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Netzliebe mit Verfallsdatum

Für einmal wurde die Verweigerung zum Gipfel der Romantik: «Im Gegensatz zu normalen romantischen Komödien und schlechten Popsongs», schrieb Webdesigner und Illustrator Patrick Moberg auf seiner Website «New York Girl of My Dreams», «müssen Sie sich das Ende dieser Geschichte selbst ausdenken.»

Als ob das nötig gewesen wäre. Denn das Ende schrieb Moberg mit diesem Post gleich selbst - jedenfalls, was das öffentliche Breitschlagen seines hormonellen Höheflugs angesichts seines Traumgirls betraf. Doch wie er das zuvor gemacht hatte, ist eine Geschichte, die man sich romantischer kaum denken kann – und dementsprechend wurde darüber geschrieben - weltweit.

Alles begann mit einer sonntäglichen U-Bahnfahrt von Manhattan nach Brooklyn und einem Wimperngeklimper. Urheberin war ein rotwangiges Mädchen, das einen gewissen Webdesigner Patrick Moberg so verzauberte, dass er sich flugs verliebte. Doch bevor er die Gelegenheit und die Frau ergreifen - oder vielleicht doch besser - ansprechen konnte, hielt der Zug, die Rotwangige stieg aus und verlor sich in der Menge. Patrick war untröstlich und überzeugt, die Frau seines Lebens verloren zu haben.

Mädchen meiner Träume

Nicht faul, designte er flugs eine eigene Website mit dem Titel: «New York Girl of My Dreams» mit dem Ziel, die Schöne zu finden. Darauf ist er selbst zu sehen und sie, in blaue Strumpfhosen und Shorts gekleidet, mit einer roten Blume im Haar. Er fügte seine Natelnummer und seine E-Mail-Adresse hinzu und hoffte, dass das Unwahrscheinliche sich in Realität verwandeln würde.

Und tatsächlich scheint die Realität in Zeiten des Internets Wundern gegenüber gnädig eingestellt zu sein. Mobergs Seite jedenfalls warf Wellen, die immer grössere Kreise zogen und schliesslich auch in das Umfeld der Schönen gelangten, bis eine Freundin selbiger sich bei Moberg meldete und verkündete, die Frau seiner Träume heisse Camille Hayton, sei Australierin und willig, ihn zu treffen. Es gab Verballhornungen von Mobergs Seite, das Paar trat im Frühstücksfernsehen auf, verkaufte die Filmrechte zur Story und verabschiedete sich mit erwähntem Kommentar Mobergs aus der Öffentlichkeit. Bis gestern.

Da meldete sich Moberg auf seiner Seite mit folgendem Post: «Bis jetzt habe ich mich nicht gross zu meiner Beziehung mit Camille geäussert, weil mir die Idee gefiel, jeder solle sich selbst ein Ende zu unserer ungewöhnlichen Geschichte ausdenken. Jüngst aber sprach Cam zu einer Melbourner-Zeitung, also dachte ich, ich sage auch etwas.

Camille gehört zu den nettesten und erstaunlichsten Leuten, die ich je traf. Es ist traurig, dass es zwischen uns nicht geklappt hat, aber man kann da nichts erzwingen, egal unter welchen Umständen. Abgesehen davon war die Erfahrung ein unglaubliches Zeugnis der universellen Kraft der Liebe – so lahm und idealistisch das auch tönen mag, die Welt könnte mehr solche Geschichten brauchen.

Was die Filmrechte betrifft, haben wir uns dagegen entschieden. Ich habe ein kleines Buch darüber geschrieben und illustriert, habe aber nicht entschieden, was damit zu tun sei. Ich bin immer noch zögerlich, Profit aus dem Ereignis zu schlagen.»

Wie edel. Andere sahen das anders, zum Beispiel Camilles Arbeitgeber, das australische Blackbook-Magazine, das kurz darauf auf seiner Webseite schrieb: Diese Woche wurde unsere Redaktorin Camille über Nacht berühmt, als herauskam, dass es sich bei ihr um Patrick Mobergs Subway-Sweety handelte. Also dachten wir: Warum sollten wir der Welt nicht ein paar andere unserer jungen Angestellten vorstellen - deshalb hier, Carly, unser Marketing-Hotshot. Camille verdankt der Geschichte immerhin eine Karriere: Sie wurde Schauspielerin und spielte im Film «As the World turns» eine Rolle als Kellnerin und trat in Sex and the City als Statistin auf. Kein Wunder, hatte sie keine Zeit für die Liebe.

Aber auch Moberg muss nicht darben. Mit seinen Tier-Illustrationen zu berühmten Rappern hat er in der Szene gerade wieder für Furore gesorgt