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Wesendorfs Hinrunde: „Sind schon oft zurückgekommen!“

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Auch eine Krise kann zusammenschweißen: Der Wesendorfer SC um Kapitän Lasse Bomball (l.) lässt sich trotz der Katastrophen-Hinrunde nicht unterkriegen. Einige Leistungsträger kehren zurück. Mika Wrede allerdings dürfte nach einer Fuß-OP (Splitterbruch) nicht mithelfen können beim Unternehmen Klassenerhalt.
Auch eine Krise kann zusammenschweißen: Der Wesendorfer SC um Kapitän Lasse Bomball (l.) lässt sich trotz der Katastrophen-Hinrunde nicht unterkriegen. Einige Leistungsträger kehren zurück. Mika Wrede allerdings dürfte nach einer Fuß-OP (Splitterbruch) nicht mithelfen können beim Unternehmen Klassenerhalt. © Ingo Barrenscheen.

Wesendorf – Im fünften Teil unseres IK-Team-Checks zieht Lasse Bomball vom Wesendorfer SC eine (persönliche) Bilanz der Hinrunde in der Fußball-Kreisliga. Logisch: Im Heidelandstadion regiert zur Winterpause die pure Ernüchterung angesichts der Roten Laterne mit mickrigen drei Zählern. Zwar ist der Abstiegskampf kein Neuland für den WSC, doch die Ausmaße dieses Negativtrends sind selbst für die leiderprobten wie personalgebeutelten Blau-Weißen beträchtlich.

Die Entwicklung

Letztlich ist es Bomball selbst zu verdanken, dass der WSC überhaupt noch zum Kreisliga-Inventar zählt. Mit seinem Last-Minute-Treffer im Relegations-Krimi gegen Müden verlängerte er die Daseinsberechtigung. Doch der Abstiegskampf hat die Wesendorfer schneller wieder eingeholt, als ihnen lieb ist. Dabei fing alles so gut an: 5:1 in Wittingen, direkt ein Ausrufezeichen. Doch was dann folgen sollte, hätten selbst die größten Pessimisten nicht prophezeit. Der WSC als eines der Teams mit dem niedrigsten Altersschnitt („Da fehlt dann oft die Erfahrung“) verfing sich in einer Endlos-Schleife aus Pleiten, Pech und Pannen mit elf Schlappen in Serie. „Die Bilanz ist sehr schlecht“, gesteht der Kapitän. Seine Riege sei immer mehr in einen Teufelskreis geraten, langfristige Ausfälle von Leistungsträgern sind ein weiterer Hemmschuh gewesen. „Einiges würde ich aufs Pech schieben. Dann kommt ein Aufbäumen, und selbst solche Spiele verlierst du – damit verliert man dann auch endgültig ein bisschen den Glauben.“ Doch, auch das pointiert Bomball, die Mannschaft sei daran nicht zerbrochen. „Im Gegenteil. Die Stimmung und das Gefüge haben sich eher erfreulich entwickelt. Wenn man die Niederlagen zusammen durchsteht, kann das einem Team auch etwas mitgeben.“ Sprich: Auch Krisen können zusammenschweißen.

Die Stärken

Neben dem genannten Team-Zusammenhalt arbeitet Bomball an diesem Punkt auch das „individuelle Potenzial“ heraus. „Wir haben einige Spieler, die eine Menge abrufen können.“ Problem bislang: Ein Rädchen greift noch nicht ins andere. Der WSC kriegt seine PS (noch) nicht auf die Straße.

Die Defizite

Liegen praktisch auf der Hand. Mit einem empfindlichen Gegentor-Schnitt von 4,5 Einschlägen pro Partie (insgesamt 51) stellt die Truppe aus dem Heidelandstadion die Schießbude der Kreisliga. Das sei „ungewöhnlich viel“, seufzt der Spielführer. Viel zu oft schlichen sich individuelle Fehler ein. „Da war wenig dabei, wo ich sagen würde: Das hat der Gegner super herausgespielt, das hätten wir nicht verteidigen können.“ Ein Konzentrationsmangel also. Erst recht bei ruhenden Bällen. „Wir haben unfassbar viele Standard-Gegentore bekommen“, rauft sich Bomball rückblickend die Haare. Womöglich resultierend aus Konditionsproblemen. Denn genau diese haben die Trainer Arne Wrede und Christian Müller bei ihrer taktischen Analyse als Achillesferse ausgemacht, schildert der Mann mit der Binde. „Ob es die Lösung ist, weiß keiner.“ Zumindest aber rechnen die Wesendorfer Kicker mit einer knackigen Vorbereitung. „Für jeden, der das in der Gruppe gelesen hat, war das ein Wink mit dem Zaunpfahl. Das ist schon ein Riesen-Punkt.“

Der schönste Moment

Zwangsläufig fällt der einzige Saisonsieg in Wittingen in dieses Raster. Nach Jahren der knappen Rettungen und mit einem neuen Trainergespann sei dieser Start „ein Hoffnungsschimmer“ auf bessere Zeiten gewesen, so Bomball. Das erfüllte sich nicht. Doch es hätte auch „kleine Momente“ gegeben, „wo man als Mannschaft Spaß haben kann und die Leute sich nicht einbuddeln.“ Wie etwa die gut besuchte Weihnachtsfeier, die zeigte: Die Chemie stimmt weiterhin.

Der bitterste Moment

Da fallen der Galionsfigur gleich zwei Situationen ein. Das 3:4 nach 3:0-Führung gegen die SV Leiferde „sticht schon heraus“, denkt Bomball nur ungern an diesen Tag zurück. Aber auch beim 1:7 gegen den TSV Brechtorf drei Elfmeter in nur zehn Minuten gegen sich und insgesamt sechs Gegentore in einer Hälfte zu kassieren, blieb hängen. „Das hatte so auch noch keiner.“

Die Eigenleistung

Es heißt immer so schön: Der Capitano muss vorangehen. Das will auch Bomball in der Vorbereitung. Offen und ehrlich räumt er ein: „Ich habe mit die schlechteste Kondition in der Mannschaft.“ Ansonsten animiert er seine Mitstreiter, „über den Kampf zu kommen, sich nicht zu verstecken.“ Der WSC hat die Flinte trotz der prekären Lage noch nicht ins Korn geworfen. „Wir haben die Hoffnung noch lange nicht aufgegeben, sind schon so oft zurückgekommen.“ Apropos: Zurückkommen werden auch einige Schlüsselspieler. Wie Jonathan Ehmke, Sandro Schnabel, Justus Kelm oder Niko Grühl. Insofern: Für Wesendorf kann es anno 2023 nur besser werden.

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