Die Grassodenhäuser von Grenjaðarstaður

Islands Norden: Ein kleines Freilichtmuseum zwischen Husavik und Mývatn

Ein ehemaliger Hof aus fünf nebeneinander stehenden Grasdachhäusern, ein paar Nebengebäude, eine weiße Holzkirche, die von einem Wiesenfriedhof umgeben ist: Das ist das Freilichtmuseum Grenjaðarstaður im Tal Aðaldalur. Eine kleine Hofsiedlung, die in der heute sichtbaren Form Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Der Hof ist jedoch schon wesentlich länger besiedelt. Schon im 11. Jahrhundert gab es in Grenjaðarstaður einen Pfarrsitz.

Drei der fünf Häuser von Grenjaðarstaður

Drei der fünf Häuser von Grenjaðarstaður

Fünf weiß gestrichene Holzgiebelhäuser mit hellblauen Fenster- und Türrahmen, dazwischen jeweils eine Mauer aus Lavagestein, bilden den kleinen Gebäudekomplex. Über die fünf Giebel verläuft, dem Auf und Ab der Häuser folgend, das Dach aus Grassoden.

Erst beim zweiten Blick bemerken wir: Das zweite und das vierte Haus haben keine eigene Eingangstür. Im Inneren sind alle Häuser miteinander verbunden. Im Sommer kann ist das Museum geöffnet, man die kleinen Häuser besichtigen. Die Häuser sind zum Teil noch wie früher eingerichtet. Insgesamt über 1000 historische Artefakte werden hier gezeigt. Dazu kommen einige Vitrinen und erklärende Wandbilder.

Die Grassodenhäuser mit Lavasteinwänden von der Seite aus gesehen

Die Grassodenhäuser mit Lavasteinwänden von der Seite aus gesehen

Durch die Bauweise aus Lavagestein, Torf, Holz und die Grasdächer sind die Häuser sehr gut isoliert und trocken. Im Inneren der Häuser, die nicht geheizt wurden, ist der Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter nur gering.

In den verschiedenen Gegeden Islands wurden die Grassodenhäuser leicht unterschiedlich erbaut. Manche Häuser wurden komplett aus Torf errichtet, in anderen Gegenden wie hier in Grenjaðarstaður konnte man zusätzlich auf Lavastein als Baumaterial zurückgreifen.

Wie eine kleine Straßenzeile wirken die Häuser mit den Holzgiebeln

Wie eine kleine Straßenzeile wirken die Häuser mit den Holzgiebeln

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Die Stärke der Dachneigung hängt von der Regenmenge ab. In trockenen Gebieten ist die Dachneigung geringer, damit die Torf- und Grasschicht nicht austrocknet und abbricht. In regenreichen Gebieten ist die Neigung stärker, damit das Regenwasser schneller abfließt und das Dach nicht aufweicht. In Grenjaðarstaður haben die Dächer eine Neigung von 45 Grad, es handelt sich wohl eine der nasseren Regionen Islands.

Die Kirche von Grenjaðarstaður

Gegenüber der fünf Häuser, die den Hof bildeten, steht die strahlend weiße Holzkirche von Grenjaðarstaður, die im Jahr 1865 errichtet und 1965 erweitert wurde. Das schlichte Innere der Kirche mit ihren weißen Holzwänden, den hellblau gestrichenen Bänken, dem bunten Jesusbild hinter dem Altar und dem Tonnendach, von dem ein Kronleuter herabhängt, hat mir sehr gut gefallen. Ein heimeliger Ort in der rauhen Landschaft Nordislands.

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Die Holzkirche von Grenjaðarstaður aus dem Jahr 1865

Die Holzkirche von Grenjaðarstaður aus dem Jahr 1865

Wir betreten den Kirchhof durch ein Holztor, das schon mehr nach einem kleinen Holzhaus aussieht. Im Inneren hängen zwei Glocken, die ältere aus dem Jahr 1663, die kleinere stammt aus dem Jahr 1740.

Auf der älteren Glocke steht die deutschsprachige Inschrift:
Haus dem Feyer / bin ich geflossen / Hans Meyer in Copen Hagen / hat mich gegossen“.

Rechts neben der Kirche steht ein Grabstein aus dem 15. Jahrhundert. Sigird Hrafnsdóttir, die Ehefrau von Bjarni Sæmundsson, liegt hier begraben. Der Runentext bittet jeden, der den Text liest, um ein Gebet für ihre Seele.

Ein Blick auf Friedhof und Kirche

Ein Blick auf Friedhof und Kirche

Rund um die Kirche liegt der von einem weißen Holzzaun umgebene Friedhof. Auf der großen Wiese stehen einige sehr alte Grabsteine mit kaum noch entzifferbaren Inschriften. Aber auch sehr neue Holzkreuze und Grabsteine stehen hier, manche der hier bestatteten Personen sind erst vor wenigen Jahren gestorben. Der Friedhof wird also noch genutzt, obwohl er Teil des Museums ist.

Auf diesem Foto sieht man die neueren Grabsteine auf dem Friedhof

Auf diesem Foto sieht man die neueren Grabsteine auf dem Friedhof

Das Museum

Bis 1949 war Grenjaðarstaður bewohnt, etwa 30 Personen lebten hier. Im Jahr 1958 wurde es vom Isländischen Nationalmuseum erworben und als eine der besterhaltenen Grasdachsiedlungen als lokales Museumserbe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im einem neuen Nebengebäude befindet sich ein weiterer Teil des Museums. Hier findet Ihr auch auch einen kleinen Museumsshop und ein kleines Cafe.

Das Freilichttmuseum von Grenjaðarstaður ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die kleine Siedlung und die Kirche sind sehr schön renoviert, das Museum bietet viele Eindrücke des Lebens in Island in den vergangenen Jahrhunderten und im Cafe kann ich Euch die Kuchen und Kekse sehr empfehlen. Im Museumsladen könnt Ihr Islandpullover und auch viele kleinere traditionelle Handwerkskunst kaufen.

Der Weg nach Grenjaðarstaður

Auf dem Weg von Husavik über die Straße 85 nach Süden zweigt die Straße 845 in Richtung Laugar ab. Nach einigen Kilomtern auf der 845 zweigt die Straße 854 links ab. Ausgeschildert sind Laxárvirkjun und Grenjaðarstaður. Nach etwa vier Kilometern liegt der Ort auf der linken Seite. Vom Mývatn aus fahrt Ihr auf der Ringstraße in Richtung Westen bis kurz hinter Laugar und biegt dann auf die 845. Nach einigen Kilomtern zweigt die 854 rechts ab. Unmittelbar vor dem Museum befindet sich ein recht großer Parkplatz.

Links:
Informationen und Fotos zu Grenjaðarstaður findet Ihr bei eldey.de, bei just-iceland.com und auf dem Blog amliebstenreisen.at.
Informationen auf Englisch bei guide.is und thjodminjasafn.is. Dort ist auch das neue Museumsgebäude gut zu sehen.

Buchtipps und Wanderkarte:

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