Fünf vergessene Frauen der Weltgeschichte: Sie veränderten die Welt, bleiben aber unerwähnt

Demütig, namenlos, austauschbar – Frauen sollten nicht auffallen und blieben deswegen oftmals unerwähnt

Demütig, namenlos, austauschbar – Frauen sollten nicht auffallen und blieben deswegen oftmals unerwähnt

Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Sunny Celeste
Von: laura Krimmer

Die Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben oder anders gesagt den Mächtigen. Lange Zeit blieben die Errungenschaften von Frauen deswegen in der Geschichtsschreibung unerwähnt.

Zum Weltfrauentag stellt BILD fünf Frauen vor, die den Lauf der Geschichte veränderten. Trotzdem kennt man sie nicht. Genau DAS ändern wir jetzt.

Maria Anna Mozart (1751 - 1829) komponierte für ihren Bruder

Maria Anna Mozart, genannt „Nannerl“, war die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart. Wie ihr Bruder galt sie als musikalisches Wunderkind. Die Geschwister tourten in den jungen Jahren gemeinsam durch Europa.

In dieser Zeit komponierten die Geschwister um die 30 Stücke, doch ALLE Stücke wurden ihm zugeschrieben, bis heute. Vieles davon war sicherlich ihre Arbeit.

Die Ungerechtigkeit ging weiter. Während der Bruder weiter seine Karriere verfolgte, blieb ihr dies versagt. Mit 18 Jahren, also im heiratsfähigen Alter, untersagte der Vater es ihr weiter aufzutreten. Stattdessen wurde sie mit einem 15 Jahre älteren, verwitweten Reichsfreiherrn mit fünf Kindern verheiratet. Sie half die Kinder großzuziehen, und das Paar bekam drei weitere Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes arbeitete sie als Musiklehrerin, um die Kinder zu versorgen.

Sie war eine außerordentlich begabte Musikerin, doch als Frau musste das Nannerl Ehefrau werden

Sie war eine außerordentlich begabte Musikerin, doch als Frau musste das Nannerl Ehefrau werden

Foto: picture alliance / imageBROKER

Émilie du Châtelet ( 1706 - 1749) entdeckte das Infrarotlicht

Die kleine Emilie wuchs am französischen Hof auf und interessierte sich früh für Mathematik. Die Eltern waren nicht begeistert, doch das Mädchen nutzte ihre Begabung, um Glücksspielstrategien zu entwickeln. Mit den Gewinnen kaufte sie sich Bücher, um ihren Wissensdurst zu stillen. Regeln umging sie mit viel Dreistigkeit ihr Leben lang.

Später im Leben, zwischen Ehe, Familie, einer jahrelangen Affäre mit Voltaire und einer großen Schwäche für das Glücksspiel, forschte sie weiter und schrieb ihre Erkenntnisse auf. Ihre Werke veröffentlichte sie anfangs anonym, um ihr Geschlecht geheimzuhalten.

1738 veröffentlichte sie eine bahnbrechende Studie zu Licht und Farben. Darin erklärte sie, dass die verschiedenfarbigen Lichter unterschiedliche Temperaturen haben, sowie eine Methode, um jene Temperaturunterschiede zu messen. Sie berechnete, dass es Licht geben müsse, welches für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Heute sprechen wir von ultraviolettem und infrarotem Licht. Gemäß der Geschichtsbücher des vergangenen Jahrhunderts wurde Infrarotlicht aber erst 70 Jahre später entdeckt. Überraschung: von einem Mann, dem Astronomen und Techniker Friedrich Wilhelm Herschel. Émilie du Châtelet galt in der Geschichtsschreibung lange Zeit nur als die Geliebte von Voltaire.

Ihre Spielsucht brachte ihr Schulden in Höhe von umgerechnet einer Millionen Euro ein

Ihre Spielsucht brachte ihr Schulden in Höhe von umgerechnet einer Millionen Euro ein

Foto: picture alliance / Heritage-Images

Zheng Yisao (1775 - 1844) war die mächtigste Piratin der Welt

Eigentlich sollte es zahlreiche Filme über diese Frau geben. Immerhin war sie vor nur 200 Jahren die mächtigste Piratin der Welt. Tut es aber nicht.

Als die 26-jährige Prostituierte 1801 einen Piraten ehelichte, beschloss das ehrgeizige Paar, die Piraten im Südchinesischen Meeres zu einer Allianz zu einigen. Unter ihrer Kontrolle versteht sich. Es gelang. Doch bald darauf starb der Ehemann überraschend. Statt zur trauernden Witwe wurde Zheng zur Chefin der Piratenarmee. Jedoch nur inoffiziell. Offiziell leitete ihr neuer Ehemann, der Adoptivsohn ihres verstorbenen Ehemanns, die Piratenarmee. Über diesen Mann gibt es im Übrigen einige Spielfilme.

Die Piratenkönigin stellte Gewalt gegen Frauen unter Todesstrafe, egal ob Ehefrau, Zivilistin oder Piratin

Die Piratenkönigin stellte Gewalt gegen Frauen unter Todesstrafe, egal ob Ehefrau, Zivilistin oder Piratin

Foto: Quelle: Wikipedia

Als scharfsinnige Strategin gelang es Zheng über Jahre, ihre Feinde in Schach zu halten sowie den Salzhandel der Gegend komplett zu übernehmen. Die chinesische, britische sowie portugiesischen Flotte versuchte sie vergeblich zu Fall zu bringen. Zum Höhepunkt ihrer Führung bestand ihre Flotte aus bis zu 1800 Schiffen und 80 000 Seeräubern.

Sie schien unbesiegbar, blickte jedoch voraus. Mit Mitte 30 handelte sie mit dem chinesischen Kaiser einen Deal aus. Sie und ihre Piraten legten die Waffen nieder, kamen aber straffrei und mit all ihrer Beute und ihren Schiffen davon. Nach der Amnestie lebte sie ein friedliches und wohlhabendes Leben als Unternehmerin auf dem Festland. Wenn das nicht Netflix-Material ist!

Lise Meitner (1878 - 1968) entdeckte die Kernspaltung

Otto Hahn gewann 1944 den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der Kernspaltung. Zu Unrecht, wie wir heute wissen, denn entdeckt hatte das Naturphänomen jemand anderes: seine jüdische Kollegin Lise Meitner, die bereits im Exil lebte.

Nach Jahren der unbezahlten Arbeit mit und für Otto Hahn erklärte sie ihm 1942 im Briefwechsel das Prinzip der Kernspaltung. Er veröffentlichte kurz darauf unter seinem Namen eine bahnbrechende Studie, die auf ihrer gemeinsamen Arbeit beruhte.

Der Verrat verletzte Meitner zutiefst. Ihre Befürchtung, dass nie jemand erfahren würde, welchen Anteil sie an der Studie hatte, bewahrheitete sich leider für lange. Erst im hohen Alter erhielt sie mehrere Preise für ihre Arbeit, allerdings nicht den Nobelpreis.

Ihre Entdeckung liefert die Basis für die Atombombe und Kernkraftwerke

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Foto: Bettmann/Getty Images

Mary Anning (1799 - 1847) revolutionierte die Paläontologie

Mary Anning lebte zeit ihres Lebens in ärmlichen Verhältnissen. Ihre Arbeit: Sie grub für reiche Dino-Fans die Skelette der Urtiere aus. Als Teenagerin fand sie im Jahr 1823 als erste das vollständige Skelett eines Plesiosaurus (Schwanenechse). Der Fund war so unfassbar, dass etliche Forscher dessen Echtheit bezweifelten. Im Jahr 1828 grub die junge Frau den ersten Flugsaurier Britanniens und 1829 einen zu den Holocephali gehörenden Knorpelfisch aus.

Ihre bemerkenswerten Entdeckungen revolutionieren die Paläontologie, doch der Ruhm wurde ihr nicht zuteil. Als Frau durfte sie keine Studien veröffentlichen, und die schreibenden Männer erwähnten sie nicht. Bei Treffen der „Geological Society of London“ diskutierte Mann über ihre Funde, aber als Frau durfte sie nicht an den Treffen teilnehmen.

Mary Anning starb 1847 mit 47 Jahren an Brustkrebs – immer noch in Armut. Ihre Bedeutung für die Paläontologie findet langsam Anerkennung. So wurde ein Flügel des Naturhistorischen Museums in London nach ihr benannt.

Noch mehr spannende Geschichten zu Frauen, die Großes taten, beschreibt die finnische Journalistin Maria Pettersson in ihrem Buch „Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen. Außergewöhnliche Frauen, die Regeln brachen.“

Insgesamt 49 spannende Rebellinnen der Weltgeschichte stellt die Autorin vor

Insgesamt 49 spannende Rebellinnen der Weltgeschichte stellt die Autorin vor

Foto: Verlagsgruppe Droemer Knaur
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