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9/24/2018
Franciscus Ransperg OSB,
Geschichte der Kriege in Vorarlberg 1620-1648 gegen Bünden u. Schweden
transcribed by Otto Mayr
Vorbemerkung
Der folgende Text ist der Versuch einer digitalen Abschrift der ‚Geschichte der Kriege in Vorarlberg
1620-1648 gegen Bünden u. Schweden‘, die der Benediktinerprior Franziskus Ranspergs, etwa zwischen 1650 und 1660,
im Kloster Mehrerau geschrieben hat, und deren Handschrift, vermutlich das Original, sich heute im Ferdinandeum in
Innsbruck befindet. Das Ziel einer buchstabengetreuen Abschrift war nur mit Einschränkungen zu erreichen.
Ransperg behandelte Regeln der Rechtschreibung, sofern es sie gab, lässig und fühlte sich zu keinerlei Einheitlichkeit in
der Schreibweise verpflichtet. Darum habe ich versucht, seiner Schreibweise möglichst zu folgen, konnte aber nicht
umhin, einer gewissen Einheitlichkeit hier und da Zugeständnisse zu machen.
Die verschiedenen Formen des Buchstabens ‚s‘ habe ich einheitlich immer in der einfachen Form ‚s‘ wiedergegeben, und
das ‚ß‘ als ein Doppel-Ess ‚ss‘.
Das viel verwendete Wort ‚und‘, das Ransperg etwa gleich häufig als ‚und‘ oder als ‚unnd‘ schrieb, habe ich immer in der
ersteren, modernen Form ‚und‘ geschrieben.
Ein besonderes Problem ist die Großschreibung. Meine Grundregel war, alles klein zu schreiben, außer Eigennamen und
Titeln in Verbindung mit Eigennamen. Die Vorschrift strenger Buchstabentreue war aber schon darum schwer
einzuhalten, weil Ransperg neben besonders gestalteten Großbuchstaben auch immer wieder, zweideutig,
Kleinbuchstaben am Wortanfang etwas größer schrieb, so daß es manchmal schwer ist, zu entscheiden, was gemeint war.
In der Zeichensetzung war Ransperg sparsam. Im Gegensatz dazu habe ich Satz-Zeichen großzügig, aber auch
experimentell und sporadisch, gesetzt im Bestreben, Ranspergs vom Lateinischen her stark geprägten Satzbau
durchsichtiger zu machen.
Für die schwierigen Endungen deklinierter Wörter hatte Ransperg eine einfache Lösung: anstatt sich mit der Frage der
jeweils richtigen Endung Mühe zu machen, schrieb er nur den Wortstamm, und hängte daran einen schwungvollen
Schnörkel an, im Vertrauen, daß der Leser gedanklich die richtige Endung einsetzen würde. Hier habe ich – zugunsten
der Lesbarkeit, aber auf Kosten der Strenge - jeweils die nach heutigem Sprachgefühl richtige Endung ersetzt. Ransperg
verwendete zur Abkürzung einige besondere Zeichen. Bei lateinischen Namen, die auf ‚us‘ endeten, ersetzte er dieses
durch ein ‚y‘ (so wurde aus Franciscus ‚Franciscy‘). Schwieriger ist die Interpretation eines häufig verwendeten Zeichens,
das - ähnlich unserem heutigen @ - aus einem Kreis mit einem kleinen ‚n‘ darin bestand. Scheinbar konnte dieses
Zeichen verschiedenes bedeuten, zB. und, und so weiter, oder auch nur eine allgemeine Bekräftigung. In meinem Text habe
ich dieses Zeichen durch µ angedeutet.
Besondere Beachtung verdienen Ranspergs Abbildungen, Federzeichnungen vermutlich mit Aquarellfarben koloriert. Sie
sind zur Erklärung des Textes wertvoll, ragen aber auch in ihrer künstlerischen Qualität über das Dilettantenniveau klar
heraus. Man fragt sich, ob sie von Ransperg selbst stammen oder von einem Mitarbeiter. Bei dieser Arbeit hatte ich als
Vorlage eine Transkription von Ranspergs Geschichte im Besitze der Vorarlberger Landesbibliothek, die mir Herr
Schnetzer schon vor einigen Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Dieser Abschrift lag nicht wie hier ein Digitalisat der
(vermutlich originalen) Innsbrucker Handschrift zu Grunde, sondern ein Digitalisat einer späteren „Bregenzer“ (wohl
aus dem 19.Jh. stammenden und nicht fehlerfreien) Abschrift, das Herr Schnetzer mir ebenfalls zugänglich machte.
Otto Mayr 21144 Cardinal Pond Terrace, WC129, Ashburn, Virginia 20147, USA,
Tel. 703-777-7426, otto4mayr@gmail.com.
Ranspergs Innsbrucker Manuscript
000a (Buchtitel auf dem Einband)
Vorarlbergisches Kriegs. Geschichts Buch
von den Jahren 1600 inclus[ive] 1648
000b (Buchrücken) 2683
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000c (Einband, Innenseite)
Geschichte der Kriege in Vorarlberg
1620-1648 gegen Bünden u. Schweden
Verfasst von P. Franz Ransperg
Ad me Christianum Mersburger Parochum
Nigromontanum ex liberale dono R.D.
Bernardi Steger Beneficiati in Bregenz
Anno1815
000d
Vil Glückh Und Wohlfarth
Dem freundtlichen
Guethertzigen Leser.
Ich hab mir fürgenommen (und auch mit Gottes
Hilff albereit zue Endt gebracht) ein
relation geschehener dinge in wehrendem kriegs
wesen in diesen herrschafften vorgeloffen auffs
Papier zue bringen und der lieben posteritet
zue uber senden. Weilen aber hin und wider,
daß ich zwar selbst nit vermeint geschehen zue
werden, etwelche widerwertige oder auch
scharff und beissige aber in re ipsa
warhaffte relationen darin begriffen,
als will ich zue aller erst auffs höchst gebetten
haben, es welle ihm der liebe leser nit lassen
zue noth sein und den unzeitigen eyffer
oder passion in ihm dergestalt nit herschen
lassen das er zue mals alles verachte
oder verwerffe wie mein demütiges
vertrawen zue ihme gesetzt
… Lebwohl.
[Bibliotheksstempel]
Ferdinandeum F.B. 2683
000e
Rot-weiß-rotes Wappen [Aquarell]
001
Es ist nit schwer in frische gedechtnus zue bringen und in
sonderheit aus vilfeltigen hystoribücher zue erlehrnen, welcher gestalt
das hochschedlig und gantz verderblich übel dis blutigen kriegs in unserem
geliebten vatterlandt Deutscher Nation in dem halben verlauff und
theil des sechszehenhundersten saeculi oder alter auffkomen, gewachsen
und aller orthen mit ungestüme durchgefahren. Und zwar anfänglich
hatt es sich wie ein verwarloster funckh erzeiget, nachmaln aber
ist es wie ein grausames unnd schedliches feur ausgebrochen unnd
hatt mit seinen verderblichen flammen vil fürneme lender stett
und herrschafften zue sambt kirchen gottsheuser clöstern und
schlösser ruiniert, verherget unnd verzehret. Gleichwol solches
elendt und jamer schon albereit zue anfang des obernanten
saeculi an underschiedenen orthen in Teutschlandt sich empor erhebte, so ist iedoch dasselbige fürnemblich im 1618. jahr mit
offener macht und gewalt herfür gebrochen, und damit es sich
mit besserer gelegenheit, ia vil mehr mit grösserem schaden in alle
orth und end möchte ausgiessen, hat es seinen ursprung und sitz
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in dem Konigreich Beheim als welches in mitten des Deutschlands ligen thuet gewonnen, und sich her nach in all andern
landtschaffen, iedoch gar wenig ausgenommen, und provinzen
mit hochschedlichem zuenemen ausgebreitet und das gantze
Deutschland mit menschen bluet überschüttet. Weil dan dieser
elende krieg under anderen auch unser Statt herrschafft und
in specie unser Gottshaus Bregentz auf verhengnus Gottes
002a
schwer unnd schmertzlich ergriffen, als hab ich mit zuelasung
oder vil mehr gnedigem bevelch meines hochwürdigen Herren Praelatens
Henrici für guet oder auch notwendig zue sein erachtet, damit
(Rand: so vil müglich)
solcher geschichten warhaffte und ohne affection noch passion und
aus lieb der guten warheit geschribne relationes der lieben
und hochehrenden posteritet hinderlassen würden. Darauf den
verlauff der geschehenen dingen gründtlich zue erkhennen und
in der gleichen fürfallenheiten, das iedoch der Gnedige Gott
barmhertziglich abwenden wölle, gebürend und erspriessliche mitel
bey zeiten an die handt zue nemben, und dess Gottshaus wolfarth zue befürdern. Seit ein mal aber dises schedlichen kriegs
anfang sich schon umb eingang des tausendt und sechs hunderten
Jahrs hatt erscheinen lassen, als ist mein intent mit
beystandt Göttlicher hilff dises gleichwohl gering und einfeltigen werckhlins anfang von oberdeuter Zeit für zue
nehmen.
Derowegen in dem Jahr 1606 war
von dem Durchleuchtigen Fürsten und Herren Herren Maximiliano
Ertzhertzogen zue Oesterreich # damals unserem Gnedigsten LandtsFürsten und Herrn #.
Der wohledel und gestreng Herr Christoph Zenert Obrister
Veld und Haus Zeugmeister der Ober: und Vorder oesterreichischen
Landen als ein Ertzfürstlicher Commissarius alhero
naher Bregentz abgeordnet in Caussa damit durch
dessen bevelch und underhandlung das schloss alhier
möchte repariert und besser erbauwet werden.
002b
Diser nachdeme er mit Statt und Landt der gebühr und
genügen nach abgehandlet hatt er sein comission auff unser
Gottshaus gewendet unnd dem hochwürdigen Herrn Prälaten
Gebhardo zue sambt dem Conuent allhie versönlich angedeutet
welcher gestalten man auf ihrer Dlt bevelch und willen das
Schloss zue reparieren gesinnet seye zue dessen volziehung dan
under anderen auch des Paren gelts beyhilff vonnöthen seye.
Weilen deroweg so wohl Statt als auch das alhiesige Landt albereit
das ihrige zue thun sich verpflichtet, also gelebe man der gewüssen
hoffnung es werde auch der H. Praelath und sein anvertrauwtes
Gottshaus Ihrer Frl Dlt zue underthenigsten ehren etwas und
zwar in specie 300 Gulden zue diesem endt darzureichen
sich nit beschweren. µ Darüber er H. Praelath nach wenig
tagen dem jetzernanten Herren Comissario volgende Antwort
schrifftlich übersandt hatt.
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„Des Frl Durchleüchtg. Ertzhertzogs Maximiliani
zue Österreich &c unseres Gnedigsten Herren und Landts Fürsten
Verordneter Loblicher Herr Comissarie.
Edler Gestrenger Günstiger Lieber Herr µ.
Demnach der Herr uns dieser tagen in unserem armen Gotteshaus besuecht und under anderem vermeldet und angezeigt wellicher massen
höchst ernante Ihr Frl Dlt gnedigst bedacht derselben Schloss Bregenz
bey disen geschwinden, gefahrlichen schier aller orthen und landtschafften
sonderlich Teutscher Nation erregender kriegsleuffen und practiken
allain dem lieben vatterlandt und zue besserer defendierung
derselben getrewen gehorsamisten underthanen, auch derselben weib
khünder haab und güeteren etwas mehrers und bessers als es bishero gewesen zue versichern und reparieren zue lassen. Derohalb auch
Ine Herre Comissarien verordnet, mit gnedigstem Bevelch
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sich alhero zue begeben, solches schloss sambt denen dem Herren zuegeordneten beständigen pawmeistern fürnemblich aber auch denen
Herren Vogt und Beambten, aller weiß zue besichtigen, und mit denen
selbigen in guete reiffe beratschlagung zue ziehen, wie diese Reparation unnd sicherung ermelts Schloss mit geringstem unkosten
anzureiffen unnd für zu nehmen sein möchte. Auch derowegen mit dero
getrewen gehorsamen underthanen von Statt und Landt beeder
Herrschafften Bregentz unnd Hohenegg handlung zue pflegen. Weyl
dises werckh Ihnen selbs und gemeinem Vatterlandt zue guetem
angesehen und gemeindt, ihre getrewe hilff mit Frondiensten
darzue zue erweisen, wie sie sich dan hierinnen solcher gehorsame
und hilffleistung gehorsamist anerbotten. Darob verhoffenlich
Ihr Frl Dlt genedigest zuefriden und begnügig sein werden.
Die weil dan unser Gottshauß in des hochloblichsten hauses Oesterreich schutz und schirm, ja sambt desselben zue gehörigen güteren
dem Schloss Bregentz so nahendt gelegen, dahero wyr uns in allen
zue tragenden notfählen, wan diese reparation berathschlagter massen
also zue gericht und erpawen werde, darzue zuegetrösten haben.
So wollen demnach Ihr Herrligkeit in namen Ihrer Frl. Dlt.
ersuecht haben, das wyr namblich zue disem vorhabenden pauw
auff drey Jahr lang, iedes insonders ein hundert gulden, thuet
drey hundert gulden, hergeben wollen. Wie dan der herr sich zue vor
ersehen wyr werden solliches Ihrer Durchleuchtigkeit zue underthenigsten
ehren nit waigeren sondern solliches guetwillig einwilligen uns auch
deshalb mit einandern zue bedenckhen und zue bereden zue gelassen.
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Hierauff günstiger Herr Comissario thuen wyr uns dessen gehorsamlich
erkleren, das wyr ungeacht dasselbig uns wegen unseres armen Gottshaus geringen vermögens und einkhomens schwerlich gnueg fallen thuet
sonderlich dieser wichtigen ursachen weil unser arm Gottshaus ohne das
zuvor mit grossem schuldenlast beschwerdt: Item das wyr zue unser
underhaltung wegen new fürgenommner Reformation jährlich vil
ain mehrers als zuvor anwenden und gebrauchen müessen, fürnemblich auch das wyr ein gantz beschwerlich last mit dem wasser
der Ach ob uns ligen haben, dardurch wyr ietz vil jahr lang hero,
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wie meniglichen bewüst, vil und grosse unkösten erlitten, und noch nit
gesicheret seyen, sondern in teglicher gefahr stehn müessen, das etwa durch
einfallende schwere wassergüss einem unseren Gottshaus und
desselben güeteren mercklicher schaden ervolgen möchte. Aber wie
gemelt, ungeacht dessen aller auch anderer mehr ursachen und klagen,
so wyr umb kürtze willen zue erzehlen underlassen, so wöllen höchstgedachter Frl Dlt und gantzem Hochlobl Hauß Oesterreich
als unser aller und gnedigsten schutz und schirmherren
zue underthenigster gehorsame und ehren, der hoffnung das wyr
dessen mit gnaden ins künfftig zue geniessen getrösten, in des herren
begehren gehorsamist eingewilliget haben und im Namen Gottes
auff die drey jahr lang jedes insonders 100 fl thuet 300 fl
für ietziges und künfftiges herangeben erlegen und bezahlen.
Mit dienst freündtlichem demütigem bitten der Herr
Comissarius welle dise unser gehorsamiste bewilligung und erzeigung
Ihrer Frl Dlt unseren Gnedigsten Herren im besten underthenigst
referieren und uns auch unser armes Gottshaus dabey neben
in dero gnedigsten schutz und schirmb als deren wyr so wohl
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des gantzen hochloblichisten Hauses Oesterreich in unserem armen
gebeth bey tag und nacht gegen Gott dem Allmechtigen umb dero
langwirige glückliche regierung zue erpitten nimmer vergessen noch
underlassen wellen. Underthenigest und demütigest zue allen
gnaden zue bevehlen. Damit thuen wyr auch dem Herren
zue seiner glücklichen widerheimbkunfft von dem Allmechtigen
Gott alle glückliche wollfarth wünschen. Gegeben in unserem
Gottshaus Mehreraw den 15. Aprilis anno 1606.
Des Herren Commissarii
Guetwillige Demütige
(LS.) F. Gebhardus Abbte der Mehreraw (LS) Prior Und Convent
bey Bregentz.
Ermelts Gottshauss
Nit lang hernach hatt mehr ernanter Comissarius von Ynspruckh heraus volgendes schreiben abgefertiget.
„Hochehrwürdiger Geistlicher Großgünstiger geliebter
Herr Praelath. Dem Herren sein mein willig und beflissne
dienst iederzeit bereit anvor. Des Herren absonderlich, wie
auch sein und gantzen convents mir zue gethone schreiben hab ich
wohl empfangen und daraus anstatt Ihrer Frl Dlt Ertzhertzog
Maximilianus zue Öesterreich, meines gnedigsten herrens,
gern vernommen, das der herr und gemeiner convent zue der
sehr notwendigen wohlangesehenen reparierung des Schlosses
Bregentz ungeacht Ihres Gottshauses obligen und beschwerden
dannoch Ihr getrewe hilff als auff drey jahr iedes derselbigen
insonderns 100 fl guethertzig unnd willig darschiessen wellen.
Darauff ich nit underlassen sonder dise Ihr so wohl meinende
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ansehliche hilff ob höchst gedachter Frl Dlt gehorsamist referiert,
die nemen des herren unnd seines convents erzaigende guetwilligkeit und zue dem gantz Ho[c]hlobl. Haus Oesterreich µ tragenden
Eyffer gantz gnedigest an, wie sie dan ein solches unb den herren
und sein convent in zuetragenden occasionen hinwider mit allen
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gnaden gewisslich gnedigst erkhennen und bedenkhen welle. Wie auch
iederzeit Ihr genedigster herr beschütz und schirmer sein
und bleiben werde: Als bin ich für mein person mit meinem
geringfüegigem zuethuen des dienstlichen erpietens welches ich dem
herren auff baide im eingang angezogne schreiben in antworth
kürtzlich anfüegen denselben und uns allen Göttlicher bewahrung
trewlich bevehlen wellen. Dato Insprugg den 22. tag
May 1606.
Des Herren und Gantzen Convents
dienstwillig und beflissner alzeit
Christoph Zenet Obrister
Veld und Haupt Zeugmeister der Ober
unnd Vorder Oesterreichischen Landen ....“
L.S.
Die gefahren von welcher wegen dises schlosses reparation
für die handt genomen, und für sehr nothwendig noch andeuten
Herren Comissarius zue sein erachtet worden, sindt hergeflossen
theils von dem durch continuierte zeit verlengerten krieg
und dene immerwehrenden einfall in die Ungarische und andere
benachbarte landtschafften durch die feindt christlichen namens,
nemblich durch die grausame Türckhen geschehen: theils aus dem
unheil und gantz schedlichen wesen so sich in Sibenbürgen durch den
abfahl Sigmundt Battory erregt hatt, an welchem dem gantzen
römischen Reich ja gantzer Christenheit nit wenig gelegen war.
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Es kam darzu das schwere und verwirte kriegs wesen in den
Niderlanden welches dem Ertzhertzog Albrechten zue Oesterreich
unnd dem gantzen haus Oesterreich vil zue schaffen geben. Fürnemlich aber war nit zue verachten, ia vil mehr zue fürchten die
offentlich fürgangne auffruhr und schwirigkeit der Protestierenden
so wohl in den Oesterreichischen landen, als in etwelchen des
Heiligen Romischen Reichs stetten, da nemblich die von dem
gottseeligen und mit christlichem eyffer entzündten ertzhertzogen
Ferdinando (so nachmaln zue dem kayserthumb erhebt worden)
als regierendem fürsten der land Steyr Kärndten und
Crain µ auf geschaffne predicanten allenthalben lärmen und
jammer erweckhet und andere protestierende zue grösserem
zorn und frechheit angereitzet haben. Under anderen 1602
fiengen die Luterischen in dem Reichstedtlin Kauffbyren im
Algew ein geräffel an mit den Catholischen und zwar am heiligen
Charfreytag. Dan in deme die Catholischen erhofften vermög
eines ergangenen Kayserlicher Comission Interims mitel, die
Luterische sollten und müsten zue vermeydung der heiligen
Eucharistischen unehr sich des chors auffs wenigst entschlagen
und also auserhalb desselbigen mit ihrem psallieren communiciren stehn gehn sitzen µ der weiten kirchen sich
betragen: Welches der Gemeine hauff, bevorab die Weber und Knappen Zunfft (ohngeacht ein Ehrsamer Rath lang und
vil entzwischen handlete) kheines wegs einwilligen, sondern mit
gewehrter handt (wie sie dan in grosser anzahl armiert für
das Rathaus getretten) verfechten und aufpochen wollten. Weilen
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dan die Catholische dismal übermannet, zue deme für notwendig hielten in solcher zeit deme rauffens und schlagens abzuewarten, so blibe die Victoria bey den Luterischen, welche denselbigen
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Charfreytag mit essen trinckhen und jubilieren in den wein und
bier häussern dermassen verdurrcht celebriert und zuegebracht das
mancher gueter schluckher naher in Osterfeyrtagen mit seinem lehren
seckhel übel zue friden gewest und darüber saur ausgesehen hatt.
Alhier sihe ich gnugsam wie eigentlich diser relation durch Herren
Joannem Mayer Frisingenhem in seinem Epitome Cronicorum
saeculi moderni µ zue stimme die erzehlung etwelcher alter und
alles glaubens würdiger persohnen die mir austrückhlich und weitläuffig angezeigt haben wie nemblich sie sich wohl erinneren mögen
welcher gestalt der woledel und gestrenge Junckher Gaudentius
von Raitnaw als Beeder Herrschafften Bregentz unnd Hohenegg
wohlverordneter Vogt µ. ohne allen zweiffel auf bevelch
oder gnedigstes zuelassen Ihrer Ertzfürstlichen Durchleüchtigkeit
Maximiliani µ mit sambt hundert unnd mehr wohl ausgerüster
mannen von hier aus in das Algew gezogen dem loblichen und
Catholischen Magistrat als welcher alda umb hilff angeruffen alle
mögliche hilff zue erweisen. In deme er aber mit seinem
beyhabenden volckh bis naher Dorenwaidt nit fern von Ysne
angelanget, seye ihm die bottschafft eingehendiget worden
das nemblich die sach in der güete abgehandlet und verglichen seye, derowegen unnötig das er sich weiter bemühe.
Darauff er sich widerumb naher haus gewendet habe. Sonsten
aber haben die Bregentzer ein grossen eyffer und begirdt
scheinen lassen, disem wessen nit ohne ihren nutz und beüten
so wohl in Ysne als Kauffbeuren ab zue wartten mit allen frewden.
Aber die vereinigung der gemüter in Kauffbeuren hatt
sie gar zue bald widerumb naher hauß abgefertiget.
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Dahero ist die gelegenheit dises schertzens entsprossen, das die Bregentzer
im Weber Krieg (dan also ward er ins gemein tituliert) ihre
mit sich auff den weg zue der leibs notdurfft genomne würst
also gantz widerumb zue ruckh gebracht haben. Gleichwoln
es an ihrem vornemen unnd eyffer catholische religion zue beförderen nichts ermanglete. Aus diesen ietz erzelten ursachen
khan man leichtlig gnug die notwendigkeit des vorhabenden
schloss bauwes und reparations ermessen, fürnemblich weilen
die erfahrenheit uberflüssig iederzeit zu erkhennen gebe, das die
der heiligen Römischen Kirche widerwertige feindt khein fridt
noch ruhe leiden noch gehabene mögen, und darumben sindt sie
billich als verargwonte zue fürchten gewesen, und hatt man
nit ohne ursach auff alle begebende fähl sich bestermassen
aussfertigen müssen. Dan obgleich woln es an etlichen menschen
nit ermanglet hatt, die darfür hielten, es hette solchen
schweren und kostbaren baw des schlosses der wohledle
und gestrenge Junckher Joan. Wernher Edler Herr auff
Raitnaw, als welcher seinen Herr Vater in der Vogtey
succidierete, ohne wichtige und erhebliche ursach entweders
angefangen oder befürderet nit ohne sein aigen interesse,
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all die weilen er ein schlechte wohnung damals in Hoffen hatte,
da nur ein altes bauwfelliges haus oder thurm
an dem ienigen orth da ietzund der Blumen oder Lustgarten
stehet, zue finden gewessen. So last iedoch die hohe tugendt
und weissheit des durchleüchtigen Fürsten und Herrens
Maximilianus und anderen hochverstendigen miträthen
solchen argwon nit zue, fürnemlich auch weil der
obernannte Herr von Raitnaw mit grosser weis- und
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erfahrenheit ansehenlich begabet nit schwer die bevorstehende
gefahren mit rayffer vorbetrachtung abmessen khundte. Hierbey dem
Lieben Leser die gestalt des alten und der fortification mangelbaren Schlosses für gestellet wirdt.
(Hier Abbildung vom Schloss)
Gegen dem Berg von Auffgang her.
1.Gebhardts Capell.
2. Der Eingang oder Portten sambt der Bruggen.
3. Der Brunnen Thurm. 4. Ein weyer under dem Felsen. µ.
Allso ist dem vorhabenden baw in dem 1608 ein rechter anfang
gegeben worden der sich nach und nach mit verlauff etlicher jahre
vollendet hatt. Und werden nit unbillich under die vornembste werckh
gezehlet. Die herrlich und ansehlich allerdings von gehauwenen steinen
wohl formierte und mit zweyen neben thürmen und einem gewaltigen
und vesten gewelb von ihnen herab verwarte porten und
eingang, darzue ein auffziehbruggen anleitet: wie nit weniger die
feste unnd wehrhaffte pastey neben dem Bronnen Thurm zusambt der
011a
underen in halben mon[d] gezogene ringmaur, andere mehr ansehnliche
gebeüw unnd fortificationes, theils zue bequemlicher wohnung
eines Herrn Vogts, theils zur beschützung mehr ermeltes Schlosses
zue geschweigen. Als neben andern die in der erde auffgerichte
gewelber zue erhaltung der munition angesehen zeugnus geben.
Durch dise gelegenheit ist der gewonliche ein- oder zugang so
an dem anderen theil des schlosses welcher gegen den berg stehet
durch mitel einer auff felss stehenden bruggen, die die ein oder
aus gehende empfangen oder auf gefertiget vermauert worden.
Und hat man den brunnen thurm an seiner höhe gemindert
und iezige gelegenheit darauff die stuckh auff den feindt
zue plantieren angerichtet. Und als man erachtet soll dise reparation
wohl mehr als zehen tausendt gulden gestanden haben.
Es hat aber sich mit diser reparations vorhaben ein nit geringe
ungelegenheit erhoben in deme der Herr von Raitnaw als
Vogt alhie die materialien als kalch, sandt, und stein µ
durch einen new gemachten und zuevor niemals geübten weg
durch das Guett Babenboll dem Schloss zue schicken wollen
und selbige thatt mit allem gewalt durch zue bringen sich nit
geschewet. Aber unser Herr Prälath als deme das Guet
aigentlich zuestendig war, wolte solches in kheinen weg gestatten
und hatt mit seinem eyfferigen widerstandt so vil zueweg
gebracht, das man die gedanckhen, die materialia hinauff zuebringen, anderwerts schöpffen hat müessen; hatt also die kunst
ein zeit lang disen streitt vermitlet. In deme die kunstreiche
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pawmeister und welche zwo den vorzug gehaltten, ein solches
werckh erfunden und zue gericht das man gar geschwindt und
gantz füeglich selbige materialia wie schwer sie auch waren
011b und 011c
Zwei leere Blätter.
011d
Einfache Strichzeichnung (Bleistift oder Feder) einer quadratischen Schanze
mit unlesbarem Text (zwei Zeilen).
011e
Die selbe Zeichnung, spiegelbildlich und koloriert, mit Text:
„Der gleichen Viereggete Schantz hat H. Obrist
Schmidt in die Tieffe des Pfenders gesetzt. Im Mos genant.
Anno 1632.“
011f
Kolorierte Federzeichnung des gesamten Befestigungssystems zwischen
Klause und Neuer Schanze unten und dem Haggen in der Höhe. Mit Text:
„Form der Newen Schantz und Haggen Tobels durch Wachtmeister Vögel
Anno 1642 µ zuegericht.“
011g
abgebrochene Strichzeichnung.
011h
Identische Kopie von Blatt 011f.
011i
abgebrochene Strichzeichnung.
011j
Zwei kolorierte Federzeichnungen:
Text der oberen Zeichnung: „Welcher gestalt die New Schantz
repariert und mit Newen werckhen nach schwedischem Abzug
verwahret und vermehret worden A°.1647“
Untere Zeichnung: „Dis ist die Form der newgemachen Schantz
auff dem Haggen in dem Tobel A°.1647.“
011k
Kolorierte Federzeichnung mit Text:
„Abbildung der Schantz auff dem Pfender von Herr Obrist di Loy
gebauwen Anno 1642. Zue welcher volgends andere werckh
gesetzt worden.“
011l
„Schantz auff dem Pfender von Herrn Obristen Loy
Gramundt und Spaur gebauwen und vermehret.“ µ
011m
leeres Blatt
012
uber sich in die höhe erheben und bringen möchte mitels eines
rads von menschen einwendig umbgetriben und eines schnellgalgens durch welchen ein langes sail gelassen die schwere läst
so under dem felss angefesslet worden uber sich erhebt hatt
damit auch ietz er melte läst desto besser sich dem felssen
khündte zue nah und in das gewicht lenckhen ward ihme zue
hilff ein brügn von bretter in die lenge des gähen bühels
aufgestecket zue gerüst worden auff welcher sie nach unnd
nach auffgefahren bis sie in das gewicht angeleitet wurden.
Under wehrendem baw aber hatt so wohl der Herr Praelath
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als Herr Vogt neben seinen mitbeambten nit underlassen
die erzeigte strittigkeit wegen der new affecdierten strass durch
Babenwoll zue verfechten und zwar nach deme Herr Praelath
naher Ynsbrugg mit undertheniger berichtung und erzehlung
wahrer beschaffenheit geschriben und bey ihrer Fürstlich. Durchl.
gebührendt einkomen ist. Darauff von Ober Oestreichischer Regierung
an Herrn Vogt volgendes schreiben abgeloffen.
„Welchergestalt sich bey uns Herr Gebhardt Abbt
auch N. Prior und Convent des Gottshaus Mehrerauw bey Bregentz
durch schreiben vom 5. dis wider, euch das Ihr euch angemast
durch des Gottshaus aller beschwerden frey aigenthumlich guet
Babenboll mit kalch stein und sandt zum schloss paw Bregentz gehörig zue fahren, demütig beschwert und umb unseren
Schutz gebetten, das habt Ihr hiebey eingeschlossen zue vernemmen.
Wan wyr aber nit wissen was es hierumben diser geclagten
durchfarth halben, für ein beschaffenheit eigentlich habe, als befehlen wyr euch in der Fürstl. Dlt. Ertzherzogs Maximilianen
und mit interessierten Ertzhertzogs Zue Oestereich und unserem
013
gnedigsten Herren Namen das Ihr Uns hierüber nit allein euweren bericht
sambt widersendung des einschluss zue fertiget, sondern auch in mitelst
und bis diser durchfarths gerechtigkeit halber durch euch gebührende
locierung beschihet, einen unvorgreifflichen stillstandt haltet, auch
also erweiset damit er Herr Praelath noch das Convent sich
derentwegen billicherweiss verner zue beclagen nit ursach habe.“
Davon beschicht µ Datum Ynsprugg den 19. October A°.1612.
An Vogt zue Bregentz Hans Wernher von Raittnaw µ.
Aber weiln ietzernanter Herr Vogt disem austrückhlichen
bevelch von newem zue widergehen sich anmasete als hatt
mehr angedeuter Herr Praelath zue sambt seines vorhabenden
Convent nit umbgehen sollen noch khünden sich widerumb mit newen
klagen bey Ober Oesterraichischer Regierung gebührendt
anzumelden. Über welches sie abermals volgendes unnd
zwar scherfferes schreiben an Herrn Vogt abgeordnet.
„Auf dem vom 13. dis uns von Herrn Gebhardtus Abbt
auch Prior und Gemeinem Convent des Gottshauses Mehreraw
zuegethanem schreiben und nebenclagen, habt Ihr zue sehen
was massen er abermals das durch sein erkaufft Guet Babenboll zum schloss baw attentierenden newerlichen durchfarth halber an uns gelangen lassen, und sein bitten ist.
Hierüber wyr eüch mit ewerem bericht anzuhören nit
umbgehen wellen, in der Frl.Dlt Ertzhertzogs Maximiliani
zue Öesterreich und unseres Gnd. Herren namen euch hierauff
befehlendt das Ihr uns denselben mit widersendung des
einschluss uneinstellig zuekhomen lasset. An deme beschicht µ
Dato Ynsprugg. den 23. Aprilis Anno 1613.“
014
Dessen aber ohngeachtet hatt albereit die bösse affection, die
der herr von Raitnaw wider das Gottshaus geschöpffet solcher gestalt
überhandt genommen das er khein scheuch getragen mit zue milder
berichtung die Ober Oesterreichischen Regierung von ihrem albereits
gnedig ertheilten bevelch und Ordnung abzuewenden und auff
11
sein seitten zue ziehen, mit vorgeben dise durchfarth seye schon
vor lengsten also gebraucht worden.µ Welches als die Regierung
in einem besonderen schreiben dem H. Praelathen angedeutet, hatt er
zue seiner habenden freyheits rettung widerumb ein schreiben
an vilernante regierung ablauffen lassen mit disem Einhalt.
„Wohlgebohrne Edel Gestreng Hochgelehrt und Vest
Genedig und Großgünstige Herren. E.Gn. und gunsten
seye gegen Gott dem Allmachtig. Unser Gebett und
hie in Zeit underthenig und guet willige dienst jederzeit zuevor.“
Euwer Gnaden und Herligkeith schreiben von Dato Ynsbrugg
den 18. verschienen Monats Marty an mich den Abbt aufgangen,
haben wyr den 11. huic ab der post Krumbatzhoffens ordenlich empfangen,
betreffendt das die selbigen gleichwohl auf unseren ihme vom 5. October
verschienenes 1612. Jahrs zue gethanen schreibens, ablesendt vernomen.
Was wyr von unsers undergebnem Gottshaus weges des durch uns erkaufften guet Babenboll an sie gelangen lassen, und uns das ein
durchfarth daselbst zue dem Schloss Bregentz newerlich gesuecht
werden welle, beclagt auch folgens abzustellen gebetten. Dieweil
aber Eur. Gndn. und oft anderwerts bericht worden, das dise durchfarth vor lengsten also gebraucht, als sehen sie gern, das es bey deme
massen solches von alters her khomen, nachmals verbleiben, und
die durchfarth wie zuevor also auch der zeit fürnemblich zue dero
Frl.Dlt. unsers Gnd. Herren anbevohlnem und new genommnen
015
Schloss paw gestattet werden möchte.µ
Hierauff Gnd. und Grosgünstige Herren khönden denselbigen wyr zue vernemen
unserem bericht gehorsamlich unangemelt nit lassen. Das wyr uns
gleichwohl vertröstet es solte bey E. Gn und Ht dem Herren Vogt
alhie dem Von Raitnaw vor disem gegebnem bevelch, namblich
das er bis diser durchfarths gerechtigkeit halb, durch Ihne gebürende
docierung beschehe, einen unvergreifflichen stillstandt haltten solle
verbliben sein, wie wir dan nachmaln so vil möglich ob es
darbey bewenden möchte underthenig und dienstlich gebeten
haben wöllen.
Im fahl aber ein solches bey E. Gn. und Ht bedenckhlich so ist
unser weitters gantz hochflehentliches anrueffen und pitten, die geruhen uns unserm armen Gottshaus dise gnad zue erzaigen
und von Ihrer Frl. Dlt µ Rath Balthassar von Herrliburg als
der die verwaltung der Vogtey Bregentz in die 20 jahr lang
getragen und sein residenz auff dem Schloss gehabt seinen bericht hierüber auch zue erforderen so wohl auch den beambten
zue Bregentz zue aufferladen, etliche underthanen so wir ihnen
benennen werden und die vorigen vögten auff dem Schlossberg
den ihnhabern Babenboll gedienet und dieser durchfahrth
halber bericht geben khönden, bey ihren bayden zue erfragen,
und ihre aussagen den selben zue übersenden.
Zue deme haben E. Gnd und Ht ausser hie bey geschlossenen beylagen
No. d. VundZ. gnedig anzuhören was massen das guet Babenboll vor disem verkaufft worden sonderlich vs beylag No.1 zue
vernemen. Das Johannes vom Bach gewesener oesterreichischer
Landtaman dis guet Babenboll in dem lenggst verscheinem
1452 Jahr gegen Josen Weyssen verkaufft und mafern
12
dise servitut der durchfarth darob gewesen, so hette er
016
freylich und ohn allen zweiffel seine dienstspflicht betrachtet und
solche gerechtigkeit da sein gn. Fürst und Herr solche gehabt, deme
kauffbrieff einverleiben lassen.
Da dan schon des Landtamans vom Bach kauffbrief dise gerechtigkeit
einverleibt ware, so trugen wyr dannoch zue Ihrer Frl.Dlt. unserem
H. herren und E.Gn. und oft dis underthenigst und underthenig vertrauwen weilen wyr das guet Babenboll in massen E.Gn. und hat
hiervor bericht allein zue dem endt kaüfflich eingethan da wyr
wegen grosser gefährligkeit des wassers der Ach, auff besorgenden
nothfahl vs unserm Gottshaus weichen, und in besagtem guet Babenboll
unser notwendige herberg und underschlauff suechen und haben müsten
dieselbige wurden uns solcher gerechtigkeit der durchfahrth gnedigest
und gnedig miltiglich enthoben und das unserig ist gar in grundt
zue verderben nit begehren sondern mit milteren gnaden bedenckhen.
Und dieweilen sollich unser Guet Babenboll ein ehehafft guet
alles in einem einfang gelegen. Dis jahr mit vesen und habern
angeseet worden, welche saat uns da der durchfart nit zeitlich fürkomen
gantz und gar in grundt verderbet wurde, so pitten E. Gn. und Ht.
wir verner gantz underthenig und dienstlich die wollen dem H. Vogt
den stillstandt der durchfahrth nochmals bis zue endtlichem austrag
der sach und in bedenckhung, das sonsten gleich neben dem Guett
Babenboll ein guete harte strass auff das Schloss gehet welche
die underthanen (sofern sie nit dahin gezwungen wurden) ihrem
selbst vermelden nach lieber als durch das Guet Babenvoll,
so gar tieff und sumpfig (auf welchem dan ein sonderer widerwill verspüret werden muss) fahren wolten mit sonderem ernst
anbevehlen. An deme erzeige E.Gn. und Ht. ein werckh
der geliebten Justitia µ Datum Mehreraw den 13. Aprilis 1613.
E. Gn. und Herrligkeit dienstbeflissener und undertheniger
Gebhard Abte auch Prior und Gemeiner Convent.“
[der Brieff beginnt auf Seite 025 oben der Bregentzer Transkription]
016b
zwei kolorierte Federzeichnungen, oben:
Das Schloss Bregentz von Nidergang her wie es vor disem gewesen.
Ehe es reparieret worden.
unten:
Wie es nachmals vermehrt und repariert ausgesehen
bis auff Anno 1647.
017
Aber der Herr Von Raitnaw als gegen dem Gotthaus übel damalen
affectionierter lisse mit nichts nach, das ienige vorhaben so er in seinem
kopff gefast mit aller macht und manier vorzubringen, dessetwegen
er widerumb naher Ynsbrugg an die Regierung geschrieben.
„Wohlgebohren µ was den puncten und farweg durch das guet
Babenboll betrifft hat es hierumben ein solche beschaffenheit, demnach
nechst verscheiner jahres das Schloss alhie mehreres zue reparieren,
notwendig und für ratsam angesehen, auch von höchst gedachter Ihrer
Frl.Dlt solches beratschlagter massen ins werckh zue richten, mir dem
Vogt Von Raitenaw gdst auffgetragen und anbevolchen worden, welches
13
alles allerley paw materialia als kalch, sandt, und stain erforderet
solliches aber zum aller gequemlichsten durch bemelts guet
Babenvoll der darin befundenen Alten Schloss Strasse nachfahren müssen, dessen sich gleichwohl der Herr Abbt etlich zeit hernach
beschwärtt bey verhörtag begehren lassen das berürthe
durchfahrt bey den underthanen abgeschafft wurde, welches ich aber
der Vogt der ursachen nit nachgeben khünde sintemalen aus
erforderter schuldigkeit mir gebührt und obligt, alle zum Schloss
Bregentz gehörige Recht und Gerechtigkeiten besten fleiss handzue haben und ich eben disen weg bey antrettung der Vogtey
also befunden selbige so wohl als mein geliebter Herr Vatter seelig
(die wir nunmehr das Schloss Bregentz bey 25 jahren
besitzen) Jederweilen zue und nach unserer noturfft ohne
einigen eintrag und widersprechen der gewesten inabere vorbemelts Guet Babenboll gebraucht deren doch inmitels vier
018
solches guet aigenthümblich besessen haben. Als anfangs Friederich
Rainoldt, Gottfridt Conradter, Hans Conrad Merckher von Balgheim und der H. Abbt aus der Weyssenaw bey Ravenspurg gelegen,
welcher erst in anno 1601 dem hiesigen Gottshaus dis Guet
neben dem zehenden in diser Ambts herrschafft gelegen zue kauffen
geben. Es hatt auch eben der H. Abbt alhie diser durchfarth
halber erst in anno 1608 sich anfangen zue beschweren und zuevor siben gantzer jahr hiervon einige clag noch einredt gehabt.
Ferner so geben nit allein augenscheinlich in disem Guet Babenboll die alten unverborgnen strassen die im velsen vertieffte holweg
zue erkhennen das vor etlich 100 jahren und villicht ehender Babenboll in rerum naturae gewesen, ein strass und fahrweg vom
Schloss Bregentz her aber dardurch gebraucht worden, sonder es werden
auch noch zwey fälter oder gätter (wie mans hie zue landt
nennet), ainer hinauff gegen dem schloss wertz, der andere
gestracks unden von dem wasser ab der Bregentzer Ach, die
sonsten nirgends anderst wohin taugen, befunden.
Darumben ich, der Vogt, für unnoth gehalten das man von sollicher
gerechtsame an welcher mehrgedachtes Schloss Bregentz in zuetragenden nothfählen nit wenig gelegen auff solichs bloss widersprechen des Herren Abbts weichen sollen. Bevorab weiln dem
pawwesen und dem hoff oder feld paw zum Schloss gehörend
solliches nit zue geringem schaden gereichte. Da aber E. Gn. und
Ht. ein solches mir dem Vogt gentzliches abschaffen, will ich deme
wie billich schuldig gehorsam leisten, auch disen bereicht kheiner
andern ursach als weilen es fürnemblich des Schloss gerechtsame
meiner verwaltung betreffen thuet für mich selbsten alda
einstellen wölle.
Sonsten waren gleichwohl etliche alte betagte persohnen
vorhanden die umb mehrer kundtschafft dises fahrwegs und strassen
019
strassen verhört werden möchten: weilen aber selbige meistentheils
des Herren Abbts lehentrager seyen, das Schloss Bregentz auch
als der fürnembste Regal eines diser herrschafften die praesumptiones
für sich hatt und offt gedacht guet Babenboll durch vermög der
ambtsbüecher einer herrschafft jährlich auff Martini 12fl d an gelt
14
und anderthalb pfundt pfeffer zue zinsen schuldig ist: auch er Herr
Abbt untzhero seine kauffbrieff und derenthalben erkaufftes
jus uns niemalen fürgewiesen hatt als ist die verhör der begehrten
kundschafften eingestellt verbliben. Dafero nun E.Gn. und
Gunsten aus erzelten ursachen hierwider khein bedenckhen tragen,
das wir ein zeugen verhör ehender der kauff titel vom Herren
Abbt ediret wurdet, anstellen, die aussagen ad notam nemen,
und nach beschaffenheit der sachen aintweder die gebühr verhandlen,
oder aber E.Gn. ... selbige zue dero verneren entschluss und
verordnung in gehorsamb uberschickhen sollen, werden Sie uns dero
gueten gelegenheit nach ein solches in gn. anbevelen. dem solle
gehorsamlich durchaus gelebt und nachgangen werden. Datum
Bregentz den 26 May. 1614. E.Gn. underthenige gehorsame
Ambtleuth zue Bregentz.“
Es war aber dem Herr Praelathen allhie wenig arbeit auffgeladen,
damit er dise übel gegründte und aus gar zue vermerckhlicher passion
herrürendte aufflagen und ursachen widerlegte. Sintenmal ein ieder
verstendiger gar leichtlich, mehr als gnugsam spüren und erkhennen kan,
das des Herren von Raitnaw vorgebrachte und vermeinte rationes
einen geringen bestandt in sich halten. Dan wo ist die schedliche
und weitläuffige umbstrass zue finden gewesen? Wo ist die attentierte
Schloss gerechtsame gegründet? Wo ist probiert, das die Inhaber
niemals widersprochen? Wie schickt sich, das der Herr Praelath in siben
Jahren
020
dessetwegen sich niemals widersetzet hab, als da er erfahren, das man
das ienige für ein gerechtsame will anziehen, welches etwas villicht
aus guthertzigem wollmeinen ein oder mehrmals gestattet worden?
Wie riehmen sich die vertieffte holweg und gatter so übell als
sollten sie zue kheinem andern endt dienlich sein? was bringt
solcher durchfarts absteckhung dem schloss guet für schaden da
vil andere weg vorhanden? wo sindt die vil 100 Jahr erwisen?
wo ist des villichts probation dahinden gebliben? Ist dan endtlich
niemandts zue bewerter gezeugkhnus der warheit als die lehen
trager des Gottshaus zue finden gewesen, und mehr anders
mit still schweigen zue übergehen. Endtlich aber: Ist von einer
hochloblichen Oberoestereichischen Regierung dem Herren von Raitnaw mit allem ernst von seinem fürnehmen abzustehen anbevohlen worden,
hingegen das Gottshaus alhie dardurch zue solcher ruhe
kommen, das von selbiger zeit es bis auff gegenwertige tag
dergleichen nichts mehr der durchfarth halber attentieret oder gesucht
worden. Es ward offternanter Herr Vogt mit unserem Herren
Praelathen Gebhardo vilmalen in dem harnisch, wie er Vogt selbst
zue sagen pflegte, und dessetwegen ist wohl zue vermueten, er
habe oberzelten streit vil mehr aus widerwillen, als liebe
der gerechtigkeit angezettlet und so hartigklich fortgesetzet.
Die ursach aber dises unwillens ist fürnemblich hergeflossen
weil der Herr von Raitnaw eines mahl naher Mitelbibrach
verreisendt von dem Herrn Praelath ein pferdt entlehnete
und dan dasselbige einem gueten freundt deme es sehr
wohl gefallen zue kauffen gabe oder auch verehrte mit
15
hoffen es werde der H. Praelath eintweders mit der baren
bezahlung oder dargebung eines seiner besten rossen
in solchem fahl contentieren lassen. Aber der H. Praelath
wolte durchaus sein pferdt widerumb haben und
021
schluge all andere mitel aus. Dessetwegen müste er Herr
von Raitenaw nit ohne confusion, welche ihm den kopff hefftig
verwirrete, das pferdt widerumben von seinem freundt
begehren und dem H. Praelathen zuestellen. Welches dan ein ursach
einer grossen verbitterung gewesen: Wer hierinnen recht oder
unrecht gethan habe, lass ich einen verstendigern das urtheil fellen.
Damit wyr aber aigentlich widerumb zue unserem vorhaben
in erzehlung der Kriegsgeschichte gelangen, so ist zue wissen das
nachdeme sich die unruhe und kriegswesen nit allein in Beheim
und anderen benachbarten landtschafften offentlich an tag herfürgelassen und darmit das gantze Teutschlandt nit ein vergeben
forcht angetrawet, sondern auch in Prettigaw und Gemeinem
Pündten sich mercklich spüren hat lassen, als haben ihre Frl.
Durchleuchtigkeit Ertzhertzog Leopoldus zue Oesterreich µ,
ein hoch verstandiger und mit grossen tugendten und fürstlichen
qualiteten gezierter Ertzhertzog und iederzeit ein getrewer und
teurer vatter des vatterlands, solchen üblen zue begegnen
gnedigst alle vorsorg und anordnung verschaffet, damit uns
auff alle begebende fehl und anstöß bester massen ausgefertiget
und ausgerüst erscheinen möchte. Und andere hochnotwendige
mitlen erforderte die notdurfft damit man mit bequemliche wehr und waffen versehen were, dessetwegen jederman
sich auf dem gnedigsten bevelch mit dergleichen waffen versehen
müsse, und mit diser occasion ist auch dem H. Prälathen anbefohlen
worden das er sein Gottshaus mit gemässer zahl der musqueten
ausstaffieren solle. Über welches sich gleichwohl der hochwürdige
Herr Abbt Placidus (mit seinem Convent) umb etwas beschwert
befunden und deretwegen naher Ynsbrugg, solches abzubitten auff
volgende weiß geschrieben:
„Wohlgebohrner Edel Gestreng. und
Hochgelehrt. µ ob gleich wohl mir bewüst das E. Gnaden
mit höheren und mehreren geschefften beladen jedoch hab ich mein
022
zueflucht und trost in meinem anligen zue E. Gnd. setzen und in underthenigkeit bey den selben anklopffen wöllen die weil der wohlgebohren etc.
Herr Vogt zue Bregentz mein lieber herr und freundt meinem
armen anbefohlenen Gottshaus diser zeiten etliche musquethen
sambt allem zue gehörndem anzuenemmen, auffzuelegen bedacht und
als wyr dises abbitten wellen, hatt wohlgedachter Herr Vogt ein
soliches nit über sich nemen wollen. Gelangt dem nach mein und
meines Priors und gantzen Convents undertheniges höchstes fleises
bitt und begehren an E. Dl. sie wöllen unsers Clösterlins anligen
und nöthen nit allein mit zinsen und bösen jahren sonder teglich
mit grossem schaden der Ach beladnen und betrengt zue hertzen führen
und gnedig geruhen uns von solchen angetragenen beschwerden (von
welchen das Gottshaus niemalen bekümmert worden) entledigen.
16
Sonderlich auch weil das Gottshaus jährlich seine ansehne
schutz und schirm gildten dem Herren darreicht und bey bey desselbigem bishero in gnaden verbleiben lassen. Verhoffen also
underthenig pittende zue Gott dem Allmechtigsten er werde mit
schutz und schirm des Hochloblichen Hauses Oesterreich unser armes
Kloster vätterlich vor kiegs uberfall verwahren. Versehen uns
auch E. Gl. werden unser armes Closter vor solchen beschwerden
und aufflagen gnediglich entladen. Solches wellen wyr umb
E. Dl. in unserm armen gebett gegen Gott und underthenigen
dienstes wo möglich vergelten. Und thuen uns sambtlich E.DL
in gnedigen schutz befehlen. Datum den 14 January 1619.
E.Gl. d.w. Placidus Abbt µ.
Dem wohlgebohrenen Edlen Gestrengen hochgelehrten und Vesten
Herrn N.N. Hochfrl. Dlt Ertzhertzog Leopoldi µ. in Oesterreich µ
Praesidenten Cantzler Regenten und Räthen Ober Oesterr.µ
Landen unseres ABC. Herren.“
023
Hierüber hat ein Lobl. Regierung dise resolution ertheilet.
„Betreffendt das bey dem H. Praelathen zue Mehreraw und Balthasar von
Heiligberg auffgebrachte gelt, haben wyr ob höchst gedachter Frl Dlt
gehorsamlich erinnert das der Herr Praelath für dismal der einlegung
der soldaten enthebt werden möchte. Aber der auffgeladenen 12 musquethen oder 6 archibusier rüstungen, mit ihrer zugehörd wie des
wegen zue ubertragen das khan wegen beschwerlicher consequentien nit
statt haben, gestalt das selbig auch nit weniger zue sein so wol seines
Gottshaus als gemeiner vatterlands versicherung angesehen ist, dahero
Ihr sintenmal man des gelts alsbald für der soldaten commiss
bedürfftig dasselbig an beeden orthen abforderen und bis zue ausfertig
und erfolgung der ordentlichen schuldbrieff einsprechen auch iederzeit
schadlos gehalten und auch sollche verschreibung hinnach an ihre gehörige
orth zue lifferen zue gesandt werden sollen wie es dan im übrigen das
die jährliche verzinsungen auf dem Ambt Bregentz zue reichen darbey
zue verbleiben hatt und ihr solches geltt so bald es erlanget wirdt
zue der täglichen comiss zue gebrauchen und Vogtey Verwalters zue
Pludentz und Sonnenburg Rudolph Heinrich Kurtz von Senffenaw
der gestalt uberhendigen sollet, das er dasselbig allein zue diser noturfft
gebrauchen auffs gesparigist darmit umbgehen und ordentliche rechnung
darüber haltten solle. Inmassen wir Ihme hiervor schon albereit in
zwayen posten 3740 fl hier auff angeordnet. µ. Datum
Ynsprugg den 4. Juni 1619. Frl. Dl Ertzhertzog
Leopolden Zue Oesterreich hinderlassne zue geordnete Geheime
Räth.
Dem edlen Herren Hans Wernher Edler Herr auff Raitnaw Zue Hoffen
Künigl. Mayt zue Hungarn und Behemb auch Frl. Dlt Leopoldi
und mitinteressierter Ertzhertzogen zue Oesterreich µ. Rath. Vogt.
Zue Bregentz und Hohenegg Obrist Haubtman vor dem Arlberg unsere lieben
Freündt und Herren.
Cito cito.“
024
Nicht weniger haben wohlernante Ertzfürstl Räth dem H. Praelathen
alhie durch Herren Vogt andeuten lassen mit disem schreiben:
„Belangendt des Herren Praelathens ferner ansuchen, ihme wo nit
17
der 12 doch der 6 musquethen so seinem Gottshaus in der militia
auferlegt worden zue erlassen, sollet Ihr demselbigen andeuten, das
Ihre Frl Dlt berührtem Gottshaus ehe in anderen so was
mehrers portiere gnedigst zue willfahren gedacht sein werden
weil dise contribution zue angelegter gleicheit gereicht, und zue
verhütung anderer nachtheiliger consequenzen wie Ihr selbst unschwer ermessen kundt, zue veränderen in mehr weg bedenckhlich,
und weil es so wohl zue des Gottshaus als des gemeinen
Vatterlands assecuration fürgenommen worden. Also werdet
Ihr Ime Herr Praelathen sich dem selbigen gleichmassig zue bequemben
mit bester uns von Euch bekandter .... weisen, damit
man disfahls weitter difficulteten geübrig sein möge.
.... geschicht an statt hochst ermelter Frl Dlt unser meinung.
Dat. Ynsbrugg den 11. Juni 1619.
Frl Dlt etc. Gehaimer Rath etc. H. Reichart ..... (Unterschrift).“
Auff dise weiss hatt das Gottshaus die beschwerdt der
12 musquethen zue sambt der notwendigen rüstung aus
sich nemen müssen und ist man zue friden gewessen das auf
Ertzfürstlicher Gnad die einquartierung der soldaten
abgewendet und verhindert worden. Welches dan Ihr
Frl Dlt desto lieber und belder zue gelassen, all die weilen
der H. Praelath auff dero gnedigst ansuchen ein namhaffte summa,
da man die böse der selbigen zeit und des Gottshaus einkommen beobachten thuet als, nemblich 1500 fl an barem
gelt dargelihen und zue underhaltung der soldaten bey025
geschossen hatt, jedoch ime volgende conditionen vorbehaltendt.
Als erstens solle man dem Gottshaus versprechen das weder inn
noch usserhalb desselben khein beschwerdte mit soldaten kriegsrüstung
und waffen oder andere anlegung fortherhin aufferlegt und damit
beladen werde. Zum andern das man ein obligation der versicherung
und verzinsung halber auff das Ambt Bregentz dem Gottshaus bey
erlegung des gelts zuestelle und darauff befehle die die verzinsung
jährlich richtig zue erstatten. Drittens das ermelte suma der 1500 fl
gelts innerhalb 3 jahren in bedenckhen das das Gottshaus sollich
gelt in anderweg umb verzinsung auff nemen müss widerumb
sambt dem interesse erlegt und abgesattet werde. So das
viertens und lestlich, das man dem Gottshaus mit wuhrung ander
sach, wie dan bishero beschehen also auch forthin, bey den underthanen
wolle behülfflich sein.
Actum den 27. May 1619.
Welche conditionen theils admittiert oder doch limitiert
theils aber nit völliglich angenommen worden, wie schon albereit
angedeut ist. Das für das erste obgleich wol das Gottshaus die 12 begehrte musqueten zue sambt der notwendigen rüstung
auff sich hatt nemen müessen, so haben jedoch Ihre Frl. Dlt. demselbigen ein ansehnliche gnad und befreyung aller einquartierung gnedigst ertheilet: für das andere sindt die begehrte versicherungs brieff bald hernach in bester form ausgefertiget worden.
Dan weilen Ihre Durchleuchtigkeit selbiger zeit nit zue Ynsbrugg
sonder zue Wien als wohlverordneter Statthalter Ihrer küniglichen
Mayestett Ferdinand 2 welcher naher Franckfort zue
18
dem bestimbten orth der kayserlichen wahl nach selligstem ableiben
Kaysers Matthiae gewesen, als ist die ausfertigung der schuld
verschreibung umb etwas verlengert worden. Den letzsten puncten
betreffend ist er mit etwas underscheid gemitlet und dergestalt
attemperiert worden, das dem Gottshaus allerdings gnug geschehen,
wie anderstwo da von dem wehren der Ach gehandlet wirdt zue ersehen ist.
026
Under disem hatt sich die in anno 1618 schon albereit angefangne
unruhe in Bündten fornemblich aber in Brettigaw und Engadin
in mehr und mehr herfür gelassen, als das Ihr Dlt leichtlich einen
schweren krieg darauss abnemen khundte. Dan man spürte augenscheinlich das die ietz ernante Pündtner in einem und mehr articklen
schnurstracks wider den in Maylandt anno 1531 auff gerichten
und allerseits mit sigill bekrefftigten vertrag handleten. Und
ob gleichwohl sie under ein ander im jahr 1618 theils in Chur
theils aber in dem Marckh Thusis ein zuesammenkunfft haltendt
gewisse artickhel und puncten auffgestelt. Insonderheit
das man die zwo religionen als der Catholischen und Evangelischen in allen ihren landen und gebietten in freyer übung lassen
und einen ieden bey der seinigen bundgenössisch schützen und schirmen
solle: Zue deme müsse man ein ieden Pundt Commun Gericht
und sonderbaren persohnen edel und unedel bey ihren hergebrachten
freyheiten, gewohnheiten, braüchen, ehr, haab guett manutenieren schützen unnd schirmen, wie anderstwo weitläufig von
solchen geschichten gehandlet wirdt von den Teutschen Chronisten. So hatt
nichts desto weniger dise vertragung und vergleichung nit lang
gewehret, ia man ist derselbigen an vilen und fürnemblich Ihrer
Frl Dlt zue gehörigen orthen gantz zuewider gangen in deme die
guet Alt Catholische schwerlich verfolget, mit eingeführten praedicanten
und falschen lehren beschwert und mehr andere Ihrer Frl Dlt
habende jura schwerlich violiert worden. Dessetwegen die hoch
tringende noth erforderte damit man auff bequemliche mitel die gedancken
schöpffte solchem unheil zue begegnen und abzuehelffen. Insonderheit
aber liesse Ihre Frl Dlt ihro auf gantz christlichen eyffer
die allein seelig machende religion und dessen frey exercitium in
ihren landtschafften angelegen sein, zue dem ende dan dieselbige
027
neben werbung der soldaten und weltlichen waffen ihr
meinung zue bekommung geistlicher lehrer und verfechter
heiligen glaubens angewendet und dieselbige zue erhaltung
oder widerauffbringung ietz ermelter religion in oberzelten
herrschafften gnedigest abgeordnet under welches die gottselige
vätter Capuciner ihr mühe und arbeit mit höchstem
lob nutz und wollfarth scheinen haben lassen. Under welchem aber
billig der primat und vorzug dem edlen und auserwehlten
blutzeugen Patri Fideli gebühren thuet. Als hernach weiter soll
vermeldet werden. Under dessen aber sindt alhie bis in acht tausendt geworben und von Ihr Küniglichen Mayestet in Hispanien
dem Kayser zue hilff geschickte Neapolitaner durchgezogen, die haben woll vierzehn tag alhie zuegebracht unnd
alles essen und trinckhen mit parum gelt freygebiglich
bezahlet welches den alhiesigen burgeren und landts
19
leuthen nit einen geringen nutz eingetragen. Und hatt man
sonderlich khein ungelegenheit ihretwegen verspüren mögen.
Nicht weniger haben mehr andere völckher ihren pass
oder repass zue underscheidenen zeiten hindurch genomen
dardurch nit allein einer gemeinen burger und landtschafft unkosten und ungelegenheiten aufferwachsen sindt
sondern es hatt auch hiervon seinen theil das allhiesige
gottshaus ehrlich participieret. Als in anno 1620
haben die beambten in Bregentz mit solcher manier ein
fuder stroh begehret:
„Hochwürdiger Genediger Herr E. G.
sein unser gantz bereith befliss willig dienst anvor.
Darbey zue vernemben das wyr in der Statt allhie stroh
halber in höchstem mangel, als das man den pferdten
so heroben losiert nicht einen halm zum understrewen
zue gebrauchen, hierumben so gelangt an E. G. unser hoch028
trungenlichs ernstliches und gantz dienstliches pitten und ersuechen
sie geruhen alsbald dise verordnung zue thuen damit ein guet
ergiebiges fueder stroh gleich mit zaigern herauff geführt
und dahero zum ambtshaus geliffert werde. Erpietig darumb
E.G. die gebührendt bezahlung widerfahren zue lassen,
und es andertwerts zue verdienen. Datum in Eil. Ambthaus Bregentz den 18.Marty 1620.
LS
LS
E.G. gantz bereith befliss willigste.
D.Yelin und G. Wall.“
Das ist Diethelm Yelin. Und Georg Wall. µ. Ambtman
und Landtaman.
Allda zue sehen die höffliche manier dergleichen zum kriegs
wesen gehörige sachen von dem Closter zue begehren, die mag
mit des günstigen Lesers wollgefallen mit derienigen so hernach
von ihren nachkommen ausgeführt worden, nit ohne verwunderung
verglichen werden. Ob aber es gleichwohl ein geringes werckh
war in solcher noth ein schlechtes fueder stroh und zwar
umb die gepührende bezahlung in eyl zue liffern, so
ist iedoch nach und nach das begehren grösserer ding staffelsweis auffgestigen bis es endtlich zue dem bevelch und
angemaster gewalt erwachsen. Underanderen im
Jahr 1621 haben die Herren Beambten disen brieff in
aller eyl mit dreyfachem Cito abfliegen lassen.
„Der Herr Praelath seye hiemit von uns samentlich
ambtshalber anermanth, für unser persohn aber neben
anmeldung bereitwilliger dienste fründtlich ersucht, das er
sein behausung allhie (in der Statt) alsbald und noch vor
morgen abendts mit allerley erfordertem haus rath
bettgewandt feur und liecht hew und stro und
029
dergestalt ausstaffiere damit die Herren Commissarii so zuer
abführung des Maylandischen volcks verordnet dessen morgens in
200 pferdt ankhomen und ubernacht quartiert werden müssen,
20
daselbst losieren unnd gepürendermassen beherbergt werden khünden
welches wyr ihnen in eyl, weil wyr dessen in der stund berichtet
worden zue wissen machen wöllen. Actum den 15. Jener
Anno 1621. Des H. Praelathen frey und dienstwillige Joan.Warnher Edler Herr auff Raitnaw Dieth. Yelin und G. Wahl µ.“
Besihe lieber Leser welcher gestalt sich der Stylus
so bald verwandlet hatt. Dan was ist, das der H. Praelath
von Ambts wegen soll ermant sein zue thun was die beambten
begehren werden, als das er schuldig und verpflicht soll sein selbiges
zue vollbringen. So hatt nun der Herr Praelath damit er
khein ursach eines grösseren widerwillens erregte, auch hierinnen ihnen
mit zueführung begehrter sachen willfahret, nemblich alle weitläuffigkeit dadurch abzuschneiden und die beambte in guetter
affection zue erhalten.
Dises 1621 jahr hatt unserm geliebten vatterlandt die
unruhe mit beylauffenden unkosten und ungelegenheiten mercklich
geheuffet in deme nemblichen die Pündtner und vornemblich die Brettigäwer auffrürisch worden dergestalt
das nach deme die heübter und vorgesetzte dem konig in
Hispanien den pass ins Pünterlandt vergunt und zue gelassen,
waren dessen die underthanen in Pündten gantz unwillig, haben sich
derowegen in furore zuesammen gerottet und etliche der
heübter veriagt oder gar nider gemacht und alle päss widerumb
versperet und in dem Monat April sich des Konigs
in Hispania und gantzen Hauses Oesterreich offne feindt
erkleret oder doch offentlich verspüren lassen. Dahero ist in
030
disen 4 herrschafften nit geringe forcht und schreckhen entstanden
unnd müste man nothtrungelich zue den waffen greiffen dardurch
den befurchtenden einfall der Pündtner zue verwehren. Sonderlich
aber war in hochster noth und gefahr die Statt und Herrschafft
Veldkirch zue sambt Montafun und Bludentz, welchen zue
hilff auf Ihrer Frl Dlt gnedigsten und ernstlichen bevelch
aus hiesiger Statt und Landtschafft neben der Herrschafft
Hohenegg den ersten ausschuss in aller eyl abgeordnet
worden. Welcher nach deme er sich zue und umb Veldkirch 14 tag lang
auffgehalten, hatt man ein theil desselbigen under gewüsse compania
aufgeteilt und besser gegen Pündten auff die päss verlegt, alda sie ein
gantzes jahr in der wacht verbliben, den andern theil hatt man zue rugkh gehen lassen.
Es war gewisslich khein eitele forcht sintemalen die Pündtner
sehr schwirig und verbittent auch nach aussag Herrn Praelathens zue Pfeffers in dem Augusto schon in proxime in
dem anzug gewesen die obernante Oesterreichische Herrschafften
feindtlich zue überfallen. Wie solches der hochseelige Vatter
Fidelis in einem schreiben an unseren Gnedigen Herren den 16. Augusti
1621 datiert mit mehrerem angedeutet hatt. Under anderem dise
wort brauchendt. Nos in arumoso et periculoso bellico tumultu
.... ut plane ignorem... quo tandem cogit actiones nostras
qui cum Josuphat ad ... regem coeli & terrae ...
habeam.. omnia incerta, turbulenta & sanginem minit ...
Setzt hinzue die vorgehende nacht, ob es gleichwohl starckh
21
regnete seyen die ritter in der wacht gestanden. Von
Insprugg her seyen zwey grosse stuckh angelangt und
selbige auff die Vestung Gudtenburg geführt worden.
Ein ansehnliche schar der soldaten von Reutery und
fues volckh seye eilends und ohn versehen ins Montafun
031
comandiert worden den Pass aldorten zue verlegen durch welchen die
Pündtner sonderlich die Brettigäwer auff oberzelte herrschafften wolten
einfallen. Man thue zuemals zue Vadutz mit newen werckhen und schantzen
den Bündtner den pass auch abschneiden unnd verschliessen.
Uno verbo. Omnia redolere quin & clamitare hostilitate.
In deme nun die unserige under dem commando des Herren
von Raitnaw als Obrist Haubtman der 4 Arlbergischen Herrschaften
in starckher und bestendiger wacht an obangedeuten pässen und
orthen gelegen, und sich der Pündtner gewalt und progress vermehret hatt, als ist in obigem 1621 jahr im Monat Octobris
das landt volckh abermal in die waffen genötiget und der nach
haus gelassne theil widerumb in die Oberlandt erfordert worden
welche man in underschidliche orth als Montafun und Guetenburg etc. aufgetheilet und die wachten versterckhet hatt.
Derenweilen aber ist Herr Obrist Baldiron mit seinem
ansehnlichen in Tyrol durch Ihrer Frl Dlt gnedigste anordnung
geworbnen regiment durch Tyrol bey der Finstermüntz
in die Pündten urblötzlich eingefallen, das ganze Engadin,
Brettigäw und Pündtner Landt sighaft eingenomen [ver]brant
und geraubet und das selbig landt fürnemblich zue Castels
und Küblitz wohlbesetzt. Dardurch ist Pündten zue billicher
gehorsam so sie Ihrer FrlDlt schuldig waren gebracht worden.
Ein redlinsführer aber und Calvinistische praedicanten
haben sich zeitlich in die flucht begeben und damit ein zeit
lang salvieret. Die landsleuth aber sindt nach verlauff
vier wochen widerumb zue haus gelassen worden ausgenommen
die under dem geworbenen volckh in den besatzungen
verstrickt waren.
Auff dise weiss ist ein zeit
lang unserem landt und herrschaften ein zimliche ruhe
widerfahren welche höher zue achten war so sie lenger geweret hette.
032
Ihr Frl Dlt aber als welcher der Pündtner arth und
unbestendigkeit wohl bekandt war underliessen nit alle mitel
gnedigst zue verordnen die auff einen newen krieg und
rebellion selbige zue demmen notwendig und befürderlich
sein möchten, und weilen sie ein ansehnliche reuterey
auf zue fertigen und zue perficieren gedacht waren,
als haben sie ein ernstliches mandat im monat Novembris
zue disem ende publicieren lassen. Als:
„Wyr Leopold von Gottes Gnaden Ertzhertzog zue
Oesterreich, Hertzog zue Burgundt, Steür, Kärndten, Crain,
und Würtenberg, Bischoff zue Strasburg und Passaw, Administrator
der Frl Stifft Murbach und Luders, Landtgraff in Elsas, Graff
zue Tyrol und Görtz µ erpieten allen den ienigen Gottshäusern und anderen so sitz, schlösser und güeter in unseren
22
Arlbergischen herrschafften ligen, aber kheine Oesterreichische dienste
oder lehen zue gleich kheine specialia privilegia haben, unser
gnadt und alles guets und geben denselben hiemit zue vernemen.
Demnach wyr aus vatterlicher sorgfeltigkeit die de anno
1603 auff gerichte und hernach von weilandt unsers fründtlich
geliebten Herrn Vetters Ertzhertzogen Maximilianen zue Oesterreich
Christseeligen angedenckhens confirmierte Landtsrötung so sie
de anno 1617 widerumb reassumieren und auff ein
benante zahl von den underthanen, zue maln auch selbige
nach notdurfft zue bewahren nothwendige bevelch ausfertigen widerumb für hand nemen lassen, solliche auszue nothwendiger perfection zue bringen
033
gnedigest verordnet. Wan dan in geregten Arlbergischen herrschaften obgemelte
wohl vermügliche und beguetete gottshaüser, einsassen, burger und underthanen, die unserem lobl. Haus Oesterreich weder mit diensten oder lehen zue
gethan, vil weniger sonderbaren special privilegien begabt sindt, sitz, schlösser
und güeter ligen und deren alda nutzlich zue geniessen haben, von denen sie so
wohl als andere in das Militia werckh daselbst aufgelegte underthanen
billiches mitleyden zue tragen schuldig, wyr sie aber in die auflagen
zue fues zue ziehen nit sonder vil mehr zue einer Reuterey zue gebrauchen
gnedigest gemeint, inmassen es die unumbganglich notdurfft neben
dem fues volckh zue erhalten erforderet. Als befehlen wir dene
Edlen der Rom. Kays.Mt. auch unsere und mit interessierten
Ertzhertzogen zue Oesterreich Rath Obristen Haubtman besagter Herrschafften
vor dem Arlberg auch Vogten beider herrschaften Bregentz und Hohenegg
und lieben getrewen Hans Wernher Edlen Herr auff Raitnaw
zue Hoffen. So das unsern bestelten Obrist Leutenambt und
Mustermeister in Tyrol auch getrewen Lieben Paul Stroyer
als unseren hier zue fürgenommnen Comissarien nothwendige Bevelch
und Instruction in gnaden auffgetragnen mehr angedeuts Militia
werckh in volziehung zue bringen zuemalen auch allen und jeden
so in denselbigen Arlbergischen Herrschafften wie gehörd Sitz Schlösser
und Güeter ligen und deren zue geniessen aber kheine dienst lehen
oder sondere privilegien von uns und unseren hochgeehrten lobl
Haus Oesterreich haben, ie nach gelegenheit selbiger sitz Schlösser
und Güeter mit erhaltung nothwendigen pferdt auch darzue
gehöriger reuter rüstungen archibusier rohr und pistolen
sambt der zue gehörungen zue beleg. Inmassen sie dasselbig gehorsamst volzogen und uns verstendiget was iedem disfahls
aufferlegt worden. Als ist hiemit an die selbigen unser gnedigest
und mit ernst gemeinter befelch, das sie inhabern mehrberührter
sitz schlösser unnd güeter sowohl die ihnen zue erhalten
034
auffgelegte pferdt als besagte rüstung rohr und zuegehör dermassen
stellen und fertig halten, damit sie auff iede manier und beruffung unmangelhafft damit erscheinen, und die lands rettung obgemelter Arlbergischer
herrschafften an denen orthen und enden, dahin sie von besagtem unserem
Obristen Haubtman selbiger herrschafften beschieden, werden würckhlich thuen und
praestieren auch sich dessen, zuemal es die assecuration
des geliebten Vatterlands berürt, kheine waigern oder ungehorsam
sein solle. Das meinen wyr mit ernst und wirt hierin unser
23
gnedigster willen vollzogen. Geben zue Ynsprugg den 26. November
1621.
Leopold. Joan. Leitner. Ad mandat. S.mi Dm.i
Archiducis ppr. H. Reichart.“
Sindt also unseres Gottshaus von obermeltem Herren von Raitnaw
und Troyer 2 pferdt zue sambt gehöriger rüstung zwar
auff erlegt aber mit underthenigem supplicieren abgebetten worden.
als hernach zue sehen sein wirdet.
Underdessen sindt die Pündtner besonders die Engadiner
und Brettigawer under Oestereichischer gewalt und regiment
bis auff nechst kommenden Frühling hinaus zimlich still und
rüwig gesessen. Sie waren aber zur verhüetung der rebellion
der waffen beraubet und fründtlich zur annemmung
oder behaltung der Christlichen Catholischen Religion fürnemblich
durch die Gottseelige Vatter Capuciner darunder der
fromme P. Fidelis sich ansehlich brauchen lassen, angewisen
und angemanet. Sie aber von dem laidigen Sathan
angetriben und von etlichen fridhassigen understiffet erachteten
solches für ein tyranney dardurch die frayheit des laibs
und der seelen oder gewüssens ihnen benommen seye. Darumb
solche freyheit widerumb zue erwerben und fürtherhin zue
beschützen griffen sey mit ungestümigkeit zue ihren new
035
erfundenen und gemachten prügel oder kolben und erzeigten sich
von newem offentliche feindt des hochlobl. Hauses Oesterreich zue sein.
Fallen mit grossem hauffen und ungestüme die oestereichische
besatzung und soldaten fürnemblich in Castels Kublitz und
anderstwo an, ermörden vil der selbigen jähmerlich, veriagen und
vertreiben die ibrigen aus dem Brettigawer Landt in die
Stett Chur und Mayenfeld darinnen schon albereit Oesterreichische
besatzungen lagen. Belageren darauff die statt Meyenfeldt (und Chur)
wohl sechs wochen lang gar hartigklich, werden iedoch von den
Belagerten dapffer zuruckh gehalten. Dises geschrey
erschallet in aller eyl in den benachbarten herrschafften
und auch alhie nit ohne forcht und schreckhen. Da ist also bald
an des Hl. Evangelisten Marci Tag die manschafft auf der
kirche alda (als welche dem Creutzgang und Predig beygewohnet)
und von allen orthen der baiden Herschafften Bregentz und
Hohenegg nit weniger auch in den anderen Arlbergischen Landt
schafften mit der Kray oder losbrennung der stuckh und
ausgesandten bottschafften auffgemant und die Hohenegger
und Bregentzer alhie versamblet mit waffen ausgerüstet
darbey der Herr von Raitnaw an seinem fleis ernst und
dapferkeit nichts hat erwinden lassen. Es haben sich hierinnen
die von Bregentz und Bregentzer Wald dapffer und gehorsamlich eingestelt und verhalten. Die Hoheneggischen aber sindt
zwar in gebührender anzahl alhier erschienen haben iedoch von anfang
sich kheines wegs bereden wollen lassen uber ihrer herrschafft
landtmarckhen mit waffen fort zu gehen, bey welchem fahl
dem Herren von Raitnaw vil zue schaffen worden. Er aber
als ein herzhaffter ritter und Obriste Haubtmann ist
24
ohngeacht ihrer schweren trowworte ohne schreckhen zue ihne geritten
und hat sie mit ernstlichen wortten zum gehorsam angemanet,
036
gleichwol es anfenglich wenig bey etlich halstarrigen verfangen wöllen
und sich auch einer under ihnen vermessentlich die geladen büchs auff
ihne zue richten mit vorhaben ihn von dem pferdt herunder zue fellen.
Seien aber mit einem streich und scharffen wortten der Zoller
am Bömlin Jos Feurstein ein unerschrockhner mann, das
rohr abgewendet und also den Herrn von Raitnaw bey dem leben
erhalten. Sie Hoheneggische gaben für, sie seyen nit
weiter als naher Bregentz zue ziehen schuldig, da solle man sie
lassen und ihnen das Luckhenheuslin oder thurn am See eingeben
so wellen sie alda sich nach gebühr wehren. Aber der Herr
von Raitnaw mit seinem ansehen (an welchem er vil vermöchte und von menniglich gefürchtet und an gravitet
mit seinem schönen barth und leibs grösse und schöne
einem Fürsten zue vergleichen war) nit minder mit seinem
ernst, klugheit und zueletzt auch mit fründtlichkeit
so vil zue weg gebracht das sie neben anderen dem Oberland
zue zue ziehen sich anerbotten. Also hatt man die
manschafft in drey fahnen allerdings zue 3000 mann
aufgetheilt auffwerths angeführet nach deme sie zue vor
in der kirch und der H. Mess sich Gott und der seeligsten Jungfraw Marie anbefohlen und von unserem Patre, einem
mit namen Anselmo Rueff so damaln zue Bregentz ein
Pfrundt versehen, die fahnen auff dem Altar gewihen worden.
Zue Veldkirch hatt man sich hinder der stadt in ein lager
gelegt in welchen die soldaten und landsleuth beschriben
gemusteret und alle bevelchs haber darüber geordnet worden.
Nach verfliessung der acht tagen hat der Herr von Raitnaw
alles volckh auf dem Enger geführt demselbigen fürhaltendt
welchermassen die Pündtner als meineidige trewlose
037
leuth Ihrer Frl Dlt volckh theils aus dem Landt veriagt
theils aber gar nider gemacht und den ubrigen rest in Chur
und Meyenfeld hartigklich belegeret halten, so seye er resolviert
sich selbst mit leib gueter und bluet darzusetzen und
zue wegen Ihr Frl Dlt seinem gnd. herren das Pündtner
Landt wiederumb ein zue raumen und fürnemblich die in den
baiden stetten belagerte (als welche meisten theils aus den
Vier Herrschafften genommen sindt) landtleuth widerumb
zue erledigen. Welcher derowegen mit ihme solches welle wagen,
der solle zue ihme stehen, soll iedoch kheiner darzue gezwungen
sein sondern es solle ieder die freyheit haben µ.
Nach welchem das landt volckh widerwertige meinung getragen,
dan der eine theil woltte auff, der andere hinab; der eine
wolt mit ziehen, der andere nit weiter als auf unsere grentzen
sich bringen lassen. Endtlich nach langem schreyen und tumult
ist der halbe theil zue dem Obristen von Raitnaw gestanden,
der übrige aber durchaus nit weiter wollen. Aber der Her
von Raitnaw als er des halben theils unwillen erspüret hatt
sie alle samentlich auff Guettenberg geführt und selbige
25
3 oder vier tag in beede nechst ligende dörffer Baltzers und
Dresens [Triesen] eingelegt. Underdessen hatt sich der Obriste zue
sambt den officieren resolviert das Pünter landt mit gwalt
anzugreiffen, zue dem ende ist das gesambte landtvolckh
neben 200 geworbnen knechten in zwen hauffen abgetheilet
worden von welchen der eine gegen den Flescher Berg
der andere gegen der Staig commandieret ward.
Also sindt sie am tag der Auffarth Jesu Christi den 5. May
hertzhafft mit angehendem tag dem Flescher Berg zue gezogen und mit scharmutzieren denselbigen eingenommen. Den feind
darvon abgetriben und in den hohen felsen mit demselbigen scharmutzieret
038
und auff demselbigen berg sich verschantzet, 3 tag lang gehalten.
Der ander hauffen aber welcher die Staig sollen einnemen hatt sich ob
dem vesten und wolverwahrten orth entsetzet und hat sich widerumb
auff Guetenberg gewendet. Innerhalb diser 3 tagen haben sich etliche
von dem eingenommenen berg hinunder in Pündten gelassen einen raub
zue bekriegen und haben das schöne dorff Flesch in brandt gestecket
welches innerhalb 3 stunden gantz abgebrunnen. Auff dises ist die
zeitung auff Guetenberg erschallet Flesch seye abgebrant und
der feindt gewichen und seye offner pass bis auf Meyenfeld. Darauff der Obriste von Raitnaw ohne fürsichtigkeit
mit vil volckh sich auffgemachet und den Pündten zue gezogen,
mit großer frewd vermeinendt es seye alles erhaltten, welchem sich
auch die ab dem berg herunder steigendt zue gesellet haben.
Als nun der Obriste mit seinem volckh dem abgebrandten dorff
Flesch genahet, sein die Bündtner – aus allen stauden und orthen
mit unsäglichem grimm und gewalt herfür gebrochen und ehendt
die unsrige sich zue der wehr ordentlich gestellet, vil nidergemacht nit weniger ihrer vil in den Rhein gesprengt und
genötiget, aus welchen ihrer nit wenig erbermlich ertrunkhen.
Darbey mancher redlicher man aus den Arlbergischen Landtschafften
grausamlich mit bengel erschlagen und mit schwertern nider gehauwen worden.
Der ubrige theil hatt sich mit eilender und schandtlicher flucht
auff Guetenberg salvieret. Den Obristen selbsten hatt
es allerdings sein leben [nicht] gekostet als der schwerlich mit
seinem esel den er zue reuten im brauch hatte diser groß gefahr entrunnen. Es hat die Statt alhie 7 wehrhaffte burger
(Einschiebung: „so die beste Meister in ihrem handtwerckh gewesen“)
und unser landt nit wenig guete leuth im stich gelassen.
Den größten schaden haben der wirth ab der Staig und ein Predigkant auff pferdt mit ihren schlacht schwertern volbracht.
039
Ich erinnere mich von einem der bey disem elendt
begriffen war gehört zue haben das er neben mehr anderen
von den Pündtnern in den Rhein gesprengt in dem
wasser sich als todt oder ertrunckhen simuliert
und mit dergleichen artlichem schwimmen auff dem ruggen
oder anderwerts dem grimm der Pündtner so
auff die ienig so ein zeichen ihres lebens von sich
gaben, mit schlagen, werffen und schiessen getobet, entrunnen.
Der erschlagnen leichnam sindt mehreren theil in dem
26
Kirchhoff zue Baltzers beygelegt worden. Nit weniger
berichteten mich ihrer nit wenig, das der Herr von Raitnaw
nach deme er die grosse gefahr nur zue spatt vermercket,
mit seinem esel ungestümiglich, ohngeacht aller der
ienigen so ihm am weg waren durch gestreifft und
über die ienige so wegen der vile des volckhs und
enge des wegs zue boden gestürtzt wurden, allerdings
ohne barmhertzigkeit geritten, allain sein haut zue
salvieren. Man rechnete zuegleich ihme Herrn
von Raitnaw nit geringe schuld zue, das er den ienigen
so ihme trewlich und wohl meinendt gewahrnet hatten
mit andeuten, das das entgegengehende volkh were vom feindt,
er aber ihnen khein glauben geben wolte mit antwort,
seyen sie doch mit Oesterreichischer libery [Livree] angethan.
Und seyen zweiffelsohne die ienige so in der besatzung
der Statt Mayenfeld gelegen. Und war dis ein besonder stratagema 050bg
des feindts, das er der gleichen libery angezogen, und unseren
Obristen nit ohne dessen [nicht] geringen schaden angeführet, und
demselbigen die augen gleichwohl zue spet eröffnet hatt.
040
Nach diser leidigen niderlag hatt man den halben theil des
landtvolckhs und underthanen naher haus gelassen, mit dem übrigen
theil aber hatt man von Guetenberg aus bis in das Montafun
die jöcher und päss auch Frastens, Nentzing, Pürs µ
verwahret, und verwahret vom monat Meyen an bis in
den Augsten, und hatt man alle Monat den Ausschutz
abgelöset. Im übrigen ist nit war was die widerwertigen religions
chronisten schreiben das nemblich in vil hundert ia auch uber die 2 Tausendt
von unserem volckh seyen erschlagen worden in deme sich die zahl der selbigen
nit uber 100 erlauffen thät.
Der Herr von Raitnaw aber hatt alda schlechte ehr ein
gelegt und all sein vorige ehr und ansehen höchlich geschwechet
und ist dardurch nit allein in des gemeinen mans ungunst
sondern auch in ihr Hoch Frl Dlt ungnaden ein zeitlang schwerlich
gefallen, alweilen er nit grossere fürsichtigkeit in disen schweren
wesen gebrauchet und so vil redliche landtskind an den schlacht
banckh angeführet, für welcher abgeleibten seelen er nachmals
vil heilige Messen fürnemblich alhie im Closter volbringen lassen.
Ebenfalls auf Seite 040 (untere Hälfte): Kolorierte Federzeichnung mit Text:
„1. Steyg Pass. 2.Fleschner berg. 3.Vestung Guetenberg. 4. Rhein fluss.“
041
Oben in kolorierter Federzeichnung das Wappen „Von Raitnaw“.
Es soll aber auch alda würdige gedechtnis nit aus gelassen werden
des frommen und gottgeliebten Vatters Fidelis Capuciners
welcher in disem letzsten sturm und mordthättischen überfahl
(welches er gleichwohl lang zue vorgesagt) sein edels leben hatt
müssen lassen. Dan die grimmige und gantz wilde Bretigawer
haben sich nit gescheühet diesen seeligen man in dem fleckhen Grüsch,
nach deme er das H. Mes opffer und predig an S.Marci festtag [24.April 1622]
mit disem Themate Unus Deus unae fides uno baptismae µ.
vollbracht hatte, grausamlich zue überfallen mit prüglen und
27
schwertern nit allein zue verwunden sondern auch unbarmhertzigklich
zue Todt zue schlagen und ihme sein heiliges haupt zue zerschmettern.
Und geschicht alda dises edlen blutzeugens meldung all dieweil
er mit unserem altten gnedigen Herrn Praelathen Placido in ernst
und herzliche lieb und freundschafft getragen und unser Gottshaus
alhie mehrmals mit seiner gewünschten gegenwertigkeit geehret,
die beichten auffgenommen unnd Mess gelesen hatt. Dise
gottgeliebte freundschafft bezeug die gegeneinander abgewechslete
und noch im ..... verbleibende brieff so wohl an statt eines
heiligthumbs mög auff behaltten werden. Der selbige trewe
Blutzeug Christi lasse ihm in d‘ newen Glory (der alten freündschafft
und new ... gutath so er neben seinem mitleid empfang) eingedenckh
(Nam largas saepe D. Abbas cis misit tunc ipsis ... ... .... ....in
Grisonia).
042
durch sein krefftiges fürbitt bester massen befohlen sein. Inmassen
er solches zuethuen als er noch im leben war, zuegesagt inter alia
his verbis uhg. At me nunc loqui cogunt ipsi pisces (hic et ... ... )
Hier folgt ein längerer lateinischer Text und ein kleines Portrait des Heiligen (kolorierte Federzeichnung).
Semi Martyr 2
Diser hochehrenden Patris Gesell P. Joannes Brunner ist an einem anderen orth
nach vollendter heiliger mess mit unglaublicher ungestümigkeit angetastet unnd
zue einem halben martyrer gemacht worden: nit weilen Ihme der
will und resolution zue völliger marter sonder die völlige
pein ermanglet hatt wie anderstwo weitleüfig zue lesen und
alhie gefüglich nit mag eingebracht werden. Legat Chronicon
Constantz. Sub titulo Yacobi Epi µ. Fuggeri µ.
043
Bald hernach als den 8 Juni obermelten jahrs hatt mein
gnediger alter Herr Praelath ernstlich zwar an den Herren von Raitnaw so dan an Ihr Frl Dlt selbst mit gehorsamen supplicieren
angelangt wegen abnemung der zwey begehrten und obig angedeuten
pferdte auff volgende weiss:
„Wohlgeborner gstr und gl Herr Vogt E. Gunst und Gnaden
sein unser armes gebet gegen Gott und hie in zeit freundt
underthenige nachbarliche dienst und grues jeder zeit bevoran.
Es haben Ihr Gnaden mir vor 8 tagen von Ihrer Hochfrl Dlt
unseres gnedigsten Landtsfürsten und Herren ein mandat für gewisen, in welchem gnedigste anordnung gethan das die Gottshaüser
beysitz und underthanen zue der reüterey so im fahl vonnöthen
sein würde für die Arlbergische Landts Defension mit rüstungen
belegt werden sollen und also an uns zway pferdt sambt der
rüstung so hier zue bedürfftig und vonnothen angelangt.
Solich gnedigst mandat hab ich meinem priori und convent
fürgehalten ir meinung angehört. Ist derohalber und am erstens
unser gantz fraindt underthenig und demütigs ersuchen und pitten,
E.Gn und Gn welle in diser sach hieraus umb Gottes willen
das Beste thuen Ob Ihr HochFrl Dlt uns unseres Gottshaus
und armen Clösterlin dis orthes verschont hetten in erwegung weil
von einer Hochlobl. Regierung zue Ynsprugg ungefahr vor
zweyen jahren ein gnediges schreiben mir fürgebracht worden,
28
in welchem unser Gottshaus aintweders musquethen oder aber
ein pferdt massen ietz begerth aufferlegt worden; als sein
hierüber von uns die angesagte musqueten sambt der zuegehörungen angenommen und erkaufft worden. Hoffentlich darbey ein
gnediges belieben zue haben und nit auch mit pferdten beschwert
zue werden. Zue deme so müssen unsere lehenleuth
044
im fahl der noth gespannen stehen (wie sie dan solches verrichten)
mit ihren ross wägen µ und also respective gnug thuen und unser
Gottshaus dis fals vertretten. Mit weniger als ein hochlobl regierung
zue Ynsprugg für die soldaten welche alhie proviandiert worden
sein ein summa gelt nach unserem armen Gottshaus und Clösterleins vermögen an uns begehrt underthenig dargereicht. Dannen
hero ist uns ein gnedige resolution ergangen in weitterem
uns gnedigst zue bedenckhen wie es dan unserem armen clösterlein unmöglich in solchen schweren und teweren jahren da alles
ie mehr und mehr theurer und unser schlechtes und geringes
einkhomen nit mehrer als bey den wohlfeilen und guetten jahren
solche beschwerden zue tragen und aus zustehen. Wan es aber
darzue kommen solte (welches doch der Allmechtige Gott
gnedickhlich verhueten welle und uber das hochlobl. Hauss
Oesterreich nit verhengen) das zue der Landts defension
des Arlbergischen Circi etwas vonnöthen, sein wir und unser
Gottshaus anerbietig was unser vermögenheit auf weiset
(wie es sich underthenigest und gehorsamblich gebüerth zue erzaigen) dem hochlobl Haus Oesterreich underthenigste Gehorsambe zue praestieren. Für das ander
weiln wir schutz schirm gelt wein lehen pferdt und
anderes jährlichen geben und erhalten dahero dan auch wir
und unser Gottshaus die freyheiten nit weiter zue beschwerden
so gelangt mehrmals unser demütiges anrueffen und pitten
E. Frl. Dlt. welle uns günstig unnd gnediglich behilfflich
sein unnd solche beschwerde bey Ihrer hoch Frl.Dlt. und einer
hochlobl. Regierung helff abbitten. Wie wir dan nochmals
an hochlobl. Haus Oesterreich underthenigst pitten welle uns
umb Gottes willen verschonen und die noth unsers armen Clösterlins
045
betrachten und ansehen. Solches wöllen wir mit unserem teglichen
gebett unauffhörlich vorderist umb das hochlobl haus Oest. (?)
und gegen ... und ... nachbarlich anderwerts underthenig ...
schulden und ... dienen µ. Datum Mehreraw den 8 Juny 1622.
Placidus Abbt und Convent µ.“
Weilen aber der Herr von Raitnaw sollches nit wolte auff sich
nemen, als hat die noth den herren Praelathen angetriben bey Ihrer
Frl Dlt mit nochmaligem underthenigstem supplicieren ein zue komen.
„Hochwürdigster Durchleuchtigster Ertzhertzog, Gnedigster Herr µ,
Gnedigster Landtsfürst und Herr, das ich und mein anbefohlen
Convent E. HochFrl.Dlt. mit disem unserem underthenigsten supplicationibus molestieren, bitten wir poplitibus flexis E. HochFrl.
29
Dlt. welle solches in gnedigstem willen an und auffnemen weilen
uns zue sollichem die äusserste armuth tringt und verursachet.
Es werden E. HochFrl. Dlt ohne das mehr als frisch angedenckens
tragen was dieselben der Bregentzischen Landtschafft vermög des
wohlgebohrenen Herren Hans Wernher Edlen Herren auff Raitnaw usw
tragender Comission und beyhanden habendes gnedigsten
mandat welches er mir und meinem Convent fürgewisen,
mit gebührender Reverenz angehöret, was massen wir in unserem
armen Gottshaus zwey pferdt sambt rüstung und
all anderer zue gehördt in das feld continuo und zue landts
defension im fahl der noth zu haben und zue erhaltten schuldig
sollen sein. Was dan gnedigster Fürst und Herr uns vor disem
von E. Hochfrl Dlt hochlobl. Regierung zue Insprugg 12
musquethen oder aber ein pferdt aufferlegt worden massen oblauth, als haben wir für unser Gotthaus angeregte 12
musqueten sambt des zue gehörigen rüstung auff beschehenen gnedigen
bevelch erkaufft und ein guthes bey denen wyr verhoffen E. Hochfrl Dlt
46
werden uns gnedigst dis orths verschonen dan es in unserem armen
Gottshaus ohnmöglich weilen wyr ohne das ein lehen pferdt E. hochfrl
Dlt ambt Bregentz erhaltten müssen auch andere vilfaltige
beschwerden haben mit welchen wyr dieselbige E. hochfrl Dlt in specie
zue nambsen verner nit behelligen wöllen. Weilen dan gnedigster
Fürst und Herr alles nur in mehrerem auffgang und theurer
und unser zwar schlecht und geringes einkomen sich nit mehret
das wyr uns sambtliches in die lenge und bey einanderen da wir
weiter beschwerdt wurden bey disen elenden zeiten und jahren
zue erhalten schwerlich mehr getrawen.
Also gelangt an E. HochfrlDlt dis unser underthenigest und
demütigest pitten E. Hochfrl Dlt geruhen uns umb Gottes
willen mit oben angeregten zwey pferdten zue verschonen und
welches wir umb E. Hochfrl Dlt langwierige glückliche regierung
gesundheit und victory von Gott dem Allmechtigen und seiner lieben
Muetter mit unserem teglich armen gebet niemals in einige
vergessenheit stellen. Thuen benebens uns und unser armes
Gottshaus E. hochfrl Dlt damit zue gnädigster erhörung
unnd beharrlich landtfürst gnaden underthenigist und demütigist befehlen. Datum Mehreraw. den 18. Juny 1622.
Placidus Abbte zue sambt Priore und Conventu.”
Dise underthenigste supplication hatt dem Gottshaus alhie
dismal so vil genutzet das man der begehrten pferdten
furters hin khein meldung gethan und ist also die erwünschte
Ertzfürstliche Gnad hierinnen demselbigen glücklich widerfahren. Darzue [hat] nit wenig geholffen Ihrer Frl Dlt
selbst persönliche gegenwertigkeit so in disem Monat Junio
geschehen und mit welcher sie nit allein die statt Bregentz
sondern auch das Gottshaus alhie begnadiget haben.
047
Dan nachdeme Ihre Frl Dlt den 24 obermelten Brachmonats
zue Bregentz glücklich angelangt, hatt dieselbige mein Genediger Herr
Praelath zue sambt etwelchen seiner Conventualen mit einer kurtzen
30
gratulation underthenigest empfangen und gebeten underthenig zue vernemen ob dero Ertzfrl Dlt gnedigest belieben wollte etwas
wenigs von wein vieh und haaber von ihme zum zeichen underthenigster
schuldigkeit und ehr anerboten, auff und anzuenemen und wo er solche grosse
gnad gefunden hette, verstendiget zue werden ob deroselber gnedigst
Ihr anvertrawtes Gottshaus persönlich zue begnadigen gefallen wolte µ.
Darüber Ihr Ertzfrl Dlt gnedigst sich erklert nit allein das praesent
(waren zwen oxen – 2 fass mit guetem wein und etlich seckh mit
haber angefüllt) anzunemen sondern auch auff volgenden tag im
Gottshaus zue erscheinen, wie dan bey dem mitagmahl geschehen.
Mit diser gelegenheit haben die Herren Beambten Doctor Yelin
Witweiler und Wahl ein Missiff herunder abgehen lassen
an den H. Praelathen mit disem einhalt. Weilen wir in diser stund
berichtet werden das die Hochfrl Dlt Ertzhertzog Leopoldus zue Oesterr µ
unser gnedigster heut gegen Abends alhero gelangen werden aber
mehrer herren als zuvor sonderlich aber Herren Hoff Cantzler
und Camer Praesidenten mit sich bringen werden dahero wir uns mit
mehrerer ligersstatt fürsehen muessen. Als ersuchen wir E.Gn.
dieselbige wollen die zway lehre bettschrägen in dero behausung
in der Statt mit nothwendigem bettgewandt herauff gesandt
zuerüsten lassen µ so bey höchstgedachter Frl Dlt Euwer
gnaden zue graden gereichen wirdet beynebens was E. Gn von
uns jederzeit dienstlich lieb ist eilendt Bregentz den 24 Juny
1622.
Eben in disem monat den 9. tag haben dise beambten
an den Herren Praelathen mit fründtlichem ersuchen für die Italienische
Reütterey 200 viertel haber begehrt und erworben. Gleich
wie sie auch zuvor für die Byronische Reutherey hundert andere
048
viertl haber bekhommen so alle nachmals von dem Ambt Bregentz
jedes viertl P 24 fl angeschlagen bezahlt worden.
In deme aber dem H. Praelathen immerdar die forcht ob
dem hals gelegen als wolte man wie leichtlich zue spüren war
dem Gottshaus soldaten einquartieren, als hatt er nit underlassen auff bequemliche mitel zue gedencken wie diser gefahr
möchte abgeholfen werden. Darumben dan er durch mitel des
hoch edel gebornen Herrn Von Bemelberg als welcher ihme mit
innerster fründschafft zue gethan warde, so vil mit guetem
effect erworben das man solche vorhabende einquartierung
gäntzlich zueruckh gehalten. Als aus des Herrn von Bemelberg und seiner geheimen Herren MitRäth antwort gnugsam
zue erkhennen, so an die Bregentzische Beambten des 24 Noveb
anno 1622 abgeloffen. „Wyr werden glaubwirdig berichtet
wie das von dene daselbst zue Bregentz und der ende sich befindenden kriegsvolckher etliche 8 soldatten und pferdt in des
Closter Mehreraw am Bodensee gelegen einquartiert werden
wöllen, inmassen sich der Herr Praelath und Convent daselbsten
dessen bey uns zum höchsten erclagt, auch umb abschaffung
dessen gantz einstendig gebetten. Wan uns aber neben deme,
das bemeltes Gottshaus mit dergleichen aufflagen nit zue beschweren, auch andere erhebliche ursachen fürfallen, deretwegen
selbiger endes zue verhüetung allerhandt verdacht und Gelosia
31
so bey den benachbarten sich leichtlich erweckhen möchten ainiche
soldaten dahin zue legen, als ist hiemit in namen der Frl
Dlt unsers Gnd. Herren unser bevelch an mich, das Ihr
in abwesen des Herren Vogts die fürsicht und verordnung
thuet, auch bey den Obristen und haubtleuth oder was er
ferner vonnöthen darob und daraus seyent, damit bemeltes Gotts049
haus mit angedeuter einquartierung nit beschwert zuemalen
die widerigen fahls hierauf befahrende ungelegenheiten verhüetet
werden. Dan deme geschicht µ zu Insprugg uti suprae.
Disen bevelch per copias adiunctas hatt der herr von Bemelberg
dem H. Praelath ubersendet mit disem schreiben.
„Ehrwürdiger Lieber freündt und herr, unser freündwillige dienst
anvor. Was derselbig an mich, von Bemelberg, mit gebettener
abstellung vorhabend - besorgendes einquartierens etlicher soldaten
und pferdt in sein Gottshaus sub dato 10.dis - schrifftlich
gelangen lassen, ist vor unseren in gesambten gehaltenen Rath
abgehört und vernommen worden. Was wyr nun hierüber nach
gestaltsamer seiner petition den beambten zue Bregentz
under heutigem dato anfuegen hatt derselbig aus bey geschlossner
Copia mehrers zue ersehen µ Dato Insprugg die & anno ut
sup.
L.S.
L.S.
L:S
Als nun der Wohlgebohrne Herr Graff Alwig Zue
Sultz als von Ihrer Frl Dlt wohlbestelter General Obrister
mit einem ansehnlichen volckh und armada zue ross und fues, auff 9000 man
starckh ausgefertiget, durch das thal Montafun die ungehorsamen Brettigower heim zue suchen und widerumb zue der gehorsam zuebringen in das Engadin den 20 Augusti [1622] urblötzlich und unverhofft eingefallen und ein orth nach dem andern innerhalb 19
tagen so allerdings unglaublich, in Pündten mit sigreicher und
stürmender handt eingenomen auff die 5000 der Pundtner
nider gemacht alles ausgeraubt und vil fleckhen und dörffer in
brandt gestecket, auch endtlich die wohlverwahrte brugg einbekommen
und besezt und also die Pündtner gentzlich uberwunden. Ist nach
050
disem d[ie] schwere last des kriegsvolcks disen Arlbergischen herrschafften nit ohne geringen schaden und unkosten auff den hals erwachsen. Dan weilen das Pündtner Landt, fürnemlich Ober und
Nider Engadin und Prettigow, also starck ausgeplünderet und
ersaigeret worden als hatt man die soldaten under ihren Obristen
Haubtleuthen Von Sultz, Baldron, und Lodron versamblet
in grosser anzahl in die herrschafften ausgetheilet und einquartieret.
In dem Bregentzer Wald hatt man in die 100 krankhe und
geschedigte soldaten eingelegt von dem Baldronischen Regiment
und von S. Martini bis auff Weinachten erhaltten welche nach
deme sie abgefieret worden hatt man dargegen drey Fahnen
ohngefehr in die 1000 mann starckh alldorten eingelegt
neben ihren offizieren Herrn Joan Baptist von Lodron
gehorigen regiments welche bis auff S. Laurenty nechst
komenden jahrs 1623 aldort erhalten wurden, welches sie nit wenig
gelt gekostet und etlich 1000 fl dardurch schaden gelitten haben,
32
auch als man die soldaten aus dem Wald abführte 3000 fl
erlegen müssen damit man sie nicht mehr einquartierung
beschwere. Noch grösser ward der unkosten so uber die
alhiesige und Algewische Landtschaften wegen der zwey einquartierten ubrigen regimenter ergangen. Welcher nit ein
geringe zeit gewehret und sich vermehret hat. Alle
orth wurden mit disen officiren und soldaten belestiget
und beschweret, bis das hernach das Sultzisch regiment
abgedankt, so in der Pfarrkirch zue Bregentz im monat
[fehlt] des obermelten jahrs geschehen, die ubrige aus
dem landt geführt worden zue welcher abführung die Arlbergischen
Stendt Ihrer Frl Dlt bey welcher sie underthenigst bittendt
ein khomen 40,000 fl verwilliget und daraus bar 20,000 fl
051
durch Herren Furtenbach in Veldkirch so die selbige hergelehen
gelifferet haben. Es haben auch die kranckhe im wald ligende
soldaten mit ungarischer sucht den lufft also vergifftet das
es nit wenig persohnen aldorten das leben theur gekostet also
das alleinig zue Betzau in eines halben jahrs frist uber die
200 menschen dem kirchhoff zue geeilet.
Neben disen oberzelten üblen und unkosten, andere ungelegenheiten
so der krieg mit sich bringet zue verschweigen, ist auch in unseren landtschafften
die verderbliche steigerung und auffbringung des geldts
erstanden welches nit allein dem gemeinen vatterlandt sondern auch
dem Gottshaus allhie grossen schaden zuegefügt hat. Und ist
in kurtzer zeit ein Taler von 33 batzen auff 4, 5, 6,
7 und 8 gulden, ein ducat auff 12 fl, ein silber cron
auff 9fl gestigen. Belangendt dan unser Gottshaus
hat es der trewen aussag nach meines altten Gn. Herrens
auffs wenigst auff die nit wenig tausendt Fl gekostet und schaden gebracht,
als leichtlich von iedem verstendigen
mag abgemessen werden.
Auff diese weis ist das sprüchworth erfült worden das nit
bald ein unglückh allein komme. Da wardt das guet gelt
und silber in kuppfer verwechslet und hatte jederman vil
aber allerding nichts wertigs gelt und geschah allenthalben ein
grosse falscheit und betrug. Ein fürsten gulden als man in nannete
hat hernach kaum 6 kr mehr gelten wellen. Dis elendt hatt
sich bis auff martini 1622. jahrs erstreckhet alda es umb
etwas nachgelassen hernach aber umb den monat August
volgendes 1623 jahrs sein endt erreichet, in deme
an allen orth zuemal der gebürende abschlag gemacht worden.
Sonsten aber und zuevor in dieser verwirrung ist etwan ein kue
.... umb 100 oder ein pferdt umb 400 fl verkaufft worden.
052
ein pfundt käs in Lindaw Pf. 8 bz. und ein Mas wein
umb 14 batz verkaufft worden nach arth der Rauch wehrung
als man zue sagen pflegte. Hernach wardt das elendt widerumb
vermeret als man nemblich sich schwerlich und mit grossem zanckh
und fechten vergleichen und vertragen khundte und müeste. Bey disen
fählen hatt die welt deutlich sich selbst auffs äuserst betrogen befunden
und khundte die schuld niemandt anderst als ihr selbst zuemessen.
33
Die hernach lauffende jahr haben unseren landen
zimliche ruhe ertheilet und geniessen lassen ausgenommen das
nit wenig schreckhen in Arlbergischen herrschaften von newem entstanden
da nemblich anno 1625 (circa November, als zuevor alhie das teutsche
volckh naher Welschlandt durch passieret und etwas schaden
verursachet). Der Marquis St Coeuvre oder Coeuers
[Francois-Annibal d’Estrees, Marquis de Coeuvres]
mit seinem beyhanden habenden frantzösischen politiker und reformierten Schweitzern (soll dis worth woll an Ihnen verlohren sein)
urblötzlich in Bündten eingefallen mit sambt den Bündtner
darauff die zwo Rheinbruckhen eingenommen und verschantzet
gleichermassen den engen und veste pass der Staig erobert
und mit unglaublicher eilfertigkeit und kunst verschantzet,
nach welchem von Guetenburg aus durch alle Herrschaften
die losungs schüss mit schreckhen erdonderet und nit wenig
forcht iederman ingeiagt haben. Die Oesterreichische
053
aus forcht hatten die Steig schon verlassen, Mayenfeld hernach
wie auch Chur mit Accordo auffgeben und aus dem gantzen Brettigew
mit kriegsmacht getrieben sich hinwegk gemachet. Ihr Frl Dlt haben
etlich gesandte zue dem Marquis de Coeurs abgeordnet, haben aber
schlechte antworth darvon getragen. Auff dise klegliche weis ist
neben oberzeltem orthen auch Engadin und Münsterthal, auch die päss
in Tyrol zue sambt dem gantzen Veldlin in die gewalt der
Frantzosen und vorige herschung der Pündtner mit grossem nachtheil
unsers Gn.µ Landtsfürsten gerathen und die Spanische oder vilmehr Bäpstische darvon
abgetriben worden welche zuevor das Veldtlein eingehabt hatten.
Die oben angedeute schlechte antwort ward also beschaffen nachdeme die
von ihrer Frl Dlt aus erkisne gesandten von Guetenberg aus
zue dem Marquis de Coeuvres angelangt und fragte in wessen
namen dises volckh daher komm? Ob sie freundt oder feindt seyen?
sagt der frantzösisch Feldobriste, er were in Pündten von seinem König
in Franckreich gesandt damit er mit hilff der einwohner alle päss und
clausen so ihme gewaltedig abgenomen worden, widerumb einräume.
Und die einwohner als seines königs bundts verwandten in vorigen
standt setzen solle. Was die andere frag betreffe stund die selbige antwort
bey dem Haus Oesterreich dan wan dasselbig sich wider seines königs
befelch setze und ihn an seinem vorhaben verhindern welle, so sey sein
könig des Haus. Oesterr. feindt. Und er zue gleich von seines königs
wegen: So fern aber dasselbig werde still sitzen und ihn in seinen actionibus
nit turbieren so hab er khein befelch von seinem könig einiger
weiss dasselbig zue offendieren. Dises haben die gesandten ad
referendum genommen und ist zwar das landtvolck abermal durch das
auffboth in die wehr genötiget worden aber man hat für dismal
mit den Pündtner und disen Französischen und beygethanen
völckhern so bald nit begegnen oder ihr vorhaben verhindern mögen
dessetwegen die waffen widerumb alhie nidergelegt wurden.
054
Der liebe leser verneme nun ein muster der Pündtischen arth und
anmutung gegen dem hochlobl Haus Oesterreich. Sie haben nemblich
die Prettigawer in ihrem landt einen Oesterreichischen Leutenant
34
der uber sie in namen ihrer Dlt herrschete, denselbig haben sie ietzund
under dem schein der verrätherey und Spanischer herschung
mit brüglen unbarmhertziglich erwürgt und zue todt geschlagen
und ihren kindern o grausame wueterey! anbefohlen aus dem
erschlagenen leib stuckh heraus zue beissen damit man ihren
grimm desto besser erkhennen möcht der auch in die kinder eingepflantzt werde auff ewig hin.
Vast dergleichen forcht und lärmen ist widerumb auffkomen
in anno 1627 da der Hertzog Roan [Rohan] ohnverhofft
mit vilem volckh darzue abermals die uncatholische Schweitzer
auff all weiss ihr best gethan durch das Rheinthal hinauff
in Pündten marschierte und weilen man sein intent nit gnug
und aigentlich erkhennen möchte als hatt man nit ohne forcht erwartendt von ihme vernemen wellen (wie dan Ihr Frl Dlt
gesandte an ihne in Veldkirch sich befindendt abgeordnet)
zue was ende er alda angelangt seye und ob er für ein
Freundt oder Feindt zue erkhennen. Darauff er geantwortet
er seye von seinem König in Franckreich zue kheinem anderen intendt
alhero in die Pündten gesandt worden als alleinig damit er
die Päss und Clausen fürnemblich aber die Steig so vorhin
von dem Marquis de Coeuvres eingenommen und bevestiget worden
auff das best und sicherst verwahren. Im ubrigen wan er
ein feindt des Hauses Oesterreich oder dero undergebenen Herrschafften
were, wolt er sich nit naher Veldkirch mit etlich der seinigen
begeben haben oder aufhalten welches er allein zue disem end thue
weilen er bessere lebensmitel und gelegenheit für sich in Veldkirch als zue Chur befinde. Auff dise weiss ist
055
die forcht und gefahr, das er Roan zuesambt der Pündteren
möcht herunder mit gewalt fallen, umb etwas consopiert [eingeschläfert] worden,
gleichwohl man nit durchaus auf der unbestendigkeit des frantzösischen
trew und glaubens und der Schweitzer betrug wolte oder
khunte glauben geben, darumb man ein ieder ein wachtbares aug
müst haben.
Under disem khan ich nit underlassen zue verzeichnen welcher gestalt
meine herren von Bregentz, ab dem exempel der herren beambten
verderbt, angefangen, dem Gottshaus oder deren zue gehörigen
sitz und höffen ungelegenheiten und ungewohnte beschwerden auff
zue laden, als under anderen in anno 1623 sie sich angemast
dem lehentrager auff der Reute einen soldaten sambt 5 oder
6 persohnen ein zue legen, darüber sich der Herr Praelath also beschwert
gegen Herrn Stattaman Wegelin und Ehrsamen Rath in Bregentz.
„Unser gebett gegen Gott und hie in zeit bereit willige dienst µ.
Weiln wyr von unserem lehentrager Andreas Mager auff
der Reutte verstendiget wasmassen Stattamman und Rath
zue Bregentz in unseren sitz und guet Reute einen vom
Baldironischen regiment soldaten neben 5 oder 6 persohnen
gewaltetiger weiss einzuelogieren entschlossen. Sintenmal aber
wyr bemelt guet Reute also theur von den herren haben
müssen erlosen (nemblich mit 800 fl die der Herr Praelath
denen von Bregentz ad redimendum noxam et abolendi jus
35
retractus putativo geben müssen) und von OberOesterreichischen
herren µ gnediglich bescheidt ertheilt ist, uns ohn beschwert zue lassen,
inmassen andere Herren Praelathens gueter ohnbeschwert verbleiben
und sonderlich weilen Ihre Hochfrl Dlt und Regierung zue
Ynsprugg uns ledig gesprochen; so gelangt derowegen an den
herren dis unser freundtlich ersuchen und pitten der geruhe neben andern
056
herren und rathsverwandten dergleichen beschwerden nit auff uns vorderist
das guet Reute zue verhietung allerhand verneren ungelegenheiten auffzuladen, dan ich und mein Convent so mir anbefohlen um solches nicht zuelassen khünden welches wyr den
herren mit wenigem zue avisieren nit underlassen wollen. Göttliche
Protection uns darmit sambtlich befehlendt. VS unseres Gotthauses
Mehreraw den 2. Janu. Anno 1623.
Placidus Abbas.“
Darüber von Herrn Praelath dem Lehentrager bey verlust
seines lehens aufferladen worden den soldaten nit auff den sitz
Reuti anzuenemen, darumb damit er hierin khein gefahr oder schuld
bekäme und dismal der herren von Bregentz eyffer gnug thette
hat er mehrermelten soldaten in seines sohns haus auff der Flueh
einlosiert welcher aber bald für sich selbst von dannen wegk geloffen.
Demnach in Anno 1629 nach absterben des Hertzogs von
Mantua im 27. jahr geschehen Ihr Kays. Mtt gnedigst gefallen
Ihre mechtige und volckhreiche zue gerüste Armada in Italien
zue eroberung der Statt Mantua durch alhiesig pass und
Clausen abzuordnen und man dahero nit unbillich die forcht
bekhomen es möchte durch dergleich schwere und langwierig durchzug dem vatterlandt ein nit geringer schaden und unruhe
von den soldaten widerfahren. Welches neben andern wohl in obacht
unser Herr Praelath genommen derowegen an Ihr Hochfrl Dlt
abermals mit underthenigstem suppliciren eingelangt umb erlangung
einer aus sonderen ertzfürstlichen gnaden ertheilte Salvaguardi
auff volgende weiss.
„Durchleuchtigster Fürst µ
Demnach täglich so wohln aus dem H. Römischen Reich
als Pündten zue ross und fues vil kriegsvolckh zue Bregentz
und umb dise refier durch passiert auch die gemeine sag samb
solte ein Armada zwischen Lindaw [und Bregenz?] auff wesen genant gelegt werden
057
und dahero weilen mein anvertrauwtes Gottshaus auff einer ainoede
stehet leichtlich durch ein unnützes gesindel überfallen und geblünderet
werden khunte. Als ist an E. F.Dlt. als protectoren der Gottshaüser mein underthenigist pitten Sey wollen mich und mein anvertrauwtes Gottshaus in dero landten ligendtes wie bishero also auch
fürthers in dero Ertzfl protection erhalten und zur verhüetung
besorgender ungelegenheit mir nit allein ein oder mehr Salva Guardi
nothwendiger orthen aufzuerichten und zue solchem endte ein
offen patent und schirmbrieff gnedigst zue verwilligen:
sondern auch dero beambten zue Bregentz meinem Gottshaus
auff ieden nothfahl mügliche assistenz und hilff zue erzeigen
in gnaden anzue befehlen geruhen. Solche Ertzfrl Gnad
will ich sambt meinem gantzen Convent in unseren gebetten
36
gegen Gott niemals vergessen. Zue dero milt Öesterreichischer Huld
Schutz und Schirmb ich mich dan auch nachmals demütigest
anbefehlen thue. Datum im Gottshaus Mehreraw
den 24 Septemb. Anno 1629.“
Volgt die Copia Ertzfrl ertheilter Salvia Guardia.
058
Ich bring hiemit zue gedechtnis welcher gestalt in anno 1625
in namen Ihrer Hochfrl Dlt Ertzherzogs Leopoldi als Delegati
Commissarius Principalis von Ihrer Kays. Mt. Ferdinando 2do
darzue geordneten der hoch wolgebohren Graff Hanibal
von Hohenembs zuesambt Herr Doctor Diethelm Yelin Ambtman
in Bregentz als Adiuncto naher Lindaw begeben und aldortten
ein Comission fürnemblich in drey haubtpuncten bestehendt
vor einem ehrsamen Rath abgelegt unnd derselbigen Statt aufferlegt habe, erstens damit sie ihre albereit angefangne Fortifications werckh niderlegen, so dan das Barfüesser Closter
ihrer aigentlichen possession widerumb einraumen, und endtlich
den Newen Gregorianischen Calender annemen sollen. In werender
comission hatt man dapffer und ritterlich gesoffen und
in kurtzer zeit 600 fl hindurch geiagt sonsten aber nit vil
059
ausgerichtet, als daß die antworts puncten ad referendum
angenommen worden. Darbey aber der alte Herr Ambtmann Yelin
sonsten ein gelehrter behertzhaffter und verstendiger herr den
Lindawer ein zimliche kletten in den bart geworffen die ihnen lang
in der gedechtnus gesteckt als er in seiner exposition under
anderen libere heraus sagte. Ihr Lindawer woltt euch gern
schön machen Ihr aber seidt nit so glass lauter als ihr euch darfür
auf thuen oder darfür gehaltten sollen werden.
Der effect diser commission hatte einen schlechten nachtruckh
und war der unkosten das beste, ausgenommen das die
Lindawer von ihren fortification wesen haben müessen abstehen.
das ihnen gleich wohl nit in den kopff wollen. Der günstige
leser mag leichtlich die ursach ermessen warumb den Lindawern
solche bawwerckh abgesteckt worden, deme der gleich leuthen
arth und gewohnheit bekandt ist. Es hett ia billich
ihr bevestigung den benachbarte Oesterreichischen landtschafften
nit vergebliche gedancken und argwohn verursachen sollen. µ
Aber vilmehr auff unser vorgehende materi zue gelangen,
ist zue wissen das in anno 1628 zue underschiedenen zeitten Rand: 1628, 3. Juny
und tagen die kayserische völckher in schöner ordnung und
groppen oder auch regimenter weiss durch unsere Claus
und landtschafft passiert und zwar die erste volckreiche
antiguardi auffs allerbest und schönst mundiert sich sehen
lassen, auch in aller eyl dem pass auff der Staig zue geeilet
und denselbig glücklich einbekomen ehe zuevor die Pündtner
solches erkundigen oder auch glauben haben khünden.
War wol ein angenemes und darneben entsetzliches
spectakel so vil, uber 18 000 gerechnete wohl mundierte
060
Obristen officier und soldaten in ihrer rüstung wehr und waffen
37
anzusehen, als solche wie gesagt nit auff einmal sondern bisweilen
zerteilter weis dergestalt durch passiert sindt das von der
ersten grentzen unser herrschafft an, nemblich von der Lüblach
pruggen, bis zue endt derselbigen grentzen das landt volckh
und burgerschafft in ihren waffen gestanden und alle
gelegenheit den durchgehenden soldaten abgeschnitten aus der
ordnung zu treten und dem landt einen schaden zue zuefiegen,
welches alles auf vorsichtigkeit des Herren von Raitnaw
und Herrn Obristen Schmidts hergeflossen. Fürnemblich hat
ietz ernanter Herr von Raitnaw sich ernstlich erzeiget und
bisweilen den kayserischen soldaten welche die ordinanz
nit annemen wollen mit dem strange getrowet und mit
ernsthafftigkeit in d‘ordnung erhalten.
Ich erinnere mich auch etliche mahl geschehen zue sein, das man
zue mehrer verhüetung aller ungelegenheiten den durch passierenden
völckhern ihre wehr und waffen vor der Claus abgenomen,
in die schiff geladen und selbige über See bis naher Fuesach
abgeführet und alsdan erst widerumb an gehörigen orthen ihnen
zuegestellet hatt. So vil hatt damals die authoritet
Herren Vogts und Obristen so mit allem erst in dergleichen
fehlen sich brauchen lassen, verfangen mögen. In obigem durchzug
schimpflich ist zue vernemen das ein kayserischer ritter
oder curisier mit seiner rüstung angethan in der enge
des wegs vor der Aachprugg, von anderen reutern genötiget
in einen gumppen der Aach, von der höhe nit so vast gefallen
als mit seinem gaul gesprungen, und ohn verletzt darvon komen
mit sagen: es hab zwar der Teuffel einen griff nach ihme
gethan, iedoch nit erwischt. Gedencke wohl, wer erhenckt soll
werden, thue, dem sprichwort nach, nit erdrinckhen.
061
Es nahete aber sich die zeit mit einfliessung des 30gisten
jahrs des allgemeinen dem Vatterlandt Teutscher Nation
hochschedlichen Schwedischen einfalls und verderbens da nemblig der
Schwedische Künig Gustang Adolphus mit einem ansehnlichen Kriegsheer
erstlich in Pommern alda er freundtlich und mit auffgethanen Portten
empfangen worden angelangt, nachmals ie lenger ie weiter sich in
dem Reich ausgebreitet und sein macht mit zuethun und
hilff der Evangelischen wie sie sich nennen, uber die massen vermehret
und wie ein anderer Attila oder Geisel Gottes vast das
ganze Römische Reich geplaget und under seine gewalt
gebracht. Es haben auch seine hinderlassne generaler und
feldmarschalckhen zue sambt den allierten Frantzösischen volckheren
o‘ des Grewels! nach seinem todt in anno 1632 vor
Lützen in der schlacht geschehen, sein vorhaben mit feindtlichen waffen
zue prosequieren und alles in ihre hendt und gewalt zue bringen nit
underlassen und hatt sich dieser jammer und unausprechlich elendt
bis in 20 gantze Jahr ohn einiges auffhören mit verschütt- und
vergiesung unsaglichen Christen bluets erstreckhet. Von disen thatten
aber ins gemein zue schreiben ist alhie nit die gelegenheit weilen von
dergleichen sachen gantze und grosse büecher allerorth vor augen ligen.
Darumb unserem intent gemess wirdt alleinig hie angedeut
was zue unserem proposito dienstlich erscheinet.
38
Da derowegen das unaufhörlich und von tag zue tag sich vermehrendte
geschrey des schwedischen progress und glücks im Krieg alhie
erschallete, wolten die vorgesetzten dieser landschafften fürnemblich
der wohlgeborne Herr Hans Werner als Vogt beeder Herrschafften
Bregentz und Hohenegg, so dan auch der wohledel geborne
und gestrenge Herr Valentin Schmid von Wellenstein, Ritter, bald darauf
erwehlter Obrist Feldhauptmann dieser 4 Arlbergischen Herrschafften,
062
ihren hohen verstandt krafft tragenden ambts und schuldigkeit
dem Vatterlandt offenbaren und an ihnen was zue dessen
erhaltung vonnöthen nichts erwinden lassen. Darunder ihr höchste
sorg war damit [dass] die posten fürnemblich auff dem
Pfender, Haagen, Kugelbeer, Clauss und Rickhenbachs Tobel wohl und gebührendt verwahrt waren.
Zue dessen endt das sie nach gehaltnem allgemeinen Kriegsrath für guet und notwendig befunden und beschlossen (auch
nachmalen im werckh volbracht), das man vor allen dingen
den Haagen und Clauss in guete obacht nemen und mit
schantzen und anderen nothwendigen gebeüwen versehen solle.
Haben also mit eyffer und ernst solche werckh zue handen genomen
und obernante posten zue sambt dem Pfender
dergestalt verwahrt wie in den von anfang gesetzten
abrissen zue erkhennen. Als nemblich haben sie erstlich
die Claus thurn und porten zue sambt anhangende
mauren und brustwehren gnugsam versorget und reparieret
ausserthalb der porten mit schantzen, blockhäusser, bruggen,
und schlagbäumen an manigfaltigen orthen verwahret
bis zue dem rohrbrunnen hinauss, den wald nidergeseblet und die schantz der thiergarten genant, nit
weniger die Arch Noe, das ist das blockhaus auff
dem Wellenstein gesetzt mit ansehlichen stuckhen
ausgerüstet und alle nothwendigkeiten darzue neben
flayssiger wacht angewendet. Zuegleich auff dem Haagen
ein gewehrsame schantz mit gräben palisaden steckaden
gättern streichwehren und blöckhen an bequemlichen orthen vast
in mitte des Haagens zue richten lassen und dise
063
von blöckhen und wasen gemachte werckh bis weit in
den berg hinein aufgeführet dem feind allen zuegang am ober und
underen Haagen abzuschneiden. Insonderheit haben sie sich einer tieffe oder
tobels bedient und die schantzen auff desselbigen höhe gesetzt
auf welchem dem feind schwerlich gewessen were, die selbige
höhe mit steigen durch distel, dorn und stauden zue erreichen.
Über das hatt Herr Obrister Schmidt ein besondere schantz
auff dem Pfender zwar in der tieffe, so nit iederman guet
geheissen, zwischen baiden zuesamen stossenden burgen gelegenheit auffgerichtet und in die quadratur mit ihren
spitzen und gräben ausgefertiget in welche aber der
von dem berg herunder steigende feindt nit ohnschwer seine
kuglen in dise schantz hette khünden lassen abfliegen und unser volckh
in derselbigen nötigen oder abtreiben. Der ursach halber ihrer
vil auch der verstendigen dise schantz umb weiln sie in die
39
tieffe gesetzt worden nit hoch geachtet haben. Im übrigen
haben dise baide vätter und retter des vatterlands
nichts underlassen mit musterung mundierung und
underrichtung des volcks alles in ein guate ordnung zue
richten. Welches zum besten erscheinete da anno
1632 umb das Fest S. Crucis Inventu der
schwedische General Canopfski nachdeme er nit
[Friedrich Ludwig Chanovsky von Langendorf (1592-1645)]
wenig orth in sonderheit aber die Statt Wangen mit
gewalt bezwungen und eingenommen, in aller furi und
ernsthaffter betrawung unser Statt und Land auffgeforderet und zue disem endt einen aignen trompeter
mit schreiben hieher abgefertiget mit disem einhalt:
064
„Weilen nemblich mit beystandt Göttlicher Allmacht (hett
sagen sollen Verhengnis) seines gnedigsten Königs in
Schweden waffen allerdings durch das gantze Römische Reich
glückhlich prosperiert und taglichen progress nemen
neben anderen ihme auch mit gn. befehlen aufferlegt worden
die assignierte ort, stett, und landschafften zue vermerung Schwedischen glücks und wolfarth mit güete
oder reühe zue begwaltigen under anderen aber ihme fornemblich dise Statt und Herrschafft Bregentz nambhafft
gemacht worden, solche mit obigen mitlen an sich zue bringen.
Und weilen seines Königs vornemen seye, sich des gantzen
Bodensees zue impatronieren, zue welchem endt ihme
Bregentz dienlich und notwendig seye. Weilen er aber
ihme anfangs belieben welle lasse mit güetlichen mitel
mit der Statt und Herrschafft Bregentz zue verfahren,
als welle er sich mit einem leidenlichen accord gegen
ihme accomodieren. Jedoch mit disem anhangenden austruckhlichen reservat so sie im widerigen, ohnverhofften fahl sich
mit dergleichen accord nit wurden einstellen, welle er
mit eiserster macht und grimm, dem kindt im mueter
leib nit schonendt, wider sie verfahren und khein barmhertzigkeit jemandt erweisen.
Darauff in gehaltnem kriegsrath nach ablesung
und erwegung dises schreibens widerwertige meinungen
entstanden, da etlichen den accord anzunemen
gefiele, andere aber erachteten, man solle dises feinds
traw wort nit hoch achten und ihme den spitz entgegen setzen.
065
Herr Obrist Schmidt wendete nit ohne wichtiges bedenckhen
für, es werde nit ein geringes werckh sein einem solchen feindt
deme taglich mehr hilff zue kommen mag, mit den burgern
und landvolckh allain pastant und gewachsen wöllen sein.
Wolle iedoch so fern es ihne übrigen beliebe sein haut
sambt rath und that ungespart darleihen. Der
Herr Von Raitnaw aber (villeicht damit er sein vorige unehr
widerumb ersetzen möchte) ist mit einer cathegorischen antwort
und bescheidt dergestalt herausgefahren, er halte gentzlich darfür
man solle dem feindt mit annemung des accords khein
40
gehör durch auss geben sonder man solle sambtliches mit
zuesamen setzung haab guets und bluets sich vereinbaren
und dem feindt die waffen entgegen anerbieten und setzen.
Er für seinen theil well sein alten ballg ohnerschrockhen darsetzen, und weil er wegen leibs schwacheit zue fues oder
pferdt pferdt nit wohl khünde vort komen, als welle er sich seiner
gutschen bedienen, an die Claus fahren, sein vormögen
aüsersten fleißes anwenden und, so iemandt ihne falsch
untrew nachlassig oder flüchtig ersehen werde, soll iedem
aus den burgern und landtvolckh erlaubt sein ihne mit
der büchs ohne entgeltung zue erschiessen; nit weniger
sollen sie solchen gewalt haben, so fern der feindt weder
Hoffen oder Clausen solte mechtig werden. µ.
Mög iedoch nichts schaden bringen das man dem feindt
mit manier antworte als fürnemblich das es nit in ihrer
gewalt stende ohne austruckhlichen gnedigsten bevelch und
erlaubnus Ihrer Ertz Frl Dlt einen accord einzugehen
oder anders zue volbringen. Man welle aber sich mit möglichster
gelegenheit der ursachen halber an gehörigen orthen des bescheids erholen..
066
Chanovsky aber wolte sich mit dieser anwort nit begnügen
lassen, schickt derowegen in aller eyl und grimme einen anderen
trommenschlager mit betrawlicheren schreiben anzeigendt:
er seye gesinnt und resolviert auff dise schlimme und auff
schrauffen gestelte antwort nichts anderst als seine scharpffe
waffen und aüsersten zue vor angetrawten ernst mit
einem solchen exempel darob sich manigklich entsetzen werdt,
in gegen antworts weys ervolgen zue lassen. Und solle
man fürtherhin allen schaden und unglückh der Statt und Landt
weiln sie es anderst nit haben wöllen, ihme aber
khein schuld zuemessen. µ. Darauff ihme geantwortet
worden, er General möge trawen und wüeten auch der
Statt und Landt zuesetzen wie ihm beliebig sein werde,
zue welchem fahl man unser seits ihne mit gleicher weys
und maß zue erwarten und zue empfangen gedacht seye.
Und bis auff den letzten blutstropffen sich zue wehren
unzerbrüchlich und bestendig resolvieret. Und er
tromenschlager möge hin fürter seiner haut schonen. Dan, so
er dessen ungeacht sich widerumb werde in derglichen
bottschafften gebrauchen lassen, werde er gewüsslich dem
strang am nechsten baum nit entrinnen. Deroweilen
aber wurden alle posten wohl verwahret, alle nothwendigkeiten darzue dienlich verrichtet, und durch underhandlung
Herrn Vogt und Obristen geworbne völckher, in einer nit
geringen anzahl von Insprugg auss, alhero zue dessen
Vatterlandts rettung in aller eyl eingebracht.
Chanovsky aber weilen er eintweders das hertz
und mueth oder die macht und gewalt nit gehabt,
067
hatt nichts anderst als einen schreckhen, unruhe, und manigfaltige
ungelegenheiten und unkosten hinder sich gelassen und verursachet,
im übrigen aber dem landt, seinem eitlen trawen ungemess,
41
hierinnen khein anderen schaden gethan, bis das er nach etlicher
wochen verfliesung gehlich und unversehen zue der Haubt Armee
beruffen und wyr also widerumb von obstehender gefahr erledigt
worden. Sonsten war die burger- und landtschafft nit wenig
beladen mit schantzen, wachen, einquartierungen, und anderen
beschwerden. Insonderheit hat nit den wenigsten theil participieret unser Gottshaus, in welches mit gewalt vilmehr als
billigkeit der Hauptman Weyss genant von Augspurg gepürtig, der sich auffs wenigst Catholisch zue sein gestellet hatt,
wider des Herren Praelathen bitt und protestation.
Zue sambt nit wenig mit officierern und anderen soldaten,
weib und kinder und gesindt in einer grossen anzahl als das sie die
gasthaüser und stadel häuffig angefüllt haben, einquartiert worden.
Der hatt mit grosser ungestüme sein gebührende wie ers nannete
auffenthaltung für sich und die seinige nit so vast begehrt als
erzwungen, und auff dise weys mehr als 14 tag nit ohne
merckhlichen schaden des Gottshauses in sauffen und fressen und anderwerts
ärgers zue geschweigen, weil er offentlich ein concubinam
bey sich erhielte, wie ich berichtet worden, zue gebracht.
Da warden in dem hoff die musterungen der soldaten,
nit weniger die täntz und dergleichen vil mehr, nach arth
der freidigen [sic] soldaten abgeloffen und der Closterstandt schändtlich verwexlet.
Vil bürger und landtsleuth von obangedeutem schreckhen
bestürtzet, haben ihre beste mobilia naher Lindaw und
Schweitzerlandt (darunder auch H. Obrist Schmidt gewessen soll sein),
068a
sicherung zue erwerben und den ausgang der sach zue erwarten,
geführet. Als neben ihnen unser Gn. Herr Praelath auch
gethan und zue sambt den kirchen ornaten und besten
sachen auch seine jungen novizen und professen
neben einem Patre Gregorio Wäscher in ein schiff
geladen und naher Arbon abgeordnet. Die eltern Patres
aber bey sich zue haus behalten welches jedoch ietzermelten Patribus nit allen und durchauss gefallen wöllen;
Es geschahe aber an dem Tag des H.Cruz Erfindigung,
da wyr junge fratres mit obangedeuten kirch sachen
sambt anderen lebensmittlen an wein und korn gr...handt
aus gefahren ein entsetzliche fortunae auff dem See
die uns samentlich mit allen sachen in eiserste todtsnoth
und undergangs gefahr dergestalt gebracht, das wyr
schwerlich und nit ohne sonderbare Gottes und dessen Mueter
hilff deren Lytanay wir in miten höchster gefahr gesungen
oder mehr geweinet, disem elendt naher Hardt entrunnen.
Nachmals haben wyr unser schiffarth mit gueter lufft
vollendet und uns in Arbon in dem Pfarrhoff einfindig gemacht.
Allda wyr in merckhlicher anzahl von dem WohlEhrw.
und hochgelehrten Herrn Francisco Thurnher pfarrer aldorten
und Decano des lobl Capitels Sancti Galli und
Prothonotario Aplico, unsers getrewen lieben herren, freündt,
Gutether, und Landtsmans freündtlich empfangen und
bis in drithalb wochen lang bester massen tractieret worden iedoch
mit diser bescheidenheit das das Gottshaus alhie vast
42
alle nothwendige lebens mitel dargestrecket und
die meiste unkösten abgestattet hatt, die nit wenig sich
in verlauff diser zeit betroffen.
068b [068b und 068c fehlen in der Bregenzer Abschrift]
Demnach derowegen die allhie sich befindende
völckher vast alles was an speiss und tranckh vorhanden
war mit schlemmen und demmen ym saus und prauss
mit unnutzen verzehreten, zue deme den pferdten an
fueter grosser mangel geschahe haben sie nothtrungenlich
disen posten quittieren und sich anderst wohin begeben
müessen, besonders weilen es an ihrer seiten mit der
Lindawischen belagerung den Krebsgang genommen.
Dan ob gleich wohl der Feldmarschall schon vor etlich zeit
zue vor von hinnen zue marschieren gesinnet war, haben
iedoch selbigen etwelche Zwinglische Schweitzer in fortsetzung
der belagerung gesterket mit vertröstung so er noch 14
tag in der selbigen verharren wurde, solte unfehlbar die vestung
in seine gewalt gerathen. Welcher böse rath dan
unserem vatterlandt zue grösserem nachtheil ausgeschlagen.
Und solt sich einer nit unbillich verwundern das dise
völcker in einer so kurtzen (in ine selbst nur gar
zue lang) zeit so vil an wein dessen ein
grosser uberfluss vom See herauff gebracht vorhanden
wardt und vil andere lebensmitlen verbraucht oder
vil mehr unnutzlich verschwendet hatten. Mir ist bewust
das allein die Wagginische in die 80, die Deuringische
in noch mehr fueder wein verlohren µ, und vil andere
ehrliche leuth bis in 10 und mehr fueder wein
nit ohne grossen schaden eingepüest. Alss wardt zum Gnral
Auffbruch der [fehlt] tag Mertz angezeigt und
rüstete ein jeder sich darzue als best er vermochte.
068c
Bey uns war lauter laid traur und nit geringe
forcht und gfahr von newem erweckhet darumb
befahlen wyr uns und das unsrige dem Lieben Gott
und des veldmarschalls miltigkeit und discretion:
und erwartete zwischen hoffnung und forcht der sachen
alligklichen ausgang. Es ging aber in warheit zimlich
rouch ab dess der zulezt abgehenden soldaten
und rauber bosheit und geitz hatt manchen vil
zue schaffen geben in deme sie die leuth von newem
ranzioniert, geplündert unnd geplaget. Ich bekhenne
auch rund herauss dass ich eben so grossen oder mehreren
schreckh in mir empfunden als sie ab- als da sie herein
gezogen. Besonders macht uns grosse noth die wacht
so an dem See under des Ringers guet gestellet wardt,
darunder einer mich also von eines stinckhenden käses
wegen, den er kurzumb haben wolte, genötiget das
wenig gefelt, er hette mich mit seinem spitzhamer
zue boden gericht, der auch seinen kopf also hartigklich
gesetzet hatte das er an statt eines käses nit wolte
einen doppelten Ducaten annemen, bis ich ihne endtlich
43
mit einem ungefahr gefundenen stuckh käses zue
ruhe bringen mögen. Damaln haben auch die ubrige uns
einen grossen stoss gelitten da einem jeden nach seinem
gefallen und willen der sackh hatt angefüllt müssen
werden. Sie eyleten an selbigem Freytag von dannen
mit grosser forcht als lege ihnen der feindt ob dem hals.
069
Demnach aber Ihrer Ertzfrl Dlt die vätterliche sorg imerdar
obgelegen, wie dise herrschafften vor des feindts einfall möchten
errettet werden, und [hat] zue disem endt ein ansehlich regiment
zue fuess under dem Obristen desselbigen, dem wohlgebohrnen
Graffen zue der hohen Embs Gallura und Vadutz µ Hannibal
auffgestelt an die frontier und marckhen der Herrschafft
Bregentz [und] gnedigst abgeordnet insonderheit auch das Algew hiemit
zue schützen unnd dem feindt allen zuegang abzuschneiden.
Aber das widerwertige unglückh war disem vornemen gantz zuewider dan als deme ehe ermelten Herrn Graff und Obrister
mit seinem beyhabenden regiment von hier auss dem Algew
zue gezogen und sich in Weyenriedt ob der Ruggsteig gelegen
einlogiert, beynebens aus schedlicher unverantwortlicher hinlesigkeit die wachen nit bestellet und über das seiner arth nach
dem sauffen und schlaffen abgewarthet, ist des Hertzog Bernhart
Weinmars reisige volckh in einer gewaltigen anzahl
aus dem wald so dabey gelegen urplützlich herfür gebrochen,
die wachten theils mit list theils mit gewalt veriagt oder nider gemacht,
die schlagbäum eröffnet, den graffen sambt seiner gemahlin
und jungen Herrn sohn Carl Friderich also warm wie man
zue sagen pflegt, gefangen genommen. Vil des unserigen volcks
nider gemacht oder auffs wenigst ihrer vil mit blutigen köpffen
naher Bregentz geschickt die nit einen geringen schreckhen bey uns
verursachet haben und wo der beyligende wald dem ubrigen
volckh nit hette gelegenlichen underschlauff in ihrer flucht ertheilet
were ohne zweiffel der wenigste theil darvon komen.
Ist also dieser Graff seinen ahnherren in keinem ding als
in dem namen gleich gewesen. Er ward zue sambt der gemahlin
geborene Von Fürstenberg und Herrn Sohn gefenglich iedoch
070
manierlich naher Ulm abgeführet und aldorten auff behalten
bis sie sich alle zuemalen mit einer namhafften summa gelts
redimiert haben. Es hette auch bald noch ein grösers
unglückh zue den andern an seiten des alten Herrn Graffens
Hannibals geschlagen in deme man ihne gedachte miu gift
zue vergeben damit sein gemahlin dem General Horn
der wegen ihrer schöne in sie verliebt wardt, möchte auch
wider ihren willen eingehendigt werden. Man sagte auch
dass die oberzelte feindtsvölckher im einfall zue Wayenriedt den graffen nur mit nacht kleidern angethan bey
dem gelt zellen so heuffig auff dem tisch gelegen angetroffen
und selbigs ungezelt in ihre huet hinunder gestrichen
und die gemahlin fein also warm aus dem federbeth
erhebt haben. O der gewaltigen thatt! so anseiten
dises gewaltigen obristen mit unsterblichem ruhm hinder sich
44
geschehen. Verblibe disem allem nach in unseren landen
grosse gfahr und schreckhen in deme das Hertzog Bernardts
waffen umb alle umbligende orth prosperierten, da nemblich
neben Wangen auch Ravenspurg, Buchorn, Merspurg, Kempten
übergangen, Uberlingen vergeblich angesprengt, Costantz mit auch
vergeblichen trawen angerant; sonsten aber vil dörffer
und schlösser in die asche gelegt worden, deren glantz
besonders in der nacht uns vil maln in die nasse augen
geschimmeret und zue mitleiden auch schreckhen bewegt hatten.
Dahero dem Hertzog Bernardt der schendtliche titel
eines Brenners bey gemeinem volckh erwachsen ist.
Die niderlag in Weyenried geschah den 9. Juni 1632.
Nach deme aber alles Schwedische volckh vor
075bg
Nürnberg zuesamen gebracht und mit disem mitel der Bodensee ein zeitlang geseübert: als ist auch alhie
071
die gefahr und forcht auffgehebt worden. Das man auch sogar
im November als die zeitung des erschlagnen Königs in Schweden
angelangt Solemniter mit lösung der stückhe frewd geschossen.
Postr I D Iv DIVI. LeopoL DI GVstaVVs
In pVgna perIt.
Nach deme aber Zell am Undersee von den Schwedischen übergweltiget worden ist auch ein guter theil der frewd und
ruhe zue boden gesunkhen.
Es ward auch die zeit vorhanden das der
mutwilligen Kempter bosheit gestrafft solte werden
welche sich fürnemblich die metzger und ein burger
wohl des galgen lengist würdig Melchior Schmeltz,
genennet Tapffer und mit ungesparter mühe zue
sambt den Schwedischen brauchen haben lassen mit zeigung
steg und wegs in die herrschafften Hohenegg und Bregentz
was in dem Algew gelegen, mit anführung leitung
und begleitung der Schwedischen völckher von welchen
vil weyler, haüser verbrennt, vil vieh und ross
und andere ding entführet und naher Kempten
eingebracht wurden darbey die Kempter zue trutz
und schaden unsers Landts vil praestiert hatten.
Deren und des feindts ausfälle und mutwillen
zue demmen und auch die statt selbst zue eroberen,
sindt under dem commando Herrn Obristen Königs
gubernators in Lindaw, sonsten eines Schweitzers,
neben anderen soldaten aus Lindaw genommen bis in
600 man von geworbenem und hiesigem landt
volckh und burgern gesamlet naher Kempten den
1.January 1633 abgeführt und den anderen völckheren,
072
[von] General Wahl geführt und commandiert, zue gesellet
unnd haben mit gesambter hilff sturmes furi unnd gewalt
jedoch ohne mercklichen schaden den 13. Jann. die Statt
erstigens ihme vil besonders die würtenberger Jackelin
nider gemacht und durch auss jehmerlich ausgeplünderet.
In welchem fall und sturm auch die Bregentzer dapffer sich
45
erhalten gleichwohl der selbigen mit Gottes hilff allerdings kheiner todt verbliben etlich aber geschediget worden.
Nach etlichen tagen sindt die Bregentzer zue sambt
den geworbenen soldaten von denen nit wenig zue
oder vor Kempten im graben sitzen bliben, alhie widerumb
lustig unnd freidig eingelangt und wie die Jacobs
Brüder mit muscheln also sie mit derm raub umbhenckt erschienen, auch etlich in Praedicanten küttel
und baareten herein gepranget. Und mit gleicher weiss
der Kempter trutz vergoltten. Die beut so sie
erworben war gewüsslich nicht zue verachten und hatt
manchem guten gesellen den beutel und magen wohl
angefüllet. Es mangelte auch nit an etlichen
hiesigen burgern die der gleichen gelegenheit sich zue bedienen wüsten, die sich zue dem abgeordneten kriegsvolckh der gestalt zuegeselleten damit sie nit so vast
etwas von dem sturm und streit als von dem raub
abekriegen und erbeuten möchtendt welchen etlichen nit
übel gelungen.
1633.
Damit aber der Bodensee gereiniget und
nit mehr andere orth hierumben in gefahr gesteckt wurden
als hatt man für guet und notwendig erachtet, die Statt Zell
den Schwedischen widerumb aus den henden zue reissen und
deswegen den Herrn Obristleutenampt Hannibal Schmidt,
073
Herren Obrist Schmidts von Wellenstein sohn, mit volckh
hinunder abzuordnen gesinnet welches auch volgender gestalt
in werckh jedoch mit kleinem profit gerichtet worden.
Man hatt nemblichen ihme Herrn Leutenambt allerdings
von hierauss an geworbenem und landtvolckh 500 mann
under sein commando ubergeben mit denen er naher
Costantz sich begeben. Under dessen hatt das under Herrn
Gubernators zue Costantz Maximiliano Wilibaldo Graffen
zue Wolffegg gehorige volckh in 700 starckh das stettlin
Zell bis in 14 tag hart belegert und gantz und gar eingeschlossen,
und so fern der succurs als abgeredt worden von dem
Vizithumbischen regiment so ausgebliben und dem Bregentzer
volckh so sich wegen der kranckheit des Obrist Leutenambt
Schmids zue lang versaumet, bey gebürender zeit wenn
angelangt so were die Statt in ihre gewalt gerathen.
In deme (12.May 1633) macht sich unverhofft der Obrist Schlamersdorffer
mit seinen reittern deren ieder einen bauren mit einer
ax hinder sich führte herfür, nach deme durch die pauren
der verhauwne pass eröffnet worden, überfölt die
unserige mit grosser Furi veriagt verbrent es in alle,
darunder etlich so gar ihre schue im fliehen verlohren.
Und macht ihrer nit wenig den gar auss. Gleichwol
ist den Begenzer hierinnen nichts am leben geschehen,
dan sie nit gar nahe bey disem überfall gewesen.
Also hatt dise impresa dismal lehr ausgeschlagen.
Und ist Zell in des feindts gewalt verbliben.
Es hat bald hernach dergleichen an mehrermelter Statt
46
Herr Gubernator in Lindaw Petrus König versprechen wellen,
hatt aber mit gleichem spott und schaden davon abweichen müssen.
074
Dergleichen widerwertig glückh hatt abermalen unser
volckh vor der Reichsstatt Buchhorn so die Schwedische inhatten
ausgestanden. Da nemblichen die vereinbarte Stett
Costantz, Lindaw und Bregentz oder vilmehr derselbigen
gubernatores von Wolffegg, Vizthumb und Schmidt, ein
ansehnliche anzahl volckh zue wasser ausgefertiget
und ein zeit lang mit einem grossen schiff das Blockhaus
genannt belegeret. Endtlich da der tag des haupt
sturms angesehen war, so still nach unser arth das es
jederman und der feindt selbst lang zuvor wüsste
ob gleich wohl ein zeit lang die Claus und prugg
an der Ach verschlossen war, und vast alles volckh aus
den schiffen auffs landt bei Hoffen ausgestigen,
wirdt selbiges unversehner und eylender weys von
ankommenden Schwedischen troppen und dazu die in der statt
waren, uberfallen erschröckt zerstreut, theils in die
reben veriagt, theils in die schiff genötiget, und nit ein
kleiner theil darvon erbermlich nider gehawen und erschossen.
Viler gefangnen zue geschweigen. Dergestalt ist ieder
uberblibne theil mit der langen nasen naher haus
gezogen und waren allein die frölich so dem unheil
entronnen. Damals haben auch die unserige das Closter
Hoffen ins feur gesteckt damit sie desto besser mit
hilff des feurs unnd rauchs dem auffem hals ligenden
feindt möchten entgehen. Geschehen im Jahr 1634.
Nur aber ob gleich wol das glückh unseren getrewen
landtsleuthen aus Gottes verhengnus mehr mals zue wider
075
gewesen, haben iedoch sie nichts an ihrem fleis, arbeit, und
gehorsam iederzeit erwinden lassen, das vatterlandt hierdurch
vor grosserer gefahr und einfall zue retten. Gleichwol hette
uns billich abwendig khünden machen der zue vor den 9. April im 1634
jahr erlittne schaden, zue Wangen von den Schwedischen dise weys
geschehen. Es haben nemblich die zwey gubernatores in Lindaw
und Bregentz H. Augustus Vizthumb (dan Petrus Konig zue vor
den 6.Jann. schon in verhafft genomen worden in welchem actu
sich aber mals die Bregentzer haben miss brauchen lassen)
und Schmidt ihre völckher auff etlich hundert starckh zue
einander an ein gewis orth betaget und verordnet, mit gesambter
hilff der Statt Wangen von Schwedischen besessen sich zue bemechtigen.
Und waren die Völckher zue fues und pferdt genugsam ausstaffiert.
Weilen aber sie sich under ein anderen wegen des commandierens
aus neyd oder hoffarth nit verstehn khündten oder vil mehr wolten,
in deme kheiner dem anderen passieren wolte, under dessen aber
der tag anbrache und die unserige offenbarete, fielen die
schwedischen mit grimmen herauss, überrumplen die unserige,
fürnemblich die Bregenzer, dan die Lindawische wissten
besser ihr heil von weitem zue retten, schlagen und schiessen
unbarmhertzig darein, fangen vil, darunder unseren Obrist
47
Leutenambt Schmidt selbsten, veriagen ihrer vil und
das kleglich, machen derselbigen ein namhaffte anzahl nider,
das also manch gueter gesell ins grass gebissen und vil
mit blutigen köpffen naher hauss angelanget. Das
dan alhie einig besonderen schreckhen und trauwer erweckt hatt.
Auff dise weis ist leider an unserem volckh nichts anderst
als das guete vornemen und meinung zuem lob gelanget.
Jedoch ist zue loben an ihnen als weiln sie in hundert starck
nach der schwerlich belegerten Statt Yberlingen abgeordnet aldortten
sich neben anderen wider den General Gustav Horn manlich verhalten. 1634.
076
Damit mit begebender gelegenheit, des Algews
darinnen das Gottshaus allerdings die beste gefell geniset
nit vergessen werde, als ist neben den ienigen ungelegenheiten
und schäden so sie Algewer in durchzügen, einquartierungen
und contributionen, als schon oben angedeut worden von unserem
volckh gedulden müssen, auch des feindts einfallen, durchstreiffen, plündern und brennen, und zwar nit nur einmal
zue ihrem schweren unglückh geheüffelt worden. Dan sie
in warheit zue underscheidenen zeiten unnd malen besonders
von den feindts völckheren angesprengt, vertriben, beraubet
und mit allen kriegsvölcker uberrumplet und in äusserste noth
und armuth gestürtzet wurden, fürnemblich aber haben
sie solches elendt in dem zway und dreysigisten jahr
mit grossem schaden erfahren müssen, da des Hertzog Bernharts
armee das gantze Algew nit so vast durchstreiffet, als
verwüstet hatt, wie nit weniger im volgenden jahr geschehen,
da das Schwedische volckh nach deme sie die statt
Kempten vergeblich angesprengt, ihren zorn und grimm
an dem armen Algew angewendet und alles aller orthen
erbarmlicher weiss verherget und ausgeraubet,
welches neben andern mehr als zur genüge in Wankh verspürete
einer aus unseren lieben Conventualen mit namen P. Josephus
Glöggler, ein alter erlebter pater, so damals die Pfarr
Gestratz verwesen, so neben einem ansehlichen gelt, so er
bey sich hatte und ihme entnommen worden, allerdings das leben selbst
verlohren, weilen er so ungütiglich von den schwedischen am leben
gestraft wurde; dergleichen geschahe auch P. Bernardo Rittlern so zum
zum zweyten mal Reinding ausgeplündert worden.
Diese und hernach volgende ubel und beschwerden haben
das Algew also erseigeret das Ihme allerdings
unmüglich ...
Seite 077
ist leer.
Seite 078
enthält ein lateinisches Schreiben des Abts
von Mehrerau von 1636, mit folgender Überschrift.
Dergleichen schreiben mein Gn. Herr in anno 1636 an die
Herren Vogt und Ambtleut ablauffen lassen.
Die Chronik fährt fort auf Seite 079.
48
079
Unmüglich worden dem alhiesigen Gottshauss die gebühr
an zins und anderwerts zue erstatten dahero gewüsslich
dem Closter alda ein grosser schad und nachtheil erwachsen.
Besonders als hernach die grausame pesst in anno 1635
vil der lehentrager und zinser hinwegk gerissen und
grossen mangel an leuthen verursachet. Mit welcher gelegenheit wurden
die güeter verlassen und verwüstet, die gebäuw in grundt
gerichtet, und ihrer vil gestorben und verdorben mit grossem
und auff vil 1000 fl sich belauffenden schaden des
Gottshauses alhie alles geschehen – besonders als das Algew nochmals
durch folgende einfäl, plünderung, beraubung, und brandt
zue underschiednen zeiten vorgeloffen, in eüserste noth und armuth
gestürzt worden, dardurch dem Closter der schaden vermehret wurd,
also das der verlust desselbigen sich in ordenlicher gepflogner
calculation in anno 1650 geschehen, darbey auch ich
persönlich gewesen, bis in die 15000 fl beloffen hatt.
Anderer orth hierumben zue geschweigen. Welcher verlust das
dem Gottshaus einen grossen stoss geben. Disem unheil darmit
hatt nit die wenigste ursach geben die zue schnell für die handt
genommne und ausgefertigte procedur der schuldgerichten,
auff welchen durch ubereilendten sentenzen des herren
Landtamans alhie zue Bregentz und anderer AmbtLeuthen die jüngste brieff verworffen und durchlöcheret worden als etwas weytter vernomen wirdt
.... welcher massen sich, mein damaln Gn. Herr Placidus
in einem an die Herren Beambten abgeloffenen schreiben
und anderwerts höchlich beklagt und wider solchen
ungewonlichen process bester massen protestiert habe.
Vide fol. antecedens
080
In anno 1633 haben die Landtstendt dieser
4 herrschafften der betrengten und unversehenlich vom
General Horn belagerten Statt Costantz in höchster eyl
gleich anfangs ihrer nöthen in die etlich hundert man
landtvolcks zue geschicket welche gleichwol nit ohn geringe
gefahr welche sie wegen des feindts schiessen bey
Creutzlingen hatten zue Costantz angelangt und in wehrender
belagerung sich neben andern sehr dapffer und wohl
gehalten und sind selbige von den burgern aldorten
nie besser tractieret worden mit wein und brandtwein als wan ein gefahrlicher sturm vorhanden war.
Demnach aber die belegerung so den 7.tag Septembris
ihren anfang genomen, den volgenden monats Octobris
fünfften tag auffgehebt worden, sindt auch unsere landtsleuth den Costantzeren unwerth worden und haben
sie burger alle mitel gesucht die gute und wohl veerdiente Bregentzer und Landtsleuth ab dem
hals und unkosten abzuschüttlen.
Der Bregentzer hierinnen verdientes lob hatt der
author so die Belegerung in truckh ausgefertiget
mit diesen worten beschriben. Designatio ...
49
[Es folgen fünf Zeilen Latein]
supplicavit. Welche andacht der damals gewesne Pfarrhe[fehlt]
P. Michael Boner alhier mit eyffer und lob angestellet hatt.
081
Innerhalb wehrender Constantzischer Belegerung hat
sich der hochwürdig Herr Joan Anthonius Tritt Epur
Tiberiadir und Suffraganeg zue Costantz des Gottshauss
grosser freundt und patron sambt herrn Moritz
Hillarius Caplan... von Bregentz gebürtig alhie im Closter
auffgehaltten und nachmaln zue ergetzung auffgeloffner
unkostens 2. schöne mit seinem wappen gezeichnete
Damastine mesquender in hiesige kirche verordnet.
Mit diser gelegenheit soll mit stillschweigen nit übergangen
werden was für grosser mercklicher und in vil zeit
verspürter unkosten deme Closter wegen der vertribnen
veriagten geflohnen und durchpassierenden und sich
etwan ein geraume zeit alda auffhaltende gesten
widerfahren. Dardurch die kornschüdtenen und keller
wie auch renezenter die viehstel gelehret wurden
also das man hernacher zue den zeiten als das
korn in einem hohen prio gestanden fürnemblich in annis
1636 und 1637 mit dem entlehenten geldt
andere früchten erkauffen müste. Es wirdts die posteritet
schwerlich glauben und fassen mögen wie gross der
uberlauff solcher leuth gewesen und was durch solche
ungelegenheit in allen victualien auffgeloffen.
Und hatt dises elendt von anno 1632 bis in
das 1649 giste jahr allerdings ohn einiges
auffhören gewehret. Es geschahe das etwan bis
in die 6, 7, und mehr vertribne fürsten und praelathen
zue einer zeit alhie zusammen kamen. Halt auch dafür,
082
es seye vast khein Closter durch Franckhen, Schwaben,
und Bayern zue erkundigen darauf nit etwelche
vertribne religiosen baider geschlechts sich alda angemeldet und von unserem wesen participiert haben.
Herr Decanus Vom Stein aus dem Frl. Stifft
Kempten so in ... jahr alda in die kost gangen sambt
seinem diener und maulthier; Item Herr Praelath
von Ysni Wolfgangg so ... jahr bey uns verbliben;
Als auch Herr P. Philippus Brand von Oyenhausen
den wyr uber 13 Jahr mit speis und tranckh
verpflogen haben, zwar etwas an gelt oder gelts
werth in ansehung auffgeloffenen unkostens dem
Gottshaus alhie erstattet, darff aber wohl ohne scheuch
sagen, das dasselbige dem gebührenden werth mit
nichten zue getroffen. Wie dan einsmal dem Herren
Decano von Kempten da er sich beklagte ob der
Frl tapfel aldorten der Herr Praelath habe ihme
die zech wohl gemahnet, zuar antwort vom
Herrn Doctore Francisco Thurnher erfolget:
der einig esel den er bey sich gehabt habe dem
50
Closter mehr garben abgefressen als er bezahlt habe.
Darüber der Fürst von Hertzen gelachet und
dem Doctor zuelezt zuegesagt hatt.
Es hatt aber wie wyr vestigklich darfür haltten
wegen diser an den vertribnen leuthen geflognen
hospitalitet und barmherzigkeit, die Göttliche
083
vergeltung, augenscheinlich verspüret, nit gemanglet, dan
man halt darfür es seye nachmals auch uns anderswo
als wyr in gleiches unglückh gefallen dergleichen guttathen
erwisen: auch das gantze Closter vor dem brandt und
gentzlichem ruin durch sonderbare Gütte Gottes
errettet und erhalten worden. Demselbigen seye darumb
ewiger lob und dankh. Sonsten aber sindt ohne
ruhm die meiste gutathen nach unserem vermügen
den Clöstern so in unser schwebischen Congregation
und in des Schwabenlands bezirkh begriffen sindt
widerfahren als in sonderheit Weingarten, Oyenhausen,
Wiblingen, Ysni, auch Maysen: und Langenaw
nit in abredt werde stehen. Wyr wünschten noch heutigen
tag das ihnen in ihren nöthen ein mehrers hette
widerfahren mögen. Sonsten ist durch dises mitel
unser Gottshaus Bregentz weit und breit bekandt
worden und werdens gewüsslich die nachkümling
etwan auch zue geniessen haben, dan mir nit zweifflet
man werde auch anderstwo dergleichen sachen ad notam
genomen der lieben posteritet zuer nachricht hinderlassen;
wie wyr erfahren bey dem hochfürstlichen Stifft und
Gottshaus Sanct Gallen, dessen Fürst ohne scheuch
vilmahlen rund heraus gesagt, sie khünden dene vom
Gottshaus Bregentz der schuldigkeit nach nicht guts genug
erweisen umb weiln sey in alten schrifften verzeichnet finden,
wie vil guts ihnen als sie vertriben waren anno 1530 µ.
dises unser Gottshaus in vil wegen praestiert habe µ.
084
Es hat sich auch durch verlauff der vorgehend und
volgenden jahren begeben das zue underschidlichen zeiten
besondere Herren Commissarii von ihrer Ertzfrl Dlt als
unserem gsk landts fürsten abgeordnet in disen 4 herrschafften insonderheit auch zue Bregentz einfindig gemacht
und die schwebende militzi geschefft abgehandlet
bey welcher gelegenheit auch die sonsten ungewonliche
contributions begerung auffkomen so die geistliche
und religiosen soltten ihrem gesinnen nach erlegen.
Also war auff ein zeit mein Gn. Herr Placidus
für Herren Comissarius Koler genant beruffen
und an ihne weis nit wie ein grosse summa gelts
erforderet da aber hochermelte Herr Praelath sein unauf S.86bg folgen zwölf Zeilen Latein überschrieben ‚Zusatz Monika‘.
vermögenheit mit fürwendung kreftiger ursachen dargethan und erwisen als hatt ermelter Herr Koler
(mit rechten zuenamen intituliert) mit etwas
51
scharpffen worten dem beclagenden Herren Praelathen
zue gesprochen, er solle weilen in dise parschafft nit
vorhanden die silbernen bilder aus der kirchen bey
solcher noth und gestalt der betrübten sachen hergeben,
auch darnebens dem silbergeschirr so er hette nit
verschonen. Darüber Herr Praelath mit höfflicher
als ihm angebohrner manier umbstendigklich und
gnugsam ihme comissarius berichtet und allerdings
zue ruhe gebracht. Die contribution aber
085
auff die Geistlichkeit angesehen wollte man, weis nit
mit was weys, durchtringen und behaupten dero iedoch
unsers herren ordinary authoritet dergestalt begegnet wie
volgt.
„Joannes von Gottes und Bäpstlichen Stuels
Gnaden Bischoff zue Costantz & Herr der
Reichenaw und ...ningen µ.
Unsere µ. der Herrschafft Bregentz und Hohenegg beambten µ.
Geliebte µ. Wyr werden von etlichen in dem bezirckh
euwer beambtung angesessnem pfarrers berichtet das
ihnen die vorlengstens angemuteten oder wegen unvermögligkeit bishero zue enrichten underlassne contribution newlichen tages widerumb abgefordert und darbey angetrawt
worden, im fahl der verweigerung solche mit gewöhrter handt
oder einquartierung zue erzwingen. Ob uns nun mehr das
wohl bekandt das in der gleichen hohen nöthen als man ietzund
ein geraume zeit begriffen, etwan die Geistlichkeit zue
hilff gezogen wirdt, gestalt solliches in der statt Costantz
über jahr und tag nit allein für unsere undergebne Clerysey sondern für uns selbsten tragen und leiden müessen,
wie noch, so wirdt sich iedoch nit finden, gibt auch der in
Anno 1624 zwischen dem hochlobl. Haus Oesterreich und
uns aussgerichte vertrag nit zue, das die weltliche obrigkeit
die geistliche ihres guetdenckens nach belegen, und die
quota nur noch proportion der fürfallenden bedürfftigkeit
aigens gewalts determinieren und schöpffen solle,
sonder hatt man sich mit der geistlichen obrigkeit
086
hierunder zue vergleichen und die mas eines jeden beneficy
ertrag zue vernemen.
Wan wyr dan schon vor etlichen monaten in vleissiger erkundigung
der pfrunden in beeden Rural Decanaten Lindaw und
Stiffenhoffen, darunder die von euch angelangte priesterschafft gesessen, befunden das die priester ins gemein,
etlich wenige ausgenomen, mit so geringen beneficys versehen
das sie ihren priesterlichen underhalt khummerlich gehaben mögen
darzue ein gueter theil durch das langgewehrte kriegswessen
umb all ihren vorrath khomen, so khünden wyr nit zue geben
das sie dergestalt beschwerdt werden, wöllen auch nit verhoffen
das ihr auff solchen bericht euwere vorderung zue beharren
weniger mit angetrawter gewalt würcklich ein zue langen
gesinnet sein; dan im widerigen fahl ihr verursachen
52
das vil priester ihre pfrunden verlassen und euch
mit der schweren verantwortung was hier durch an
der seelsorg versaumbt beladen werde; wyr müessen
auch auff solliche begebenheiten sehen was der - NB Priesterschafft zue hilff etwan anderwerts vor zue
nemen sein möchte; dahin ihr es aber nit werdet
khomen lassen. Welches erhaischender notdurfft nit
verhalten wollen, und sein euch mit Gn gewogen.
Merspurg den 29. 9bris Anno 1633. Joan. Epus.
An die Oesterreichische Herren Beambten
der Herrschafft Bregentz und Hohenegg.“
087
Welches schreiben als von dem getrewen vatter
der geistlichen ausgeflossen bey den herren beambten
damaln so vil vermögen das sie auff ein zeit lang
als mir bewüst von der gleichen attentaten abgetretten.
Aber es sollen dergleichen dicta und scriptae geliebts
Gott mit mehrerem angedeutet werden; in dem handel
der geistlichen contribution betreffend.
Gleichwol hatt dise Gn[ad] und abmanung bey uns
nit so vil vermögen das derselbige in frid und frewden
hette mögen geniessen das das ungestümme anhalten
des Obristen Schmids und beambten hett so vil zue wegen
gebracht das man seittens des Gottshauses den mangel
des gelts mit anderen mitlen müste (grösser unheil ze
vermeiden) ersetzen. Als da in Anno 1634
der Herr Praelath ungestümigklich also genotiget wardt
das er die in die Bregentzische Kriegs Cassa müste notgetrunglicher weys lifferen lassen sechs fueder wein
darvon Herr Stattaman Adriano Deuring 5. fueder
jedes F 80 fl das sechste aber F. 70 fl bezalt
worden. Die ietz ernante 5 F betreffendt ist die
quittung also lautendt verhanden.
„Ich Hans Georg Grettler Burger zue Bregentz
bekhenne hiemit disem schein das ich auf bevelch
des Herrn Obristen Rath und Commandanten
auch Statt Aman und Rath der Statt Bregenz von
Herrn Adrian und Hans Georg Deuring Gebrüder
und Burger alhie von 20 April dis Jahrs bis unden stehendem
088
dato zue underschidlichen mahlen wegen des lobl. Gottshaus
Mehreraw wein empfangen, in das alhiesige Commiss
benantlich fünff fueder, Ich sag 5. fueder wein, gedachter
wein ist meistens denen damalens alhie im quartier
gelegnen 4 lobl Wolckensteinischen Compagnien eingeliffert worden, massen dan von mir darumben gebierende
raitung gehalten und geben werden soll. Ermelte Herren Deuring
oder das lobl Gottshaus, auch wer dis orths ferneres quitierens
vonnöthen angeregter 5 fueder weins hiermit bester formb
quitierendt zue urkhund mein gewonlich pettschafft
fürgetruckt und mich mit aigner handt underschriben.
53
Beschehen zue Bregentz den 5. Mai A° 1634“
Es wolte aber bey disem die ungestümme verfertigung
etwelcher misgünstigen khein verfang haben, darumben
dan Ihre Ertz Frl Dlt Claudia gantz zue milt Wis
Gott von welchen feinden der Geistlichen berichtet
volgenden bevelch an Obrist Schmidt gdst abgeordnet.
„ Claudia von Gottes Gnaden Verwittibte
Ertzhertzogin zue Tyrol Landtgräffin in Elsass geborne
Princessin von Toscana als von der Röm.Kays.
Mayt. gevolmechtigte gewalttragerin und Mit Vormünderin µ.
Lieber getrewer. Wyr haben aus deiner uns vom 28. Juni
nechsthin zuegefertigt gehorsamisten relation gnedigst
vernomen und ersehen das die zwen Praelathen
089
In der Mehreraw und Isne auff dein ersuchen 4 oder 5 fued.
wein zum underhalt der daselbst ligenden soldatesca dar zuegeben
sich anerbotten, welches wyr zue gnedigstem gefallen vermerckhen,
dasselbe auch in begebenheiten erkhennen wöllen: Sintemal
aber der tegliche gebrauch etwas starckh ist, danen hero
mit solchem wenig zue gevolgen, als wellen wyr uns gdst
versehen Sey Praelathen dir noch wohl mit einem mehrern
an die hand gehen werden, zue deme du dieselbe zue behandlung
dir angelegen sein lassen, uns auch hinnach deiner verrichtung
gehorsamste relation über schickhen würdest. Daran volzügestu
unsern gdsten willen, mit dem wyr dir wohl gewogen.
Geben zue Ynsprugg den 11 July ao 1634.
Claudia NNia Ad mandatu Sme Dny Archi- ducisse pprins.
Joan Linner NNia
B Grebner NNia”
Demnach H. Obrister seinen Ertzfürstlichen Bevelch
bey H. Praelathen abgelegt, ist ihme dise antwort darüber
schrifftlich eingehendiget worden.
„WohlEdler Gestrenger Insonders geliebter Herr Obrister µ
dem seyen mein gepett auch bereit frl willig dienst und
grues zuevor. Was dem Herren Ihr Hochfrl Dlt Ertzhertzogin Claudia zue Oesterreich etc. mein gnedigste Fraw
vom 11. dis, der von mir unlengst zue underhalt der
alhie ligenden soldatesca dazue malen bewilligten 4 fueder
wein halber, und weilen der tegliche gebrauch etwas starckh ist
und zue solchem wenig zue gefolgen der H. Obrist mit mir
umb mehrers zue behandlung angelegen sein lassen welle und
gnedigst anbevohlen, hab ich genugsam vernomen:
090
Wie ich mich nun meines theils underthenigst und schuldwilligst
erkhennete dem hochlobl. haus Oesterreich µ in diser schwebenden
gefahr und betrübnusen mit meines Gottshause vermögen
auffs allereüserste bey zue setzen und zue zuspringen: so ist mir
dem H. Obristen hievor bewüstermassen umb etwas hernach
54
gemelter ursachen willen in unmöglich dan ich nit allein
ob angedeute 4 fueder wein guet gethan sondern zuegleich
verwichens 1632. jahrs ebenmassig in das Commiss
in Bregentz 2 fuder wein und uber 40 Malter
früchten (die 2 fuder wein so iärlich ins Ambt Bregentz
geliffert müssen werden zue geschwigen) eingehendiget habe.
Als nit weniger bemelts 32. Jahrs Herren Graff Hanibals
Von Hohen Embs Leib Compagnia etlich wochen in Meinem
Gottshaus ubertragen müssen darzue auch die mir
aufferlegte 150 fl contribution (da doch khein standt
so hoch hierumb belegt worden) entricht und bezalt.
Und weist der H. Obrist zuegleich was gestalten bey anfangklich
Schwedischer eingefallner kriegs empörung da die Schwebische
gaist- und weltliche stendt unversehens vertriben worden,
mein Gottshaus für ein uberlauff gehabt und vilmals
also angefült gewesen da etwas in die 90 persohnen
zuesamen gerathen, das ich selbsten nit gewisst wo wyr
mit ihnen und sey mit uns den underhalt speis und
tranckh gehaben mögen. Wie ich dan noch heutigen tag
nit wenig der Epulanten speisen mues. Wolte iedoch
mich gern gelitten und sonders nit geclagt haben. Das
dafurs der feindt nit erst dise zeit hero und nachtreglich
in den Oesterreichischen Herrschafften aus den Statten
Wangen, Isne, und Kempten vast alle underthanen
091
ausgeplünderet, ros und vieh renerenter und frücht und was
sie gehaben mögen alles verschleipft vertregt und verführt: ia auch
darunder vil weyler, heüser und stadel, so wir auch nit
wenig betroffen, in die asche gelegt zue welchem endt und orthen
im Algew herumb mein Gottshaus das meiste einchomen,
zins und rendten gehabt darmit ich mit meiner schweren
haushaltung zimlicher massen gevolgen khünden, durch dise
feindtliche trangsalen und das es das ansehen ie nit hatt
das sich die underthanen in vil jahren zue erholen gelegenheit
haben werden. Mues also noch solliche jahr an statt jährlicher
ein nemung dessen ich gar nichts mehr hab, das gelt
umb verzinsung auffbringen und zue unentperlicher haushaltung
verbrauch darmit aber mein Gottshaus in schwere
schuldenlast versteckhen. Diser und mehr ursachen halber
thue ich den H. Obristen dienstfreundtlich pitten der wolle
bey Ihr.Hochfrl.Dlt dise gehorsamiste relation
thun das meine ob angerürte beschwerdspuncten
als deme in warheit nit anderst, in gnedigste obacht
genomen und mit fernerem inhalt des commiss weins
mir verschondt werde dan um fürters hin alle meine
ausgaben umb verzinsung auffgenomen werden müessen.
Gottesgnad uns allerseits trewlich empfehlendt
geben im Gottshaus auf Mehreraw den 21 Juli 1634.
F. Placidus Abbas.
Dem wohledel gestrengen Herren Valentino Schmid Von
Wellenstein Ritter, Rom.Kays. Mtt Kriegs Rath
bestellter Obrist auch weylandt Ertzhertzogs Leopoldi
55
Zue Oest. Nachgelassner Erben Vormundschafft Obrister
Haubtmann vorm Arlberg µ Seinem Lieben Freundt“.
092
Dises schreiben hatt durch underhandlung Herrn Obristen Schmidts
der sonst dem Gottshaus iederzeit wol gewogen war
so vil vermögen das für dismal von solchem comiss
wein weiters nichts begehrt worden.
Es ist aber wunderbarlicher und unverhoffter weys
und auf grosser fürsehung Gottes der Bodensee
und all umbligende orth gleichsam in einem augenblickh
von den feindsvölckhern eben in disem 1634gisten jahr gentzlich
gereiniget und erlediget worden, da nemblich sie auf befelch
ihres generalissimi so artlich mit einem stratagemate
hergeloffen dan General Horn gefangen und mit seiner
bottschafft die bevelch ausgefertiget wurden, in aller eyl
die stett Buchorn, Zell, Meerspurg, Wangen,
Ravenspurg, und mehr andere verlasen und alle nach
ihrer in der Schlacht vor Nördlingen den 6.September
an S. Magni tag geschehenen ubergeblibne generalitet
eilfertig begeben. Das also auff dise manier alhiesigem
orth und landtschafft ruhe und stille widerfahren
khan wol erachten es habe der Gütige Gott uns mit
zweyen ruten wellen schlagen und derowegen das ubel
des kriegs ein zeit lang hinweg genomen da mit
dem darauf volgenden todt allein der platz ubrig were
und wyr vom krieg entladen desto besser zue einem
seeligen endt uns rüsten möchten.
Darauff volgendes jahr die vast aller orthen grassierende
pest auch in unser Statt Herrschaft (und Closter
gleich wohl unbehutsam hierin getragen) angefangen
zue wüeten und umb sich grausam zue fressen
093
in welchem grimmen sie in disen 4 herrschafften nit nur
ein tausendt menschen verschlucket hatt, jedoch hatt dise
sucht mit unserem Gottshaus miltiglicher gehandlet
dan si allein 2 kneblin so in der Cost alhier gewesen
und von den pauren zue Lingenaw so selbiger zeit
da es sich sonst nit gebürte einen Creuzgang alhero gethan under dem ministrieren
inficieret worden. Item einen trewen diener Leonhardum
Luger aus Kerndten gepürtig und 2 weiber so den ermelten
vergiftten persohnen abgewartet hinweg genomen. Sonsten
ist so wohl der H. Praelath selbsten zue sambt dem
P.Priore Anselmo Rueff mit einem vergifften geschwur ohne schaden
ergriffen bald aber darvon wider ledig worden, die übrige
Patres, Fratres und Diener sindt Gott-seye-Ewig-Lob
so doch vil malen in miten der höchsten gefahr gestanden
und mit den inficierten gessen getrunckhen und geschlaffen
haben, sindt unverletzt hindurch kommen ausgenomen
2 patres als nemblich P.Boner Pfarher in Bregentz
uns P. Maurum Guet Probst zue Lingenaw, die
auff ihren pfründen auserhalb dem Closter damalen abgeleibet.
56
Dises ubel der vergifften Pest hatt beynebens dem
Closter grosse unkosten dergestalt verursachet alweiln
man aus dringender noth und rath der verstendigen das
Convent an underscheidne orth zertheilet und also zue ....
vilerley kuchinen angerichtet dardurch vil an speys
und tranckh und anderwerts auffgangen, etwelche der
elteren patrum waren in dem Closter auff dem Gottshaus
P. Gregoriy sambt den iüngern patrib. und professis
zue Riedenburg im Schlösslin welches uns aus sonderen
gnaden in disem leidig wesen der edel und gestrenge
Junckher Friderich Steurer von und zue Riedenburg,
094
Frl Dlt in Bayern Rath und unser grosgünstiger
patron und freundt guthwillig vergonnet, in welchem
wyr wegen des guten frischen und niemals inficierten
luffts die gesundheit erhalten, in dem selbigen auch uns
nach verrichtem h. ambt oder mess mit früestuckhen
mittag und nachtmal bey guetem wein offtermals
lustig gemacht einander aufgemunteret und die
forcht also veriaget, sonsten auch vil zeit mit spatzieren
auff den bergen herumb operieret und also mit
beystandt Gottes wohl hindurch komen. H. Praelath
sambt etlich persohnen hatt ein zeit lang sein residenz zue urbes
und im schlösslein Babenwoll gehalten. Bis das nach
verfliessung etlicher wochen wyr widerumb in das
gereinigte Gottshaus eingezogen und volgende
zeit ohne fehrneren grossen schaden der gesundheit
bey einander verbliben. Sonsten aber hielte man darfür
es habe diese pestilenz anfanglich ins Closter ein kunstreicher
schneider M. Jacob Schwartz so alda gearbeitet und ohnvermerckt
schon vergifftet war eingetragen der auch alda gehlings
an diser sucht sein leben beschloss. Da hatte einer
gesehen wie sich die herren Patres und F‘res
von Weingarten so den studys oblagen, 9 oder 10 an der
zahl, nit weniger P. Nicolaus Schultheiss von Ysne,
so alhie erhalten war, in höchster eil als sie den todt
der 2 kneblin zue Hoff auff der Metzg gestorbnen
verstanden, aus dem staub gemacht und voll aus forcht
und schreckhen darvon geflohen. Sonsten aber hatt sich
bey disem fahl ein zimliche zerrüttung der gemüter
095
under uns erhoben in deme die alte patres vermeinten
man truge grössere sorg und arbeit für die junge,
sie aber schlage man gleichsam in die schantz µ wie nit
weniger in deme man etliche so die besten am brett waren
auch under den jungen mit besonderen mitlen -amuleten- aus der
apoteckh versehen, die übrige aber hindurch lauffen und
dem glückh allerding vertrawen hette. Aber die
gnad Gottes und der zeit hatt disem bald abgeholffen.
Und dis zwar wirdt allerdings extra Rhomben angedeutet.
Aber wyr wellen uns widerumb zum traurigen kriegswesen wenden.
57
In anno 1637 haben die gesambte stendt diser herrschafften, durch die hendt Herren Comissarius Colonae von Velss
die anvor der Jungherrschafft zue Ynsprugg bewilligte
10000 fl ohnverzogenlich erlegen müssen.
Es hatt auch unser volckh abermals auff Guttenberg marschieren
müssen weilen den Püntner wegen enderung ihrer völckher
nit zue trawen war.
Anno 1638 weilen sich Hertzog Berhardts Weinmars
volckh nachdeme es in Elsäs eingefallen disen landen
abermals zue nahete, als hatt man den ersten Ausschutz
gehn Bregentz beruffen darvon 300 man gehn [Radolf-]Zell,
nit weniger 300 andere gen Costantz, so aber nur 100
angenommen, abgeordnet. Das aber den Landstenden
ubel gefiele das man ihrer ohngeacht das landtvolckh
also aus dem landt abführete, also und dessetwegen
haben sie darwider protestiert das diser actus
ihnen an ihrer freyheit nichts solle benomen haben.
Wer recht oder unrecht hierin gethan, urtheile der liebe leser,
dem bekant werden mag was es genutzet, wan man
096
im kriegswesen vil mehr den stenden, darunder
vil des kriegs unerfahrne leuth besonders jammerer
und steurer gemeinlich gefunden werden, als einem
recht erfahrnen und ernsthafften Obristen glauben ertheilt hatt. Aber der ausgang wirdt sollches gnugsam beweysen aus hernach volgenden bewerunsen.
Vornemblich da Bregentz nachmals übergangen.
Im Monat Martzen hatt man auff dem alhie zue Bregentz
gehaltenen Landtag abermalen ein Kriegsanlag gemacht
und 300 man von dem landvolckh gehn Veldkirch
auffs landt und Guettenburg geleget.
Darauff den 28.May unsere landtsleuth von Zell
widerumb zue hauss gelanget.
Im nachgehenden 1638. Jahr ist von den Arlbergischen
Herrschafften der Statt Costantz auff ihr ernstliches
begehren zum fahl eüsserister gefahr nochmals 350 Mann
bewilligt deren jedem sie teglich 1 ½ lib. brot sambt
einer mass wein und wochentlich ann gelt 36k liffern,
selbige man aber nit weiter führen oder über 2 monat
ohne höchste noth auffhalten solle. Gleicher gestalt man mit
ehrermelter statt in ao 1644 widerumben accordiert hatt.
Das 1639. Jahr hatt alhie den edlen und teuren
ritter und helden Valentien Schmidt, gewester Obrist
Hauptman diser 4 Herrschafften, durch den todt den 12. Aprilis
entzuckhet und hoffentlich in ein bessern orth ewiger frewd
eingesetzet die unvermeidenliche Allmacht Gottes, dardurch dem gantzen Vatterlandt nit wenig leidt widerfahren,
097
auch hierdurch nit wenig ungelegenheiten erwaxen sindt.
Dan da die lobliche Stendt zue Ynsprugg umb nothwendige
ersetzung eines andern nutzlichen Obristen Hauptmans
underthenigst sollicitierten war Ihne der wohl edelgebohrne
58
Herr Nicolaus Philippus Freyherr Von Ley µ Sonsten
in warheit ein ansehnlicher dapffer und behertzhaffter
cavallier zue einem Obristen von ihrer Ertzfrl Dlt
Claudia assignieret. Und den 4. tag July mit
ansehnlichem pomp alhie in sein stell in deme alle
landtstendt bey einander versamlet ein zelten auff dem Riedt
zue dessen endt auffgerichtet, die stuckh los gebrandt
wurden, solenniter eingesetzet. Der hatt sich gleich
anfangs ernsthafft und gravitetisch mit ansehnlichen pferden
und wohl mundierten dienern erzeiget, ein ansehnliches
werckh der schantz auff dem Pfender für die handt
genommen und die widerwertige stendt und fürnemblich
die Statt Bregentz mit ihnen ungewohnter und ihrem
vermeinen nach unleidenlicher manier tractieret, da es
jedoch die nothwendigkeit also gehaben wöllen, zue dem
ernstt zubringen bester massen bemühet mit sagen, wie ich
selbst gehört, ihnen aber nachmals nit wohl gedeyn, er
welle dise pauren (Bregentzer und andere herschaffts
leuth) wohl in ein gehorsam und Gottsforcht bringen µ.
Es sindt auch vil leuth hierumben nach diser meinung
das gewüss und unfehlbar also zue reden Bregentz
in ehren und glückhlichem standt under deme comando
dieses obristen verbliben wenn, so fern er zue einfallenden
Schweden das gubernamdt hochverstendig geführet hett.
098
Aber gleich wie niemandt ohne untugendten erfunden wirdt
also hatt auch diser Herr in etwelchen stückhen die doch
der nachgehenden schimpflichen absetzung oder verenderung
nit würdig waren, gestrauchlet als etwan verstanden wirdt werden.
Under dessen gubernamdt in Anno 1640 hatt man
in dise herrschafften ein Welsch regiment ritter, die aber
wenig pferd hatten, und ein ander regiment fues folckh
einquartiret. Damit aber solche möchten von danen abgeführt werden haben die stendt erstlich dritthalben schnitz,
und das fürs ander durch die hendt herren Comissary
Schiler 9000 fl versprochen zue liffern.
Dises jahr hatt im Gottshaus schwere ungelegenheiten
angerichtet wie aus volgende copys zue vermerckhen.
Da in sonderheit von etlichen Herren Beambten weis nit was
für seltzame und ungewohnte attentata mit der einquartierung
der soldaten fürgenommen worden, als da endts
underschriben dises schreiben in eil herunder abgefertiget
mit disen wortten. ------------- ubi sequit... fol.seq.
„Herren Obristen Von Wichorus µ. Capitän
Leudtenambt und dessen Fenderich wie auch
Herren Obrist Leutenambt Truffers µ. Leutenambt und
Fendrich sollen bey wehrender Musterung ihre quartier
im Gottshaus Mehreraw zue nemen sich belieben lassen.
Actum Bregentz den 11 Augusti 1640.
Ertz frl Vormundschaffts beambte
der Herrschafft Bregentz und Hohenegg.
Diethelm Yelin µ Ambtman
59
Georgius Wigelin Landtschreiber.“
099
Und disen zedtl zwar haben die beambte den Leutenambt
und Fendrichen übergeben welches sie nochmals gegen abendt alhie
auffgewisen. Dem Gned. Herren aber haben sie beambte also zue
geschriben:
„Hochehrwürdiger Gnediger Herr Praelath, weilen bey bevorstehender Anhornischen regiments musterung die Statt Bregentz
mit dem stab und zweyen gantzen compagnien belegt, wirdet
desswegen umb Euwer Gnd beyhilff bey uns einstendig angehalten.
Als gelangt an die selbig unser dienst nachparlich ansuchen
Ihro belieben zue lassen zwen Leutenambt und 2. fendrich
auff 2 nacht quartier in dero Gottshaus ein zuenemen und damit E. Gnd. wohlbemelendt. Raptim.
Bregentz 11 Aug. 1640
E.Gnd. Gehorsam Willige
Diethelm Yelin. Georg Wigelin Ldt.
und Lazarus Kimpel. µ. “
Darüber Herr Praelath dise abschlegige antwort einliffern lassen.
„Günstige Herren µ. auff derselben ersuchen
das die Statt Bregentz bey anstehender Musterung anhornischen
regiments mit dem stab und 2 companien belegt werd, soll
bey ihnen umb bey hilff starckh angeruffen, wir 2 leutenandte
und 2 fenderich auff 2 nachtquartier inlogieren uns
belieben lassen wöllen. Weilen aber ohne das den Herrn
wissendt was es für ein ansehen mit der gleichen Petiten
hatt das der Stadt Bregentz wir ein bey hilff thun sollen.
Als ersuchen wyr dieselben hiemit Sie werden nit allein ohne
schuldigkeit noch und was die herren dem Gottshaus zue
praestieren obligiert verschonen angedeute einquartierung
uns nit zuemuthen vil weniger dieselbe wie billich gestatten
nach zuelassen gestalte wyr sie darfür hiemit einstendig
ersuchen. Damit uns denselben zue angenemen diensten bevehlendt
100
Mehreraw, den 11 Aug. 1640.
Der Herren Freundt und guet willig
Placidus Abbte“
Es waren dem Gnd Herren das allermeiste umb die böse
nachvolgende confl... und ungelegenheiten so in der gleichen
fehlen in den Clostern von den Soldaten zue geschehen pflegen
als schon die erfahrungn mer malen erwisen. Und war zue
besorgen das quartier wurde sich weit uber die zwo
nächt hinaus streckhen als mehrmals geschehen ist.
Dise abschlegige antwort hat dem gueten ambtman sambt land
schreiber also die gall berürt das er sich im gehen zorn nit gescheuhet
dise wort schriftlich herunder zue senden: die ad nota gehörten.
Das das Gottshaus Mehreraw mit der einquartierung eines so gar geringen sich also unverschambt
verweigert und gantz und gar nichts thuen will
desselben thut man sich von ambts und obrigkeit
60
wegen nit allein verwunderen sonder man wirdt solche
indiscretion und verachtung bey der Frl.Dlt
unser gste herschafft µ. ein zue bringen wüssen.
Und thut man obernante herren sambt ihren zue gehörigen hiemit nachmalen dem Gottshaus assigniern
und sich versehen man dieselbige guetwillig auffnemen
und der gebühr nach halten werde. Widrigen fahls
man noch heutigen abendts mit starkheren
iedoch verandtwortlichen mitlen zue verfahren
kheines weges underlassen wirdet. Act... ut sup.
Diethelm Yelin Ambtm.
Georg. Wigelin Ldsch.
O Pru... ut ainet. Amicus!
Custodes & Defensores.
101
Dise trutzig und unverschambte beantwortung ist so ....
gewesen das sie vermöglich war den milten Herrn Praelathen
Placidum der doch niemals sonst dergleichen erzeiget hatte
zue ernstlichem eyffer und zorn zue bewegen. Der das
volgende wort auff das papier mit eigener und ziterender
handt gesetzt und dem ambtman über schickhen wöllen
solches iedoch aus gewissen ursachen underlassen und selbige
allein mundtlich an ihne beantwortungsweis referieren lassen:
Ihr Herren haben uns nichts zue befehlen
Sie berichten es wo sie wöllen
Wyr khünden es desgleichen µ.
Mirando miratur
Placidus Abbas
fp Sac... placidus.
Über dis alles erscheinen erst umb die neundte stundt
am abendt die offt angedeute Leutenambt und Fenderich
mit ihrer burscht, wellen mit allem gewalt mit auffweisung
ihrer von den beambten ausgefertigten ordinantz das quartier
beziehen werffen allerley spott und trew worth von sich:
aber weiln die hoff porten verschlossen war und desset wegen
den freyen zugang nit hatten imitlast aber die dunckhle nacht
auff dem ruggen lag, als hatt man an seiten des Gottshaus
wie man zue sagen pflegt der besser wöllen sein und
ihnen die herberg nit als bevelichten soldaten sondern als
gesten auff ein nacht angetragen doch mit dem beding
das sie zur bekrefftigung dessen sich eigenhendig under
ihr ordinanz beysetzen welen. Welches sie dan gethan
mit disen undergezognen namen und einem auff getruckten pettschafft.
Johann. Negelin Capitän Leutenambt
Valentin Fischer Leutenambt
in Namen aller µ.
Lucas Geitzkoffler.
Anthoni Gwardi von Castell Fendrich
[Die Seiten 084-101 ie 86-100bg fehlen in der Bregenzer Abschrift]
61
102
Dergestalt sindt sey als gest etliche tag gehalten worden.
Als den 13. dito haben sich im Gottshaus alhie
befunden 2. leutenambt. 2. weiber. 5. kinder 2. diener
andere mitgest ihnen zuegehörig drey. Ein magd und
ein führer.
Den 12. zuevor waren 17 persohnen µ. Darbey
zum trutz ein schuss von ihnen gelassen und andere vil
militarische insolenzen mit fluchen, schweren, etc geübet worden.
Den 15. Juni sindt alle zuemal widerumb sambt
ihren weibern und kindern abgezogen, nach deme sie die
morgensuppe verschlucket hatten.
Im 1641. Jahr hielte man alhie zue Bregentz einen
Landtag deme bald ein anderer nachgefolget, ward
darauff begehret ein newe schantz auffzurichten welches
aber dermalen rund abgeschlagen worden.
Die vorgenommne und endtlich mit schlechter reputation
auffgehebte belagerung des vesten schlosses Hohentwiel
dessen Comandant Conrad Widerholdt gewesen, hatt
zue vorderist Ihre Ertzfrl Dlt ein grosse summa gelts
und dan unsere 4. herschafften nit ein geringes gekostet,
zue dem iede von denen uber die 80 ross zue
sambt den wägen sattel zaum und andere rüstung
und etlich dazu gehörige knechte darvon wenig widerumb
zue ruckh kommen, angewendet worden.
Das 1642. giste jahr hatt anfangen das von etlich
eigennützigen erdichte schantz wesen innerhalb der Clauss
zue erzwingen, gestalten das zue endt des Mertzens
Herr Leo Marquardus Schiler Ertzfrl Comissarius
103
auff dem zue Bregentz gehaltenen Landtag von den
Arlbergischen Stendten zue disem endt einen halben schnitz
und 60 man auff zwen monat zue gebrauch erwerben.
Zue deme hatt man 50 andere landtleuth zum kriegswesen
naher Bregentz erforderet und darvon 30 naher Costanz abgefertiget.
Als man bald hernach widerumb weilen die feindts volckher
zue uns naheten, 600 man alhero beruffen und andere 200
naher Costantz commandiert hat. Die warlich der selbigen
statt wohl bekhomen weilen sie sich dapffer zue Petershausen
fürnemblich in der nacht vor des H. Conradus festtag gehaltten
und helffen den feindt, der die Statt unversehens und
wie zue vemuten verrätherisch ubereilen wolt und allerdings
bekhomen hette, widerumb veriagen. Die negligenz oder
verrätherey des Obristen Kellers in Costantz hatt ihn vil gekostet
in deme er schimpfflich in verhafft genomen und naher Ynsprugg
geführt worden, sich aldorten zu purgieren.
Die
vom Hohentwieler im zuruckh gehen drey abgebrandte und in
die Mainaw gehorige dörffer haben selbige nacht von uns
allhie nit ohne mitleiden gesehen mögen werden.
Zue endt des monats November sindt nochmalen 50 man
62
naher offt ermeltem Costantz von Arlbergischem volckh
befelcht worden. Des folgenden monats December fünffzehenden tag ist das Arlbergisch volckh bis auff 50 man
ohne die zue Costantz waren nacher hauss entlassen worden.
Sonsten aber ist in disem 1642 jahr der von jung und
alt gross und klein geistlich und weltlich und von
maniglichen new auffgerichten schantzen innerhalb der Clauss
der anfang gegeben worden. Dessen meiste und fürnembste
ursach der Haubtman Gall Vögel insgemein genambt,
von seinem ersten ursprung ein Sultzberger baur µ gewesen und
per forza desselben werckhs vollendung nit ohne unkosten
104
unkosten und aber mit geringem nutz ia grossem schaden
des gantzen Vatterlandts durch getrungen. Darbey auch sonderlich
abermaln unsers Gottshauses güeter 3 häuser sege und
stadel zue sambt der edlen schönen bäumen an der Clauss
haben herhaltten müssen.
Als nemblich den 1. Aprilis in obgedeutem jahr erscheinten alhie
im Gottshaus die Edel Vest Hochgelehrt Ehrenvest und vilgeachte
H. Diethelm Yelin und Georg Wigelin, Frl.Dlt Claudiae
Ertzherzogin zue Oesterreich respective Ambtman und Landschreiber
der Herrschafften Bregentz und Hohenegg fürbringend µ.
welchermassen sie der zue Bregentz anwesende Ertzfl. Comissarius
der wohledle und gestrenge Herr Leo Marquardt Schiler von Heiden µ
zue Ihro Gnd. Herren Praelathen und dero selben Convent abgeordnet den
selbig anzudeuten, wie das die höchst und unumgengliche notdurfft
erfordere auch durch hoch ansehliche Herren Obristen und andere Kriegsofficiern und verstendige höchstgedacht Ihrer Ertzfrl.Dlt. underthenigst fürgetragne worte das zue defension der Arlbergischen
Herr- und Landtschafften und dem gemeinen Vatterlandt
zum besten, ein Fortification und Schanz bey der alhiesigen
Clausen auffgeworffen und für alle feindtliche ein- und
überfähl gemacht und auffgerichtet werden soll und müess.
Hier zue dan der platz an der Claus jhenseits des Mühlebachs
gegen Bregentz werts durch Ihrer Gnaden und Ihrem Gottshaus
guet vom Bodensee an bis in die höhe des bergs neben
das Mühlhaus hinauff bewidmet auserwelt und erkisen
worden seye. Wellichen platz Ihre Gnd. und derselben Convent
zue angedeuter fortification vorderist hochst gedacht Ihre
Frl Dlt zue underthenigsten ehren als auch Ihnen selbsten
und gemeinem Vatterlandt zum besten (scilicet) bey
disen so gefährlichen läuffen und zeiten herzugeben sich nit verweigere µ.
105
Auff welches hin Ihr Gnd sambt Priore und Suppriore bis
auff er mornderigen tag, weilen die Patres Capitulares nit
all beysamen denen dise sach in gleichem vorgetragen werden soll,
bedacht genomen sich disorths mit denselben zue underreden
und angedeutem Ertzfrl Comissario die antwort naher Bregenz
erfolgen zu lasen. So also geschehen. Durch unseren Secretarium Joan
Zwickhlin in Pres Subprioris und meiner gegenwertigkeit.
Wohledler und Gestrenger Hochehrwrd und respective
63
Gnd Herr Comissarie µ was an gestern durch
die baide Herren Beambten ambtman und Landtschreiber in dem Gottshaus
in namen des herren als Ertzfl wohl verordneten comissarius angebracht
worden das haben Herr Praelath unser Gnd Herr sambt seinem
anbefohlenen Convent aller noturfft nach wohl verstanden und zwar
daneben underthenigst pitten wollen wan es anderst sein khöndte und
das man dem Gottshaus disorths verschonen und etwas eines
anderen besseren und bequemeren orth als diser erkisen und
auserwöhlen: widerigen fahls aber es ia nit sein khöndte und
eben alda das best und bequemest orth sein soll wöllen Ihr Gnd
und deroselb Convent mehr höchstgedachter Frl Dlt zue underthenigsten Ehren angedeuts guet und platz hiemit dergestalten
underthenigst cediert und überlassen haben. Das namblich
hergegen das Hochlobl. Haus Oesterreich solche cession des
Gottshaus Mehreraw wo nit ietz doch künfftiger zeit mit
einer anderen gdst recompens in gnaden bedenckhen und
geniessen lassen wölle. Und dan vorderst das in allweg der
grundt und boden dises platzes zwischen des Gottshaus
marckhen dem selben wie bishero aigenthumblichen desgleichen
alle abgehauwenen beüm zue dessen nutz abgeholet hinwegkh
gefuhrt und verbraucht werden, zue maln auch die abnutzung
des grass so in, auff und oberhalb der Schantz jährlich erwachst.
106
fürhin bemelten Gotthaus verbleiben und zugehörig sein sollen.
Darwider das weder jetzig noch andere künfftige Obristen
als derselben nachgesetzte officieren khein fernere zue- noch ansprach
durchaus nit haben, sonder an diser bewilligung ein gdstes contento
haben und ferner an das Gottshaus nichts begehren demselben
auch hierumben und hochst gedachter Frl Dlt Comissarii handtsubscription und fürgetrucktem pettschafft ein authentischen
schrifftlichen recess gdst ertheilen wöllen. µ
Welches begehren mehr hochwolgedachter H.Comissarius
für nit unzeitig ermessen sonder als recht und billich erkent
derohalben solchen recess alsbald auszuefertigen dem H. Landtschreiber
bevelch geben mit anerbieten solches zue underschreiben und mit
seinem signet zue bestetigen (welches iedoch weiln er mit
anderen geschefften verhinderet und naher Costantz verreisen müssen
nit geschehen.) Sich auch schliesslich genedig anerboten
solche trewhertzig wohlmeinende bewilligung höchstgedachter
FrlDlt also zue ruehmen das sie selbige zweiffels frey
mit Ertzfrl Gnaden erkhenne und mitler zeit und gelegenheit
anderwerts zue recompedhieren nit ermanglen werde.
Da ist dem Wachtmeister Vögel der volle flug
zue gelassen worden und hatt angefangen als obriste
pawmeister das ihme nit wenig gelt eingetragen
weilen er teglich sein ansehnliche belonung hatte einzuemen,
gleich wie andere hungerige allerdings verdorbenen schluckher
zue geniessen hatten denen solcher paw von hertzen lieb gewessen.
Die heusser zue fellen, die stadel umb zue stossen, die segen
zue grund legen, die pömb nider zue seblen, und mit
64
allem eiffer einem solchen großen iedoch unnützlichen werckh
den anfang geben das an seinem unkosten neben dem immerwehrenden fron dienst das vatterlandt und gesambte herrschafften
107
in etlich vil tausendt gulden gestanden und nachmals im Schwedischen
einfall nit allein nichts uberal genutzet sondern auch unserm eigenen
volckh nachtheilig und schedlich gewesen. Aber es müsste hindurch
und solte es den münchen das hertz zerreissen wie er Vögel einsmals
gesagt und mit dem stab in die erde trutzendt gestossen hat
(Nichts desto weniger da das gantze Landt ihme Vögel dise
schuld zue messen thet und dessetwegen ihne vast menigklich
verfluchte wolte er iedoch sich noch schön machen und khein schuld
hierinnen tragen allermassen er ein schreiben an mich mit [Rand: 10.Juli ... anno]
disem einhalt abgehn lassen, nemblich. dieweilen er weitleüffig
doch glaublich bericht worden wie das von etwelchen unsers Gottshauss zue gethanen ungütigklich dahin traduciert und auscultiert
werde samb er dero bey dene vornemenden hiesigen fortificationswesen etwas erleidenden schadens gleichsam schier principal
ursach seye µ. ime aber an diser zuelag zue vil und
unguetlich beschehe darumben dan er zue seiner ehr errettung
genötigt werde ein solche schmach ungeandet nit hingehen
zue lassen solle derohalben die obangedeute persohnen damit
sie ihne fürters hin ohn traduciert und unauscultiert
pleiben lassendt, anweisen, und sollen wyr samtlich in Ihne
weit andere besser und mehrere confidenz setzen und tragen,
weiln wyr auf übersandter copia vernemen khünden das er
vil anderst gegen uns gesinnet und affectioniert seye, in deme
er zue Ynsprugg in seinem dahin abgefertigten schreiben
gebeten, man solle des begehrten eichenen holtzes halber
dem Gottshaus verschonen weilen solches ohne das und anvor
mit hergebung eines grossen stuckh guets etwas schaden
leiden müssen. Datum den 10 July 1642. wol ein schöne
vorbitt damit dem kloster in etwas eichenem holtz
verschont werde ist wegen der Newen schantz vast der gantze wald
an der Claus zue grundt gangen.
108
Damit auch sein excusation ein grossers doch vergebenes
ansehen möchte haben hatt er folgende von Ober Oesterr.
Camer Räthen abgehende copey mir überschicket:
Unser frl Gruess µ Was die Frl Dlt Claudia Ertzh.
zue Oest. µ unser Gngsten Frawen Ihr noch sub dato
den 15. May iungsthin der Bregentzisch Forifications
gepeüw halber uberschriben und darbey gehorsamst erinneret
das die Arlbergischen Stendt noch in lebzeiten des H. Obristen
Schmids zue sollichem gepeüwen einen halben schnitz eingewilligt
welcher dato nit bezahlt worden so nach hier zue an zue wenden
ebenmesig das aichenholtz auf dem Bregentzischen Schloss
waldt zue nemen wist ihr Euch zue verhaltten µ. Und solt euch
die sach also und d‘gestalt angelegen sein lassen damit wissen
möge aus euwer ferneren relation wo und bey weme
das ausstand des gelts lige und zue suechen seye.
Ynsprugg den 13.Juny 1642. J.Schmaus. Casp. Margreiter.
65
Was wirdt aber hieraus erzwungen anderst
als das man notrungenlich ein Fortifications
wesen allhie auch schon zue den tagen des Herrn Obristen Schmidts
werde anstellen müssen. Aber gewüss hatt ietzermelter
Herr von solchem schlimmen orth niemalen gedraumet.
Und ist zue besserer nachrichtung zue wissen das man
zue dem endt nemblich wegen mehrer fortification
dises Landts und vornemblich diser hiesigen Statt
weiln es in die noturfft haben wolt, auff ein zeit die
verstendigste und des kriegswesen erfahrneste herren
obristen und ingeniere so in den nechst gelegnen stätten
und vestungen zue bekommen waren, in Bregentz zue samen
beruffen damit man die beste und gelegniste stell und orth
109
und orth zue solcher newerr fortification suechen und
erkisen möchte. So hatt mir under andern der Herr
Gubernator in Lindaw Augustus Vzthumb ein hoch verstendiger
und dapfferer held angedeutet und rund heraus gesagt
in ansehung aller umbstenden und aller für fallenden nöthen
und gelegenheiten seye khein besser orth zue solchem endt
alhierumb zue auserwehlen als der Steinenbach durch
denselben hinauff, von dem See an, solle man mit solchen
werckh über sich fahren und an den ragenden felsen daselbig
anhengig machen auff diese weis werde der posto enger, erfordere
auff dise weys weniger volckh und werde dem feindt aller
zuegang abgeschnitten µ wie es dan in warheit an ihme
selber befunden were worden; aber weiln es etwelcher
vermöglicher burger gueter besonders derer
von Deuring so damals in dem statt wesen den primat
hatten erlanget betroffen, ist solcher vortrefflicher anschlagg
zue wasser ausgeflossen. Und hett es nachmals den geistlichen
an ihren güetern vil weniger schaden bracht, scilicet.
Sonsten was massen Herr Obrist Loy für ein gewaltiges
und ansehnliches werckh in der höhe des Pfenders
mit der herrschafften grossem unkosten und unseglichen
frondiensten in seinem wehrenden gubernment verrichtet
ist in einem besonderen blettlin angedeutet. Es
war in warheit ein gewaltig werckh mit dickhen wahlen und tieffen
greben und anderen nothwendigkeiten auffs beste versehen,
das nachmals der feindnt selbst darob sich verwundert und solches gelobet mit sagen , es müsse dises
werckh wohl von einem hoch verstendigen kriegsobristen
herrühren. µ.
110
Nit weniger als schon mehrmals verzeichnet worden ist grosser
unkosten dem vatter- und anderen einverleibten landen auffgeschwollen
durch das newe schantz wesen innerhalb der Claus alda haben
wyr vilmahlen mit nassen augen gesehen wie unbarmhertzig etliche
hungrige allerdings verdorbne officiere darunder nit wenig aigentlich
zue nennen weren, mit den landts- und schantzleuthen umbgange,
wie sie ihnen wasen und auch grobe stein in buggel geworffen
mit prüglen geschlagen und weis nit was für insolens
66
gegen ihne verübet haben dessen sich mancher redlicher biderund landtsmann nit unbillich zue beklagen hatte. Es haben
auch die so an disem wesen das vornembste als sie vermeinten
gethan ihre namensschilt und wapen in stein hawen und
bey vollendung dessen werckhs in den thurn oder portten
solenniter einsetzen lassen. Als Oberst Äscher so bald
hernach an dise stell getreten, Wachtmeister Vögel;
Stattaman Adrian von Deuring µ aber ich mein man
hatt solche wappen nachmals als Bregentz so schendtlich
verlohren wurd also uisieret das weder staub noch flangen
darvon als billich war gesehen worden ausgenomen das
ein oder ander wappen zue grösserem despect under über sich
in die mauren eingeflickt worden. Es hatt auch gey auff
richtung der 4 herrschafften wapen so in stein gehawen
waren ein unnothwendiger streit sich erhebt zu welchem
orth das Bregentzer wappen gesetzt solte werden damit
menickhlichen verstehn möchte das es das vornembst
und under anderen das principal were, haben es
derowegen zue underst in die mittn eingestelte gleich
under Ihrer Ertzfrl Dlt wapen welche stell iedoch
ihrer nit weniger für das geringste orth ausgedeutet
111
Eben in disem jahr begehrte H.Obrist Loy unser hauss
in der Statt zue seiner bestendigen wohnung, da man aber solches
ihme aus gewissen ursachen abgeschlagen ist er mit schweren
traworten heraus gefahren, sagendt so man ihme doch das
hauss in der Statt so schimpflich und verächtlich, darob
er sich hoch verwundere versagen thue so soll und müsse
man ihme auffs wenigst Babenwol mit abschaffung
des lehen paurens einhendigen, und da man ihme solches
abermals versagen werde, wisse er selbiges an gehörige endt und
orth nemblich naher Ynsprugg gelangen zulassen. Von danen
aus ihme einmal befohlen worden ein haus zue Bregentz
zue beziehen. (waren dan zue Bregentz kheine anderen
hierzue dienliche heüser vorhanden?) ware nit des H. Matthei
Deurings grosse hauss lehr und öed? Und khont es doch
niemandt bekhomen µ weiln es den münchen gnug thette.
Des Obristen mit dem guet und sitz Babenwol begehren
ist gleicher gestalt aus erheblichen ursachen nit statt gegeben worden
weiln es dem lehen[s]man auffrecht und redlich auff gewisse
jahr verliehen wardt und ohne schaden und schmach darvon nit
mochte auss dem Stutz verstoßen werden. µ. Gleichwoln dardurch Herr Obrist noch mehrer digustiert worden, bis selbiger
zorn nachgelassen nachdeme er ein aigenes hauss mit 800fl
zue nechst am See zur wohnung erkaufft hatt das
anietzo zue dem Spital appliciert worden.
Es hat auch in offt ernantem jahr der Herr Vogt
Franciscus Andreas Von Raitenaw Freyherr zue Hoffen µ
dem Gottshaus alhie nit wenig unruhe verursachet
mit seinen ungewohnlichen und höchst praeiudicierlichen begehren.
Als fürs erste begehrte er das man ihme von hier auss
solte einen conventualen geben der bestendig zue Hoffen
67
verbleiben möcht dem Gottsdienst und gantzer hausshaltung vorzustehen.
112
Fürs ander wolte er das man ihme von hierauf einem patrem
mess zulesen (so fern das erste nit möchte geschehen) alle son- und
feyr-, auch an den wercktagen so ihm belieben würde naher
Hoffen schicken solte, der alleinig auff ihne warten thette.
So dan fürs dritte solte man ihme vergünnen in des Gottshauses
incorporierter praebende zue Bregentz für seine persohn
und die seinigen ein stuben kamer stallung für seine pferdt
zue zurichten und von danen einen gang in die nechst
gelegne pfarrkirch hinüber zue führen und in der selbigen
kirche ein Borkirch auff zue bauwen auff welcher
er so er etwas zue spet keme dem Gottsdienst
khündte beywohnen, ladet uns derohalber auff den
15. Juni naher Hoffen und tractieret den H.Praelath
sambt gantzem Convent mit einer stattlichen mahlzeit
nach dessen vollendung versamblete er uns allezuemal
in die oberstuben nimbt einen schönen grossen vergulten
becher mit kostlichem wein in die handt fangt an
nach seiner arth in die leng zue perorrieren seine begehren
für zuebringen vermeinendt er wolle uns als mit dem
trünckhlin wohl versehen mit diser weis zun einwilligen
leichtlich vermögen und sagt schliesslich damit aber wir
in solche seine begehren mit Ja verwilligten welle
er uns darauff disen trunckh anerboten haben zue dem
ende selbigen herauss zue trinckhen. Aber der Hr. Praelath
gabe für, weilen sich nit gezime in solchen wichtigen
puncten also geschwind, und fürnemblich da man
wohl getrunckhen, ein endtliche antwort zue ertheilen,
also bitt er man welle ihm ein geraume zeit
vergunnen zue der deliberation mit zuesag es solle
113
ihm mit nechster gelegenheit ein resolution ervolgen.
Darauff hatt die Bursch den becher nit nur einmal
aufgefegen und sein wir mit gewüschtem mund darvon
gezogen. Die resolution aber ist ihme den 9. Augusti
schrifftlich verfasset durch mich und P. Superiorem Henricum
Amberg eingehendigt worden wie volgt:
„Hoch und wohlgebohrner Gnd. Herr, neben
demütiger anerbietung unsers priesterlichen
gebets und geistlichen dienstes
fuegen wir Ihro Gnd underthenig zue wissen das
auff die drey von Ihr Gnd iüngst verflossenen 15. July
in beysein Maioris & Potioris partis Capituli nostri
als dan auch von unserm Gnd Herren Praelathen in
völligem Capitel so nach unsrer regel und Canonem
statuta versamblet war, vorgebrachte puncten
volgend endtliche beantwortung ervolget ist.
Nemblich und erstlich khünde Euwer Gnd in kheinem
weg ein Pater bestendig zue Hoffen zue verbleiben
zue gelassen werden: Wie dan auch fürs ander ist ermeltem
68
gemeinem Capitel schwerlich fürgefallen diese grosse obligation
und beschwerdt mir des Gottshauss mercklichem Praeiudicio
auff ssich zue laden das nemblich alle Sonn- und Feyrwie nit weniger andere wercktag nach Ihr Gnd gefallen auff
gegenwert. und künfftige zeit ein Pater solle naher Hoffen
geschickt werden den Gottsdienst zue vollziehen und eben dessetwegen
ist auch in disem puncten ein abschlegige antwort ausgefallen.
Also auch und zum dritten hat mehrernantes Capitel gantz
nit inwilligen khünden in desselben incorporierten praebend
hauss und pfrundt newe gebew und darauf folgende
incomoditeten auff kommen zulassen. Verhoffendte darneben
Ihr Gnd werde solche widerwertge antwort nit in ungnaden vermerckhen.
114
Dan iehe solches zue grosem bei der Lieben Posteritet
unverantwortlichem Praeiudiz des Gottshaus wurde erwachsen,
wie das auch schliessliche verabscheidet worden das ob gleichwohl
unser Gnd und sonsten gebietender Herr Praelath (deme wir
in allen müglichen fählen gehorsam zue leisten underthenig schuldig
uns erkhennen) wider alles verhoffen uns und unserem
Gottshaus dise beschwerde wolte auff zue legen understehen
wir uns doch hierinnen zue gehorsamen in dis punct
nit schuldig erkhennen thetten. Verbleibt nichts desto weniger
ein gantz capitel zue vorderist aber unse Herr Praelath
E. Gnd. in müglichen diensten gantz geneigt
und wilfährig. Geben im Gottshaus Bregentz.
L. Sig. Connet.
F. Franciscus Prior.
F. Henricus Amberg Subprior.
F. Josephus Glöggler Senior & Tot. Conv.
Und ist dises schreiben mit consens des Herren Praelathen dergestalt
ausgefertiget worden damit er zue verhüetung mehrerer
ungelegenheiten mit manier möchte hindurch gelangen.
Aber es hatt Herr Vogt so sonsten ein wunderlicher und
überaus seltzamer herr gewesen, dises schreiben und antwort
hoch empfunden und under anderen gesagt: er werde wissen solche
sach an gehörige orth (als Ynsprugg) gelangen zulassen aldorten
werde man mehr als gnug verspüren mögen in was ehren die ertzfrl
beambten von uns gehalten werden aber gleich wie sich das alhiesige
Gottshaus gegen ihne einstelle also hab selbiges dergleichen
von ihme zue gewarten. Habe er iedoch dises aus kheiner
schuldigkeits praetension erforderet mit anerbietung solche
dienst und favor mit gelt und dessen werth abzuestatten &c.
115
Man hatt aber solches werckh an unser seiten mehrmals im
Capitel mit allem ernst berathschlaget und in warheit befunden
das man hierinnen ihme Herrn Vogt nit soll nach khünde wilfahren
umb böser nachteiliger consequenz willen und weiln anderstwo
in Clöstern hierinnen und durch dergleichen einwilligung und
zuelassung grosse ungelegenheiten auffkomen. Sonderlich
aber weilen sich diser herr, der im einbildete er solte von
jederman respectiert und gefürcht werden, an end und orth
verlauten lassen, als uns ein vertraute und zwar geistliche
persohn offenbarte, er wolle solches sein begehren wohl zue
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einer schuldig- und gerechtigkeit bringen und machen das
ihme die münch begehrter massen einwilligen müessten.
Umb weiln er Vogt und zuemals eines theils ein zehendtherr seye &c.
Er liesse es bey disem noch nit beruhen sonder begehrte
nach volgender zeit man solle ihm alhie im Gottshauss
die feinds gefahren zue entfliehen das gantze Gasthauss sambt der Metzg zue Hoffen einraumen. Die Canzley alda anderstwo
hin transferieren gelegenheit anweisen alda er seine
pferdt mit erpawung der stallung einführen möge µ
und dergleichen mehr was ihme sein wunder seltzamer
humor ein seinen kopff einpflantzete, hatt er
zue begehren khein scheüch getragen. Aber er wardt mit
bester manier, mit vorwendung der unmüligkeit
und vilerley inconvenienzen darvon abermals
abgehalten.
Darauff uuns das 1643.giste jahr von newem
großen schreckh und unruhe ins Landt eingetragen da
nemblich im ersten Monat Januario den 30. tag
116
die dem heil. Röm. Reich zue gehörige Statt Überlingen
unversehens von dem Comendanten zue Hohentwiel der neben den seinigen
in etlich vil hundert frantzösische Völckher zue sich genomen
mit list und gewalt eingenomen und ausgeplünderet auch
ihrer etlich gar nieder gemacht worden. Geschach dises übel allein
aus hochschedlicher und niemals verantwortlicher negligenz
der burger so liederlich wacht gehalten und zue vil auff
sich selbst vertrauwet, auch das jenig der Seeligsten Mueter
Gottes versprochne und verlobte silberne bild an gehörig
orth nit uberantwortet haben welches silber damalen sambt anderer
grosser beut und geflöhnetem frembden guet in
des feinds handt schandtlich gerathen. Darüber haben die
ubergwaltigte burger der Cron Franckreich schweren,
hingegen sich aller Kays. und Königlichen freyheiten
verzeihren müssen und das sie von gemeiner Statt
wegen khein brieff mehr ohne des Comendanten verwilligung
ausfertigen wellen und sollen &c. Als ist einesmals
diser berümbten statt ehr und glori allweilen sie sich
zuevor mehrmals dapffer ritter- und loblich dem ffeindt
widersetzt und sich mit Gottes beystandt erwehrt hatte
in höchste und unabsterbliche unehr und spott verwandlet
worden. Unsere Landtschafften aber und Ihrer Dlt. selbst
ja auch des gantzen Tyrol grosser schreckh und unkosten
neben vil beylauffenden ungelegenheiten erwachsen. Da solt
einer mit verwunderung gesehen haben mit was forcht unsere herren
3 Beambte, Wachtmeister Vögel, beide Stadtammänn.
Deuring und Walser, Stattschreiber Oxner Mattsey
Deuring µ. so in des Hans Görg Gretlers hauss
kriegsrath gehalten, behafft und gantz ziterendt waren
also das sie khaum die sprach herfür bringen mochten.
117
Und ins gemein wurd von menigklichen grosse forcht
70
und kleinmütigkeit verspüret, darzue mehrere ursachen
geben; die abwesenheit des Obristen Loys der
sich auff ein raiss begeben hatte obgleich wohl er selbige
mit ihrer Dlt gdstem vorwissen angetreten und den 6. Febr widerumb angelangt.
Auff dise weiss hatt man zue Lindaw auch zue Bregentz
neben anzündung des funckens auff dem Schloss die
kreitschütz erdonderen, das volck naher Bregentz in grosser zahl
lassen beruffen (so gleichwol gemach hergangen) und
aller orthen zue wasser und landt die wachten
mit allem fleiss bestellen. Welches dan gross unkosten
vil mühe und arbeit gestanden. Man hat auch durch
vilfartige bottschafften von Ihrer Ertzf.Dlt. underthenigst umb gnedigste kriegs hilff angesucht darauff
zue Ynsprugg von den tyrolischen Landtstenden ein
grosser Landtag gehalten ward darbey über die 100
ansehnliche herren gravitetisch beygesessen. In selbigem
wurden Ihrer Frl Dlt auff Ihro gdgstes begehren
zue beschützung der ausser oesterreichischen orthe als Zell,
Costantz, Villing[en], 4 Herrschafften vorm Arlberg µ
zue underthenigsten ehren Zweymal hundert Tausendt
gulden verwilligt darvon unsere herrschafften erstens
4000 Reichsthaler, so dan bald hernach widerumb
3000 fl sambt 50 vass mit saltz am Bömlin
widerfahren und dem volckh der gebühr nach aufgeteilt
wurde. Es haben auch uber das die Tyrolische Landtstendt
die von den 4 Herrschafften abgeordnete persohnen
als Herrn Pawmeister Gasser, Doctor Schalckh, Adrian
Deuring, Valentin Ziegler und Hans Waldner µ
gastfrey in wehrender Commission gehaltten und
ihretwegen auff die 198 fl dem wirth bezahlet.
118
Hernach uber etliche zeit hatt man von dem beruffnen
ersten und anderen ausschutz allein 1000 man aus erlesen,
die ubrige widerumb ihre heüser zue besuchen beurlaubet.
Im Monat Februario sindt fünff gantze Täg hingeflossen
in welchen immerwerender grausamer und abschewlicher
sturmwindt mit ungewonlichem brüllen des Sees gewütet,
daraus menigkliche etwas böses prognosticieret und verargwonet hatt. Aber es hatt Gottlob dises wüeten
nichts böses sonder einen grossen der Gangfischen fang
mit sich gebracht und verursachet welches die fischer
vorher erkennet haben.
Aber ein anders schweres wetter hatt müssen Herr
Obrist Loy übertragen in deme man selbigen auff dem zue
Bregentz gehaltenen Landdtag starckh durch dei hechel
gezogen und allerley fündt ersinnet worden, wie man ihne
möchte von diser stell herab stürtzen: als nit lang her nach
geschehen das er nit one despect welches er nit verschuldet
hatte, ab-, hergegen Obrist Äscher an sein[er] statt auff gesetzt wurd, welches hernach dem Vatterlandt stattlich
wohl scilicet gelungen. Und sein ihrer vil noch heutigs tags
der meinng das so fern er, Herr Obrist Loy, in
71
wehrendem schwedischen einfall alhie zue gegen gewesen,
were gewisslich diese Landtschafft in des feindts handt
niemals gerathen; nit weniger erachten sey, er seye
ohne billiche ursache (gleichwol man Ihre Frl Dlt
zue milt berichtet) von diesem ambt also schimpflich herunder
gefelt worden, fürnemblich weilen ihme nit wenig
119
aus den Stenden vilmehr aus neid und misgunst
angetriben, under dem schein weilen er ein frembder und
auslender seye und derowegen man nit auff ihne vertrauwen
dörpfe, zue disem fahl einen grossen stoss gegeben. µ
Gleichwohl darneben verleugnet nit mag werden das er Herr Obriste
etwelche untugenden, besonders die sparung der warheit
an ihme gehabt (als damalen der soldaten gewohnheit
war) und derowegen in etwas aber nit so hoch straff
messig erfunden wurde. Und wurde warlich mancher
von seiner hochheit und Obrist stell abtreten müssen
was etwan die gewonheit zue schwelbelen und ohn ein
f. zue fliegen gnugsame ursach were. Deme seyy aber
gleichwohl wie ihm wolle. Einmal ist das grösr unglückh
mit diser schedlichen abwechselung hernach gevolget. Den grösten
stoss hatt Herr Obrist Loy gelitten umb weilen er in der
höchsten gefahr da nemblich Überlingen überrumpelt worden
nit gegenwertig gewesen: auch ein ander mahl die
wachten an der Claus weis nit warumb starckh entblöset
dardurch er bey gemeiner burgerschafft in die suspicion
der verretherey und ... mit dem feindt gerathen
und haben damals die burger die entblöste wacht
eilendts selbst aus eignem gewalt gestercket und
versehen. Es hatt auch zue dergleichen misverstandt und unheil
noch ein anders geschlagen in deme H. Vogt von Raitnaw
und Wachtmeister Vögel in ein solche uneinigkeit und offentliche
feindtschafft verstrickt worden das sie einander in das
Duellen eingeladen auch die waffen gegen ein anders
gezuckt haben daraus grosse ungelegenheiten entstanden.
120
Im übrigen ward Obrist Loy gegen dem Gottshaus nit
ubel geneigt aus genommen das er auff ein zeit ein ros
von hieraus enthlenete das er auff ein zeit nit wider gabe
bis er endtlich mit manier angemanet solches zue restituieren
hat er sich entschuldiget, er habe zwar das entlehnete
pferdt nit mehr umb weilen es untauglich worden, welle aber
an dessen statt ein anders liffern welches er auch gethan
oder vil mehr thun müssen darauff ihme Herr Praelath
aus guthertzigkeit solches pferdt widerumb verehret hatt.
Er hatt auch etwas von korn auff ein zeit von uns
entlehnet mit zuesag solches zue erwidern aber man
hatt bis auff ietzige zeit nichts darvon gesehen. Es begabe
sich auff ein zeit das in der Fasnacht nach Bregentzer
fasnachtischer gewonheit ein trommenschlager auff des
H. Praelathen saal hinauff gieng und machte mit seiner
trommen eitel lermen und manete das Gottshaus auff. µ
72
Welches da Herr Loy so damals neben vil anderen herren alda
zue gast war, mit verwunderung vernomen, der sachen
khein wissenschafft tragendt, springt er mit eyffer und
zorn herfür, vermeinendt es geschehe ihme zue einem sport,
will den trommenschlager ohne verzug die stieg hinunder
stürtzen, und hatten wir nit wenig zue schaffen bekhomen,
ihne gründtlich der beschaffenheit halber zue informieren.
Als ihme einsmalen zue danckh, umb weilen er die
soldaten mit ernstlichem bevelch vom trauben stellen
an der Claus abgehaltten, ein väslin mit weinmost
aus selbigem garten verehrt wurde, hat er disen gegen danckh
121
durch ein brieffl erwisen.
„Hochwürdiger Gesonders Hochgeehrter Herr Praelath
E. Hochw. seye meine bereitwillige Nachbarlich
dienst. fre. gruess jeder zeit anvohr.
Das E.H.W. mich mit einem so ansehnlichen present eines
truncks wein zue verehren sich belieben und gefallen lassen wöllen,
hab ich von meinem hoffmeister vernomen: Thue demnach mich
dessen dienst. fre. und zum höchsten bedanckhen mit angehencktem
erpieten da dem Herr Praelathen und dem gantzen Lobl. Convent
und Gottshaus zue allen fürfallenheiten werde angeneme
dienst erweisen khünden ich mich jeder zeit befleissigen wölle.
Und weilen mir gestrig. Tag ein Gembs thier eingeloffen
als uberschickhe E. Hochw. hiemit auch ein schlegel
darvon bittendt solchen meinetwegen zue verzehren. Thue
damit uns samentlich Gottes Protection trewlich empfehlen.
Bregentz den 2.August 1639.
E.Hochw.
dienstergebner knecht
Philippus Nicolaus Freyherr von Leyen Obrist“.
Wir wellen aber furthershin disen ansehnlichen herren seinen
weg passieren lassen und uns auff den Bregentzischen
Landtag verfertigen da wir etwas newes mit verwunderung
erfahren werden: Nach deme Ihrer Frl Dlt nachmalen
abgeordneter Comissarius H. Manickhor angelangt ist man
widerumb zue einem gemeinen Landtag geschritten und ist
sonderlich der gantzen Clerisey und Geistlichkeit der 4
Herrschafften zue sonderen ehren scilicet angesehen worden
in deme man so eyfferig von der contribution der
Geistlichen wie solche zue bekommen tradieret hatt.
122
Imediate aber zue vor sein den 5.Februar zwen haubtleuth
darunder einer Juncker Hans Caspar Jonas sohn gewesen,
im Gottshaus alhie erschienen und mit sich einen von den beambten
und Commendanten in Bregentz ausgefertigten bevelch
gebracht darinnen theils gebeten theils befohlen war von ietz
ermelten beambten und comendanten (verstehe Obrist Leutenambt Singer und Obrist Wachtmeister Vögel) man solle
unvermeidenlich und unverweigerlich zweyen haubtleuth
nit weniger auch 2 Leutenambten sambt ihren dienern
73
und pferden nit allein gebührends quartier sondern auch
ehrliche auffenthaltung in speiss und tranckh µ liffern.
Sie aber sindt mit ihrem schriftlichen bevelch mit schleuniger
antwort abgewiesen worden mit andeuten man wölle bis
morgen eine anworth hierüber ervolgen lassen.
Darauff am Freytag sindt mit mir P. Subprior P. Anselmus
und unser Secretarius Zwicklin nach gemeinem gehaltnem
Capitel in der Cron auff unser begehren für Allgemeinen
Kriegsrath zur audienz angenommen worden und da uns
patribus die stell nider zue sitzen anerboten ward hatt underdessen
der Secretarius vast auff volgende weis den vortrag mit
einführung gebürender tituli µ gethan: Weiln unser Gottshaus zue der Newen Schantz an der Claus den ansehnlichen
platz hergeben in holtz und mehr andern weg merckhlichen
schaden erlitten und noch künfftig wie schon getrawet worden
zue fürchten seye man werde auch das hauss, stadel,
torgel, müllinen, zuesambt dem rebgarten ruinieren µ
und aber von H. Comissario Schiler nit unlengst der ursach
halber ein gnedigsten recompens in ein und ander weg uns
versprochen und im ubrigen zue verschonen allerdings zue gesagt worden,
123
als hoffe und bitte man auffs höchste mit frl und underthenigkeit man wolle uns hierinnen sowohl mit der einquartierung
als contribution hiefüro verschonen, in bedenckh fürnemblich
das durch solcher leuth einlosierung und gemeinschaft
der Gottsdienst verhinderet und nit gemehret werde und,
khünd wir selbig desto besser in ihrer abwesenheit zue
versöhnung Göttlichen zornes für das liebe Vatterland
volziehen µ. Darauff H. Commissarius Manickor
uns kürtz: aber gantz fründtlich mit grosgnl. anerbieten
lles guetes und aller müglickheit zue verschonen geantwortet
iedoch weiln er der sachen völligen bericht noch nit habe
woll er sich mit den Stenden ein wenig in unser abwesenheit underreden. Demnach solches geschehen ist uns dise
liebliche scilicet von den Stenden die uns wohl wollten
scilicet eingeblasne antwort widerfahren: Man habe zwar
die gestrige soldaten und haubtleuth nit der meinung
ins Closter herunder abgeordnet als gedächte man pfaffen
und münche essen gern gute bislin, sondern allein weil
die vile der kriegsleuth überheüfft gewesen: wir sollen als
geistliche doch selbst in unser gewüssen gehen so werden wir
ohnfehlbar erfinden das wir ia billich sollen und muessen dem
Gemeinen Wesen in äuserister ietz schwebender gefahr mit
einer beyhilff beyspringen. In deme unser Gottshaus und
dessen hab und guet sambt unseren persohnen darmit
auch errettet und beschützet werden. Scilicet. µ Wan
man sonst an den pfaffen und praelathen etwas
begehre so entschuldige man sich gestracks also hoch als
wenn nichts vorhanden, wans dan der feindt bekhomme
so heisse es, mir hatt selbiger so vil 100, sovil 1000 malter früchten
so vil fueder wein genommen µ darumben werden wir nit lehr khünden hingehen.
124
74
hingehn, man khünde den Stenden mit einem geringen ein Contento
machen (warumb sindt sie dan mit dem mehren nit zue friden?)
man werde uns so vil möglich oder auch gar verschonen µ also
sindt wir nit wohl getröst abgezogen. Gleich woln ist auff
dismahl khein fernere eynquartierung der obigen soldaten
alda erfolget sonder auff gehebt worden.
Mein gnd. Herr wardt übel entrüstet das H. Comissarius
offentlich gesagt er welle sich in diser sach mit den Stenden
underredenn umb weieln uns selbige nichts zue befehlen
haben: gleicher gestalt wir uns nit schuldig erkhennen
von den beambten alhie, ohne expressissimo serenissimi
Archiducis nostri mandato in scriptis exhibito
in der gleichen und mehr fehlen ein solcher bevelch auffund an zue nemen.
Uns hatt ein gueter freundt
der der sach wissenschafft aigentlich getragen angedeutet
mit sagen es solten uns wohl redlich die ohren scharpff
gesauset haben allweilen die Stendt unser so offt und
vil eingedenckh gewesen. Und hartiglich wider uns gestanden.
Umb dise zeit hatt man abermalen das volckh naher hauss
beurlaubet und nur 1000 man behalten.
Sonsten aber sindt die Stendt dis und mehrmals
mit sonderem disgusto von ein ander geschieden weilen
sie einander mit auffrichtung der schantzen und
ordnung der contribution nit wohl verstehen wollten.
Etlich der Oberlender woltten ein aigen schantz an
ihrer Oberen Claus und zue Newburg zue rettung
ihrer herrschafften auffbauwen und nit alles allein an
die Bregentzer Danzapffen anhenckhen: Nit weniger
sagten die unserige hierunden
125
solte man die anlagen nit nur auff die arme und jeden kopff
sonder nach ansehung der vermöglichkeit und reichthumb anschlagen
und einsamblen. Weilen man gar zue deutlich spüre das die
Reichiste sich mehrertheil gantz und gar aushaltten und der gegebnen
und ertheilten freyheiten und exemptionen sich bedienen thetten,
wie es dan an ihne selbst mit unverandtwortlicher undertruckhung der armen in ander und mehr wegen laid geschehe.
Und dessetwegen ein immer werende klag mit weinen und
schreyen so die wolckhen durchtrungen, vom gemeinen mann
gehört ward µ der vermeinte er thette gnug so er
sein aigen haut leib und leben für das Vatterlandt hergebe.
Auff begehren H. Manickors sindt aus unserem wald alhie
zue dem blockhaus zue Fuesach 60 ansehnliche stuckh
holtz vergunt worden. Warumb aber dahin? da es doch in einer
andern herrschafft ligt.
[Rand: 40 stuckh 25 schuech lang.]
Es hatt auch Wachtmeister Vögel umb dise zeit in die 60
man auff einmal bestellet damit sie nach seinem bevelch
und belieben, unser gantz unbefragt, in vil hundert stuckh
in dem Closter wald ob der Claus Mülle nider sebleten.
Und an sein schöne schantz anwendete.
Neben dem hatt obermelte Jonas Sohn widerumb einen
75
doch vergeblichen anwurff gethan mit fürgeben es habe ihme
Obr.Leutenambt Singer anbefohlen uns anzuezeigen wir sollen
hiemit ihme Singer und Jona guetwillig ins quartier
ud notwedige tractation auff und annemen er Singer
seye ein Singer der gleichwohl nit in die Mettin auffstande
welle iedoch dem H. Praelathen mit seinem wohlverhalten
nit übel aiffpfeiffen oder singen. Trawete auch das so fern
wir sie nit werden annemen werde man uns gewisslich
den Obrist Äscher selbst sambt allem seinem Comitate
mit des Gottshauses grossem nachtheil aufferladen &c.
126
Darüber abermals der Herr Praelath geantwortet er welle
der ursach halber mit Herrn Comissario selbst abhandlen.
Ist zue dem ende naher Bregentz abgefahren von dem
H. Comissario auffs aller fründtlichest empfangen gehalten
und beurlaubt worden. Der sagte rund heraus vor anderen mehr.
Es habe der Obr.Leutenambt Singer der quartierungs
halber khein bevelch durch aus nit gehabt, und so bald
ers vermerckht hab das man uns mit dergleichen einquartieren
wolt beschweren habe ers in continenti abgeschaffet.
Was die Stend wegen begehrter contribution an die geistligkeit gelangen lasse, habe er naher Innsbrugg gehorsamlich
referiert, darüber einer antwort gewertig. Treffe in
allem in die 800 fl. das es also einen pfarrer oder
geistlichen etwas einen guldin oder taler zue treffen werde. µ
Sonsten hatt dickh ernanter Vögel durch die ansehlich grosse
und dem reisenden einen lieblichen schatten von sich werfende
in langer ordnung bis zue dem Steinernen Crucififix
stehende Nusbömb, so dem Gottshaus zue gehörten,
samt mehr anderen bömben fellen und zue bodenrichten lassen,
darüber thuet er sich entschuldigen es seye ihm ein starckher
verweis vom Obristen widerfahren das er so lang mit
disem niderhauwen (wenn es menschen gewesen hett
er sich besinnet) dem Closter verschont hette.
Von Costantz hatt man von unserem volckh auff der
Stendt begehren in 100 man zue ruckh gelasssen.
Derselbigen Statt aber hatt man von newem im October
auff fahl der not und gefahr 200 man zue gesagt:
doch solle sie selbige in ihren kosten underhaltten.
127
Im nachgehenden 1644 gisten Jahr wirdt sonderlich geschefft
machen die vortringung der contribution an die geistligkeit erforderet.
Doch mues ich zue vor die Copey der Beambten und
Commendanten (wohl ein newer titel!) in Bregenz
die sie an unß ablauffen lassen den 5. febr. 1643 nit außlassen: die also lautete:
„Demnach die höchste nothurft erfordert, daß etwelche
Kriegs officier gebührender maßen quartiert werden und aber allhir
in der Statt Bregenz bey so vilem überhaufften volckh für
sie kein bequemes Quartier vorhanden und dan nit billich
sein kann, daß sie auf der gassen oder in städlen ligen
thuen. Also würdet ihne daß Gottshaus Mehreraw zue ver-
76
sichtlich nit entgegen sein laßen bey solcher der sachen ohnmöglicher
beschaffenheit und eüserstem nothfahl zeigen diese zwen hauptleüth, zwen leütenambt sambt dero diener und pferdten
ohnverweigerlich einzuenemen und ihnen gebührendts
quartier und underhalt zue verordnen welches gehörigen
orthes gerümbt werden dass Gottß haus auch solches in anderweg würckhlich genüeßen soll. Actum Bregenz ut sup.
Erzfrl Oesterreichische Beambten und Commendanten daselbst.“
Es dörffte die feder ohne nachtheil über diese schrift
mit warheit glossieren, wurde wohl anderst
myt entgegensezung des widerspihls lauten.
Ist iedoch dises an obige stell zue ruckh zue verwenden.
128
Und sihe es khan die feder sich nit enthalten anzudeüten
das man den ienigen auch weltlichen standts gahr wohl verschonen
khünde denen man mit gunst wohl gewogen gewesen.
Es sindt in Bregentz und da[he]rumb vil ansehnliche heusser
und gebew (so guet als sie vorhanden) zue solcher
quartierung gantz bequemlich gewessen als, exempli gratia,
der Lösler, Herrn Leutenambts Schmids haus,
Herrn Matthei Deurings und mehr andere behausungen,
des Ambthauses, item deren beambten ins gemein
Stattämmen und denen kriegsdiensten ein verleibten
persohnen häusser zue geschweigen, darin aber niemandt
einlosiert hat mögen werden. Ursach. Umb weilen sie alle
auf Ertzfrl gnaden oder anderen freyheiten von solchen
beschwerden entladen waren. Setze hierbey ein einiges muster
zue dieser gelegenheit dienlich. Herr Landtschreiber Joan
Georg Wittweiler, nach deme er gemeiner statt
Bregentz zue erlangung newer privilegien und weisnit-was vermeinter gnaden mit sonderem fleys gewogen
beygesprungen hat volgende [v]ergeltung erlanget.
Wyr Stattaman und Rath der oesterreichischen Statt
Bregentz bekhennen offentlich und thun kund menigklich mit disem
breff das wyr aus sonders günstig geneigtem willen
und in ansehung der vilfeltig getrewen diensten welche der wohledl
und gestreng Herr Joan Georg Wittweiler zum Lösler
baider Rechten Doctor Weilandt des Frl Dlt Ertzhertz.
Leopoldi zue Oesterreich hochlobseeligsten angedenkhens
Ober oesterr. Camer Rath µ und gemeiner unser
129
statt bis anhero in mehr weg sonderlich aber und in specie
in aufbringung unserer jüngst newerworbnen Ertzfrl privilegien
erwisen auch nochfürters zue thun erpietig ist wohl thun khan
und mag ihme und allen seinen ehelich gepornen erben mann- und
weiblichen geschlechts dise besondere gunst und favor gethan haben
thun auch solches hiemit und in krafft dises brieffs das er und seine
gedachte erben anietzo und ins künfftig so lang sie das guet
der Lösler genant sambt desselben ein- und zuegehördt gärtten
und sonsten daraus und daran zu unserem Stattgerichtsbezirkh
und Steurbarkeit gelegen durch sich selbsten oder andern ein haben
77
nutzen und niessen werden. Aller so wohl bereits verfallenen als
künfftig verfallende steuern raisen frohnen und anderen diensten
umb gelter (so vil gemeiner Statt ausser Arlbergischen Stenden
gebührt, auch allein von jenigem wein so im Lösler waxt)
wachten einquartierung schatzung und
collecten auch sonst anderen burgerlichen nit allein personal
und auch real extra: und ordinary, universal,
und particular beschwerden zue fridens und kriegs
zeiten wie die namen haben ersunnen und
erdacht möchten werden nichts ausgenomen
für uns unsere erben und nachkhomen. Allerdings frey
deren würckhliche enthebt und darmit in kheinerley weis noch
weg angefochten graviert ersucht, sondern derselben gantzlich
und gar entlassen entlediget und los sein und gehaltten werden sollen
ohn unser, unserer erben und nachkhumben auch menigklich
eintrag darbey wir Ihne Herrn Witweiler und seine
ehelichen leibserben auch jederzeit ausser und innerhalb
rechtens schützen schirmen und handthaben, noch zue geben und
130
gestatten sollen noch wollen das er oder gedachte seine erben in
einerley weis darwider beschwert betrübt und turbiert werden
sonder diser ihne gegebner ledig- und befreyung unverhinderlich bestendig geniessenderen würckhlich gaudieren und sich
erfreuen mögen und sollen nichts desto minder als andere unsere
mitbürger und hindersassen aller burgerlichen freyheiten nutzbarund gerechtigkeiten der almenten und sonst fähig empfenglich und theilhafftig sein und verbleiben. Doch allein und
solang dises Guet Lösler in obernanter erben händen
verbleiben wirdt µ. Dessen zue urkhundt haben wyr
unserer Statt insigel thun truckh auff dissen brieff
der geben ist den 23. Febr. dis 1644. jahrs.
(L.S.)
Siehe derohalben lieber leser was ein weltlicher mit seinen
weltlichen diensten bey der Statt Bregentz vermögen hatt
da doch die geistliche mit ihrem bitten und beten,
singen und schreyen khaum eines hellers werth umb dergleichen leuth verdienen khünden µ .
Dergleichen befreyung hatten ihrer vil durch die herrschafften
besonders die Ym Oberlandt in grossem reichthumb
gesessen die zue jeder zeiten ohne schaden und verletzung
durch die luckhen geschloffen da iedoch der gemein und
arme man niemalen unverletzt darvon komme. Und
ist klaglich anzuehören das man ein und anderen mit
solcher befreyung khan begaben und dan den schwerern
last anderen auffladen. Also dem einen geben damit
dem andern mehr genomen werde &c.
131
Es ward auch in disem jahr am 7.November durch
H. Graff Hannibals zue Hohenembs µ in Veldkirch
ein Landtag gehalten und hatt man ein halben schnitz
korn zue kauffen verwilliget und in allem 1000
man in der bereitschafft verordnet und
78
endtlich ein personal anlag nach form des 1632
jahrs auffgerichtet.
Widerumb ist auff dem Landtag zum pawren
gehalten tractieret worden was mass die Herrschafften
vorm Arlberg mit der Statt Costanz und Lindaw
in kriegsgefahren wegen der beyhilff correspondieen
möchten.
Wir wöllen fürtherhin den verlauff wegen begehrter
contribution an die geistligkeit geschehen andeuten
ohngeacht die ordnung der lauffenden jahre.
Demnach derowegen die Landtstendt hefftigklich
darauff mit hend und füessen gewesen damit die
geistlichen auch möchten in die contribution
gezogen werden als haben sie auff alle mitel
ihre gedanckhen und vorhaben gewendet. Jetz
auf aignem angemasten gewalt solches sentiment
bald bey Ihrer Dlt mit underthenigst ersuechen
angelanget in Summa nichts underlassen so zue
ihrem intent bequemlich zue sein erschienen ist.
132
Under anderen haben sie ein verzeichnus der ienigen
Pfarreyen so contribuieren sollten auffgesetzt:
Memorial
derer so zue der Arlbergischen Kriegs
Contribution erforderet werden.
1. Pfarr Bregentz sambt 4 Caplönen wie
auch der Lobl. Bruderschafft B.V.M. Verordneter Priester.
2. Lutrach. 3. Wolfurth 4. Alberschwend
5. Lingenaw 6. Andelspuech 7. Elenbogen
8. Aw. 9. Schwartzenberg. 10. Mellaw.
11. Schnepfaw. 12. Bitzaw. 13. Sultzberg
sambt seinem Caplan. 14. Riffensperg.
15. Hittisaw. 16. Egg. 17. Langen
hinder dem Tobel. 18. Dorenbirn. 19. Höchst.
20. Hohenweiler. 21. Herbrantz. 22. Niderstauffen. 23. Opffenbach. 24. Heimenkirch.
25. ZumHeiligen. 26. Röthenbach.
27. Grünenbach. 28.Gestratz. 29.
Lindenberg. 30. Scheitegg. 31. Weiler.
32. Mögers. 33. Ehlenhoffen. 34. Ebratzhofen.
35. Stiffenhofen. 36. Weytnaw sambt
der Caploney. 37. Hellengerst. 38. Lustnaw.
39. Danberg. 40. Mittelberg. 41. Lech.
42. In der Werth µ ohne die Pf.
133
ohne die im Oberlandt gelegnen Pfarr- und
Caploneyen &c.
Es haben aber sich in solcher vermessenheit
die geistlichen anzulegen sonderlich die alhiesige
beambten, fürnemlich Ambtman Yelin
dapffer brauchen lassen: welche iedoch der hochehr-
79
würdig Herr Vicarius Generalis in Costantz ohnerschrocken also gegegnete.
„Nos Reverendissimi Capituli Cathedralis .....
18 Zeilen Latein ... (abgeschrieben im Bregenzer Transcript)
134
3 Zeilen Latein,
datiert 29.November 1644
Jurisdictione 12.
Vicarius Generalis usw.“
Da die Beambte vermercket das dise pfeiff
ihnen versagt hatte haben sie sich auff andere mitel
gewendet und zue Ynsprug umb hilff zue
wirckhlicher execution dises vorhabenden werks
solicitieret und allerley rationes und motiva
mehrmals schrifftlich den OberOesterreichischen Räthen µ
zuegesendet darbey jederzeit das Ambtmendel
den rayen und feder geführt.
Under disem aber haben auch wir alhie nit gefeiret
sonder haben uns zue dem verfechten, mit mancherley
hilff und rath bey den gelehrten mit fleys
gesucht, ausgerüstet. Als neben anderen haben
wyr Ihre Frl Gnaden in Sanct Gallen underthenig
umb rath ersuchet und hierüber dise denckwürdige beantwortung erlanget von seiner aignen handt
herrürendt.
6 Zeilen Latein
135
25 Zeilen Latein,
datiert 28.December 1644,
Pius Abbas.
136
Es hatt beynebens unser Gn.Herr mit grosser gelehrtheit
überschüttet an ihme nichts erwinden lassen in den
von diser sach tractierender authoren buecher
mit allem ernst nachzueschlagen: under anderen aber
auf dem Azorio. lib.5. Instrct. Moralin. cap. 13
§. octavo zue disem end bequemliche matery.
herauss genomen.
18 Zeilen Latein
137
6 Zeilen Latein.
Uber dises hatt auch hochernanter Her Praelath
von einem vornemen Rechtsgelehrten ein consilium
dergestalt auffs papier bringen lassen.
19 Zeilen Latein
138
26 Zeilen Latein
139
27 Zeilen Latein
140
80
24 Zeilen Latein
141
25 Zeilen Latein, einschl. 1 Zeile Deutsch
142
Darumb als dises Bratens so wohl Herr Ambtman
Yelin als die Ertzfrl Räth gerochen und vermerckt das in disem fahl der Ordinarius loci ohnvermeidlich
zue ersuchen seye haben sie endtlich bey Ihr
Frl Gnaden durch schreiben und bottschafft
mit fürbringung aller darzue gedeihlichen motiven
ein ansuchen gethan damit mit dessen gnedigem
consens die Clerisey in die so lang begehrte
contribution eingezogen möchte werden.
Gleichwoln zue vor als in Anno 1645
von Ynsprugg auf den 13. Februar Ihrer
Ertzfrl Dlt Praesident Cantzler Regenten
und Räth Oberosterreichischer Landten an die hiesige
Beambten mit vierer namen underschreibung
und 5 sigillen ausgefertigets schreiben ablauffen
lassen allein zue dem ende damit sie
zue Ynsprugg aller sachen bewandtnis eigentlich
von den Beambten erkhundigen mochten. Das
lautete also.
„Wolgelehrte Liebe Freundt µ
unser frl dienst und gruess zue vor.
Demnach die FrlDlt Claudia Ertzhertzogin
Zue Oesterreich µ unser Gnd. Fraw sub dato 3.
huic sich dahin gnedigst resolvirt das Ihr
von den jenigen in Euweren Embter gesessnen
143
geistlichen und jenigen persohnen so von der
personal anlag exempt zue sein vermeinen mit
beweglicher erinderung auf was ursachen solche
anlag beschehen, derselben fürderliche cathegorische
erklerung begehren und als dan hierüber Ihre Dlt
berichten sollen. Als haben wir eüch eines solchen
zue volziehung höchstermelter gnedigist resolution
hiemit zeitlich und befelchlich anfiegung thun
wöllen. Hierin beschicht unser will und meinung.
Actum Ynsprugg ut sup.
Carl F. Freyh. Von Mor.
Joan. And. Pappus. (F. Malanoth, J.F.Lämser).”
Was hatten aber Ambman Yelin anderst berichten
khünden als was Herr Vicarius von Costantz in
seinem Decret oder Manifest publiciert hatte
und das sich niemandt aus den Geistlichen darzue verstehen wellen µ. Als dan hatt erst der knoppf
gelassen da man nemblich Ihre FrlGn in Costantz
mit gebühr und manier umb ein Contributions
erlegung von d‘ Geistligkeit einzuenemen ersucht
81
und das verwunderlich vilen vorkohmen mehr erlangt hatt
als man an iener seiten begehrete. Dan wie
gesagt worden haben Ihr Bischofflich Gnd aus
gewiss ursach mehr zue gelassen und befelcht
als die Oestereichische hetten begehren dörffen und wellen
144
mit disem offnen Patent:
24 Seiten Latein
145
Forts. 10 Seiten Latein, signiert Constanz. 24.December 1646. Indict. 14.
Martinus Vogler SJ. Theol.Doctor. Vicar.General.
Aber es hat sich wohl das sprichwort gar
zue gnug erscheinen lassen das pfaffen guet nie khein
gut thue dan sihe das jenige von der Clerisey
hierumb und im Waldt µ gesamblete und in
den Pfarrhoff zue Bregentz gelifferte gelt
wie es am abendt zue vor aldorten angelangt
also ist den nechsten tag darauff den 4. Januarius
volgenden jahres von den Schwedischen also par und
franckh beraubet worden und in die hendt der feindt
gerathen.
Man wollte aber mit disem gleichwohl
vergebenlich an einem namhafften theil angewandten
Subsidio Caritativo noch nit vergnügt sein dessetwegen
Ihre Ertzfürstliche Durchleuchtigkeit zue Oesterreich
Sigismundus Bischff zue Augspurg µ unser gdgster
Landtsfürsten Herr Bruder unsers hochwürdigen Herrn
Ordinario beweglich zue schreiben und umb mehrere
Beyhilff
146
von der Geistligkeit zue samblen, bey demselbigen
solicitieret. Aber unser gnediger Fürst imd Herr
Bischoff Franciscus Joannes zue Costantz hat solches
begehren reifflich zue bedacht genomen und in die
leng billicher weiss verschoben auch under anderen
alhiesigen Gotthaus Ihrer Ertzf.Dlt. aigen
Bittschreiben in Originali zue lesen überschicket,
Zweiffels ohne zue dem ende damit sich menigklich
gebürender massen hierinnen entschuldigen und diser bürd
mit fürweisung krefftiger motiven entschütten mochte.
De dato 15 Auf. 1648.
Hochwürdiger Fürst, Genediger Herr µ
Nacheme uns verschiener tagen durch den wohlEhrw.
Herren Matthiam Metzlern Pfarrherrn zue
Oberraitnaw und Dechant des Lindawischen Capitels
Ihrer Dlt Ertzhertzog Sigismundi zue Oesterreich µ
an E. Frl Gnd. abgangens schreiben und begehren
gehorsamlich vorgelegt worden haben wyr vernünfftiglich
den gedanckhen geschöpfft das nemblich dise von E. Frl.Gnd.
anbefohlne fürweis- und aufflegung obernantes
schreibens Ihrer hochloblich und angebohrnen discretion
82
nach allen und jeden interessieren für augen getelt
werde damit ieder theil gnugsame und angeneme
gelegenheit hette bey E.F.Gnd. mit erklerung
obligender beschwerden und unmügligkeit dise
zue der Arlbergischen kriegs cassa begehrte con147
tribution underthenigklich abzuebitten.
Wan derowegen Gnd Fürst und Herr niemandts unbewüst
mag sein welcher gestalt zue sambt unserm gantzen
Vatterlandt verwichnem jahr auch unser armes
Gottshaus durch die Schwedischen ein- und überfallen
durch entnemung vast aller lebens mitlen an
wein korn haab und re...dter vich nit weniger
anderer manigfaltiger mobilien auch darstreckung
viles gelts die Salvas Guardias zue befriedigen
und in mehr ander weg schwerlich ach leider
beraubt entblöst in grosse armuth gestürtzt
worden wyr auch vor feindtlichen einbruch
als wyr noch etwas in handen hatten, mit wein früchten
und gelt, nit weniger dargebung namhaffter
gueter und unzehliges holtzes ohne ruhm
ansehlich der kriegs cassa und vatterlands
rettung alle mögliche beyhilff geleistet µ
Zue geschweigen des grossen und verarmbten ietzig übelstands
unsers Gottshauses als welchem der vergangne Herbst
gar wenig eingetragen auch der zue kommende nit mehr
zue geben antrawet: dessen korn kasten ohne die
heurige in kleiner anzahl eingesamblete frücht
also entladen, das wyr de facto unser stuckh
brot zue nothwendigem gebrauch mit gelt erwerben
müssen. Uber das uns auch vil andere lebens
mitel an wein vich sulmo sonore fleisch
saltz schmaltz sambt der kleidung die alle
mit gelt (welches wyr wegen eüserster noth getriben
148
zue entlehnen, und darmit das Gottshaus so ohne
dis mit schulden nit wenig beladen noch mehrer zue beschwerren
gezwungen werde) bekhomen müssen, werden ermanglen.
Dessen zins gefehl rent gültten so ungewüss
und ohngangbar das innerhalt 3. Jahres dem
selbig nit 500 fl in allem zue komen. Welcher ursach
halber wyr ohne das gesinnt gewesen bey E. Frl.
Gnd ja auch gar Ihrer Ertzfl Dlt unserem
Gndgst Landtfürsten und Herren umb ein gdst
Rath und hilff underthenigst anzuelangen µ.
Dise und andere beschwernus insonderheit
auch der gefahr die wir wegen Uberlingischen
Comendanten teglich auff uns hatten nachdeme
mein Gdg Herr Praelath schrifftlich an Ihr Frl Dlt
gelangen lassen, ist auff desselbig bitten
uns mit der gleichen exaction und ferneren contributionen
zue verschonen so vil ausgericht worden das
83
dergleichen hernach nichts mehr gesucht oder attentiert
wurde.
Und dis sseye von dem wesen
der contributionen hiemeit in eines suma
zue genüg angedeutet.
Gleichwol hab ich under anderen schrifften auch
volgenden brieff jedoch ohne benambsung des jahres
funden darrinnen Herr Praelath bey dem Ordinario
sich beflissen die angemasse contribution oder vilmehr decimation abzustellen.
149
„Edl Vest µ.
Gelangt das mein schreiben darumb an den Herrn
Obervogt weilen Herr Decanus Ruralis zue Hergatzweiler auch H. Camerarius zue Wangen mit Ihme
unlengst bey mir gewesen fürtragendt wie das
Ihr Bäbstl Hayligkeit von allen Clostern und Pfründen µ
Decimationem annuorum fructuum zue dem
im Reich schwebenden krieg zue begehren vergunnt habe
und die execution von Ihrer Frl Gnd Bischoffen
zue Costantz zue ergehn lassen Ihnen anbefohlen
seye. Weil ich dan Ihrer Deputation khein antwort
und bescheid hab geben khönden in bedenckhen das ich sonst
vil gravamina leiden muess so ist mein frl ersuechen
an den herrn er welle ohnbeschwert volgende gravamina
in bester forma fürbringen und mich von solcher
Decimation ledig machen.
Erstens weiln daas Hochlobl. Haus Oesterreich
schutz- und schirmherr ist uber mein Closter und ich
iährlich alles zue rechnen uber die 160 fl reichen mus
und ohne deren vorwissen nichts darff hierinnen thun
weil ich nit weis wan ich mehr contribuieren mus wie
dan ich schon 1500 fl hab müssen darleihen und auffnemen.
Wan dan ich mit zwo rittern solte heimgesucht werden
were es ja zue schwer.
Zum andern weil ich sonst alles zue erhaltung
und rettung meines Gottshaus an das wasser
wenden mus will geschweigen die schwere hageljahr
welche grossen schaden thun und grad heurigs jahr
leider den halben theil einkhomens verhergt und zerschlagen hatt.
150
Zum dritten weil ich in wehrendem krieg kheinen zins
und gülten khan einbringen weil man den unerthanen dise gnad
hatt mitgetheilt (wie sie für wenden und auch khein
Gandt noch Pfendung zue gelassen wirdt) sonderlich
im Oberlandt µ das also zue besorgen, muesse alle
dise zins dahinten lassen und ohne das beschwerdt zue werden
den lehentrageren von denen das Gottshaus das beste
einkhomen die musqueten (quibus supra) und
schitzen Röklin von den zinssen bezahlen.
Lestlich wan mein Gottshaus also solt beschwert werden
müste ich necessario die zall der Conventualen
minderen alias as alienum cum sumo damno Monasterio
84
ctrahendum et? Ist derohalber mein und meines
Convents frl und demütig ersuchen und bitten
an den Herrn solche und andere Motiva (welche
H. Doctor Ehrlinholtz ferners anzeigen würdt) günstig
und genedig erwegen und unsers Gottshaus fromben
und auffnemung helffen mehren und die sachen einem hochlobl
gaistlich Rath fürtragen und ein gl und gnedige
antwort lassen zue komen. µ
Dem Edlen Vesten Hochgelehrten Herren Henrico Pflummern
G.V.D. Ihro Frl Gnd Bischoff zue Costantz
Geheimer Rath und OberVogt zue Meerspurg µ
mues allem nach damahlen Jacobus Fugger in der
Bischofflichen Regierung in wehrenden Püntner Krieg
gestanden sein. Im übrigen ist mir der hierauss
ervolgende effect nit bewust, vermeine aber
gehört zue haben das dise decimatio dergestalt eingestelt seye worden,
das man mit 60fl so geliffert worden zuefriden gewesen.
151
Besonders weilen wyr nie nichts von dem Alten Herren WohlSeelig gehört haben oder in seinen schrifften verzeichnet
in der ausgab gefunden. die obige 60 fl noch laut
schreibens so hab No. .... Zue endt alhie zue finden.
Im ubrigen hatt man Anno 1645 in den 4
herrschafften zuemalen auch in Tyrol widerumb
ein personal anlag gemacht und dessen einkhomen
an das volckh so alhie gelegen angewendet.
In anno 1646 haben sich alhie in die 1000
man ein zeit lang befunden von denen bald hernach
600 entlassen worden.
Interim dominierte der Comandant auff Hohentwiel
nach seinem gefallen als das er auch allen stetten
so er under seiner contribution hatte bevelch
gabe das sie müstenvein stuckh von ihren mauren
zue bboden stürthen und die Statt frey und offen
halten. Nit weniger gegen November
hinauss nach deme der feindt ohnverrichter sach von
Augsburg abgezogen und so wohl bayer als Schwabenlandt von newem ausgeplünderet und unserer
Marckh feindtlich zue genahet hat man in eyl
den 3. Ausschutz an S. Catharina Tag erforderet
die aber nach ihrer gewohnheit alsgemach herein
gedaplet und die posten allerorth gleichwie auch
in Tyrol geschehen besetzet und verwahret
152
Demnach aber die allierte Schwedisch und
Französische völckher im marschieren hinabwerts
sich von uns abgewendet hat man widerumb
von unserem volckh naher hauss entlassen.
Hatt aber nit lang gewehret sinemal als die
traurige zeitung alhie erschollen das selbige völckher
85
sich widerumb gen uns gewendt hatten und im
völligen marsch herauff werts begriffen waren sind
abermaln die 3 ausschütz aber schlecht genug
und langsam erschienen. Under dessen hielt
sich General Feldmarschall Wrangel im Haupt
Quartier zue Leutkirch auff von deme schickte er
zue zwey underschidlichen malen seine botschafften
und brieff für das erste mal für 4 regiment
quartier fürs ander mal ein namhaffte anzahl
zum wein und brett es ist aber ihme niemals
ein antwort von hierauss ervolget. Darvon
redete man ungleich, etlich hielten darfür man solte
bey so gestalten sachen und so übler bestellung in
unserm vatterlandt güetiglich mit dem feindt tractieren
und in ein und ander weg ihme begegnen:
andere wollten nichts von der gleich ding durchaus
anhören. Under dessen wie gesagt wirdt hatt
Obrist Äscher die original schreiben in seinen handen
und sackh behalten oder gar verhaltten wöllen
und ist dessetwegen von gemeinen Landt und
Kriegsstenden und Räthen nichts hauptsächlich
und gründtlich wie es sonsten billich hette sein sollen
abgehandlet und in ein und ander theil berathet
worden. Weil dan er Feldmarschall durch
dises veracht und offendiert sich stellete, gleich wohl
vermeint man für gewiss er habe nur mit disem
fuad und ungrund ursach und ein schein habender
ursach wider uns zue gehen gesuchet. In
warheit aber ward er theils höchlich verletzet
umb weiln ihme die Kayserische Obristen
darunder Obrist Caspar der fürnembste war
grossen schaden besoonders in Kempten erwisen und
seinem volckh aangethan. Theils aber von dem
schatz der hierin geflehneten frembden güeter
zue solchem feindtlichen intento angelocket.
Dan nachdeme in dises 1646 jahr im December
der Obriste Leutenambt Pissinger mit 900
pferdten darzue sich in ein und 2000 pawren
(welche die Schwedisch für Bregentzer pawren
erkante und also nannete) retrierten die
Statt Kempten nach vierstündigem gefecht eingenommen,
8 standards und 2 feldstuckh erobert, darfür
die schwedischen von der Statt nochmals 24000
Reichsthaler mit betrowung des brandts begehrte,
den schaden zue ergentzen. Und hernach widerumb
unser jetziger Obriste Caspar Schoch mit seinen
reitteren und anderem landtvolckh (das aber 2
mals denSchwedischen hatte müssen Bregentzer pawren
sein) die Statt Kempten mit list und gewalt
ein bekhomen.
154
86
Man hatt sonsten auch den feindt irritieret in deme die Bregentzer
so am Kalbfehl gelegen auff ein zeit in die Statt Ysne eingefallen
von danen vil früchten dem feindt abbruch zue thun (Rand: wie sie ausgaben) entführet.
Sie haben aber selbige die fürnembst in sonderheit nit ans gemein
wesen angewendet sondern haben sie zue ihrem privat nutz applicieret
und zue gelt gemacht - Äscher, Vögel und Petter Jost &c.
Ich erachte alhie nutzlich zue sein den innigen standt
in welchem vor des feindts überfall unser wesen
sich befunden zue beschreiben.
Für das erste hatten wyr alhie unseren Vogt
in der gefencknus im Tyrol verstrickt und
der ursach halber abwesendt. Da iedoch vor disem
sein herr vatter seelig als Vogt bey solchen
gelegenheiten sich wie billich war dapffer und manlich
mi rath und thatt, wie ein trewer Vatter
des Vatterlands finden lassen. Jetz aber wardt
unser Vogt von menigklichen verachtet und hindangesetzet, zue des KriegsRäth mit gezogen
mit einem wort hatte nichts als den lehren
und blossen titel eines Vogts an ihme erscheinen
lassen. Gleichwohl er selbst an disem allen
155
mehrentheils sein aigen schuld getragen: dan ein solcher seltzamer
Humorist ware er, das vast niemandt mit ihme sich köndte vertragen;
man kundte ihn mit ehr und titlen nit gnug ersettigen und bestendige
freundt- und nachparschafft behalten. Er truge grossen unwillen
wider den Obrist Äscher, wider den Wachtmeister Vögel,
wider die mit-beambte fürnemblich den Ambtman Yelin,
die unbeliebige händel, mit beruffung zue offentlichem
duell, mit zue werffung des tautzens uff den paren
kurnus hinauss, mit trewen und schelten etc
gegeneinander vollbracht haben. Vil weniger khontt er
sich ebnergestaltt mit hiesiger statt verstehen oder vergleichen,
das also hierinn ein lauters ellendes chaos gefunden
wurdt. Bis endtlich er H. Vogt Franz
Andreas von Raytnaw mit seltzamer, bey uns ungewohnter
ohnerhörter manier (darvon vil zue sagen und zue
schreiben wäre) Anno 1646 durch Obrist Keller, Haubtman Halbensteiner und P. Henricus Wageneckh Jesuitern
in seinem selbst aigen schloss in d’Fasnacht gefenglich
angenomen, in eysen geschlag mit banden angefesslet
mit traurigem spectakel durch unsere statt und landt
naher Ehrenburg ins Tyrol geführt und is uff 1650
in underschienen orthen verwahret worden bis er
endtlich von Ihrer Ertzfrl Dlt perdoniert und
auff freyen fues gestelt wurde. Und als er naher
Laureto gedachte zue reisen underwegs erkranckete und
mit grosser rew und layd von diser weltt verhofentlich
glückhlich und wohl abscheidete.
156
Die beste sachen aus Hoffen an silbergschir µ sind naher
Insprugg abgeflogen und weis nicht weme zue
87
nutzen (ob Gott will nit schaden) komen, die übrigen
157
soll hernach der Schwed mehreren theils bekhomen haben
auff dem Ambtshaus dahin sie transferiert worden.
Darvon man zwar gar ungleiche reden gehen hatt lassen.
Im übrigen hatte man ein grosses mitleyden mit diesem gutten
oder vil mehr armseeligen herren weil man gesehen
das er vil mehr aus schwacheit als bosheit geirret
dan er hatte ein verderbte melancolische und
allerdings corrumpirte lunatisch oder gar narrische
complexion und natur als das auch die erfahrne
medici darfür gehalten er seye mehrmals sonderlich
im gifft einnemung nit bey sinnen gewesen.
[Rand: Solle ihme villeicht vergeben worden sein, oder war von seinem
H.Vatter gleichsam verflucht umb weil er ihme sehr ungehorsam war]
Ist auch neben seinem fehler wan er ankhomen
wie oft geschehen der andacht, eyfferigen gebet
andechtigen ministrieren zue altar, hertzliche beichte
und offentliches bereuen mit hertz klopffen weynen und
auffschreyen µ hoch ergebig gewess hat auch
mehrmalen ohne scheuch gesagt er habe leid an ihme
ein böses laster darumb wolte er das Gott verhengte
das solches ihme in seinen stirnen geschrieben stundt
damits iederman sehe und lese. Er aber dardurch
zur schandt und buess kommen möchte et exauditye µ.
Es hat auch diser verderbte herr nit so hoch
geachtet die jenige sündt welche man in
Franckhreich und Welschland (in welchemn er lang
gewess und villeicht erlehrnet) allerdings ohngestrafft
ubersihet und hingehen lasset. Aber dis will in
den teutschen ohren wie billich übel lauten.
Und diss seye mit bescheidenheit von disem herren geredt
der endtlich als er nach erlangter perdon Loreto gedacht zue
besuchen auff der rais erkranckhet [Rand: circa Mantua] ubi fame & egestate in casae
Rusticanae in grosser gedult rew und puess von danen abgefahren.
158
Fürnemblich zue disem endt dardurch zue sehen wie übel
die unserig sach an seiten des H. Vogts damals
gestanden. So dan fürs andere.
Hatten wyr einen frembden Obrist mit namen Joan
Verner Äscher Von Benningen (der sonsten von seinen voreltern her ein Schweitzer und zwar ein Züricher war)
daher in dise stell von den Jesuiten promovieret
dan weilen man ihme zue Ynsprugg vil schuldig
und er der Camer molest mit begerter bezahlung
war, hatt man für das beste zue sein erachtet
ihne mit diser stell einkomen zue geschweigen µ
und ab dem hals zue bringen. Er war schon gar
alt mit weissen haaren durchauss bekleidet
und dessetwegen zue einem solch gross und schweren
bevelch und ambt desto untauglicher. Liebte die
Schmirbalien und schenckungen, hatte mit seinem wacht-
88
meister Vögel, nit weniger mit dem ambtman und
Statt Bregentz allerdings khein correspondenz und
gute affection, war in seiner ambts verwaltung nit
streng nit eyfferig und ernstlich genug, hatt den
Stenden und besonders dem Ambtman Yelin
den zaum vil zu weit schiessen lassen, dahero geschehen
das man ihn nit geforchten und er ambtman es
durch sein nachsehen so weit gebracht, das er
obriste vil mehr an sein gnad khomen müste, auch
in den ienigen sachen so zum kriegswesen gehörten,
dergestalt das er obriste müste von ihme ambtman
als welcher die munition und zeughaus in seiner
159
gewalt hatte, bisweilen die kriegsmitel gleichsam
heraus erbettlen µ und zur lifferung derselben nötigen,
darvon vil zue sagen were. Da es leider dahin khomen
das die Doctores Juris (o quam iniqui!) mit hinlegung
der feder uber pulffer und bley, kraut und loth,
stuckh und munititon ohn alle erfahrenheit des
kriegs, den sie niemalen geschmeckt, haben anfangen
im kriegsweesen zue regieren und dasselbig dapffer
hindurch gebracht. O wie mit grossem nutz das
Gott geklagt seye! Es war auch Äscher
mit der obrist stell nit vergnügt sonder beworbe sich
auch umb die vogtey selbsten mit allem eyffer,
die ihme in anno 1646 conferiert wurde, in
deme er solleniter mit lösung der stuckh
so ob dem Guet Lösler gestanden und aus
dem schloss selbsten herab gedonderet haben auffgesetzt. Auch selbigen tag den 10. Aprilis seinem
Sohn Gervasio Francisco mit dem Frewlein Vom
Stein verheurat ein stattliche hochzeit gehalten worden
alda sich vil fürneme Graffen Frey- und Herren
geist- und weltlichen standes befunden haben.
Beynebens hatt er Äscher die posten nit bey
gebürend zeit fürnemblich auff dem Haggen und
Rickenbachs Tobel in obacht genomen und versehen,
die nothwendige kriegspraeparatoria zu werckh nit
gerichtet, weder in dem Schloss noch in der Statt,
160
dan das Schloss ware nit mehr als mit 4 stückhlin,
und kuglen so dartzue nit tauglich waren, und
mit proviant auff ein eintzige nacht gedeilich versehen.
Es waren kheine stendt an der maur herumb
darab dem feindt mit schiessen zue begegnen zue gerüstet.
Nit weniger ist die Statt gantz oed und wehrloss
gestanden ohne thor, ohne gatter, ohne stendt
und geng an den mauren, und durchaus mit
kheinen lebensmitel ausstaffieret und
versehen.
In Rickhenbachs tobel ist khein eintziges vestigium,
gleich wie auff dem bühel des Haggen von aussen
89
her, alda vor disem ein ansehliche schanz gestanden
(in einem aignen blettlin abgerissen), von einer
schantz oder vorwehr zue finden gewessen.
Interim hatt man vilerley Landtäg und KriegsRäth gehalten, darbey umb vil 100 fl gesoffen
und gefressen und dennoch der nothwendigen schantzen
auffm Haggen und Rickhenbach Tobel vergessen,
als das Liedlin zue dessen endt ausgang lauter thutten.
Er Äscher hatt auch das nit wenig suspicion
verursacht, seiner vettern einer von Zürich auss
abgehendt allhie im Schloss in obermeltem jahr
ein geraume zeit bey sich als ein lieben gast auffbehalten,
an alle
161 (leer)
162
an alle orth und glegheit dis lands mit geführt
und im Schloss selbst beherberget. Der hatt
ia als ein ketzer aller ding beschaffenheit erkundigen
und weiter bringen mögen zue unserem grossen schaden und
nachtheil.
Er Äscher hatt über das mit trewworten sich an ein
und ander orth ohngescheucht verlauten lassen:
es geschehe ihme von gemeiner statt allerhandt despect
er khünde aber wol dergleichen thun als vermerckte
er solches nit wie ein kind, es werde aber die zeit
herbey komen das er solches ihnen werde khünden
ein trenckhen. µ Item als ihme von einem burger
Lucas Entz genant im namen der herren der statt
an seinem tag neben anderem ein zuckherhuet
verehrt wardt sagte er: er thue sich dessen gegen
Lobl. Statt Bregentz bedanckhen er well aber
derselbigen mit der zeit auch ein gasterey
zue bereiten und auffsetzen lassen &c.
Andere dergleichen mehr mit stillschweigen zue übergehen.
Damit aber ich mit dem laster des neids
mich nit einlasse das nur das böse zue sagen
das guet aber zue verhelen anweiset khan ich nit
underlassen auch anzudeuten,
das er Obrist Äscher nit alle schuld allein auf sich
geladen und selbige getragen hatt. Dan neben deme
das er ein andechtiger und dem gebett ergebner
man war hatt er auch sich bemühet notwendige hilff
163
von geworbenem volckh von Ynsprugg auf mit vielfältigem
schreiben und solicitieren zue werben und rund aus
bekhennt das man allhie mit dem bauren und
landt volckh alleinig wider ein gantze armee nit
werde khünden bastant sein, er getrawe ihme
auch nit solche weitläuffige posto mit landt volckh
alleinig zue manutenieren. Nun ist nit guet
und sicher zue sagen, an weme der haubt fehler in diser
sache - verhinderung oder verweigerung - zue tadlen, allein
90
vermuthmassen etliche, es müste einer oder ander zue
Ynsprugg solches begehren zue verhindern oder doch
schedlich zue verlengern zue finden sein gewesen.
Endtlich.
Es sindt auch Ihre Ertzfl Dlt durch dises
einständig ansuchen gdst dahin bewegt worden das
von Ihrer Kaysl. Mtt. hilff begehret und
zue dem ende den Herrn Obrist Caspar Schoch (Rand: 1646 im Decb.)
sambt seinen in die 600 tapfferen rittern
also erworben das er Obriste Caspar sich in aller eyl
naher Bregentz verfueget, und anerbotten, mit darsetzung
seines guet und bluts als ein trewer patriot
zue sambt seiner wohl erfahrenen und bewerten manhafften
ritteren dem Vatterlandt beyzuespringen, und in diser
ob dem halss ligenden gefahr zue secundieren.
In deme aber die Stendt auff gehaltenem Landtag
164
sich dessetwegen nit vergleichen khonten, da ein theil den
eher ernanten obristen samb seinem regiment annemen,
der ander aber durchaus nit leiden woltte,
und ob gleichwohl Herr Obrist Äscher, Herr Ambtman Yelin
und Herr Stattaman Adrian Von Deuring µ
und mehr andere hochverstendige ihne begehrten mit
frewden auff und anzue nemen, und solches begehrten
gleichsam mit gewalt auch bitt und betten
hindurch zue bringen, hatt iedoch anderer wider
wertige meinung und votation so vil vermögen
das man ihne Herrn Obristen mit darreichung 600fl
aus dem alhiesigen landt auskauftt und
mit höchstem schaden abgeschafft hatt, darbey etliche
der steurer und annemer besonders aber
Amman Sumer zue Lutrach sich dapffer nach
bauren arth und verstandt brauchen lassen, darab
nachmals das gantze landt und statt getrauret
und unnützliche rew bekomen hatt.
So geths wan man nach pluralitate votorum
sine ratione und nit nach guete und
wohlfarth des wercks providierete ad rave. µ.
Der widerwertige theil brachte für, wie man
an unser seite mit allerhandt mitel, fürnemblich
mit so vil 1000 hertzhaffter man, darunder ihrer vil [im]
krieg gebraucht und erfahren µ, zue gnüg versehen seye,
warumb man erst das vorhin verarmte landt mehr
mit fremdem unnütz unnothwendigem volckh und pferdten
beschweren und erseigern welle und dergleichen mehr.
165
Darüber so wohl Obrist Ascher als Deuring
Stattaman offentlich protestiert haben in aller gegenwertigkeit
das sie ihm fahl Bregentz ubergehen solle und wurde
vor Gott und Manigklich wöllen hiemit entschuldiget
91
sein und die ienigen solches verantworten lassen die
dises werckh verhinderen und zueruckh halten thuen.
Ob man dan nit klarlich sehe? sprach er Deuring weiter,
das Gott disen Obristen durch seine engel hieher
zue hilff in euserster noth geführt und begleitet
habe? warumb man derowegen solche widerumb
wolle aus den henden entgehen lassen? µ. Da man iedoch
mit dem landtvolckh allein nit bastant sein werde,
mocht aber alles nichts helffen. Darauff H. Obrist
sich widerumb von hierauss zue ruckh gewendet
und glaubt man auff heutigen tag für ohnfehlbar
und gewüss, das so fern H. Obrist Caspar mit
seiner reuterey were alhie verbliben, hette in ewigkeit
sich der Wrangel nit vermessen Bregentz anzuerennen,
umb weilen ihme des Obristen und dessen regiments
manier arth list und gewalt nit ohne seinen grossen
schaden khundt und offenbar waren,
darumb soll er Feldmarschall nach deme er vernommen daß
der Obrist Caspar nirgends zuegegen, gesagt haben,
Jetz ist Bregentz Mein. µ
Wan derowegen Obrist Äscher in disem fahl
vornemblich entschuldiget war, sagt man iedoch,
warumb aber er zue manutenierung seiner
ehr und reputation bey gestalt solcher sachen und
166
höchsten gefahren die Obrist stell nit bey zeitten auffgeben
und gleichwohl einem andern uberlassen hab? Darumb
seye er in kheinem weg zue entschuldigen, dan er hette
in solliches schwere und grosse werckh nit dem wanckelbaren glückh vertrawen und auff den äussersten knopff
komen lassen sollen.
Es hatt auch er Äscher mehr maln, weis aber nit
mit was grund der warheit, offentlich gesagt man
habe ihme von Ynsprugg auss mit versagung
begehrter hilff ... [unlesbar] volcks zue underscheidung ... [unlesbar] geantwortet er solle es halt
machen so guet er khünde. Deo gratias µ.
Jetz ist der korb gemachet.
Wir khumen zue dem dritten den die lobsamen
Arlbergischen Stendt, wan sie anderst hierinnen lobenswerth sind, dieselbigen durch ein anderen waren mehrmals
zerteilt und zertrennt in ihrer meinung und schlüssen,
haben kaum einmal recht zuesamen gehalten oder
einander verstehen wellen, hat auch selten oder niemaln
einer dem anderen etwas vor oder nachgeben, sondern ieder theil
sein meinung durch tringen wellen. Die underen Stendt
woltten den oberen in allem vorgehen oder doch gleich sein
in allen dingen da sie es doch nit im vermögen hatten.
Die obern woltten den undern durchaus nichts nachgeben.
Also sindt sie mehr und viel mahl in Bregentz Veldkirch
und zum ... zue samen khomen, haben offt
nichts anderst, als zankh und streit neben kostbaren
92
trinckhen und essen mit des Vatterlands höchstem schaden
167
mit und durch einander angezettlet und im werckh selbst
erscheinen lassen. Underdessen hatt man dem kalb nit recht zum
aug gesehen, bis auff den letzten tag da es zue spatt war.
Die posten sindt der noturff nach nit von den stenden alhier
mit einnemung des augenscheins durchsuechet oder emendiert
worden, haben denienigen so andeutung gethan es seyen alle
posten wohl verwahrt, zue vil glauben geben. Zue deme hatten
die Oberlender auff all begebende euserste fähl disen vortheil,
wie sie ausgaben, das ob schon die underen herschafften
Hohenegg und Bregentz sollten übergehn und eingenomen werden
von dem feindt; haben sie iedoch noch iederzeit gnugsame
raum und platz mit ihme zue accordieren und in leidenlichen accord einzulassen und mit ihme zu vergleichen (wie nach –
mals geschehen). Ich darf auch unverholen alda schreiben
das an disem un- und widerwillen under den stenden aufferwachsen, die Bregentzer und fornemblich Stattaman
Adrian Deuring nit wenig schuld getragen umb weilen
sie aus unmessigen hochmuth (da sie doch das
vermögen nit hatten) angetriben, den Oberlendern sich
vorziehen oder vergleichen wollten und derohalben die Landtäg
mehrmals nur naher Bregentz transferieren und
vorn am brett sein woltten. Welches dan neben
mehr anderem denen Oberlendischen in die nase gebissen und zue
allem unwillen anleitung an die handt geben. Und mit
einem wort auff der warheit bevestiget zue sagen
ware zwischen disen stenden khein hertzliche und auffrichtige vereinigung der gemüther und verstendtnus, noch
168
einige allgemeine für des Vatterlands gedeyende
und obligende vorsorg, in deme man den privat
und nit communen nutz beobachtete und
gemeine wohlfahrth zue secundieren sich beflysse –
darvon noch vil zue schreiben were --Der neben anderen mit grossem verstandt begabte
P. Alexander Capuciner in Bregentz Ordinari Praedig... ,
nachmals zue der Guardinal stell nach seinem verdienst
erhebt, wohl in obacht genomen, und [hat] ohne scheuch
mehrmals ab der Cantzel offentlich gesagt:
So lang sich die Stendt und interessierte herren
nit besser vergleichen, nit besser einander verstehen
und dem Vatterlandt nit succurrieren und vorsehen
werde &c: : werde es ohnfehlbar dem feindt
zue theil und raub werden.
Es sahn nemblich alle zue samen wie hundt und katz
zue thun pflegen.
Ebner gestalt zum vierten hatten wyr ein Obrist
Leutenambt Singer der vast die gantze zeit mit
dem Podagra und Chyragra zue kriegen hatte.
Der Obrist Wachtmeister Vögel hatte grossen misverstandt mit dem Äscher, da war zwischen ihnen
93
ein ewiges und schweres klagen, wie ich in warheit
in eigner persohn vilmals erfahren.
Uber dis alles und zum fünften hatten wir
einen Ambtmann Yelin der mit der Statt
in grösstem unwillen stände, der als ein Doctor Juris
des kriegswesens sich zue vil, da er doch khein einige wissenheit
169
hatte, annam, dem Obristen seine gewalt schmelerte
und alles allein regieren wolte.
Also und gleicher gestalt hatt die Statt Bregentz
und deren Stattaman und Rhät khein affect
khein fründschafft mit dem Äscher und Yelin.
Da war alles gegeneinander gift und gall
und lauter misverstandt und uneinigkeit.
Vil weniger hatt man bey gebührender zeit schuldige
anordnung gemacht mit vorsehung eines magazins
und proviants da doch vil 100 Malter
der frembden geflöhneten frücht vorhanden waren,
aber niemandt nam sich der sach recht an, bis an den
letzsten tag zue vor, ehe der feindt herin khomen,
fieng man an von diser sach zue consultieren.
In deme er Äscher zue dem Cassier Gretler
sagte, er solte sehen umb mitel wie ein redlicher
soldat sein stückh brot gehaben möge, repliciert
er Cassier: er seye Obrister, es seye vilmehr
ihme ambts halber obgelegen.
Ich khans mit meinen augen beweisen die es gesehen haben,
das man am freytag morgen, als der feind eingebrochen,
nit brot gnug gehabt hatt, das man nur den
ienigen an der Newen schantz hette ein Comiss Leiblin
geben khünde, sonder war vonnöthen, das man die soldaten
müste wohl 3 oder viermal abzehlen und die
leiblin in etwa 2, 3, und 4 stückhlin auf
theilen. Darab die soldaten und burger also
170
entrüst worden das wenig gefelt, sie hetten ein offentliche
rebellion erweckhet, und haben sie schwerlich stillen
mögen P. Alexander Capuciner und ich darbey haben
wyr ihnen versprochen und zuegsagt wir wellen von hauss
zue hauss gehen und von den burgern das brott
erbettlen, über das alles brott so im Closter alhie
vorhanden ihnen zue führen lassen. Darab sie umb etwas
zuer ruhe gangen. µ Also schön wardt alles
angestellet under anderen hatt sich Herr Hans Georg
Deuring sambt seinem bruder Adriano Stattaman
anerboten ein anzahl der früchte umb die nach
volgende bezahlung zue lifferen: aber man müst
oder soltte dieselbige erst in die mühle schickhen
und mahlen lassen. Ander meel aber, so in parato anderstwo da
war, hatt nit sollen zue disem endt urspringlich sein. µ.
Vil weniger als oben angedeutet ist, war das Veste Schloss
mit gebührendem proviant und lebens mitlen versehen,
94
das es nit allein höchlich zue verwundern sondern schmertzlich
zue erbarmen ist. Da iedoch unsere liebe vorfahrer
zue zeiten des Schmalikhaldischen Kriegs in anno 1552
das schloss vor allen dingen mit aller noturff
ausgstaffiert haben, wie in einem besonderen orth
zue sehen sein wirt.
Und endtlich war nit allein de Haggen mit gnugsamen
schantzen und vorwehren, sonder auch die ienige so aldort hin
verordnet worden, mit kraut und loth nit gnugsam versehen,
dan ich mit meinen augen gesehen, das nit mehr als
anderhalbe donen pulver an selbigem orth vorhanden gewesen.
171
Jetz dapffer darauff, Lieber Landtsman, als khan
und wirdt man das vatterlandt erhalten, den feindt abhalten,
veriagen und schlagen. Scilicet.
ut retro long... fe...t rusticus ...
Darumben aber soll nit verschwiegen werden das gleichwohl
der Pfender mit gnugsamen schantzen und wehren
zue sambt dem volckh: nit weniger die Claus und
Newe schantz gnugsam und wohl: auch der Haggen umb
so vil wohl versehen waren, so fern anderst unsere leuth
sich der inneren schantz auff ietz ermeltem Haggen bedienen
hetten wöllen und sich nit so freuen: als vermesslich
auff das freye flache feld hinauss wider ein gantze
Armee gewaget hette. Dan gleichwohl war vorhandten
erstlich ein auffziehpruggen mit etlichen nebendt pfälen
verwahret: es halffe darzue der enge und kaum
zweyer menschen fähiger weg und strass: ausser
halb der brugg war ein schantz mit groben palisaden
einem schweren gatter und blockhaus darauss
man komenlich die angehende feindts völckher
gleichsam – glidsweiss antrettendt - mit geschützen
hinweg heben kündte und ihne den zuegang sperren
und verleiden. Der glegenheit aber man sich nachmals
gebürendt nit bedient hat. Nit weniger hatt
es an geistlichen Übungen Bitten Beten Creutzgang
und vil anderen angesteltten Gottsdiensten nichts ermanglet.
Es ware auch durch ernsthaffte verhandlung Herrn
Stattammmans Deurings und anderen das Fluchen, Schweren,
Vollsauffen, Gotts172
Gottslesteren, Dantzen, Springen, und all andere unzimligkeit so vil müglich war abgeschafft und streng abgestrafft
und ist glücklich das dise heilsame mitel bey dem liebreichen
Gott so vil vermögen, das auffs wenigst wir vil
milter aus vätterlicher obsorg als etwan andere in Schwaben
und benachbarten lender gesessne von ihme in gnaden
beobachtet worden.
Es war auch an etwelchen, auch gemeinen burger
und landtsleuthen nit grosser mangel die ihr best
wie man sagt gern mit darsetzung leib gueths und bluts
95
gethan hetten. Under welchen nit wenig gewesen die
aus erfahrenheit des kriegswesens, welches sie vil zeit
in underscheidnen als niderteutsch- und welschlandt
versucht und gekostet, offtermals sich bemühet und beflissen
haben, etwa mit einem heilsamen rath dem Vatterland zum besten beyzuespringen, die fehler an einem
andern orth anzudeuten damit sie emendiert möchten
werden. µ. Und soll dis et cetera nit vergebens daher
gesetzt sein. Aber man hat sie trutzenlich angesehen,
ihnen khein glauben geben, auch etwan ein straf
und thurn, damit sie stillschweigen erlehrnen möchten,
angetrewet und das maul verstopffet.
Und ist eins für alle wohl gewüss das der gemeine
burger und landtsman das seinige redlich
fürs Vatterlands errettung praestiert hette, so fern
man selbigen recht und gebürender weiss zue
der gegenwehr angeleitet hett.
173
Nun aber ward die stund der finsternuss und verdienter
straff vorhanden, darumb nahete sich auch der feindt gegen uns,
und indeme wir nit ohne forcht und schreckhen theils die brunsten
von weithem ersehen, theils die wider wertige zeitungen
von einnemung eines orths nach dem andern mit trawer vernomen,
fürnemblich an Sancti Stephani Tag bey alhie gehabter
malzeit die beambten und stattamman sambt
anderen grossen den bericht bekhomen, das Ravenspurg,
Wangen µ nur mehr in Schwedische gewalt gerathen
und vermutlich sein intent auff Bregentz gesetzt habe µ,
als ist iederman auch bey guetem wein klein laut,
und ist das lachen teur worden. Man thette der gleichen
als wolte man sich dapffer haltten und wehren, aber im
werckh selbst war wenig krafft vorhanden. Darzue
schlug auch die unverhoffte zeitung der nähung des feindts
unsere unordentliche ordnung und mit einem wort die
gantz aigentliche CONFUSION, da niemandt
mehr wiste was zue thun oder zue underlassen were.
Man berüffte mit allerhand manier der Herrschafften
völckher naher Bregentz aber es ging schlecht
und gemach her, besonders mit den Oberlender und
Montafauner: die ausserhalb der Claus gesessne
in der Herrschafft Bregentz und Hohenegg hatten mit ihnen
selbst zue schaffen, ihr sach aufs möglichest zue retten.
Die Bregentzer Wälder, nit weniger die am Sultzund Riffensperg &c., hatten gnug zue thun in besetz174
bewahrung und defension ihrer vilfaltig posten,
besonders in Krumbach, Rohrmoss und anders
wo mehr. Das also und der ursach halber vil
volckh hinderhaltig worden das es nit naher Bregentz
gelangen mög. Umb weilen man nit wüste wo der feindt
durch zue brechen gesinnet ware. Also besetzte man zwar
den Pfender allerdings mit 1200. Nit weniger den Haggen
96
ohngefahr mit 400. Die Newe schantz meinem augenschein
nach mit 300. Nit weniger die Alte Clauss mit
300 oder mehr mannen. Des Riggenbachs Tobels
aber hatte man allerdings vergessen und sindt dahin
am Donstag vor dem Übergang kaum über 10 persohnen
abgeordnet worden. Des vesten und gewaltigen Schlosses
ist allerdings nie gedacht vil weniger selbiges gnugsam
versehen worden. Bey gestalt solcher ding ruckht der
Vormarsch der Schweden
Feldmarschall Vrangel auff Ysne zue von Leutkirch
am Di. 1.1.1647/22.12.1646 bis Isny,
mit etlich tausendt man und etlichen stuckh sich erhebendt,
last nit unlengst hiernach den unserigen, so under deme
guberno Wachtmeister Vögels an dem Kalbfehl
ohnfern von Ysni lagen, erbiethen sie sollen ohne verlengerung solchen posto verlassen und sich bis morgen alda
nit mehr finden lassen. Darab sich die unsrigen also
entsetzet, das sie voller forcht und schreckhen von obigem
orth, so sonsten für ein gantze armee nit bastant,
auch nit zue disem endt angesehen war, den 2. tag Janu.
am Mi. 2.1.1647/23.12.1646 bis ca. Scheidegg,
abgezogen oder vil mer geflohen sindt.
175
Den folgenden tag befindet Vrangel mit seinem volck
und stuckhen das Kalbfehl gantz lehr und entblöset,
marschiert durch das Algew herunder mit grossem schaden
und lasst uns von weitem an dem Mitwoch zu der
nacht die leidige brunsten in die augen scheinen.
Das vilen zue zeher die augen billich bewegt worden.
Am Donerstag darauff begibt er sich herunder
am Do. 3.1.1647/24.12.1646 bis Hofen, und
bis in das Schloss Hoffen und selbiger gegend herumb
und am Fre. 4.1.1647/25.12.1646 bis Bregenz.
und lagert sich für die Clausen. Underdessen
war es ein kleglicher jammer wegen der veriagten
und hierin fliehenden leuth die mit beweinlichem
specdackel ihre weib und kindt, haab ross und vieh usw
auf dem rugg, auff karren und wägen und
anderwerts getragen, gezogen und geschleifft. Da war
ein abschewliches wesen in deme die unschuldige kinder
wegen eilens und versteckung der strass under
vilen wägen herunder gefallen zertreten und von
den rädern und pferdten zerfleischet worden.
Und war ein trauriges heulen, schreyen und
klagen. Die Schwedischen volgten ihne auff
dem fues nach, haben auch vil aus ihnen ertappet,
geplündert, gefangen, und nider gemacht. Und weilen man
notrungenlich die Claus versperren und vermachen muste,
sindt vil ross, vieh und wägen vorraus in den
strass und wegen stehen bliben und dem feindt zue theil
worden. Pater Joannes Vemurkh und ich
176
waren den selbigen nachmittag auff den Haggen zue
dem volckh mit grosser mühe durch dickhen schnee und
enge wege gestigen, selbige zue besichtigen und zue trösten,
Ihnen nach unserem vermögen zue zuesprchen und zue defension
des Vatterlands anzuemanen; mit andeuten, wie sie
97
für ein intention und meinung formieren uber ihre
sündt, rew und leidt, mit vorhaben selbige mit nechster
glegenheit zue beichten, tragen. So lang und so fern
sie bereit seyen solchen zue willfahren, sollen sie allesambt
zuemal (dan sie in der ordnung gestanden)
mit uns auffschreyen „Jesus und Maria“,
welches sie zum dritten mal von hertzen überlaut
ausgeruffen. Wyr haben auch, zue allernechst
neben den feinds völckher, der ienigen so es begehrten
(es waren aber der selbigen vil uber hundert persohnen)
beicht angehöret und darüber absolvieret.
In deme sie auch sametlich in der ordnung standen
und unser ermanung angehört hatten, sagte einer under
ihnen: Herrle weilen wir bey diser glegenheit nit
mehr alle beichten khünden, wie were es, wan ihr uns
grad alle zue mal absolvierten ---- ? Ich aber
hab solches zue thun damals abgeschlagen, da ich iedoch
villeicht solches nach etlicher Cas[u]isten meinung
wohl gethan hette mögen. Aber bey solchen gefahren
und confusion ist nit allzeit die beste
vernunfft und wissenheit vorhanden. In deme nun
wir sehen den hauffen der feindt immerdar
177
vermehret werden, sindt wyr baide auff anmahnung des
Herrn Haubtman Zürchers von Pludentz von dem berg
herab gestigen und uns zue dem Herren Obristene und gesambte
Kriegsräth in des Grettlers haus verfüget, umb
mehrere munition, kraut und loth, und auch umb succurs
an volckh zue solicitieren. Darüber man in
der mitleren nacht andere hundert man hinauff
comandieret, die aber mehreren theils frembde und
fliehende pawren waren und vil mehr zum krieg
genöthigte persohnen gewesen, und ist aus disem
succurs kaum der halbe theil auff dem Haggen angelanget.
Die ubrige sein mit hilff der nacht aus furchtsamkeit
darvon geloffen. Allein der trewe hauptman und held err
Heldman von Veldkirch gepürtig oder doch alda wohnhafft,
der hatt die übrige zue streitten dapffer und manlich
angemanet mit bitt und begehren sie sollen als trewe
patrioten und verfechter des vatterlands von ihme nit
weichen: weiln es ihnen vil rühmlicher seye also ehrlich
zue streitten und zue sterben für das vatterlandt, als
schendtlich in die flucht sich zue begeben und dem feindt
alles in seine hend zue übergeben.
Zue vor aber als umb den mittag am Donerstag
ist ein grewliches lärmen entstanden, das nemblich
die feindts völckher in Rickhenbachs tobel schon durch
brochen und sich desselben posten bemechtiget haben,
auch albereit im herunder züehen begriffen weren.
178
Da fieng man an zue fliehen, zue zitteren und sturm
zue schlagen. Und war aller orthen grosser jamer und klag.
98
Und weilen ein nit geringer theil der feindts völckhe
aldorten ein versuch gethan angesetzt und den posten
gantz offen und unverwarth befunden. Und so derselbige
sich seines vortheils bedienen hette wellen, were noch
an selbigem tag Bregentz noch handtlicher ubergangen
und vil grösser unheil geschehen. Weiln aber es den
Schwedischen am hertz oder anderwerts damals gemanglet
ihnen auch ein fürnemer offizier von den unserigen
so an der zahl gar wenig waren sich aber dapffer
wider setzten, erschossen und beraubet war, sindt
sie widerumb zue rugkh gezogen. Darauff sindt
die burger hauffen weis dem Tobel zue geeilet
haben anfangen die brugg abwerffen,m die strass verfellen
und die wacht gnugsam versterckhen und verwahren.
Under dessen war ein immerwehrendes flühen und flöhnen
ane leut und güeter gegen dem Ober- und
Schweitzerlandt: gleichwohl die reichist und fürnembste
herren ihre sachen schon lengest in die sicherheit transferiert hatten, als die Herren Von Deuring, Herr Ambtman
Yelin, Hans von Ach µ, die Statt Bregentz selbst
zue sambt dem Obristen Äscher, der mit seinem Weib
die beste sach am Donarstag in die sicherheit abgeordnet.
Nit weniger hatt ab der gleichen exempel das Gottshaus
ein wahrnung genomen und neben den brieffen und
179
besten kirch ornaten, heiligthumben und etwas von
silber geschirren, ein taag 2 oder 3 vor dem ubergang
ins Schweizerlandt überführen lassen. Deme an dem Donstag
darauff der H. Praelath Placidus in d‘ Gottshaus
mit dem Herrn Praelathen Joannes Yselin von Ysne,
Patre Anselmo Rueff Conventuale alhie, und Patre
Philippo Branson Conventuale von Ochsenhausen,
so mit kranckheit behafftet war, nachgefolget und
bis naher Thal im Rheintahl sich begeben, den ferneren
ausgang des handels zue erwarthen.
In wehrender darauff volgender nacht hatten wir
ins Closter alhie die übrige beste sach an leinwath
und anderem mehr zuesamen gerüstet in die truhen
eingemachet mit hoffen, man werde selbige den nechsten
tag in dem zue solchem endt vor handt auf besteltem
und in etlich wochen eglich salerierten schiff
mit etwas wein korn vieh etc einfindig khünden machen
und anderst wohin transportieren möge.
Aber die zeit ist uns zue kurtz worden und die ungestüme
des wilden Sees gantz wider wertig gewessen.
Die nacht hindurch hatt es theils geschneit, theils
einen dickhen dunst und nebel gehabt, und haben
die vielfeltigen wachtfeuer ausserhalb der Clauss
nit ohne grauss uns in die augen geschienen. Wir erwarten
samentlich nit ohne forcht des tags und dessen
anfang oder ausgang und was daraus welle werden.
180
99
Ich sambt dem P. Ildephons Schwartzen, Conventualer alhie,
begaben uns in aller frühe mit einem wagen naher Riedenburg
dem Schlösslin, neemen von deme mit vorhergehender
bewilligung des Junckher Friderich Steurer µ.
auff die zehen oder zwelff ansehnliche stückhlin doppelhaggen und rohre, und führen selbige naher Bregentz
dem Obristen zue, der sie endtlich nach langer verweilung besichtiget und an underscheidne orth aufgetheilet.
Wyr schickten auch in der nacht und volgender zeit
einen Patrem nach dem andern naher Bregentz die
kundschafften ein zue nemen. Under dessen haben die
pawren auff dem Haggen alle ihre rohr los gebrandt
und zum kampffe sich gerüstet. Es war aber
sehr kalt, darob jederman ubel erfrohren, also das
sie kaum die musqueth haltten vil weniger wohl
brauchen mochten, sindt die gantze nacht hindurch im
schnee gestanden, von frost, nesse, hunger und
anderen ungelegenheiten ubel conditionieret und zum
wider fechten gantz unbequemlich. Begeben sich weis
nit durch welches schlimmen Spaniers Jacques
genant ordnung und befelch auff das flache freye
ohne einige vorwehr oder schantz zuegerüste
feld oder blatz gegen einer solchen arme und
stellen sich gegen den feindts volckhern in die
ordnung und waffen. Dergleichen thaten auch
die andern landtsleuth. So auff der Höhe und
oberen Haggen under dem Heldman gewesen.
181
Die haben samentlich des feindts ankunfft und anlauff
zwar nit ohne schreckhen erwartet.
In dero weilen sasse der Obrist Äscher gantz verwirret
und allerdings nit mehr bey ihme selbsten gegenwertig in
des Gretlers quartier, schriebe underschidliche bevelch
auss, fürnemblich das khein einiger burger, landtsman, und soldat nit solle flühen oder ausweichen bey verlierung
leib und lebens auch haab und guets, sonder sie alle
sollen zue und beyeinander steiff redlich und tapffer
als getrewen Ihrer Ertzfrl Dlt underthanen gebühret
bis auff den letzten blutstropffen haltten und das
Vatterlandt bey vermeidung höchster ungnadt helffen
handthaben und erretten.µ Und liesse solches auff der
trummen ausrueffen, obs gleich wohl ihrer wenig gehört,
vil weniger gehaltten haben. Endtlich auff viles
ermanen und nöthigen ritte er Obriste an die Clauss
hinauss, den begleiteten die die Zellerische oder Rostische
ritter (so in allem 80 waren). Es zugen auch
mit etwelche herren und graffen, als der von Embs
Carl Friderich, Herr Graff von Künigsegkh,
sambt mehr anderen Frey-, Edel-, und Herren so
mehrertheils herein geflohen waren. Die ritten in ihren
federn feldzeichen und pracht auch mit trompetten
klang zwischen den beiden Claus schantzen hin und
100
wider, thatten mit ihren Geulen gewaltige sprüng
in lufft und woltten den feindt einsmals todt haben.
182
Die soldaten aber an der Newen Schantz waren erfrohren,
gantz nass und matt, auch hungerig und verdrossen,
das es wenig an einer offentlichen auffruhr gefehlet hatte.
Es war zuegegen ein veslin mit wein und etwas wenigs
an brot, das khundte man nit theilen und ist wenig
zue nutz komen. Ich auff begehren Herrn Obristen Äschers
celebrierte in dem wachthauss und nach vollendeter
Mess fing ich an, aus der Epistel, so in der Mess aus dem
Propheten gelesen wardt, dem volckh zue predigen,
sie anzuemanen, zue trösten, zue versicheren, das sie werden
die oberhandt gewinnen, die hoffarth des feindts stürtzen
und zue nichts machen, umb weilen Gott d‘ Herr gesinnet
seye ohne allen zweiffel das ienige übel so er uns
angethan, gedacht ware von uns abzuwenden und
zue widerruffen. In diser wehrenden übel gerathenen Prophecy
lauffen die Schwedische sturm vs. Oberstaig.
Die unserige so auff der höhe studen veriagen sie,
umbringen die in dem thal stunden das ist die ienige
so im feld auff dem underen Haggen sich befunden,
nöthigen sie und iagen sie eben in selbigem und erstem
sturm und angriff in die flucht, machen ihrer vil
nider, sprengen sie über die gehe und hohe felsen
hinauss und schreyen ihnen schimpflich nach ‚flühet
flühet ihr bawren‘ und mit solchem sagen
schiessen sie bald disen bald jenen in den kopf. µ
183
Wir hörten herunden an der Newen Schantz, das die unserigen
ein wenig zuvor über die felsen herab geschryen
Munition - munition - Succurs - succurs. Da will
der elende Äscher erst solche munition und
succurs den ienigen zueschickhen so albereit geschlagen
und flüchtig waren. Es hat auch wenig gefelt
so wenn von unserem Volckh auff dem Haggen khein bein
darvon komen, dan die Schwedische hatten die höhe
überstigen und haben durch ein anderen weg bey
dem Propheten, wie man ihn nennet, die unserige
in der schantz mit allen denen so im feld waren,
auff dem Haggen einschliessen und sie also in die
kluppen bringen und auffreiben wollen. Der Haubtman
Heldman verhielte sich dapffer und ritterlich
wolte sich nit ergeben, auch khein quartier nit annemen,
bis er endtlich nider gemacht worden. Nit weniger
weniger [sic] hatt sein dapffers gemüth und redlichkeit
sehen lassen Landtaman Ronberger von Dornbühren der sich gleicher gstalt manlich gewehret
und sein trew mit seinem blut bekreftiget.
Es haben auch die Dorenbürner zum besten sich gehaltten
und zum letzten in die flucht sich begeben und
ist dem feindt von den unserigen auch etwas schaden
101
widerfahren, fürnemblich da ein Capitän Officier Wrangel,
des Feldmarschals nechster vetter, todtlich verwundet
(dessen leichnam ins Gottsacker vor Lindaw getragen worden)
184
und sambt ihne etlich gemeine soldaten gebliben.
Und der Maior vom Obrist Daniel Werdre durch den
mund geschossen und etlich andere knecht geschediget
worden. Die Schwedischen aber iagten den
uberblibnen auff dem fues nach, nötigen und treiben sie
wie das vieh die strass hinein naher Bregentz,
angstigen sie in die tobler hinab, truckhen durstigklich
darauff, bekhomen die fraye strassen, die brugg
war nit auff gezogen, und stande der Pass allen offen.
Die flüchtigen zeigen mit ihren fuesstapffen dem
feindt den weg den berg herab ... und stigen die Schwedische [von]
ihren pferdten, führten und zogen die selbige an ihren handen
nit ohne gefahr herunder bis sie endtlich in einer
ansehnlichen anzahl zuesamen gerathen; da haben sie sich
schnur stracks der Newen schantz zue genahet, finden alda
schon alles in der flucht begriffen, reissen etliche fahnen
von der schantz hinweg, ubereilen die flühende,
machen ietz da, bald anderstwo, disen und ienen nider,
ohn alle barmhertzigkeit, und erfüllen die strass mit
todten cörper und begiessen sie mit vilem blut.
An unser seiten weil die Schwedische den berg herab
krochen, schlagte man vergebenlich doch erbermlicher weis
sturm in allen tührmen und gloggen, und vermanete
man das volckh vergebenlich zur gegenwehr. Alles
war mit schreyen, klagen, und erbarmnus angefüllet.
Etliche so den schiffen zue gloffen, dardurch ihr heil zue
185
zue salvieren, haben ein schiff mit vile des volcks überladen
und sindt gantz kleglicher weis in einem augenblickh [Rand: mit uber ... persohnen]
zue grundt gangen und niemals mehr gesehen worden, und
so fern Äscher sich nit aus dem selbigen schiff
begeben hette, ware er mit ihnen undergangen.
Aber wer will meiner feder gnug feuchtn nit so vast von dinten
als blut vergunnen, dises elendt gnugsam zue beschreiben,
das ihme kheiner khan einbilden als der solches gesehen und
erfahren hatt. Der Äscher wardt zeitlich gefangen
und dem Feldmaschall Vrangel zue gestellet.
Die gassen und strassen und all andere weg waren uberhäufft
mit flüchtigen frembden und einheimischen leuthen. Alles
war uberhäuffig mit menschen, pferdten, vieh, und wägen
angestecket Die Achprugg möchte die vile nit fassen,
darumben die leuth ein ander wegen des getrengs
hinab in das wasser stiessen und erseüfften. Das
wasser war zimlich gross und mit grund eys angefült,
darinnen ihrer vil, besonders die kinder so den eltern
entfallen, kleglich undergangen. Gleich wie nit weniger
vil kinder, so man in schne hinein geworffen, erfrohren.
Es ware einer dem anderen verhinderlich, die strassen
102
von den wägen verleget, das reitende den fues
gehenden verhinderlich, und hin wiederumb. Underdessen
ritten die schwedische grausam auff die flüchtige dar,
dise fuhren, stossen, schlagen, berauben: iene schlagen und
schiessen sie gar zue todt. Dises elendt hatt sich
186
bis an den Rhein zue Höchst und anderstwo hin erstrecket
alda bis in etlich 1000 menschen, vieh, ross, µ befunden
die alle mit ihren wägen, gutschen, güetere, und
was sie noch hatten, in die freyheit hinüber begehrten
und befürchteten der feindt möcht ihnen auff den hals gerathen.
Herr Ambtman Yelin, Herr Landtschreiber Wegelin,
Herr Pfarherr Doctor Franciscus Turnher in Bregentz,
Herr Haubtman Zürcher, und vil andere herren
und burger wurden gefangen, ubel gehaltten, geplünderet,
und schwerlich ranzioniert etc. einer mehr oder weniger.
Pater Bernardus Rittler Conventual alhie, damals aber
Pfarrer in Grünenbach, geht in aller gravitet
in wehrendem überfall naher Bregentz, als wan
ihme nichts darum zue gefahren were, also nimbt
einem den verstandt ein gehliche beängstigung,
wirdt under weg gefangen, uber die massen hurtigklich
gehalten, durchauss beraubet und schwerlich
dem todt entzogen, dan ihme siben ayen von
den Schwedischen an das haubt geleinet und
angetruwt, er auch hernach in grosser kelte
naher Under Raitnaw geschleppt worden. Hatt im
schreckhen 100 Reichstaler rantzion anerbotten.
Die ubrige Patres so damals zuegegen waren
als P. Henricus Amberg Subprior; P. Benedictus
Baur; P. Bonaventura Liebher; P. Joannes
Unmueth; P. Ildephonsus Schwartz; P. Floribertus
Hueber; P. Lanfrancus Schwartz; P. Mellitus Schweicker;
F. Gregorius Klump Profess.;
187
nach deme sie den ubergang schmertzlich vernommen und
die Schwedische gesehen von dem berg herunder steigen
haben sich in müglichster eyl aus dem Gottshaus,
wohin ein ieder khünde, begeben, der eine da, der ander
dorth hinauss, durch schne, durch die Ach und
anderwerts für und hinder sich gezogen, nit wissendt
wohin sie sich sollen wenden, weilen die soldaten
von Zell (welche für Schwedische angesehen worden
und auch vil leuth geplünderet haben) mit blossen
schwertern ihnen ob dem nackhen gelegen, auch die
Schwedische bald darauff ihnen nach geiaget.
Ein theil bediente sich under ihnen der pferten,
ein anderer theil des wagens, den sie in mitte der
Ach müsten stehn lassen, andere lieffen zue fuess
wie ein ieder vermeinte zue entrinnen.
Pater Othmarus Miltobler, weiln er ihme nit
khündte einbilden das Bregentz sobald solte ubergehen,
103
war ohne sonderbare sorg und legte sich zue ruhe
in sein bettlin. Aber er ist hernach umb
die dritte stundt unsauber von dene auffgemanet worden.
P. Josephy Gloggler ein 87 Jähriger erlebter
Pater blibe in aller stille in seinem stüblin
sitzendt und befahle sich Gott und schetzte
nit hoch die ihm obstehendte gefahr, als gienge ihn
188
der gleichen überfahl nit an und ist an selbigem Freytag,
das ist der 4. January von kheinem menschen nichts leids
widerfahren. Ich war im übrigen noch allein vorhanden,
name von dem P. Subpriore urlaub, mit sambt siben ducaten
so mir hernach das leben erhalten, müsse die uberblibne
consecrierte partickel, verbirge die 4 hinderlassne kelch,
nimm alle schlüssel zuesammen in ein kappen, und nach
einem gueten eingenommenen trunckh rüste ich mich, neben
etlichen anderen so zue uns alhero geflohen waren, als Peter
Joseph Georg und Wolf Grettler, zue der schwedischen
ankunft welche nach zwey Uhren nachmittag mit ungestüm
in den vorderen hoff eingebrochen und in einem augenblickh
den gantzen hoff mit soldaten, diener, gefangnen pawren,
und rossen angefüllet, under welchen einer mit
gewalt die gloggen an der Convent Porten erschüttlet
und in die thür gestossen mit schreyen, man solle auffmachen. Wolfgang Gretler geht zum ersten hinauss,
dem volgete ich mit erschrockhenem hertzen nach, die
übrige thatten sich auch herfür, mit fürgeben sie seyen
Gottshaus diener. Da schreit der vornembste under
ihnen zue uns baiden. Her her da, Ihr schelmen,
Gelt her, Silbergschir her, oder ihr müst sterben.
Und hebt darmit den pistol in die höhe.
Nun wolan, du sacraments pfaff, gelt her,
hastu es nit gehört, silber gschirr her. In deme sie
nun den Gretler -rein ding- an gelt und kleider
aus plünderen, bitt ich auff den knien umb
quartier und fristung des lebens (ob ich gleichwol schon
halb todt war und mir die zung allerdings erstarrte),
189
mit anerbietung ich welle alles das jenige, so ich hab, trew
und redlich hergeben und anzeigen. Nur aber wisse Gott mein
Herr und Richter, das ich dismal nit mehr habe, als dise
7 Ducaten, und reiche ihm darmit dieselbige in die handt.
Und weil sie mir in die seckh unguetlich gefahren, sag ich
weiter, so habe ich noch etlich silberne löffel alda,
darvon nimbt diser und jener ein und anderes.
Und damit sie gnugsam verspürn möchten, das ich redlich
mit ihnen handlen welle, so well ich ihnen noch etlich andere
silberne löffel, die ich verborgen hatte in die hand lifferen.
Nemen mich darauff wie einen schelmen und führen
mich ins Priorat, und nach empfangnen löffeln, sagt
der Capitän oder wer es gewesen, es seye ihme
noch nit genug, es müsse einmal mehr gelt und
104
silbergschirr heissen und geltten. Und soll mich nur nit
lang besinnen. Nur raus mit dem gelt, du schelm.
So bekhenn ich mein schuld, das in solchem schreckh
wenig gefelt, ich hette die 4 verstossne kelch geoffenbaret.
Ich sagte aber „Ach mein gnediger herr was
soll in diser meiner noth weiter andeuten gelt oder
silbergeschirr weis ich einmal nit“ (dan der herr Praelath
was er daran gehabt mit sich entführet). Damit
aber der herr getröstet werde, so will ich ihne in
des H.Praelathe zimmer selbst führen, da wirdt
er vielleicht etwas finden, das ihme eben so angenem
als das gelt selbst sein wirdt. Er aber wolte
nur gelt oder silbergeschir haben, demnach stossen
sie mit schreyen und Bahen die cellen thüren ein,
190
durchsuechen alles und endtlich sagt der officier, „ich sihe
wohl, die Sacraments Pfaffen haben khein gelt“. Nun wolan,
wir wellen in des Praelathen zimmer. In welchem, da er
mit seinen dienern und mit consorten die truhen und
einen grossen kasten mit schöner leinwath angetroffen,
ist all sein wueten gestillet und er gar freundtlich worden.
Ich trage ihm gantz new gemachte seckh zue und
hilff die selbige ihm anzuefühlen bis er vergnügt war.
Die ubrigen klaubten darvon was ihnen beliebig gewesen.
Thut endtlich der mehr angedeute officier auff mein
bitt mit mir einen guten trunckh und heißt mich frl
Gott behueten. Ich gedachte und wünschte ihnen vil
glücks auff den weg. In disem strudel, als Pater Othmarus
in seinem betth dis geschrey und tumult gehöret,
spingt er auff, fragt was es seye oder bedeute,
und da man sagte die Schwedische weren vorhanden,
laufft er eylends der kirch thür zue, reist mit gewalt
das schloss herunder und versteckt sich bis gegen abendt
in dem wald alhie. Die soldaten aber rennen
sporen streichs dem schiff zue, welches gehn
Kempten gehörig, aber vom sturmwind ans landt
geworffen war. Das plünderen sie mit grossem
schaden derienigen, so es zue gehörte, an besten sachen
gantz aus nach ihrem gefallen, haben auch den rentmeister
bis auff das hemet ausgezogen,, und ein guete reiche
beuth alda erschnapet und vil gelt und silber
gschirr bekrieget.
191
In Bregentz und anderen orthen, besonders auff den strassen
gegen dem Rhein, war eben solches elendt, plünderen
und rauben. Fürnemblich war gross gult und gelt
in die schiff, so an dem tham stunden und wegen ungestüme
des Sees nicht vortkommen mochten, eingeladen. Das ist
alles den Schwedischen zue theil worden, und hatten sich
so wohl die einheimische als frömbde, so ihre besten
sachen hierdurch verlohren, höchlich zue betauren.
Gewüss ist, das sie in disen schiffen gantze stiffel voll
105
lautheren goldts angetroffen und allerdings
ohnerschetzlich guett bekhomen. War wol ein elender
handel, das die grimmigkeit des etliche tag aneinander
wüetenden Sees disen schiffen also widerwertig gewesen.
Gleichwohl hetten die selbige ein geraume zeit zuevor
wohl khünden fort gebracht werden, aber Hans Walser
alter Stattaman, aus unzeitigem eyffer wolte
selbige nit fort lassen, andeutendt man solle das
vatterlandt nit mit so vil landt- und schiffleuth entblössen,
deren hilff man zum krieg wider den feindt vonnöthen hab.
Bey diser beraubung in den schiffen hatt den grösten
schaden gelitten der hochwürdige Fürst Romanus
zue Kempten, der damalen nit allein grosses gelt und
guet, sondern auch kostliche und manigfaltige heiligthumb und kirch ornat verlohren. Die heiligthumb
sindt durch die Schwedische hin und her zerstrewt
und mehrer theils in den See geworffen worden.
Es ist auch bey disem elenden wesen zue beobachten was
192
massen die Zellerische ritter für ungelegenheit
angerichtet, indeme sie wie andere Mamaluckhen
zue allererst ausgerissen, die leuth erschrecket,
sich für Schwedisch ansehen lassen und vilen redlichen
leuthen das ihrige mit gewalt entnommen. Under welch
wenig das selbig widerum im Schweitzerland und Costantz mit recht
bekhomen. O des traurigen tags! O des kleglichen handels!
wie soll ich dich weiter beschreiben? Die leut lieffen hin und
wider wie die wilde unvernünfftige thier under deme
fiendt herumb, dessen sich der Generaliss. Vrangel
verwunderet und erbarmete, sprach darum zue ihne:
was seit ihr für törichte leuth, macht euch doch
auf dem weg in die kirche damit ihr möcht erhalten
werden. Under dessen fangt man ihrer vil, disen
schlegt, disen schiesst man zue todt und war aller
orth lauter jammer noth und eüserst elendt;
des ienigen so mit den ledigen und verheüreten weibs persohnen
fürgangen zue geschweigen. O des leidigen wesens!
Der Obrist leutenambt Singer so den posten
an der ausseren Claus inne hatte und sich dapffer
und redlich 2 stund lang mit den seinigen wehrte, als er von den
Schwedischen, so die Neue schantz eingenommen, mit schiessen
angesprengt wurde, und er endtlich verstendiget worden,
das alles verlohren, hatt nothtrunglich sich von dem
posto mit fliehen begeben müssen, und darauff ist
der pass allerorthen eröffnet, und der feindt hauffen
weiss in Bregentz eingeführt worden.
193
Darauff der Feldmarschall Vrangel mit etlich angeführten
troppen und dem Äscher selbsten für das Schloss geritten
und auffgefordert zue eilfertiger ubergebung desselbigen.
Und weilen der Äscher dem Jacob Gropp, einem
burger als von ihm verordneten schloss vogt oder
106
verwahrer, zue erbotten er soll daselbig nur bald auffgeben,
weilen er solches bey Dlt getrawe zue verantworten,
er Gropper selbst auch ein unerfahrner man im
krieg war und villicht niemaln einen todten man
aldorten gesehen, über das alles khein gebührende anstalt
in volckh, in geschütz, munition, und proviant und
anderwerts vorhanden gewesen, ist das Veste Schloss,
das ein ewige schand ist, ohn einigen widerstand
in des feindts handt und gewalt gerathen und
ihme noch selbigen abendt spottlich uberantwort worden.
Darbey auch Hauptman Clas von Halbenstein,
sonsten den lehren worten nach ein gewaltiger eisenbeiser,
hat schier etwas anders gesagt, schlechte ehr auffgehebt das er in ie ubergebung als ein kriegserfahrner und lange zeit zuevor gedienter und
besoldeter hauptman und patriot eingewilliget
und sich wie ein lethfeig gehalten. Es ist auch
vilen und vast allen anderen kriegs officieren ein
immer wehrender spott aufferwachsen das sie im
fliehen die allerersten gewesen und kheiner under
ihnen (der Haggen wie oben gesagt ausgenommen)
194
schwer oder tödtlich verwundet worden, sondern sie samentlich
sindt wie andere (gedenckhe selbst lieber leser wie
sie zue nennen) etcetera darvon geflohen und die
arme burg und landtsleuth im stich gelassen: oder aber
die ienige so etwan von den Schwedischen gefangen worden,
haben sich dermassen mit ihnen vergleichen khünden, das ein
geringer underscheid under baiden partheyen zue finden gewesen.
Vast dergleichen grossen ruhm und ehr -scilicet –
hat verdienet und darvon mit sich im fliehen getragen
der Obrist Wachtmeister Vögel mit in 1200 man
auff dem Pfender versehen, der da billich hette
sollen den ienigen auffm Haggen nothleidenden
(Rand: mit halben theil volcks) secundieren
oder auch dem feindt im herabsteigen in rugg gehn:
aber er gabe für, es seye ihm bey verlierung seines
lebens anbefohlen worden, den Pfender nit zue verlassen.
Uber das weilen ihme das volckh nach und nach vergangen
und unsichtbar worden, hab er allein nichts khünden ausrichten.
Ist also auch nach anderer exempel darvon geflohen.
O der herrlichen rittermessigen Heroen, Beschützer
(oder Bescheisser) des Vatterlandts! Fürnemblich
die zuevor jederman woltten fressen und todt haben,
aber mir wurde nit gnug papeyr erkleckhen so ich sollte
der noturfft nach alles elendt beschreiben. Allein
ist der jammer etwas temperiert und gestillt worden
da nemblich umb die fünfte stund zue abendt
offentlich durch die trummen General Perdon und
Quartier iederman aussgeruffen und ertheilt worden.
Also das man todtschlagen und auff metzgen ein end gemacht.
195
107
Die anzahl der erschlagnen ist ungewiss ausgenommen das man
der burger so umbkhomen benambsung wohl wissen mag
die auff die sibenzehende zahl sich belauffen thut.
Der Montafuner, Oberlender, Dorenbürer und Feurberger pauren, auch anderer redlicher landtsleuthen
und auch fürnemblich der frembden herein fliehenden
Allgewer und Schwaben sindt warhafftig in ein
oder zwey auch etwan 300 menschen, besonders zwischen
der Newen schantz und Vorstadt in der strass
gebliben als das sie alda wie die hamwen hauffen
weiss gelegen und nachmals in ein nach gelegenes guet
schlechthin zur erde eingelegt worden da der eine noch
etwa ein fues der ander einen arm in die höhe ausstreckhendt
gesehen ware. Sonsten hatt bey disem überfahl
der Obrist Rost und Statt Costantz wenig oder nichts mit
beyhilff geleist oder wegen ungestümme des Sees (den
ohne zweifel die Schweden mit zauberey
wie gesagt worden beunruwiget) nichts leisten khünden.
Der Obriste von Lindaw schickte zwar ein jag schiff
mit etlichen stückhlin und soldaten, haben aber wegen
der ungestüme nichts fruchtbarlichs ausrichten mögen.
Sind auch nit, ohne grosse gefahr hindurch khomen.
Es hatte halt das ansehen es thete auf Gottes
verhengung alles wider uns streitten und straffen, der
lufft, der schnee, die kelte, die feuchte, das wasser,
und anders vil mehr. Dardurch man augenscheinlich erfahren
das Gott der Herr dis landt wolte straffen.
196
Es ist auch schwerlich zue fassen und zue glauben was für
ein tumult und schreckhen aller orthen in die Oberlender
und Schweitzer gefahren, nachdeme man des Bregentzischen
ubergangs verstendigt worden. Im Schweitzerlandt und
besonders jehnseits des Rheins zue Thal und S.
Margreten – Reinegkh µ darzue fürnemblich H. Doctor
Abraham Schiegg damals Pfarrer zue Thal von
Appenzell gepürtig geholffen, hat man von leib und
leben sturm geschlagen und unseglich lehrmen erwerket.
Die Schweitzer flöhneten ihre mobilia an sichere orth
und waren mit lauterer confusion verwicklet.
Etlich lieffen mit ihren hellparten und schlachtschwerter
in unordnung an den Rhein, andere begaben sich in die
berg und einödinen bis endtlich der Obrist Giel etwas
namhafftes von volckh in etwas ordnung am Rhein gestelt,
die nachmals mit schiessen, besonders in der nacht, gegen den
flüchtigen hinüber dapffer getobet haben, vermeinendt
es were etwas vom feindt vorhanden &c. Man hielte für
warhafft und gewiss, im fahl das 300 oder auffs
meiste 600 Schwedische im ersten furor weren
in das Schweitzerlandt eingebrochen, hetten sie ohn einige
beschwernus und widerstandt das gantze Rheinthal
und Turgaw zue sambt allem raub und peut
einbekhomen. Also übel war die Schweitzer sach
108
damals bestellet. Von Lutrach nach Wolffurth
Schwartzach bis in die Obere Herrschafften Veldkirch
Sonnenberg µ hinauff ward alles mit lauter schreckhen
angefüllet. Jederman lieffe darvon, verliessen haus und hoff
197
und fürchtete ein ieder, er zue sambt den besten mit
genomnen sachen, würde dem feindt zue theil werden.
Daher geschah das alle keller kästen und heüser offen gestanden, und menigklich freyer zuegang verguntt ware.
Welches nit wenig flüchtigen zum besten kam die in werender
flucht sich etwa mit einem gueten trunckh brandtund ungebrannten weins nach wunsch erfrischen khundten.
Im übrige hatt General Feldmarschall zwar starckhe
wachten aufführen und fleissige obacht zue haltten anbefohlen. Aber der mehrertheil derselbigen hatt sich
im wein, so überflüssig vorhanden war, und darauff
volgendem schlaff also vertiefft, das nit schwer gewesen were,
selbige mit einem überfall zue ubergweltigen, oder gar alles
hinaus zue schlagen und Bregentz widerumb zue
recuperieren; dan ins gemein sey Schwedische die
pauren geförchtet oder doch ihnen nit getrawet haben,
ob gleich wohl sie khein ursach in disem fahl hatten.
An selbiger eingehender nacht hatt sich die wüetigkeit
des Sees gestillet also das selbiger einem glatten
pfennig gleich worden. Und haben wyr [uns] mit ein baren
Rath des an das landt alda geworffenen Kemptischen
schiffs bedient, als das wyr (den P. Joseph und etlich diener
ausgenomen) mit hilff der finsteren nacht
in dasselbig schiff mit 4 kelch und etlich wenig
besten sachen, nach dem wir selbiges mit grosser mühe
198
und arbeit ab dem sandt gebracht, gestigen und
nur mit 3 rueder ohne einige erfahrung schiffkundsweis nit wohin gefahren und uns villeicht in grossere
gefahr als wir vorher waren gesteckt und gesetzt haben,
bis wyr endtlich mit dem selbigen zue Rorschach am Sambstag
angelanget. Da haben wyr der Schweizer procedere
im kriegswesen selbst aigentlich besehen mit grosser
verwunderung. Ihr forcht langsamkeit und gantze
Confusion in reutter und fues volckh µ verspürendt.
Deren gröstes glückh war das der Schwedischen intent
nicht auff sie gerichtet oder widerumb zue rugkh
gezogen war. Sonsten weren sie zweiffels frey verlohrne
leuth gewesen. Und ob gleich wohl die vile des volcks
an ihrer seitten nach und nach hefftig vermehrete und
der Rhein starckh besetzt ware, ihrer auch etlich
besonders die Appenzeller mit hin uberfall an den feindt sich
wagen woltten (lehren wortten) ist iedoch khein
rechte kriegs ordnung und manier von ihnen verspürt worden
darunder auch etlich im musteren sich selbst erschopft.
Neben disem haben ihrer auch nit wenig dan flüchtigen
so sich zue ihnen uber Rhein begeben vil leid und
109
schmach mit entnemung der waffen und anderer sachen
erwisen, mit sagen man solte die leiden lose
Schwaben und Bregentzer all zue todt schlagen
oder doch ihnen alles abnemen und widerumb zue rugg
iagen. Es hatt auch diser Sambstag den oberen dorff-,
landt- und herrschafften vil jammer und noth gebracht.
199
In deme die Schwedischen sich weiters hinauff mit
streiffen und plündern begeben und allerorthen alles offen
befunden. Newburg darinnen nit mehr als ein ein[z]iger
mann gewesen, und die porten den Schwedischen
ohn einigen widerstandt und schuss eröffnet hatt.
Nit weniger die statt und schloss Veldkirch ist
ohn einige widersetzung in feindts gewalt gerathen.
Es sindt auch von ihnen nit uber 3 mans persohnen
in gantzer Statt Veldkirch, nemblich P. Stanislavus
Capuciner guardian, Herr Joan. Cristoph Amberg
Stattschreiber und H. Baumeister Gasser betroffen
worden, das übrige volkh ist alles mit ihren besten sachen
dem Rhein zue Platts und Bendern µ und
anderen sicheren orthen zuegeloffen und sicherheit gesucht.
Es war mit einem worth allerorthen nichts anderst
als gröste noth und jammer zue finden.
Eben diser tag hatt auch dem alhiesigen Gottshauss
allerdings den grössten stoss gegeben. In deme die
kostbaren mobilia an vieh, rossen, geflügel, leinwanth,
wein, und kaes, schmaltz, und vil anderem
entführet, die thüren vester zimmer µ aufgeschlagen,
die geflehnete güter der bawren und landtsleuth, so
da her eingeführt, geplündert und beraubet, auch
ein solcher tumult, schleglen und handel im
Closter, als vorhin niemals geschehen, vorüber gangen
als wolte man das Closter abbrechen. Bis endtlich
200
am Sontag früe ein Salva Guardia auff
begehren Herr Obrist Duglas, deme zue aller ersten
das Gottshaus assigniert worden von dem Veldmarschall,
alhie angelanget. Sonst aber was die Soldaten darmalen
nit geplündert und entzogen, das haben etlich benachbarte
und auch gar umbs Closter herumb wohnende persohnen
wohl in obacht und in ihren sackh genommen und
darmit sich wohl angespicket. Gleich wie es laider
auch anderstwo gangen da die einheimische und
benachparte dan burger- und landtsleuth allerdings
so grossen schaden als der feint selbst zuegefüegt,
und als doppelte schelmen gehandlet und den
Betrübten ein zweyfache betrübung uber den hals
gebunden. Aber es hatt ihnen alles, experientia
probante gedeit wie dem hund das grass fressen,
in deme das ihrig überblibne von gestollnem
guet gantz und gar verzeret und gefressen worden.
Und obgleich wohl des Gottshaus substanz
110
nit auff einmahl entzogen worden, so ist iedoch selbige
nach und nach innerhalb der 9 wochen als der feindt
alda gelegen also geschmelert worden das der schaden
der beraubung hoch erwachsen in deme summatim
auff die 112 khüe und ochsen 300 schaff,
24 pferdt, 16 schwein, geflügel
deutsch und welsch ohne zahl, 80 fueder eignen weins
den geflöhneten nit geachtet. Korn so auff drey jahr
201
gedeyen mocht. 6 centner hecht und karpfen
2 Centner stockfisch und neun centner gesotten
schmaltz in malor gangen: zue geschweigen was
an leinenen tisch und bett gewandt und ann
schwartzen kleidern dessen werth sich hoch beloffen
entführt worden. Vil andere hohe beschwerden und unkösten,
sonderlich in besoldung der Salva Guardia geschehen,
ietzmals zue geschweigen. Es haben auch unserem Vatterlandt nit wenig die Bregentzer Welder und sonderlich
etlich Schweizer darunder ein Burloher, von
Rheinegg gewesen, geschadet umb weiln sie umb
einen todten pfenning von den flüchtigen und Schwedischen
vieh ross und allerhand mobilia an heüten,
haus rath µ an sich gebracht und das Vatterlandt
erseigeret haben. Dadurch grosser schaden geschehen.
Im übrigen haben die Oberlender und Bregentzer Welder
(Rand: Pludentz, Sonnenburg, Embs µ)
ihren nutz und Vortheil besser als wyr beobachtet
und haben bey so gestalten sachen mit abgeordneten bottschafften
bey dem Veldmarschall Vrangel also gehandlet und
tractieret das sie mit leidenlichem accord zue gnaden
auff und angenommen worden und besonders den Welder
niemandts anderst als Salva Guardien eingelegt:
Gleich wohl es den nechstgelegnen dorff- und landtschafften rauch gnug abgangen ob sie gleichwohl im accord
begriffen waren und under die oberen herrschafften
gehörten, da man ihnen besonders das fuether entführet hatt µ.
202
Sie aber gegen unsere beiden Herrschafften gereitet sindt tausendt
mal leidenlicher hindurch gelanget. Nemblich
die Bregetzer Welder wollten niemandt anderst
von Schwedischem Volckh als die Salvias Guardien an
underscheidnen orth zue sich lassen, behielten im übrigen ihre
posten durch ihr volckh starckh verwahret und haben sie
Welder warhafftig nit wenig Schwedische in underschidlichen
orthen in der stille hindurch gericht, geplündert, und
die leichnam in die töbler hinunder gestürzet.
Sie geben aus als ein warheit, es habe den Bregentzer
Wald dises wesen an wacht, contribution und
brandsteur gelter uber die 30000 fl gelt und
dessen werth betroffen. Daran aber hatten sie einen
grossen fortheil in deme sie dem Veldmarschall
mit dargebung der pferdt, vieh, und schmaltz,
111
welches alles sie von den flüchtigen gar ring und wolfeil
bekhomen oder abgeprest, und aber widerumb theur
gereitet, ein grosse schlappe wie man sagt abbezalt
haben. Thannberg wurde dismal das glückseeligste,
aldieweil dahin niemandt vom feindt wegen
durch den tieffen schnee verlegte strass gelangen mocht.
Hierumb aber waren wyr arme und betrengte
in stettem und durch neun wochen wehrendem
elendt, forcht, und gefahren. Da nemblich
wyr teglich mit bedauren sehen müssen, das unserige
übergeblibne mehr und mehr entzogen und geschmeleret
203
und auch gar in frembde und benachtparte landt
abgeführt oder doch alhie verzehrt zue werden.
Wyr sindt mit einem worth zue genöthigen underthanen
der Schwedischen worden under deren obhand und gewalt
wyr uns nothrunglicher weis müssen tuckhen uns schnuckhen
und war uns der gröste vortheil das wyr alhie
verbleibendt oder dahero bey zeiten wider kherendt gleich
wie der Aesopische hundt sambt den Schwedischen
auch etwan ein guetten partickhel von essen und
trinckhen erwischet und mit einander verzehret haben.
Hierbey khan ich nit verschweigen was massen Herr
Comendant in Lindaw Graff Maximilian Wilibald
von Wolffegg µ zue sambt seinen nachgesetzten kriegs
officiere sein eyffer [hat] verspüren lassen in deme er
in aller eyl nach ubergang Bregentzer stadt die
uberblibne schiff, mehr klein als grosse, an beiden
gestaetten des Bodensees so vil sich gezimen wöllen
hatt lassen, naher Lindaw abführen und dem feindt
entführen. Und da man ihme vor der eroberung
Bregentz auff sein vernünfftiges begehren
hette wellen folg thuen, weren die schiff alhie
dem feindt nit zue theil, auch der Statt Lindaw
nit zue solchem nachtheil gerathen. Dan er ein tag,
zwey oder drey zuevor, einen ansehnlichen officier
naher Bregenz abgeordnet und gebetten, man
204
solle bey so gestaltten und gefahrlichen dingen, da
Bregentz nit gnugsam versehen noch verwahret oder
doch zue einer grösseren sicherheit, die grosse
und vilfeltige schiff naher Lindaw als einen
vesten posten transferieren und in verwahrung zue
uberführen lassen. Aber weiln man Bregentz für einen
unuberwindtlichen orth an unser seitten vergeblich achtete,
ist dessen abgesandter mit unhöflicher und abschlegiger
antwort, mit baiderseits grossem schaden und unheil
darauff erffolgendt, zue ruckh gewissen worden.
Und ist sich zue verwunderen das ihrer etlich ihm
in Lindaw geflöhnete güeter widerumb herauss
genomen und naher Bregentz als ein vil sicheres
orth transferiert und dardurch gross schaden
112
gelitten haben. Der feindt feyrete auch nit,
seine völckher alsbald naher Lang
Arg und anderen am See ligende orth und
bald hernach gegen Lindaw abzuefertigen und sich
aller diser gelegenheiten zue impatronieren,
wie er dan, das sich zue verwundren oder zue beklagen ist,
ohn einige resistenz das Veste Schloss Langenargen
also einbekhomen, das khein einiger mensch als
ein natürliches kindt oder narr darin zue finden
gewesen. Der hatt den Schwedischen, so nit trawen
woltten, mit schreyen zue geruffen „kombt herein,
kombt ohne scheuch herein, es ist niemands mich
ausgenomen alda vorhanden!“ Welchen spott und schaden
gleichwohl
205
der zuevor darein ligende Capitain mit grossem
nachtheil und beraubung seines lebens in Lindaw bezahlen
müssen, da sein kopf uber die klinge hinaus gesprungen.
General Duglas als deme erstlich das Gottshaus
alhie deputiert wardt, schribe uns also freundtlich
zue, das man sich nit ohne ursach darob zue verwunderen
hatte, damit er etlich auch uns möchte widerumb
zue hauss bringen mit diesem schreiben. So zue sonderem
angedenckh originaliter hier bey versetzt worden.
Hier folgt in ‚166 Breg‘ der ganze Brief von Douglas ans Kloster Mehrerau.
Als folio sey zue erkhundig.
Darbey zue merckhen das er General Duglas uns
gleich von anfang einen pass brieff naher Liechtensteig im Schweitzerlandt zue gesandt weiln aber
mein Gnd. Herr ein besonders bedenckh darbey hatte,
als wolte man uns mit list her zue lockhen und
alsdan die persohnen oder Gottshaus selbst mit
schwerer unvermöglicher Ranzion oder Brandsteuer
anlegen µ als hatt er nach etlich tag wartens
und besserer nachricht erfahren wellen lassen.
Demnach aber volgendes schreiben mit sambt einem
newen pass zedel angelangt, sindt wyr baide
P. Bonaventura Liebher und ich F. Franciscus,
auff unser begehren mit gnaden alhero entlassen worden
und nach verfliessung 12 oder 13 tagen nach
dem algemeinen ubergang im Closter widerumb
erschienen.
206a
Facsimile Wiedergabe eines Schreibens des schwedischen Generals Robert Dougals an die Stadt Bregentz:
„Erwürdige undt wohlgelahrte,
Aus deroselben von 7/17. hujus an mich abgegangenen schreiben habe ich unter
anderem ersehen, daß Sie ...
Datum ... Bregentz ... den 12. January Anno 1647
Der Herren dienstwilligster
Ro:Duglas“
113
207
Bald hernach hat sich auch P. Ildephonsus Schwartz
und darauf P. Anselmus Rueff iedoch nit ohne gefahr
dan er ohne einen ordenlichen passzettel durch die wacht
an der Ach nechst ob Hardt mit einem pawren durch gesetzt, zue gesellet. Da haben wyr zue sambt P. Josepho
Glöggler, so alzeit hie verbliben und durchaus nit
von dannen weichen wöllen, und P. Bernardo Rittler, so
albereit der gefangenschafft mit gewissem beding erledigt
worden und nochmalen 30 Reichsthaler für die versprochne
ranzion erlegen müssen. Under den Schwedischen, wyss Gott
wie traurig, auch nit ohne manigfaltige gefahr, in
sehr schlechtem und ubel zue schlagendem essen in die
7 wochen lang bis zue ihrem abzug gelebet.
Und aber das Trünckhlin so übrig war hatt uns
beynebens hindurch geholffen und den kummer in etwas
entnomen. Underdessen holleten die Schwedischen
gleichsam ohne underlass von dem Closter korn,
haber, wein, und andere lebens mitel ab,
schickten ein nach dem anderen befelchs zedel
herunder, darin sie ietz dis, bald jehnes mit
gewaffnetem bitt begehren thetten. Als. Exempli gratia:
„Ein Salva Guardia auff dem Benedictiner
Closter von Monsieur D’ Avaugour und
Herrn Obrist Leutenambt Meyer Hessischen Residenten
soll für das Lindische Regiment fünffzig Säckh
speltzen abefolgen lassen. Signatur. Bregenz den 16.
Jann. 1647.
General Mortaigne“
208
Also geschahe es teglich bis alles ob ernante korn,
haber, wein, etc. entzogen worden. Sie hatten
auch ein besondere manier die früchten abzudreschen,
Sie namen ein garbe zue handt, schlugen die selbige
an einen sprossen oder balcken, und streifften das
best darvon. Das übrig warffen sie zue rugkh,
welches aber uns nachmalen umb etwas zue nutz
komen, weilen wyr selbiges widerumb tröschen lassen.
Wein so neben anderen geliffert worden
Für das. Regiment:
Alte Blauwe 35 Aymer
Lindische 50
Mortaignische 50
Pruckische 50
Volckhmanische 32 ½
Danielische 50
Steinbockische 17 ½
Auff das Schloss alhie 56
Ohne den ersten wein zue hoff [Hofen] so den
anderen tag nach dem ubergang entnommen worden.
Joan von d’Artollerie 3
Auff die schiff als man nach der Maynaw gefahren 70
114
Obrist Leutenambt Mayen 10
desgl. D’Avaugours Cappellan 10
Vil anders mehr zue geschweigen.
209
Under dessen sindt unsere geliebte Patres Prof.sdi
und übrige Conventuales an underschiedlichen orthen hin und
wider zerstrewt im exilio herumb gezogen und sich
auffgehalten: Fürnemblich der Gnd. Herr Praelath
in wochen lang zue Liechtensteig sich befunden
und auff seine aigne Speha so nit gering wardt,
gezehret. Und etliche der seinigen darmit hindurch
gebracht. Naher Einsidlen begaben sich P. Joannes Unmueth
und P. Mellitus Schwicker: naher Reinalp P. Columbanus
Herbst damalen Praebendarius in Bregentz und P. Lanfrancus
Schwartz alda sie bis in die 7 wochen lang mit ehr
und lieb von dem selbigen Gottshaus tractieret worden.
P. Plonbertus, damaln pfarrer in Wolffurth, begab
sich naher Sargans und liess sich in geistlichen diensten
loblich brauchen, sein narung dardurch zue gewinnen.
Nit weniger behalffe sich P. Benedictus Paur mit
lifferung gebürenden costgelts bey dem H. Pfarrer
in Liechtensteig, seinem Herren Vatter. Bis er nachmals,
demnach die Schwedische abgezogen, sich in dem Bregentzer
Wald in die ... wochen lang in geistlichen ämbteren brauchen
lassen. Wie gleichermassen hernach P Mellitus ein
Capploney in dem Frl Stifft Schenis angetreten und
in etlich monat lang verwest. F. Aloysius Spranger
zue sambt F. Ignatio Frey waren in den Studiis
Theologicis bey den Dominicaner in wehrendem
ubergang begriffen. P. Henricus Amberg aber Subprior
demnach er sich ein wenige zeit in Appenzell neben
P. Ildephonso auffgehaltten, ist zue dem Gnd Herren
zum fahl aller begebenden gelegenheiten naher Liechtensteig
erforderet worden.
210
F. Gallus Bendel endtlich mit F. Gregorio Klumpen
haben bey dem Frl Stifft und Closter S. Gallen
zue leben und die Studia Theologica und Canonica
zue phcquieren gnadt und gelegenheit gefunden.
ebnermassen auch P. Ignatio solches glückh in
Einsidlen zue handen gangen, [es folgt eine nicht entzifferbare Einschiebung]
Nit wenige der burger und vornemblich der handt
werks leuth sindt alsgemach widerumb naher hauss
under die Schwedische gezogen, denen auch vil landtsleuth nach gevolget, die vast alle von dem feindt
manierlich und höfflich gehaltten worden, das sie
selbst solches von ihme niemals hetten verhoffen mögen,
bis das es endtlich zum abzug gerathen, alda es etwas
rauherer abgeloffen.
Deroweilen ward auch die Veste Statt Lindaw
von Herren Veldmarschall Vrangel in eigner persohn
recognosciert, bald hernach von seinen völckheren
115
attaquiert: volgends belegeret gar hartigklich
und ungleüblicher, erschröcklicher weyss mit
schiessen granat: glüenden feurigen kuglen, feur
seckhen µ, steinen, und vil ander wegen mehrmals beschossen, geangstiget, und geschediget.
Er nöttigte die Statt oder vilmehr das Schentzlin
vor der Statt, so vil ihme möglich war, zue landt
und wasser, zue dessen endt der das grosse
Bregentzer schiff und lädinen auffs best ausgefertiget
und wider die Statt ausgeführt hat.
211
Aber der edle held Graff Maximilian zue sambt
seinen dapfferen und lobswürdigen officieren soldaten
und herein geflöhneten landtvolckh deren nit wenige
aus der Herrschafft Bregentz gewesen, haben starckh und
bestendig, auch auf dem wasser, widerstandt gethan
und vil maln die Schwedische dapffer zue rugg geiaget.
Weiln aber der gantze verlauff dises handels
in offentlichen truckh ausgeflossen, als ist unnötig alhier
vil darvon zue schreiben. Allein haben wyr alhie auff
dem thurm aller sachen fürgangenheit mit augen
von weitem erkundigen mögen, wie sie mit und gegen
einander gestritten, gefochten, gespilt, gebocht, und
getonderet haben, das die gebew alda sich erschüttlet
und die hertzen im leib bewegt worden.
Und hatt dise dapffer und mannheit deren in Lindaw
sich befindenden obrist, officieren und soldaten dem Schloss und
Statt Bregenz, wie auch der Vestung Meinaw,
darin sich selbiger Commenthur, von Hundpiss geboren,
so schlimm und heillos gehaltten, so liederlich geschehen
übergangs spott und unehr gedopplet und vermehret.
Die Schweitzer under disem hatten allem nach
enge hosen an, wie gross sie auch waren, und wüsten
ihnen selbst schwerlich zue rath und zue helffen. Ebner
massen khondten die Schwedische der Schweitzer intent
nit gnugsam erkundigen oder wissen, und derohalben ihnen nit
durchaus vertrawen, darumb dan sie die wachten
gegen dem Rhein auffs sterckiste mit bis in 400
oder mehr mann alle nächt versehen liessen.
212
Dan auch die Schweitzer die trommel immerdar rührten
und in die 7000 mann an den Rhein an underschiedenen orthen legen theten. Es tumultierte das gamtze
Schweitzerlandt und erklingten aller orthen die alte bürgher
harnisch und schlachtschwerter, ausgenomen das die
Völckher der inneren länder als Zug, Uri, Niederwalden
und Lucern wohl mundiert und wohl abgerichtet
erfunden worden, darunder einer mit einem grossen büffel
horn, so mit silber beschlagen, vorher getretten und abschewlich
geblassen. Auch der Caplan, mit einer stol angethan
wie ein feldzeichen, neben dem scharpffrichter an der
seiten hereingepranget &c. Darauff vil wägen
116
mit käs butter und anderem proviant gefolget seien.
Demnach derohalben sich General Vrangel wollte in allweg
versicheret haben, sandte er ein ehrliche bottschafft
an die gemeinen heübter der 13 orthe sub dato
7. Jenner. Die selbige dardurch mit gegebenen schreiben
vor aller feindtethligkeit zue vergwissern also schreibendt. µ
„Deme nach die Stadt schloss und Herrschafft
Bregentz mit ihrer 2 Clausen und Pass in unsere gewalt
gerathen, so haben iedoch die Herren hierauf keinerley
wege die gedanckhen zue schöpffen als wan man diseits
einige feindtliche attentaten gegen sie und ihre grentzen
für zue nemen gesinnet. Besonders weil ich Sie
krafft dises vil mehr aller freund und nachparschafft
bestermassen versichert habe, nit zweifflendt die Herren
werden meiner anvertrautten Konigklichen Arme und
213
Soldatesca reciproce begegnen. µ einer resolution
hierüber gewertig.“
Darauff sie 4 abgesandte, stattlich mit grossen federn
und rotten hosen und braiten bärthen ausgerüst, spedierten,
mit einem schreiben von den vornembsten underschrieben und
besiglet und naher Bregentz abgefertiget, alle freundt
und nachbarschafft zue bekrefftigen, zue bestettigen, und
zue befürderen, auch gleiche versicherung für die zuegewandte
orth, fürnemblich Herrn Abbt zue St.Gallen und Gemeiner
Drey Pündten, zue erwerben. Darneben batten sie, er
General Veldmarschall soll ihnen kheine Einquartierung
auff ihren grund und boden legen, denselbigen auch mit
seinem volckh nit betreten und absönderlich mit Costantz
auff ihrer seitten nichts fürnemen &c. Und endtlich
der freyen Commertien ihren freyen und ledigen gang lassen.
Darüber Herr General geantwortet: er lasse ihme
solches alles wohlgefallen, ausgenommen die Statt Costantz
belangendt, mit welcher er iedoch so fern er etwas
mit ihr fürnemen werde oder wolte, also verfahren welle,
das alle weitleüffigkeiten aus dem weg geraumbt sollen werden.
Er hielt und tractieret die gesandten herrlich
und prachticklich in seinem quartier, liess
grosse becher und glasser, zuemalen auch die stuckh
lossgehen und abschiessen, und ehrlich zue ruggkh
begleitten. Die zuweil aber versambleten Orth
wollten noch nit allerdings begnügt sein, begehrten
derowegen noch uberdas, es soltte H. General
seine völckher in Continedt von der nehe ihrer Grentze als
von Bregentz abführen. Und nachmals wissen so fern er
214
mit Costantz etwas für zuenemen gesinnet were,
sie Ihme solches auff ihrer seite durch aus nit gestatten
wollten zue volbringen. Beynebens beklagten sie sich
ohne scheuch, welcher massen an etliche ihrer underthanen
von seinen soldaten hand angelegt und auch hinwegg
genomen seyen worden auch mit gewehrter hand über
117
Rhein gesetzt haben. Darneben auch vil betrawliche
reden lauffen lassen wider die Eidgenossenschafft, und
das freye Corr. mirti... im saltz gestecket. µ.
H.General gab ihnen schleinige und wilfahrende
antwort zue ihren harten benügen und hielte die abgesandten
abermal stattlich in guldin und silbernen geschirren
darbey auch silberne leuchter zue sehen gewesen. Und
auff ihrer etlich begehren verehrte er inen, sonderlich denen von der Statt
S. Gallen etliche stuckh geschütz, so ihnen aber übel
gelungen, weile sie abgelöst 3 persohnen erschlagen und
nit geringen schaden gethan. Allein khünde er das volckh
ihrem begehren nach ietz mals nit abführen, lasse es derowegen
bey dissen puncten darbey bewenden µ.
Zum beschluss begehrte er von den Schweitzeren,
sie soltten den Lindawer mit zueführung des proviants
nit mehr und weiters verhilfflich sein, sonst möchten sich
etwelche ungelegenheiten dessetwegen erheben.
Das aber die 13 orth der Eidgenossenschafft sich
der Statt Costantz also ernstlich angenommen ist
zweiffels ohne (Ihre nutz und vortheil zue geschweigen).
215
die ursach allweilen ihre Frl Dlt Ertzhertzog
Ferdinand Carl durch ihren abgeordneten comissarius
Herrn Joan. Valentinus Schmidt von Wellenstein
von Bregentz gepürtig bey den 13 Orthen sambt
volgenden schreiben aus vätterlicher vorsorg ein khomen
und der Statt Costantz bey zeiten gdst vorgesehen:
„Wyr Ferd. Carl von Gottes Gnaden Ertzhertzog zue Österreich µ.
Ehrsame Besonders liebe Getrewe. Uns will nit zweifflen
ihr werdet alle sattsame nachricht und augenscheinliche information
vernomen und theils gesehen haben wasgestalt den 4. diss von
den schwedischen völckhern unser schloss und herrschafft Bregentz
nit allein gewaltig occupiert sondern auch die unbendligende
und angrentzende orth und landtschafften in ebenmesige ruinsgefahr und plünderung wo nit durch feur und schwert gentzliche
verhergung bey so grassierendem feindt (zue besorg.) gesetzt
worden. Nun haben wyr so wohl als unser hochgeehrter und
geliebster Herr Vatter weylandt Ertzh. Leopold zue Oester.
F. seeligsten angedenckhens zue solchen feindtlichen attentaten
bevorab der gleichen auslendischen oder auch andern ihnen confederierten
völckhern die wenigste ursach noch gelegenheit noch unsern getrewen
gehorsamisten underthanen dergestalt zue verfahren oder andere
uns benachbarte stend herr- und landschafften mit kriegsmacht zue uberziehen oder sie zue beunruwigen khein anlass
geben, inmassen dessen albereit weltkündige zeuckhnis
und auch der widerwertigen Cronen selbst vor sich ertheilte
216
antworth und erklerung mitbringen werden das wyr sambt uns[eren] von
rechtswegen zuestendigen landtschafften die geraume zeit hero, bedaurlich
auch unschuldig übertragen motus und feindtliche beherrschung gantz
unfüglich erdulden und ertragen müssen. Wie dan in disen zeiten
118
wyr so wohl als unser geehrte F. Muetter Ertzh. Claudia zue Oesterr. Liebd
in zeiten obgetragner regierung der Ober- und Vorder Oesterreichischen
Lande uns müglichst nachparlicher correspondenz auch pflantzung
durchgehenden fridens beflissen zue dem ende verscheidne kostbare
bottschafften und syncerationes abgefertiget auch bishero defensive
gehalten zuemalen meniglich dardurch zue bedeuten das wyr eher
unsers eigenthumbs uns begeben damit verderblichen kriegswesens
endtschafft zue erreichen, frid trew ainigkeit und glauben einzuführen
als publica und alliglichen wohlstandt verhinderen wollen. (n) Endtlich
ersuechen Ihre Dlt die 13 orth sie wollen iro die feindts völckher
von den bodenseeischen grentzen helffen abtreiben (n) und Costantz versicheren.
Rand: Datum Insprugg 10. Jan.1647“.
Darüber die 13 orth Ihrer Ertzf. Dlt bey höchsten
trewen zue gesagt mit eüserster macht das ienige
auff ihrem grundt und boden zue verhindern das
der Stadt Costantz möchte nachtheilig sein. Und
hatten in warheit die katholische orth selbige statt
an ihrer seiten nichts ungleiches geschehen lassen.
Rand: ad alter respondet
Nur aber haben ihrer vil der unserigen vermeint, auch
etliche Schwedische so umb den General täglich gewesen,
austruckhlich gesagt, es haben die Schweitzer dem
Veldmarschall Vrangel ein grosse suma gelts
verehrt und erlegt, darmit also ihne von ihrem
landt abkauft, und selbiges zue gnüge versicheret.
Welches iedoch mir nit durchauss bewüst ist.
217
Sonsten aber haben sie die 13 orth zue Weil [Wil]
im Turgow solche anstalt geordnet, das ihr dero
erster aufzug oder auffboth an manschafft sich sollen
finden lassen. An Reuttern: von Zürich .... 200.
Von Bern .... 300. Von den ubrigen orten .... 800.
An fues volckh in allem 18 710 man. Darvon sollen
ins Turgow gewendet werden 500. Ins Rheinthal
200. Nach Sargans 50. Nach Sax 50. Nach
Werdenberg 50. Schuffelbauren 500. Knecht zue den
80 proviantwägen 160. Büchsenmeister 200.
Knecht bey den stuckhen 200. Knecht bey der Munition 200.
Munition wägen sollen sein 100. An proviant
ins Magazin gehörig 6000 Mut Kernen, 2000
Mut Rockhen, 2000 Mut Haber. Stuckh klein und
gross 50. Pferdt zue dem proviant 320,
zue den stuckh 200, und zue der Munition 200.
Die Pündter besetzten auch die Steig hastiglich,
spedierten den Orist Molina naher Meiland, ihne
völckher zue sambt 10000 Cronen und 6 stuckhen
und genugsame munition nach laut der getroffenen
Liga abzuholen.
Guttenberger Schloss wardt von den Schwedischen
aufgeforderet mit anerbietung einer Salva guardi
aber sie sindt mit abschlegiger antwort abgewisen worden.
119
Das Schloss Hohenembs aber hatt sich iederzeit
starckh und vest erhaltten gleichwols es von anfang
ein schlechtes ansehen und geringe anstalt erscheinen lassen.
218
Der General macht sich underdessen lustig ausgenommen
das ihme der schlecht progress mit Lindaw den muth
vilmals zerstörete, liess auf lauter silber und
vergulten geschirren speissen, fürnemblich da ansehliche bottschafften zuegegen waren. Er kham mehrmals zue uns
herab zue pferdt oder mit einem schlitten sambt seinen
Generalen und Maioren Mortaigne Steinbockh und
auch Schwedischen Frauen Zimmer, erzeigte uns allen
gueten willen und respect nach gebühr, ausgenomen das
sie nach ihrer arth etwelche schmotz und stichreden
wider die münch und nonnen schiessen lassen und uns
damit gefoppet. Der Obriste Superintendent
und Predicant, dessen vatter guet Catholisch und seines
handtwercks ein Buchbinder umb Würtzburg gewesen
that uns grosse ehr an mit darreichung des besten
weins, kalter kuchi von hüener und capona
und ungleüblicher einbrockhung des zuckers in das
getranckh (dessen bisweilen der Bregentzer wein
von nöthen hatte) das wyr wol sagen khünden,
wyr haben unser lebtag niemals so vil zuckher
verzehret. Vornemblich aber hatt solches der alte
P. Josephus genossen den sie alle samentlich hoch
geliebet und geehret und mit sonderen gaaben
und schenckhungen honoriert haben. Der sagte auff
ein zeit, als er vom General Vrangel gefragt wardt
wie alt er were, er hette sein erstes ambt der H. Mess
219
da man 1590 zellen thete zue Veldkirch gehaltten.
Da nun der General replicierte, er frage nit wan er
sein erste mess gehalten hette, sonderen wie alt er were
an den jahren, antwort er, „Herr ich khan nichts nit
anderst sagen als wie ich vor angedeutet hab.“
Damit küst er sein aigen handt, streckt die selbige
dem General dar, sagend „Behüt euch Gott, Herr,
es ist mir zue kalt, ich muss mich zum warmen offen
machen“, das der General sambt den Seinigen von
hertz lachen müste und liess ihn mit gnaden in
sein warmes stüblin abgehen. Sie fragten fürwitzigklich
warumb wyr so weitt und grosse bett statten
in unseren cellen hatten und wie weit die nonnen
von uns entlegen waren, und dergleichen mehr.
Zum besten aber gedeyte uns bey so gestalten sachen
die gegenwertigkeit und trewe vorsorg (also
müssen wyr es ..... nennen) des Herren
Residenten und damals unsers gnedigen Herrens
Caroli D’Avaugour, welcher so lang er
in Bregentz verbliben (dan er hernach naher Ulm
abgeordnet worden, vorhabender und endlich beschlossner
120
Allianz oder vil mehr stillstandt der Bayerischen
waffen wegen), für sein oder unser Gottshaus
fleissige obacht getragen und uns mehrmals persönlich
erinnert: Wyr solten weiter khein gefahr noch
schaden zue befurchten haben: Sollen den Herrn Praelathen
220
sambt 10 andern conventualen zue ruckh beruffen, den
Gottsdienst gebührendt abwartten, die notwendige
auffenthaltung erwarten von ihme der gebühr
nach verordnet: all sein schutz und schirm zue
ieder begebenheit suechen und erfinden dan
seines Königs ernstlichen bevelch hange zum
maisst an deme, damit die religiosen µ beschützt (oder gestutzt) werden; ertheilte beynebens
dem Salva Guardia gantz eyfferigen bevelch uns auffs allerbeste zur handthaben und vor unrechter gewalt zue beschirmen. Uber dis alles liess er uns inn die 600
viertel Spelten oder Vesen zue sambt 12 fueder weins
auff ein orth oder zum vorauss legen damit wyr uns deren
nach dem abzug zue erfrewen hetten. Gleichwol hernach
die Vesen im abzug mechtig abgenomen und an der zahl
geringeret worden. Sein Feld Caplan Herr Martinus
Sandvig (ein praffer Gesell und Wurmb) war uns
auch wohl zue gethan und hatte neben vil anderen
Schwedischen so zue uns komen manches guts müetlin
ob es gleich wol uns nit von hertzen gangen und wyr offt
lieber den tranckh mit zecher vermischt hetten.
Dergestalt und in vil gefahrlich und betrübte weg
verschlichen die 9 wochen in denen der feindt alhie gelegen,
und sage nit vergebens, das es manigfaltig gefahrliche
weg abgeben, in deme dem alhiesigen Closter so
221
gross und manigfaltige gefahr obgelegen, das es möchte
durch underhandlung böser leuth und soldaten
in die asche gelegt werden. Oder erstens weilen ein
P. Capuciner Marcellinus mit namen bey ihnen Schwedischen
verleümbt ware, als hette er den beichtenden angedeut,
sie khünden nit seelig werden, es were dan sach, das sie sich
von den schwedischen und disem unrechten krieg absonderten
und sie ihme noch vil darzue unbillicher weis zuelegten,
und die gefahr vorhanden war, das er gefangen und gar
am leben gestrafft möchte werden, und er dessetwegen von
hier aus verschickt wurde von seinem guardian. Nach disem
aber ein böswicht, vor Lindaw sesshafft, suborniert
war von den Schwedischen, das er sollte den Capuciner
mit dem roten bart anklagen und auff ihne beweisen,
da er falsche brieff hette naher Lindaw durch ihne geschickt
und von danen widerumb empfangen. Als nun P. Marcellinus
in diser weil transferiert wurd und khein anderer
Pater mit rotem bart vorhanden war als der frome
und unschuldige alte Pater Symeon, so noch etwa vil
von rotten haaren in dem barth hatte, müste derselbig
121
gantz unbillich herhalten vor einem richter zue dem andern
dritt und vierten (als vor zeiten auch Christo selbst geschehen)
geführt und examinieret werden bis das er gegen abendt
noch am selbigen tag für unschuldig erkant und los
gelassen worden. Zue vor aber gieng die sag under den
Schwedischen auch bey den Generalspersohnen aus böser
nachrichtung auf, als hetten die münch alda im Closter
den beichtenden soldaten also scharpff zuegeredt, µ darumb
222a
müsse man nothtrunglich die selben straffen und das
Closter, so sie ein Kaysers nest hiessen, in die asche legen.
Und hat wenig gefelt, so fern der Veldmarschall nicht
bis auff den nechsten tag in bedacht hette genommen,
es ware selbiges gewüss noch an selbigem tag verbrandt worden. Nachmalen aber hat man den General
anderwerts informieret und uns entschuldiget.
Über das, weil die Schwedische den Lindawer oder
anderen, vielleicht auch landtvölckhern, nit durchaus traweten
und derowegen fürchteten selbige möchten sich alda im
Closter oder dessen holtz versteckhen und zue ihrem vortheil
brauchen, haben sie vil mal sich verlauten lassen, man müsse
unfehlbarlich dis verdechtig raabennest verbrennen µ.
Das jedoch iederzeit der gantz Miltreiche Gott verhuetet hatt.
Darbey des lieben und Gottseeligen Herrn Praelathens
ayfferig gebett ohn allen zweiffel vil vermögen. µ
Nun vergingen nach und nach die 9 wochen, nach dero
verlauf der feindt sich zum abzug rüstete und
das landt dergestalt raumete, das er den [Datum fehlt] tag
Mertzens erstlich das Schloss alhie mit 5 minen
zersprenge und das ubrig ins feur steckte, daraus
ein erschröckhliche brunst erwachsen. Es hat sich auch
begeben demnach es angezündt worden, das vil schwartze
vögel ob dem grad in die weite höhe auffsteigenden
rauch herumb flugen und etlich mal ein klegliche
stimm und geschrey gehöret worden O Wehe O Wehe(n)
das den Schwedischen selbst verwunderung gebracht.
Dem etlich es ausgedeutet es seye gewisslich alda
ein schatz verborgen (n).
222b
Schloss Bregentz
ruiniert und verbrandt.
[leeres Blatt]
222c
[leer]
223
Jedermann under den Bregentzern hette gern mit den
vilfaltigen zeher[en], so uns [kamen,] - in anschauwung diser brunst,
dadurch des heiligen patrioten S. Gebhardi edels Stammes hauss
darin er auch gebohren wardt, so kleglich zu grundt gieng, das brennendt und wüetende feur ausgelöschet.
Die ursach das General Veldmarschall dises Schloss zerstört
hatt, war besonders der mangel des wassers aldorten
122
das der bron in dem velsen allerdings essiges war.
Liess derohalb die victualien und all andere praeparatoria,
so zur besetzung des schlosses vonnöthen sein sollten,
herab und theils naher Neuburg, theils naher dem Giessen
applicieren. Man hielt es auch allerdings für ein gutath
Gottes, das das schloss alda nit besetzt wurde,
dan wyr gewisslich so bald von dem schwedischen joch
nit weren liberiert worden: weilen sie dasselbig vil
besser in obacht und verwahrung genomen und erhalten hetten.
Es khunte sich Herr Veldmarschall nit gnug verwunderen, das
dises veste Schloss also liederlich versehen und verlassen war
von den unserigen µ; das die Statt und Landtschafften
übergangen, bring ihme nit so grosse verwunderung, weilen
der posten gar vil, und der platz gar zue weit
und derowegen mit vil 1000 man, ja einer gantzen armee,
also zue ende besetzt müsse werden, bis das man
vor dem feindt möge versicheret werden. Aber mit dem
Schloss hab es vil ein andere beschaffenheit.
So dan liess er auch zue selbiger zeit die Inner
und Ausser Claus[en]thor und von stein gemachte werkh
minieren, zersprengen, und auff ein hauffen werffen,
die schantz und bollwerckh ruinieren, auch auff
dem Pfender dergleichen volbringen. µ.
224
Statt, Landtschafft und Geistlichkeit machten zue vor einen
ausschutz von 6 oder 7 persohnen, bey dem Veldmarschall
underthenigst Supplicando abzubitten, damit er mit
dem feur oder brennen im abzug nirgendts khein schaden
mehr thue. Damit er die jugendt nit lasse von
den soldaten entführt werden. Damit auch die überblibne
geschirr, hausrath, und vesser nit zertrümmert und zerschlagen und verderbt oder hinweg geführt werden. µ
Auff das lezst liess er antworten durch seinen SupIntendenten
er seye niemalen gesinnet gewesst uns mit feur den
geringsten schaden zue zue füegen, und wan er solte wissen,
wer solches von ihme ausgesprengt hette, das er
nemblich zue letzt brennen welle, müste ihme selbiger
noch heutigen tages am höchsten galgen auffknüpfft werden.
Er habe doch nit ursach, solches zue thun, weil er Bregentz
so leichtlich gewonnen und khein grössere gefahr darbey
gehabt, als das er fürchten habe müssen, er fall mit
gebühr zue sagen den ars entzwey, da er nemblich
zue sambt den seinigen so mühsam und schwerlich vom
Haggen herunder gerutschet und auff dem hinderen
herab geschlittet. Pfui unser grosser, grosser schandt!
Das ander belangendt, seye er wol zue friden damit es
nit geschehe. Aber leider und nochmals leider es ist
nit gehaltten, sondern sein gar vil ehrliche kinder, knaben
und jüngling von stätt und herrschafften entführet
und mit schmertz den eltern entzogen worden, gleichwol
ihrer vil widerumb naher hauss nach und nach gelangt
sein. µ Das dritt ist zimlich mass gehalten worden.
123
225
Und wolte kheiner der letzte sein, befürchtendt die
Lindawische möchten ihnen schaden zue füegen. Neben anderen
zoge von danen unser Salva Guardia, aus Marienburg
in Preussen gepürtig oder vil mehr, soll ich sagen, wardt wardt er getragen
von zwey pferdten in einer senfften oder truchen
weiln er in einem duello mit zwo kuglen (q)ötlich verwundet
war wie er dan bald hernach zue Ulm ins Nobishauß
abgefahren. Und ist ihme diser schaden nit ohne offenbare
Raach Gottes widerfahren, dan weil er auff ein zeit
wohlbezecht sich bemüehte wie gewiss er im schießen were,
sagt er: „ich mein ich wolte dem selbigen münch (vermeindt
den seeligen Fidelem Capucin. Mart.) oder derselbigen
nonnen (die seelige Elisabetham Reuten... deren
bildnus im refectorio gestanden) die nasen oder augen
aus dem kopff heraus brennen und schiesßen &c.“
Ich sagte darüber es seye nit guet mit unseren heiligen
zue schertzen. µ Darauff den dritten tag so gefolget
gerath er heraus beruffen in ein duell mit seines herren
D’Avaugours hoffmeister, und wirdt in einem schuss
mit doppelter kugel bis zue dem todt verwundet,
das wyr samentlich darfür hieltten, er hette von baiden
Seeligen sein verdiente straff mit seinem größ[eren] schaden erlanget.
Er, Salva Guardia Monsieur Holtz, hatt teglich
von uns einen Duggaten neun gantze wochen lang,
item ein pferdt, der Rapp genandt, zue sambt
aller darzue gehörigen rüstung und einem kleidt
an den leib von der fues solen bis uber den kopf
zuestendig. Die ansehnliche andere verehrung zue geschweigen.
(auff die 300 fl dise unkösten beloffen).
226
Ein ander Salva Guardia der edle Ludovicus
Glubiz/Glauber ein recht guter ludi und zechbruder
hatte teglich seinen reichs taler zue sambt einem deggen,
paar pistol und stiffell neben mehr anderen verehrungen
dergleichen auch dem jungen widerfahren. – in Summa dise und
vil andere ausgaben belieffen ein ansehnliches geltt
so den Schwedischen ann parschaftt zue handen geliffert müsse werden.
Mit diser gelegenheit khan ich nit wohl verschweigen wie
sich unser Pater Groskeller Bonaventura Liebher,
da die Schwedische noch vorhanden waren, wegen des Gottshauses
wolfarth umbgethan und getummlet, in deme er besonders
zue nacht den Schwedischen Salva Guardien einen
schönen hauffen haber aus den henden heimlich gezogen
und hin und her im Convent versteckhet, item umb
wägen, redling, ross und fühlin mit darreichung
des haabers, vesen und gelts in ringem werth umbgesehen und dem
newen hauswesen einen feinen anfang nit ohne klugheit
gemachet. Gleicher gestalt sich in der gleichen fählen
auch P. Ildephonsus Schwartz ohn erschrocken erfinden lassen.
Es ist auch dem Gotthaus alhie zue grossen Gnaden
gedeyet, das die Lindawische miz unser Salva Guardia
124
nichts feindtliches attentieret oder die selbige, wie etwa
in Hardt geschehen, hinweg genomen da sie doch die
beste glegenheit gehaben mögen und sie vilmals in ihren
schiffen vor dem Closter mit ihren brennenden lundten
gestanden, aber die besondere gnad des Herren
227
Comendanten zuesambt Herrn Obrist Leutenambt Kleinhanss
so unserem Gottshaus auff fürbitt der hochwürdigen
Fürstin Anne Christine Hundpissin µ verschonet und
wohlgewogen waren, ist uns zue nutz kommen im widerigen
fahl wenn dasselbig in aüserste gefahr gerathen
und zweifells frey ins feur gesteckt worden.
Diser gestalt zoge der feindt in wenig stunden ab
und liess hinder sich das Schloss Newburg (das man
zuevor so wenig achtete), die Veste Lang Argen
und das schlösslin Giessen vor Lindaw heraussen
mit gnugsamer mannschafft und proviant verwahret.
Dardurch sindt wyr in etwas grössere ruhe und
sicherheit gelanget. Alsdan haben wyr angefangen
wie die Mackabäer die durch falsche lehr profanierte
kirch und capellen zue seubern und zue mundieren
und ist manchem gueten Catholischen hertz gross
hertzleid geschehen das sie in ihrem tag dis grosse ubel
zue sehen und zue erfahren genötigt seind worden, das
nemblich die cantzlen und kirchen mit falscher lehr,
so von des H. Galli zeiten niemals geschehen, besudlet
wurden, dan man so wohl in der pfarrkirch als in
der Capell am See auff Lauterach geprediget
und zum Abendtmal getretten ist. Geschweige
was ungleiches in anderen Capellen und Kirchen auffs
wenigst mit kochen und sieden fürüber gangen.
Unser kirch aber, Gott lob, ist khein einiges unbilliches
ding nit widerfahren. In anderen vast allen hatt man
228
gleichsam tag und nacht gewohnet gesotten und gepratten
und feur stetten auffgericht, die sepulchra der elter[n]
eröffnet und unzimliche ding geübet.
Das Gottsheüslin St. Anna auff dem Riedt ist also
durch auß zue gericht und verwüstet mit kranckhen leuthen
ross und vieh gestanden das ich schwerlich kundte glauben
das es vorigem standt verwendet möchte werden.
Das Gottshauß Thalbach ist zue einem lauteren
spital und kranckhen oder seelhaus gerathen.
Das Hirschtal ist menigklich offen gestanden. Und
dise alle haben neben anderen großen schaden an entnemung
des weins korns und hausrathes µ von dem feindt
und einheimischen gelitten (doch die beste sachen zur
kirch gehörig zue sambt dem silbergschirr und gelt
auch brieffen darvon gebracht), besonders aber ist
dem Gottshaus Hirschtal übeler als andern frawen Clöster
ergangen. Die allein in 30 fueder wein. korn
auff zwey jahr lang geordnet. 72 stuckh vieh
125
klein und gross. Allen hausrath bettgewandt
leinen tuech in grosser anzahl und einen last
wagen mit zinenem geschirr beladen. Verlohren
und als ihrer etlich nach haus komen nichts anders als
ein schäfflin ein kelblin und ein leiblin brott
in allem gefunden. Die guete Closterfrewlin
woltten wie zue gedenckhen nit gern herzue under die
soldaten zichen, da in dessen die frembde und einheimische
229
ungütiglich und schelmesig mit ihren sachen umbgingen. Bis
endtlich haben sie umb liechtmess einen ausschutz von
iedem Closter mit lifferung der altten und ungestaltten
nonnen gemacht welche, als Herr Capellanus Deg Sandzig
hiehero begleitete, sagten die auff der brugg wacht
haltende soldatten: „Pfui deuffell hatt es dan
in disem landt lauter so schandtliche Nunnen“. Darüber
einer sprach „du narr selbst wohl erachte man habe
die schönste zue ruggkh gehaltten.“ Und hatt ihnen samentlich
die heimkunfft wohl gedeyt, in deme sie eint weders,
was noch vorhanden war behaltten und retten, oder widerumb in etwan
was entfrembt war bekhomen mögen.
Die Herren Capuciner, fürnemblich P. Januarius
Guardian und Bruder Longinus haben jederman grosse
lieb und das verwunderlich ist grosse freygebigkeit erwisen
und den leuthen eyfferig mit rath und that geholffen.
Da lacheten die Engel als ein armer dem andern
hilff thetten. Es war auch bey ihnen wunderlich zue sehen
wie vil schwedisch und frantzösische soldaten taglich
gebeichtet und comuniciert haben, das ich mir niemals
hette einbilden khünden. Es ward auch den ienigen,
so lust hatten aus zue reissen, die beste glegenheit
in disen herrschafften gegeben, wie dan dem Generalissimo
grosser schaden an seiner armee geschehen, umb weilen so
vil 100 mit gefüglichster glegenheit sich unsichtbar
haben machen khunden, da ihnen der pass aller orthen in wald
Schweitzer und Püntner landt offen gestanden.
Were auch der Bayerfürst redlich an seinem kayser
gebliben, wie er dan schandtlich von ihme damals abgefallen.
230
Hette sich wohl khein feindt in dise kluppen und
enge in ewigkeit nit eingelassen indero man leichtlich
mit wenig volckh das hinderste bein auff des
feindts seiten zue grundt hette richten mögen.
Dahero sagten wyr im sprüchworth: Es seye niemandt
anders haubtsächlich an unser ruin schuldig
nach Gottes billicher straff als der Bayerfürst µ.
Gott vergebe es ihme. Dan weil der Vrangel
die gewüssheit hatte, vom Bayerischen volcke nichts
zue befahren, hatt er sich in dise enge ein zue schliessen
nit gescheuchet.
Es hat auch diser veldmarschall erst recht uns zue erkhennen geben was Bregentz seye und was daran
126
gelegen, dan er bemühte sich hoch bey seiner künigin
welcher gestalten er einen offnen pass in Tyrol
Welsch- [und] Schweitzerland so herrlich als loblich
erobert und bekhomen.
Aber ich bekhenne, je mer ich schreib ie mehr steht
mir zue schreiben an die handt die ich notwendig
von fernerm verlauf einzühen und den leser damit
nit weiters molestieren muess. Wolle derowegen
die Schwedischen gleichwol weit von dannen marschiren
lassen, denen wir damals von hertzen gut wetter
auff die reiss gewünscht haben. Und ihrer widerkunfft
nit eyfferig erwartten wollen.
Jedoch will mir nit zue stehen zue verschweigen, welche
Gottshäuser im Schweitzerlandt uns in unseren nöthen
und drangsaalen als rechte wahre freundt bey gesprungen.
231
Und deme billich den vorzug an hocheit des stands
und erweisung der guttathen haben soll das fürstliche
Stifft und Gottshauß Sanct Gallen,
deme damalen der hochwürdig Fürst und Herr, Herr Pius
mit namen und werkh, gegen den exulanten milt und
freygebig, ein herr von hohen tugenden und fürstlichen qualiteten
scheinbarlich gezieret, vorgestanden. Dasselbig hatt so
wohln den Gnedigen Herren Praelathen alhie, zue verscheidnen
zeiten uber die 2 jahr, gleichwohl vast immerdar
schwach und kranckh; so woln auch die 2 fratres
Gallus und Gregorius vierrt halb jahr lang: nit weniger ein halb
jahr P.Othmarus mit aller fründtlichkeit auff und angenomen auff d..
Portavrrn erhalten in essen trinckhen und theologischen disciplinen
die Jüngeren 2 fratres underwisen. Es hatt
sich aber hinwiderumb der Herr Praelath also und dergestalt
so manierlich aldorten verhalten das sie seiner niemals
khein verdruss sondern vilmehr neben dem mitleyden ein
frewd gehabt mit sagen es habe sich under allen exulanten
kheiner besser als der Herr Praelath von Bregentz
gehalten und eingestellet, der ieder zeit mit dem ienigen,
so ihme gereicht worden, uberauss wohl contentiert
waren. Nit weniger haben sie vom Gottshaus Gallen
die hin und wider reisende patres, diener und pferdt
ieder zeit mit grossem willen und freygebigkeit angenomen
und tractieret, auch unser geflohnete armuth bester
massen verwahret und in einer sum vil ehr,
liebs und guets vilfeltig erwisen. Nit weniger das
232
gleichergestalt Fürstliche Gottshaus Einsidlen,
dessen der hochwürdige Fürst und Herr, Herr Placidus
verwaltung würdigklich getragen und seinem namen
mit dem werckh in sanfttmueth und liberalitet
höchstloblich nachkommen, der neben vil andern exulanten,
P.P. Joanno & Mellito in die 4 [Monate], F.Ignatius
in die siben monat lang mit gnedigem willen
127
in speiss und tranckh (auch studiis) erhalten
und befürderet,
Rand: „neben lesung wochenlich 5 messen: er also 24 bazen
in die costen geben. Quia iam fuit sacr... initiati Ignatii.“
dessen gegen uns tragende gnedige condolente
affection aus dem zue endt gesetzten schreiben
mehr als gnug abzunemen ist. Ist etwan auch diser
gute will dahero geflossen das man etlich von dem
Einsidlischen Convent als sie zue Rorschach das studium
abwarteten, alhie ein oder andere ehr und lieb erwisen.
Also auch hatt das Gottshaus Rheinalv dene P.P.
Columbano und Lanfranco in die nn wochen lang
alle lieb und trew in mehr wegen erzeiget.
Und hetten dise alle zweiffels ohne, so es die euserst
nothurfft erforderet hette, noch mehres gegen uns erwisen.
Das Gottshaus Grimenstein hatt auch nit
weniges auf uns, nach ihrer müglichkeit, vilmaln
besondere gutath mit der beherbergung und tractation
erzeiget. Zue geschweigen was uns das
Gottshaus Rorschach in mehr wegen zue vil underschidlichen malen hochloblich praestiret. Denen allen damit
es der guetige Gott tausendt faltig vergeltte,
unsere nachkümlinge aber sambt uns mit danckh erkhennen wöllen,
wünschen wyr von hertzen.
233
Ob aber gleichwohl die Armee von hinnen gezogen,
sindt wyr iedoch der alten freyheit noch nit fähig worden,
dan man uns sowohl den Comendanten in Newburg
als andere in der nehe gelegne Schwedische auff die
haube gesetzt damit sie uns in ihrer devotion (wie
ungern wirs heimlich leiden müssen) haltten möchten.
Dergestalt sindt unsere herrschafften samentlich
in ein gewisse contribution gezogen und zue leistung
derselben getriben worden. Die von Feldkirch musten uber
das dem feindt zue und angeloben das sie allein
das schloss mit burgern besetzen und handthalten, aber
khein kayserische befehlshaber µ darein niemalen nemen
woltten. Da hatt es geheissen: Zwungner Eid ist Gott
Leid - Wiltu nit so must wohl. Dan so fern man
hette das schloss verbrennen wollen, were dardurch die
ganze statt in gefahr des feurs gefallen und deme
accord zue wider gehandlet worden. Der Comendant
auff Newburg ward nit saumseelig die gelter ein
zue samlen, darzue ihme sehr verhülfflich war Joan. Georg
Paumgartner aus Tyrol gepürtig und sesshafft vor
disem zue Bregentz, der sich ohne grosse noth
zue den Schwedischen (nach deme er im ubergang Bregentzes
wie vil andere erdappet worden) gesellet auch mit
trew und eydt ihnen im cassier ambt verpflichtet
und darmit bey uns schlechte ehr verdienet. Er hatt
sich aber nachmals wie vil andere &c mit schwetzen
und anderwerts zue Inspruckh ohne seines lebens
128
schaden hindurch gehauwen und ist nachmals under
die besten gerathen. Sols darumb genossen haben,
234
weiln er hernach zue bekhomung der Vestung
Newburg mit heimlichen brieffen und andeutung aller
beschaffenheit solle starck geholffen haben. Da hatten
es zue geniessen, denen er wohl, die zue vergeltten,
denen er cassier übel geneigt war. Also
schickt der Comendant ein ernstliches schreiben
zue uns herab, als N°
zue sehen, darmit
uns zum gehorsam und contribution zue bringen.
Also wardt P. Henricus subprior damals sambt
P. Bonaventura in eyl in der grossen wochen hinauff
geordnet mit dem Commendanten zu tractieren
welches also wohl endtlich gelungen das er nit
mehr als 16fl monatlich für das Gottshaus
und alle dem Gottshaus zuegehörigen lehentrager
und gueteren erforderete. Die ihnen dan
dasselbig [ein-?]mahl erlegt worden. Fürters aber
haben sie Schwedische von uns khein einigen heller
contribution gelt bekhomen mögen, allweil wyr
ihnen iederzeit artlich und doch manierlich
aus der halffter geschloffen, bis so wol Newburg
als Uberlingen von ihnen erlediget worden.
Der Commendant Herr Robertus Kraham namb
uns in seinen schutz und ertheilte uns ein Salvam Guardia
schrifftlich, als auch der Generaliss. Vrangel, vor dem abzug
durch underhandlung des Superintendenten auch gethan
wie zue endt zue sehen ist.
235
Underdessen kombt die uralte statt Überlingen durch
meineidige underhandlung der Bayerischen in der
Schweden gewalt und empfangt dardurch unser elendt
ein grossen beysatz. Dan die Schwedische kamen mehr
mals zue uns in schiffen, durchsuchten unsere grentzen
und vornemen damit sie uns in ihrer gewalt erhalten möchten
und wyr ihnen nit aus der kluppen können. Da müsten
und wyr uns abermals für guet schwedisch verkauffen,
auch schutz und schirm bey Herrn Comendanten
Volckhman in Überlingen suechen. Den er uns auch
willigklich ertheilt hatt. Wyr kamen aber
bald hernach widerumb zwischen thür und angel, dan
in deme man under dem comando Herrn General
Veldzeugmeisters Enquenforth, von Ihrer Dlt abgeordnet,
mit seinem volckh die Vestung Newburg lang
genug belagerte, selbige auch nachmals mit accordt
einbekhomen, sind wyr nit ohne ursach dem comendanten
in Überlingen suspect worden, der vernünfftig erachten
thette, es würde das nechste mal Bregentz geltten.
Aber wyr khundten und müsten uns stellen als weren
wyr von lauter schwedischem blut gebacken. µ
In der weilen machte man den abschnitz und schantz
129
bey dem fleckhen Embs mit gräben, palisaden, bruggen
vom Berg bis in den Rhein hinab, welches
die Oberlender und Wälder nit wenig gekostet.
Hernach aber ruckte Herr Enquenforth noch
weiter forth nach unserer Statt und Landschafft
Bregentz, und besetzet selbige mit geworbenem volckh und
236
anderen bedienlichen mitlen in reparierung der Clausen
schantzen und bolwerckhe so vil müglich gesein mochte.
Darmit ist der pfeffer zwischen den Commendanten
in Überlingen und der Statt Bregentz verschütt worden,
allein ward lobsamer statt die ausflucht sich zue
entschuldigen umb weiln µ sie von oesterreichischen völcker
eins mals übergewaltiget worden. Wyr wüsten schier
nit damals, was uns zue mehrerer wolfarth
gedeyete, dan es war nit ein geringe zweifflung,
ob die Oesterreichische dem feindt im fahl der noth
bastant würden sein, fürnemlich da die schwedischen
mit einer newen armee (wie man für gewiss
ausgesagt) unser Statt und Herrschafft sollten widerumb
anrennen und zue voriger gehorsamb bringen. Und
bey so gestalten sachen war uns oftermalen angst genug.
Besonders ehe die schantz, thüren und thor an der
Claus und Newen schantz, auff dem Pfender Haggen
und Rickhenbachs Tobel, auch in und umb die
Statt selbst (item das Seeheüsel mit vilen herumb gesetzten Palisaden)
endtlich auch auff dem Riedt gemacht wurden
oder auffs wenigst reparieret. Man hatt auch
nachgehends zue Hardt, zue Fuesach, und gar
am Rohr dergleichen schantzen, vorwehr, blockheuser
mit stuckhen gnugsam versehen, nach und nach auffgerichtet,
und den stall, demnach die kue heraussen gewesen,
fleisig zue gethan. Nach alter arth der Teutschen, so nach
der thatt und schaden erst witzig werden, und sindt
jetzernante werkh so wohl under General Enquenforth, so 5 wochen lang alhie verbliben; Herrn Obristen
236b
leeres Blatt mit Titel ‚Seehäuslin‘
237
Nicolao Freyherr von Gramont, item
Andreas Gallus Freyherr von Spaur und
Obrist Caspar Schoch, welche in diser Obristen stell
auff ein ander innerhalb 2 jahren gefolget, aus
gefertiget worden und mit wachten bestellet.
Zue disen allen werckhen, so in der tieffe herunder stehen,
haben abermalen unsere waldungen an underschidlichen orthen
herhalten müssen, also das man darauss etlich vil
tausendt stuckh, gross und klein, zue disem endt ab
und ausgehawen und merckhlichen schaden gethan, das wir
nachmalen das notwendig holtz hierumb nit mehr gehaben mögen.
Und hatte es das ansehen, als wan sonst nirgendts khein
ander holtz vorhanden were, ausgenomen das dene von
130
Rieden auch nit geringer schaden auff dergleichen weiss geschehen.
Es ware nemblich die guette affection gegen den Geistlichen
ie lenger ie krefftiger. Scil. In volziehung dises
schantzens umb die Vorstatt entstund ein grosse ungelegenheit,
weilen man dadurch der Priester und Pfründt heüser
zue sambt der güeteren ruinierte, verderbte, oder minderen
thette. Und wolt doch niemandt die schuld tragen oder den
namen herlihen wer solche werckh anzetlete. Die
von der Stadt Bregentz legten solches auff den Ertz Frl
Comissarius Joan. Georg von Konigseckh, Graffen µ
und LandtVogt in Schwaben, und Obristen von Spaur.
Hinwiderumb replicierten sie, die schuld solle den Herren
von der Statt zuegemessen, und der schaden bey ihnen,
den pfründen zum besten gesucht und eingezogen werden.
238
Man achtete gar wenig oder nichts meines Gnd. Herrens
als Patroni mehr maln geschehne protestation
und ware ihm nichts mehr ubrig als das er es liesse
naher Costantz dem Ordinario berichten, darüber aber
khein eigentliche resolution von dannen ausgeflossen.
Man verwahrete auch das Stettlin mit thoren,
gattern und gengen und mehr anderen werckhen ansehlich,
man suechte auch wasser bey dem Rathaus mit
grosser mühe und kosten aber es wolt nit gelingen,
darumb die grub widerumb zue geworffen wurdt.
Das geworbne von oberzelten Obristen zue uns geführte
volckh zue sambt der pawren die man zum schantzen
applicierte thaten uns sehr grosse plag an
und hielten sich allerdings erger und strenger gegen uns
als die schwedische, todtschlag ausgenommen. Da hatt
es geheissen „Ihr Bregentzer Meyneidige Schelmen,
man mus mit euch khein erbärmnus haben, darumb
soll man euch khein gehör mehr geben, wie ihr zue vor
den soldaten nichts mit lieb haben geben wöllen, also
mus man euch ietz und darzue nur dapffer nötigen
und treiben.“ Es ward gewüsslich ein gross
elendt bey uns zue sehen, vil burger zogen von freyen
stuckhen mit ihren besten uber blibnen sachen hinwegckh,
andere flöhneten ihr bestes an sichere orth, und besorgete
man sich es möchte der feindt wie er getrawet
der Statt und anderen orthen mit feur zue setzen.
239
Den schreckhen vermehrete das immer wehrende fahren
auff dem See von den Schwedischen mit vilen schiffen,
mehrmals geschehen, da haben wyr offt weder aus noch
an gewist. Besonders sassen wyr alda im Closter
mit grosser angst und forcht, umb weiln wyr von den soldaten und
Bregentzer gantz verlassen waren, und also wie der
vogel im lufft da schwebten zwischen forcht und hoffnung.
Dan syndt sie etwa bis an die Galgenschantz und
Claus hinan gefahren und hinauf geschossen, denen
man widerumb mit schiessen geantwortet. Es geschahe
131
auch mehrmals, das sie an einander auff dem See hartigklich
geriethen, und die Bregentzer, Lindawer und Costantzer
mit den Schwedischen, Uberlingschen, Meynawisch und
Langen Argischen schiffen einen ernstlichen streitt hielten,
dapffer auff ein anderen spilten, und ein theil den andern
bisweiln mit etwas schaden hin und her iagen thette.
Welches uns bisweiln von weitem ein nit unangenemes
spectackel verursachte. Auff solche weis haben wyr
ein geraume zeit wenig ruhe gehabt, bis vom Obristen
Caspar das Blockhaus an dem Rohr auffgestelt
und 2 grosse Jagschiff in das wasser von ihme
gesetzt worden. Nachmalen aber haben sie sich nit offt
mehr hieroben sehen lassen. Sie Schwedische namen disen
posten wohl in acht und begunten selbst ein Blockhaus
aldorten auff zuerichten, darzue sie schon die praeparatoria
in den schiffen zue führten. Sie sindt aber vom wetter
verhinderet und vom Obrist Caspar übereilet worden,
sonsten hetten sie uns grosse ungelegenheit aldorten geschaffet.
240
Es ist nit zue sagen, wie offt lärmen aller arthen hierumb
in Bregentz, Hardt, und Fuesach, in dem die schwedische
schiff sich herzue naheten, entstanden, und uns vilmals
der schlaff gebrochen worden. Auff ein zeit in anno 47
stigen sie bey dem newen hauss aus ihren schiffen, durch
suechen das Closter, kommen für die grosse Kirchen thür,
erkundigen, ob oesterreichisch volckh da läge, nemen
in der waschhütten die wäsch eines guetten theils
mit sich hinwegckh, hatten auch leitern bey sich, die
mauren zue besteigen und den Praelathen sambt etlichen
münchen mit sich gefenglich hinwegckh zue führen.
Aber auf Gottes ordnung sindt wyr umb ein stundt
fruer als sonsten, nemblich umb 3 Uhr, in die Mettin
auffgestanden, und als sie von dem Bregentzer schiffman
verstendigt, das es schon die vierte stund des morgens
ware, haben sie gesagt, die zeit zue ihrem anschlag
seye ihnen zue kurtz, wellen iedoch ein versuch mit
der wacht am Schnabel oder weissen hauss thun,
welcher ihnen so wohl gelungen, das sie gantz unvermerckt
ins hauss hinein khomen und ihrer über 20
Oelberger und schlaffrat also frisch angefesslet
und mit ihnen naher Lang Arg abgeführet
und den schlaff fein vertriben
Fussnote: „Darnach hatt man den Schnabel mit palisaden und einem graben
ringsweiss herumb verwahret, da es zue spatt ward.“
Da ward ein
grosser schreckh in den H. Praelathen und uns samentlich
gefahren, als wir die zeitung und tumult vernomen,
und höreten und warteten mit grosser forcht der
sachen ausgang. Sie aber segleten alsbald darvon,
241
und wyr setzten den Gnedigen Herrn widerumb im Fürstlichen
Gottshaus S. Gallen in die vorige sicherheit.
132
Ich mein, es hatt ein enderung abgeben, wan der gleichen
strudel sich empor hebte under unsern Conventualen,
da einer mit seinem pündtelin da, der andere dort
hinaus geloffen.
Vast gleicher gestalt haben die Schwedische, zuevor als
Gnral Enquenforth zue uns gelangt, durch die Ach gesetzet
und ihren rittern, die unserige oesterreichische
ritterwacht, so an der Achprugg gehaltten und
den Pass gegen Embs alda das volckh gelegen verwahret
hatte, in 10 oder mehr persohnen hinwegg genomen (29. May 1647).
Ein andermal aber sindt sie mit 7 oder 8 schiffen (sambt 150 man)
hinauff an die Stade und Dam zue Bregentz
gefahren; da hatt sich ein grausamer sturm im wasser
erhebt, das ihnen unmöglich gewessen, innerhalb etlich vil
stunden von danen zue weichen. Weil aber sie sich besorgten,
sie möchten von den Oesterreichischen umb Embs
ligenden volckheren und burger nieder gemacht oder gefangen
werden, sindt sie in grossem schreckhen gestanden und
hette man die beste gelegenheit gehabt, sie samtlich
mit den schiffen zue bekhomen oder auch nider zue machen.
Aber den unserigen hat es am hertz und anderstwo wie jederzeit
gemanglet. Darauf haben sie sich mit aller arbeit
und macht durch die wellen durch gehawen. Es ist auch
unserem landt übel khomen, das es durch die Schwedische
mit ihren aignen von denen geführten schiffen angerennt worden,
dan sie im abzug von hinnen uber die 14 grosse und ansehnliche
242
schiff mit sich entführet und zwey gar grosse ledinen
am Dam verbrent haben.
Es hatt auch den Unserigen wider die Schwedische
auff dem wasser niemaln recht gelingen wöllen,
wie das die Unserige besonders zweymal an sie
mit vilen schiffen von Bregentz und Lindaw und
Wasserburg µ gestossen, aber sie sindt mit schlechter
reputation gar zue früe gewichen, und sindt die von
Costantz gar nit in solchem anschlag erschienen
und endtlich erst hinden naher gekrochen.
Ob aber gleichwohl die Statt Bregentz von Schwedischer
gewalt und contribution entladen wardt, so hatt
iedoch die Landschafft und einige orth, so ausserthalb
der Claus und schantz waren sich mit dem feindt
in die contribution bequemen müssen, damit derowegen
wyr auch möchten endtlich versicheret bleiben. Als haben
wyr notrungenlich auff des H. Comendanten begehren
und trawen den P. Henricus Subprior und P.
Bonaventura (so sich hierinnen unerschrocken und wohl
verhalten, gleich wohl geschehen hette mögen, das sie arrestiert
worden weren) naher Uberling abgefertiget, dem Comendanten
aldort allen bericht zue ertheilen. Und haben in disem
fahl uns die 4 Grichter im Algew die gröste
ungelegenheit angerichtet, dan sie gaben zue Uberling aus,
das das Gottshaus nit mit ihnen halten welle, da es
133
iedoch also vom Cahsier in Anno 1647, den 26. Febr.
Styl.Vet. geordnet worden, darumb dan ihme dem
H.Commendanten die 30fl monatlich vom Gotts(so die 4 grichter Simmerberg, Grünenbach, Weitnaw und Altenberg
auf aigner angemaßter gewalt gestimmet handt. µ.)
243
hauss zue erlegen noch bevor ein zue nemen. Und brachten
also mit falscher berichtung uns samentlich in aüserste
gefahr. Underdessen will der Cassier (Rand: Michael Franckh) das gelt von uns
haben und ist uns vil böses von ihme und H. Comendanten
angetrawet worden. Demnach aber P. Subprior damals
aigentlichen bericht gethan, wie das nemblich das Gottshauss
mit dem Comendanten auff Newburg für sich und
allen des Ihrigen an lehen und guetern mit 16 fl
sich verglichen, auch selbige erlegt habe und annoch
zue geben bereit seye, so fern man dem selbigen vergennen
welle, von den lehentragern das gelt der gebühr nach
ein zue ziehen. Weiln aber die Lehentrager ihr gebühr
den grichteren de facto erlegen, und das Gottshauss
die varierende güeter selbst vertreten und ihr
quotam bezahlen thut, wie bekandt und bewisen
khan werden mit aufflegung der Gerichter urkhunden,
also welle man hoffen, der Herr Comendant werde
weiters vom Gottshaus nichts fordern. µ
Also ist dem Closter für dismal weiter nichts
zue gemuetet worden. Nachmalen aber hatt
sich widerumb ein strudel, durch die obige pawren von newem
erwecket, und wolte H.Cassier kurtzumb das gelt von uns
haben, das also vonnöthen gewesen, das P. Subprior
noch einmal hinunder sich begeben muste, aigentliche
relation aller beschaffenheit mit darlegung der
urkhunden und scheine abzuelegen. Darmit abermals
dem Gottshaus zimliche ruhe widerfahren. Wyr
trauweten aber nit durchauss dessetwegen thetten wyr die
246 [die Paginierung überspringt die Seiten 244 und 245]
beste büecher und sachen in die sicherheit naher Lindaw. Und
da H. Commendant durch seinen Cassier den ausstandt
der contribution von uns abermalen haben wolt, oder das
wyr uns absonderlich mit ihme intuitu Monry µ solig
die lehenleuth hindan gesetzt, vergleichen thette, haben
wyr durch H. Doctor von Pflummeren bey H. Comendandten
underthenig solicitiert damit uns erarmbten in disem
fahl verschont werde µ wie No. nn und No. nn zue sehen.
Endtlich da der auffbruch in anno 1649 solte
am Bodensee aller orthen geschehen, und die 4 gerichter
an der contribution vom Gottshaus 585 fl
praetendierten, und die militarische schwere execution
den ungehorsamen auff dem nackhen lag, haben wyr
vil zue schaffen bekhomen, bis wyr mit beyhilff des
H. Comissarii von Konigseckh und H. Obrist Caspars,
als welche der sachen beschaffenheit grundtlich erkant
134
und geurteilet, [uns] von dem unbillich begehren der
nichtswertigen pawren liberiert, und sie zue der
bezahlung diser restanzen genötiget worden.
Also sind wyr mit Gottes hilff zue Überlingen hin
durch kommen und anderwerts khein weiteren schaden
gelitten.
Alhie aber hatt man uns abermaln ein nit
geringe beschwerdt aufferladen, in deme man uns
den Haubtman Oberthammer sambt seiner fraw, pferdt,
und diener auffgebunden und mit gewalt wider
unser vilfeltig protestieren eingesetzt, welches wyr
247
zwar anderst nit als einen gast auff ein einige nacht
angenommen, aber das quartier war ihnen also angenem,
das wyr ihn innerhalb etlich wochen nit mehr hinaus
bringen khundten. Den argwohn haben wyr geschöpfft,
es seye durch einen oder mehr beambten in Bregentz dises
angestelt worden. Das beste war, das er Oberthammer
ein vertreglicher Herr gewesen.
Sonst aber hatt nach seiner altten gewohnheit
Doctor Yelin sambt den zwayen mitbeambten seine
befelch an uns mehrmals abfliegen lassen, darin zum
schantzen ross, wagen, und anderes begehrendt, aber
wyr haben dergleichen befehlung nit vil mehr nach
gefraget, weil wyr halb Schwedisch gewesen und von
den unserigen khein oder schlechten schutz hatten zue geniessen.
Und ist den Herrschafften, besonders Bregentz, durch
die geworbne völckher und landsleuth so zue
reparierung der schantz angewendt worden, grosses gelt
und unkosten auffgangen, und haben die pawren in den
lehren heuser an fenster, schlösser, und eisernen
stangen und gatter grossen schaden gethan, besonders haben
sie unser haus in der Statt erger als die Schweden ruiniert
das mit etlich100 fl nit mag repariert werden.
Da iedoch die Schwedischen so lang sie nach dem ersten
ubergang im Closter gewesen, mit fleiss oder bosheit
khein scheiben nit eingeschlagen oder ein glas verbrochen.
Hierbey falt mir ein etwas die Schwedische
auff den 1.tag Ooctober 1648 für ein schöne
recreation auff dem See angestellet haben da sie
248
nemblich mit 8 oder mehr schiffen gross und mitelmessig
von Langen Argen am morgen ausgefahren und mit dem bey
sich habenden jungen Rheingraffen sich gegen Lindaw
der Statt gesetzt und angefangen zue trommeten,
pfeiffen und geigen, zueletzt auch mit stuckhen
zue spilen und die Lindawer und Bregentzer trutzen.
Es gieng ihnen auch ein schifflin mit kalter kuchi
wohl versehen nach und vermeinten ein gutes mütlin zue haben.
Da felt ohnversehens ein grewlicher ungewohnter
sturmwind aus einer schwartzen wolckhe herfür,
(den die unserige schiffleuth wohl vorgesehen und
135
darumb nit hinaus fahren woltten). Und in einem
augenblickh, weiln wyr ihnen auff dem thurn zue sahen,
verstreut er mit seinen auffgeblasenen wellen das eine
schiff da: das ander dorth hinauss, also das sie uns in
aller kürtze aus den augen verschwunden. Sie alle sambt waren
in eüserster leib und lebensgefahr verwickhlet
und wüste khein schiff wo es sein heil suechen oder
finden solte. Eines gerathete an die fuesacher schantz
dem setzten die unserige ritter dapffer zue, aber
mit barbeiten sindt sey endtlich zue ruckh entrunnen.
Andere kamen an zue und ob Wasserburg, die wurden
von den Lindawischen soldaten so sich hinaus begeben starck
mit schiessen verfolget. Mit einem wort sie befanden sich
in höchster noth zue wasser und landt bis sie endtlich
nacheinnder bey Langen Argen widerumb eingeloffen.
249
Das kleine schifflin aber mit der kalten kuchi und
etlich in 13 persohnen, darunder der hoffmeister des
Herrn Comendanten Volckhmans gewesen, ist zue grund
gangen und sie samentlich ersoffen. Ein grosser dem
Rheingraffen gehöriger Brack ist mit schwimmen ans Blockhaus
angelangt. Den überigen raub an silbernen becher und
teller, lein und tischgewandt zue samt roth und
schwartzem wilbrett, frischer butter &c. mit etlich geschirr
mit guetem wein haben die fischer von Hardt aus bekhomen
und mit frewden verzehret. Es sindt auch darinnen etlich
vergulte tägen [Degen?] und waffen noch gefunden worden.
Hernach liess Herr Volckhman, so schwerlich entrunnen
und mit kranckheit, vom schreckh herrüerendt, etlich tag
in Langen Argen sich auffhaltten müest, vom Obrist Caspar
den todten leichnamen nachfragen und sie begehren; weilen aber
derselbigen kheiner erfunden war, liess er ihme erbieten,
man habe nichts als ein hundt gesehen und zue handen
gebracht. µ Er wundere sich darneben, das ein solcher Cavallier
auff dem Bodensee begehr das weidwerckh zue
üben, da es doch nit breuchlich seye, die hasen auff dem
wasser zue iagen oder zue fangen &c. Soll beynebens nit gedenkhen,
das man abscheuch getragen, ihme auff dem See zue begegnen,
allein weiln unsere besser erfahrne schiffleuth das ungewitter
vorgesehen, haben sie ihme wellen ursach geben, damit er
hinfüro sie in der gleichen fählen zue vor umb rath
ersuche &c. Und dergleichen mehr. Es ist auch dem
Rheingraffen der Bodensee über die massen hoch verleidet worden.
[Die Paginierung überspringt die Seiten 50 bis 59]
260
Die Schiffleuth von Wasserburg und anderst woher
in die schiff genötiget, kondten nit gnug den grossen jammer,
angst und noth, so die schwedische ergriffen, erzehlen. Under
denen etlichen die forcht so gar in das hosen fueter aus
gefahren und die gestalt des bleichen todts angestrichen.
Man sagte auch für gewiss, das so wohl Herr Comendant
Volckhman als Rheingraff neben anderen luterischen auf
136
raht eines welschen dieners auff die knie nider gefallen
und die seeligste mueter also angeruffen „O heilige
Maria khom uns in diser noth zue hilff.“
Darmit hatt sich mit eingehender nacht dieses schawspiel geendet und lachten wyr in der still den busen voll.
Nun wolan erzeigt sich endtlich dises gantzen
bishero vilfeltig erzehlten wesens ausgang
mit fröhlicher zeitung, die vom beschluss des
allgemeinen in Münster µ getroffnen fridens
herrürendt, da nemblich in anno 1649 zue
endt dessen das geschrey erschallen, es seye fridt gemacht
worden und solle under anderen der Bodensee von
allen kriegs völckheren entladen und evacuiert werden.
Wie dan nit lange zeit mehr angestanden, das
in grosser eyl die Statt Überlingen, Meynaw,
Langen Argen, und auch Lindaw von Schwedisch,
Frantzösisch und Kayserischen völckhern enntschüttet
und menigklich dardurch erfrewet und erquicket worden.
261
Etlich hungerig und blut- oder vilmehr geltdurstige
officier und soldaten ausgenommen - denen der fridt
zue früe ankhomen und ihne dadurch die mitel,
von den herrschafften mehr gelt zue erpressen, abgeschnitten
und das einkhomen, sold, und wartgelt geschmelert worden.
Wie under anderen eines haubtmans fraw mit trawer
geklagt: „Ach leider der fridt uns umb 2 oder mehr
jahr zue früe angelangt.“ Also ist geschehen in einem gleichsam
augenblickh, das die soldaten sehr unwerth und
veracht worden, das sie sich allerdings schemen müsten,
das sie soldaten gewesen. Es ist auch in warheit geschehen
das macher Leutenambt, Capitän, Caperal µ
hoher und nidere officier zue kue, geiss, und
sauw hirtten gerathen, damit ihr brot zue gewinnen.
Da sagte die baürin „Ey Herr Leutenambt, nemen
myr meine schwein auch mit den andern auff die weidt.“
[Rand: ‚Hans Weitz - einer sagt hernach. O wunder! vor
disem hab ich den bauren die küe gestohlen, iez mus ichs ihnen hüeten.‘ µ
Damalen sind auch gar dusam die ienigen bey uns
worden, die man hette mögen anspeien, welche zuevor
die burger und landtsleuth geplaget, geschlagen,
gestossen, und gescholten im schantzen, wachen, und
anderen verrichtungen. Haben sich vor ihnen nachmals
wie die besudleten hündlin sehen müssen lassen. µ
Ob aber gleichwol der fridt etwas freud und
erquickhung gebracht, war iedoch die selbige nit
volkomen, theils weiln selbiger fridt uns nit von
Gott her komen zue sein gedunckte, dan er göttlicher
und menschlicher satzungen, ehr und reputation,
und der heiligen Kirchen wolfahrth, zue wider scheinte.
262
Auch unserem Gdst Landtsfürst wenig nutzen, oder
137
auch das verlohrne zue ruckh gebracht hatt, darumb
recht guet Catholisch und Oesterreichische sich nit so gar
hoch erfreut haben und darumben auch allhie niemals
diser ursach halber mit stuckhen freud geschossen worden.
Allein die statt alhie hatt wider der beambten
willen und verhinderen in der Pfarrkirche das Te
deum laudamus in festo S. Mariae Magd. 1650
solenniter singen und alle gloggen zuesamen leuthen
lassen, darob bald ein newer unfridt schedlich ervolgt were. Ander theils war diese fridens frewd
auch nit gantz, weiln man noch vil schnitz und gelter
an den auff geloffnen kosten und restanzen bezahlen
muste und fürnemblich, weiln die nach ein ander
volgende jahr, als das 1647. 48. 49.
50. und 51.giste, besonders am wein übel
und sehr schlecht gerathen, also das wyr nit unrecht
sagen und klagen müessen, es haben dise fehljahr
dem gantzen landt und unserem Closter grösseren
schaden zue gefüeget, als der ienige durch die
Schwedische zue gefüeget gewesen. Und hette
man sich, so fern nur 2 darauff volgende
jahr wohl gedeyet hetten, also erholen mögen,
das man des Schwedischen leids uberall vergessen hette,
aber es hatt dem lieben und gerechten Gott
also uns zue straffen gnedigst gefallen wöllen. Und
ist wohl zue erachten, wyr habens wohl verdienet, das
263
man in diser Statt, Landt- und Herrschafft Gott
höchlich beleidiget hatte mit vilfaltigen und offentlich
gegen ein ander habenden feindschafften. Man betrübte
zue malen die zue uns flüchtige und vom feindt veriagte
fremdling: nam ihnen das ihrig geflohnet guet
und mobilia umb ein spott pfenning ab, hielte
sie streng in der zehrung und mehr anderwegen,
und erzeigte man ihnen an vilen orthen wenig barmhertzigkeit
und liebe &c.
So hatt aber der liebe Gott uns zue vor vätterlich
gewahret, in deme nit allein zue Girspitzaw vilmalen sich
die schnapper auff den büchsen für sich selbst durch
heimliche bewegung gezürnet das es ihrer vil gesehen,
sondern auch vor der Claus mehr mals brünnende
zündtstrickh gesehen und ein getümmel als thete man
schantzen: zue gleich auch auff dem haagen geschehen, von vilen
gehöret worden. Dadurch wyr billich die trewe
wahrnung sollten in bessere obacht genommen haben.
Das es aber eine von Gott verhengte oder gesandte
straff über uns gewesen, gibt deutlich zue erkhennen,
das jenige in den lüfften ob Bregentz hangende
feurige Meteoren, so die gestalt einer ruten gehabt
und uns gelehret, woher diese straff geschickt, oder von weme sie
verhengt were. Dise Rutte, nach dem die Schwedische
ein tag bey uns schon gewesen, haben ihrer vil 100
138
persohnen nit ohne verwunderung, mit nassen augen
aber die armen Bregenzer angesehen.
Es ist also, wie vor angedeutet worden, neben anderen,
dem Gottshaus alhie grosser und bis in lange zeit
verspürender schaden widerfahren, umb weiln dasselbige
264
vast alle victualien und lebens mittlen, die kleider weys
und schwartz alhie zue verschweigen, in den fehljahren,
fürnemblich aber den wein nit nur mit ein vuder
2. tausendt fl. das den grösten hertz stoss
geben, erkauffen müessen, und dessetwegen zur vorigen
nit geringen schulden last noch andere newe schulden
zue häuffen müssen. Neben deme es auch grossen
in vil 100 fl aufflauffenden schaden gelitten,
in deme es der pawren zins und lehensleuth
vast aller orth besonders aber im Algew selbige
gutten theils nachlassen müessen, da hingegen dem
Gottshaus auffs wenigst bis anhero nemblich 1652
khein einiger heller von den Creditorn
solcher gestalt nachgelassen worden. Also gerieth
dasselbig in grosse noth und khonte es seine
liebe kinder, glider und conventualen nit in gebürender
und zum Gottsdienst und regularischen leben
notürfftiger zahl ernehren und erhalten, und weilen
sie theils auff die pfarreyen und pfronden des
Closters, nemblich P. Floribertus naher Wolfurth
und hernach naher Sargans, P. Lanfrancus naher
Sigmaringen dorff in Schwaben, Joannes naher
Bregentz auf die halpfarrey. P. Ildephonsus und
nach ihme P. Othmarus auff die H.Creutz Pfrund
aldortten gesetzt oder auch mehr malen vom Closter
auf die varierende pfarreyen als Hardt und
Alberschwende und das Gottshaus Hirschtall
265
zue versehen ausgesandt und derowegen von dem chor alhie
abgezogen: theils etwelche ubrige patres mit alter
und unvermögenheit als PP. Josephus und Anselmus,
die nur mehr hocherlebte herren waren, andere mit kranckheit
oder manigfaltigen geschefften des Closters µ
verhindert worden, als ist es oftermals im chor
und regularischen observanzen schlecht genug hergangen,
besonders aber an den feyr- und Sontagen.
Darzue auch vil geholffen der grosse mangel und abgang
der weltlichen priester, deren aber im hiesigen Bistumb
Costantz uber die 600 desideriert worden.
Umb weiln ihrer vil umbkhomen, gestorben und wenig
der weltlichen persohnen wegen armuth und kriegsublen
zue den studiis gelangen vermögen, welches der hochverstendige
Herr Ratboldus Morstem, damaln vicarius in Costantz,
lang zue vor beobachtet und gesagt hatt: man
will ietzund die religiosen nit auff die Beneficia
secularia zue lassen, es wirdt aber die zeit komen
139
das man selbige wirdt müssen wegen mangels der weltlichen
priester aus den Clöstern darauff zwingen und nöthigen.
Weil auch die Schwedische alda in den 9 wochen
gestanden und verharret, haben wyr khein anderen
Gottsdienst verrichtet oder verrichten mögen als das wyr
die 3 oder vier letzten wochen teglich ein heilige
mess oder ambt im gebrauch eines zinninen kelchs
volbracht haben. Nachmaln aber als die zahl
der Herren Mitbrüder vermehrt worden, haben wyr
266
umb unsers heiligen Vatters Tag und Oesterliche zeit
die Canonicas Horas widerumb neben dem Ambt
oder Mess angefangen zue betten und zue singen.
Die Closter frawen in den drey Conventen S.Anna
Thalbach und Hirschtall haben auch ihre geistliche
ämpter in den Horis µ nach schwedischem abzug
widerumb zue handen genomen. Ja so gar die im
Hirschtall haben ihre Horas weil die Schwedische
noch alhie gewesen ein zeit lang mit etlich Convent
frawen mit sonderem lob volzogen. Und so bald der feindt
abgezogen, wolt under ihnen kheine die lezste sein, haben
derowegen samentlich in höchster armuth und mangel,
darob sich manigklich verwunderet und aufferbauwet
hatt, recht clösterlich leben im Chor und anderwerts
wie zuevor eyfferig und bestendig volführet.
Ist auch gross glückh und Gottes gnad gewesen,
das khein einige Closterfraw von hier auss gefangen
geschlagen oder entunehret worden. Under denen
eine von S.Anna, Schwester Ursula, als sie am
Freytag den 4. Jenner neben anderen geflohen und
in der Ach verwicklet und gestürtzt und allerdings
ertrunckhen war, ergriff sie die Capsulam darinnen
die Consecrierete Hostien waren und an ihrem
hals hangete, und sagt, „Herr weil ich dich
vor deinen feindten errettet hab, so wirstu zweiffels
ohne mich ietzund auch nit steckhen lassen, sondern wirst mir
267
ja in meiner noth zue hilff komen.“ Selbst ist sie,
sie weist selber nit mehr auff was weiss, an das
landt halb todt komen und demnach sie sich etwas
erholet, ist sie in einem schiff naher Lindaw gleich wie
mehr andere entrunnen.
Sonst aber haben alle Closterfrawen wie auch
die Statt Bregentz und Pfarrkirch aldortten
ihre beste sachen, brieff, silbergeschmeidt, und orneth
in die sicherheit gebracht. Und hat der augenschein
nach Schwedischem abzug klarlich zue erkhennen geben,
das ihrer vil von Bregentz die beste sach darvon
gebracht, all weiln die weiber mit manigklichen
verwunder gleich widerumb mit ihren silbernen gürtlen
und messerscheidten umb den Altar in schönen kleidern
herein gepranget.
140
Also will ich dises einfeltig und geringe werckhlin
beschliessen und die liebe Nachkomen oder auch
gegenwertige patres auffs höchste und gehorsamst gebeten
haben, sie wollen das ienige daran straffen, so straffens
werth ist, ubrig aber mit gunsten verfbleiben
lassen und wellen doch nit alles zue mal verwerffen
oder auch gar zerstören, wie ich demütige hoffnung
zue Ihnen trage, es werde wohl mögen das
guet vom unnütz iudiciert und separiert werden.
Ita rogat F. Franciscus Ransperg ....
vier lateinische Worte nicht lesbar
Damit endet Ranspergs Geschichte; es folgen allerhand später hinzu gefügte Seiten mit statistischen Angaben.