Aufführung
Eine Theaterproduktion, die berührt: «Chuenägele» begeistert Publikum

Pro Senectute AR organisierte mit den drei Ausserrhoder Spitex-Organisationen drei Aufführungen von «visch&fogel». Die musikalische Theaterproduktion «Chuenägele» berührte und verzauberte die Besuchenden. Am Samstag beginnt um 14 Uhr die letzte Vorstellung in Ausserrhoden im Lindensaal in Teufen.

Isabelle Kürsteiner
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Das gemeinsame Konzert belebt.

Das gemeinsame Konzert belebt.

Bild: iks

Sabrina Steiger, Geschäftsleiterin Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden, und Brigitte Bühler, Geschäftsleiterin Spitex Vorderland, begrüssten die über 160 Besuchenden im Kronensaal in Wolfhalden. Dies sei der erste gemeinsame Anlass der beiden Organisationen, die mit den drei Theateraufführungen ihren Mitarbeitenden, den Freiwilligenarbeitenden, Spendenden, aber auch der Klientel und den Gemeinden für die Unterstützung dankten. Ausserdem sei dies eine Gelegenheit, eine breite Öffentlichkeit auf das Angebot von Spitex und Pro Senectute aufmerksam zu machen.

Frau Schneebeli, Vreni Achermann, sass wartend auf ihrem Rollator in der Alterswohnung. Sie zupfte Schneeflocken aus ihrem Kissen und erinnerte sich an frühere Zeiten, als sie gebraucht wurde, aktiv und Verkäuferin in der Metzgerei ihres Vaters war. Sie, die «alte Schachtel», hatte nun keine Aufgabe mehr und wartete auf Frau Fröhlich von der Spitex. Zu ihrem grossen Schrecken wurde diese wegen eines Burn-outs von einem Senegalesen, Sadio Cisshoko, vertreten. Es stellte sich heraus, dass er ein begnadeter Musiker war. Und wie hatte Frau Schneebeli einst festgestellt: «Wenn ich tot bin, bleibt nur noch das Singen mit den Engeln im Himmel.» Nun wurde das Singen auf Erden immer wichtiger. Durch den Gesang und die Musik findet nämlich der Spitex-Mitarbeiter einen Weg der Verständigung mit Frau Schneebeli.

Beidseitiges Interesse und Einfühlungsvermögen

Sie interessierte sich immer mehr für das Fremde, dass sie zuerst erschreckt hatte, und lernte gar Wörter auf Senegalesisch. Doch meist war das gar nicht mehr nötig für die Verständigung, denn die beiden hatte eine gemeinsame Sprache gefunden, die Herzenssprache und die Musik. Das Stück beschreibt mit sehr wenig Bühnenbild und dafür umso grösserer Bühnenpräsenz der Künstlerin und des Künstlers, wie sich zwei Personen durch gegenseitige Empathie und Respekt immer besser kennen lernen und so das zuerst Trennende, die Hautfarbe und die verschiedenen Kulturen überwinden und daraus gar Kraft schöpfen. Hannes Bucher von der Luzerner Zeitung beschrieb es treffend: «Die Botschaft wider den Rassismus kommt an.»

Bald bittet Frau Schneebeli den Betreuer und Musiker, ihr anstatt Pillen etwas Lüpfiges fürs Gemüt zu singen. Mit Erfolg, denn die Medizin, 13 Minuten Musik, wirkt belebend, wird jedoch nicht von der Krankenkasse bezahlt, weshalb Frau Schneebeli sich diese Therapie verschreiben lassen will. Sie ist überzeugt: «Musik hilft mehr als Tabletten.» Bald kommt sie auf die Idee, dass sie ein Konzert in der Kirche mit dem Musiker und Sänger initiieren will. Bei der Diskussion, wem der Benefit zufliessen soll, beginnt die Religion plötzlich wieder zu trennen. Doch nicht für lange, denn Frau Schneebeli hat eine Aufgabe gefunden und sprüht vor Leben.

Brillantes Theater in allen Facetten

Vreni Achermann hat ein Stück mit Humor und grossem Tiefgang geschrieben. Es ist ergreifend, herzbewegend, aber auch fröhlich, ja neckisch und dann und wann Missstände aufzeigend. Zusammen mit Sadio Cisshoko bietet sie brillantes Theater in allen Facetten. Sie berühren die Herzen des Publikums vom ersten Moment an und erobern es im Sturm, ob mit ihrem Schauspiel, Tanz, Gesang, Musik und feinster Komik mit humorvollen Wortspielen.

Sadio Cisshoko spielt dabei auf einer selbst gebauten Kora. Der in Wil wohnende Musiker stammt aus einer Griotfamilie. Das sind Geschichtenerzähler und Musiker, Erhalter uralter Traditionen. In Wolfhalden wurde das Stück «Chuenägele» zum 30. Mal aufgeführt. In elf Kantonen sahen das Theater seit dem 9. März 2022 über 3500 Besuchende.

Hinweis:

Letzte Aufführung in Ausserrhoden: «Chuenägele», Samstag, 11. November, 14 Uhr, Lindensaal Teufen