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Bahn-Konzern forciert Neubaustrecke - Stadt und Kreis Uelzen (noch) nicht involviert

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Offenbar treibt der Bahn-Konzern seine Pläne für eine Neubaustrecke unweit der A7 zwischen Hannover und Hamburg voran, obwohl ein politischer Beschluss dazu fehlt.
Offenbar treibt der Bahn-Konzern seine Pläne für eine Neubaustrecke unweit der A7 zwischen Hannover und Hamburg voran, obwohl ein politischer Beschluss dazu fehlt. © IMAGO/Harry Koerber

Beschlossener Generalsanierung und ausstehendem Bundestagsbeschluss zum Trotz forciert der Bahn-Konzern seine Pläne für eine Neubaustrecke Hannover – Hamburg. Stadt und Landkreis Uelzen sind (noch) nicht involviert.

Uelzen/Landkreis – Ein Schreiben aus dem Bahn-Konzern zum Ausbau der Bahnstrecke Hannover – Hamburg an den Straßenbetrieb der Stadt Celle vom 11. Oktober birgt Zündstoff – auch im Landkreis Uelzen. Absender ist die in Hannover ansässige Region Deutschland Nord-Ost der DB Engineering & Consulting. Das ist das Ingenieur- und Beratungsunternehmen der Deutschen Bahn. Tenor des Briefes, der der AZ vorliegt: Nur eine Neubaustrecke schaffe mehr Kapazität auf der Schiene, nicht die für 2029 angekündigte Generalsanierung.

Kurios: Laut Schreiben der DB Engineering & Consulting an die Stadt Celle, die eine Neubaustrecke ebenso ablehnt wie Hansestadt und Landkreis Uelzen, handelt es sich um eine „Information für die Träger öffentlicher Belange“. Zählen Hansestadt und Landkreis Uelzen nicht dazu?

Keine Post der Bahn im Rat- und Kreishaus

Übereinstimmend erklären beide Verwaltungen auf AZ-Anfrage, nichts von einem solchen Schreiben zu wissen: „Die Hansestadt Uelzen hat bisher kein Schreiben erhalten“, sagt Stadtsprecherin Ute Krüger. Und Kreissprecher Martin Theine erklärt: „Das besagte Schreiben ist bislang nicht beim Landkreis Uelzen eingegangen.“

Darin heißt es einleitend zwar, dass für den Bahnausbau zwischen Hannover und Hamburg zwar „parallel drei Grundvarianten untersucht“ worden seien – der bestandsnahe Ausbau, der bestandsnahe Ausbau mit Ortsumfahrungen und der bestandsferne Neubau mit zwei verschiedenen Streckenverläufen.

Dann aber wird es überraschend deutlich: „Ohne dem Ergebnis dieser Gespräche“ – mit dem Bund und dem Land Niedersachsen – „vorwegzugreifen: Der Variantenvergleich zeigt: Nur mit einer Neubaustrecke schaffen wir die zwingend erforderlichen Kapazitäten für das Bahnnetz und die notwendigen Voraussetzungen, um mehr Nahverkehr für die Region – mit neuen Halten und Takten – und ausreichend Strecken für Reisende und Wirtschaft anzubieten.“

Stadt Celle soll Straßenliste abarbeiten

Und weiter: „Dass für diese Neubauvariante auch ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis nachgewiesen ist, ist eine gute Nachricht. Eine Generalsanierung der Bestandsstrecke (Hochleistungskorridor) bringt die Infrastruktur zwar auf den aktuellen Stand der Technik und verbessert die Anlagenverfügbarkeit, bringt jedoch nicht mehr Verkehr auf die Schiene.“

Daher trete man nun bereits „im Auftrag des Projektmanagements Hamburg-Bremen-Hannover“ mit der Stadt Celle in Verbindung, „um nach einer Entscheidung im Rahmen einer parlamentarischen Befassung schnellstmöglich und zielgerichtet in die Abstimmung mit den Trägern öffentlicher Belange zu starten“, wie es heißt.

Dem Schreiben beigefügt ist eine Liste mit Straßen, die die Celler Stadtverwaltung dahingehend prüfen solle, wo mindestens 4,50 Meter hohe Brücken über die Neubaustrecke erforderlich wären und welche Straße der Trasse quasi im Weg wären. „Sie können uns die entsprechenden Informationen beispielsweise hinsichtlich einer kommunalen Planung, die eine Eisenbahnkreuzung obsolet macht, bereits zum jetzigen Zeitpunkt zukommen lassen“, schließt das Bahn-Schreiben.

So erklärt die Bahn selbst ihren Vorstoß

Wie erklärt die Bahn ihr Schreiben an die Stadt Celle? Eine Sprecherin: „Bezüglich des politischen und kommunikativen Prozesses auf dem Weg zur parlamentarischen Befassung der Vorzugsvariante im Deutschen Bundestag sind Bund, Land und DB im kontinuierlichen Austausch. Es gab in den letzten Jahren und Monaten mehrere bilaterale Gespräche und mehrfachen Austausch zwischen der DB und den Kommunen der Landkreise. Dass die von der DB beauftragten Planungsbüros jetzt die Träger öffentlicher Belange im Projektraum angeschrieben haben, dient der fachplanerischen Abstimmung und gehört zum üblichen Planungsprozess – auch in dieser Phase.“

Die Bahn habe ein „vollumfängliches Planungsmandat für den Aus- und Neubau der Strecke Hamburg – Hannover“ und sei beauftragt, „eine alle Ziele des Bundes in Bezug auf Kapazität, Takt, Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllende Variante auszuarbeiten.“ Ein Mitglied einer Bürgerinitiative aus dem Landkreis schüttelt nur den Kopf: „Die Bahn macht, was sie will – und nicht unbedingt, was ihr die Politik oder der Gesetzgeber aufgibt.“

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