StartNachrichtenGartenSumpfpflanzen fürs Zimmer

Sumpfpflanzen fürs Zimmer

Zypergras und Papyrus
Von Hans-Dieter Reinke
 Wegen der schlanken Strängel und schirmartigen Blattanordnung werden die Zypergräser auch als Wasserpalmen bezeichnet. Fotos: Hans-Dieter Reinke

Das bekannteste Zypergras ist die Papyruspflanze. Sie hat es in der Geschichte der Menschheit als Vorläufer des Papiers und wichtigstes Schreibmaterial des Altertums zu einiger Bedeutung gebracht. Weitere Arten der Zypergräser sind beliebte, anspruchslose Zimmerpflanzen, die mit ihren langen Stängeln und grünen Blättern einen eleganten und dekorativen Eindruck auf der Fensterbank oder dem Blumenständer bieten.

In der fast weltweit verbreiteten Gräserfamilie der Sauergräser (Cyperaceae) ist die Gattung Cyperus besonders artenreich. Man schätzt sie auf über 600 Arten, die vor allem tropisch und subtropisch verbreitet sind, einige wenige Arten finden sich auch in der heimischen Flora. Charakteristisch für viele Vertreter dieser Pflanzengattung ist der stark verlängerte Spross­stängel mit den schirmähnlich angeordneten Blättern, was den Pflanzen ein palmähnliches Aussehen verleiht. Zudem bevorzugen die meisten Cyperus-Arten einen sehr feuchten bis nassen Standort, wie Sumpfwiesen, Moore und Verlandungszonen von Gewässern.

Papyrus gehört zu den Sauergräsern und wurde in früheren Zeiten zur Herstellung des gleichnamigen Schreibmaterials verwendet.

Echter Papyrus –
Vorläufer des Papiers

Dies gilt auch für die bekannte Art des Echten Papyrus (Cyperus papyrus), der natürlich in Sumpfgebieten und an Flussufern vorkommt, vor allem in einem durch den Nil gebildeten riesigen Sumpfgebiet im Südsudan. Dort wächst die Pflanze im seichten Wasser an sonnigen Standorten. Bei einer Wuchshöhe von bis zu 3 oder 4 m bilden sich im Sommer an derben, blattlosen Stängeln große Büschel feiner Ästchen, auf denen die winzigen, braunen Blüten stehen. Neben den essbaren Wurzelstöcken, die zum Teil auch als Heizmaterial verwendet werden, liefern die Stängel den Rohstoff für das Schreibmaterial Papyrus. Dafür wird das Mark der Stängel in Streifen geschnitten, kreuzweise übereinandergelegt und gepresst, wobei der austretende Zellsaft als Klebmaterial dient. Bereits zu Beginn des 3. Jahrtausends vor Christus sind in Ägypten beschriebene Papyri erstmalig nachweisbar, in Griechenland seit dem 5. Jahrhundert vor Christus. Später wurden sie durch die Römer weiterverbreitet. Für Urkunden und Briefe blieb Papyrus neben dem teureren, aber widerstandsfähigeren Pergament noch länger gängiges Schreibmaterial. Das in China erfundene Papier trat in Europa über Italien und die Iberische Halbinsel seinen Siegeszug ab dem 14. Jahrhundert an. Aus dem lateinischen Wort „papyrus“ leitet sich das Wort „Papier“ ab.

Der Zwergpapyrus ähnelt dem Echten Papyrus und wird als Zimmerpflanze verwendet.

Papyrus wurde auch als Flechtmaterial und zur Herstellung von Schiffen verwendet. Legendär sind die Fahrten des norwegischen Forschers Thor Heyerdahl, der mit seinen Papyrusbootfahrten nachwies, dass bereits in frühen Zeiten eine Atlantiküberquerung mit Schiffen aus diesem Material möglich war.

Papyrus gibt es auch als Zimmerpflanze, wobei die Höhe insgesamt deutlich geringer bleibt, oder man verwendet ähnliche Arten wie den Zwergpapyrus Cyperus haspan, der eine Höhe von 80 cm erreicht.

Zypergras
als Zimmerpflanze

Manch andere Cyperus-Arten haben als Zierpflanzen den Weg in unsere Wohnzimmer und auf die Terrassen geschafft. Häufig findet man im Gartenhandel das Wechselblättrige Zypergras (C. alternifolius). Es stammt aus Madagaskar und wird bis 150 cm hoch. Die schlanken, biegsamen Halme sind fast rund bis dreieckig. An der Spitze sitzt ein strahlenförmiger Schopf mit etwa zehn bis zwölf nach unten gebogenen Laubblättern. Bisweilen bilden sich unauffällige braune Blüten, aber meist bleiben die Wechselblättrigen Zypergräser blütenlos.

Das Wechselblättrige Zypergras ist die häufigste als Zimmerpflanze verwendete Zypergrasart.

Als Sumpfpflanzen benötigen alle Zypergräser einen nassen Ballen und dürfen nicht austrocknen. Hier haben wir endlich einmal eine Zimmerpflanzengruppe, die man nicht so leicht zu viel gießt, wie es bei fast allen Zimmerpflanzen sonst der Fall ist, die nicht länger im Wasser stehen dürfen, weil sonst schnell Wurzelfäule eintritt. Gut sind daher ein Behälter ohne Abzugsloch, ein ständig mit Wasser gefüllter Untersetzer oder eine Pflanzung im Aquarium oder Sumpfbeet. Die Temperatur an einem möglichst hellen Standort sollte nicht unter 12 °C fallen, für den Papyrus gilt sogar eine Mindesttemperatur von 16 bis 18 °C. Die Luftfeuchtigkeit sollte ebenfalls hoch sein. Im Sommer können die Zypergräser im Kübel draußen stehen oder in den Verlandungssumpf von Teichen eingesetzt werden. Wenn die Temperaturen aber länger unter 15 °C fallen, müssen die Sauergräser wieder in die Wohnung oder den Wintergarten.

Die Wasserpalmen, wie sie wegen ihres palmartigen Aussehens auch genannt werden, lassen sich leicht durch Teilen des mehrjährigen Rhizoms vermehren. Ebenso kann man Samen oder Stecklinge verwenden. Letzteres kann man durch Abschneiden der Blattschöpfe mit einem kleinen Stängelstück machen, indem man nach dem Abschneiden der Blattspitzen den Schopf kopfüber ins Wasser stellt. Nach der raschen Entwicklung von Wurzeln und einem kleinen Austrieb kann die neue Pflanze in feuchte Erde gesetzt werden.

Wegen der schlanken Strängel und schirmartigen Blattanordnung werden die Zypergräser auch als Wasserpalmen bezeichnet.
WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt