Holzbalkenkoepfe anschliessen
Im Passivhaus-Institut wurden unterschiedliche Abdichtungsmethoden untersucht, um Holzbalken an die luftdichte Ebene anzuschließen. Die Abbildungen zeigen beispielhaft acht der insgesamt zwölf untersuchten Methoden. (Abb.: Peper, S., Bangert, A., Rupps, W., Bastian, Z.)

Innendämmung 14. October 2014 Den Luftstrom unterbinden

Das Passivhaus-Institut hat verschiedene ­Andichtungsmöglichkeiten untersucht, um Holzbalkenköpfe im Rahmen einer Innendämmmaßnahme sicher in die ­luftdichte Ebene einzubinden. Die verschiedenen Produkte und Methoden erbrachten dabei unterschiedliche Ergebnisse. Generell zeigte sich, dass Risse in Holzbalken nicht nur überklebt, sondern auch verfüllt werden müssen, um den Leckagestrom deutlich zu reduzieren. 

Bei energetisch anspruchsvollen Sanierungen, die mit einer Innendämmung realisiert werden, stellen insbesondere alte, rissige Holzbalken Planer wie Handwerker vor eine nicht einfach zu lösende Aufgabe. Die Normung liefert zu diesem Detail keine Antworten, und selbst unter Fachleuten gibt es keinen Konsens darüber, wie mit Durchdringungen der luftdichten Ebene durch Holzbalken umzugehen ist.

Die Gefahr besteht darin, dass die Balkenköpfe nur mangelhaft in die luftdichte Ebene des Gebäudes eingebunden werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines Bauschadens durch konvektiven Feuchteeintrag in die kalte Außenwand stark ansteigt. Neben dem Vermeiden des konvektiven Feuchteeintrags sind noch zwei weitere Voraussetzungen unabdingbar, um eine Innendämmung erfolgreich einsetzen zu können: Es muss ein ausreichender Schlagregenschutz vorliegen, und es ist sicherzustellen, dass keine Feuchtigkeit in der Außenwand aufsteigt und diese belastet.

Die Luftdichtheit der Gebäudehülle spielt für die Energieeffizienz von Gebäuden eine mitentscheidende Rolle. Dabei sind es vor allem solche Detailfragen, wie die Einbindung rissiger Balkenköpfe, die über die erreichte Luftdichtheit eines sanierten Gebäudes entscheiden. Bei deren mangelhafter Planung oder Ausführung kann nicht nur der Heizenergiebedarf steigen, sondern es können auch Bauschäden die Folge sein.

Um die Bausubstanz zu kontrollieren und die notwendigen Arbeiten festzulegen, werden die alten Balken häufig in dem Bereich überprüft, in dem sie in die Wand einbinden. Unter der Voraussetzung, dass der Holzbalken vor dem Auflager vollständig rundum freigelegt wird, stellt sich die Frage, wie sich die luftdichte Verbindung zur luftdichten Ebene der innen gedämmten Wand herstellen lässt.

Dieses Detail wurde vom Passivhaus-Institut in einer Reihe von Versuchen experimentell erforscht. Die Versuche lieferten Hinweise, wie in der Altbausanierung freigelegte Holzbalken an den Balkenköpfen erfolgreich an die luftdichte Ebene der innen gedämmten Wand angeschlossen werden können. Außerdem wurde eine Größenordnung der zu erwartenden Leckageströme bei 50 Pascal Druckdifferenz ermittelt.

Zwölf Methoden wurden mit standardisiertem Aufbau untersucht

Im Rahmen der Versuchsreihe wurden sieben unterschiedliche handelsübliche Varianten zur Holzbalkenandichtung in der Altbausanierung untersucht. Um die Produkte zur luftdichten Einbindung alter Holzbalken auszuwählen, wurde eine Vielzahl von Herstellern kontaktiert und zu Lösungsansätzen für die bekannte Problematik befragt. Zehn der angeschriebenen Firmen aus dem In- und Ausland haben dem Passivhaus Institut für die Untersuchung Produktmuster zur Verfügung gestellt.

Um die unterschiedlichen Lösungen miteinander vergleichen zu können, ­wurden standardisierte Musterbalken im Format 8 cm × 8 cm mit einem definierten, auf null auslaufenden Spalt angefertigt. Der dreieckförmige Spalt soll die Situation simulieren, die sich bei realen Rissen in Holzbalken ergibt: eine Abdichtung bis in die Spitze des Spalts ist schwierig auszuführen. Bei der Untersuchung stand die Andichtung an den Holzbalken inklusive der Abdichtung des Spalts im Vordergrund. Als Wandebene wurden beschichtete Holzplatten als Blende verwendet.

Aus den Materialmustern und anhand der Hinweise der Hersteller wurden sieben unterschiedliche Kombinationen zusammengestellt, um den Musterbalken anzudichten. Sie bestehen jeweils aus bis zu drei Materialien aus den Produktgruppen Klebeband, Dichtmasse/Kleber, Haftgrundierung, dehnfähige Butyl-Kautschukklebebänder, Speziallösung und Putzanschlussband. Es wurde bei jeder Methode stets im System gearbeitet, um keine Produkte unterschiedlicher Hersteller miteinander zu kombinieren und somit eine Unverträglichkeit der verwendeten Produkte zueinander weitgehend auszuschließen. Bei der Kombination Klebeband + Haftgrundierung + Dichtmasse/Kleber (KHD) wurde zusätzlich ein Vergleich zwischen zwei Herstellern durchgeführt. Für jede der so insgesamt acht Messreihen wurden drei Einzelproben angefertigt und gemessen, um „Ausreißer“ auszuschließen. Im weiteren Verlauf der Untersuchung wurden noch vier alternative Methoden getestet. Bei ihnen handelt es sich um Erweiterungen mit zusätzlichen Maßnahmen oder um für diese Anwendung nicht übliche Materialen oder Methoden. Alle Methoden können mit handelsüblichen Materialien ausgeführt werden. Vor Anwendung des Verfahrens „Injektionskanal“, bei dem ein Riss aufgebohrt und verfüllt wird, muss immer geklärt werden, dass sich die Bohrung nicht negativ auf die Statik auswirkt. Bei der Dickbeschichtung handelt es sich um ein handelsübliches Bitumen-Produkt für die Bauwerksabdichtung.

Der Gipsverguss kann nur bei horizontalen Durchdringungen realisiert werden, denn der Gips muss sehr flüssig verwendet werden, um sicherzustellen, dass Spalten und Risse gut ausgefüllt werden. Spätere Holzbewegungen des Balkens können gegebenenfalls zum Bruch oder zu Haarrissen führen. Dies lässt aber nur eine geringe Verschlechterung der Luftdichtheit erwarten, da das Material an der Einbringstelle verbleibt. Das Vorgehen ist bereits in einem Sanierungsprojekt in Nürnberg im Dachbereich erfolgreich durchgeführt worden.

Dieser Beitrag ist Teil eines Artikels aus B+B BAUEN IM BESTAND, Ausgabe 5. 2014

Autoren: Søren Peper, Armin Bangert, Waldemar Rupps und Zeno Bastian

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zuletzt editiert am 09.04.2021