Der Golf GTD war meine erste große Diesel-Liebe. Es war Ende der 80er – und ich nur Passagier auf der grau karierten Rückbank. Der GTD war nur zu Besuch – solange der väterliche Golf GT (der mit dem zur Straße hin verdrehten Mini-Auspuff) beim V.A.G-Händler des Vertrauens weilte. Welch ein Tausch. Hier der hoffnungslos peinliche GT. Irgendwas zwischen GTI und Opa-Auto. Soooo uncool. Dort der hemmungslos flegelhafte Super-Diesel. Mit 80 PS damals längst nicht so potent wie ein GTI (129 PS), dafür aber gleich flott ausstaffiert und viel rüpelhafter. Wo der GTI dynamisch um die Ecken wedelte, schnaufte der GTD mit einem ungenierten Turbo-Rülpser vom Hof. Herrlich. Heute ist er wieder da, der GTI für Diesel-Fans. Vieles ist neu. Einiges ist geblieben. So darf der GTD auch 2009 noch nicht ganz aus dem Schatten des GTI treten. Der wurde pompös in Paris präsentiert. Der GTD muss mit einem Platz auf der nicht ganz so ruhmreichen AMI Leipzig leben. Sei’s drum. Willkommen zurück, mein Ölbrenner. Mal sehen, was du in den letzten Jahren so gelernt hast.

1328 Kilo – Sicherheitstechnik und Diesel-Bumms gehen aufs Gewicht

VW Golf VI GTD
Moppelig: Statt planer Kühler-Front wölbt sich heute ein Bäuchlein in den Fahrtwind.
Bist ein bisschen moppelig geworden, so auf den ersten Blick. Na gut, WIR haben beide ein paar Kilo zugelegt. Das ist der Lauf der Zeit. Fahrkomfort, Sicherheit, Zwischen-den-Mahlzeiten-Mahlzeiten – geht alles direkt auf die Hüften. 1328 Kilo sind ein Wort. 170 PS aber auch. Alles eine Frage des Verhältnisses. Und da sieht die Sache gar nicht so schlecht aus. 7,8 Kilo muss jeder Diesel-Hengst schleppen. Der GTI tut sich um 1,2 Kilo leichter. Aber das war ja schon immer so. "Mein" GTD musste über ein Kilo pro PS mehr schultern. Ein GTI oder später sogar GTI 16V unterboten locker die Zehn-Kilo-Marke. Alles wie gehabt, also? Von wegen. In Sachen Drehmoment hat der GTI nichts zu lachen. 350 Newtonmeter nagelt der Zweiliter-TDI auf den Antrieb. Der coole GTI schafft nur 280. Ein Punkt für uns.

Was kann der GTI? Hier geht es zum ersten Fahrbericht

Gleichstand in Sachen Design. Dunkel abgesetzte Scheinwerfer, Sportfahrwerk, ein grimmiger Blick, graue Designelemente, 17-Zoll-Alus und Wabengitter in Kühler und Schürze. Hat was. Findet sich aber auch am GTI. Und der hat sogar ein rotes Kränzchen im Kühler. Wer’s braucht. Früher waren beide Parteien anders. Nicht ganz so aus einem Guss. Dafür aber mit knarzigen Kunststoffverbreiterungen für die Radhäuser, Parkbank-Plastik und Kunstleder offen für allerlei Zubehör. Gibt es auch für dich. Protzige 18-Zöller, Ledersitze, Touchscreen-Navi, DSG. Feines Zeug. Versüßt den Alltag – und treibt den Preis nach oben. 27.475 Euro sind ein Wort. Auch ohne Schnickschnack. Dafür wird beim Tanken gespart. 5,3 Liter verspricht VW auf 100 Kilometer (Sechsgang-Schaltung; DSG 5,6 l). Nun ja. In der besten aller Welten passe ich auch in eine 32er-Jeans. Um am GTI-Stammtisch einen auf dicke Hose zu machen, langt es allemal. Die Jungs mit den roten Zierleisten schaffen im Idealfall nämlich nur 7,3 Liter.

8,1 Sekunden auf 100 km/h

Bleibt die Frage nach dem Fahrspaß. 222 km/h Spitze, in 8,1 Sekunden auf 100 Sachen. Sollte also passen. Die ersten Testwagen werden allerdings erst gegen Juni 2009 auf den Hof rollen. Bis dahin bleibt Zeit, sich an technische Neuerungen zu gewöhnen. An das Diesel-Nageln zum Beispiel, das ausgedient hat. Meint VW. Der moderne Common-Rail-Diesel knattert kaum noch. Und gegen Rest-Gepolter haben die Wolfsburger eine Sound-Zauberei entwickelt, die besonders im unteren Drehzahlbereich des Motors für einen sonoren Klang sorgt. Der elektromagnetische Soundgenerator wertet dazu die Drehzahl sowie Leistungsanforderung und Geschwindigkeit aus und stimmt den im Innenraum hörbaren Motorsound darauf ab. Schnickschnack, poltern die 80er in mir. Nur um wenig später von Bandscheiben, Ohren und Nerven in die Schrankengewiesen zu werden. Kein Turbo-Gebocke, kein rußverschmiertes Heck, kein Diesel-Gerumpel. Herrlich. Wie gesagt, alles eine Frage der Verhältnisse.