Bietigheim-Bissingen Hochmotivierte Musikschüler

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Mehr als einhundert Kinder aus dritten Klassen sitzen frohgelaunt und einträchtig auf der großen Bühne. An ihren leuchtend gelben, roten, grünen, blauen oder schwarzen unifarbenen Shirts kann man ablesen, wer aus welcher Schule kommt. Die zu einem Ensemble vereinigten Bläserklassen aus Bietigheim, Bissingen, Löchgau, Sachsenheim und Ingersheim gaben am Mittwochabend ein Konzert im Bietigheimer Kronenzentrum.

In ihren Händen halten die Mädchen und Jungen Querflöten, Klarinetten, Fagotte, Saxofone, Trompeten oder Hörner. Vor ihnen stehen Notenpulte mit den Stücken, die sie in den ersten Monaten in der Bläserklasse gelernt haben. In den ersten Reihen des Kronensaals sitzen ebenso viele Viertklässler mit Instrumenten und Noten in den Händen. Auch sie warten auf ihren großen Auftritt, der nach den Drittklässlern kommt. Und dann geht es los, mit dem „Majestic March“ von Paul Lavander. Was für eine Klangwucht aus über einhundert Schalltrichtern, was für ein Spaß.

Fünf Dirigenten, fünf Stücke

Dem Konzept folgend treten nacheinander fünf Dirigenten mit fünf Stücken in Aktion. Dies steht für die fünf Bläserklassen aus der Hillerschule Bietigheim (Peter Teufel), der Schillerschule Bissingen (Anja Reichert und Christine Kalmbach), der Jakob-Löffler-Schule Löchgau (Andrea Högler), der GMS am Sonnenfeld Sachsenheim (Leonie Klapitz) und der Schillerschule Ingersheim (Kang-Jung Sung und Sandra Kaltenbrunn). Die Idee, die fünf Bläserklassen, die mit der Musikschule im Schloss kooperieren, in einem gemeinsamen Konzert zu vereinigen, hatten Sandra Kaltenbrunn und Peter Teufel. Ein wunderbarer Gedanke, der Früchte trägt.

Die Kinder wirken hochmotiviert und sind mit Feuereifer dabei. Fast fühlt man sich wie in einem musikalischen Schlaraffenland. Der Motivationseffekt, der aus dem Konzert „Musik.Schule.Verein(t)“ erwächst, dürfte stark und nachhaltig sein. Es ist erstaunlich, was in den ersten sieben Monaten bei den Jungen und Mädchen bereits angekommen ist. Das Ergebnis kann sich sehen und durchaus auch hören lassen.

Obgleich die Kinder aus den fünf Schulen zuvor noch nie miteinander gespielt hatten, klappt alles reibungslos. Das kann nur gelingen, weil die Bläserklassen-Leiter sich kennen und dieselbe Literatur verwenden. Das Schönste des Konzertabends ist aber das Bild, das die fröhlichen und eifrigen Kinder auf der Bühne abgeben.

Deutlicher Leistungssprung

Nach einem klangvollen Zwischenspiel von Lehrkräften und älteren Schülern, einem „Tuba-/Euphonium-Ensemble“, also mit dem Instrument des Jahres 2024, der Tuba, sind die Kinder der fünf vierten Klasse dran. Bei deren Beiträgen, wiederum fünf Stücken mit fünf Dirigenten, bemerkt man den deutlichen Leistungssprung, den ein Jahr Unterricht bewirkt. Das afrikanische „Siyahamba“ von Luigi di Ghisallo oder der „Monster Rock“ von Tom Molter und drei weitere Stücke weisen einen größeren Tonumfang auf, sind rhythmisch und strukturell bereits deutlich anspruchsvoller als die Stücke im ersten Lernjahr. Das ist eine vielversprechende, zukunftsfähige musikalische Arbeit, die in den Bläserklassen geleistet wird.  

Erste Kooperation 2006

Im Jahr 2006 wurde mit einer Bläserklasse an der Hillerschule in Bietigheim die erste Kooperation mit der Musikschule im Schloss ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es insgesamt zehn Bläserklassen an fünf verschiedenen Orten, dazu kommen sechs Vereine (darunter das Stadtorchester Bietigheim, der Musikverein Bissingen, das Blasorchester Ingersheim, der Musikverein Kleiningersheim, der Musikverein Löchgau und der Musikverein Stadtkapelle Sachsenheim), in denen schon über 1200 Kinder ein Blasinstrument erlernt haben.