Landverkauf und Occasions-Feuerwehrauto

Nach Budgetierungsfehlern der Vergangenheit zeigt Hedingen Sparbemühung und erschliesst neue Geldquellen

Mit dem Ja der Gemeindeversammlung Hedingen zum Landverkauf zwischen Bahnlinie und Alter Zwillikerstrasse ist der Weg geebnet für eine Überbauung.Im August 2016 soll die Baueingabe erfolgen, Baubeginn dürfte dann im März 2017, Bezug der Mietwohnu
Mit dem Ja der Gemeindeversammlung Hedingen zum Landverkauf zwischen Bahnlinie und Alter Zwillikerstrasse ist der Weg geebnet für eine Überbauung.Im August 2016 soll die Baueingabe erfolgen, Baubeginn dürfte dann im März 2017, Bezug der Mietwohnungen im September 2018 sein. (Bild Thomas Stöckli)

Mit sechs Minuten Verspätung eröffnete Bertram Thurnherr die Versammlung der politischen Gemeinde. Weil das Interesse seitens der Bevölkerung offensichtlich grösser war als erwartet, mussten erst noch zusätzliche Stühle herangeschleppt werden. Gleich zu Beginn wurden die 179 Stimmberechtigten auf die nächste Gemeindeversammlung vertröstet: Die traktandierte Bauabrechnung für die Sanierung Hintere Bahnhofstrasse könne noch nicht seriös präsentiert und verabschiedet werden, begründete Thurnherr.

TLF aus zweiter Hand

So kam Ruedi Fornaro nicht als Tiefbau-, sondern als Sicherheitsvorstand zu Wort: Nach gut 25 Jahren zeige das Tanklöschfahrzeug (TLF) der Feuerwehr relevante Altersschwächen. Anstelle einer ungewissen Neuanschaffung – die Gebäudeversicherung berücksichtigt für ihre Sammelbestellungen alternierend unterschiedliche Hersteller – sprach sich Fornaro für die Übernahme eines zehnjährigen Occasions-Fahrzeugs von Schutz und Rettung Zürich aus. Dieser Scania Typ P124 CB 4x4 mit Rusterholz-Aufbau sei nicht nur einsatzerprobt und zuverlässig, sondern bei einem Kostenanteil von 130000 Franken für die Gemeinde auch deutlich günstiger als ein Neufahrzeug, welches rund 230000 Franken kosten würde. In beiden Fällen kommen 20000 Franken für kleinere Umbauarbeiten an Fahrzeug und Depot dazu.

Gegen die Beschaffung sprach sich Beat Schmid aus. Der Hedinger Feuerwehr-Offizier und Präsident des Bezirks-Feuerwehrverbands stört sich einerseits an der geringen Differenz zwischen einem Occasions- und einem Neufahrzeug – geht er doch bei einer Neuanschaffung von einem Kostenanteil für die Gemeinde von 200000 Franken aus. Weiter machte er auf ein Projekt aufmerksam, demgemäss Tanklöschfahrzeuge den Gemeinden in einigen Jahren gratis abgegeben werden könnten. Fornaro bestätigte die Existenz des Projekts, bezweifelt hingegen, dass der Kanton dem zustimmen würde – und selbst wenn, könne das lange dauern. «Ich will nicht, dass wir ein Fahrzeug einmieten müssen», so der Sicherheitsvorstand. Die Occassions-Beschaffung fand schliesslich eine klare Mehrheit.

Grundstück verkaufen und Jugendtreffleiter in Verwaltung integrieren

Dass das schmale Grundstück zwischen der Bahnlinie und der Alten Zwillikerstrasse der Gemeinde keinen Nutzen bringt, ist offensichtlich. Ein Verkauf leuchtet entsprechend ein. Der Käufer plane eine Überbauung über diese Parzelle und drei weitere, führte Bertram Thurnherr aus. Im Gegenzug verpflichte er sich, den Fahr- und den Schulweg bis zur Unterführung zu entflechten.

Für das Überbauungsvorhaben sei das Gemeindegrundstück äusserst wichtig, widersprach alt Schulpräsident Moritz Wandeler und forderte den Gemeinderat auf, die gute Verhandlungsposition zu nutzen, und ein Mitspracherecht zu wahren, was gestalterischer Qualität und Nutzung betrifft. Anderer Meinung waren gleich zwei alt Gemeindepräsidenten: Ernst Jud und Paul Schneiter empfahlen beide eine sofortige Zustimmung zum Landverkauf. Der Rückweisungs-Antrag Wandeler wurde deutlich abgelehnt und der Verkauf gutgeheissen.

Keine Mehrkosten solle die Erhöhung des Stellenplans der Gemeindeverwaltung um 50% verursachen, das versprach Sozialvorstand Martin Vetsch. So wird der bisher als Selbstständiger agierende Jugendtreffleiter zum «normalen» Gemeindeangestellten. Der Stelleninhaber gewinne dadurch an sozialer Sicherheit und die Verwaltung an Flexibilität, erklärte Vetsch. So wirkt der Treffleiter je nach Bedarf auch als Aufgabenhilfe oder begleitet Jugendliche im Bewerbungsprozess. Trotz Ablehnungs-Empfehlung der SVP Ortspartei, die sich an den niedrigen Besucherzahlen des Treffs stört, stimmte die Versammlung der Erhöhung des Stellenplans deutlich zu.

«Kosten unter Kontrolle»

Am meisten zu reden gaben natürlich die Zahlen, schliesslich wurde der Steuerfuss von 98 auf 105% erhöht (siehe Frontseite). Das Nettovermögen ist seit 2013 um zwei Drittel geschrumpft. Als Ursachen nennt Thurnherr eine Massierung von Investitionen und den grossen Verlust von 2014. «Die Kosten haben wir unter Kontrolle», versicherte der Gemeindepräsident. Sorgen bereiten hingegen die Steuereinnahmen. Dieses Jahr dürften sie um eine Million Franken tiefer ausfallen als vorgesehen. Trotzdem sollte die Rechnung nach heutigen Stand «nur» um eine Viertelmillion schlechter ausfallen als budgetiert, also mit einem Minus von 1,1 Mio. Franken.

Die Steuererhöhung dürfte kommendes Jahr 700000 Franken zusätzlich in die Gemeindekasse bringen. Unter diesen Umständen sei der Vorschlag mit einem Aufwandüberschuss von 74000 Franken (Aufwand: 19,72 Mio.) realistisch, so Thurnherr. Die RPK machte dem Gemeinderat unmissverständlich klar, dass sie künftig mehr Transparenz, höhere Planungsgenauigkeit – zumindest auf ein, zwei Jahre – und Sparwillen erwarte. Weiter kritisierte sie die Ressortverteilung, wonach der Gemeindepräsident gleichzeitig für die Finanzen verantwortlich ist.

Weniger umstritten war zuvor die Versammlung der reformierten Kirchgemeinde gewesen. Mit einer restriktiven Ausgabenpolitik soll ein ausgeglichenes Resultat erreicht werden. Für die Pfarrwahlen vom 28. Februar empfiehlt die Kirchenpflege weiterhin Renate (30%) und Walter (70%) Hauser.

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