Versicherungen in Frankreich

Neue Unstimmigkeiten zwischen Scor und Covéa

Zwischen Rückversicherer Scor und dem größten Aktionär Covéa gibt es nach nur zwei Jahren des Stillhaltens neue Unstimmigkeiten über die Bewertung amerikanischer Aktivitäten. Beide haben Schiedsverfahren eingeleitet.

Neue Unstimmigkeiten zwischen Scor und Covéa

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Unstimmigkeiten zwischen Scor und dem Großaktionär

Schiedsverfahren eingeleitet – Führungsturbulenzen bei Covéa

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Von Gesche Wüpper, Paris

Der Frieden zwischen Scor und ihrem größten Aktionär Covéa hat nicht lange gewährt. Zwei Jahre nachdem die beiden französischen Versicherungsgruppen Frieden miteinander geschlossen haben, gibt es neue Unstimmigkeiten über die Bewertung der amerikanischen Lebens-Rückversicherungsaktivitäten von Scor.

Ruhe währt nicht lange

Der Verkauf eines Teils der amerikanischen Lebens-Rückversicherungsaktivitäten von Scor für 1 Mrd. Dollar an Covéa war Bestandteil des "Waffenstillstandsabkommens", das beide Mitte 2021 für sieben Jahren geschlossen hatten. Der Rückversicherer und die genossenschaftliche Gruppe, zu der die Versicherungen GMF, MAAF und MMA gehören, hatten sich zuvor drei Jahre lang bekämpft.

Zahlungen eingestellt

Covéa ist der Ansicht, dass die in den USA gesunkene Lebenserwartung in der Bewertung der von Scor übernommenen Lebens-Rückversicherungsaktivitäten nicht berücksichtigt wurde. Der Versicherer hat deshalb offenbar aufgehört, seinen Anteil an den Schadenquoten an Scor zu zahlen. Scor hat daraufhin am 10. November 2022 ein Schiedsverfahren gegen Covéa eingeleitet, wie aus dem im April veröffentlichen universellen Registrierungsdokument hervorgeht. Covéa hat wegen der Bewertungsfrage ebenfalls ein Schiedsverfahren eingeleitet. Weder Scor noch Covéa wollen sich zu den Schiedsverfahren äußern.

Die Versicherung, die mit 8,8% des Kapitals der größte Aktionär von Scor ist, sorgt gerade auch wegen neuer Turbulenzen in der Führungsebene für Schlagzeilen. Dagegen versucht der Rückversicherer jetzt, zur Ruhe zu kommen, nachdem Thierry Léger im Mai das Ruder übernommen hat.

Abtritt nach einem Dreivierteljahr

Bei Covéa hat der stellvertretende Generaldirektor und Generalsekretär Sylvestre Frézal nach nur neun Monaten im Amt gerade überraschend den Hut genommen. Bisher ist noch kein Nachfolger für ihn ernannt worden. Frézal selbst war nach dem unerwarteten Rücktritt von Paul Esmein 2022 zum stellvertretenden Generaldirektor und Generalsekretär ernannt worden. Esmein hatte das Amt zwei Jahre lang inne. Er war intern als potenzieller Nachfolger von Covéa-Chef Thierry Derez gehandelt worden.

Covéa hat vergangenes Jahr auf Druck der französischen Aufsichtsbehörden im Rahmen der Übernahme von Partner Re beschlossen, die Ämter des Verwaltungsratsvorsitzes von der operativen Geschäftsführung zu trennen. Derez, der bis dahin beide Posten in Personalunion innehatte, ist seitdem Generaldirektor, Michel Gougnard Verwaltungsratschef.

Die für Banken und Versicherungen zuständige Aufsicht ACPR hatte zuvor kritisiert, dass bei der genossenschaftlichen Versicherungsgruppe zu viel Macht in den Händen einer Person liege.

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