Alles für die Umgehungsstraße: Künstlich herbeigeführter Stau legte Verkehr kurzzeitig lahm
Lohrsdorfer machten ihrem Ärger Luft - die Autofahrer murrten-
Lohrsdorf. Böse Blicke, geballte Fäuste und mitunter drohende Beschimpfungen - das alles ernteten kürzlich die Anlieger der viel befahrenen Lohrsdorfer Ortsdurchfahrt. Andere Verkehrsteilnehmer zeigten sich solidarisch mit den lärm-, abgas- und staubgeplagten Anwohnern der Bundesstraße: Sie hoben den Daumen.
Der Grund für das alles: Mit auf der Straße geparkten Autos und zahlreichen Rotphasen verursachten sie während des Berufsverkehrs einen künstlich herbeigeführten Mega-Stau, der sich bis Bad Bodendorf und Bad Neuenahr hinzog.
Und das alles, weil die Lohrsdorfer die Nase voll haben vom täglich durchfließenden Verkehr.
Im kleinen östlichen Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler geht man auf die Barrikaden. Der künstliche Stau ist nur eine weitere Form des umfangreichen Bürgerprotests.
Zum Hintergrund: Der Verkehrslärm von mehr als 24 000 Fahrzeugen pro Tag, von denen besonders die LKWs den Eindruck hinterlassen, als würden sie direkt durch Wohn- und Schlafzimmer brettern, hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Eine Anwohnerin sagte einmal: „“Bei mir gehen die Türen im Haus wie von Geisterhand selber auf, die Vitrinen im Wohnzimmer vibrieren, das Geschirr im Schrank klappert.“
Und Pläne in Sachen Bau einer Umgehungsstraße gibt es schon lange - genauer gesagt seit 60 Jahren. Bisher wurde der Bau aber trotz vieler Aktionen immer wieder auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Landesregierung hat ihn in ihrer Prioritätenliste zum Bundesverkehrswegeplan 2015 lediglich als „weiteren Bedarf“ eingestuft. Die lang ersehnte Ortsumgehung wurde erst kürzlich aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen. Das mit Hinweis darauf, dass beim Bau der Trasse Fauna und Flora tangiert würden.
Wie gestaltet sich eigentlich die Verkehrsführung rund um Lohrsdorf?
Während die Bundesstraße in Ost-West-Richtung zwischen Remagen/Sinzig bis hin zur Bad Neuenahrer Stadtgrenze gut ausgebaut ist, muss sich der Verkehr aber durch das Nadelöhr Lohrsdorf, um von dort aus auf die vierspurige Bundesstraße zu kommen, die weiter in Richtung Ahrtal führt, quälen. Die B266 gehört zu den meist befahrenen Straßen der Region. Im umgekehrten Fall wird der PKW- und LKW-Verkehr in West-Ost-Richtung Richtung von der zweispurigen Bundesstraße ins Dorf geführt, um von dort aus weiter in Richtung Bad Bodendorf gelenkt zu werden.
Über viele Jahre hatten die Lohrsdorfer Hoffnung: Die im Bundesverkehrswegeplan aufgeführte Ortsumgehung mit Ahrquerung wird kommen und Entlastung bringen. Aber das Hoffen blieb bis heute ohne Erfolg.
Die rot-grüne Landesregierung in Mainz befand, dass der Dunkle Wiesenkopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) - ein Schmetterling - im Bereich der geplanten Ahrquerung angesiedelt ist und zu schützen sei.
Das Vorhaben wurde gestrichen, die Bürger sauer. „Wir sind es wert, dass auch auf uns Rücksicht genommen wird, und nicht auf den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, einen kleinen Schmetterling, den hier noch niemand gesehen hat und der, so er bei uns heimisch wäre, sicher nichts gegen eine Ahrquerung einzuwenden hätte“, äußerten sich Lohrsdorfer Bürger, als sie vor einigen Wochen schwarze Totenkopf-Flaggen entlang der Straße postierten (Blick aktuell berichtete). Und Ortsvorsteher Hans-Jürgen Juchem merkte an: „Dem Land ist ein Schmetterling anscheinend wichtiger als die hier lebenden Menschen.“
Der Ärger war am Donnerstag beiden Parteien ins Gesicht geschrieben: Denn auch so manch ein Autofahrer hatte Schaum vorm Mund, als die Ampel im Ort immer rot war und die Lohrsdorfer genüsslich die Straßenseite wechselten. Die Disparität der Meinungen war sehr groß: „Das geht doch nicht.
Mitten im Berufsverkehr. Das ist unverschämt“, so ein Autofahrer aus Bonn. Andere lobten die Aktion: „Das, was hier mit den Lohrsdorfern gemacht wird, ist nicht mehr okay. Ich finde die Aktionen gut“, äußerte sich eine andere Autofahrerin.
Und ein Familienvater sagte vor der roten Ampel wartend: „Ich würde selbst protestieren, wenn ich in einer solchen Situation wäre.
Da muss was passieren. Ich denke, an der Umgehungsstraße kommt auch die Landesregierung nicht mehr vorbei.“
Ob der Lohrsdorfer Protest Erfolg haben wird, wird die Zukunft zeigen. Mangelnden Aktionismus kann man ihnen - egal was passiert - jedenfalls nicht vorwerfen.
Ganz richtig so!!!
Wird eine Umgehung gebaut, ist wieder ein Stückchen mehr Natur in unserer schon arg zubetonierten Umgebung auf ewig verloren. Ohne Umgeheung jedoch ist der Zustand für die Anwohner auch nicht tragbar - eine schöne Sackgasse.
Ich hab mich zuerst auch geärgert, aber schließlich schmunzelte ich. Die Lohrdorfer fühlen sich zu Recht verarscht. Die sollten die Straße jeden Tag zuparken! Anders wird ja kein Politiker aufmerksam auf diesen Zustand...