch Pfendung zue gelassen wirdt) sonderlich im Oberlandt µ das also zue besorgen, muesse alle dise zins dahinten lassen und ohne das beschwerdt zue werden den lehentrageren von denen das Gottshaus das beste einkhomen die musqueten (quibus supra) und schitzen Röklin von den zinssen bezahlen. Lestlich wan mein Gottshaus also solt beschwert werden müste ich necessario die zall der Conventualen minderen alias as alienum cum sumo damno Monasterio 84 ctrahendum et? Ist derohalber mein und meines Convents frl und demütig ersuchen und bitten an den Herrn solche und andere Motiva (welche H. Doctor Ehrlinholtz ferners anzeigen würdt) günstig und genedig erwegen und unsers Gottshaus fromben und auffnemung helffen mehren und die sachen einem hochlobl gaistlich Rath fürtragen und ein gl und gnedige antwort lassen zue komen. µ Dem Edlen Vesten Hochgelehrten Herren Henrico Pflummern G.V.D. Ihro Frl Gnd Bischoff zue Costantz Geheimer Rath und OberVogt zue Meerspurg µ mues allem nach damahlen Jacobus Fugger in der Bischofflichen Regierung in wehrenden Püntner Krieg gestanden sein. Im übrigen ist mir der hierauss ervolgende effect nit bewust, vermeine aber gehört zue haben das dise decimatio dergestalt eingestelt seye worden, das man mit 60fl so geliffert worden zuefriden gewesen. 151 Besonders weilen wyr nie nichts von dem Alten Herren WohlSeelig gehört haben oder in seinen schrifften verzeichnet in der ausgab gefunden. die obige 60 fl noch laut schreibens so hab No. .... Zue endt alhie zue finden. Im ubrigen hatt man Anno 1645 in den 4 herrschafften zuemalen auch in Tyrol widerumb ein personal anlag gemacht und dessen einkhomen an das volckh so alhie gelegen angewendet. In anno 1646 haben sich alhie in die 1000 man ein zeit lang befunden von denen bald hernach 600 entlassen worden. Interim dominierte der Comandant auff Hohentwiel nach seinem gefallen als das er auch allen stetten so er under seiner contribution hatte bevelch gabe das sie müstenvein stuckh von ihren mauren zue bboden stürthen und die Statt frey und offen halten. Nit weniger gegen November hinauss nach deme der feindt ohnverrichter sach von Augsburg abgezogen und so wohl bayer als Schwabenlandt von newem ausgeplünderet und unserer Marckh feindtlich zue genahet hat man in eyl den 3. Ausschutz an S. Catharina Tag erforderet die aber nach ihrer gewohnheit alsgemach herein gedaplet und die posten allerorth gleichwie auch in Tyrol geschehen besetzet und verwahret 152 Demnach aber die allierte Schwedisch und Französische völckher im marschieren hinabwerts sich von uns abgewendet hat man widerumb von unserem volckh naher hauss entlassen. Hatt aber nit lang gewehret sinemal als die traurige zeitung alhie erschollen das selbige völckher 85 sich widerumb gen uns gewendt hatten und im völligen marsch herauff werts begriffen waren sind abermaln die 3 ausschütz aber schlecht genug und langsam erschienen. Under dessen hielt sich General Feldmarschall Wrangel im Haupt Quartier zue Leutkirch auff von deme schickte er zue zwey underschidlichen malen seine botschafften und brieff für das erste mal für 4 regiment quartier fürs ander mal ein namhaffte anzahl zum wein und brett es ist aber ihme niemals ein antwort von hierauss ervolget. Darvon redete man ungleich, etlich hielten darfür man solte bey so gestalten sachen und so übler bestellung in unserm vatterlandt güetiglich mit dem feindt tractieren und in ein und ander weg ihme begegnen: andere wollten nichts von der gleich ding durchaus anhören. Under dessen wie gesagt wirdt hatt Obrist Äscher die original schreiben in seinen handen und sackh behalten oder gar verhaltten wöllen und ist dessetwegen von gemeinen Landt und Kriegsstenden und Räthen nichts hauptsächlich und gründtlich wie es sonsten billich hette sein sollen abgehandlet und in ein und ander theil berathet worden. Weil dan er Feldmarschall durch dises veracht und offendiert sich stellete, gleich wohl vermeint man für gewiss er habe nur mit disem fuad und ungrund ursach und ein schein habender ursach wider uns zue gehen gesuchet. In warheit aber ward er theils höchlich verletzet umb weiln ihme die Kayserische Obristen darunder Obrist Caspar der fürnembste war grossen schaden besoonders in Kempten erwisen und seinem volckh aangethan. Theils aber von dem schatz der hierin geflehneten frembden güeter zue solchem feindtlichen intento angelocket. Dan nachdeme in dises 1646 jahr im December der Obriste Leutenambt Pissinger mit 900 pferdten darzue sich in ein und 2000 pawren (welche die Schwedisch für Bregentzer pawren erkante und also nannete) retrierten die Statt Kempten nach vierstündigem gefecht eingenommen, 8 standards und 2 feldstuckh erobert, darfür die schwedischen von der Statt nochmals 24000 Reichsthaler mit betrowung des brandts begehrte, den schaden zue ergentzen. Und hernach widerumb unser jetziger Obriste Caspar Schoch mit seinen reitteren und anderem landtvolckh (das aber 2 mals denSchwedischen hatte müssen Bregentzer pawren sein) die Statt Kempten mit list und gewalt ein bekhomen. 154 86 Man hatt sonsten auch den feindt irritieret in deme die Bregentzer so am Kalbfehl gelegen auff ein zeit in die Statt Ysne eingefallen von danen vil früchten dem feindt abbruch zue thun (Rand: wie sie ausgaben) entführet. Sie haben aber selbige die fürnembst in sonderheit nit ans gemein wesen angewendet sondern haben sie zue ihrem privat nutz applicieret und zue gelt gemacht - Äscher, Vögel und Petter Jost &c. Ich erachte alhie nutzlich zue sein den innigen standt in welchem vor des feindts überfall unser wesen sich befunden zue beschreiben. Für das erste hatten wyr alhie unseren Vogt in der gefencknus im Tyrol verstrickt und der ursach halber abwesendt. Da iedoch vor disem sein herr vatter seelig als Vogt bey solchen gelegenheiten sich wie billich war dapffer und manlich mi rath und thatt, wie ein trewer Vatter des Vatterlands finden lassen. Jetz aber wardt unser Vogt von menigklichen verachtet und hindangesetzet, zue des KriegsRäth mit gezogen mit einem wort hatte nichts als den lehren und blossen titel eines Vogts an ihme erscheinen lassen. Gleichwohl er selbst an disem allen 155 mehrentheils sein aigen schuld getragen: dan ein solcher seltzamer Humorist ware er, das vast niemandt mit ihme sich köndte vertragen; man kundte ihn mit ehr und titlen nit gnug ersettigen und bestendige freundt- und nachparschafft behalten. Er truge grossen unwillen wider den Obrist Äscher, wider den Wachtmeister Vögel, wider die mit-beambte fürnemblich den Ambtman Yelin, die unbeliebige händel, mit beruffung zue offentlichem duell, mit zue werffung des tautzens uff den paren kurnus hinauss, mit trewen und schelten etc gegeneinander vollbracht haben. Vil weniger khontt er sich ebnergestaltt mit hiesiger statt verstehen oder vergleichen, das also hierinn ein lauters ellendes chaos gefunden wurdt. Bis endtlich er H. Vogt Franz Andreas von Raytnaw mit seltzamer, bey uns ungewohnter ohnerhörter manier (darvon vil zue sagen und zue schreiben wäre) Anno 1646 durch Obrist Keller, Haubtman Halbensteiner und P. Henricus Wageneckh Jesuitern in seinem selbst aigen schloss in d’Fasnacht gefenglich angenomen, in eysen geschlag mit banden angefesslet mit traurigem spectakel durch unsere statt und landt naher Ehrenburg ins Tyrol geführt und is uff 1650 in underschienen orthen verwahret worden bis er endtlich von Ihrer Ertzfrl Dlt perdoniert und auff freyen fues gestelt wurde. Und als er naher Laureto gedachte zue reisen underwegs erkranckete und mit grosser rew und layd von diser weltt verhofentlich glückhlich und wohl abscheidete. 156 Die beste sachen aus Hoffen an silbergschir µ sind naher Insprugg abgeflogen und weis nicht weme zue 87 nutzen (ob Gott will nit schaden) komen, die übrigen 157 soll hernach der Schwed mehreren theils bekhomen haben auff dem Ambtshaus dahin sie transferiert worden. Darvon man zwar gar ungleiche reden gehen hatt lassen. Im übrigen hatte man ein grosses mitleyden mit diesem gutten oder vil mehr armseeligen herren weil man gesehen das er vil mehr aus schwacheit als bosheit geirret dan er hatte ein verderbte melancolische und allerdings corrumpirte lunatisch oder gar narrische complexion und natur als das auch die erfahrne medici darfür gehalten er seye mehrmals sonderlich im gifft einnemung nit bey sinnen gewesen. [Rand: Solle ihme villeicht vergeben worden sein, oder war von seinem H.Vatter gleichsam verflucht umb weil er ihme sehr ungehorsam war] Ist auch neben seinem fehler wan er ankhomen wie oft geschehen der andacht, eyfferigen gebet andechtigen ministrieren zue altar, hertzliche beichte und offentliches bereuen mit hertz klopffen weynen und auffschreyen µ hoch ergebig gewess hat auch mehrmalen ohne scheuch gesagt er habe leid an ihme ein böses laster darumb wolte er das Gott verhengte das solches ihme in seinen stirnen geschrieben stundt damits iederman sehe und lese. Er aber dardurch zur schandt und buess kommen möchte et exauditye µ. Es hat auch diser verderbte herr nit so hoch geachtet die jenige sündt welche man in Franckhreich und Welschland (in welchemn er lang gewess und villeicht erlehrnet) allerdings ohngestrafft ubersihet und hingehen lasset. Aber dis will in den teutschen ohren wie billich übel lauten. Und diss seye mit bescheidenheit von disem herren geredt der endtlich als er nach erlangter perdon Loreto gedacht zue besuchen auff der rais erkranckhet [Rand: circa Mantua] ubi fame & egestate in casae Rusticanae in grosser gedult rew und puess von danen abgefahren. 158 Fürnemblich zue disem endt dardurch zue sehen wie übel die unserig sach an seiten des H. Vogts damals gestanden. So dan fürs andere. Hatten wyr einen frembden Obrist mit namen Joan Verner Äscher Von Benningen (der sonsten von seinen voreltern her ein Schweitzer und zwar ein Züricher war) daher in dise stell von den Jesuiten promovieret dan weilen man ihme zue Ynsprugg vil schuldig und er der Camer molest mit begerter bezahlung war, hatt man für das beste zue sein erachtet ihne mit diser stell einkomen zue geschweigen µ und ab dem hals zue bringen. Er war schon gar alt mit weissen haaren durchauss bekleidet und dessetwegen zue einem solch gross und schweren bevelch und ambt desto untauglicher. Liebte die Schmirbalien und schenckungen, hatte mit seinem wacht- 88 meister Vögel, nit weniger mit dem ambtman und Statt Bregentz allerdings khein correspondenz und gute affection, war in seiner ambts verwaltung nit streng nit eyfferig und ernstlich genug, hatt den Stenden und besonders dem Ambtman Yelin den zaum vil zu weit schiessen lassen, dahero geschehen das man ihn nit geforchten und er ambtman es durch sein nachsehen so weit gebracht, das er obriste vil mehr an sein gnad khomen müste, auch in den ienigen sachen so zum kriegswesen gehörten, dergestalt das er obriste müste von ihme ambtman als welcher die munition und zeughaus in seiner 159 gewalt hatte, bisweilen die kriegsmitel gleichsam heraus erbettlen µ und zur lifferung derselben nötigen, darvon vil zue sagen were. Da es leider dahin khomen das die Doctores Juris (o quam iniqui!) mit hinlegung der feder uber pulffer und bley, kraut und loth, stuckh und munititon ohn alle erfahrenheit des kriegs, den sie niemalen geschmeckt, haben anfangen im kriegsweesen zue regieren und dasselbig dapffer hindurch gebracht. O wie mit grossem nutz das Gott geklagt seye! Es war auch Äscher mit der obrist stell nit vergnügt sonder beworbe sich auch umb die vogtey selbsten mit allem eyffer, die ihme in anno 1646 conferiert wurde, in deme er solleniter mit lösung der stuckh so ob dem Guet Lösler gestanden und aus dem schloss selbsten herab gedonderet haben auffgesetzt. Auch selbigen tag den 10. Aprilis seinem Sohn Gervasio Francisco mit dem Frewlein Vom Stein verheurat ein stattliche hochzeit gehalten worden alda sich vil fürneme Graffen Frey- und Herren geist- und weltlichen standes befunden haben. Beynebens hatt er Äscher die posten nit bey gebürend zeit fürnemblich auff dem Haggen und Rickenbachs Tobel in obacht genomen und versehen, die nothwendige kriegspraeparatoria zu werckh nit gerichtet, weder in dem Schloss noch in der Statt, 160 dan das Schloss ware nit mehr als mit 4 stückhlin, und kuglen so dartzue nit tauglich waren, und mit proviant auff ein eintzige nacht gedeilich versehen. Es waren kheine stendt an der maur herumb darab dem feindt mit schiessen zue begegnen zue gerüstet. Nit weniger ist die Statt gantz oed und wehrloss gestanden ohne thor, ohne gatter, ohne stendt und geng an den mauren, und durchaus mit kheinen lebensmitel ausstaffieret und versehen. In Rickhenbachs tobel ist khein eintziges vestigium, gleich wie auff dem bühel des Haggen von aussen 89 her, alda vor disem ein ansehliche schanz gestanden (in einem aignen blettlin abgerissen), von einer schantz oder vorwehr zue finden gewessen. Interim hatt man vilerley Landtäg und KriegsRäth gehalten, darbey umb vil 100 fl gesoffen und gefressen und dennoch der nothwendigen schantzen auffm Haggen und Rickhenbach Tobel vergessen, als das Liedlin zue dessen endt ausgang lauter thutten. Er Äscher hatt auch das nit wenig suspicion verursacht, seiner vettern einer von Zürich auss abgehendt allhie im Schloss in obermeltem jahr ein geraume zeit bey sich als ein lieben gast auffbehalten, an alle 161 (leer) 162 an alle orth und glegheit dis lands mit geführt und im Schloss selbst beherberget. Der hatt ia als ein ketzer aller ding beschaffenheit erkundigen und weiter bringen mögen zue unserem grossen schaden und nachtheil. Er Äscher hatt über das mit trewworten sich an ein und ander orth ohngescheucht verlauten lassen: es geschehe ihme von gemeiner statt allerhandt despect er khünde aber wol dergleichen thun als vermerckte er solches nit wie ein kind, es werde aber die zeit herbey komen das er solches ihnen werde khünden ein trenckhen. µ Item als ihme von einem burger Lucas Entz genant im namen der herren der statt an seinem tag neben anderem ein zuckherhuet verehrt wardt sagte er: er thue sich dessen gegen Lobl. Statt Bregentz bedanckhen er well aber derselbigen mit der zeit auch ein gasterey zue bereiten und auffsetzen lassen &c. Andere dergleichen mehr mit stillschweigen zue übergehen. Damit aber ich mit dem laster des neids mich nit einlasse das nur das böse zue sagen das guet aber zue verhelen anweiset khan ich nit underlassen auch anzudeuten, das er Obrist Äscher nit alle schuld allein auf sich geladen und selbige getragen hatt. Dan neben deme das er ein andechtiger und dem gebett ergebner man war hatt er auch sich bemühet notwendige hilff 163 von geworbenem volckh von Ynsprugg auf mit vielfältigem schreiben und solicitieren zue werben und rund aus bekhennt das man allhie mit dem bauren und landt volckh alleinig wider ein gantze armee nit werde khünden bastant sein, er getrawe ihme auch nit solche weitläuffige posto mit landt volckh alleinig zue manutenieren. Nun ist nit guet und sicher zue sagen, an weme der haubt fehler in diser sache - verhinderung oder verweigerung - zue tadlen, allein 90 vermuthmassen etliche, es müste einer oder ander zue Ynsprugg solches begehren zue verhindern oder doch schedlich zue verlengern zue finden sein gewesen. Endtlich. Es sindt auch Ihre Ertzfl Dlt durch dises einständig ansuchen gdst dahin bewegt worden das von Ihrer Kaysl. Mtt. hilff begehret und zue dem ende den Herrn Obrist Caspar Schoch (Rand: 1646 im Decb.) sambt seinen in die 600 tapfferen rittern also erworben das er Obriste Caspar sich in aller eyl naher Bregentz verfueget, und anerbotten, mit darsetzung seines guet und bluts als ein trewer patriot zue sambt seiner wohl erfahrenen und bewerten manhafften ritteren dem Vatterlandt beyzuespringen, und in diser ob dem halss ligenden gefahr zue secundieren. In deme aber die Stendt auff gehaltenem Landtag 164 sich dessetwegen nit vergleichen khonten, da ein theil den eher ernanten obristen samb seinem regiment annemen, der ander aber durchaus nit leiden woltte, und ob gleichwohl Herr Obrist Äscher, Herr Ambtman Yelin und Herr Stattaman Adrian Von Deuring µ und mehr andere hochverstendige ihne begehrten mit frewden auff und anzue nemen, und solches begehrten gleichsam mit gewalt auch bitt und betten hindurch zue bringen, hatt iedoch anderer wider wertige meinung und votation so vil vermögen das man ihne Herrn Obristen mit darreichung 600fl aus dem alhiesigen landt auskauftt und mit höchstem schaden abgeschafft hatt, darbey etliche der steurer und annemer besonders aber Amman Sumer zue Lutrach sich dapffer nach bauren arth und verstandt brauchen lassen, darab nachmals das gantze landt und statt getrauret und unnützliche rew bekomen hatt. So geths wan man nach pluralitate votorum sine ratione und nit nach guete und wohlfarth des wercks providierete ad rave. µ. Der widerwertige theil brachte für, wie man an unser seite mit allerhandt mitel, fürnemblich mit so vil 1000 hertzhaffter man, darunder ihrer vil [im] krieg gebraucht und erfahren µ, zue gnüg versehen seye, warumb man erst das vorhin verarmte landt mehr mit fremdem unnütz unnothwendigem volckh und pferdten beschweren und erseigern welle und dergleichen mehr. 165 Darüber so wohl Obrist Ascher als Deuring Stattaman offentlich protestiert haben in aller gegenwertigkeit das sie ihm fahl Bregentz ubergehen solle und wurde vor Gott und Manigklich wöllen hiemit entschuldiget 91 sein und die ienigen solches verantworten lassen die dises werckh verhinderen und zueruckh halten thuen. Ob man dan nit klarlich sehe? sprach er Deuring weiter, das Gott disen Obristen durch seine engel hieher zue hilff in euserster noth geführt und begleitet habe? warumb man derowegen solche widerumb wolle aus den henden entgehen lassen? µ. Da man iedoch mit dem landtvolckh allein nit bastant sein werde, mocht aber alles nichts helffen. Darauff H. Obrist sich widerumb von hierauss zue ruckh gewendet und glaubt man auff heutigen tag für ohnfehlbar und gewüss, das so fern H. Obrist Caspar mit seiner reuterey were alhie verbliben, hette in ewigkeit sich der Wrangel nit vermessen Bregentz anzuerennen, umb weilen ihme des Obristen und dessen regiments manier arth list und gewalt nit ohne seinen grossen schaden khundt und offenbar waren, darumb soll er Feldmarschall nach deme er vernommen daß der Obrist Caspar nirgends zuegegen, gesagt haben, Jetz ist Bregentz Mein. µ Wan derowegen Obrist Äscher in disem fahl vornemblich entschuldiget war, sagt man iedoch, warumb aber er zue manutenierung seiner ehr und reputation bey gestalt solcher sachen und 166 höchsten gefahren die Obrist stell nit bey zeitten auffgeben und gleichwohl einem andern uberlassen hab? Darumb seye er in kheinem weg zue entschuldigen, dan er hette in solliches schwere und grosse werckh nit dem wanckelbaren glückh vertrawen und auff den äussersten knopff komen lassen sollen. Es hatt auch er Äscher mehr maln, weis aber nit mit was grund der warheit, offentlich gesagt man habe ihme von Ynsprugg auss mit versagung begehrter hilff ... [unlesbar] volcks zue underscheidung ... [unlesbar] geantwortet er solle es halt machen so guet er khünde. Deo gratias µ. Jetz ist der korb gemachet. Wir khumen zue dem dritten den die lobsamen Arlbergischen Stendt, wan sie anderst hierinnen lobenswerth sind, dieselbigen durch ein anderen waren mehrmals zerteilt und zertrennt in ihrer meinung und schlüssen, haben kaum einmal recht zuesamen gehalten oder einander verstehen wellen, hat auch selten oder niemaln einer dem anderen etwas vor oder nachgeben, sondern ieder theil sein meinung durch tringen wellen. Die underen Stendt woltten den oberen in allem vorgehen oder doch gleich sein in allen dingen da sie es doch nit im vermögen hatten. Die obern woltten den undern durchaus nichts nachgeben. Also sindt sie mehr und viel mahl in Bregentz Veldkirch und zum ... zue samen khomen, haben offt nichts anderst, als zankh und streit neben kostbaren 92 trinckhen und essen mit des Vatterlands höchstem schaden 167 mit und durch einander angezettlet und im werckh selbst erscheinen lassen. Underdessen hatt man dem kalb nit recht zum aug gesehen, bis auff den letzten tag da es zue spatt war. Die posten sindt der noturff nach nit von den stenden alhier mit einnemung des augenscheins durchsuechet oder emendiert worden, haben denienigen so andeutung gethan es seyen alle posten wohl verwahrt, zue vil glauben geben. Zue deme hatten die Oberlender auff all begebende euserste fähl disen vortheil, wie sie ausgaben, das ob schon die underen herschafften Hohenegg und Bregentz sollten übergehn und eingenomen werden von dem feindt; haben sie iedoch noch iederzeit gnugsame raum und platz mit ihme zue accordieren und in leidenlichen accord einzulassen und mit ihme zu vergleichen (wie nach – mals geschehen). Ich darf auch unverholen alda schreiben das an disem un- und widerwillen under den stenden aufferwachsen, die Bregentzer und fornemblich Stattaman Adrian Deuring nit wenig schuld getragen umb weilen sie aus unmessigen hochmuth (da sie doch das vermögen nit hatten) angetriben, den Oberlendern sich vorziehen oder vergleichen wollten und derohalben die Landtäg mehrmals nur naher Bregentz transferieren und vorn am brett sein woltten. Welches dan neben mehr anderem denen Oberlendischen in die nase gebissen und zue allem unwillen anleitung an die handt geben. Und mit einem wort auff der warheit bevestiget zue sagen ware zwischen disen stenden khein hertzliche und auffrichtige vereinigung der gemüther und verstendtnus, noch 168 einige allgemeine für des Vatterlands gedeyende und obligende vorsorg, in deme man den privat und nit communen nutz beobachtete und gemeine wohlfahrth zue secundieren sich beflysse – darvon noch vil zue schreiben were --Der neben anderen mit grossem verstandt begabte P. Alexander Capuciner in Bregentz Ordinari Praedig... , nachmals zue der Guardinal stell nach seinem verdienst erhebt, wohl in obacht genomen, und [hat] ohne scheuch mehrmals ab der Cantzel offentlich gesagt: So lang sich die Stendt und interessierte herren nit besser vergleichen, nit besser einander verstehen und dem Vatterlandt nit succurrieren und vorsehen werde &c: : werde es ohnfehlbar dem feindt zue theil und raub werden. Es sahn nemblich alle zue samen wie hundt und katz zue thun pflegen. Ebner gestalt zum vierten hatten wyr ein Obrist Leutenambt Singer der vast die gantze zeit mit dem Podagra und Chyragra zue kriegen hatte. Der Obrist Wachtmeister Vögel hatte grossen misverstandt mit dem Äscher, da war zwischen ihnen 93 ein ewiges und schweres klagen, wie ich in warheit in eigner persohn vilmals erfahren. Uber dis alles und zum fünften hatten wir einen Ambtmann Yelin der mit der Statt in grösstem unwillen stände, der als ein Doctor Juris des kriegswesens sich zue vil, da er doch khein einige wissenheit 169 hatte, annam, dem Obristen seine gewalt schmelerte und alles allein regieren wolte. Also und gleicher gestalt hatt die Statt Bregentz und deren Stattaman und Rhät khein affect khein fründschafft mit dem Äscher und Yelin. Da war alles gegeneinander gift und gall und lauter misverstandt und uneinigkeit. Vil weniger hatt man bey gebührender zeit schuldige anordnung gemacht mit vorsehung eines magazins und proviants da doch vil 100 Malter der frembden geflöhneten frücht vorhanden waren, aber niemandt nam sich der sach recht an, bis an den letzsten tag zue vor, ehe der feindt herin khomen, fieng man an von diser sach zue consultieren. In deme er Äscher zue dem Cassier Gretler sagte, er solte sehen umb mitel wie ein redlicher soldat sein stückh brot gehaben möge, repliciert er Cassier: er seye Obrister, es seye vilmehr ihme ambts halber obgelegen. Ich khans mit meinen augen beweisen die es gesehen haben, das man am freytag morgen, als der feind eingebrochen, nit brot gnug gehabt hatt, das man nur den ienigen an der Newen schantz hette ein Comiss Leiblin geben khünde, sonder war vonnöthen, das man die soldaten müste wohl 3 oder viermal abzehlen und die leiblin in etwa 2, 3, und 4 stückhlin auf theilen. Darab die soldaten und burger also 170 entrüst worden das wenig gefelt, sie hetten ein offentliche rebellion erweckhet, und haben sie schwerlich stillen mögen P. Alexander Capuciner und ich darbey haben wyr ihnen versprochen und zuegsagt wir wellen von hauss zue hauss gehen und von den burgern das brott erbettlen, über das alles brott so im Closter alhie vorhanden ihnen zue führen lassen. Darab sie umb etwas zuer ruhe gangen. µ Also schön wardt alles angestellet under anderen hatt sich Herr Hans Georg Deuring sambt seinem bruder Adriano Stattaman anerboten ein anzahl der früchte umb die nach volgende bezahlung zue lifferen: aber man müst oder soltte dieselbige erst in die mühle schickhen und mahlen lassen. Ander meel aber, so in parato anderstwo da war, hatt nit sollen zue disem endt urspringlich sein. µ. Vil weniger als oben angedeutet ist, war das Veste Schloss mit gebührendem proviant und lebens mitlen versehen, 94 das es nit allein höchlich zue verwundern sondern schmertzlich zue erbarmen ist. Da iedoch unsere liebe vorfahrer zue zeiten des Schmalikhaldischen Kriegs in anno 1552 das schloss vor allen dingen mit aller noturff ausgstaffiert haben, wie in einem besonderen orth zue sehen sein wirt. Und endtlich war nit allein de Haggen mit gnugsamen schantzen und vorwehren, sonder auch die ienige so aldort hin verordnet worden, mit kraut und loth nit gnugsam versehen, dan ich mit meinen augen gesehen, das nit mehr als anderhalbe donen pulver an selbigem orth vorhanden gewesen. 171 Jetz dapffer darauff, Lieber Landtsman, als khan und wirdt man das vatterlandt erhalten, den feindt abhalten, veriagen und schlagen. Scilicet. ut retro long... fe...t rusticus ... Darumben aber soll nit verschwiegen werden das gleichwohl der Pfender mit gnugsamen schantzen und wehren zue sambt dem volckh: nit weniger die Claus und Newe schantz gnugsam und wohl: auch der Haggen umb so vil wohl versehen waren, so fern anderst unsere leuth sich der inneren schantz auff ietz ermeltem Haggen bedienen hetten wöllen und sich nit so freuen: als vermesslich auff das freye flache feld hinauss wider ein gantze Armee gewaget hette. Dan gleichwohl war vorhandten erstlich ein auffziehpruggen mit etlichen nebendt pfälen verwahret: es halffe darzue der enge und kaum zweyer menschen fähiger weg und strass: ausser halb der brugg war ein schantz mit groben palisaden einem schweren gatter und blockhaus darauss man komenlich die angehende feindts völckher gleichsam – glidsweiss antrettendt - mit geschützen hinweg heben kündte und ihne den zuegang sperren und verleiden. Der glegenheit aber man sich nachmals gebürendt nit bedient hat. Nit weniger hatt es an geistlichen Übungen Bitten Beten Creutzgang und vil anderen angesteltten Gottsdiensten nichts ermanglet. Es ware auch durch ernsthaffte verhandlung Herrn Stattammmans Deurings und anderen das Fluchen, Schweren, Vollsauffen, Gotts172 Gottslesteren, Dantzen, Springen, und all andere unzimligkeit so vil müglich war abgeschafft und streng abgestrafft und ist glücklich das dise heilsame mitel bey dem liebreichen Gott so vil vermögen, das auffs wenigst wir vil milter aus vätterlicher obsorg als etwan andere in Schwaben und benachbarten lender gesessne von ihme in gnaden beobachtet worden. Es war auch an etwelchen, auch gemeinen burger und landtsleuthen nit grosser mangel die ihr best wie man sagt gern mit darsetzung leib gueths und bluts 95 gethan hetten. Under welchen nit wenig gewesen die aus erfahrenheit des kriegswesens, welches sie vil zeit in underscheidnen als niderteutsch- und welschlandt versucht und gekostet, offtermals sich bemühet und beflissen haben, etwa mit einem heilsamen rath dem Vatterland zum besten beyzuespringen, die fehler an einem andern orth anzudeuten damit sie emendiert möchten werden. µ. Und soll dis et cetera nit vergebens daher gesetzt sein. Aber man hat sie trutzenlich angesehen, ihnen khein glauben geben, auch etwan ein straf und thurn, damit sie stillschweigen erlehrnen möchten, angetrewet und das maul verstopffet. Und ist eins für alle wohl gewüss das der gemeine burger und landtsman das seinige redlich fürs Vatterlands errettung praestiert hette, so fern man selbigen recht und gebürender weiss zue der gegenwehr angeleitet hett. 173 Nun aber ward die stund der finsternuss und verdienter straff vorhanden, darumb nahete sich auch der feindt gegen uns, und indeme wir nit ohne forcht und schreckhen theils die brunsten von weithem ersehen, theils die wider wertige zeitungen von einnemung eines orths nach dem andern mit trawer vernomen, fürnemblich an Sancti Stephani Tag bey alhie gehabter malzeit die beambten und stattamman sambt anderen grossen den bericht bekhomen, das Ravenspurg, Wangen µ nur mehr in Schwedische gewalt gerathen und vermutlich sein intent auff Bregentz gesetzt habe µ, als ist iederman auch bey guetem wein klein laut, und ist das lachen teur worden. Man thette der gleichen als wolte man sich dapffer haltten und wehren, aber im werckh selbst war wenig krafft vorhanden. Darzue schlug auch die unverhoffte zeitung der nähung des feindts unsere unordentliche ordnung und mit einem wort die gantz aigentliche CONFUSION, da niemandt mehr wiste was zue thun oder zue underlassen were. Man berüffte mit allerhand manier der Herrschafften völckher naher Bregentz aber es ging schlecht und gemach her, besonders mit den Oberlender und Montafauner: die ausserhalb der Claus gesessne in der Herrschafft Bregentz und Hohenegg hatten mit ihnen selbst zue schaffen, ihr sach aufs möglichest zue retten. Die Bregentzer Wälder, nit weniger die am Sultzund Riffensperg &c., hatten gnug zue thun in besetz174 bewahrung und defension ihrer vilfaltig posten, besonders in Krumbach, Rohrmoss und anders wo mehr. Das also und der ursach halber vil volckh hinderhaltig worden das es nit naher Bregentz gelangen mög. Umb weilen man nit wüste wo der feindt durch zue brechen gesinnet ware. Also besetzte man zwar den Pfender allerdings mit 1200. Nit weniger den Haggen 96 ohngefahr mit 400. Die Newe schantz meinem augenschein nach mit 300. Nit weniger die Alte Clauss mit 300 oder mehr mannen. Des Riggenbachs Tobels aber hatte man allerdings vergessen und sindt dahin am Donstag vor dem Übergang kaum über 10 persohnen abgeordnet worden. Des vesten und gewaltigen Schlosses ist allerdings nie gedacht vil weniger selbiges gnugsam versehen worden. Bey gestalt solcher ding ruckht der Vormarsch der Schweden Feldmarschall Vrangel auff Ysne zue von Leutkirch am Di. 1.1.1647/22.12.1646 bis Isny, mit etlich tausendt man und etlichen stuckh sich erhebendt, last nit unlengst hiernach den unserigen, so under deme guberno Wachtmeister Vögels an dem Kalbfehl ohnfern von Ysni lagen, erbiethen sie sollen ohne verlengerung solchen posto verlassen und sich bis morgen alda nit mehr finden lassen. Darab sich die unsrigen also entsetzet, das sie voller forcht und schreckhen von obigem orth, so sonsten für ein gantze armee nit bastant, auch nit zue disem endt angesehen war, den 2. tag Janu. am Mi. 2.1.1647/23.12.1646 bis ca. Scheidegg, abgezogen oder vil mer geflohen sindt. 175 Den folgenden tag befindet Vrangel mit seinem volck und stuckhen das Kalbfehl gantz lehr und entblöset, marschiert durch das Algew herunder mit grossem schaden und lasst uns von weitem an dem Mitwoch zu der nacht die leidige brunsten in die augen scheinen. Das vilen zue zeher die augen billich bewegt worden. Am Donerstag darauff begibt er sich herunder am Do. 3.1.1647/24.12.1646 bis Hofen, und bis in das Schloss Hoffen und selbiger gegend herumb und am Fre. 4.1.1647/25.12.1646 bis Bregenz. und lagert sich für die Clausen. Underdessen war es ein kleglicher jammer wegen der veriagten und hierin fliehenden leuth die mit beweinlichem specdackel ihre weib und kindt, haab ross und vieh usw auf dem rugg, auff karren und wägen und anderwerts getragen, gezogen und geschleifft. Da war ein abschewliches wesen in deme die unschuldige kinder wegen eilens und versteckung der strass under vilen wägen herunder gefallen zertreten und von den rädern und pferdten zerfleischet worden. Und war ein trauriges heulen, schreyen und klagen. Die Schwedischen volgten ihne auff dem fues nach, haben auch vil aus ihnen ertappet, geplündert, gefangen, und nider gemacht. Und weilen man notrungenlich die Claus versperren und vermachen muste, sindt vil ross, vieh und wägen vorraus in den strass und wegen stehen bliben und dem feindt zue theil worden. Pater Joannes Vemurkh und ich 176 waren den selbigen nachmittag auff den Haggen zue dem volckh mit grosser mühe durch dickhen schnee und enge wege gestigen, selbige zue besichtigen und zue trösten, Ihnen nach unserem vermögen zue zuesprchen und zue defension des Vatterlands anzuemanen; mit andeuten, wie sie 97 für ein intention und meinung formieren uber ihre sündt, rew und leidt, mit vorhaben selbige mit nechster glegenheit zue beichten, tragen. So lang und so fern sie bereit seyen solchen zue willfahren, sollen sie allesambt zuemal (dan sie in der ordnung gestanden) mit uns auffschreyen „Jesus und Maria“, welches sie zum dritten mal von hertzen überlaut ausgeruffen. Wyr haben auch, zue allernechst neben den feinds völckher, der ienigen so es begehrten (es waren aber der selbigen vil uber hundert persohnen) beicht angehöret und darüber absolvieret. In deme sie auch sametlich in der ordnung standen und unser ermanung angehört hatten, sagte einer under ihnen: Herrle weilen wir bey diser glegenheit nit mehr alle beichten khünden, wie were es, wan ihr uns grad alle zue mal absolvierten ---- ? Ich aber hab solches zue thun damals abgeschlagen, da ich iedoch villeicht solches nach etlicher Cas[u]isten meinung wohl gethan hette mögen. Aber bey solchen gefahren und confusion ist nit allzeit die beste vernunfft und wissenheit vorhanden. In deme nun wir sehen den hauffen der feindt immerdar 177 vermehret werden, sindt wyr baide auff anmahnung des Herrn Haubtman Zürchers von Pludentz von dem berg herab gestigen und uns zue dem Herren Obristene und gesambte Kriegsräth in des Grettlers haus verfüget, umb mehrere munition, kraut und loth, und auch umb succurs an volckh zue solicitieren. Darüber man in der mitleren nacht andere hundert man hinauff comandieret, die aber mehreren theils frembde und fliehende pawren waren und vil mehr zum krieg genöthigte persohnen gewesen, und ist aus disem succurs kaum der halbe theil auff dem Haggen angelanget. Die ubrige sein mit hilff der nacht aus furchtsamkeit darvon geloffen. Allein der trewe hauptman und held err Heldman von Veldkirch gepürtig oder doch alda wohnhafft, der hatt die übrige zue streitten dapffer und manlich angemanet mit bitt und begehren sie sollen als trewe patrioten und verfechter des vatterlands von ihme nit weichen: weiln es ihnen vil rühmlicher seye also ehrlich zue streitten und zue sterben für das vatterlandt, als schendtlich in die flucht sich zue begeben und dem feindt alles in seine hend zue übergeben. Zue vor aber als umb den mittag am Donerstag ist ein grewliches lärmen entstanden, das nemblich die feindts völckher in Rickhenbachs tobel schon durch brochen und sich desselben posten bemechtiget haben, auch albereit im herunder züehen begriffen weren. 178 Da fieng man an zue fliehen, zue zitteren und sturm zue schlagen. Und war aller orthen grosser jamer und klag. 98 Und weilen ein nit geringer theil der feindts völckhe aldorten ein versuch gethan angesetzt und den posten gantz offen und unverwarth befunden. Und so derselbige sich seines vortheils bedienen hette wellen, were noch an selbigem tag Bregentz noch handtlicher ubergangen und vil grösser unheil geschehen. Weiln aber es den Schwedischen am hertz oder anderwerts damals gemanglet ihnen auch ein fürnemer offizier von den unserigen so an der zahl gar wenig waren sich aber dapffer wider setzten, erschossen und beraubet war, sindt sie widerumb zue rugkh gezogen. Darauff sindt die burger hauffen weis dem Tobel zue geeilet haben anfangen die brugg abwerffen,m die strass verfellen und die wacht gnugsam versterckhen und verwahren. Under dessen war ein immerwehrendes flühen und flöhnen ane leut und güeter gegen dem Ober- und Schweitzerlandt: gleichwohl die reichist und fürnembste herren ihre sachen schon lengest in die sicherheit transferiert hatten, als die Herren Von Deuring, Herr Ambtman Yelin, Hans von Ach µ, die Statt Bregentz selbst zue sambt dem Obristen Äscher, der mit seinem Weib die beste sach am Donarstag in die sicherheit abgeordnet. Nit weniger hatt ab der gleichen exempel das Gottshaus ein wahrnung genomen und neben den brieffen und 179 besten kirch ornaten, heiligthumben und etwas von silber geschirren, ein taag 2 oder 3 vor dem ubergang ins Schweizerlandt überführen lassen. Deme an dem Donstag darauff der H. Praelath Placidus in d‘ Gottshaus mit dem Herrn Praelathen Joannes Yselin von Ysne, Patre Anselmo Rueff Conventuale alhie, und Patre Philippo Branson Conventuale von Ochsenhausen, so mit kranckheit behafftet war, nachgefolget und bis naher Thal im Rheintahl sich begeben, den ferneren ausgang des handels zue erwarthen. In wehrender darauff volgender nacht hatten wir ins Closter alhie die übrige beste sach an leinwath und anderem mehr zuesamen gerüstet in die truhen eingemachet mit hoffen, man werde selbige den nechsten tag in dem zue solchem endt vor handt auf besteltem und in etlich wochen eglich salerierten schiff mit etwas wein korn vieh etc einfindig khünden machen und anderst wohin transportieren möge. Aber die zeit ist uns zue kurtz worden und die ungestüme des wilden Sees gantz wider wertig gewessen. Die nacht hindurch hatt es theils geschneit, theils einen dickhen dunst und nebel gehabt, und haben die vielfeltigen wachtfeuer ausserhalb der Clauss nit ohne grauss uns in die augen geschienen. Wir erwarten samentlich nit ohne forcht des tags und dessen anfang oder ausgang und was daraus welle werden. 180 99 Ich sambt dem P. Ildephons Schwartzen, Conventualer alhie, begaben uns in aller frühe mit einem wagen naher Riedenburg dem Schlösslin, neemen von deme mit vorhergehender bewilligung des Junckher Friderich Steurer µ. auff die zehen oder zwelff ansehnliche stückhlin doppelhaggen und rohre, und führen selbige naher Bregentz dem Obristen zue, der sie endtlich nach langer verweilung besichtiget und an underscheidne orth aufgetheilet. Wyr schickten auch in der nacht und volgender zeit einen Patrem nach dem andern naher Bregentz die kundschafften ein zue nemen. Under dessen haben die pawren auff dem Haggen alle ihre rohr los gebrandt und zum kampffe sich gerüstet. Es war aber sehr kalt, darob jederman ubel erfrohren, also das sie kaum die musqueth haltten vil weniger wohl brauchen mochten, sindt die gantze nacht hindurch im schnee gestanden, von frost, nesse, hunger und anderen ungelegenheiten ubel conditionieret und zum wider fechten gantz unbequemlich. Begeben sich weis nit durch welches schlimmen Spaniers Jacques genant ordnung und befelch auff das flache freye ohne einige vorwehr oder schantz zuegerüste feld oder blatz gegen einer solchen arme und stellen sich gegen den feindts volckhern in die ordnung und waffen. Dergleichen thaten auch die andern landtsleuth. So auff der Höhe und oberen Haggen under dem Heldman gewesen. 181 Die haben samentlich des feindts ankunfft und anlauff zwar nit ohne schreckhen erwartet. In dero weilen sasse der Obrist Äscher gantz verwirret und allerdings nit mehr bey ihme selbsten gegenwertig in des Gretlers quartier, schriebe underschidliche bevelch auss, fürnemblich das khein einiger burger, landtsman, und soldat nit solle flühen oder ausweichen bey verlierung leib und lebens auch haab und guets, sonder sie alle sollen zue und beyeinander steiff redlich und tapffer als getrewen Ihrer Ertzfrl Dlt underthanen gebühret bis auff den letzten blutstropffen haltten und das Vatterlandt bey vermeidung höchster ungnadt helffen handthaben und erretten.µ Und liesse solches auff der trummen ausrueffen, obs gleich wohl ihrer wenig gehört, vil weniger gehaltten haben. Endtlich auff viles ermanen und nöthigen ritte er Obriste an die Clauss hinauss, den begleiteten die die Zellerische oder Rostische ritter (so in allem 80 waren). Es zugen auch mit etwelche herren und graffen, als der von Embs Carl Friderich, Herr Graff von Künigsegkh, sambt mehr anderen Frey-, Edel-, und Herren so mehrertheils herein geflohen waren. Die ritten in ihren federn feldzeichen und pracht auch mit trompetten klang zwischen den beiden Claus schantzen hin und 100 wider, thatten mit ihren Geulen gewaltige sprüng in lufft und woltten den feindt einsmals todt haben. 182 Die soldaten aber an der Newen Schantz waren erfrohren, gantz nass und matt, auch hungerig und verdrossen, das es wenig an einer offentlichen auffruhr gefehlet hatte. Es war zuegegen ein veslin mit wein und etwas wenigs an brot, das khundte man nit theilen und ist wenig zue nutz komen. Ich auff begehren Herrn Obristen Äschers celebrierte in dem wachthauss und nach vollendeter Mess fing ich an, aus der Epistel, so in der Mess aus dem Propheten gelesen wardt, dem volckh zue predigen, sie anzuemanen, zue trösten, zue versicheren, das sie werden die oberhandt gewinnen, die hoffarth des feindts stürtzen und zue nichts machen, umb weilen Gott d‘ Herr gesinnet seye ohne allen zweiffel das ienige übel so er uns angethan, gedacht ware von uns abzuwenden und zue widerruffen. In diser wehrenden übel gerathenen Prophecy lauffen die Schwedische sturm vs. Oberstaig. Die unserige so auff der höhe studen veriagen sie, umbringen die in dem thal stunden das ist die ienige so im feld auff dem underen Haggen sich befunden, nöthigen sie und iagen sie eben in selbigem und erstem sturm und angriff in die flucht, machen ihrer vil nider, sprengen sie über die gehe und hohe felsen hinauss und schreyen ihnen schimpflich nach ‚flühet flühet ihr bawren‘ und mit solchem sagen schiessen sie bald disen bald jenen in den kopf. µ 183 Wir hörten herunden an der Newen Schantz, das die unserigen ein wenig zuvor über die felsen herab geschryen Munition - munition - Succurs - succurs. Da will der elende Äscher erst solche munition und succurs den ienigen zueschickhen so albereit geschlagen und flüchtig waren. Es hat auch wenig gefelt so wenn von unserem Volckh auff dem Haggen khein bein darvon komen, dan die Schwedische hatten die höhe überstigen und haben durch ein anderen weg bey dem Propheten, wie man ihn nennet, die unserige in der schantz mit allen denen so im feld waren, auff dem Haggen einschliessen und sie also in die kluppen bringen und auffreiben wollen. Der Haubtman Heldman verhielte sich dapffer und ritterlich wolte sich nit ergeben, auch khein quartier nit annemen, bis er endtlich nider gemacht worden. Nit weniger weniger [sic] hatt sein dapffers gemüth und redlichkeit sehen lassen Landtaman Ronberger von Dornbühren der sich gleicher gstalt manlich gewehret und sein trew mit seinem blut bekreftiget. Es haben auch die Dorenbürner zum besten sich gehaltten und zum letzten in die flucht sich begeben und ist dem feindt von den unserigen auch etwas schaden 101 widerfahren, fürnemblich da ein Capitän Officier Wrangel, des Feldmarschals nechster vetter, todtlich verwundet (dessen leichnam ins Gottsacker vor Lindaw getragen worden) 184 und sambt ihne etlich gemeine soldaten gebliben. Und der Maior vom Obrist Daniel Werdre durch den mund geschossen und etlich andere knecht geschediget worden. Die Schwedischen aber iagten den uberblibnen auff dem fues nach, nötigen und treiben sie wie das vieh die strass hinein naher Bregentz, angstigen sie in die tobler hinab, truckhen durstigklich darauff, bekhomen die fraye strassen, die brugg war nit auff gezogen, und stande der Pass allen offen. Die flüchtigen zeigen mit ihren fuesstapffen dem feindt den weg den berg herab ... und stigen die Schwedische [von] ihren pferdten, führten und zogen die selbige an ihren handen nit ohne gefahr herunder bis sie endtlich in einer ansehnlichen anzahl zuesamen gerathen; da haben sie sich schnur stracks der Newen schantz zue genahet, finden alda schon alles in der flucht begriffen, reissen etliche fahnen von der schantz hinweg, ubereilen die flühende, machen ietz da, bald anderstwo, disen und ienen nider, ohn alle barmhertzigkeit, und erfüllen die strass mit todten cörper und begiessen sie mit vilem blut. An unser seiten weil die Schwedische den berg herab krochen, schlagte man vergebenlich doch erbermlicher weis sturm in allen tührmen und gloggen, und vermanete man das volckh vergebenlich zur gegenwehr. Alles war mit schreyen, klagen, und erbarmnus angefüllet. Etliche so den schiffen zue gloffen, dardurch ihr heil zue 185 zue salvieren, haben ein schiff mit vile des volcks überladen und sindt gantz kleglicher weis in einem augenblickh [Rand: mit uber ... persohnen] zue grundt gangen und niemals mehr gesehen worden, und so fern Äscher sich nit aus dem selbigen schiff begeben hette, ware er mit ihnen undergangen. Aber wer will meiner feder gnug feuchtn nit so vast von dinten als blut vergunnen, dises elendt gnugsam zue beschreiben, das ihme kheiner khan einbilden als der solches gesehen und erfahren hatt. Der Äscher wardt zeitlich gefangen und dem Feldmaschall Vrangel zue gestellet. Die gassen und strassen und all andere weg waren uberhäufft mit flüchtigen frembden und einheimischen leuthen. Alles war uberhäuffig mit menschen, pferdten, vieh, und wägen angestecket Die Achprugg möchte die vile nit fassen, darumben die leuth ein ander wegen des getrengs hinab in das wasser stiessen und erseüfften. Das wasser war zimlich gross und mit grund eys angefült, darinnen ihrer vil, besonders die kinder so den eltern entfallen, kleglich undergangen. Gleich wie nit weniger vil kinder, so man in schne hinein geworffen, erfrohren. Es ware einer dem anderen verhinderlich, die strassen 102 von den wägen verleget, das reitende den fues gehenden verhinderlich, und hin wiederumb. Underdessen ritten die schwedische grausam auff die flüchtige dar, dise fuhren, stossen, schlagen, berauben: iene schlagen und schiessen sie gar zue todt. Dises elendt hatt sich 186 bis an den Rhein zue Höchst und anderstwo hin erstrecket alda bis in etlich 1000 menschen, vieh, ross, µ befunden die alle mit ihren wägen, gutschen, güetere, und was sie noch hatten, in die freyheit hinüber begehrten und befürchteten der feindt möcht ihnen auff den hals gerathen. Herr Ambtman Yelin, Herr Landtschreiber Wegelin, Herr Pfarherr Doctor Franciscus Turnher in Bregentz, Herr Haubtman Zürcher, und vil andere herren und burger wurden gefangen, ubel gehaltten, geplünderet, und schwerlich ranzioniert etc. einer mehr oder weniger. Pater Bernardus Rittler Conventual alhie, damals aber Pfarrer in Grünenbach, geht in aller gravitet in wehrendem überfall naher Bregentz, als wan ihme nichts darum zue gefahren were, also nimbt einem den verstandt ein gehliche beängstigung, wirdt under weg gefangen, uber die massen hurtigklich gehalten, durchauss beraubet und schwerlich dem todt entzogen, dan ihme siben ayen von den Schwedischen an das haubt geleinet und angetruwt, er auch hernach in grosser kelte naher Under Raitnaw geschleppt worden. Hatt im schreckhen 100 Reichstaler rantzion anerbotten. Die ubrige Patres so damals zuegegen waren als P. Henricus Amberg Subprior; P. Benedictus Baur; P. Bonaventura Liebher; P. Joannes Unmueth; P. Ildephonsus Schwartz; P. Floribertus Hueber; P. Lanfrancus Schwartz; P. Mellitus Schweicker; F. Gregorius Klump Profess.; 187 nach deme sie den ubergang schmertzlich vernommen und die Schwedische gesehen von dem berg herunder steigen haben sich in müglichster eyl aus dem Gottshaus, wohin ein ieder khünde, begeben, der eine da, der ander dorth hinauss, durch schne, durch die Ach und anderwerts für und hinder sich gezogen, nit wissendt wohin sie sich sollen wenden, weilen die soldaten von Zell (welche für Schwedische angesehen worden und auch vil leuth geplünderet haben) mit blossen schwertern ihnen ob dem nackhen gelegen, auch die Schwedische bald darauff ihnen nach geiaget. Ein theil bediente sich under ihnen der pferten, ein anderer theil des wagens, den sie in mitte der Ach müsten stehn lassen, andere lieffen zue fuess wie ein ieder vermeinte zue entrinnen. Pater Othmarus Miltobler, weiln er ihme nit khündte einbilden das Bregentz sobald solte ubergehen, 103 war ohne sonderbare sorg und legte sich zue ruhe in sein bettlin. Aber er ist hernach umb die dritte stundt unsauber von dene auffgemanet worden. P. Josephy Gloggler ein 87 Jähriger erlebter Pater blibe in aller stille in seinem stüblin sitzendt und befahle sich Gott und schetzte nit hoch die ihm obstehendte gefahr, als gienge ihn 188 der gleichen überfahl nit an und ist an selbigem Freytag, das ist der 4. January von kheinem menschen nichts leids widerfahren. Ich war im übrigen noch allein vorhanden, name von dem P. Subpriore urlaub, mit sambt siben ducaten so mir hernach das leben erhalten, müsse die uberblibne consecrierte partickel, verbirge die 4 hinderlassne kelch, nimm alle schlüssel zuesammen in ein kappen, und nach einem gueten eingenommenen trunckh rüste ich mich, neben etlichen anderen so zue uns alhero geflohen waren, als Peter Joseph Georg und Wolf Grettler, zue der schwedischen ankunft welche nach zwey Uhren nachmittag mit ungestüm in den vorderen hoff eingebrochen und in einem augenblickh den gantzen hoff mit soldaten, diener, gefangnen pawren, und rossen angefüllet, under welchen einer mit gewalt die gloggen an der Convent Porten erschüttlet und in die thür gestossen mit schreyen, man solle auffmachen. Wolfgang Gretler geht zum ersten hinauss, dem volgete ich mit erschrockhenem hertzen nach, die übrige thatten sich auch herfür, mit fürgeben sie seyen Gottshaus diener. Da schreit der vornembste under ihnen zue uns baiden. Her her da, Ihr schelmen, Gelt her, Silbergschir her, oder ihr müst sterben. Und hebt darmit den pistol in die höhe. Nun wolan, du sacraments pfaff, gelt her, hastu es nit gehört, silber gschirr her. In deme sie nun den Gretler -rein ding- an gelt und kleider aus plünderen, bitt ich auff den knien umb quartier und fristung des lebens (ob ich gleichwol schon halb todt war und mir die zung allerdings erstarrte), 189 mit anerbietung ich welle alles das jenige, so ich hab, trew und redlich hergeben und anzeigen. Nur aber wisse Gott mein Herr und Richter, das ich dismal nit mehr habe, als dise 7 Ducaten, und reiche ihm darmit dieselbige in die handt. Und weil sie mir in die seckh unguetlich gefahren, sag ich weiter, so habe ich noch etlich silberne löffel alda, darvon nimbt diser und jener ein und anderes. Und damit sie gnugsam verspürn möchten, das ich redlich mit ihnen handlen welle, so well ich ihnen noch etlich andere silberne löffel, die ich verborgen hatte in die hand lifferen. Nemen mich darauff wie einen schelmen und führen mich ins Priorat, und nach empfangnen löffeln, sagt der Capitän oder wer es gewesen, es seye ihme noch nit genug, es müsse einmal mehr gelt und 104 silbergschirr heissen und geltten. Und soll mich nur nit lang besinnen. Nur raus mit dem gelt, du schelm. So bekhenn ich mein schuld, das in solchem schreckh wenig gefelt, ich hette die 4 verstossne kelch geoffenbaret. Ich sagte aber „Ach mein gnediger herr was soll in diser meiner noth weiter andeuten gelt oder silbergeschirr weis ich einmal nit“ (dan der herr Praelath was er daran gehabt mit sich entführet). Damit aber der herr getröstet werde, so will ich ihne in des H.Praelathe zimmer selbst führen, da wirdt er vielleicht etwas finden, das ihme eben so angenem als das gelt selbst sein wirdt. Er aber wolte nur gelt oder silbergeschir haben, demnach stossen sie mit schreyen und Bahen die cellen thüren ein, 190 durchsuechen alles und endtlich sagt der officier, „ich sihe wohl, die Sacraments Pfaffen haben khein gelt“. Nun wolan, wir wellen in des Praelathen zimmer. In welchem, da er mit seinen dienern und mit consorten die truhen und einen grossen kasten mit schöner leinwath angetroffen, ist all sein wueten gestillet und er gar freundtlich worden. Ich trage ihm gantz new gemachte seckh zue und hilff die selbige ihm anzuefühlen bis er vergnügt war. Die ubrigen klaubten darvon was ihnen beliebig gewesen. Thut endtlich der mehr angedeute officier auff mein bitt mit mir einen guten trunckh und heißt mich frl Gott behueten. Ich gedachte und wünschte ihnen vil glücks auff den weg. In disem strudel, als Pater Othmarus in seinem betth dis geschrey und tumult gehöret, spingt er auff, fragt was es seye oder bedeute, und da man sagte die Schwedische weren vorhanden, laufft er eylends der kirch thür zue, reist mit gewalt das schloss herunder und versteckt sich bis gegen abendt in dem wald alhie. Die soldaten aber rennen sporen streichs dem schiff zue, welches gehn Kempten gehörig, aber vom sturmwind ans landt geworffen war. Das plünderen sie mit grossem schaden derienigen, so es zue gehörte, an besten sachen gantz aus nach ihrem gefallen, haben auch den rentmeister bis auff das hemet ausgezogen,, und ein guete reiche beuth alda erschnapet und vil gelt und silber gschirr bekrieget. 191 In Bregentz und anderen orthen, besonders auff den strassen gegen dem Rhein, war eben solches elendt, plünderen und rauben. Fürnemblich war gross gult und gelt in die schiff, so an dem tham stunden und wegen ungestüme des Sees nicht vortkommen mochten, eingeladen. Das ist alles den Schwedischen zue theil worden, und hatten sich so wohl die einheimische als frömbde, so ihre besten sachen hierdurch verlohren, höchlich zue betauren. Gewüss ist, das sie in disen schiffen gantze stiffel voll 105 lautheren goldts angetroffen und allerdings ohnerschetzlich guett bekhomen. War wol ein elender handel, das die grimmigkeit des etliche tag aneinander wüetenden Sees disen schiffen also widerwertig gewesen. Gleichwohl hetten die selbige ein geraume zeit zuevor wohl khünden fort gebracht werden, aber Hans Walser alter Stattaman, aus unzeitigem eyffer wolte selbige nit fort lassen, andeutendt man solle das vatterlandt nit mit so vil landt- und schiffleuth entblössen, deren hilff man zum krieg wider den feindt vonnöthen hab. Bey diser beraubung in den schiffen hatt den grösten schaden gelitten der hochwürdige Fürst Romanus zue Kempten, der damalen nit allein grosses gelt und guet, sondern auch kostliche und manigfaltige heiligthumb und kirch ornat verlohren. Die heiligthumb sindt durch die Schwedische hin und her zerstrewt und mehrer theils in den See geworffen worden. Es ist auch bey disem elenden wesen zue beobachten was 192 massen die Zellerische ritter für ungelegenheit angerichtet, indeme sie wie andere Mamaluckhen zue allererst ausgerissen, die leuth erschrecket, sich für Schwedisch ansehen lassen und vilen redlichen leuthen das ihrige mit gewalt entnommen. Under welch wenig das selbig widerum im Schweitzerland und Costantz mit recht bekhomen. O des traurigen tags! O des kleglichen handels! wie soll ich dich weiter beschreiben? Die leut lieffen hin und wider wie die wilde unvernünfftige thier under deme fiendt herumb, dessen sich der Generaliss. Vrangel verwunderet und erbarmete, sprach darum zue ihne: was seit ihr für törichte leuth, macht euch doch auf dem weg in die kirche damit ihr möcht erhalten werden. Under dessen fangt man ihrer vil, disen schlegt, disen schiesst man zue todt und war aller orth lauter jammer noth und eüserst elendt; des ienigen so mit den ledigen und verheüreten weibs persohnen fürgangen zue geschweigen. O des leidigen wesens! Der Obrist leutenambt Singer so den posten an der ausseren Claus inne hatte und sich dapffer und redlich 2 stund lang mit den seinigen wehrte, als er von den Schwedischen, so die Neue schantz eingenommen, mit schiessen angesprengt wurde, und er endtlich verstendiget worden, das alles verlohren, hatt nothtrunglich sich von dem posto mit fliehen begeben müssen, und darauff ist der pass allerorthen eröffnet, und der feindt hauffen weiss in Bregentz eingeführt worden. 193 Darauff der Feldmarschall Vrangel mit etlich angeführten troppen und dem Äscher selbsten für das Schloss geritten und auffgefordert zue eilfertiger ubergebung desselbigen. Und weilen der Äscher dem Jacob Gropp, einem burger als von ihm verordneten schloss vogt oder 106 verwahrer, zue erbotten er soll daselbig nur bald auffgeben, weilen er solches bey Dlt getrawe zue verantworten, er Gropper selbst auch ein unerfahrner man im krieg war und villicht niemaln einen todten man aldorten gesehen, über das alles khein gebührende anstalt in volckh, in geschütz, munition, und proviant und anderwerts vorhanden gewesen, ist das Veste Schloss, das ein ewige schand ist, ohn einigen widerstand in des feindts handt und gewalt gerathen und ihme noch selbigen abendt spottlich uberantwort worden. Darbey auch Hauptman Clas von Halbenstein, sonsten den lehren worten nach ein gewaltiger eisenbeiser, hat schier etwas anders gesagt, schlechte ehr auffgehebt das er in ie ubergebung als ein kriegserfahrner und lange zeit zuevor gedienter und besoldeter hauptman und patriot eingewilliget und sich wie ein lethfeig gehalten. Es ist auch vilen und vast allen anderen kriegs officieren ein immer wehrender spott aufferwachsen das sie im fliehen die allerersten gewesen und kheiner under ihnen (der Haggen wie oben gesagt ausgenommen) 194 schwer oder tödtlich verwundet worden, sondern sie samentlich sindt wie andere (gedenckhe selbst lieber leser wie sie zue nennen) etcetera darvon geflohen und die arme burg und landtsleuth im stich gelassen: oder aber die ienige so etwan von den Schwedischen gefangen worden, haben sich dermassen mit ihnen vergleichen khünden, das ein geringer underscheid under baiden partheyen zue finden gewesen. Vast dergleichen grossen ruhm und ehr -scilicet – hat verdienet und darvon mit sich im fliehen getragen der Obrist Wachtmeister Vögel mit in 1200 man auff dem Pfender versehen, der da billich hette sollen den ienigen auffm Haggen nothleidenden (Rand: mit halben theil volcks) secundieren oder auch dem feindt im herabsteigen in rugg gehn: aber er gabe für, es seye ihm bey verlierung seines lebens anbefohlen worden, den Pfender nit zue verlassen. Uber das weilen ihme das volckh nach und nach vergangen und unsichtbar worden, hab er allein nichts khünden ausrichten. Ist also auch nach anderer exempel darvon geflohen. O der herrlichen rittermessigen Heroen, Beschützer (oder Bescheisser) des Vatterlandts! Fürnemblich die zuevor jederman woltten fressen und todt haben, aber mir wurde nit gnug papeyr erkleckhen so ich sollte der noturfft nach alles elendt beschreiben. Allein ist der jammer etwas temperiert und gestillt worden da nemblich umb die fünfte stund zue abendt offentlich durch die trummen General Perdon und Quartier iederman aussgeruffen und ertheilt worden. Also das man todtschlagen und auff metzgen ein end gemacht. 195 107 Die anzahl der erschlagnen ist ungewiss ausgenommen das man der burger so umbkhomen benambsung wohl wissen mag die auff die sibenzehende zahl sich belauffen thut. Der Montafuner, Oberlender, Dorenbürer und Feurberger pauren, auch anderer redlicher landtsleuthen und auch fürnemblich der frembden herein fliehenden Allgewer und Schwaben sindt warhafftig in ein oder zwey auch etwan 300 menschen, besonders zwischen der Newen schantz und Vorstadt in der strass gebliben als das sie alda wie die hamwen hauffen weiss gelegen und nachmals in ein nach gelegenes guet schlechthin zur erde eingelegt worden da der eine noch etwa ein fues der ander einen arm in die höhe ausstreckhendt gesehen ware. Sonsten hatt bey disem überfahl der Obrist Rost und Statt Costantz wenig oder nichts mit beyhilff geleist oder wegen ungestümme des Sees (den ohne zweifel die Schweden mit zauberey wie gesagt worden beunruwiget) nichts leisten khünden. Der Obriste von Lindaw schickte zwar ein jag schiff mit etlichen stückhlin und soldaten, haben aber wegen der ungestüme nichts fruchtbarlichs ausrichten mögen. Sind auch nit, ohne grosse gefahr hindurch khomen. Es hatte halt das ansehen es thete auf Gottes verhengung alles wider uns streitten und straffen, der lufft, der schnee, die kelte, die feuchte, das wasser, und anders vil mehr. Dardurch man augenscheinlich erfahren das Gott der Herr dis landt wolte straffen. 196 Es ist auch schwerlich zue fassen und zue glauben was für ein tumult und schreckhen aller orthen in die Oberlender und Schweitzer gefahren, nachdeme man des Bregentzischen ubergangs verstendigt worden. Im Schweitzerlandt und besonders jehnseits des Rheins zue Thal und S. Margreten – Reinegkh µ darzue fürnemblich H. Doctor Abraham Schiegg damals Pfarrer zue Thal von Appenzell gepürtig geholffen, hat man von leib und leben sturm geschlagen und unseglich lehrmen erwerket. Die Schweitzer flöhneten ihre mobilia an sichere orth und waren mit lauterer confusion verwicklet. Etlich lieffen mit ihren hellparten und schlachtschwerter in unordnung an den Rhein, andere begaben sich in die berg und einödinen bis endtlich der Obrist Giel etwas namhafftes von volckh in etwas ordnung am Rhein gestelt, die nachmals mit schiessen, besonders in der nacht, gegen den flüchtigen hinüber dapffer getobet haben, vermeinendt es were etwas vom feindt vorhanden &c. Man hielte für warhafft und gewiss, im fahl das 300 oder auffs meiste 600 Schwedische im ersten furor weren in das Schweitzerlandt eingebrochen, hetten sie ohn einige beschwernus und widerstandt das gantze Rheinthal und Turgaw zue sambt allem raub und peut einbekhomen. Also übel war die Schweitzer sach 108 damals bestellet. Von Lutrach nach Wolffurth Schwartzach bis in die Obere Herrschafften Veldkirch Sonnenberg µ hinauff ward alles mit lauter schreckhen angefüllet. Jederman lieffe darvon, verliessen haus und hoff 197 und fürchtete ein ieder, er zue sambt den besten mit genomnen sachen, würde dem feindt zue theil werden. Daher geschah das alle keller kästen und heüser offen gestanden, und menigklich freyer zuegang verguntt ware. Welches nit wenig flüchtigen zum besten kam die in werender flucht sich etwa mit einem gueten trunckh brandtund ungebrannten weins nach wunsch erfrischen khundten. Im übrige hatt General Feldmarschall zwar starckhe wachten aufführen und fleissige obacht zue haltten anbefohlen. Aber der mehrertheil derselbigen hatt sich im wein, so überflüssig vorhanden war, und darauff volgendem schlaff also vertiefft, das nit schwer gewesen were, selbige mit einem überfall zue ubergweltigen, oder gar alles hinaus zue schlagen und Bregentz widerumb zue recuperieren; dan ins gemein sey Schwedische die pauren geförchtet oder doch ihnen nit getrawet haben, ob gleich wohl sie khein ursach in disem fahl hatten. An selbiger eingehender nacht hatt sich die wüetigkeit des Sees gestillet also das selbiger einem glatten pfennig gleich worden. Und haben wyr [uns] mit ein baren Rath des an das landt alda geworffenen Kemptischen schiffs bedient, als das wyr (den P. Joseph und etlich diener ausgenomen) mit hilff der finsteren nacht in dasselbig schiff mit 4 kelch und etlich wenig besten sachen, nach dem wir selbiges mit grosser mühe 198 und arbeit ab dem sandt gebracht, gestigen und nur mit 3 rueder ohne einige erfahrung schiffkundsweis nit wohin gefahren und uns villeicht in grossere gefahr als wir vorher waren gesteckt und gesetzt haben, bis wyr endtlich mit dem selbigen zue Rorschach am Sambstag angelanget. Da haben wyr der Schweizer procedere im kriegswesen selbst aigentlich besehen mit grosser verwunderung. Ihr forcht langsamkeit und gantze Confusion in reutter und fues volckh µ verspürendt. Deren gröstes glückh war das der Schwedischen intent nicht auff sie gerichtet oder widerumb zue rugkh gezogen war. Sonsten weren sie zweiffels frey verlohrne leuth gewesen. Und ob gleich wohl die vile des volcks an ihrer seitten nach und nach hefftig vermehrete und der Rhein starckh besetzt ware, ihrer auch etlich besonders die Appenzeller mit hin uberfall an den feindt sich wagen woltten (lehren wortten) ist iedoch khein rechte kriegs ordnung und manier von ihnen verspürt worden darunder auch etlich im musteren sich selbst erschopft. Neben disem haben ihrer auch nit wenig dan flüchtigen so sich zue ihnen uber Rhein begeben vil leid und 109 schmach mit entnemung der waffen und anderer sachen erwisen, mit sagen man solte die leiden lose Schwaben und Bregentzer all zue todt schlagen oder doch ihnen alles abnemen und widerumb zue rugg iagen. Es hatt auch diser Sambstag den oberen dorff-, landt- und herrschafften vil jammer und noth gebracht. 199 In deme die Schwedischen sich weiters hinauff mit streiffen und plündern begeben und allerorthen alles offen befunden. Newburg darinnen nit mehr als ein ein[z]iger mann gewesen, und die porten den Schwedischen ohn einigen widerstandt und schuss eröffnet hatt. Nit weniger die statt und schloss Veldkirch ist ohn einige widersetzung in feindts gewalt gerathen. Es sindt auch von ihnen nit uber 3 mans persohnen in gantzer Statt Veldkirch, nemblich P. Stanislavus Capuciner guardian, Herr Joan. Cristoph Amberg Stattschreiber und H. Baumeister Gasser betroffen worden, das übrige volkh ist alles mit ihren besten sachen dem Rhein zue Platts und Bendern µ und anderen sicheren orthen zuegeloffen und sicherheit gesucht. Es war mit einem worth allerorthen nichts anderst als gröste noth und jammer zue finden. Eben diser tag hatt auch dem alhiesigen Gottshauss allerdings den grössten stoss gegeben. In deme die kostbaren mobilia an vieh, rossen, geflügel, leinwanth, wein, und kaes, schmaltz, und vil anderem entführet, die thüren vester zimmer µ aufgeschlagen, die geflehnete güter der bawren und landtsleuth, so da her eingeführt, geplündert und beraubet, auch ein solcher tumult, schleglen und handel im Closter, als vorhin niemals geschehen, vorüber gangen als wolte man das Closter abbrechen. Bis endtlich 200 am Sontag früe ein Salva Guardia auff begehren Herr Obrist Duglas, deme zue aller ersten das Gottshaus assigniert worden von dem Veldmarschall, alhie angelanget. Sonst aber was die Soldaten darmalen nit geplündert und entzogen, das haben etlich benachbarte und auch gar umbs Closter herumb wohnende persohnen wohl in obacht und in ihren sackh genommen und darmit sich wohl angespicket. Gleich wie es laider auch anderstwo gangen da die einheimische und benachparte dan burger- und landtsleuth allerdings so grossen schaden als der feint selbst zuegefüegt, und als doppelte schelmen gehandlet und den Betrübten ein zweyfache betrübung uber den hals gebunden. Aber es hatt ihnen alles, experientia probante gedeit wie dem hund das grass fressen, in deme das ihrig überblibne von gestollnem guet gantz und gar verzeret und gefressen worden. Und obgleich wohl des Gottshaus substanz 110 nit auff einmahl entzogen worden, so ist iedoch selbige nach und nach innerhalb der 9 wochen als der feindt alda gelegen also geschmelert worden das der schaden der beraubung hoch erwachsen in deme summatim auff die 112 khüe und ochsen 300 schaff, 24 pferdt, 16 schwein, geflügel deutsch und welsch ohne zahl, 80 fueder eignen weins den geflöhneten nit geachtet. Korn so auff drey jahr 201 gedeyen mocht. 6 centner hecht und karpfen 2 Centner stockfisch und neun centner gesotten schmaltz in malor gangen: zue geschweigen was an leinenen tisch und bett gewandt und ann schwartzen kleidern dessen werth sich hoch beloffen entführt worden. Vil andere hohe beschwerden und unkösten, sonderlich in besoldung der Salva Guardia geschehen, ietzmals zue geschweigen. Es haben auch unserem Vatterlandt nit wenig die Bregentzer Welder und sonderlich etlich Schweizer darunder ein Burloher, von Rheinegg gewesen, geschadet umb weiln sie umb einen todten pfenning von den flüchtigen und Schwedischen vieh ross und allerhand mobilia an heüten, haus rath µ an sich gebracht und das Vatterlandt erseigeret haben. Dadurch grosser schaden geschehen. Im übrigen haben die Oberlender und Bregentzer Welder (Rand: Pludentz, Sonnenburg, Embs µ) ihren nutz und Vortheil besser als wyr beobachtet und haben bey so gestalten sachen mit abgeordneten bottschafften bey dem Veldmarschall Vrangel also gehandlet und tractieret das sie mit leidenlichem accord zue gnaden auff und angenommen worden und besonders den Welder niemandts anderst als Salva Guardien eingelegt: Gleich wohl es den nechstgelegnen dorff- und landtschafften rauch gnug abgangen ob sie gleichwohl im accord begriffen waren und under die oberen herrschafften gehörten, da man ihnen besonders das fuether entführet hatt µ. 202 Sie aber gegen unsere beiden Herrschafften gereitet sindt tausendt mal leidenlicher hindurch gelanget. Nemblich die Bregetzer Welder wollten niemandt anderst von Schwedischem Volckh als die Salvias Guardien an underscheidnen orth zue sich lassen, behielten im übrigen ihre posten durch ihr volckh starckh verwahret und haben sie Welder warhafftig nit wenig Schwedische in underschidlichen orthen in der stille hindurch gericht, geplündert, und die leichnam in die töbler hinunder gestürzet. Sie geben aus als ein warheit, es habe den Bregentzer Wald dises wesen an wacht, contribution und brandsteur gelter uber die 30000 fl gelt und dessen werth betroffen. Daran aber hatten sie einen grossen fortheil in deme sie dem Veldmarschall mit dargebung der pferdt, vieh, und schmaltz, 111 welches alles sie von den flüchtigen gar ring und wolfeil bekhomen oder abgeprest, und aber widerumb theur gereitet, ein grosse schlappe wie man sagt abbezalt haben. Thannberg wurde dismal das glückseeligste, aldieweil dahin niemandt vom feindt wegen durch den tieffen schnee verlegte strass gelangen mocht. Hierumb aber waren wyr arme und betrengte in stettem und durch neun wochen wehrendem elendt, forcht, und gefahren. Da nemblich wyr teglich mit bedauren sehen müssen, das unserige übergeblibne mehr und mehr entzogen und geschmeleret 203 und auch gar in frembde und benachtparte landt abgeführt oder doch alhie verzehrt zue werden. Wyr sindt mit einem worth zue genöthigen underthanen der Schwedischen worden under deren obhand und gewalt wyr uns nothrunglicher weis müssen tuckhen uns schnuckhen und war uns der gröste vortheil das wyr alhie verbleibendt oder dahero bey zeiten wider kherendt gleich wie der Aesopische hundt sambt den Schwedischen auch etwan ein guetten partickhel von essen und trinckhen erwischet und mit einander verzehret haben. Hierbey khan ich nit verschweigen was massen Herr Comendant in Lindaw Graff Maximilian Wilibald von Wolffegg µ zue sambt seinen nachgesetzten kriegs officiere sein eyffer [hat] verspüren lassen in deme er in aller eyl nach ubergang Bregentzer stadt die uberblibne schiff, mehr klein als grosse, an beiden gestaetten des Bodensees so vil sich gezimen wöllen hatt lassen, naher Lindaw abführen und dem feindt entführen. Und da man ihme vor der eroberung Bregentz auff sein vernünfftiges begehren hette wellen folg thuen, weren die schiff alhie dem feindt nit zue theil, auch der Statt Lindaw nit zue solchem nachtheil gerathen. Dan er ein tag, zwey oder drey zuevor, einen ansehnlichen officier naher Bregenz abgeordnet und gebetten, man 204 solle bey so gestaltten und gefahrlichen dingen, da Bregentz nit gnugsam versehen noch verwahret oder doch zue einer grösseren sicherheit, die grosse und vilfeltige schiff naher Lindaw als einen vesten posten transferieren und in verwahrung zue uberführen lassen. Aber weiln man Bregentz für einen unuberwindtlichen orth an unser seitten vergeblich achtete, ist dessen abgesandter mit unhöflicher und abschlegiger antwort, mit baiderseits grossem schaden und unheil darauff erffolgendt, zue ruckh gewissen worden. Und ist sich zue verwunderen das ihrer etlich ihm in Lindaw geflöhnete güeter widerumb herauss genomen und naher Bregentz als ein vil sicheres orth transferiert und dardurch gross schaden 112 gelitten haben. Der feindt feyrete auch nit, seine völckher alsbald naher Lang Arg und anderen am See ligende orth und bald hernach gegen Lindaw abzuefertigen und sich aller diser gelegenheiten zue impatronieren, wie er dan, das sich zue verwundren oder zue beklagen ist, ohn einige resistenz das Veste Schloss Langenargen also einbekhomen, das khein einiger mensch als ein natürliches kindt oder narr darin zue finden gewesen. Der hatt den Schwedischen, so nit trawen woltten, mit schreyen zue geruffen „kombt herein, kombt ohne scheuch herein, es ist niemands mich ausgenomen alda vorhanden!“ Welchen spott und schaden gleichwohl 205 der zuevor darein ligende Capitain mit grossem nachtheil und beraubung seines lebens in Lindaw bezahlen müssen, da sein kopf uber die klinge hinaus gesprungen. General Duglas als deme erstlich das Gottshaus alhie deputiert wardt, schribe uns also freundtlich zue, das man sich nit ohne ursach darob zue verwunderen hatte, damit er etlich auch uns möchte widerumb zue hauss bringen mit diesem schreiben. So zue sonderem angedenckh originaliter hier bey versetzt worden. Hier folgt in ‚166 Breg‘ der ganze Brief von Douglas ans Kloster Mehrerau. Als folio sey zue erkhundig. Darbey zue merckhen das er General Duglas uns gleich von anfang einen pass brieff naher Liechtensteig im Schweitzerlandt zue gesandt weiln aber mein Gnd. Herr ein besonders bedenckh darbey hatte, als wolte man uns mit list her zue lockhen und alsdan die persohnen oder Gottshaus selbst mit schwerer unvermöglicher Ranzion oder Brandsteuer anlegen µ als hatt er nach etlich tag wartens und besserer nachricht erfahren wellen lassen. Demnach aber volgendes schreiben mit sambt einem newen pass zedel angelangt, sindt wyr baide P. Bonaventura Liebher und ich F. Franciscus, auff unser begehren mit gnaden alhero entlassen worden und nach verfliessung 12 oder 13 tagen nach dem algemeinen ubergang im Closter widerumb erschienen. 206a Facsimile Wiedergabe eines Schreibens des schwedischen Generals Robert Dougals an die Stadt Bregentz: „Erwürdige undt wohlgelahrte, Aus deroselben von 7/17. hujus an mich abgegangenen schreiben habe ich unter anderem ersehen, daß Sie ... Datum ... Bregentz ... den 12. January Anno 1647 Der Herren dienstwilligster Ro:Duglas“ 113 207 Bald hernach hat sich auch P. Ildephonsus Schwartz und darauf P. Anselmus Rueff iedoch nit ohne gefahr dan er ohne einen ordenlichen passzettel durch die wacht an der Ach nechst ob Hardt mit einem pawren durch gesetzt, zue gesellet. Da haben wyr zue sambt P. Josepho Glöggler, so alzeit hie verbliben und durchaus nit von dannen weichen wöllen, und P. Bernardo Rittler, so albereit der gefangenschafft mit gewissem beding erledigt worden und nochmalen 30 Reichsthaler für die versprochne ranzion erlegen müssen. Under den Schwedischen, wyss Gott wie traurig, auch nit ohne manigfaltige gefahr, in sehr schlechtem und ubel zue schlagendem essen in die 7 wochen lang bis zue ihrem abzug gelebet. Und aber das Trünckhlin so übrig war hatt uns beynebens hindurch geholffen und den kummer in etwas entnomen. Underdessen holleten die Schwedischen gleichsam ohne underlass von dem Closter korn, haber, wein, und andere lebens mitel ab, schickten ein nach dem anderen befelchs zedel herunder, darin sie ietz dis, bald jehnes mit gewaffnetem bitt begehren thetten. Als. Exempli gratia: „Ein Salva Guardia auff dem Benedictiner Closter von Monsieur D’ Avaugour und Herrn Obrist Leutenambt Meyer Hessischen Residenten soll für das Lindische Regiment fünffzig Säckh speltzen abefolgen lassen. Signatur. Bregenz den 16. Jann. 1647. General Mortaigne“ 208 Also geschahe es teglich bis alles ob ernante korn, haber, wein, etc. entzogen worden. Sie hatten auch ein besondere manier die früchten abzudreschen, Sie namen ein garbe zue handt, schlugen die selbige an einen sprossen oder balcken, und streifften das best darvon. Das übrig warffen sie zue rugkh, welches aber uns nachmalen umb etwas zue nutz komen, weilen wyr selbiges widerumb tröschen lassen. Wein so neben anderen geliffert worden Für das. Regiment: Alte Blauwe 35 Aymer Lindische 50 Mortaignische 50 Pruckische 50 Volckhmanische 32 ½ Danielische 50 Steinbockische 17 ½ Auff das Schloss alhie 56 Ohne den ersten wein zue hoff [Hofen] so den anderen tag nach dem ubergang entnommen worden. Joan von d’Artollerie 3 Auff die schiff als man nach der Maynaw gefahren 70 114 Obrist Leutenambt Mayen 10 desgl. D’Avaugours Cappellan 10 Vil anders mehr zue geschweigen. 209 Under dessen sindt unsere geliebte Patres Prof.sdi und übrige Conventuales an underschiedlichen orthen hin und wider zerstrewt im exilio herumb gezogen und sich auffgehalten: Fürnemblich der Gnd. Herr Praelath in wochen lang zue Liechtensteig sich befunden und auff seine aigne Speha so nit gering wardt, gezehret. Und etliche der seinigen darmit hindurch gebracht. Naher Einsidlen begaben sich P. Joannes Unmueth und P. Mellitus Schwicker: naher Reinalp P. Columbanus Herbst damalen Praebendarius in Bregentz und P. Lanfrancus Schwartz alda sie bis in die 7 wochen lang mit ehr und lieb von dem selbigen Gottshaus tractieret worden. P. Plonbertus, damaln pfarrer in Wolffurth, begab sich naher Sargans und liess sich in geistlichen diensten loblich brauchen, sein narung dardurch zue gewinnen. Nit weniger behalffe sich P. Benedictus Paur mit lifferung gebürenden costgelts bey dem H. Pfarrer in Liechtensteig, seinem Herren Vatter. Bis er nachmals, demnach die Schwedische abgezogen, sich in dem Bregentzer Wald in die ... wochen lang in geistlichen ämbteren brauchen lassen. Wie gleichermassen hernach P Mellitus ein Capploney in dem Frl Stifft Schenis angetreten und in etlich monat lang verwest. F. Aloysius Spranger zue sambt F. Ignatio Frey waren in den Studiis Theologicis bey den Dominicaner in wehrendem ubergang begriffen. P. Henricus Amberg aber Subprior demnach er sich ein wenige zeit in Appenzell neben P. Ildephonso auffgehaltten, ist zue dem Gnd Herren zum fahl aller begebenden gelegenheiten naher Liechtensteig erforderet worden. 210 F. Gallus Bendel endtlich mit F. Gregorio Klumpen haben bey dem Frl Stifft und Closter S. Gallen zue leben und die Studia Theologica und Canonica zue phcquieren gnadt und gelegenheit gefunden. ebnermassen auch P. Ignatio solches glückh in Einsidlen zue handen gangen, [es folgt eine nicht entzifferbare Einschiebung] Nit wenige der burger und vornemblich der handt werks leuth sindt alsgemach widerumb naher hauss under die Schwedische gezogen, denen auch vil landtsleuth nach gevolget, die vast alle von dem feindt manierlich und höfflich gehaltten worden, das sie selbst solches von ihme niemals hetten verhoffen mögen, bis das es endtlich zum abzug gerathen, alda es etwas rauherer abgeloffen. Deroweilen ward auch die Veste Statt Lindaw von Herren Veldmarschall Vrangel in eigner persohn recognosciert, bald hernach von seinen völckheren 115 attaquiert: volgends belegeret gar hartigklich und ungleüblicher, erschröcklicher weyss mit schiessen granat: glüenden feurigen kuglen, feur seckhen µ, steinen, und vil ander wegen mehrmals beschossen, geangstiget, und geschediget. Er nöttigte die Statt oder vilmehr das Schentzlin vor der Statt, so vil ihme möglich war, zue landt und wasser, zue dessen endt der das grosse Bregentzer schiff und lädinen auffs best ausgefertiget und wider die Statt ausgeführt hat. 211 Aber der edle held Graff Maximilian zue sambt seinen dapfferen und lobswürdigen officieren soldaten und herein geflöhneten landtvolckh deren nit wenige aus der Herrschafft Bregentz gewesen, haben starckh und bestendig, auch auf dem wasser, widerstandt gethan und vil maln die Schwedische dapffer zue rugg geiaget. Weiln aber der gantze verlauff dises handels in offentlichen truckh ausgeflossen, als ist unnötig alhier vil darvon zue schreiben. Allein haben wyr alhie auff dem thurm aller sachen fürgangenheit mit augen von weitem erkundigen mögen, wie sie mit und gegen einander gestritten, gefochten, gespilt, gebocht, und getonderet haben, das die gebew alda sich erschüttlet und die hertzen im leib bewegt worden. Und hatt dise dapffer und mannheit deren in Lindaw sich befindenden obrist, officieren und soldaten dem Schloss und Statt Bregenz, wie auch der Vestung Meinaw, darin sich selbiger Commenthur, von Hundpiss geboren, so schlimm und heillos gehaltten, so liederlich geschehen übergangs spott und unehr gedopplet und vermehret. Die Schweitzer under disem hatten allem nach enge hosen an, wie gross sie auch waren, und wüsten ihnen selbst schwerlich zue rath und zue helffen. Ebner massen khondten die Schwedische der Schweitzer intent nit gnugsam erkundigen oder wissen, und derohalben ihnen nit durchaus vertrawen, darumb dan sie die wachten gegen dem Rhein auffs sterckiste mit bis in 400 oder mehr mann alle nächt versehen liessen. 212 Dan auch die Schweitzer die trommel immerdar rührten und in die 7000 mann an den Rhein an underschiedenen orthen legen theten. Es tumultierte das gamtze Schweitzerlandt und erklingten aller orthen die alte bürgher harnisch und schlachtschwerter, ausgenomen das die Völckher der inneren länder als Zug, Uri, Niederwalden und Lucern wohl mundiert und wohl abgerichtet erfunden worden, darunder einer mit einem grossen büffel horn, so mit silber beschlagen, vorher getretten und abschewlich geblassen. Auch der Caplan, mit einer stol angethan wie ein feldzeichen, neben dem scharpffrichter an der seiten hereingepranget &c. Darauff vil wägen 116 mit käs butter und anderem proviant gefolget seien. Demnach derohalben sich General Vrangel wollte in allweg versicheret haben, sandte er ein ehrliche bottschafft an die gemeinen heübter der 13 orthe sub dato 7. Jenner. Die selbige dardurch mit gegebenen schreiben vor aller feindtethligkeit zue vergwissern also schreibendt. µ „Deme nach die Stadt schloss und Herrschafft Bregentz mit ihrer 2 Clausen und Pass in unsere gewalt gerathen, so haben iedoch die Herren hierauf keinerley wege die gedanckhen zue schöpffen als wan man diseits einige feindtliche attentaten gegen sie und ihre grentzen für zue nemen gesinnet. Besonders weil ich Sie krafft dises vil mehr aller freund und nachparschafft bestermassen versichert habe, nit zweifflendt die Herren werden meiner anvertrautten Konigklichen Arme und 213 Soldatesca reciproce begegnen. µ einer resolution hierüber gewertig.“ Darauff sie 4 abgesandte, stattlich mit grossen federn und rotten hosen und braiten bärthen ausgerüst, spedierten, mit einem schreiben von den vornembsten underschrieben und besiglet und naher Bregentz abgefertiget, alle freundt und nachbarschafft zue bekrefftigen, zue bestettigen, und zue befürderen, auch gleiche versicherung für die zuegewandte orth, fürnemblich Herrn Abbt zue St.Gallen und Gemeiner Drey Pündten, zue erwerben. Darneben batten sie, er General Veldmarschall soll ihnen kheine Einquartierung auff ihren grund und boden legen, denselbigen auch mit seinem volckh nit betreten und absönderlich mit Costantz auff ihrer seitten nichts fürnemen &c. Und endtlich der freyen Commertien ihren freyen und ledigen gang lassen. Darüber Herr General geantwortet: er lasse ihme solches alles wohlgefallen, ausgenommen die Statt Costantz belangendt, mit welcher er iedoch so fern er etwas mit ihr fürnemen werde oder wolte, also verfahren welle, das alle weitleüffigkeiten aus dem weg geraumbt sollen werden. Er hielt und tractieret die gesandten herrlich und prachticklich in seinem quartier, liess grosse becher und glasser, zuemalen auch die stuckh lossgehen und abschiessen, und ehrlich zue ruggkh begleitten. Die zuweil aber versambleten Orth wollten noch nit allerdings begnügt sein, begehrten derowegen noch uberdas, es soltte H. General seine völckher in Continedt von der nehe ihrer Grentze als von Bregentz abführen. Und nachmals wissen so fern er 214 mit Costantz etwas für zuenemen gesinnet were, sie Ihme solches auff ihrer seite durch aus nit gestatten wollten zue volbringen. Beynebens beklagten sie sich ohne scheuch, welcher massen an etliche ihrer underthanen von seinen soldaten hand angelegt und auch hinwegg genomen seyen worden auch mit gewehrter hand über 117 Rhein gesetzt haben. Darneben auch vil betrawliche reden lauffen lassen wider die Eidgenossenschafft, und das freye Corr. mirti... im saltz gestecket. µ. H.General gab ihnen schleinige und wilfahrende antwort zue ihren harten benügen und hielte die abgesandten abermal stattlich in guldin und silbernen geschirren darbey auch silberne leuchter zue sehen gewesen. Und auff ihrer etlich begehren verehrte er inen, sonderlich denen von der Statt S. Gallen etliche stuckh geschütz, so ihnen aber übel gelungen, weile sie abgelöst 3 persohnen erschlagen und nit geringen schaden gethan. Allein khünde er das volckh ihrem begehren nach ietz mals nit abführen, lasse es derowegen bey dissen puncten darbey bewenden µ. Zum beschluss begehrte er von den Schweitzeren, sie soltten den Lindawer mit zueführung des proviants nit mehr und weiters verhilfflich sein, sonst möchten sich etwelche ungelegenheiten dessetwegen erheben. Das aber die 13 orth der Eidgenossenschafft sich der Statt Costantz also ernstlich angenommen ist zweiffels ohne (Ihre nutz und vortheil zue geschweigen). 215 die ursach allweilen ihre Frl Dlt Ertzhertzog Ferdinand Carl durch ihren abgeordneten comissarius Herrn Joan. Valentinus Schmidt von Wellenstein von Bregentz gepürtig bey den 13 Orthen sambt volgenden schreiben aus vätterlicher vorsorg ein khomen und der Statt Costantz bey zeiten gdst vorgesehen: „Wyr Ferd. Carl von Gottes Gnaden Ertzhertzog zue Österreich µ. Ehrsame Besonders liebe Getrewe. Uns will nit zweifflen ihr werdet alle sattsame nachricht und augenscheinliche information vernomen und theils gesehen haben wasgestalt den 4. diss von den schwedischen völckhern unser schloss und herrschafft Bregentz nit allein gewaltig occupiert sondern auch die unbendligende und angrentzende orth und landtschafften in ebenmesige ruinsgefahr und plünderung wo nit durch feur und schwert gentzliche verhergung bey so grassierendem feindt (zue besorg.) gesetzt worden. Nun haben wyr so wohl als unser hochgeehrter und geliebster Herr Vatter weylandt Ertzh. Leopold zue Oester. F. seeligsten angedenckhens zue solchen feindtlichen attentaten bevorab der gleichen auslendischen oder auch andern ihnen confederierten völckhern die wenigste ursach noch gelegenheit noch unsern getrewen gehorsamisten underthanen dergestalt zue verfahren oder andere uns benachbarte stend herr- und landschafften mit kriegsmacht zue uberziehen oder sie zue beunruwigen khein anlass geben, inmassen dessen albereit weltkündige zeuckhnis und auch der widerwertigen Cronen selbst vor sich ertheilte 216 antworth und erklerung mitbringen werden das wyr sambt uns[eren] von rechtswegen zuestendigen landtschafften die geraume zeit hero, bedaurlich auch unschuldig übertragen motus und feindtliche beherrschung gantz unfüglich erdulden und ertragen müssen. Wie dan in disen zeiten 118 wyr so wohl als unser geehrte F. Muetter Ertzh. Claudia zue Oesterr. Liebd in zeiten obgetragner regierung der Ober- und Vorder Oesterreichischen Lande uns müglichst nachparlicher correspondenz auch pflantzung durchgehenden fridens beflissen zue dem ende verscheidne kostbare bottschafften und syncerationes abgefertiget auch bishero defensive gehalten zuemalen meniglich dardurch zue bedeuten das wyr eher unsers eigenthumbs uns begeben damit verderblichen kriegswesens endtschafft zue erreichen, frid trew ainigkeit und glauben einzuführen als publica und alliglichen wohlstandt verhinderen wollen. (n) Endtlich ersuechen Ihre Dlt die 13 orth sie wollen iro die feindts völckher von den bodenseeischen grentzen helffen abtreiben (n) und Costantz versicheren. Rand: Datum Insprugg 10. Jan.1647“. Darüber die 13 orth Ihrer Ertzf. Dlt bey höchsten trewen zue gesagt mit eüserster macht das ienige auff ihrem grundt und boden zue verhindern das der Stadt Costantz möchte nachtheilig sein. Und hatten in warheit die katholische orth selbige statt an ihrer seiten nichts ungleiches geschehen lassen. Rand: ad alter respondet Nur aber haben ihrer vil der unserigen vermeint, auch etliche Schwedische so umb den General täglich gewesen, austruckhlich gesagt, es haben die Schweitzer dem Veldmarschall Vrangel ein grosse suma gelts verehrt und erlegt, darmit also ihne von ihrem landt abkauft, und selbiges zue gnüge versicheret. Welches iedoch mir nit durchauss bewüst ist. 217 Sonsten aber haben sie die 13 orth zue Weil [Wil] im Turgow solche anstalt geordnet, das ihr dero erster aufzug oder auffboth an manschafft sich sollen finden lassen. An Reuttern: von Zürich .... 200. Von Bern .... 300. Von den ubrigen orten .... 800. An fues volckh in allem 18 710 man. Darvon sollen ins Turgow gewendet werden 500. Ins Rheinthal 200. Nach Sargans 50. Nach Sax 50. Nach Werdenberg 50. Schuffelbauren 500. Knecht zue den 80 proviantwägen 160. Büchsenmeister 200. Knecht bey den stuckhen 200. Knecht bey der Munition 200. Munition wägen sollen sein 100. An proviant ins Magazin gehörig 6000 Mut Kernen, 2000 Mut Rockhen, 2000 Mut Haber. Stuckh klein und gross 50. Pferdt zue dem proviant 320, zue den stuckh 200, und zue der Munition 200. Die Pündter besetzten auch die Steig hastiglich, spedierten den Orist Molina naher Meiland, ihne völckher zue sambt 10000 Cronen und 6 stuckhen und genugsame munition nach laut der getroffenen Liga abzuholen. Guttenberger Schloss wardt von den Schwedischen aufgeforderet mit anerbietung einer Salva guardi aber sie sindt mit abschlegiger antwort abgewisen worden. 119 Das Schloss Hohenembs aber hatt sich iederzeit starckh und vest erhaltten gleichwols es von anfang ein schlechtes ansehen und geringe anstalt erscheinen lassen. 218 Der General macht sich underdessen lustig ausgenommen das ihme der schlecht progress mit Lindaw den muth vilmals zerstörete, liess auf lauter silber und vergulten geschirren speissen, fürnemblich da ansehliche bottschafften zuegegen waren. Er kham mehrmals zue uns herab zue pferdt oder mit einem schlitten sambt seinen Generalen und Maioren Mortaigne Steinbockh und auch Schwedischen Frauen Zimmer, erzeigte uns allen gueten willen und respect nach gebühr, ausgenomen das sie nach ihrer arth etwelche schmotz und stichreden wider die münch und nonnen schiessen lassen und uns damit gefoppet. Der Obriste Superintendent und Predicant, dessen vatter guet Catholisch und seines handtwercks ein Buchbinder umb Würtzburg gewesen that uns grosse ehr an mit darreichung des besten weins, kalter kuchi von hüener und capona und ungleüblicher einbrockhung des zuckers in das getranckh (dessen bisweilen der Bregentzer wein von nöthen hatte) das wyr wol sagen khünden, wyr haben unser lebtag niemals so vil zuckher verzehret. Vornemblich aber hatt solches der alte P. Josephus genossen den sie alle samentlich hoch geliebet und geehret und mit sonderen gaaben und schenckhungen honoriert haben. Der sagte auff ein zeit, als er vom General Vrangel gefragt wardt wie alt er were, er hette sein erstes ambt der H. Mess 219 da man 1590 zellen thete zue Veldkirch gehaltten. Da nun der General replicierte, er frage nit wan er sein erste mess gehalten hette, sonderen wie alt er were an den jahren, antwort er, „Herr ich khan nichts nit anderst sagen als wie ich vor angedeutet hab.“ Damit küst er sein aigen handt, streckt die selbige dem General dar, sagend „Behüt euch Gott, Herr, es ist mir zue kalt, ich muss mich zum warmen offen machen“, das der General sambt den Seinigen von hertz lachen müste und liess ihn mit gnaden in sein warmes stüblin abgehen. Sie fragten fürwitzigklich warumb wyr so weitt und grosse bett statten in unseren cellen hatten und wie weit die nonnen von uns entlegen waren, und dergleichen mehr. Zum besten aber gedeyte uns bey so gestalten sachen die gegenwertigkeit und trewe vorsorg (also müssen wyr es ..... nennen) des Herren Residenten und damals unsers gnedigen Herrens Caroli D’Avaugour, welcher so lang er in Bregentz verbliben (dan er hernach naher Ulm abgeordnet worden, vorhabender und endlich beschlossner 120 Allianz oder vil mehr stillstandt der Bayerischen waffen wegen), für sein oder unser Gottshaus fleissige obacht getragen und uns mehrmals persönlich erinnert: Wyr solten weiter khein gefahr noch schaden zue befurchten haben: Sollen den Herrn Praelathen 220 sambt 10 andern conventualen zue ruckh beruffen, den Gottsdienst gebührendt abwartten, die notwendige auffenthaltung erwarten von ihme der gebühr nach verordnet: all sein schutz und schirm zue ieder begebenheit suechen und erfinden dan seines Königs ernstlichen bevelch hange zum maisst an deme, damit die religiosen µ beschützt (oder gestutzt) werden; ertheilte beynebens dem Salva Guardia gantz eyfferigen bevelch uns auffs allerbeste zur handthaben und vor unrechter gewalt zue beschirmen. Uber dis alles liess er uns inn die 600 viertel Spelten oder Vesen zue sambt 12 fueder weins auff ein orth oder zum vorauss legen damit wyr uns deren nach dem abzug zue erfrewen hetten. Gleichwol hernach die Vesen im abzug mechtig abgenomen und an der zahl geringeret worden. Sein Feld Caplan Herr Martinus Sandvig (ein praffer Gesell und Wurmb) war uns auch wohl zue gethan und hatte neben vil anderen Schwedischen so zue uns komen manches guts müetlin ob es gleich wol uns nit von hertzen gangen und wyr offt lieber den tranckh mit zecher vermischt hetten. Dergestalt und in vil gefahrlich und betrübte weg verschlichen die 9 wochen in denen der feindt alhie gelegen, und sage nit vergebens, das es manigfaltig gefahrliche weg abgeben, in deme dem alhiesigen Closter so 221 gross und manigfaltige gefahr obgelegen, das es möchte durch underhandlung böser leuth und soldaten in die asche gelegt werden. Oder erstens weilen ein P. Capuciner Marcellinus mit namen bey ihnen Schwedischen verleümbt ware, als hette er den beichtenden angedeut, sie khünden nit seelig werden, es were dan sach, das sie sich von den schwedischen und disem unrechten krieg absonderten und sie ihme noch vil darzue unbillicher weis zuelegten, und die gefahr vorhanden war, das er gefangen und gar am leben gestrafft möchte werden, und er dessetwegen von hier aus verschickt wurde von seinem guardian. Nach disem aber ein böswicht, vor Lindaw sesshafft, suborniert war von den Schwedischen, das er sollte den Capuciner mit dem roten bart anklagen und auff ihne beweisen, da er falsche brieff hette naher Lindaw durch ihne geschickt und von danen widerumb empfangen. Als nun P. Marcellinus in diser weil transferiert wurd und khein anderer Pater mit rotem bart vorhanden war als der frome und unschuldige alte Pater Symeon, so noch etwa vil von rotten haaren in dem barth hatte, müste derselbig 121 gantz unbillich herhalten vor einem richter zue dem andern dritt und vierten (als vor zeiten auch Christo selbst geschehen) geführt und examinieret werden bis das er gegen abendt noch am selbigen tag für unschuldig erkant und los gelassen worden. Zue vor aber gieng die sag under den Schwedischen auch bey den Generalspersohnen aus böser nachrichtung auf, als hetten die münch alda im Closter den beichtenden soldaten also scharpff zuegeredt, µ darumb 222a müsse man nothtrunglich die selben straffen und das Closter, so sie ein Kaysers nest hiessen, in die asche legen. Und hat wenig gefelt, so fern der Veldmarschall nicht bis auff den nechsten tag in bedacht hette genommen, es ware selbiges gewüss noch an selbigem tag verbrandt worden. Nachmalen aber hat man den General anderwerts informieret und uns entschuldiget. Über das, weil die Schwedische den Lindawer oder anderen, vielleicht auch landtvölckhern, nit durchaus traweten und derowegen fürchteten selbige möchten sich alda im Closter oder dessen holtz versteckhen und zue ihrem vortheil brauchen, haben sie vil mal sich verlauten lassen, man müsse unfehlbarlich dis verdechtig raabennest verbrennen µ. Das jedoch iederzeit der gantz Miltreiche Gott verhuetet hatt. Darbey des lieben und Gottseeligen Herrn Praelathens ayfferig gebett ohn allen zweiffel vil vermögen. µ Nun vergingen nach und nach die 9 wochen, nach dero verlauf der feindt sich zum abzug rüstete und das landt dergestalt raumete, das er den [Datum fehlt] tag Mertzens erstlich das Schloss alhie mit 5 minen zersprenge und das ubrig ins feur steckte, daraus ein erschröckhliche brunst erwachsen. Es hat sich auch begeben demnach es angezündt worden, das vil schwartze vögel ob dem grad in die weite höhe auffsteigenden rauch herumb flugen und etlich mal ein klegliche stimm und geschrey gehöret worden O Wehe O Wehe(n) das den Schwedischen selbst verwunderung gebracht. Dem etlich es ausgedeutet es seye gewisslich alda ein schatz verborgen (n). 222b Schloss Bregentz ruiniert und verbrandt. [leeres Blatt] 222c [leer] 223 Jedermann under den Bregentzern hette gern mit den vilfaltigen zeher[en], so uns [kamen,] - in anschauwung diser brunst, dadurch des heiligen patrioten S. Gebhardi edels Stammes hauss darin er auch gebohren wardt, so kleglich zu grundt gieng, das brennendt und wüetende feur ausgelöschet. Die ursach das General Veldmarschall dises Schloss zerstört hatt, war besonders der mangel des wassers aldorten 122 das der bron in dem velsen allerdings essiges war. Liess derohalb die victualien und all andere praeparatoria, so zur besetzung des schlosses vonnöthen sein sollten, herab und theils naher Neuburg, theils naher dem Giessen applicieren. Man hielt es auch allerdings für ein gutath Gottes, das das schloss alda nit besetzt wurde, dan wyr gewisslich so bald von dem schwedischen joch nit weren liberiert worden: weilen sie dasselbig vil besser in obacht und verwahrung genomen und erhalten hetten. Es khunte sich Herr Veldmarschall nit gnug verwunderen, das dises veste Schloss also liederlich versehen und verlassen war von den unserigen µ; das die Statt und Landtschafften übergangen, bring ihme nit so grosse verwunderung, weilen der posten gar vil, und der platz gar zue weit und derowegen mit vil 1000 man, ja einer gantzen armee, also zue ende besetzt müsse werden, bis das man vor dem feindt möge versicheret werden. Aber mit dem Schloss hab es vil ein andere beschaffenheit. So dan liess er auch zue selbiger zeit die Inner und Ausser Claus[en]thor und von stein gemachte werkh minieren, zersprengen, und auff ein hauffen werffen, die schantz und bollwerckh ruinieren, auch auff dem Pfender dergleichen volbringen. µ. 224 Statt, Landtschafft und Geistlichkeit machten zue vor einen ausschutz von 6 oder 7 persohnen, bey dem Veldmarschall underthenigst Supplicando abzubitten, damit er mit dem feur oder brennen im abzug nirgendts khein schaden mehr thue. Damit er die jugendt nit lasse von den soldaten entführt werden. Damit auch die überblibne geschirr, hausrath, und vesser nit zertrümmert und zerschlagen und verderbt oder hinweg geführt werden. µ Auff das lezst liess er antworten durch seinen SupIntendenten er seye niemalen gesinnet gewesst uns mit feur den geringsten schaden zue zue füegen, und wan er solte wissen, wer solches von ihme ausgesprengt hette, das er nemblich zue letzt brennen welle, müste ihme selbiger noch heutigen tages am höchsten galgen auffknüpfft werden. Er habe doch nit ursach, solches zue thun, weil er Bregentz so leichtlich gewonnen und khein grössere gefahr darbey gehabt, als das er fürchten habe müssen, er fall mit gebühr zue sagen den ars entzwey, da er nemblich zue sambt den seinigen so mühsam und schwerlich vom Haggen herunder gerutschet und auff dem hinderen herab geschlittet. Pfui unser grosser, grosser schandt! Das ander belangendt, seye er wol zue friden damit es nit geschehe. Aber leider und nochmals leider es ist nit gehaltten, sondern sein gar vil ehrliche kinder, knaben und jüngling von stätt und herrschafften entführet und mit schmertz den eltern entzogen worden, gleichwol ihrer vil widerumb naher hauss nach und nach gelangt sein. µ Das dritt ist zimlich mass gehalten worden. 123 225 Und wolte kheiner der letzte sein, befürchtendt die Lindawische möchten ihnen schaden zue füegen. Neben anderen zoge von danen unser Salva Guardia, aus Marienburg in Preussen gepürtig oder vil mehr, soll ich sagen, wardt wardt er getragen von zwey pferdten in einer senfften oder truchen weiln er in einem duello mit zwo kuglen (q)ötlich verwundet war wie er dan bald hernach zue Ulm ins Nobishauß abgefahren. Und ist ihme diser schaden nit ohne offenbare Raach Gottes widerfahren, dan weil er auff ein zeit wohlbezecht sich bemüehte wie gewiss er im schießen were, sagt er: „ich mein ich wolte dem selbigen münch (vermeindt den seeligen Fidelem Capucin. Mart.) oder derselbigen nonnen (die seelige Elisabetham Reuten... deren bildnus im refectorio gestanden) die nasen oder augen aus dem kopff heraus brennen und schiesßen &c.“ Ich sagte darüber es seye nit guet mit unseren heiligen zue schertzen. µ Darauff den dritten tag so gefolget gerath er heraus beruffen in ein duell mit seines herren D’Avaugours hoffmeister, und wirdt in einem schuss mit doppelter kugel bis zue dem todt verwundet, das wyr samentlich darfür hieltten, er hette von baiden Seeligen sein verdiente straff mit seinem größ[eren] schaden erlanget. Er, Salva Guardia Monsieur Holtz, hatt teglich von uns einen Duggaten neun gantze wochen lang, item ein pferdt, der Rapp genandt, zue sambt aller darzue gehörigen rüstung und einem kleidt an den leib von der fues solen bis uber den kopf zuestendig. Die ansehnliche andere verehrung zue geschweigen. (auff die 300 fl dise unkösten beloffen). 226 Ein ander Salva Guardia der edle Ludovicus Glubiz/Glauber ein recht guter ludi und zechbruder hatte teglich seinen reichs taler zue sambt einem deggen, paar pistol und stiffell neben mehr anderen verehrungen dergleichen auch dem jungen widerfahren. – in Summa dise und vil andere ausgaben belieffen ein ansehnliches geltt so den Schwedischen ann parschaftt zue handen geliffert müsse werden. Mit diser gelegenheit khan ich nit wohl verschweigen wie sich unser Pater Groskeller Bonaventura Liebher, da die Schwedische noch vorhanden waren, wegen des Gottshauses wolfarth umbgethan und getummlet, in deme er besonders zue nacht den Schwedischen Salva Guardien einen schönen hauffen haber aus den henden heimlich gezogen und hin und her im Convent versteckhet, item umb wägen, redling, ross und fühlin mit darreichung des haabers, vesen und gelts in ringem werth umbgesehen und dem newen hauswesen einen feinen anfang nit ohne klugheit gemachet. Gleicher gestalt sich in der gleichen fählen auch P. Ildephonsus Schwartz ohn erschrocken erfinden lassen. Es ist auch dem Gotthaus alhie zue grossen Gnaden gedeyet, das die Lindawische miz unser Salva Guardia 124 nichts feindtliches attentieret oder die selbige, wie etwa in Hardt geschehen, hinweg genomen da sie doch die beste glegenheit gehaben mögen und sie vilmals in ihren schiffen vor dem Closter mit ihren brennenden lundten gestanden, aber die besondere gnad des Herren 227 Comendanten zuesambt Herrn Obrist Leutenambt Kleinhanss so unserem Gottshaus auff fürbitt der hochwürdigen Fürstin Anne Christine Hundpissin µ verschonet und wohlgewogen waren, ist uns zue nutz kommen im widerigen fahl wenn dasselbig in aüserste gefahr gerathen und zweifells frey ins feur gesteckt worden. Diser gestalt zoge der feindt in wenig stunden ab und liess hinder sich das Schloss Newburg (das man zuevor so wenig achtete), die Veste Lang Argen und das schlösslin Giessen vor Lindaw heraussen mit gnugsamer mannschafft und proviant verwahret. Dardurch sindt wyr in etwas grössere ruhe und sicherheit gelanget. Alsdan haben wyr angefangen wie die Mackabäer die durch falsche lehr profanierte kirch und capellen zue seubern und zue mundieren und ist manchem gueten Catholischen hertz gross hertzleid geschehen das sie in ihrem tag dis grosse ubel zue sehen und zue erfahren genötigt seind worden, das nemblich die cantzlen und kirchen mit falscher lehr, so von des H. Galli zeiten niemals geschehen, besudlet wurden, dan man so wohl in der pfarrkirch als in der Capell am See auff Lauterach geprediget und zum Abendtmal getretten ist. Geschweige was ungleiches in anderen Capellen und Kirchen auffs wenigst mit kochen und sieden fürüber gangen. Unser kirch aber, Gott lob, ist khein einiges unbilliches ding nit widerfahren. In anderen vast allen hatt man 228 gleichsam tag und nacht gewohnet gesotten und gepratten und feur stetten auffgericht, die sepulchra der elter[n] eröffnet und unzimliche ding geübet. Das Gottsheüslin St. Anna auff dem Riedt ist also durch auß zue gericht und verwüstet mit kranckhen leuthen ross und vieh gestanden das ich schwerlich kundte glauben das es vorigem standt verwendet möchte werden. Das Gottshauß Thalbach ist zue einem lauteren spital und kranckhen oder seelhaus gerathen. Das Hirschtal ist menigklich offen gestanden. Und dise alle haben neben anderen großen schaden an entnemung des weins korns und hausrathes µ von dem feindt und einheimischen gelitten (doch die beste sachen zur kirch gehörig zue sambt dem silbergschirr und gelt auch brieffen darvon gebracht), besonders aber ist dem Gottshaus Hirschtal übeler als andern frawen Clöster ergangen. Die allein in 30 fueder wein. korn auff zwey jahr lang geordnet. 72 stuckh vieh 125 klein und gross. Allen hausrath bettgewandt leinen tuech in grosser anzahl und einen last wagen mit zinenem geschirr beladen. Verlohren und als ihrer etlich nach haus komen nichts anders als ein schäfflin ein kelblin und ein leiblin brott in allem gefunden. Die guete Closterfrewlin woltten wie zue gedenckhen nit gern herzue under die soldaten zichen, da in dessen die frembde und einheimische 229 ungütiglich und schelmesig mit ihren sachen umbgingen. Bis endtlich haben sie umb liechtmess einen ausschutz von iedem Closter mit lifferung der altten und ungestaltten nonnen gemacht welche, als Herr Capellanus Deg Sandzig hiehero begleitete, sagten die auff der brugg wacht haltende soldatten: „Pfui deuffell hatt es dan in disem landt lauter so schandtliche Nunnen“. Darüber einer sprach „du narr selbst wohl erachte man habe die schönste zue ruggkh gehaltten.“ Und hatt ihnen samentlich die heimkunfft wohl gedeyt, in deme sie eint weders, was noch vorhanden war behaltten und retten, oder widerumb in etwan was entfrembt war bekhomen mögen. Die Herren Capuciner, fürnemblich P. Januarius Guardian und Bruder Longinus haben jederman grosse lieb und das verwunderlich ist grosse freygebigkeit erwisen und den leuthen eyfferig mit rath und that geholffen. Da lacheten die Engel als ein armer dem andern hilff thetten. Es war auch bey ihnen wunderlich zue sehen wie vil schwedisch und frantzösische soldaten taglich gebeichtet und comuniciert haben, das ich mir niemals hette einbilden khünden. Es ward auch den ienigen, so lust hatten aus zue reissen, die beste glegenheit in disen herrschafften gegeben, wie dan dem Generalissimo grosser schaden an seiner armee geschehen, umb weilen so vil 100 mit gefüglichster glegenheit sich unsichtbar haben machen khunden, da ihnen der pass aller orthen in wald Schweitzer und Püntner landt offen gestanden. Were auch der Bayerfürst redlich an seinem kayser gebliben, wie er dan schandtlich von ihme damals abgefallen. 230 Hette sich wohl khein feindt in dise kluppen und enge in ewigkeit nit eingelassen indero man leichtlich mit wenig volckh das hinderste bein auff des feindts seiten zue grundt hette richten mögen. Dahero sagten wyr im sprüchworth: Es seye niemandt anders haubtsächlich an unser ruin schuldig nach Gottes billicher straff als der Bayerfürst µ. Gott vergebe es ihme. Dan weil der Vrangel die gewüssheit hatte, vom Bayerischen volcke nichts zue befahren, hatt er sich in dise enge ein zue schliessen nit gescheuchet. Es hat auch diser veldmarschall erst recht uns zue erkhennen geben was Bregentz seye und was daran 126 gelegen, dan er bemühte sich hoch bey seiner künigin welcher gestalten er einen offnen pass in Tyrol Welsch- [und] Schweitzerland so herrlich als loblich erobert und bekhomen. Aber ich bekhenne, je mer ich schreib ie mehr steht mir zue schreiben an die handt die ich notwendig von fernerm verlauf einzühen und den leser damit nit weiters molestieren muess. Wolle derowegen die Schwedischen gleichwol weit von dannen marschiren lassen, denen wir damals von hertzen gut wetter auff die reiss gewünscht haben. Und ihrer widerkunfft nit eyfferig erwartten wollen. Jedoch will mir nit zue stehen zue verschweigen, welche Gottshäuser im Schweitzerlandt uns in unseren nöthen und drangsaalen als rechte wahre freundt bey gesprungen. 231 Und deme billich den vorzug an hocheit des stands und erweisung der guttathen haben soll das fürstliche Stifft und Gottshauß Sanct Gallen, deme damalen der hochwürdig Fürst und Herr, Herr Pius mit namen und werkh, gegen den exulanten milt und freygebig, ein herr von hohen tugenden und fürstlichen qualiteten scheinbarlich gezieret, vorgestanden. Dasselbig hatt so wohln den Gnedigen Herren Praelathen alhie, zue verscheidnen zeiten uber die 2 jahr, gleichwohl vast immerdar schwach und kranckh; so woln auch die 2 fratres Gallus und Gregorius vierrt halb jahr lang: nit weniger ein halb jahr P.Othmarus mit aller fründtlichkeit auff und angenomen auff d.. Portavrrn erhalten in essen trinckhen und theologischen disciplinen die Jüngeren 2 fratres underwisen. Es hatt sich aber hinwiderumb der Herr Praelath also und dergestalt so manierlich aldorten verhalten das sie seiner niemals khein verdruss sondern vilmehr neben dem mitleyden ein frewd gehabt mit sagen es habe sich under allen exulanten kheiner besser als der Herr Praelath von Bregentz gehalten und eingestellet, der ieder zeit mit dem ienigen, so ihme gereicht worden, uberauss wohl contentiert waren. Nit weniger haben sie vom Gottshaus Gallen die hin und wider reisende patres, diener und pferdt ieder zeit mit grossem willen und freygebigkeit angenomen und tractieret, auch unser geflohnete armuth bester massen verwahret und in einer sum vil ehr, liebs und guets vilfeltig erwisen. Nit weniger das 232 gleichergestalt Fürstliche Gottshaus Einsidlen, dessen der hochwürdige Fürst und Herr, Herr Placidus verwaltung würdigklich getragen und seinem namen mit dem werckh in sanfttmueth und liberalitet höchstloblich nachkommen, der neben vil andern exulanten, P.P. Joanno & Mellito in die 4 [Monate], F.Ignatius in die siben monat lang mit gnedigem willen 127 in speiss und tranckh (auch studiis) erhalten und befürderet, Rand: „neben lesung wochenlich 5 messen: er also 24 bazen in die costen geben. Quia iam fuit sacr... initiati Ignatii.“ dessen gegen uns tragende gnedige condolente affection aus dem zue endt gesetzten schreiben mehr als gnug abzunemen ist. Ist etwan auch diser gute will dahero geflossen das man etlich von dem Einsidlischen Convent als sie zue Rorschach das studium abwarteten, alhie ein oder andere ehr und lieb erwisen. Also auch hatt das Gottshaus Rheinalv dene P.P. Columbano und Lanfranco in die nn wochen lang alle lieb und trew in mehr wegen erzeiget. Und hetten dise alle zweiffels ohne, so es die euserst nothurfft erforderet hette, noch mehres gegen uns erwisen. Das Gottshaus Grimenstein hatt auch nit weniges auf uns, nach ihrer müglichkeit, vilmaln besondere gutath mit der beherbergung und tractation erzeiget. Zue geschweigen was uns das Gottshaus Rorschach in mehr wegen zue vil underschidlichen malen hochloblich praestiret. Denen allen damit es der guetige Gott tausendt faltig vergeltte, unsere nachkümlinge aber sambt uns mit danckh erkhennen wöllen, wünschen wyr von hertzen. 233 Ob aber gleichwohl die Armee von hinnen gezogen, sindt wyr iedoch der alten freyheit noch nit fähig worden, dan man uns sowohl den Comendanten in Newburg als andere in der nehe gelegne Schwedische auff die haube gesetzt damit sie uns in ihrer devotion (wie ungern wirs heimlich leiden müssen) haltten möchten. Dergestalt sindt unsere herrschafften samentlich in ein gewisse contribution gezogen und zue leistung derselben getriben worden. Die von Feldkirch musten uber das dem feindt zue und angeloben das sie allein das schloss mit burgern besetzen und handthalten, aber khein kayserische befehlshaber µ darein niemalen nemen woltten. Da hatt es geheissen: Zwungner Eid ist Gott Leid - Wiltu nit so must wohl. Dan so fern man hette das schloss verbrennen wollen, were dardurch die ganze statt in gefahr des feurs gefallen und deme accord zue wider gehandlet worden. Der Comendant auff Newburg ward nit saumseelig die gelter ein zue samlen, darzue ihme sehr verhülfflich war Joan. Georg Paumgartner aus Tyrol gepürtig und sesshafft vor disem zue Bregentz, der sich ohne grosse noth zue den Schwedischen (nach deme er im ubergang Bregentzes wie vil andere erdappet worden) gesellet auch mit trew und eydt ihnen im cassier ambt verpflichtet und darmit bey uns schlechte ehr verdienet. Er hatt sich aber nachmals wie vil andere &c mit schwetzen und anderwerts zue Inspruckh ohne seines lebens 128 schaden hindurch gehauwen und ist nachmals under die besten gerathen. Sols darumb genossen haben, 234 weiln er hernach zue bekhomung der Vestung Newburg mit heimlichen brieffen und andeutung aller beschaffenheit solle starck geholffen haben. Da hatten es zue geniessen, denen er wohl, die zue vergeltten, denen er cassier übel geneigt war. Also schickt der Comendant ein ernstliches schreiben zue uns herab, als N° zue sehen, darmit uns zum gehorsam und contribution zue bringen. Also wardt P. Henricus subprior damals sambt P. Bonaventura in eyl in der grossen wochen hinauff geordnet mit dem Commendanten zu tractieren welches also wohl endtlich gelungen das er nit mehr als 16fl monatlich für das Gottshaus und alle dem Gottshaus zuegehörigen lehentrager und gueteren erforderete. Die ihnen dan dasselbig [ein-?]mahl erlegt worden. Fürters aber haben sie Schwedische von uns khein einigen heller contribution gelt bekhomen mögen, allweil wyr ihnen iederzeit artlich und doch manierlich aus der halffter geschloffen, bis so wol Newburg als Uberlingen von ihnen erlediget worden. Der Commendant Herr Robertus Kraham namb uns in seinen schutz und ertheilte uns ein Salvam Guardia schrifftlich, als auch der Generaliss. Vrangel, vor dem abzug durch underhandlung des Superintendenten auch gethan wie zue endt zue sehen ist. 235 Underdessen kombt die uralte statt Überlingen durch meineidige underhandlung der Bayerischen in der Schweden gewalt und empfangt dardurch unser elendt ein grossen beysatz. Dan die Schwedische kamen mehr mals zue uns in schiffen, durchsuchten unsere grentzen und vornemen damit sie uns in ihrer gewalt erhalten möchten und wyr ihnen nit aus der kluppen können. Da müsten und wyr uns abermals für guet schwedisch verkauffen, auch schutz und schirm bey Herrn Comendanten Volckhman in Überlingen suechen. Den er uns auch willigklich ertheilt hatt. Wyr kamen aber bald hernach widerumb zwischen thür und angel, dan in deme man under dem comando Herrn General Veldzeugmeisters Enquenforth, von Ihrer Dlt abgeordnet, mit seinem volckh die Vestung Newburg lang genug belagerte, selbige auch nachmals mit accordt einbekhomen, sind wyr nit ohne ursach dem comendanten in Überlingen suspect worden, der vernünfftig erachten thette, es würde das nechste mal Bregentz geltten. Aber wyr khundten und müsten uns stellen als weren wyr von lauter schwedischem blut gebacken. µ In der weilen machte man den abschnitz und schantz 129 bey dem fleckhen Embs mit gräben, palisaden, bruggen vom Berg bis in den Rhein hinab, welches die Oberlender und Wälder nit wenig gekostet. Hernach aber ruckte Herr Enquenforth noch weiter forth nach unserer Statt und Landschafft Bregentz, und besetzet selbige mit geworbenem volckh und 236 anderen bedienlichen mitlen in reparierung der Clausen schantzen und bolwerckhe so vil müglich gesein mochte. Darmit ist der pfeffer zwischen den Commendanten in Überlingen und der Statt Bregentz verschütt worden, allein ward lobsamer statt die ausflucht sich zue entschuldigen umb weiln µ sie von oesterreichischen völcker eins mals übergewaltiget worden. Wyr wüsten schier nit damals, was uns zue mehrerer wolfarth gedeyete, dan es war nit ein geringe zweifflung, ob die Oesterreichische dem feindt im fahl der noth bastant würden sein, fürnemlich da die schwedischen mit einer newen armee (wie man für gewiss ausgesagt) unser Statt und Herrschafft sollten widerumb anrennen und zue voriger gehorsamb bringen. Und bey so gestalten sachen war uns oftermalen angst genug. Besonders ehe die schantz, thüren und thor an der Claus und Newen schantz, auff dem Pfender Haggen und Rickhenbachs Tobel, auch in und umb die Statt selbst (item das Seeheüsel mit vilen herumb gesetzten Palisaden) endtlich auch auff dem Riedt gemacht wurden oder auffs wenigst reparieret. Man hatt auch nachgehends zue Hardt, zue Fuesach, und gar am Rohr dergleichen schantzen, vorwehr, blockheuser mit stuckhen gnugsam versehen, nach und nach auffgerichtet, und den stall, demnach die kue heraussen gewesen, fleisig zue gethan. Nach alter arth der Teutschen, so nach der thatt und schaden erst witzig werden, und sindt jetzernante werkh so wohl under General Enquenforth, so 5 wochen lang alhie verbliben; Herrn Obristen 236b leeres Blatt mit Titel ‚Seehäuslin‘ 237 Nicolao Freyherr von Gramont, item Andreas Gallus Freyherr von Spaur und Obrist Caspar Schoch, welche in diser Obristen stell auff ein ander innerhalb 2 jahren gefolget, aus gefertiget worden und mit wachten bestellet. Zue disen allen werckhen, so in der tieffe herunder stehen, haben abermalen unsere waldungen an underschidlichen orthen herhalten müssen, also das man darauss etlich vil tausendt stuckh, gross und klein, zue disem endt ab und ausgehawen und merckhlichen schaden gethan, das wir nachmalen das notwendig holtz hierumb nit mehr gehaben mögen. Und hatte es das ansehen, als wan sonst nirgendts khein ander holtz vorhanden were, ausgenomen das dene von 130 Rieden auch nit geringer schaden auff dergleichen weiss geschehen. Es ware nemblich die guette affection gegen den Geistlichen ie lenger ie krefftiger. Scil. In volziehung dises schantzens umb die Vorstatt entstund ein grosse ungelegenheit, weilen man dadurch der Priester und Pfründt heüser zue sambt der güeteren ruinierte, verderbte, oder minderen thette. Und wolt doch niemandt die schuld tragen oder den namen herlihen wer solche werckh anzetlete. Die von der Stadt Bregentz legten solches auff den Ertz Frl Comissarius Joan. Georg von Konigseckh, Graffen µ und LandtVogt in Schwaben, und Obristen von Spaur. Hinwiderumb replicierten sie, die schuld solle den Herren von der Statt zuegemessen, und der schaden bey ihnen, den pfründen zum besten gesucht und eingezogen werden. 238 Man achtete gar wenig oder nichts meines Gnd. Herrens als Patroni mehr maln geschehne protestation und ware ihm nichts mehr ubrig als das er es liesse naher Costantz dem Ordinario berichten, darüber aber khein eigentliche resolution von dannen ausgeflossen. Man verwahrete auch das Stettlin mit thoren, gattern und gengen und mehr anderen werckhen ansehlich, man suechte auch wasser bey dem Rathaus mit grosser mühe und kosten aber es wolt nit gelingen, darumb die grub widerumb zue geworffen wurdt. Das geworbne von oberzelten Obristen zue uns geführte volckh zue sambt der pawren die man zum schantzen applicierte thaten uns sehr grosse plag an und hielten sich allerdings erger und strenger gegen uns als die schwedische, todtschlag ausgenommen. Da hatt es geheissen „Ihr Bregentzer Meyneidige Schelmen, man mus mit euch khein erbärmnus haben, darumb soll man euch khein gehör mehr geben, wie ihr zue vor den soldaten nichts mit lieb haben geben wöllen, also mus man euch ietz und darzue nur dapffer nötigen und treiben.“ Es ward gewüsslich ein gross elendt bey uns zue sehen, vil burger zogen von freyen stuckhen mit ihren besten uber blibnen sachen hinwegckh, andere flöhneten ihr bestes an sichere orth, und besorgete man sich es möchte der feindt wie er getrawet der Statt und anderen orthen mit feur zue setzen. 239 Den schreckhen vermehrete das immer wehrende fahren auff dem See von den Schwedischen mit vilen schiffen, mehrmals geschehen, da haben wyr offt weder aus noch an gewist. Besonders sassen wyr alda im Closter mit grosser angst und forcht, umb weiln wyr von den soldaten und Bregentzer gantz verlassen waren, und also wie der vogel im lufft da schwebten zwischen forcht und hoffnung. Dan syndt sie etwa bis an die Galgenschantz und Claus hinan gefahren und hinauf geschossen, denen man widerumb mit schiessen geantwortet. Es geschahe 131 auch mehrmals, das sie an einander auff dem See hartigklich geriethen, und die Bregentzer, Lindawer und Costantzer mit den Schwedischen, Uberlingschen, Meynawisch und Langen Argischen schiffen einen ernstlichen streitt hielten, dapffer auff ein anderen spilten, und ein theil den andern bisweiln mit etwas schaden hin und her iagen thette. Welches uns bisweiln von weitem ein nit unangenemes spectackel verursachte. Auff solche weis haben wyr ein geraume zeit wenig ruhe gehabt, bis vom Obristen Caspar das Blockhaus an dem Rohr auffgestelt und 2 grosse Jagschiff in das wasser von ihme gesetzt worden. Nachmalen aber haben sie sich nit offt mehr hieroben sehen lassen. Sie Schwedische namen disen posten wohl in acht und begunten selbst ein Blockhaus aldorten auff zuerichten, darzue sie schon die praeparatoria in den schiffen zue führten. Sie sindt aber vom wetter verhinderet und vom Obrist Caspar übereilet worden, sonsten hetten sie uns grosse ungelegenheit aldorten geschaffet. 240 Es ist nit zue sagen, wie offt lärmen aller arthen hierumb in Bregentz, Hardt, und Fuesach, in dem die schwedische schiff sich herzue naheten, entstanden, und uns vilmals der schlaff gebrochen worden. Auff ein zeit in anno 47 stigen sie bey dem newen hauss aus ihren schiffen, durch suechen das Closter, kommen für die grosse Kirchen thür, erkundigen, ob oesterreichisch volckh da läge, nemen in der waschhütten die wäsch eines guetten theils mit sich hinwegckh, hatten auch leitern bey sich, die mauren zue besteigen und den Praelathen sambt etlichen münchen mit sich gefenglich hinwegckh zue führen. Aber auf Gottes ordnung sindt wyr umb ein stundt fruer als sonsten, nemblich umb 3 Uhr, in die Mettin auffgestanden, und als sie von dem Bregentzer schiffman verstendigt, das es schon die vierte stund des morgens ware, haben sie gesagt, die zeit zue ihrem anschlag seye ihnen zue kurtz, wellen iedoch ein versuch mit der wacht am Schnabel oder weissen hauss thun, welcher ihnen so wohl gelungen, das sie gantz unvermerckt ins hauss hinein khomen und ihrer über 20 Oelberger und schlaffrat also frisch angefesslet und mit ihnen naher Lang Arg abgeführet und den schlaff fein vertriben Fussnote: „Darnach hatt man den Schnabel mit palisaden und einem graben ringsweiss herumb verwahret, da es zue spatt ward.“ Da ward ein grosser schreckh in den H. Praelathen und uns samentlich gefahren, als wir die zeitung und tumult vernomen, und höreten und warteten mit grosser forcht der sachen ausgang. Sie aber segleten alsbald darvon, 241 und wyr setzten den Gnedigen Herrn widerumb im Fürstlichen Gottshaus S. Gallen in die vorige sicherheit. 132 Ich mein, es hatt ein enderung abgeben, wan der gleichen strudel sich empor hebte under unsern Conventualen, da einer mit seinem pündtelin da, der andere dort hinaus geloffen. Vast gleicher gestalt haben die Schwedische, zuevor als Gnral Enquenforth zue uns gelangt, durch die Ach gesetzet und ihren rittern, die unserige oesterreichische ritterwacht, so an der Achprugg gehaltten und den Pass gegen Embs alda das volckh gelegen verwahret hatte, in 10 oder mehr persohnen hinwegg genomen (29. May 1647). Ein andermal aber sindt sie mit 7 oder 8 schiffen (sambt 150 man) hinauff an die Stade und Dam zue Bregentz gefahren; da hatt sich ein grausamer sturm im wasser erhebt, das ihnen unmöglich gewessen, innerhalb etlich vil stunden von danen zue weichen. Weil aber sie sich besorgten, sie möchten von den Oesterreichischen umb Embs ligenden volckheren und burger nieder gemacht oder gefangen werden, sindt sie in grossem schreckhen gestanden und hette man die beste gelegenheit gehabt, sie samtlich mit den schiffen zue bekhomen oder auch nider zue machen. Aber den unserigen hat es am hertz und anderstwo wie jederzeit gemanglet. Darauf haben sie sich mit aller arbeit und macht durch die wellen durch gehawen. Es ist auch unserem landt übel khomen, das es durch die Schwedische mit ihren aignen von denen geführten schiffen angerennt worden, dan sie im abzug von hinnen uber die 14 grosse und ansehnliche 242 schiff mit sich entführet und zwey gar grosse ledinen am Dam verbrent haben. Es hatt auch den Unserigen wider die Schwedische auff dem wasser niemaln recht gelingen wöllen, wie das die Unserige besonders zweymal an sie mit vilen schiffen von Bregentz und Lindaw und Wasserburg µ gestossen, aber sie sindt mit schlechter reputation gar zue früe gewichen, und sindt die von Costantz gar nit in solchem anschlag erschienen und endtlich erst hinden naher gekrochen. Ob aber gleichwohl die Statt Bregentz von Schwedischer gewalt und contribution entladen wardt, so hatt iedoch die Landschafft und einige orth, so ausserthalb der Claus und schantz waren sich mit dem feindt in die contribution bequemen müssen, damit derowegen wyr auch möchten endtlich versicheret bleiben. Als haben wyr notrungenlich auff des H. Comendanten begehren und trawen den P. Henricus Subprior und P. Bonaventura (so sich hierinnen unerschrocken und wohl verhalten, gleich wohl geschehen hette mögen, das sie arrestiert worden weren) naher Uberling abgefertiget, dem Comendanten aldort allen bericht zue ertheilen. Und haben in disem fahl uns die 4 Grichter im Algew die gröste ungelegenheit angerichtet, dan sie gaben zue Uberling aus, das das Gottshaus nit mit ihnen halten welle, da es 133 iedoch also vom Cahsier in Anno 1647, den 26. Febr. Styl.Vet. geordnet worden, darumb dan ihme dem H.Commendanten die 30fl monatlich vom Gotts(so die 4 grichter Simmerberg, Grünenbach, Weitnaw und Altenberg auf aigner angemaßter gewalt gestimmet handt. µ.) 243 hauss zue erlegen noch bevor ein zue nemen. Und brachten also mit falscher berichtung uns samentlich in aüserste gefahr. Underdessen will der Cassier (Rand: Michael Franckh) das gelt von uns haben und ist uns vil böses von ihme und H. Comendanten angetrawet worden. Demnach aber P. Subprior damals aigentlichen bericht gethan, wie das nemblich das Gottshauss mit dem Comendanten auff Newburg für sich und allen des Ihrigen an lehen und guetern mit 16 fl sich verglichen, auch selbige erlegt habe und annoch zue geben bereit seye, so fern man dem selbigen vergennen welle, von den lehentragern das gelt der gebühr nach ein zue ziehen. Weiln aber die Lehentrager ihr gebühr den grichteren de facto erlegen, und das Gottshauss die varierende güeter selbst vertreten und ihr quotam bezahlen thut, wie bekandt und bewisen khan werden mit aufflegung der Gerichter urkhunden, also welle man hoffen, der Herr Comendant werde weiters vom Gottshaus nichts fordern. µ Also ist dem Closter für dismal weiter nichts zue gemuetet worden. Nachmalen aber hatt sich widerumb ein strudel, durch die obige pawren von newem erwecket, und wolte H.Cassier kurtzumb das gelt von uns haben, das also vonnöthen gewesen, das P. Subprior noch einmal hinunder sich begeben muste, aigentliche relation aller beschaffenheit mit darlegung der urkhunden und scheine abzuelegen. Darmit abermals dem Gottshaus zimliche ruhe widerfahren. Wyr trauweten aber nit durchauss dessetwegen thetten wyr die 246 [die Paginierung überspringt die Seiten 244 und 245] beste büecher und sachen in die sicherheit naher Lindaw. Und da H. Commendant durch seinen Cassier den ausstandt der contribution von uns abermalen haben wolt, oder das wyr uns absonderlich mit ihme intuitu Monry µ solig die lehenleuth hindan gesetzt, vergleichen thette, haben wyr durch H. Doctor von Pflummeren bey H. Comendandten underthenig solicitiert damit uns erarmbten in disem fahl verschont werde µ wie No. nn und No. nn zue sehen. Endtlich da der auffbruch in anno 1649 solte am Bodensee aller orthen geschehen, und die 4 gerichter an der contribution vom Gottshaus 585 fl praetendierten, und die militarische schwere execution den ungehorsamen auff dem nackhen lag, haben wyr vil zue schaffen bekhomen, bis wyr mit beyhilff des H. Comissarii von Konigseckh und H. Obrist Caspars, als welche der sachen beschaffenheit grundtlich erkant 134 und geurteilet, [uns] von dem unbillich begehren der nichtswertigen pawren liberiert, und sie zue der bezahlung diser restanzen genötiget worden. Also sind wyr mit Gottes hilff zue Überlingen hin durch kommen und anderwerts khein weiteren schaden gelitten. Alhie aber hatt man uns abermaln ein nit geringe beschwerdt aufferladen, in deme man uns den Haubtman Oberthammer sambt seiner fraw, pferdt, und diener auffgebunden und mit gewalt wider unser vilfeltig protestieren eingesetzt, welches wyr 247 zwar anderst nit als einen gast auff ein einige nacht angenommen, aber das quartier war ihnen also angenem, das wyr ihn innerhalb etlich wochen nit mehr hinaus bringen khundten. Den argwohn haben wyr geschöpfft, es seye durch einen oder mehr beambten in Bregentz dises angestelt worden. Das beste war, das er Oberthammer ein vertreglicher Herr gewesen. Sonst aber hatt nach seiner altten gewohnheit Doctor Yelin sambt den zwayen mitbeambten seine befelch an uns mehrmals abfliegen lassen, darin zum schantzen ross, wagen, und anderes begehrendt, aber wyr haben dergleichen befehlung nit vil mehr nach gefraget, weil wyr halb Schwedisch gewesen und von den unserigen khein oder schlechten schutz hatten zue geniessen. Und ist den Herrschafften, besonders Bregentz, durch die geworbne völckher und landsleuth so zue reparierung der schantz angewendt worden, grosses gelt und unkosten auffgangen, und haben die pawren in den lehren heuser an fenster, schlösser, und eisernen stangen und gatter grossen schaden gethan, besonders haben sie unser haus in der Statt erger als die Schweden ruiniert das mit etlich100 fl nit mag repariert werden. Da iedoch die Schwedischen so lang sie nach dem ersten ubergang im Closter gewesen, mit fleiss oder bosheit khein scheiben nit eingeschlagen oder ein glas verbrochen. Hierbey falt mir ein etwas die Schwedische auff den 1.tag Ooctober 1648 für ein schöne recreation auff dem See angestellet haben da sie 248 nemblich mit 8 oder mehr schiffen gross und mitelmessig von Langen Argen am morgen ausgefahren und mit dem bey sich habenden jungen Rheingraffen sich gegen Lindaw der Statt gesetzt und angefangen zue trommeten, pfeiffen und geigen, zueletzt auch mit stuckhen zue spilen und die Lindawer und Bregentzer trutzen. Es gieng ihnen auch ein schifflin mit kalter kuchi wohl versehen nach und vermeinten ein gutes mütlin zue haben. Da felt ohnversehens ein grewlicher ungewohnter sturmwind aus einer schwartzen wolckhe herfür, (den die unserige schiffleuth wohl vorgesehen und 135 darumb nit hinaus fahren woltten). Und in einem augenblickh, weiln wyr ihnen auff dem thurn zue sahen, verstreut er mit seinen auffgeblasenen wellen das eine schiff da: das ander dorth hinauss, also das sie uns in aller kürtze aus den augen verschwunden. Sie alle sambt waren in eüserster leib und lebensgefahr verwickhlet und wüste khein schiff wo es sein heil suechen oder finden solte. Eines gerathete an die fuesacher schantz dem setzten die unserige ritter dapffer zue, aber mit barbeiten sindt sey endtlich zue ruckh entrunnen. Andere kamen an zue und ob Wasserburg, die wurden von den Lindawischen soldaten so sich hinaus begeben starck mit schiessen verfolget. Mit einem wort sie befanden sich in höchster noth zue wasser und landt bis sie endtlich nacheinnder bey Langen Argen widerumb eingeloffen. 249 Das kleine schifflin aber mit der kalten kuchi und etlich in 13 persohnen, darunder der hoffmeister des Herrn Comendanten Volckhmans gewesen, ist zue grund gangen und sie samentlich ersoffen. Ein grosser dem Rheingraffen gehöriger Brack ist mit schwimmen ans Blockhaus angelangt. Den überigen raub an silbernen becher und teller, lein und tischgewandt zue samt roth und schwartzem wilbrett, frischer butter &c. mit etlich geschirr mit guetem wein haben die fischer von Hardt aus bekhomen und mit frewden verzehret. Es sindt auch darinnen etlich vergulte tägen [Degen?] und waffen noch gefunden worden. Hernach liess Herr Volckhman, so schwerlich entrunnen und mit kranckheit, vom schreckh herrüerendt, etlich tag in Langen Argen sich auffhaltten müest, vom Obrist Caspar den todten leichnamen nachfragen und sie begehren; weilen aber derselbigen kheiner erfunden war, liess er ihme erbieten, man habe nichts als ein hundt gesehen und zue handen gebracht. µ Er wundere sich darneben, das ein solcher Cavallier auff dem Bodensee begehr das weidwerckh zue üben, da es doch nit breuchlich seye, die hasen auff dem wasser zue iagen oder zue fangen &c. Soll beynebens nit gedenkhen, das man abscheuch getragen, ihme auff dem See zue begegnen, allein weiln unsere besser erfahrne schiffleuth das ungewitter vorgesehen, haben sie ihme wellen ursach geben, damit er hinfüro sie in der gleichen fählen zue vor umb rath ersuche &c. Und dergleichen mehr. Es ist auch dem Rheingraffen der Bodensee über die massen hoch verleidet worden. [Die Paginierung überspringt die Seiten 50 bis 59] 260 Die Schiffleuth von Wasserburg und anderst woher in die schiff genötiget, kondten nit gnug den grossen jammer, angst und noth, so die schwedische ergriffen, erzehlen. Under denen etlichen die forcht so gar in das hosen fueter aus gefahren und die gestalt des bleichen todts angestrichen. Man sagte auch für gewiss, das so wohl Herr Comendant Volckhman als Rheingraff neben anderen luterischen auf 136 raht eines welschen dieners auff die knie nider gefallen und die seeligste mueter also angeruffen „O heilige Maria khom uns in diser noth zue hilff.“ Darmit hatt sich mit eingehender nacht dieses schawspiel geendet und lachten wyr in der still den busen voll. Nun wolan erzeigt sich endtlich dises gantzen bishero vilfeltig erzehlten wesens ausgang mit fröhlicher zeitung, die vom beschluss des allgemeinen in Münster µ getroffnen fridens herrürendt, da nemblich in anno 1649 zue endt dessen das geschrey erschallen, es seye fridt gemacht worden und solle under anderen der Bodensee von allen kriegs völckheren entladen und evacuiert werden. Wie dan nit lange zeit mehr angestanden, das in grosser eyl die Statt Überlingen, Meynaw, Langen Argen, und auch Lindaw von Schwedisch, Frantzösisch und Kayserischen völckhern enntschüttet und menigklich dardurch erfrewet und erquicket worden. 261 Etlich hungerig und blut- oder vilmehr geltdurstige officier und soldaten ausgenommen - denen der fridt zue früe ankhomen und ihne dadurch die mitel, von den herrschafften mehr gelt zue erpressen, abgeschnitten und das einkhomen, sold, und wartgelt geschmelert worden. Wie under anderen eines haubtmans fraw mit trawer geklagt: „Ach leider der fridt uns umb 2 oder mehr jahr zue früe angelangt.“ Also ist geschehen in einem gleichsam augenblickh, das die soldaten sehr unwerth und veracht worden, das sie sich allerdings schemen müsten, das sie soldaten gewesen. Es ist auch in warheit geschehen das macher Leutenambt, Capitän, Caperal µ hoher und nidere officier zue kue, geiss, und sauw hirtten gerathen, damit ihr brot zue gewinnen. Da sagte die baürin „Ey Herr Leutenambt, nemen myr meine schwein auch mit den andern auff die weidt.“ [Rand: ‚Hans Weitz - einer sagt hernach. O wunder! vor disem hab ich den bauren die küe gestohlen, iez mus ichs ihnen hüeten.‘ µ Damalen sind auch gar dusam die ienigen bey uns worden, die man hette mögen anspeien, welche zuevor die burger und landtsleuth geplaget, geschlagen, gestossen, und gescholten im schantzen, wachen, und anderen verrichtungen. Haben sich vor ihnen nachmals wie die besudleten hündlin sehen müssen lassen. µ Ob aber gleichwol der fridt etwas freud und erquickhung gebracht, war iedoch die selbige nit volkomen, theils weiln selbiger fridt uns nit von Gott her komen zue sein gedunckte, dan er göttlicher und menschlicher satzungen, ehr und reputation, und der heiligen Kirchen wolfahrth, zue wider scheinte. 262 Auch unserem Gdst Landtsfürst wenig nutzen, oder 137 auch das verlohrne zue ruckh gebracht hatt, darumb recht guet Catholisch und Oesterreichische sich nit so gar hoch erfreut haben und darumben auch allhie niemals diser ursach halber mit stuckhen freud geschossen worden. Allein die statt alhie hatt wider der beambten willen und verhinderen in der Pfarrkirche das Te deum laudamus in festo S. Mariae Magd. 1650 solenniter singen und alle gloggen zuesamen leuthen lassen, darob bald ein newer unfridt schedlich ervolgt were. Ander theils war diese fridens frewd auch nit gantz, weiln man noch vil schnitz und gelter an den auff geloffnen kosten und restanzen bezahlen muste und fürnemblich, weiln die nach ein ander volgende jahr, als das 1647. 48. 49. 50. und 51.giste, besonders am wein übel und sehr schlecht gerathen, also das wyr nit unrecht sagen und klagen müessen, es haben dise fehljahr dem gantzen landt und unserem Closter grösseren schaden zue gefüeget, als der ienige durch die Schwedische zue gefüeget gewesen. Und hette man sich, so fern nur 2 darauff volgende jahr wohl gedeyet hetten, also erholen mögen, das man des Schwedischen leids uberall vergessen hette, aber es hatt dem lieben und gerechten Gott also uns zue straffen gnedigst gefallen wöllen. Und ist wohl zue erachten, wyr habens wohl verdienet, das 263 man in diser Statt, Landt- und Herrschafft Gott höchlich beleidiget hatte mit vilfaltigen und offentlich gegen ein ander habenden feindschafften. Man betrübte zue malen die zue uns flüchtige und vom feindt veriagte fremdling: nam ihnen das ihrig geflohnet guet und mobilia umb ein spott pfenning ab, hielte sie streng in der zehrung und mehr anderwegen, und erzeigte man ihnen an vilen orthen wenig barmhertzigkeit und liebe &c. So hatt aber der liebe Gott uns zue vor vätterlich gewahret, in deme nit allein zue Girspitzaw vilmalen sich die schnapper auff den büchsen für sich selbst durch heimliche bewegung gezürnet das es ihrer vil gesehen, sondern auch vor der Claus mehr mals brünnende zündtstrickh gesehen und ein getümmel als thete man schantzen: zue gleich auch auff dem haagen geschehen, von vilen gehöret worden. Dadurch wyr billich die trewe wahrnung sollten in bessere obacht genommen haben. Das es aber eine von Gott verhengte oder gesandte straff über uns gewesen, gibt deutlich zue erkhennen, das jenige in den lüfften ob Bregentz hangende feurige Meteoren, so die gestalt einer ruten gehabt und uns gelehret, woher diese straff geschickt, oder von weme sie verhengt were. Dise Rutte, nach dem die Schwedische ein tag bey uns schon gewesen, haben ihrer vil 100 138 persohnen nit ohne verwunderung, mit nassen augen aber die armen Bregenzer angesehen. Es ist also, wie vor angedeutet worden, neben anderen, dem Gottshaus alhie grosser und bis in lange zeit verspürender schaden widerfahren, umb weiln dasselbige 264 vast alle victualien und lebens mittlen, die kleider weys und schwartz alhie zue verschweigen, in den fehljahren, fürnemblich aber den wein nit nur mit ein vuder 2. tausendt fl. das den grösten hertz stoss geben, erkauffen müessen, und dessetwegen zur vorigen nit geringen schulden last noch andere newe schulden zue häuffen müssen. Neben deme es auch grossen in vil 100 fl aufflauffenden schaden gelitten, in deme es der pawren zins und lehensleuth vast aller orth besonders aber im Algew selbige gutten theils nachlassen müessen, da hingegen dem Gottshaus auffs wenigst bis anhero nemblich 1652 khein einiger heller von den Creditorn solcher gestalt nachgelassen worden. Also gerieth dasselbig in grosse noth und khonte es seine liebe kinder, glider und conventualen nit in gebürender und zum Gottsdienst und regularischen leben notürfftiger zahl ernehren und erhalten, und weilen sie theils auff die pfarreyen und pfronden des Closters, nemblich P. Floribertus naher Wolfurth und hernach naher Sargans, P. Lanfrancus naher Sigmaringen dorff in Schwaben, Joannes naher Bregentz auf die halpfarrey. P. Ildephonsus und nach ihme P. Othmarus auff die H.Creutz Pfrund aldortten gesetzt oder auch mehr malen vom Closter auf die varierende pfarreyen als Hardt und Alberschwende und das Gottshaus Hirschtall 265 zue versehen ausgesandt und derowegen von dem chor alhie abgezogen: theils etwelche ubrige patres mit alter und unvermögenheit als PP. Josephus und Anselmus, die nur mehr hocherlebte herren waren, andere mit kranckheit oder manigfaltigen geschefften des Closters µ verhindert worden, als ist es oftermals im chor und regularischen observanzen schlecht genug hergangen, besonders aber an den feyr- und Sontagen. Darzue auch vil geholffen der grosse mangel und abgang der weltlichen priester, deren aber im hiesigen Bistumb Costantz uber die 600 desideriert worden. Umb weiln ihrer vil umbkhomen, gestorben und wenig der weltlichen persohnen wegen armuth und kriegsublen zue den studiis gelangen vermögen, welches der hochverstendige Herr Ratboldus Morstem, damaln vicarius in Costantz, lang zue vor beobachtet und gesagt hatt: man will ietzund die religiosen nit auff die Beneficia secularia zue lassen, es wirdt aber die zeit komen 139 das man selbige wirdt müssen wegen mangels der weltlichen priester aus den Clöstern darauff zwingen und nöthigen. Weil auch die Schwedische alda in den 9 wochen gestanden und verharret, haben wyr khein anderen Gottsdienst verrichtet oder verrichten mögen als das wyr die 3 oder vier letzten wochen teglich ein heilige mess oder ambt im gebrauch eines zinninen kelchs volbracht haben. Nachmaln aber als die zahl der Herren Mitbrüder vermehrt worden, haben wyr 266 umb unsers heiligen Vatters Tag und Oesterliche zeit die Canonicas Horas widerumb neben dem Ambt oder Mess angefangen zue betten und zue singen. Die Closter frawen in den drey Conventen S.Anna Thalbach und Hirschtall haben auch ihre geistliche ämpter in den Horis µ nach schwedischem abzug widerumb zue handen genomen. Ja so gar die im Hirschtall haben ihre Horas weil die Schwedische noch alhie gewesen ein zeit lang mit etlich Convent frawen mit sonderem lob volzogen. Und so bald der feindt abgezogen, wolt under ihnen kheine die lezste sein, haben derowegen samentlich in höchster armuth und mangel, darob sich manigklich verwunderet und aufferbauwet hatt, recht clösterlich leben im Chor und anderwerts wie zuevor eyfferig und bestendig volführet. Ist auch gross glückh und Gottes gnad gewesen, das khein einige Closterfraw von hier auss gefangen geschlagen oder entunehret worden. Under denen eine von S.Anna, Schwester Ursula, als sie am Freytag den 4. Jenner neben anderen geflohen und in der Ach verwicklet und gestürtzt und allerdings ertrunckhen war, ergriff sie die Capsulam darinnen die Consecrierete Hostien waren und an ihrem hals hangete, und sagt, „Herr weil ich dich vor deinen feindten errettet hab, so wirstu zweiffels ohne mich ietzund auch nit steckhen lassen, sondern wirst mir 267 ja in meiner noth zue hilff komen.“ Selbst ist sie, sie weist selber nit mehr auff was weiss, an das landt halb todt komen und demnach sie sich etwas erholet, ist sie in einem schiff naher Lindaw gleich wie mehr andere entrunnen. Sonst aber haben alle Closterfrawen wie auch die Statt Bregentz und Pfarrkirch aldortten ihre beste sachen, brieff, silbergeschmeidt, und orneth in die sicherheit gebracht. Und hat der augenschein nach Schwedischem abzug klarlich zue erkhennen geben, das ihrer vil von Bregentz die beste sach darvon gebracht, all weiln die weiber mit manigklichen verwunder gleich widerumb mit ihren silbernen gürtlen und messerscheidten umb den Altar in schönen kleidern herein gepranget. 140 Also will ich dises einfeltig und geringe werckhlin beschliessen und die liebe Nachkomen oder auch gegenwertige patres auffs höchste und gehorsamst gebeten haben, sie wollen das ienige daran straffen, so straffens werth ist, ubrig aber mit gunsten verfbleiben lassen und wellen doch nit alles zue mal verwerffen oder auch gar zerstören, wie ich demütige hoffnung zue Ihnen trage, es werde wohl mögen das guet vom unnütz iudiciert und separiert werden. Ita rogat F. Franciscus Ransperg .... vier lateinische Worte nicht lesbar Damit endet Ranspergs Geschichte; es folgen allerhand später hinzu gefügte Seiten mit statistischen Angaben.