Atomwaffen A-Z

ROTBLAT Joseph

1908 - 2005

Rotblat war ein polnisch-britischer Physiker. Er verließ das Manhattan-Projekt aus moralischen Bedenken und wurde ein führender Verfechter der nuklearen Abrüstung. 1957 gründete er die Pugwash-Konferenzen, um den Dialog über atomare Gefahren zu fördern. 1995 erhielt er den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen.

Josef Rotblat wurde am 4.November 1908 in Warschau geboren. Er studierte Physik und begann seine Forschungen im Warschauer „Strahlenlabor“. 1939 ging er nach Liverpool. Ab dieser Zeit beschäftigte Rotblat sich mit der militärischen Anwendung der Nuklearenergie. Bereits 1940 begannen die Briten mit einer „Machbarkeitsstudie“ zur Atombombe.

Im März 1944 kam Rotblat nach Los Alamos, um vor Ort am Manhattan-Projekt mitzuarbeiten. Wie bei vielen anderen Wissenschaftlern war seine Antriebskraft die Befürchtung, dass Hitler ebenfalls über eine Atombombe verfügen könne. Als sich diese Vermutung nicht bestätigte, beendete er seine Mitarbeit am Manhattan-Projekt und kehrte nach Großbritannien zurück.

Nur wenige Monate nach den Atomexplosionen in Hiroshima und Nagasaki begann er die britische Öffentlichkeit über die nuklearen Gefahren aufzuklären und für die Kontrolle nuklearer Energie einzutreten. 1954, unter dem Eindruck der Wasserstoffbombentests, kam Rotblat in Kontakt mit Bertrand Russell, der im Juli 1957 vor der Weltpresse das „Russell-Einstein-Manifest“ vorstellte. In diesem Dokument wurde die Abschaffung der Nuklearwaffen und des Krieges generell gefordert.

Im selben Jahr fand im kanadischen Nova Scotia die erste Pugwash-Konferenz statt, zu der sich mitten im Kalten Krieg 22 führende Wissenschaftler aus Ost und West trafen, um über die Abschaffung der Atomwaffen zu diskutieren. Rotblat war viele Jahre Generalsekretär und später Präsident der Pugwash-Konferenzen.

Der breiten Öffentlichkeit wurde Rotblat erst 1995 durch die Verleihung des Friedensnobelpreises bekannt. Sein Lebensziel war die Abschaffung der Nuklearwaffen, der wohl fürchterlichsten Waffe, die die Menschheit hervorgebracht hat, und letztlich die Abschaffung des Krieges an sich: „Um die Zukunft der Menschheit zu sichern, müssen wir nicht nur die Instrumente der Kriegsführung vernichten, sondern den Krieg selbst“. In seiner letzten Botschaft an die Teilnehmer der Jahrestagung in Hiroshima 2005 verwies er darauf, dass die Gefahren einer nuklearen Auseinandersetzung nach wie vor akut sind.
Joseph Rotblat starb am 31. August 2005 in London. (Götz Neuneck)

Bearbeitungsstand: März 2007

siehe auch: Hiroshima
siehe auch: Kalter Krieg
siehe auch: Manhattan-Projekt
siehe auch: Nagasaki
siehe auch: RUSSELL Bertrand
siehe auch: Wasserstoffbombe

Atomwaffen A-Z