Münchner Generalstaatsanwalt an Hamas-Tatorten in Israel: Chef-Ankläger traf Polizist, der 300 Leichen sortierte

Generalstaatsanwalt Röttle machte dieses Foto im Kibbuz, wo 100 Menschen getötet wurden

Generalstaatsanwalt Röttle machte dieses Foto im Kibbuz, wo 100 Menschen getötet wurden

Foto: picture alliance / dpa, Reinhard Röttle
Von: KARL KEIM

München – Am 7. Oktober haben Hamas-Terroristen Israel überfallen, ermordeten rund 1200 Menschen, noch immer sind rund 100 Geiseln verschleppt. Es war das größte Massaker an Juden seit dem Holocaust. Schockierende Fotos und Videos dokumentierten das grausame Ausmaß des Terrorüberfalls.

Münchens Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle (59) machte sich als einziger deutscher Generalstaatsanwalt vor Ort selbst einen Eindruck an den Tatorten. Die israelische Generalkonsulin aus München, Talya Lador-Fresher (61), hatte das organisiert.

Generalkonsulin Lador-Fresher (2.v.l.) organisierte die Reise nach Israel. Neben ihr der akademische Leiter Elias S. Jungheim (l.), Röttle und Terrorismus-Chef-Staatsanwältin Gabriele Tilmann

Generalkonsulin Lador-Fresher (2.v.l.) organisierte die Reise nach Israel. Neben ihr der akademische Leiter Elias S. Jungheim (l.), Röttle und Terrorismus-Chef-Staatsanwältin Gabriele Tilmann

Foto: Reinhard Röttle

Röttle zu BILD: „Es war mir ein Bedürfnis, vor Ort zu sein. Wir alle kennen die Ereignisse vom 7. Oktober. Aber wenn Sie mit Geisel-Angehörigen sprechen, bekommt das eine ganze andere Dimension.“

Es wurden zwei Tatorte besichtigt: das Festivalgelände und ein Kibbuz. Röttle: „Die Hamas-Terroristen sind von Tür zu Tür auf Menschenjagd gegangen. Im Kibbuz leben überwiegend linke Siedler, die auf Aussöhnung mit Palästinensern bedacht sind. Es waren strategische Ziele: Die Mitte der Zivilgesellschaft treffen.“ Fast 100 Menschen wurden hier ermordet.

Neben den persönlichen Eindrücken geht es auch um fachliche Dinge. „Das sind terroristische Straftaten. Wie die Israelis das strafrechtlich verfolgen, ist hochwichtig“, erklärt Röttle. Ihm gehe es auch darum, ob es Bezüge nach Bayern und Deutschland gäbe.

„Auch wenn es bisher noch keine Spenden an die Hamas aus Bayern gab, haben wir das genau im Blick“, versichert Röttle. Meistens stamme das Geld aus Katar und von Immobilienfirmen in der Türkei.

Auf dem Festivalgelände wurden 364 Menschen ermordet

Auf dem Festivalgelände wurden 364 Menschen ermordet

Foto: Reinhard Röttle

Auf dem Gelände des Psytrance-Festivals „Supernova Sukkot Gathering“ wurden 364 Menschen getötet. Röttle: „Sie stehen auf diesem Gelände und versuchen sich schnell vorzustellen, was hier passiert ist und Sie scheitern sehr schnell daran. Es geht über die menschliche Kraft hinaus, sich solche Bilder vorzustellen.“

Zwei Begegnungen werden Röttle ewig in Erinnerung bleiben. „Ich habe einen Polizisten getroffen, der mehr als 300 Leichen sortiert und identifiziert hat. Darunter waren Hamas-Terroristen, israelische Soldaten und Zivilisten. Teilweise waren sie nicht identifizierbar, teilweise hatten die Terroristen Sprengsätze an ihren Körpern.“

In diesen Schutzraum warfen die Terroristen mehrere Granaten

In diesen Schutzraum warfen die Terroristen mehrere Granaten

Foto: Reinhard Röttle

An einem Schutzraum an einer Bushaltestelle traf der Generalstaatsanwalt die Mutter einer Geisel. Röttle: „Sie erzählte uns, dass die Hamas-Terroristen sieben Handgranaten in das Wartehäuschen hineingeworfen hätten. Sechs habe ihr Sohn zurückwerfen können, die siebte sei in seiner Hand explodiert. Danach sei er verschleppt worden.“

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