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„Wald ist kein Schrebergarten“

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Eine so alte Buche spendet 20 Menschen zeitlebens Sauerstoff und filtert pro Jahr 1000 Kilo Staub aus der Luft: Hagen Lüders erklärt die Buche mit dem „Hagen“-Schild zum Naturerbe. Foto: Meineke
Eine so alte Buche spendet 20 Menschen zeitlebens Sauerstoff und filtert pro Jahr 1000 Kilo Staub aus der Luft: Hagen Lüders erklärt die Buche mit dem „Hagen“-Schild zum Naturerbe. Foto: Meineke © -

Hagen. Hans-Jürgen Lüders aus dem kleinen Dorf bei Altensalzwedel verbindet mit Hagen eine Menge Erinnerungen. Deshalb gab er auch seinem Erstgeborenen den Namen Hagen.

„Es ist ein unheimlich schöner Platz hier“, schwärmte der aus Rosche (bei Uelzen) stammende Waldbesitzer am Sonnabend, als sich Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) „Heidberg“ an einer alten Buche versammelt hatten. Sektgläser standen bereit, denn schließlich war die erste Baumweihe ein denkwürdiges und zukunftsweisendes Ereignis.

Der Vater von Hans-Jürgen Lüders, geboren 1912, war mit seinen Kindern 1953 in den Westen geflüchtet. Mit der Wende kehrte die Familie zurück. Die Erinnerung an den Hof in Hagen ist für Hans-Jürgen Lüders und seine Frau Kriemhild nie verblichen. So soll auch die alte Rotbuche, die mit der Weihe der Natur überlassen wird, den Namen „Hagen“ tragen. „Rotbuche 1873 geheimt, 12. Mai 1912 als Naturerbe geweiht durch Hans-Jürgen Lüders“ – so ist auf dem Schild zu lesen, das Sohn Hagen mit Freude anbrachte.

Der singende Förster Ralf Knapp gab zum Abschluss ein Ständchen im Wald – zur Gitarre sang er den Hit der Puhdys „Alt wie ein Baum“. Und genau das ist es, was der Förster mit seiner Initiative erreichen will: alte Bäume. Dabei müssen sich Forstwirtschaft und Naturschutz keineswegs behindern. „Es gibt zu wenig alte Bäume“, stellte Knapp fest, als er mit den Waldbesitzern an einigen solchen Exemplaren verweilte.

Eine 200 Jahre alte Eiche sei zum Beispiel im jugendlichen Alter. Kiefern würden abgehackt, wenn sie gerade die Hälfte ihrer Lebenszeit erreicht haben. Im Wald von Giese Bautz zeigte Knapp eine 150-jährige Kiefer, die „locker noch 70 Jahre stehen kann“. Die Besitzerin will das auch so tun.

Zu DDR-Zeiten sei Masse das Ziel gewesen, mit der Wende geriet „die ökologische Schiene“ in den Blickpunkt, jetzt sei es der Holzverkauf. Immer wieder erinnerte der Förster an den ökologischen Wert alter Bäume und appellierte daran, im Wald liegendes Totholz ruhig liegen zu lassen. Der Anspruch, gründlich aufzuräumen, sei falsch: „Der Wald ist kein Schrebergarten“, verwies Knapp auf den Lebensraum Totholz und den Humusfaktor.

Von Ulrike Meineke

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