Ein geheimer Brief enthüllt: Hitler sollte Frank Elstners Auge retten
So reagiert der Showmaster auf das bisher unbekannte Dokument
Am Mittwoch feierte Frank Elstner seinen 81. Geburtstag mit Freunden und Familie in einem Restaurant in Baden-Baden.
Die Showmasterlegende wurde 1942 im österreichischen Linz geboren, das damals zu Nazi-Deutschland gehörte. Elstners Vater Erich (1910–1972), ein Schauspieler und Operettensänger, hatte ein Gastspiel in der damals sogenannten „Führerstadt“.
Im Bundesarchiv in Berlin fand BILD am SONNTAG jetzt einen Brief, den Elstners Vater neun Tage nach der Geburt seines Sohnes an Hitler schrieb. Das zeithistorische Dokument ist als Mikroverfilmung erhalten.
Erich Elstner tippte auf einer Schreibmaschine: „Mein Führer, trotz großer Bemühungen war es mir, vor allen Dingen meiner Frau nicht vergönnt, an Ihrem Geburtstage, unseren frischgebackenen Stammhalter das Licht der Welt erblicken zu lassen. Er kam leider 7 Stunden zu früh und zwar am 19. April 1942 um ½ 5 Uhr nachmittag.“
Frank Elstner kam mit einer Fehlbildung seines rechten Auges auf die Welt. Durch die sogenannte Mikrophthalmie war der Augapfel zu klein. Sein Vater schrieb an Hitler: „Es ist ein gesunder, strammer Junge, doch der Allmächtige hat ihm ein großes und ein kleines Auge geschenkt. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Das linke Auge ist ganz normal und das rechte ist viel kleiner.“
Seit seinem 20. Lebensjahr hat der TV-Star ein Glasauge, geht offen damit um. Sein Vater hoffte 1942, das Augenlicht seines Sohnes durch eine teure Operation retten zu können. Hilfe erhoffte sich Erich Elstner ausgerechnet von Hitler.
„Unser ganzes Bemühen geht dahin, dem Kind das zurückgebliebene Auge durch einen namhaften Spezialisten behandeln zu lassen, um zu versuchen, das auszugleichen, was ihm das Schicksal zu verwehren scheint. Vor allem soll auch er einmal Soldat werden können, und nicht zurückstehen müssen, wie es leider bei mir der Fall ist und auch nur, wegen schlechter und zu später ärztlicher Behandlung“, heißt es in dem Brief.
Weiter schrieb Erich Elstner an anderer Stelle: „Wenn Sie, mein Führer, mir dazu den Weg ebnen könnten, wären wir Ihnen unendlich dankbar.“
BILD am SONNTAG übermittelte den einseitigen Brief und weitere historische Unterlagen aus dem Bundesarchiv zu seinen Eltern an Frank Elstner.
„Den Brief meines Vaters an Hitler kannte ich nicht“, so der Moderator zu BILD am SONNTAG. Doch er erinnert sich: „Als ich etwa 13 Jahre alt war, schnappte ich ein Streitgespräch meiner Eltern auf. Mein Vater sagte, wie sehr er sich immer Sorgen um mich gemacht habe und dass er nach meiner Geburt sogar wegen meiner Augenoperation an Hitler geschrieben habe.“
Nachgefragt als Kind hat Frank Elstner damals nicht. Seine Eltern starben früh. Mutter Hilde Engel-Elstner, die Schauspielerin und Tänzerin war, starb mit nur 56 Jahren. Erich Elstner wurde 61 Jahre alt.
Frank Elstner: „Ich bin überrascht, dass es im Bundesarchiv Unterlagen über meine Eltern gibt. Sie enthalten unter anderem Informationen über die schauspielerischen Stationen meiner Mutter, die neu für mich sind.“
Glühende Nazis waren die Eltern trotz des Schreibens an Hitler offenbar nicht. Frank Elstner: „Ich bin froh, dass die Dokumente bestätigen, dass meine Eltern keine Mitglieder der NSDAP oder einer anderen schlimmen Organisation der Nazis waren.“
Nach dem Krieg durchlief Erich Elstner ein Entnazifizierungsverfahren. Am 16. August 1948 legte ihm ein Vernehmer des US-Militärs laut einer handschriftlichen Notiz den Hitler-Brief vor. „E. entschuldigt sich mit seiner damaligen Notlage“, hielt der amerikanische Offizier fest.
Frank Elstner zu BILD am SONNTAG: „Den unterwürfigen Ton meines Vaters in dem Brief an Hitler erkläre ich mir damit, dass er kurz nach meiner Geburt schwer geschockt von meinem Augenleiden war und unbedingt finanzielle Unterstützung für eine Operation auftreiben wollte. Da schreibt man dann nicht in einem Brief, Hitler, Sie Arschloch.“
Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.
Erich Elstner schickte den Brief laut Unterlagen aus dem Bundesarchiv an den „Reichskulturwart“ und schrieb: „Ich lege diesem Brief das Schreiben an den Führer bei und würde Sie, sehr geehrter Herr Reichskulturwart, bitten, falls Sie diesen Weg für richtig halten, mein Schreiben an den Führer weiterleiten zu wollen.“
Offenbar gelangte der Brief aber nicht bis auf Hitlers Schreibtisch.„Rücksprache heute erledigt. Das anliegende Gesuch soll nicht an die Kanzlei des Führers abgehen“, heißt es in einem überlieferten Aktenvermerk. Stattdessen sollten für Frank Elstners Augenoperation 300 Reichsmark aus dem „Künstlerdank“, einer Art Hilfswerk der Nazis, zur Verfügung gestellt werden.
Doch das Propagandaministerium lehnte ab: „Besondere Verdienste sind über E. in politischer Hinsicht hier nicht bekannt, aufgrund deren der Genannte einer Unterstützung aus der Spende Künstlerdank in besonderem Maße würdig wäre.“
Erich Elstner wurde wenige Wochen nachdem er den Brief verfasst hatte, trotz gesundheitlicher Einschränkunge zur Wehrmacht eingezogen.
Frank Elstner: „Mein Vater kehrte im Winter 1946/47 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Plötzlich klingelte ein ausgemergelter Mann mit einem fürchterlichen Wasserkopf bei uns an der Tür. Ich hatte meinen Vater zwei Jahre nicht mehr gesehen und erkannte ihn nicht wieder.“