"Gruß vom Getriebe" und "Schalten ist kein Geheimnis" sind typische Sprüche von Außenstehenden oder Beifahrern, die gerade einen laut knirschenden Gangwechsel mitbekommen haben. Dabei sind solche Manöver eigentlich gar nicht so lustig, denn das Knirschen kann schon fast als Todesschrei des Getriebes aufgefasst werden. Ist das Getriebe erst einmal kaputt, sind Reparaturkosten im deutlich vierstelligen Bereich eher die Regel als die Ausnahme. Doch nicht nur laut hörbares Schalten schadet dem Getriebe und kann zu teuren Getriebeschäden führen. AUTO BILD erklärt, was die fünf häufigsten Fehler sind.
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Fehler 1: Zu schnell durch die Gänge schalten

Vor allen Dingen in Filmen kann man oft Autofahrer sehen, die in weniger als einer Sekunde von einem Gang in den nächsten schalten. Was der Dramaturgie des Filmes wirklich helfen mag, kommt beim Schaltgetriebe gar nicht so gut an. Im Inneren eines Schaltgetriebes befinden sich nämlich Zahnräder, die in der Regel unterschiedlich groß sind und (vereinfacht gesagt) so für die verschiedenen Gänge sorgen. Durch das Schalten am Ganghebel bewegt man im Inneren des Getriebes eine Schaltmuffe, die zwei Zahnräder miteinander verkuppelt und so die Drehzahl des Motors auf eine passende Raddrehzahl übersetzt.
Allerdings gibt es dabei ein Problem: Während sich das eine Zahnrad genauso schnell dreht wie das Rad auf der Straße, dreht das andere Zahnrad entweder langsamer oder schneller. Damit die Schaltmuffe die beiden Zahnräder miteinander verkuppeln kann, müssen sie sich aber gleich schnell drehen. Während man das früher über das sogenannte "Doppelkuppeln" erreicht hat, gibt es dafür heute Synchronringe, die diese Arbeit übernehmen. Synchronringe wirken dabei fast wie eine Art Kupplung zwischen den beiden Zahnrädern. Wenn man in einen anderen Gang schaltet, dann wird die Schaltmuffe in Richtung des passenden Zahnrades geschoben und übt somit Druck auf den Synchronring aus, der das Zahnrad dann abbremst oder beschleunigt und es so auf die Raddrehzahl anpasst.
Kfz-Getriebe
Die Synchronringe (messingfarben) sind bei zu schnellem Gangwechsel dem höchsten Verschleiß ausgesetzt.

Schaltet man nun zu schnell, hat der Synchronring keine Zeit, das Zahnrad sanft auf die Geschwindigkeit des Rades anzupassen. Der Synchronring reibt während eines schnellen Schaltvorgangs stark auf dem Zahnrad, was zu einem höheren Verschleiß des Synchronringes sorgt – oder ihn sogar brechen lassen kann. Aber auch schon der Verschleiß sorgt für teure Folgeschäden. Die Späne, die dabei entstehen, schwimmen anschließend auch im Öl herum und verschmutzen es. Dadurch können Lager im Getriebe und auch die Zahnräder nicht mehr richtig geschmiert werden, was wiederum zu einem erhöhten Verschleiß führt.
Schaltet man langsam, verschleißt so ein Synchronring zwar auch mit der Zeit, aber deutlich weniger. Aber der langsame Gangwechsel hat noch einen weiteren Vorteil: Die Gefahr, aus Versehen einen niedrigeren anstatt eines höheren Gangs zu erwischen, ist auch wesentlich geringer. Passiert das nämlich, kann man nicht nur das Getriebe schwer beschädigen, sondern vor allen Dingen auch den Motor.

Fehler 2: Rückwärtsgang bei rollendem Auto einlegen

Der Rückwärtsgang sorgt dafür, dass sich die Räder in eine andere Richtung drehen. Damit das passieren kann, gibt es extra für den Rückwärtsgang im Schaltgetriebe ein eigenes Zahnrad, das über die Schaltmuffe mit einem anderen verkuppelt wird. Dieses Zahnrad ist in der Regel aber (anders als die Vorwärtsgänge) nicht synchronisiert. Deshalb sollte das Auto stillstehen, bevor man den Rückwärtsgang einlegt. Auch die Kupplung sollte schon eine kurze Zeit vor dem Einlegen getreten werden – so stehen beide Zahnräder still und können materialschonend miteinander verkuppelt werden. 
Dieser Tipp gilt übrigens auch für Autos mit Automatikgetriebe. Wird hier der Wahlhebel noch beim Vorwärtsrollen von "D" auf "R" gestellt, verschleißen die Bremsbänder und die Lamellenkupplungen im Inneren des Getriebes viel schneller. Das funktioniert ungefähr nach dem Prinzip einer schleifenden Kupplung. Schaltet man beim Rückwärtsrollen von "R" auf "D" ist es übrigens genauso. Deshalb ist es immer besser, den Wagen ganz zum Stehen zu bringen, bevor man zwischen "D" und "R" hin und her schaltet.

Fehler 3: Hand auf dem Schalthebel ablegen

Nicht nur unter Hobby-Rennfahrern ist es sehr beliebt, die rechte Hand einfach auf dem Schalthebel abzulegen. Doch auf Dauer schadet auch diese vermeintlich coole Geste dem Getriebe. Lässt man die Hand während der Fahrt immer auf dem Schalthebel liegen, belastet man dadurch automatisch auch die Schaltmuffe. Dieser Druck auf der Schaltmuffe sorgt für eine Art Spannung im Getriebe, was nicht nur die Schaltmuffe, Synchronringe und die verkuppelten Zahnräder stärker belastet und so auch schneller verschleißen lässt, auch die Getriebelager leiden darunter. Während der Fahrt sollten die Hände also immer am Steuer bleiben. Das ist nicht nur gut für das Getriebe, sondern auch für die eigene Sicherheit.

Fehler 4: Kupplung nicht richtig treten

Ein weiterer Fehler beim schnellen, sportlichen Schalten: Das Kupplungspedal wird nicht richtig oder nicht rechtzeitig durchgetreten. Diese kleine Unachtsamkeit kann auch wirklich teure Reparaturen nach sich ziehen. Wenn die Kupplung den Kraftschluss zwischen Motor und Getriebe nicht komplett oder nicht rechtzeitig trennt und man trotzdem in den nächsten Gang schaltet, dann reagiert das Getriebe oft mit einem lauten Knirschen. Dieses Knirschen kommt dadurch zustande, dass die Synchronringe beim Schaltvorgang nicht in der Lage sind, die beiden Zahnräder auf eine Geschwindigkeit zu bringen.
Getriebezahnrad
Ist ein Zahnrad beschädigt worden, muss das Getriebe aufwändig zerlegt werden.
Während das eine Zahnrad mit Raddrehzahl dreht, dreht das andere mit Motordrehzahl und lässt sich nicht abbremsen. Schaltet man dann, wird die Schaltmuffe mit Gewalt auf die unterschiedlich schnellen Zahnräder geschoben. Dabei schleifen die Zahnräder an der Schaltmuffe, was nicht nur zum kreischenden Geräusch, sondern auch zu stark erhöhtem Verschleiß führt. Im schlimmsten Fall sorgt man sogar für "Zahnausfall" bei den Zahnrädern. Hat so ein Zahnrad erst einmal ein paar Zähne eingebüßt, wird eine Reparatur richtig teuer.

Fehler 5: Wartung vernachlässigen

Damit das Getriebe wirklich lange fit bleibt, sollte man es regelmäßig einer Wartung unterziehen. Sehr viele Autohersteller sehen eine Wartung des Getriebes gar nicht vor. Besonders beim Getriebeöl (egal ob Schaltgetriebe oder Automatik) gibt es hier sehr häufig die Klausel "Lebensdauerbefüllung". Hier sollte man aber wissen, dass Autohersteller oft nur eine Lebensdauer von ungefähr 200.000 Kilometern für ein Auto vorsehen. Ein Getriebe kann bei regelmäßiger Wartung aber sogar wesentlich länger halten. Mit der Zeit altert nämlich auch das Getriebeöl: Es wird nicht nur durch normalen Verschleiß verunreinigt, es schmiert auch irgendwann die Lager einfach nicht mehr so gut.
Getriebeöl wird aufgefüllt
Obwohl es Hersteller nicht vorschreiben, sollte das Getriebeöl trotzdem regelmäßig gewechselt werden.
Durch regelmäßigen Ölwechsel werden die Verunreinigungen herausgespült und eine gute Schmierung ist immer gegeben. Besonders bei Automatikgetrieben sollte sich ein Getriebeölwechsel bemerkbar machen: Oft schalten die Getriebe nach einem Ölwechsel wesentlich sanfter in den nächsten Gang. Aber auch ein Schaltgetriebe freut sich natürlich über frisches Öl. Außerdem sollte man das Getriebe regelmäßig auf Undichtigkeiten untersuchen. Ist zu wenig Öl im Getriebe, verschleißen alle Bauteile im Inneren natürlich noch viel schneller. Achtet man aber auf den Getriebeölstand, wechselt es regelmäßig und schaltet sanft, steht dem Getriebe ein langes Leben bevor.