Abschirmgitter lassen sich mithilfe eines Spannrahmens einfach in die Fensterlaibung einbauen.  Foto: Neher Systeme

Bauelemente 24. Oktober 2019 Elektrosmog-Abschirmung für Fenster

Baustoffe gegen Elektrosmog gibt es schon lange. Das sind zum Beispiel spezielle Putze, Tapeten, Farbanstriche, Trockenbauplatten oder sogar massive Mauersteine, die durch Zusatzstoffe oder integrierte Abschirmgewebe elektromagnetische Strahlung abwehren. Allerdings nützen strahlungshemmende Wandbaustoffe wenig, wenn der Elektrosmog von draußen problemlos durch die Fenster eindringen kann. Doch auch für dieses Problem gibt es Lösungen.

Über Baustoffe gegen Elektrosmog für raumbildende Wände, Decken und Böden haben wir auf BaustoffWissen bereits berichtet. Mit Elektrosmog ist die elektromagnetische Strahlung gemeint, die von technischen Geräten ausgeht und die zumindest für empfindliche Menschen gesundheitsschädigend sein kann. Menschen, die unter der Krankheit EHS (elektromagnetische Hypersensitivität) leiden, reagieren sogar bereits auf sehr geringe Strahlungsmengen.

Zahlreiche Strahlenquellen

Nicht zuletzt kabellose Elektrogeräte wie Smartphones, schnurlose Festnetztelefone und sonstige Geräte, die über WLAN oder Bluetooth miteinander kommunizieren, sind in diesem Zusammenhang bedenklich, da sie eine permanente hohe Strahlung erzeugen. Solche Elektrogeräte betreiben die meisten Menschen heute auch in ihrer Wohnung. Doch selbst wenn nicht: Die Strahlen durchdingen ja Wände und Decken, kommen also auch von draußen. Von dort kommen ferner weitere Strahlenquellen, die viel mehr Elektrosmog verursachen als ein Handy: etwa Hochspannungsleitungen, Rundfunksender und natürlich Mobilfunkantennen.

Elektrosmog abschirmende Baustoffe – zum Beispiel raumseitige Abschirmputze – dienen einerseits dazu, besonders schutzbedürftige Bereiche, wie das Schlafzimmer, gegen Strahlungsquellen aus der Wohnung selbst abzuschirmen. Andererseits werden sie natürlich auch zum Schutz vor elektromagnetischen Wellen verwendet, die von draußen oder aus der Nachbarwohnung auf die Wohnung einwirken. Will man nun aber eine komplette Gebäudeaußenwand effektiv gegen Elektrosmog aus dem Freien „abdichten“, sind dabei auch die Fensterflächen miteinzubeziehen. Sonst werden diese automatisch zum „Schlupfloch“ für die Strahlung und schwächen deren Abschirmung nachhaltig.

Vorteile von Wärmeschutzfenstern

Moderne Wärmeschutzfenster mit Zwei- oder Dreischeiben-Isolierverglasung haben den Vorteil, dass sie dank ihrer speziellen Verglasung bereits über einen eingebauten Schutz gegen Elektrosmog verfügen. Denn die Scheiben dieser Fenster sind in der Regel mit einer Low-E-Beschichtung ausgestattet. Dabei handelt es sich um eine dünne Edelmetallschicht, die eigentlich dazu da ist, Wärmestrahlung zu reflektieren, damit weniger Raumwärme durch das Fensterglas verloren geht. Wärmestrahlung ist aber auch eine Form von elektromagnetischer Strahlung. Daher erstaunt es nicht, dass Low-E-Metallbeschichtungen auch das Eindringen unerwünschter elektromagnetischer Strahlungen in das Rauminnere deutlich verringern.

Nun besteht ein Fenster natürlich nicht nur aus der Verglasung, sondern auch aus dem Rahmenmaterial . Hier droht eine weitere Schwachstelle für die Elektrosmog-Abschirmung. Diese lässt sich allerdings weitgehend beheben, wenn man Fensterrahmen aus Aluminium verwendet oder Aluminium-Holz-Kombinationen mit metallischer Außenschale.

Abschirmfolien und -vorhänge

Der Abschirmstoff „Silver-Grid“ besteht aus Baumwolle mit Silberfäden und lässt sich zum Beispiel für Vorhänge verwenden. Foto: YSHIELD

Auch Fenster, die über keine Low-E-Beschichtung verfügen, lassen sich in Sachen Strahlenabschirmung im Nachhinein aufrüsten. Es gibt nämlich spezielle Abschirmfolien, die man einfach von innen auf die Glasscheibe kleben kann. Nachteil dieser Variante: Die Folien reflektieren auch viel Sonnenlicht, verdunkeln den Raum also relativ stark. Außerdem bieten sie natürlich keinen Schutz für den Bereich des Fensterrahmens.

Wenn das Fenster nicht aus Aluminium besteht, sollte man statt der Klebefolie für die Glasfläche vielleicht besser über Abschirmvorhänge nachdenken, die auch den Rahmenbereich verdecken. Abschirmvorhänge bestehen aus Stoff, der auch metallische Fäden enthält oder metallisch beschichtet ist. Der Metallanteil der Gewebe ist verantwortlich für die Abschirmwirkung. Natürlich verdunkelt ein Vorhang den Raum noch mehr als eine Klebefolie auf der Verglasung. Dafür kann man ihn aber jederzeit beiseite schieben, wenn man mehr Tageslicht wünscht. Beides zusammen – die volle Ausbeute an Tageslicht und eine hohe Strahlungsabschirmung – ist leider unmöglich.

Nicht nur mit Vorhängen, sondern auch mit anderen innen oder außen liegenden Sonnenschutzsystemen kann man elektromagnetische Strahlen abschirmen – vorausgesetzt sie bestehen aus passenden Materialien oder haben die richtigen Beschichtungen. So helfen zum Beispiel Aluminium-Rollladen und -Jalousien gut gegen Elektrosmog. Auch reflektierende Sonnenrollos können sehr hohe Abschirmwerte erreichen.

Abschirmgitter

Wärmeschutzfenster, Aluminiumrahmen, Abschirmfolien, Vorhänge oder sonstige abschirmende Sonnenschutzsysteme: Alle diese Produkte haben gemeinsam, dass sie in dem Moment nicht mehr vor Elektrosmog schützen, wenn das Fenster zum Lüften geöffnet wird. Wer also wirklich permanenten Schutz möchte oder aus gesundheitlichen Gründen benötigt, sollte über Abschirmgitter nachdenken, die dauerhaft in der Fensteröffnung verbleiben – auch wenn der Fensterflügel geöffnet ist.

Abschirmgitter sind engmaschige Gewebe, die ganz oder teilweise aus Metall bestehen. Man setzt sie in die Fensterlaibung ein. Sie werden dort natürlich auf der Außenseite des Fensterflügels platziert, denn sonst könnte man diesen ja nicht mehr öffnen. Sie ähneln und funktionieren im Prinzip wie ein Insektenschutzgitter. Mehr noch: In der Praxis schlägt man mit diesen Produkten tatsächlich „zwei Fliegen mit einer Klappe“. Sie schützen nämlich sowohl vor Elektrosmog als auch vor Insekten.

Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen . Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis . Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

zuletzt editiert am 31.10.2023