Berliner Hausbesetzer in den Achtzigern: Vom Senat bekämpft, vom Magistrat geduldet

West-Berlin und Ost-Berlin reagieren in den 1980ern unterschiedlich auf Bürger, die Wohnraum in Beschlag nehmen. Der Historiker Hanno Hochmuth erklärt, warum.

Akt der Verzweiflung: Diese Frauen haben am Kottbusser Damm in Kreuzberg ein Haus besetzt und treten im Juni 1980 in den Hungerstreik, um bleiben zu dürfen.
Akt der Verzweiflung: Diese Frauen haben am Kottbusser Damm in Kreuzberg ein Haus besetzt und treten im Juni 1980 in den Hungerstreik, um bleiben zu dürfen.Paul Glaser/Zentralbild/picture alliance

Die Auseinandersetzung eskalierte im September 1981, da waren 169 Häuser in West-Berlin besetzt. Drei Monate zuvor hatte die CDU von der SPD die Regierungsgeschäfte übernommen – und damit auch die vom alten Senat im Frühjahr verabschiedete „Berliner Linie der Vernunft“. Die besagte, jede neue Haus- oder Wohnungsbesetzung innerhalb von 24 Stunden geräumt werden sollte, sofern ein Räumungsbegehren und ein Sanierungskonzept des betreffenden Eigentümers vorlagen. Zum Lieblingsfeind der Besetzerszene wurde der neue Innensenator Heinrich Lummer, weil er diese Linie konsequenter als sein Amtsvorgänger verfolgte. Der „Berliner Häuserkampf“ entbrannte.

Wie konnte es so weit kommen?

Zehn Jahre zuvor, 1971, am 8. Dezember, fand an der Technischen Universität Berlin ein Teach-in statt. Anlass der studentischen Versammlung war der Tod des jungen „Stadtguerilleros“ Georg von Rauch, er war am 4. Dezember bei einem Schusswechsel mit der Polizei in Schöneberg ums Leben gekommen. Für die meisten Versammelten war klar, dass hier ein „faschistischer“ Staat einen politischen Mord begangen hatte. Eine Reaktion musste her. Flugblätter wanderten durch die Reihen, in denen zur Besetzung eines leer stehenden Schwesternwohnheims in Kreuzberg aufgerufen wurde: das Bethanien.

Hausbesetzungen hatte es im Jahr zuvor bereits im Frankfurter Westend gegeben, deren Vorbilder waren Aktionen in London und Amsterdam gewesen. Nun wurde auch in West-Berlin ein Haus besetzt. Es entstand ein selbstverwaltetes Wohnkollektiv, in dem vor allem Jugendliche unterkommen sollten, die mit ihren Eltern oder dem Staat in Konflikt geraten waren. Eine autonome Jugendhilfe jenseits der alten Autoritäten stand ganz oben auf der politischen Agenda der linken Aktivisten. Bis zu 50 Menschen konnten gleichzeitig in dem besetzten Haus leben, das fortan „Georg-von-Rauch-Haus“ genannt wurde.

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Außer der autonomen politischen Kultur des linksalternativen Milieus gab es vor allem zwei Voraussetzungen für Hausbesetzungen: einen Mangel an Wohnraum und den Leerstand von Gebäuden, die man überhaupt besetzen konnte. Und das Schwesternwohnheim der alten Diakonissenheilanstalt Bethanien stand seit einem Jahr leer. In dem Kreuzberger Krankenhaus hatten evangelische Schwestern über 120 Jahre lang die umliegende Bevölkerung medizinisch versorgt. Mitte des 19. Jahrhunderts, als das imposante neogotische Hauptgebäude am Mariannenplatz entstand, gab es noch keinerlei städtische Krankenhäuser in Berlin. Umso wichtiger war der Dienst der Diakonissen.

In den 1960er-Jahren hatte sich der Kiez jedoch verändert. Kreuzberg lag jetzt im Schatten der Berliner Mauer und wurde zum Sanierungsgebiet erklärt. Die alten Mietskasernen sollten über kurz oder lang abgerissen und durch moderne Sozialbauten ersetzt werden. Viele Familien verließen den Stadtteil und zogen in die Neubauviertel, die am Rande der Stadt errichtet wurden. Der Senat beschloss gegen erheblichen Widerstand der Kirchen, die Diakonissenheilanstalt Bethanien zu schließen, obwohl in der Gegend noch viele hilfsbedürftige alte Menschen wohnten. 1970 verließ die letzte Diakonisse das Bethanien.

In diese Lücke sprangen die Hausbesetzer. Ein erster Räumungsversuch durch die Polizei schlug fehl. Am 19. April 1972 folgte eine Großrazzia, bei der 400 Polizisten das Georg-von-Rauch-Haus durchsuchten und 28 Personen vorläufig festnahmen. Dabei wurden mehrere Gegenstände sichergestellt, die die Beamten als Utensilien für den Bau von Bomben identifizierten.

Rio Reiser als Hausbesetzer

Die Razzia und die anschließende Protestkundgebung wurden von der West-Berliner Band Ton Steine Scherben in ihrem „Rauch-Haus-Lied“ verewigt, das zu einer Hymne der Hausbesetzerbewegung wurde. Sänger Rio Reiser, der bereits am Teach-in an der TU und an der Besetzung des Bethanien teilgenommen hatte, thematisierte in dem Song den Widerstandsgeist der Besetzer und polemisierte gegen einige besonders prominente Immobilienunternehmer in Kreuzberg: „Doch die Leute im besetzen Haus / riefen: ‚Ihr kriegt uns hier nicht raus! / Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich / Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.‘“

Tatsächlich blieben die Besetzer im Georg-von-Rauch-Haus und erhielten Nutzungsverträge. Ende der 1970er-Jahre folgten immer mehr Menschen diesem Vorbild und besetzten Häuser in West-Berlin, vor allem in Kreuzberg und Schöneberg. Die zweite Welle der Hausbesetzungen setzte ein. Jetzt waren es meist leer stehende Mietshäuser, die besetzt wurden. Neu war außerdem, dass sich viele Besetzer daran machten, die sanierungsbedürftigen Häuser selbst instand zu setzen. Der Begriff „Instandbesetzer“ wurde geboren und verschaffte der Hausbesetzerbewegung mehr Legitimität. Es galt nun nicht mehr nur  „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“, sondern: „Macht die Häuser wieder ganz!“. Im Gegensatz zu manchen utopischen Idealen der Achtundsechziger, waren die Ziele der Instandbesetzer weitaus konkreter: Sie hatten einen Straßennamen und eine Hausnummer.

Bülowstraße 89: Innensenator Heinrich Lummer (CDU) lässt am 22. September 1981 dieses besetzte Haus sowie sieben weitere in Kreuzberg, Schöneberg, Charlottenburg und Reinickendorf räumen. Bei Protesten kommt der 18-jährige Demonstrant Klaus-Jürgen Rattay ums Leben.
Bülowstraße 89: Innensenator Heinrich Lummer (CDU) lässt am 22. September 1981 dieses besetzte Haus sowie sieben weitere in Kreuzberg, Schöneberg, Charlottenburg und Reinickendorf räumen. Bei Protesten kommt der 18-jährige Demonstrant Klaus-Jürgen Rattay ums Leben.Matthias Reichelt/imago

Die Übernahme der Berliner Regierungsgeschäfte durch die CDU nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus im Mai 1981 führte zum „Berliner Häuserkampf“. Dieser Kampf eskalierte, als der junge Hausbesetzer Klaus-Jürgen Rattay am 22. September 1981 bei einem Polizeieinsatz zur Räumung von acht besetzten Gebäuden ums Leben kam. Der 19-Jährige geriet auf der Schöneberger Bülowstraße unter einen fahrenden BVG-Bus. Ähnlich wie Georg von Rauch wurde auch Rattay zu einem Märtyrer der Hausbesetzerbewegung, die zunehmend in zwei Lager zerbrach. Die einen suchten Verhandlungen mit den Hauseigentümern und dem Senat, um die Besetzungen zu legalisieren, während die anderen jedwede Verhandlungen kategorisch ablehnten und die Besetzungen als Klassenkampf verstanden. Dazwischen gab es viele Grautöne.

Es gab Anarchisten und Autonome, existenzielle Besetzer wie Obdachlose, Arbeitslose, Jugendliche und Drogenabhängige sowie schließlich „erlebnisorientierte“ Studierende und Schüler. Sogar türkische Frauen besetzten Häuser, sie mussten jedoch viel Häme und Machismo von männlichen Besetzern ertragen. So entstand insbesondere in Kreuzberg ein sehr heterogenes Milieu, das über eigene Zeitschriften wie die „Instand-Besetzer-Post“ verfügte. Die Hausbesetzer trugen mit dazu bei, dass die alten Berliner Mietskasernen nicht mehr abgerissen wurden, sondern eine erstaunliche Renaissance erfuhren. Ohne die linksalternativen Pioniere ließe sich pointiert feststellen, würde es heute keine Gentrifizierung der Berliner Altbauviertel geben.

Praxis des Schwarzwohnens

Auch in Ost-Berlin wurde in den 1980er-Jahren Wohnraum besetzt, insbesondere in den Altbauvierteln Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Mitte. Die Praxis des „Schwarzwohnens“ nutzte den massiven Leerstand in den alten Mietskasernen aus. Dass dort viele Wohnungen leer standen, hatte eine Reihe von Gründen. Viele gründerzeitliche Altbauten sollten ebenso wie zuvor auch im Westen abgerissen werden und wurden hierfür bereits entmietet. Einige Mieter waren überdies in den Westen ausgereist, nachdem ihr Ausreiseantrag genehmigt worden war. Und den Kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV) fehlte oft der Überblick über die tatsächliche Belegung der Wohnungen.

Dies ließ eine Praxis gedeihen, die die zentrale Wohnungsvergabe in der DDR umging. Menschen schnappten sich einfach einen Dietrich, sperrten leer stehende Wohnungen auf und nahmen sie für sich in Besitz. Um die Besetzung nachträglich zu legalisieren, zahlten viele Schwarzwohner von sich aus Mieten auf das Konto der zuständigen Kommunalen Wohnungsverwaltung ein. Die Behörden schritten nur in seltenen Fällen ein, denn die DDR-Verfassung sah ein Recht auf Wohnen vor.

Außerdem hätte eine Räumung die Bereitstellung einer neuen Wohnung vorausgesetzt, was die Behörden in den meisten Fällen nicht gewährleisten konnten. Sie verhielten sich allerdings nur dann ruhig, wenn die Wohnungsbesetzungen still und leise erfolgten. Im Gegensatz zu den öffentlichkeitswirksamen Hausbesetzungen in West-Berlin wurde um die Wohnungsbesetzungen im Osten wenig Aufhebens gemacht. Das Schwarzwohnen war ein verborgenes Phänomen.

Gegen Hausleerstand und Mietwucher: Demonstranten besetzen im Mai 1990 die Räume der Abteilung Wohnungswesen in Prenzlauer Berg.
Gegen Hausleerstand und Mietwucher: Demonstranten besetzen im Mai 1990 die Räume der Abteilung Wohnungswesen in Prenzlauer Berg.ullstein-bild/ADN Bildarchiv

Das änderte sich erst mit dem Fall der Mauer. Von da an wurden auch im Osten Berlins ganze Häuser besetzt und lautstark reklamiert – die dritte Berliner Besetzerwelle brach an. 1990 gab es etwa 140 besetzte Häuser in Ost-Berlin, fast genauso viele wie knapp zehn Jahre zuvor in West-Berlin. Die Hochburg der neuen Hausbesetzerbewegung war Friedrichshain, wo allein 90 Häuser besetzt waren. In der Mainzer Straße wurden zehn aufeinanderfolgende Häuser und zwei gegenüberliegende Gebäude besetzt. So etwas hatte es selbst in West-Berlin noch nicht gegeben.

Angefangen hatte alles mit einem Aufruf in der linksautonomen Zeitschrift „Interim“, die auf der traditionellen Kreuzberger 1.-Mai-Demo 1990 kursierte. Daraufhin nahmen noch im Frühjahr etwa 250 Menschen Besitz von zwölf leer stehenden Häusern in der Mainzer Straße, die eigentlich abgerissen werden sollten, bis die DDR-Regierung unter Hans Modrow einen allgemeinen Abrissstopp verhängte. Die meisten Besetzer kamen aus dem Westen und mischten sich vor Ort mit Ost-Berliner Hausbesetzern.

Das Besondere an der Mainzer Straße war, dass nebeneinander ganz verschiedene Hausprojekte entstanden. So gab es ein Frauen- und Lesbenhaus, ein „Tuntenhaus“, ein „Anarcho-Spinner-Haus“ und weitere Projekte. In den Ladengeschäften öffnete eine eigene Infrastruktur mit einer Volksküche, einem Spätkauf, einer Schwulen-Bar und einem sozialistischen Antiquariat. In der Mainzer Straße wurde der linke Traum vom autonomen Leben für einen Sommer lang Wirklichkeit. Es war der kurze Sommer der Anarchie.

Die Konflikte spitzen sich zu

Möglich war dies nur unter den Bedingungen fehlender Staatlichkeit: Die SED-Herrschaft war zusammengebrochen und die neue Ordnung des wiedervereinigten Deutschlands hatte noch nicht eingesetzt, die Volkspolizei war komplett verunsichert und unerfahren im Umgang mit Hausbesetzern. Der Ost-Berlins Magistrat und das Friedrichshainer Bezirksamt ließen die Besetzer weitgehend gewähren und boten Verhandlungen an. Zwar übernahm der Magistrat im Juli 1990 die „Berliner Linie“ des West-Berliner Senats, wonach besetzte Häuser binnen 24 Stunden geräumt werden sollten. Doch die Mainzer Straße fiel nicht unter diese Regelung, weil sie schon zuvor besetzt worden war.

Die größte Gefahr für die linken Besetzer ging von Neonazis aus, die ihrerseits Häuser in der Lichtenberger Weitlingstraße besetzt hatten und in die Mainzer Straße einfielen, während die Volkspolizei nur tatenlos zuschaute. Die linken Besetzer reagierten darauf, indem sie die besetzten Häuser der Mainzer Straße verbarrikadierten und zu Festungen ausbauten. Das verunsicherte einige Anwohner der übrigen Häuser, die sich in einer Bürgerinitiative zusammenschlossen und ihren Unmut gegenüber den Besetzern kundtaten, deren Lebensformen sie nicht kannten und nicht tolerieren wollten. Obwohl die Besetzer gemeinsame Straßenfeste organisierten, spitzten sich die Konflikte im Herbst 1990 zu.

Gewaltausbruch: Die Räumung von besetzten Häusern in der Mainzer Straße in Friedrichshain am 14. November 1990 eskaliert zu einer Straßenschlacht.
Gewaltausbruch: Die Räumung von besetzten Häusern in der Mainzer Straße in Friedrichshain am 14. November 1990 eskaliert zu einer Straßenschlacht.Werner Schulze/imago

Im Oktober 1990 ging im Zuge der deutschen Einheit die Polizeigewalt in ganz Berlin auf die West-Berliner Polizei über. Als am 12. November zwei besetzte Häuser in Prenzlauer Berg und Lichtenberg geräumt wurden, solidarisierten sich die Besetzer der Mainzer Straße und veranstalten spontan eine Protestkundgebung auf der Frankfurter Allee. Die Sperrung dieser Hauptverkehrsader bot dem Senat den Anlass, nun auch gegen die Besetzer der Mainzer Straße vorzugehen. Ein erster Großeinsatz der Polizei scheiterte indes am Widerstand der Besetzer, die Straßengräben aushoben und sich in den bereits befestigten Häusern verschanzten. Am nächsten Tag folgten vergebliche Vermittlungsversuche durch den Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu und die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley. Die Zeichen standen auf Sturm.

Während der Regierende Bürgermeister Walter Momper (SPD) auf Staatsbesuch in Moskau weilte, wurden in Berlin etwa 3000 Einsatzkräfte zusammengezogen, die in den frühen Morgenstunden des 14. November 1990 zur Räumung der Mainzer Straße anrückten. Es entbrannte eine mehrstündige Auseinandersetzung zwischen Polizisten und Besetzern, die von beiden Seiten mit beispielloser Härte geführt wurde und beide Seiten traumatisiert zurückließ.

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Ch. Links Verlag
Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte 
Hanno Hochmuth nähert sich der Geschichte und der Gegenwart Berlins auf topografische und fotografische Weise. Ausgehend von populären Zuschreibungen der Stadt begibt er sich an  51  historische Orte und erzählt so die Geschichte Berlins im 20. Jahrhundert.

Das Buch erscheint am 14. März 2024 im Ch. Links Verlag. ISBN 978-3-96289-164-0. 304 Seiten. 28 Euro.

Die Folgen der Räumung waren immens: Nur wenige Wochen vor der anstehenden Gesamt-Berliner Abgeordnetenhauswahl zerbrach der rot-grüne Senat, weil die Alternative Liste (AL) aus der Koalition ausstieg. Bei der anschließenden Wahl errang die CDU wieder die Mehrheit in Berlin.

Die Hausbesetzerszene zeigte sich von dem Gewaltausbruch beeindruckt und setzte fortan stärker auf Verhandlungslösungen. Neue Besetzungen gab es danach kaum mehr. Einige Hausprojekte wurden legalisiert und erhielten Mietverträge. Heute gehören die Gebäude aber oft neuen Eigentümern, die wenig Sympathie für die linken Hausprojekte zeigen und Räumungen durchsetzen. So gibt es insbesondere in der Rigaer Straße und der Liebigstraße in Friedrichshain immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Besetzern und der Polizei. Manche der Parolen und Protestformen erinnern dabei stark an die 1980er-Jahre, denn der Mythos der Hausbesetzungen ist noch lebendig. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Berlin seither fundamental gewandelt hat. Es gibt kaum noch leer stehende, unsanierte Häuser, die überhaupt noch besetzt werden könnten. Hausbesetzungen sind daher zu einem Kapitel in der bewegten Geschichte Berlins geworden.


Dr. Hanno Hochmuth ist Historiker am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und lehrt Public History an der Freien Universität Berlin. Im März 2024 erscheint im Ch. Links Verlag sein neues Buch „Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte“.