Corona-Tagebuch

Schlüter: "In den Nebenbereichen droht den Kliniken ein Waterloo"

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Schlüter: "In den Nebenbereichen droht den Kliniken ein Waterloo"

Der Klinikschutzschirm geht in die richtige Richtung, sagt Andreas Schlüter, Hauptgeschäftsführer der Knappschaft Kliniken GmbH. Die Verluste in den Nebenbereichen wie Cafeterien, Parkplätzen oder Service-Dienstleistungen werden vielen Kliniken jedoch zu schaffen machen, fürchtet er. 

Herr Schlüter, haben Sie bereits durchgerechnet, ob Ihnen der Schutzschirm der Bundesregierung in der Corona-Krise hilft?

Der Schutzschirm geht sicher in die richtige Richtung. Der stationäre Bereich macht uns weniger Sorgen, mit den 560 Euro für Ausgleichszahlung für ein freigehaltenes Bett kommen wir gut klar. Ich vermute auch, dass der 50 Euro Zuschlag für das Material genügen werden. Auch die 50.000 Euro Finanzierungshilfe für jedes zusätzlich geschaffene Intensivbett werden reichen, da sollten die Krankenhäuser sich nicht beklagen. Die 185 Euro für die Pflege sind hingegen eine Milchmädchenrechnung, denn die laufenden Kosten bleiben auch bei sinkenden Casemixpunkten weitgehend gleich. Wir kämen damit klar, wenn wir bis Ende des Jahres zehn Prozent Umsatz verloren hätten. Wenn wir in der Krise Kapazitäten darüber hinaus bereitstellen, wird es defizitär. Dann zieht der Nachweis der Kosten. Alle vier Blöcke für sich zusammengenommen werden die Ausfälle wohl kompensieren.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? 

Meine große Sorge ist, dass die Krankenhäuser in den Nebenbereichen ihr Waterloo erleben. Wir verlieren hier momentan fünf Prozent vom Umsatz. Wir haben keine Einnahmen mehr in der Cafeteria, bei Parkplätzen, für Telefon und Fernsehen. Wir haben auch unsere Ambulanzen stark zurückgefahren. Für uns als Verbund mit mehr als 80 Millionen Euro Umsatz pro Monat macht das zurzeit etwa vier Millionen Euro Verlust. Dafür gibt es momentan keine Lösung. Die Politik muss hier nachsteuern, sonst werden wir Insolvenzen von Krankenhäusern wegen der Nebenbereiche erleben.

Dass die MDK-Prüfungen in dieser Phase – wenngleich auch reduziert – erhalten bleiben, hat für Kritik in den Kliniken gesorgt. Wie bewerten Sie das?

Ich möchte mich nicht beschweren. Fünf Prozent MDK-Prüfung kann ein Krankenhausapparat leisten. Es ist nachvollziehbar, dass der Staat und die Krankenkassen ein Stück weit die Kontrolle behalten wollen. Trotzdem sollte man in diesem Punkt auch flexibel bleiben, wenn sich die Lage weiter dramatisch entwickelt.

Kommen Sie mit der 60-Prozent-Pauschale für die Reha hin?

Mit Rehabilitationskliniken hat man in Deutschland, mit Ausnahme einiger privater Träger, noch nie richtig Geld verdient. Dort gilt im Grunde immer ein Kostendeckungsprinzip. Ich hätte mir gewünscht, dass in den Reha-Einrichtungen die Budgets der Vorjahre fortgeschrieben werden. Mit der 60 Prozent Pauschale wird man bei laufenden Personalkosten auf Dauer sicher nicht hinkommen.

 

Im Bilanzgespräch mit f&w spricht Andreas Schlüter ausführlich über das Corona-Krisen-Management der Knappschaft Kliniken sowie die kurz- und mittelfristige Strategie des Verbundes. Das Interview erscheint in der Mai-Ausgabe von f&w. Unsere Abonnenten können es bereits jetzt online lesen.

Autor

 Florian Albert

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