Erntebericht 2021

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat am 25. August in Berlin den Erntebericht 2021 vorgelegt. Damit wurde das erste vorläufige Ergebnis der diesjährigen Raps- und Getreideernte bekannt gegeben.

Unbeständiges Wetter sorgt für teilweise enttäuschende Ernteergebnisse

Die Vorernteerwartungen und die tatsächliche Situation 2021 lassen sich kurz und knapp mit zwei alten Bauernregeln umschreiben. Bis in den Frühsommer war die Erwartungshaltung auf den Märkten sehr optimistisch, und vielfach wurde der Spruch zitiert: "Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass." Bewahrheiten sollte sich dann aber die Erfahrungsweisheit: "Juliregen nimmt den Erntesegen." Denn die Erntearbeiten mussten in den vergangenen Wochen immer wieder wegen Schauern und Gewittern unterbrochen werden, auch weil teilweise die Felder wegen der Nässe gar nicht mit Erntemaschinen befahrbar waren.

Getreide

Basierend auf den vorliegenden Ertragsdaten wird in diesem Jahr für Deutschland insgesamt eine Erntemenge an Getreide von rund 42,1 Mio. Tonnen erwar­tet. Das sind 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr und 4,8 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020. In diesem Wert ist bereits eine Vorschätzung für den Körnermais enthalten, dessen physische Ernte jedoch noch aussteht. Für ein gutes Ergebnis beim Körnermais wird in den Wochen bis zur Ernte Wärme und Sonnenschein benötigt, damit die Körner ausreifen können.

Winterweizen

Die Erntemenge beim Winterweizen – unserer wichtigsten Getreideart – liegt mit voraussichtlich knapp 21 Mio. Tonnen 3,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Und das obwohl die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent zugenommen hat. Der durchschnittliche Hektarertrag ist im Jahresvergleich jedoch um 7,6 Prozent gesunken.

Das Ergebnis beim Winterweizen zieht das Gesamtergebnis der Getreideernte nach unten, da Winterweizen fast die Hälfte der Getreideanbaufläche ausmacht. Bei allen anderen Getreidekulturen liegen die Hektarerträge dagegen über dem Niveau des mehrjährigen Durchschnitts.

Hafer

Besonders stark zugelegt hat in diesem Jahr der Anbau von Hafer. Die Anbaufläche wurde gegenüber dem Vorjahr um 12,7 Prozent und gegenüber dem sechsjährigen Durchschnitt um 33,9 Prozent ausgeweitet. Falls sich die bisher festgestellten Flächenerträge bestätigen, könnte die diesjährige Haferernte mehr als 800.000 Tonnen und damit ein Niveau erreichen, das zuletzt 2009 realisiert wurde. Ein Grund hierfür ist die wachsende Nachfrage aus der Ernährungsindustrie, weil mehr heimische Rohstoffe gebraucht werden, um die Verbrauchernachfrage nach vegetarischen und veganen Lebensmitteln wie beispielsweise Haferdrinks zu bedienen. Der Flächenzuwachs ist aber auch ein Zeichen, dass immer mehr Landwirte auf vielfältigere Fruchtfolgen setzen.

Winterraps

Ähnlich ernüchternd wie beim Winterweizen fällt auch das Ernteergebnis beim Winterraps aus. Auch hier waren die Erwartungen zunächst von Optimismus geprägt, als bekannt wurde, dass die Rapsanbaufläche wieder die Marke von einer Mio. Hektar erreichen und somit den Vorjahreswert um 4,8 Prozent übersteigen würde. Der Abwärtstrend der vorangegangenen Jahre war damit gestoppt. Bei den Flächenerträgen hatte man sich ebenfalls eine Verbesserung erhofft. Mit im Bundesdurchschnitt 35,3 Dezitonnen je Hektar liegt das bisherige Er­gebnis jedoch um 4,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Daraus errechnet sich eine Gesamt­erntemenge von etwas mehr als 3,5 Millionen Tonnen, was einen geringfügigen Zuwachs um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 beträgt der Rückstand jedoch 11,3 Prozent.

Obst und Gemüse

Auch bei Obst und Gemüse zeichnen sich eher unterdurchschnittliche Ernteergebnisse in­folge der ungünstigen Witterungsbedingungen ab. Im Obstbau gab es vor allem in Süd­deutschland Schäden durch die Aprilfröste. Lange Phasen mit niedrigen Temperaturen, wenig Sonnenschein und dann noch zu viel Niederschlag während der Erntezeit begrenzen die Erntemengen und beeinträchtigen die Erntequalität. Auch beim Gemüse gab es wegen der niedrigen Temperaturen Wachstumsverzögerungen und regional aufgrund zu nasser oder überschwemmter Böden Probleme, Gemüse termingerecht zu ernten und die Flächen anschließend zügig neu zu bepflanzen.

Hackfrüchte und Mais

Ackerkulturen, die erst in ein paar Wochen zur Ernte anstehen, wie Zuckerrüben und Mais hatten durch die niedrigen Frühjahrstemperaturen zunächst einen schwierigeren Start. Der anfängliche Wachstumsrückstand konnte aber aufgeholt werden, und durch die reichlichen Niederschläge haben die Bestände einen starken Massenzuwachs erlebt. Ähnliches gilt für Kartoffeln, bei denen aber wegen der Nässe in diesem Jahr verstärkt Krautfäule auftritt. Die Zuckerrüben benötigen in nächster Zeit noch ordentlich Sonne, damit der bisher niedrige Zuckergehalt zunimmt.

Wein

Mehr Sonne und Wärme benötigen auch die Weinreben bis zur bevorstehenden Lese, die witterungsbedingt in diesem Jahr später beginnen wird als in den Vorjahren. Hier stehen vor allem die Winzerinnen und Winzer im Ahrtal, das von der verheerenden Flutwelle Mitte Juli verwüstet wurde, vor großen logistischen Herausforderungen im Hinblick auf die Verarbeitung der Trauben.

Futterbau

Die Grundfutterversorgung der meisten Futterbaubetriebe hat sich in diesem Jahr deutlich verbessert. Der Biomassezuwachs auf den Futterflächen profitierte von den meist reichlichen Niederschlägen. Allerdings verzögerte sich der Grasschnitt durch die niedrigen April- und Maitemperaturen, und regional gab es wegen der wechselhaften Witterung auch Probleme, genügend trockene Zeitfenster für die Futterernte zu finden.

Anders ist die Situation in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten; hier wurden teilweise Futtervorräte ver­nichtet und Futterflächen für die weitere Nutzung unbrauchbar. Um diesen Betriebe zu hel­fen, können die Länder erneut die Nutzung von sogenannten ökologischen Vorrangflächen zu Futterzwecken zulassen.

Anstieg der Erzeugerpreise

Als Folge der schlechter als erwarteten Ernteergebnisse sind die Erzeugerpreise bei Getreide und Raps in den letzten Wochen kräftig angestiegen. Dies ist für Ackerbaubetriebe eine er­freuliche Entwicklung, stellt jedoch für die viehhaltenden Betriebe eine Belastung dar, weil höhere Getreidepreise auch höhere Futtermittelkosten bedeuten.

Große regionale Unterschiede

Im Jahr 2021 sind erneut große regionale Unterschiede bei den Ernteergebnissen zu verzeichnen. Trotz des gefühlten Dauerregens in diesem Sommer gibt es auch in diesem Jahr wieder Regionen, in denen Trockenschäden auftraten, beispielsweise in Brandenburg.

In ande­ren Landesteilen haben Unwetter mit Hagelschlag, Starkregen und Überflutungen für Ernte­schäden gesorgt. Die Bandbreite dabei ist groß; sie reicht vom Totalverlust bis zu qualitativen Beeinträchtigungen des Ernteguts.

Datengrundlage des Ernteberichts

Grundlage des Ernteberichts sind die festgestellten Erträge der bisher ausgewerteten Probeflächen aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE), die Teil der deutschen Agrarstatistik ist. Für diese Ertragsfeststellung werden jedes Jahr bis zu 10.000 repräsentativ ausgewählte Felder aus allen Teilen des Bundesgebiets herangezogen. Der Erntebericht enthält zudem eine Einschätzung zu den Ernteaussichten bei anderen für die deutsche Landwirtschaft wichtigen pflanzlichen Produkten.

In diesem Jahr liegen wegen der Ernteverzögerungen deutlich weniger Druschergebnisse aus der BEE für die Feststellung des ersten vorläufigen Ernte­ergebnisses vor als in den letzten trockenen Jahren. Die aktuellen Zahlen sind daher, was die voraussichtliche Übereinstimmung mit dem endgültigen Ernteergebnis angeht, weniger be­lastbar als in den Vorjahren. Tendenziell muss man davon ausgehen, dass die Erträge von den später geernteten Flächen schlechter ausfallen werden als die bisher bekannten Werte. Besonders weit zurück liegen die Erntearbeiten in manchen Regionen noch beim Sommergetreide, insbesondere beim Sommerweizen und beim Hafer. Manche Felder werden wahrscheinlich gar nicht mehr abgeerntet, sondern der Aufwuchs muss untergepflügt werden.

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