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Der Blitzbesuch der Kanzlerin

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Im Alter von anderthalb Jahren schon im „Gespräch“ mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die kleine Amy, hier auf dem Arm von Fahrplan-Koordinatorin Diana Woll, zeigte weder Scheu noch Aufregung bei dem hohen Besuch. Fotos: Mitzlaff/Koller/Zahn
Im Alter von anderthalb Jahren schon im „Gespräch“ mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die kleine Amy, hier auf dem Arm von Fahrplan-Koordinatorin Diana Woll, zeigte weder Scheu noch Aufregung bei dem hohen Besuch. Fotos: Mitzlaff/Koller/Zahn © -

Salzwedel. „Hallo, oh, bin ich zu spät?“ Oberbürgermeisterin Sabine Danicke ist zwar überpünktlich, aber dennoch die Letzte in der Runde, die sich gestern Mittag im Besprechungsraum der PVGS versammelt hat.

Und die Bundeskanzlerin kann sie beruhigen: „Nein, nein, ich war etwas früher“. Schon um 13. 30 Uhr und somit eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunftszeit war der Hubschrauber mit Angela Merkel im Seelenbinder-Stadion gelandet. Die Bundeskanzlerin kommt aus Melle bei Osnabrück, wo sie zum Thema „Pflege und Altern in Würde“ ein Seniorenzentrum besucht hat.

Am Rande des Besuchs der Bundeskanzlerin protestierte die BI „Kein CO2“ weitgehend unbemerkt.
Am Rande des Besuchs der Bundeskanzlerin protestierte die BI „Kein CO2“ weitgehend unbemerkt. © -

In Salzwedel ist ein Blitzbesuch angesagt, 25 Minuten sollen genügen, damit die Kanzlerin alles Wissenswerte erfährt über das Projekt „KitaMobil“. Die Zeit ist knapp, die Vorbereitungen waren dafür umso umfangreicher. Schon vor Wochen hat das Bundeskanzleramt alle Details mit Landkreis und PVGS-Verantwortlichen abgesprochen und auch gestern muss noch einiges erledigt werden. Spürhunde suchen nach Sprengstoff, den Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes stören zwei einsame Grünpflanzen zwischen den Bussen, die Merkel besichtigen soll. Sie werden eilends weggetragen.

Merkels Besuch in Stendal

Mehr als 50 Journalisten haben sich angesagt, Gedränge unter den Kamerateams in einem eigens abgesteckten Bereich, als die Bundeskanzlerin aus ihrer Limousine steigt. Die Gastgeber ahnen nicht, dass der Besuch auf der Kippe stand. Denn als der Hubschrauber am Morgen in der Hauptstadt starten wollte, drohte strömender Regen dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Ein Abstecher, der die Sicherheitsleute ins Schwitzen brachte: Angela Merkel auf dem Weg zum Außenzaun des Geländes.
Ein Abstecher, der die Sicherheitsleute ins Schwitzen brachte: Angela Merkel auf dem Weg zum Außenzaun des Geländes. © -

Doch in Salzwedel erwartet Sonnenschein die Bundeskanzlerin, und Angela Merkel zeigt sich gut gelaunt. Oberbürgermeisterin Danicke spendiert ihr einen Baumkuchen und informiert über das Projekt „Kunsthaus.“ PVGS-Geschäftsführer Claus Riehn erläutert Kita-Modell und Rufbussystem, dann werden zwei Busse besichtigt. Und die Kanzlerin zeigt sich volksnah, ignoriert den engen Terminkalender, das Protokoll und strapaziert die Nerven ihrer Sicherheitsleute. Mit Ministerpräsident Reiner Haseloff, Landrat Michael Ziche und Sabine Danicke zwängt sich Angela Merkel zwischen dicht gewachsenen Tannen hindurch und begrüßt am Außenzaun des Geländes Salzwedeler Bürger, die ihr zurufen.

Beim Eintrag ins Goldene Buch sagt die Kanzlerin scherzend „ich muss doch erst mal sehen, ob sie mir wohlgesonnen sind“ – eine Anspielung auf ihre kritische Bemerkung über Salzwedel im Jahr 2011. „Natürlich sind wir das“, versichert die Oberbürgermeisterin, „wir sehen Sie auch sehr gerne in unserem Rathaus“. – „Ich will nicht sagen, dass es dazu nicht auch noch kommt“, antwortet die deutsche Regierungschefin.

Völlig unaufgeregt verfolgtderweil vor der Tür Amy Sachse den Trubel um sich herum. Das anderthalb Jahre alte Mädchen ahnt nicht, dass sie in den nächsten Minuten eine Begegnung mit Deutschlands Regierungschefin haben wird und dann Dutzende Kameras und Fotoapparate auf sie gerichtet sind. Amy ist das Enkelkind von PVGS-Geschäftsführer Claus Riehn und an ihrem „Beispiel“ wird das Kita-Modell erklärt. Geduldig beantwortet Diana Woll, sonst die Verantwortliche für den Fahrplan bei der PVGS, mit Amy auf dem Arm die Fragen der Kanzlerin.

Aus dem geplanten 25-Minuten-Besuch wird schließlich eine Stunde, dann steigt Angela Merkel in den Hubschrauber und fliegt weiter nach Stendal. Mit dabei: Landrat Michael Ziche. „Der Flug war schön“, schildert er hinterher. Für ein Gespräch bleibt allerdings keine Zeit, denn die Bundeskanzlerin muss arbeiten.

Auch der Besuch in Stendal verläuft harmonisch, für Smalltalk bleibt der Regierungschefin auch dort kaum Zeit. Sie muss schon wieder in den Hubschrauber. Denn am Abend empfängt sie Englands Premierminister David Cameron im Gästehaus der Bundesregierung in Meseberg.

Von Thomas Mitzlaff und Steffen Koller

Die Bilder vom Besuch in Salzwedel

Die Bilder vom Besuch in Stendal

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