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Stendal: Anhaltendes Hochwasser überschreibt Grundwasserpegelstände

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Auf einem Feld steht Wasser in einer großen Pfütze. In dieser spiegeln sich die Windräder, die weiter im Hintergrund zu sehen sind.
Schon seit Wochen steht an einigen Stellen im Landkreis Stendal das Wasser auf den Feldern. Dauerhafte Schäden sind davon aber nicht zu erwarten. © Hartmann, Stefan

Teilweise steht das Wasser seit Wochen auf Feldern in der Altmark. Für die aktuell dort stehenden Pflanzen bedeutet das meist das Ende. Langfristige Schäden gelten jedoch als unwahrscheinlich – wenn sie nicht schon da sind.

Stendal – Seit Jahren hatten die Altmark und Regionen darüber hinaus mit einer Dürre zu kämpfen. Wochenlanges Regenwetter, ein Hochwasser und schon sehen die Werte an den Messstationen ganz anders aus. Doch für eine Bewertung sei es noch zu früh, erklärt das Umweltamt des Landkreises Stendal auf AZ-Nachfrage. Auswirkungen auf das Grundwasser könnten nicht ausgemacht werden, weil das Oberflächenwasser die Werte quasi überschreibt. Sobald das Oberflächenwasser abgeflossen ist, könne der Grundwasserspiegel bewertet werden. Damit werde noch im Frühjahr gerechnet.

Sorge besteht auch wegen der möglichen Folgen auf die Landwirtschaft. Felder, auf denen das Wasser steht, können nicht bewirtschaftet werden. Volker Pöhl, Landwirt aus Gohre, sieht der Angelegenheit jedoch recht gelassen entgegen. Die Natur könne sich gut regulieren. Und vor allem besser als wenn der Mensch es versucht. Sicher: Die Pflanzen, die aktuell und zu lange unter Wasser stehen, sterben ab. Aber um die Tiere, die im Untergrund leben, brauche man sich beispielsweise keine großen Sorgen machen. „Die Maulwürfe weichen dem Wasser aus“, erklärt er. Und Regenwürmer gebe es genug, die würden nach dem Wasser von allen Seiten auf den leeren Bereich zuströmen. Gleichzeitig sei es auch einfach noch zu kalt, für andere mögliche Probleme. Bei den aktuellen Temperaturen hätten Keime und Bakterien nicht die besten Voraussetzungen, um sich zu vermehren. Einer der Gründe, die stehendes Wasser sonst zur möglichen Gesundheitsgefahr machen können. Die anhaltenden kleinen Teiche bringen jedoch auch andere Probleme mit sich. Der Güllebehälter ist voll, nennt Pöhl als Beispiel. Eigentlich würde er gerne damit anfangen, die Felder zu düngen. Aber bei dem stehenden Wasser sei das nicht möglich. Dass die Böden langfristig Schaden wegen der Nässe nehmen, glaubt er jedoch nicht. Es handele sich ohnehin um moorige Flächen, sagt er mit Blick auf die Landschaft zwischen Stendal und Gohre.

Dass das Wasser überhaupt auf den Feldern steht, zeige jedoch etwas ganz anderes, erläutert der Landkreis Stendal: Wie stark der Boden bereits geschädigt ist. Das EU-Forschungsprojekt Soilservice habe bereits 2012 festgestellt, dass intensive Landwirtschaft zu einem Verlust der biologischen Vielfalt im Boden führe. Enge Fruchtfolgen, intensive Düngung, und hoher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie das Fehlen organischen Materials beziehungsweise von Bodenlebewesen führten zu einer Verschlechterung der biologischen Vielfalt im Boden und Humusschwund. Das führe zu einer langfristigen Verdichtung. In der Folge werde Wasser dann nicht mehr in dem Boden, sondern auf dem Boden gehalten.

Es gebe jedoch auch gute Neuigkeiten: Hochwasser sei nicht langfristig schädlich für den Boden. Kurzfristig würden jedoch chemische Prozesse beeinflusst. Unter Luftabschluss entstünden verwesungsähnliche Gär- und Faulungsprozesse. Das wiederum schädige die natürliche durchlüftete Bodenfauna, sofern die Pflanzen nicht ohnehin im Hochwasser ertrinken. Die durchweichten Äcker würden jedoch im Frühjahr wieder benutzbar sein. Die vergammelten Winterkulturen würden dann vermutlich in den Boden eingearbeitet und etwas Neues ausgesät. „Auf extremes Wetter zu reagieren, ist für Landwirte eigentlich seit jeher Alltagsgeschäft und wird wohl auch in Zukunft immer wichtiger“, stellt die Stendaler Kreisverwaltung daher fest.

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