Ingelheimer startet Spendenaktion für Freund im Rollstuhl

Bastian Ubl (rechts) beim Chatten mit Patrick Siede (oben) und Marco Fetz (unten). Trotz der Entfernung ihrer Heimatstädte Ingelheim, Ansbach und Chemnitz bleiben die drei Motorradsportbegeisterten immer in Kontakt.
© Thomas Schmidt

Der 22-jährige Ingelheimer Bastian Ubl und der 23-jährige Marco Fetz sammeln für ihren Freund Patrick Siede Spenden. Eine Zughilfe könnte ihm mehr Mobilität im Alltag ermöglichen.

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Ingelheim. Die Freude und Leidenschaft am Motorradsport haben Patrick Siede, Bastian Ubl und Marco Fetz zusammengeführt. Für Patrick Siede, welcher aufgrund seiner spastischen Behinderung im Rollstuhl sitzt, haben Fetz und Ubl eine Spendenaktion gestartet. Ihr Ziel ist es, genug Geld für eine elektronische Zughilfe zu sammeln. Diese soll an seinen Rollstuhl montiert werden und Siede mehr Mobilität und Selbstständigkeit ermöglichen.

Ich kann damit dann allein überall hinfahren, momentan müssen mich die Leute außer Haus ein bisschen babysitten.

PS
Patrick Siede

Ubl und Fetz sind 22 und 23 Jahre alt, seit vielen Jahren eng befreundet und fahren bei den Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaften (IDM) mit. Sie haben Siede als Zuschauer an der Rennstrecke kennengelernt. Siede ist 26 Jahre alt, kommt aus der Nähe von Chemnitz und hat eine Ganzkörperspastik. „Man muss sich das so vorstellen: Wenn ich meine Zähne putze, verkrampfen sich durch die Anspannung in meiner Hand auch meine Beine und Füße“, erklärt Siede. Seine linke Körperhälfte sei weniger von Verkrampfungen betroffen. Siede hat eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht, ist jedoch seit zwei Jahren arbeitslos. Das Jobcenter wolle die Kosten einer Weiterbildung zum Sprachkorrespondenten für Englisch nicht aufbringen. Seine Arbeitssituation würde eine Zughilfe nicht unbedingt verändern, deshalb lehne auch die Krankenkasse eine Übernahme der Kosten ab. Eine Zughilfe bringe ihm jedoch eine verbesserte Mobilität in seinem privaten Leben.

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Fetz und Ubl haben deshalb entschieden, einen Spendenaufruf für ihren Kumpel im Internet zu starten. „Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass es jemandem wie Patrick mit seiner Behinderung so schwer gemacht wird“, sagt Ubl. „Durch die Spendenaktion können wir ihm mit wenig Aufwand das Leben leichter machen.“ Und Fetz, der aus dem bayrischen Ansbach kommt, ergänzt: „Wir wollen es Patrick wenigstens ermöglichen, sich selbstständig mit einer Zughilfe fortbewegen zu können.“

Spendenziel von 7000 Euro

Eine Zughilfe ist normalerweise über einen Lenker, ähnlich wie ein Motorrad, steuerbar. Aufgrund Siedes Beeinträchtigung wird die Steuerung für ihn einfacher gestaltet: Abhängig von der Bewegung des Lenkers, zum Körper hin oder vom Körper weg, bremst oder fährt der Rollstuhl. Ubl, der in Ingelheim wohnt, berichtet von einem bestehenden Kontakt zu einem Mann aus dem Allgäu, der diese Unterstützung montieren kann. „Je nachdem, wie viel Geld durch die Aktion zusammenkommt, kann Patrick eine gebrauchte oder neue Zughilfe erhalten.“ Das Spendenziel liegt bei 7000 Euro, dem Preis für eine neue Zughilfe.

Siede wohnt ebenerdig im Haus seiner Eltern und benutzt dort seinen Handrollstuhl ohne elektronische Unterstützung. Das habe für Siede auch einen positiven Aspekt: „Ich habe den Anspruch, fit zu bleiben“, sagt er. Eine Zughilfe würde jedoch das Fortbewegen unterwegs erleichtern. „Ich kann damit dann allein überall hinfahren, momentan müssen mich die Leute außer Haus ein bisschen babysitten“, sagt Siede lachend. Am Sachsenring habe ihn Ubl neben der Rennstrecke die Wege oftmals hoch und runter geschoben.

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Die Freundschaft zwischen den drei jungen Sportbegeisterten ist noch frisch. Der Kontakt mit Ubl und Fetz mache ihn momentan sehr glücklich: „Seit ich die zwei Jungs kenne, bin ich nur noch am Lachen.“ Trotz der Entfernung der Städte Ingelheim, Chemnitz und Ansbach halten sie sich durch Telefonate und Video-Calls auf dem Laufenden.