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Wochenduell: Nach Todesfällen am HimalajaBraucht es strengere Auflagen fürs Besteigen der 8000er?

Stau auf dem Berg: Der Mount Everest lockt mittlerweile auch unerfahrene Bergsteiger in den Himalaja. 

Ja, die Berge sind verschmutzt, überfüllt und tödlich. Die kommerzielle Förderung des Massen-Bergtourismus ist ethisch nicht zu rechtfertigen.

Bis zu 200’000 Franken müssen Laien für die Erklimmung des Mount Everest hinblättern – und dennoch stehen sie auf dem Weg zum Gipfel mittlerweile sogar Schlange. Der weltbekannte Bergsteiger Reinhold Messner kritisierte bereits vor mehr als 15 Jahren, dass der Everest zum «Rummelplatz für Touristen» verkommen sei. Diese sehen in den steinigen Riesen ein spassiges Abenteuer, vergessen dabei die Gefahr, die sie darstellen.

Dabei haben erst jüngst die verunglückte Bergsteigerin Hilaree Nelson oder das 19 Todesopfer fordernde Lawinenunglück im indischen Teil des Himalaja gezeigt, dass das Besteigen der Giganten keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden sollte. 

Doch der Notwendigkeit nach mehr Restriktionen liegen noch andere Faktoren zugrunde. Peter Habeler, Reinhold Messners ehemaliger Begleiter, vertrat vor einigen Jahren die Meinung, dass die Berge nicht so viele Menschen vertragen würden. Habeler sprach damit insbesondere die Mengen an Müll an, die die Touristen auf den Expeditionen zurücklassen. Allein 2018 sammelte China über 8 Tonnen Unrat vom Mount Everest. Seit 2015 gibt es ein Gesetz, dass jeder Bergsteiger mindestens 8 Kilo Abfall beim Abstieg mitnehmen muss. Doch wer sich den Aufstieg auf die Giganten leisten kann, kann auch dieser Regelung mit den nötigen finanziellen Mitteln aus dem Weg gehen. 

Der Everest als Mülldeponie – tragisch und äusserst fragwürdig. Ethisch noch umstrittener ist jedoch, wie leichtfertig Firmen die Risiken am Berg verharmlosen, nur um die eigenen Verkaufszahlen anzukurbeln. Gesetzesvorschläge der nepalesischen Regierung für die Einführung gewisser Regelungen und Einschränkungen für Bergsteiger gab es bereits zuhauf – umgesetzt wurden sie nie wirklich. Das sollten sie jedoch. Wer beispielsweise als Laie ins Weltall reisen möchte, muss sich auch einem mehrmonatigen Training unterziehen.

Verantwortliche Behörden stehen in der Pflicht, die Bergsteiger ausreichend über die Risiken aufzuklären und Anforderungen an sie zu stellen. Ansonsten sind sich Experten einig, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis der Achttausender-Massentourismus in Katastrophen mit noch mehr Toten mündet. So weit darf man es gar nicht erst kommen lassen. Benjamin Schmidt

Nein, der Mensch taucht in die Tiefe und fliegt auf den Mond. Dass er sich auch die höchsten Gipfel des Planeten zu eigen macht, ist nur logisch. 

8849 Meter harter Stein, Eis, Schnee, Naturspektakel. Der Mount Everest ist ein Mythos. Das Bezwingen dieses Giganten: eines der letzten grossen Abenteuer unserer Zeit. Doch der höchste Berg der Welt hat zuletzt viel von seiner Bedrohung verloren. War das Besteigen des Gipfels vor wenigen Jahren noch ein Privileg aussergewöhnlicher Menschen, so gilt der Aufstieg inzwischen auch für Normalsterbliche als lösbare Aufgabe. Nirmal Purja, ein wenig erfahrener Bergsteiger, der 2019 in sechs Monaten alle vierzehn Berge jenseits der 8000 Meter bestieg, hat bewiesen, dass die Menschheit im Streben nach den höchsten Höhen in neue Sphären vorgestossen ist. Das Bergsteigen der Gegenwart ist nicht mehr vergleichbar mit jenem früherer Tage.

Nur logisch also, dass die Faszination der 8000er nun auch Amateurkletterer zum grossen Abenteuer lockt. Und genauso logisch, dass daraus ein Geschäft entsteht. Der Bergtourismus ist längst zu einer wichtigen Einnahmequelle Nepals geworden. Acht der vierzehn 8000er befinden sich im Land in Südasien, die Genehmigungen für die Bergbesteigungen spülen Millionen in die Kasse. 

Wer nun aus der Schweiz heraus fordert, dieser neumodische Bergtourismus gehöre gefälligst reguliert, schliesslich sei er gefährlich und zerstöre die Natur, verkennt die Situation im eigenen Land. Tausende Amateure stürmen hier jeden Winter die Berge, um sich auf einem oder zwei Brettern die Hänge herunterzustürzen.

Die Alpen wurden komplett verbaut mit riesigen Transportanlagen, Gastrotempeln und Unterhaltungsangeboten, um diese Touristen anzulocken. Dass die Umwelt darunter leidet? Egal. Dass wunderschöne Bergpanoramen verschandelt wurden? Verkraftbar. Und auch die unzähligen Verletzten und Verunfallten scheinen nicht so wichtig. Offenbar gibt es einen Unterschied zwischen einem toten Skifahrer auf 4000 Metern und einem verstorbenen Bergsteiger auf 8000.

Dass das Besteigen eines Mount Everest auch mit modernster Ausrüstung gefährlich bleibt, ist klar. Eine 8000 Meter hohe Naturgewalt kann nie vollständig gebändigt werden. Doch genau dieser Nervenkitzel macht das Klettern zum Abenteuer. Wer sich für ein solches entscheidet, nimmt die möglichen Konsequenzen bewusst in Kauf. 

Der Mensch taucht in die Tiefen des Ozeans und fliegt auf den Mond. Dass er sich auch die höchsten Gipfel des Planeten zu eigen macht, ist nur logisch. Fabian Löw

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