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Arbeitsmarktsituation und politische Stabilität. Reaktionsformen abhängig Beschäftigter auf die Arbeitsmarktentwicklung 1975— 1985 | APuZ 17/1986 | bpb.de

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APuZ 17/1986 Arbeitsmarktsituation und politische Stabilität. Reaktionsformen abhängig Beschäftigter auf die Arbeitsmarktentwicklung 1975— 1985 Konflikt und Solidarität im Zeichen hoher Arbeitslosigkeit Wahlen, Parteienpolitik und Arbeitslosigkeit

Arbeitsmarktsituation und politische Stabilität. Reaktionsformen abhängig Beschäftigter auf die Arbeitsmarktentwicklung 1975— 1985

Hubert Krieger

/ 24 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt offenbar auch weiterhin das wichtigste innenpolitische Thema. Es liegt daher nahe, nach den politischen Reaktionen der von Arbeitslosigkeit Betroffenen oder vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten zu fragen. Die politischen Einstellungen dieser Arbeitnehmergruppe werden auf der Grundlage empirischen Materials unter folgenden vier Fragestellungen analysiert: 1. Welche politischen Reaktionen zeigen sich bei dieser Gruppe von Krisenverlierern? 2. Wenden sich die von einem Arbeitsplatzverlust Bedrohten von den etablierten Parteien ab und wählen aus Protest eine rechte oder linke Randpartei? 3. Zeigen sie den Regierungsparteien die „rote Karte“ und präferieren stärker die etablierten Oppositionsparteien? 4. Lassen sich längerfristig ähnliche Reaktionsmuster von Arbeitnehmern nachweisen, deren Arbeitsplatz bedroht ist, beispielsweise mit ihren Reaktionen in der Krise 1975/76? Auffallend ist, daß angesichts von Arbeitslosigkeit sich die Stammwählerbeziehungen lockern, sich traditionelle Bindungen an eine bestimmte Partei lösen, falls diese als Regierungspartei für die herrschende Arbeitsmarktsituation verantwortlich gemacht wird. Dieses Verhalten läßt sich bis 1975 zurückverfolgen. Der Anti-Regierungseffekt als ein Reaktionsmusterder von Arbeitsplatzverlust bedrohten Wählerschichten ist somit sehr viel deutlicher als die Aufrechterhaltung der traditionellen Klientel-Beziehungen.

I. Problemstellung

Tabelle

Die Beschäftigungssituation bleibt weiterhin das innenpolitische Thema Nr. 1 in der Bundesrepublik. Die Verfestigung der Arbeitslosigkeit über der Zwei-Millionen-Grenze und die düsteren Arbeitsmarktperspektiven für die zweite Hälfte der achtziger Jahre wirken sich auf das politische Meinungsklima aus. So wurde der Ausgang der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 1985, wo die CDU eine schwere Wahlniederlage hinnehmen mußte, unter anderem durch die Enttäuschung der Wähler über einen Aufschwung ohne sichtbare Wirkung auf den Arbeitsmarkt mitbestimmt.

Das Wahlverhalten der Arbeitsplatz-Bedrohten 1980 — 1985

Quelle: infas-Repräsentativerhebungen im Bundesgebiet (ohne West-Berlin), 1980 bis 1985, halb jährlich ca. 13. 000 Fälle, Random-Auswahl

Wie aber reagieren die individuell Betroffenen auf diese Situation? Neben den Arbeitslosen, die am stärksten von den Auswirkungen der Beschäftigungskrise betroffen sind, beeinträchtigt die Wirtschaftskrise auch die Situation bestimmter Teile der (noch) beschäftigten Arbeitnehmer. Empirische Untersuchungen zeigen, daß es größere Gruppen von abhängig Beschäftigten gibt, die hochgradig um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes besorgt sind. Im ersten Halbjahr 1985 gaben 13 Prozent der Arbeitnehmer an, ihr Arbeitsplatz würde in Zukunft unsicherer; 35 Prozent gingen von einer gleichbleibenden Gefährdung des eigenen Arbeitsplatzes aus. Die Hälfte der abhängig Beschäftigten sah eine geringe bzw. geringer werdende Arbeitsplatzbedrohung in den nächsten Monaten. Im Fokus dieser Untersuchung stehen daher diejenigen Arbeitnehmer, die Angst vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes haben.

Die politischen Einstellungen dieser Arbeitnehmergruppe, den von einem Arbeitsplatzverlust Bedrohten, sollen unter folgenden Fragestellungen analysiert werden:

1. Welche politischen Reaktionen zeigen sich bei dieser Gruppe von KrisenVerlierern?

2. Wenden sich die von einem Arbeitsplatzverlust Bedrohten von den etablierten Parteien ab und wählen aus Protest eine rechte oder linke Rand-partei, wie z. B. die Grünen?

3. Zeigen sie den Regierungsparteien „die rote Karte“ und präferieren stärker die etablierten Oppositionsparteien? 4. Inwieweit lassen sich längerfristig identische oder ähnliche Reaktionsmuster von Arbeitnehmern nachweisen, deren Arbeitsplatz bedroht ist? Sind die politischen Reaktionen der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten in der Krise 1981— 84 mit den Reaktionen in der Krise 1975/76 vergleichbar, oder gibt es wichtige, situativ bestimmte Unterschiede? Zur Untersuchung dieser Problemstellung stehen uns Befragungsdaten aus bundesweit repräsentativen infas-Studien zwischen 1975 und 1985 zur Verfügung. Hierbei wurden halbjährlich ca. 13 000 Wahlberechtigte befragt.

II. Politische Einstellungen von Arbeitnehmern, deren Arbeitsplatz bedroht ist

Tabelle 2

Quelle: infas-Repräsentativerhebungen im Bundesgebiet (ohne West-Berlin), 1980— 1985, halbjährlich ca. 13 000 Fälle, Random-Auswahl

Eine wichtige Gruppe von Krisenverlierern sind die Arbeitnehmer, die ihren eigenen Arbeitsplatz zukünftig als gefährdet ansehen. Im ersten Halbjahr 1985 präferierten knapp zwei Drittel (63%) der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten die SPD. Gegenüber der Situation im zweiten Halbjahr 1981 hat sich somit der Anteil der Sozialdemokraten an dieser Gruppe mehr als verdoppelt.

Eine ähnlich starke Bewegung in entgegengesetzter Richtung verzeichnet die Union: Im ersten Halbjahr 1985 bevorzugte nur jeder fünfte (19%) Arbeitnehmer dessen Arbeitsplatz bedroht war, die CDU/CSU. Im zweiten Halbjahr 1984 waren es sogar nur 17 Prozent. Gegenüber der Ausgangssituation 1981 hatte sich somit der Anteil der CDU/CSU an dieser Wählergruppe mehr als hal3 biert. Damals kanalisierte die Union die Hoffnungen dieser Arbeitnehmer auf sich und erreichte 43 Prozent der Stimmen; sie lag bei dieser Gruppe von Krisenverlierern eindeutig vor der seinerzeit regierenden SPD.

Die Grünen erreichen im ersten Halbjahr 985 8 Prozent der Stimmen in dieser Wählerschicht. Gegenüber dem zweiten Halbjahr 1984 ist dies ein Rückgang um 7 Prozentpunkte. Hiermit wurde der seit 1982 beobachtete Wachstumstrend für die Grünen bei den Arbeitnehmern, die um ihren Arbeitsplatz fürchten, gestoppt. Damals betrug ihr Anteil 6 Prozent. Dieser erhöhte sich im zweiten Halbjahr 1983 auf 10 und im zweiten Halbjahr 1984 auf 15 Prozent.

Die FDP spielt bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten seit der Wende in Bonn keine Rolle mehr und erreichte im ersten Halbjahr 1985 1 Prozent der Stimmen. Der Abfall der Liberalen in dieser Gruppe ist beachtlich, wenn man die Verankerung der Liberalen in diesem Wählersegment bei der Bundestagswahl 1980 berücksichtigt. Damals erreichten die Liberalen noch 7 Prozent der Stimmen bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten.

Eine weitere wichtige Bewegung der Wähleranteile in dieser Gruppe ist zu Beginn der achtziger Jahre zu beobachten. Kurz vor und bei der Bundestagswahl 1980 lag die SPD als Regierungspartei eindeutig vor der Union. Im ersten Halbjahr 1980 präferierten 45 Prozent der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten die Sozialdemokraten; die CDU/CSU erreichte zum damaligen Zeitpunkt 34 Prozent. Mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit über die Millionengrenze im Winter 1980/81 näherten sich die Werte der beiden großen Parteien im ersten Halbjahr 1981 an. Die SPD erreichte damals 38 und die CDU/CSU 37 Prozent der Stimmen bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten. Die politische Wirkung von empfundener Arbeitsplatzbedrohung wird besonders deutlich, wenn eine Umrechnung der Parteipräferenzen von vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten auf die absolute Stimmenzahl erfolgt. Geht man für 1985 von ca. 21 Millionen abhängig Beschäftigten aus und subtrahiert hiervon die nicht Wahlberechtigten (Ausländer, Arbeitnehmer unter 18 Jahren), so verbleiben ca. 19 Millionen wahlberechtigte abhängig Beschäftigte.

Im ersten Halbjahr 1985 sind von diesen abhängig Beschäftigten 13 Prozent derjenigen Gruppe zuzuordnen, die ihren Arbeitsplatz in Zukunft als stärker gefährdet ansehen. Dies entspricht ca. 5 Millionen Wählern 1). Der Anteil der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten am Gesamtelektorat beträgt somit 5, 6 Prozent (Basiswert: 44 Millionen).

Bei einer Umrechnung der Wähleranteile in absolute Stimmen bzw. Prozentanteile ergibt sich somit für das erste Halbjahr 1985 folgende Verteilung auf die vier im Bundestag vertretenen Parteien 2): Absolut Prozent CDU/CSU: 0, 48 Millionen Stimmen 1, 1 SPD: 1, 58 Millionen Stimmen 6 FDP: 0, 02 Millionen Stimmen 0, 0 Grüne: 0, 20 Millionen Stimmen 0, 4 Nichtwähler: 0, 22 Millionen Stimmen 0, 5

Welchen Anteil haben die Krisenverlierer am Gesamtelektorat der jeweiligen Partei? Legt man die Wähleranteile von Juni 1985 zugrunde 3), so kommt die Union auf einen Anteil von Arbeitnehmern, deren Arbeitsplatz gefährdet ist, an ihrer Gesamtwählerschaft von 2, 6 Prozent. Bei der SPD beträgt der entsprechende Anteil 8, 4 Prozent und bei den Grünen 6, 7 Prozent. Die FDP weist einen Anteil auf, der deutlich unter 0, 01 Prozent liegt.

III. Theoretische Überlegungen zur Reaktion von Krisenverlierern

Parteipräferenzen im Arbeiterbereich

Quelle: infas-Repräsentativerhebungen im Bundesgebiet (ohne WestBerlin), 1980 bis 1985, halbjährlich ca. 13.000 Fälle, Random-Auswahl

Auch wenn Arbeitslosigkeit primär das Ergebnis ökonomischer Prozesse ist, die wesentlich vom Verhalten privater Akteure bestimmt werden, so ist doch mit der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates eine zunehmende direkte und indirekte Intervention staatlicher Stellen in den Wirtschaftsprozeß zu beobachten. Der Keynesianismus begründet die direkte makroökonomische Steuerung, während der liberale Korporatismus eher indirekte Steuerungsmechanismen herausbildet.

Die Parteien haben in ihrer Selbstdarstellung diesen Prozeß verstärkt. In fast allen Bundestagswahlkämpfen der Nachkriegszeit haben ökonomische Themen eine wichtige Rolle gespielt. Hierbei präsentieren sich die Parteien als fast omnipotente Institutionen, die zur Lösung schwierigster ökonomischer Probleme in der Lage sind.

Die Reaktion der Wähler auf diesen Prozeß manifestiert sich in einer zunehmenden Erwartungshaltung im Hinblick auf die Steuerungsfähigkeit des Staates im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Es entsteht eine ökonomische „Output" -Orientierung, die einen reibungslosen wirtschaftlichen Ablauf und ein hohes Niveau sozialstaatlicher Versorgung als selbstverständliche staatliche Leistung erwartet. Stellt sich das erwartete, weil versprochene Ergebnis nicht ein, so wird dem Staat unmittelbar die Schuld für diese Fehlentwicklung, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt, zugewiesen.

Die Anti-Regierungsthese vermutet eine Schuldzuweisung bei Arbeitslosigkeit gegenüber der jeweiligen nationalen Regierungspartei. Arbeitslosigkeit wird hiernach durch die Wähler als mangelnde Kompetenz der Regierung im Bereich der Beschäftigungspolitik interpretiert. Die Wähler reagieren unmittelbar mit Legitimationsentzug. Die Regierungsparteien verlieren sowohl bei den individuell betroffenen Arbeitslosen als auch in der gesamten Wählerschaft an Unterstützung. Hiervon profitieren in der Regel die etablierten Oppositionsparteien auf nationaler Ebene.

Ein anderer wichtiger Zweig in der Erklärung politischen Verhaltens betont die Bedeutung von Stammwählerbeziehungen. Beziehungen zwischen Teilen der Wählerschaft und bestimmten politischen Parteien sind hiernach so fest verankert, daß selbst individuelle Betroffenheit von Arbeitslosigkeit unter dem Regime der „eigenen Partei“ nicht zur Wählerwanderung im etablierten Parteiensystem führt. Stammwählerbeziehungen sind in der Regel sozialstrukturell bzw. kulturell verankert. Das heißt, es gibt sozialstrukturell verortete Konfliktlinien, die sich auf der politischen Ebene in einen permanenten politischen Konflikt umsetzen und im Parteiensystem ihren Ausdruck finden. Dies wird auch als Cleavage bezeichnet. Die bundesrepublikanische Wählerlandschaft ist hierbei einerseits durch einen schichtspezifischen Cleavage, welcher sich entlang der Konfliktlinie Lohnarbeit-Zwischenschicht-Kapital strukturiert, und andererseits durch einen kulturellen Cleavage bestimmt, der sich in religiöser Bindung, insbesondere an die katholische Kirche, manifestiert. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht bzw. eine bestimmte Religionszugehörigkeit führen jedoch nicht unmittelbar zu einem bestimmten Wahlverhalten. Der intervenierende Prozeß zwischen Mikro-und Makroebene wird hierbei durch zwei Modelle erklärt: Das erste Modell kann als individualistisches Sozialisations-oder Lebenszyklusmodell bezeichnet werden. Hiernach „werden gesellschaftliche Wertorientierungen in Abhängigkeit von der Position in der Sozialstruktur erworben. Anders ausgedrückt sind die sozialstrukturellen Variablen in erster Linie als Indikatoren für verschiedene abstrahierte Sozialisationseinflüsse relevant, von denen her das Verhalten jedes einzelnen Individuums zu verstehen ist. Der Bezug zum politischen Handeln wird dann über die Einstellung zu politischen Issues hergestellt. Einige Wertorientierungen sind nämlich in jeder Gesellschaft in Issues politisch aktualisiert.“

Das zweite Modell betont hingegen die Bedeutung der Identifikation mit bestimmten sozialen Kollektiven für das Wahlverhalten. Die beiden wichtigsten Kollektive sind hierbei in der Bundesrepublik die Gewerkschaft und die katholische Kirche. Gewerkschaftszugehörigkeit und Kirchgangshäufigkeit bei Katholiken sind hiernach zentrale Indikatoren für die Verortung von Wählern entweder im sozialdemokratischen bzw. christdemokratischen Bereich.

Auf diesen theoretischen Ansätzen baut die Klientelthese auf, die besagt, Arbeitslosigkeit führt in den oben beschriebenen Milieus nicht zu einem Wechsel der Parteipräferenzen.

Die Stammwählerbeziehung zwischen Partei und bestimmten Wählergruppen ermöglicht aufgrund der Zugehörigkeit zu einer „Wertegemeinschaft“ zumindest eine zeitweise Entkopplung des materiellen Resultats von Politik — das durch die eigene Partei mit beeinflußt wird — von der Wertschätzung dieser Partei. Die Beziehung ist damit relativ enttäuschungsfest. Die Parteiloyalitäten strukturieren „die selektive Aufnahme, Bewertung, Verarbeitung und Handlungskompetenz von Informationen über die Leistung der betreffenden Partei: Für treue Parteigänger gibt es viele Möglichkeiten, Fehlleistungen ihrer Partei durch argumentative Hilfskonstruktionen zu rationalisieren.“ Der eigenen Partei wird hiernach von den Stammwählern in der Regel eine höhere Kompetenz in der Beschäftigungspolitik zugewiesen.

Die „Klientelthese“ folgert hieraus, daß Stamm-wähler auch unter Bedingungen hoher Arbeitslosigkeit bzw. eigener Arbeitslosigkeit die Loyalität zu ihrer Partei nicht aufkündigen, selbst wenn diese Partei Regierungsverantwortung trägt. Die Anti-Regierungsthese hat demnach nur bei den politisch ungebundenen Wählergruppen Gültigkeit, bei den Stammwählern hingegen gilt die „Klientelthese“.

IV. Anti-Regierungsverhalten bei vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten (1980— 1985)

Parteipräferenzen bei gewerkschaftlich organisierten Angestellten und Beamten

Quelle: infas-Repräsentativerhebungen im Bundesgebiet (ohne West-Berlin), 1980 bis 1985, halbjährlich ca. 13,000 Fälle, Random-Auswahl

Nachdem bisher die politischen Reaktionen auf die Beschäftigungskrise bei Arbeitnehmern, deren Arbeitsplatz gefährdet ist, beschrieben worden sind, rückt in den nächsten beiden Kapiteln die Frage in den Mittelpunkt, ob die politischen Reaktionen dieser Gruppe eher durch ein Anti-Regierungs-oder Klientelverhalten bestimmt sind. Bei der Untersuchung dieser Frage möchten wir uns auf einen Vergleich der politischen Einstellungen von den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten mit den Einstellungen der abhängig Beschäftigten allgemein konzentrieren. Ein Vergleich mit den politischen Einstellungen des gesamten Wahlkörpers erscheint aufgrund der Struktur-diskrepanzen weniger relevant zu sein.

Indikator: Parteipräferenz Die Anti-Regierungsthese behauptet, die vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten würden immer stärker die Oppositionsparteien präferieren als die abhängig Beschäftigten insgesamt. Für den Zeitraum 1980— 1985 kann diese Hypothese insgesamt bestätigt werden. Betrachtet man zuerst einmal die Endphase der sozialliberalen Ära, d. h.den Zeitraum erstes Halbjahr 1980 bis erstes Halbjahr 1982, so sind die vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten in diesem Zeitraum zu jedem Zeitpunkt oppositionsnäher als die abhängig Beschäftigten insgesamt. Im ersten Halbjahr 1980 hatte die SPD bei den abhängig Beschäftigten einen Vorsprung von 23 Punkten vor der Union. Bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten hingegen betrug ihr Vorsprung nur 11 Punkte.

Bis zum zweiten Halbjahr 1981 kam es bei beiden Gruppen zu einer erheblichen Niveauverschiebung. Die Union lag nun bei den abhängig Be-schäftigten 4 Punkte vor der SPD; bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten betrug der Vorsprung der Bonner Oppositionspartei sogar 12 Punkte. Mit dem Regierungswechsel in Bonn im Herbst 1982 änderte sich das Bild: Die SPD als Oppositionspartei lag nun wieder deutlich vor der Union. Im ersten Halbjahr 1983 erreichte der Parteienindex, d. h. die Differenz aus der Parteipräferenz für die CDU/CSU minus der Parteipräferenz für die SPD, bei den abhängig Beschäftigten einen Wert von + 7; bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten hingegen lag die SPD mit 17 Punkten vor der Union; d. h. zwischen beiden Indizes ergab sich im Umfeld der Bundestagswahl ein Abstand von 24 Punkten. Dieser Abstand, als Indiz für den Oppositionseffekt, vergrößerte sich im Zeitverlauf. Im ersten Halbjahr 1985 lag die SPD bei den Krisenverlierern 44 Punkte vor der Union; bei den abhängig Beschäftigten betrug ihr Vorsprung 15 Punkte, d. h. es zeigte sich ein Oppositionseffekt in Höhe von 29 Punkten. Insgesamt gilt somit: Arbeitsplatzbedrohungführt zu einer deutlichen Bestätigung der Anti-Regierungsthese.

Vertrauensindikatoren Eine wichtige Variable zur Erklärung der Ausprägung eines Anti-Regierungseffekts sind die politischen Vertrauensindikatoren gegenüber Bundesregierung und Bundeskanzler. Diese werden operationalisiert mit dem Indikator „Vertrauen in die Sachpolitik der Bundesregierung“ und „Kanzlerimage“. Die Anti-Regierungsthese behauptet, die vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten wären kritischer gegenüber Bundesregierung und Kanzler als die abhängig Beschäftigten insgesamt.

Für die Bewertung der Sachpolitik der Bundesregierung läßt sich diese Behauptung für die erste Hälfte der achtziger Jahre eindeutig bestätigen. Zu jedem Zeitpunkt ist der Indexwert „positive Bewertung“ minus „negative Bewertung“ der jeweiB ligen Bundesregierung bei den abhängig Beschäftigten günstiger als bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten. Besonders deutlich waren die Unterschiede im ersten Halbjahr 1983 und im zweiten Halbjahr 1984. Im Umfeld der Bundestagswahl 1983 wurde die Bundesregierung bei den abhängig Beschäftigten insgesamt positiv bewertet (Indexwert: + 14), während sie bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten einen Wert von — 30 erreichte. Zwischen den beiden Indizes ergibt sich somit ein Abstand von 44 Punkten.

Noch deutlicher ist der Anti-Regierungseffekt bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten Ende 1984. Bei dieser Gruppe erreichte die Bundesregierung zu diesem Zeitpunkt einen Indexwert von — 58, bei den abhängig Beschäftigten betrug der entsprechende Wert — 9; d. h. ein Abstand von 49 Punkten.

Nicht so eindeutig ist der Anti-Regierungseffekt beim Kanzlerimage. Dies gilt insbesondere in der Zeit vor der Wende. Hier erreichte Helmut Schmidt bei den vom Arbeitsplatzverlust bedrohten Wählern teilweise höhere Werte als bei den abhängig Beschäftigten. Am extremsten war der Vertrauensbeweis der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten für Helmut Schmidt im Umfeld der Bundestagswahl 1980. Hier erreichte der Kanzler bei dieser Gruppe von Krisenverlierern einen Indexwert von 4-74; bei den abhängig Beschäftigten insgesamt betrug das Kanzlerimage zu diesem Zeitpunkt + 66 Punkte.

Eindeutig bestätigt wird hingegen die Anti-Regierungsthese bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten nach der Wende in Bonn. Im ersten Halbjahr 1983 verfügte der Kanzler über einen Vertrauensüberschuß bei den abhängig Beschäftigten von + 10; bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten erreichte er zur gleichen Zeit einen Wert von — 30. Ähnlich deutlich ist der Unterschied zwischen vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten und den Erwerbstätigen Mitte 1985.

Insgesamt wird somit die Anti-Regierungsthese auch durch die politischen Vertrauensindikatoren bestätigt. Die einzige Ausnahme ist die Situation im Umfeld der Bundestagswahl 1980, als Helmut Schmidt die vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten aufgrund seiner hohen wirtschaftspolitischen Kompetenz für die SPD/FDP-Koalition „bei der Stange halten“ konnte. Der konjunkturelle Einbruch im Winter 1980/81 und die zunehmende ökonomische Verschlechterung bis zum Winter 1982/83 erschütterte jedoch auch bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten das Vertrauen in die wirtschaftspolitische Kompetenz von Bundeskanzler Schmidt. Kontexteffekt Es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob die vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten mit steigender Arbeitslosigkeit stärker die Oppositionsparteien präferieren und ob damit der Anti-Regierungseffekt durch den Arbeitsmarktkontext verstärkt wird. Für diese Gruppe von Krisenverlierern läßt sich nur für die Jahre 1980 und 1981 ein schwacher Zusammenhang zwischen Arbeitsmarktentwicklung und Intensität des Oppositionseffektes konstatieren. Damals stieg die Arbeitslosenquote von 3, 8 auf 5, 5 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich der Indexwert zugunsten der CDU/CSU-Opposition bei der Parteipräferenz von — 13 auf 4-15.

Der weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr 1982 schlug sich jedoch bei den vom Arbeitsplatz-verlust Bedrohten und ihren Parteipräferenzen nicht in einem zunehmenden Anti-Regierungseffekt nieder. Trotz eines Anstiegs der Arbeitslosenquote von 5, 5 auf 7, 5 Prozent (1982) verringerte sich der Vorsprung der CDU/CSU bei dem Parteipräferenzindex im ersten Halbjahr 1982 gegenüber dem zweiten Halbjahr 1981. Auch die Entwicklung in den Jahren 1983 bis 1985 kann nicht mit Hilfe der Höhe der nationalen Arbeitslosenquote erklärt werden. Obwohl die Arbeitslosenquote im wesentlichen konstant blieb, verschärfte sich der Anti-Regierungseffekt bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten.

V. Klientelbezogenheit des Wahlverhaltens bei vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten in den achtziger Jahren

Tabelle 3

Während die Anti-Regierungsthese vor allem die Schuldzuweisung gegenüber dem politischen System betont, hebt die Klientelthese die Bedeutung von Stammwählerbeziehungen und deren Konstanz auch bei Krisenbetroffenheit hervor. Hiernach wäre zu vermuten, daß vom Arbeitsplatzverlust Bedrohte grundsätzlich eine stärkere SPD-Affinität als die Gesamtheit der Erwerbstätigen haben. Diese Hypothese kann für das Ende der sozialliberalen Ära, d. h. für den Zeitraum Anfang 1981 bis Mitte 1982, eindeutig zurückgewiesen werden. In diesem Zeitraum hatte die CDU/CSU bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten teilweise ein deutliches Übergewicht gegenüber der SPD. So erreichte die Union bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten im zweiten Halbjahr 1981 51 Prozent der Stimmen, während die SPD nur 36 Prozent auf sich vereinigen konnte.

Auch ein Vergleich der Regierungsindikatoren bei vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten und bei den Beschäftigten insgesamt gibt keinen Hinweis auf die Wirksamkeit eines klientelistischen Verhaltens bei vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten.

Faßt man das bisherige Ergebnis zusammen, so läßt sich auf der Aggregatebene, d. h. bei einem Vergleich zwischen der Gesamtheit der abhängig Beschäftigten mit der Gesamtheit der von Arbeitslosigkeit Bedrohten, die Klientelthese eindeutig zurückweisen. Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz führt bei denjenigen, deren Arbeitsplatz gefährdet ist, zu einem „harten“ Anti-Regierungsverhalten.

Die Untersuchung der politischen Krisenwirkung bei Arbeitslosen hatte darüber hinaus die Tatsache zu Tage gefördert, daß eine empirische Bestätigung auf der Aggregatebene nicht notwendigerweiseals eine empirische Bestätigung für das politische Verhalten relevanter Subgruppen interpretiert werden kann Im folgenden Untersuchungsschritt soll die Loyalität wichtiger Stammwählergruppen von SPD und CDU/CSU bei Krisenverlierern untersucht werden. Als SPD-Stammwählergruppe wird hierbei der Arbeiterbereich und die Gruppe der gewerkschaftlich organisierten Angestellten und Beamten definiert; als Stammwählerbereiche der CDU/CSU gelten nach dieser Typologie die „Alte Mitte“ und der Katholische Traditionsbereich.

Gruppenspezifische Wirkung Faßt man das Ergebnis der empirischen Überprüfung zusammen, so zeigt sich ein Anti-Regierungseffekt bei allen Stammwählergruppen in der ersten Hälfte der achtziger Jahre. Während sich bei den Arbeitslosen in den Stammwählerbereichen der beiden großen Parteien asymmetrische Reaktionen auf die Krisenbetroffenheit zeigten, ist das Bild bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten einheitlich. Dies gilt sowohl für die Aggregatebene als auch für die relevanten Stammwählerbereiche der beiden großen Parteien.

Für den Arbeiterbereich läßt sich dieses Ergebnis kurz dokumentieren: Im ersten Halbjahr 1980 hatte die SPD im Arbeiterbereich einen Vorsprung von 48 Punkten vor der Union. Bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten war die Dominanz der SPD weniger stark ausgeprägt. Hier erreichte sie Anfang der achtziger Jahre einen Wert von — 35, d. h. sie lag bei der Parteipräferenz 35 Punkte vor der CDU/CSU. Bis zum zweiten Halbjahr 1982 rangierten die SPD-Werte bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten im Arbeiter-bereich immer unter dem Niveau der Werte bei den abhängig Beschäftigten.

Mit dem Wechsel in Bonn erhöhte sich umgehend die SPD-Affinität der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten, ihre Anti-Regierungshaltung führte zu einem eindeutigen SPD-Überhang im Vergleich zu der Situation bei den abhängig Beschäftigten insgesamt. Im zweiten Halbjahr 1983 erreichten die Sozialdemokraten bei den vom Arbeitsplatz-verlust Bedrohten einen Vorsprung von 52 Punkten vor der CDU/CSU. Bei den abhängig Beschäftigten insgesamt lagen sie hingegen zum gleichen Zeitpunkt nur mit 28 Punkten vor der stärksten Bonner Regierungspartei. Im ersten Halbjahr 1985 ist der SPD-Vorsprung in beiden Gruppen noch größer geworden. Bei den Krisenverlierern im Arbeiterbereich beträgt der Abstand nun 65 Punkte (s. Abb. S. 9).

Ähnlich prägnant ist der Anti-Regierungseffekt im zweiten Stammwählerbereich der SPD, bei den gewerkschaftlich organisierten Angestellten und Beamten. Bis Anfang 1982 schnitt die Union in diesem Wählersegment bei den Krisenverlierern besser ab als bei den abhängig Beschäftigten. Lag die Union bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten im ersten Halbjahr 1980 21 Punkte hinter der SPD, so betrug der Abstand bei den abhängig Beschäftigten in den gewerkschaftlichen Mittel-schichten zum gleichen Zeitpunkt 40 Punkte, d. h.der Indexwert betrug zu diesem Zeitpunkt — 40.

Mit der Wende in Bonn setzte sich auch in diesem Bereich die SPD bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten wieder stärker in Szene. Anfang 1985 distanzierte sie die Union in diesem Wählerbereich um 53 Punkte (s. Abb. S. 10).

In den CDU/CSU Stammwählerbereichen („Alte Mitte“, „Katholischer Traditionsbereich“) zeigt sich das gleiche Muster: In der Alten Mittel-schicht und im Katholischen Traditionsbereich war die Union bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten bis zur Wende im Oktober 1982 stärker als bei den abhängig Beschäftigten insgesamt in diesem Wählersegment. Mit der Regierungsübernahme in Bonn wandten sich die Krisenverlierer in diesen beiden Bereichen jedoch stärker von der Union ab. Anfang 1985 lag die SPD in beiden Stammwählerbereichen mit — 20 bzw. — 45 deutlich vor der Union.

VI. Das Potential extremer Parteien in den achtziger Jahren

Tabelle 4 Parteipräferenz von vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten 1975 bis 1979

Die Wirkung der Massenarbeitslosigkeit in der Endphase der Weimarer Republik hat in der Bundesrepublik eine besondere Sensibilität für systemgefährdende Strömungen geweckt, die durch Krisenbetroffenheit ausgelöst werden können. Die bisherige Analyse hat jedoch für die achtziger Jahre gezeigt, daß eine extremistische Partei im klassischen Sinne weder bei Wahlen noch bei den geäußerten Parteipräferenzen eine Rolle spielt. Nur die Grünen können gegenwärtig als nicht-etablierte linke Randpartei bei Arbeitslosen und vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten in nennenswertem Umfang reüssieren.

Die Frage bleibt, ob sich unter der relativ ruhigen Oberfläche möglicherweise extreme Veränderungen andeuten, die mit den bisherigen Indikatoren nicht gemessen werden können. Daher soll auf „weichere“ Indikatoren zurückgegriffen werden. Die Fragen zielen hierbei darauf, ob man jemals eine Partei links von der SPD bzw. rechts von der CDU/CSU gewählt hat bzw. die Wahi einer solchen Partei in Zukunft für möglich hält. Personen, die dem zustimmen, werden hiernach als Rechts-bzw. Linkspotential definiert. Darüber hinaus ist zu erwarten, daß es einen ideologisch vagabundierenden Teil des Protestpotentials gibt, der sowohl dem Links-als auch dem Rechtspotential zuzuordnen ist.

Im ersten Halbjahr 1985 spielen 18 Prozent der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten mit dem Gedanken an eine extreme Randpartei. Hiermit wird ein Durchschnittswert für die erste Hälfte der achtziger Jahre erreicht. Der niedrigste Wert in diesem Zeitraum wurde im ersten Halbjahr 1980 mit 14 Prozent gemessen; der Höchstwert lag bei 26 Prozent im ersten Halbjahr 1983.

Analysiert man die beiden Extreme im Randbereich des Parteienspektrums, so zeigt sich auch bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten im ersten Halbjahr 1985 eine deutliche Dominanz des Linkspotentials. Das Verhältnis Links-zu Rechts-potential beträgt 11 Prozent zu 5 Prozent. Im Zeitraum Anfang 1983 bis Ende 1984 war der Über-hang des Linkspotentials sogar noch deutlicher. Eine andere Struktur zeigt sich bis zum zweiten Halbjahr 1982: Zu Beginn der achtziger Jahre hatten die Anhänger von linken und rechten Rand-parteien unter den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten ungefähr ein gleiches Niveau. Die Aus-differenzierung im Linkspotential unter den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten scheint somit in engem Zusammenhang mit der parlamentarischen Etablierung der Grünen zu stehen In dem Moment, in dem die Grünen bei der Bundestagswahl 1983 über die 5-Prozent-Hürde kamen, wurden sie zum Kristallisationskern des Protestpotentials unter den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich auch bei den Arbeitslosen. Andererseits ist die Attraktivität im Linksspektrum abhängig von der politischen Konjunktur.

Der Anteil des linken Randpotentials bei den Krisenverlierern stieg sowohl im Gefolge der „Nachrüstungsdiskussion“ im zweiten Halbjahr 1983 als auch im Gefolge der Parteispendenaffäre im zweiten Halbjahr 1984.

Insgesamt ist das extreme Randwählerpotential jedoch nicht von großer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für das Rechtspotential. In bezug auf das Linkspotential erfüllen die Grünen eine besondere Scharnierfunktion. Sie integrieren einen Teil des ökonomisch motivierten Protestpotentials in das parlamentarische System.

VII. Politische Reaktionen von vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre

Parteipräferenzen in der alten Mittelschicht (Index: CDU/CSU minus SPD) (1975 -1979)

Quelle: infas-Repräsentativerhebungen im Bundesgebiet (ohne West-Berlin) 1975 bis 1979, jährlich ca. 13. 000 Fälle. Random-Auswahl

Im bisherigen Teil der Untersuchung sind die aktuellen politischen Reaktionsmuster von Krisen-verlierern in den achtziger Jahren analysiert worden. Handelt es sich bei diesen Reaktionsformen um speziHsche Reaktionen von Krisenverlierern, die nur im Kontext der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der achtziger Jahre auftreten, oder zeigen sich in der Bundesrepublik in anderen ökonomischen Krisenzeiten ähnliche bzw. identische Muster? Dieser Frage soll im folgenden rückblickend für die Wirtschaftskrisen Mitte der siebziger Jahre nachgegangen werden.

Parteipräferenzen von vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten (1975-1979)

Im Winter 1974/75 wurde die Bundesrepublik von der zweiten großen Wirtschaftskrise betroffen. Lag die jährliche Arbeitslosenquote 1974 noch bei 2, 5 Prozent und waren zu Beginn der siebziger Jahre noch Arbeitslosenquoten unter 1 Prozent gemessen worden, so schnellte die Arbeitslosenquote 1975 auf 4, 7 Prozent hoch. Mit 1, 074 Millionen Arbeitslosen wurde 1975 zum ersten Mal seit 1954 wieder die Millionengrenze überschritten.

Unter diesen Bedingungen konnte die oppositionelle CDU/CSU 1975 einen deutlichen Vorsprung vor den Sozialdemokraten bei den Krisen-verlierern für sich verbuchen. So betrug der CDU/CSU-Anteil im zweiten Halbjahr 1975 43 Prozent, während die SPD 35 Prozent erreichte. Im Umfeld der Bundestagswahl 1976, die durch eine besonders scharfe Polarisierung von SPD und CDU/CSU geprägt war, konnte die Union ihren Vorsprung sogar noch ausdehnen. Im zweiten Halbjahr 1976 betrug das Verhältnis CDU/CSU-Stimmen zu SPD-Stimmen bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten 53 : 30.

Infolge der sich stabilisierenden Wirtschaftssituation und der abnehmenden Arbeitslosigkeit gegen Ende der siebziger Jahre konnten die Sozialdemokraten bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten gegenüber der Union wieder Boden gut machen. Ab Ende 1977 hatten die Sozialdemokraten bei dieser Gruppe einen leichten Vorsprung vor der CDU/CSU.

Im Unterschied zur heutigen Situation spielte die FDP in den Jahren 1975 bis 1976 bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten eine gewisse Rolle. In diesem Zeitraum konnten die Liberalen zwischen 5 und 6 Prozent, im ersten Halbjahr 1976 sogar 9 Prozent, der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten für sich gewinnen. Gegen Ende der siebziger Jahre nahm der Einfluß der FDP bei dieser Gruppe ab. Andere politische Parteien, d. h. insbesondere DKP und NPD, profitierten Mitte der siebziger Jahre kaum von dem relativ schweren Beschäftigungseinbruch. Im Zeitraum 1975/76 erreichten die „anderen politischen Parteien“ höchstens 3 Prozent der Wählerstimmen; 1977 waren es sogar nur 2 Prozent.

Hierin zeigt sich ein wichtiger Unterschied zur Krisensituation 1981/84: Während sich in der Krise der achtziger Jahre eine starke nicht-etablierte Randpartei („Die Grünen“) herausgebildet hat mit einem beachtlichen Einfluß bei den Krisenverlierern, ist eine vergleichbare Entwicklung in den Jahren 1975/76 noch nicht zu beobachten.

Anti-Regierungs-oder Klientelverhalten?

Für die achtziger Jahre war ein deutliches Anti-Regierungsverhalten bei den vom Arbeitsplatz-verlust Bedrohten konstatiert worden. Läßt sich dieses Ergebnis auch für die siebziger Jahre bestätigen? Unter der bundespolitischen Konstellation der zweiten Hälfte der siebziger Jahre wäre ein Anti-Regierungseffekt durch subjektiv empfundene Arbeitsplatzbedrohung dann aufgetreten, wenn die vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten im Vergleich zu den abhängig Beschäftigten stärker die CDU/CSU präferiert hätten. Das Ergebnis der Analysen ist eindeutig: Die vom Arbeitsplatz-verlust Bedrohten sind zu jedem Zeitpunkt ab Anfang 1975 regierungskritischer als die abhängig Beschäftigten insgesamt. Die Anti-Regierungsthese bestätigt sich somit nicht nur in den achtziger Jahren, sondern auch für die zweite Hälfte der siebziger Jahre.

Besonders stark ist der Anti-Regierungseffekt im Umfeld der Bundestagswahl 1976: Im zweiten Halbjahr 1976 lagen die Sozialdemokraten bei den abhängig Beschäftigten insgesamt 12 Punkte vor der CDU/CSU. Zum gleichen Zeitpunkt konnte die Union bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten die SPD deutlich distanzieren. Sie lag im zweiten Halbjahr 1976 23 Punkte vor der SPD. Dies war der größte Vorsprung, den die Oppositionspartei im gesamten Zeitraum 1975 bis 1979 erreichen konnte. Der Anti-Regierungseffekt wird somit bestätigt, während die Bedeutung der Klientelbindung eindeutig falsifiziert werden kann.

Kontexteffekt Wie stark ist die Abwendung der Krisenverlierer von der SPD, und inwieweit wird dieser Prozeß durch die Höhe der nationalen Arbeitslosenquote beeinflußt? Läßt sich somit auch hier die These bestätigen, in der ein positiver Zusammenhang zwischen Anti-Regierungsverhalten und der Höhe der nationalen Arbeitslosenquote hergestellt wird?

Für die zweite Hälfte der siebziger Jahre kann diese Vermutung genauso wie für die achtziger Jahre nur teilweise bestätigt werden. Die Entwicklung der Parteipräferenzen der vom Arbeitsplatz-verlust Bedrohten im Zeitraum 1975 bis 1977 scheint eher durch die politische Konjunktur und hierbei insbesondere durch die Bundestagswahl 1976 geprägt worden zu sein als durch die objektive Arbeitsmarktentwicklung. Obwohl die Arbeitslosenquote 1975 und 1976 konstant blieb, stieg der Vorsprung der CDU/CSU vor der SPD bei den Krisenverlierern von 5 Punkten (1. Halbjahr 1975) auf 23 Punkte im zweiten Halbjahr 1976. Die starke Polarisierung, die in der Wählerschaft insgesamt im Umfeld der Bundestagswahl zu beobachten war, scheint durch die individuelle Betroffenheit der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten noch verstärkt worden zu sein.

Die Entwicklung Ende der siebziger Jahre unterstützte hingegen den vermuteten Kontexteffekt. Der Abbau der Arbeitslosigkeit von 1978 auf 1979 wurde begleitet von einer stärkeren Verankerung der Sozialdemokraten bei den Krisenverlierern. Der Vorsprung der SPD stieg im ersten Halbjahr 1979 auf 16 Punkte. Aber auch hier war die Wirkung nicht so eindeutig, wenn man den Wert Ende 1979 (Indexwert: 0) berücksichtigt. Insgesamt kann somit der vermutete Kontexteffekt auch für die siebziger Jahre nicht voll bestätigt werden.

Stammwählerverhalten Die bisherigen Untersuchungsergebnisse führen zu der Vermutung, daß sich bei Krisenbetroffenheit ein Anti-Regierungsverhalten auch in den Stammwählerbereichen der beiden großen Parteien herausbildet. Das Ergebnis aus den achtziger Jahren läßt sich auch für die zweite Hälfte der siebziger Jahre bestätigen: Sowohl im Arbeiterbereich und bei den gewerkschaftsnahen Mittel-schichten als auch in der „Alten Mittelschicht“ zeigt sich bei den vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten eine deutlich kritischere Haltung gegenüber der regierenden SPD, als dies bei den abhängig Beschäftigten insgesamt der Fall ist.

Besonders deutlich ist dieser Effekt im Arbeiter-bereich. In diesem Stammwählerbereich der SPD gelang es der Union im Umfeld der Bundestagswahl 1976, bei den Krisenverlierern sogar mehr Stimmen zu mobilisieren (Indexwert: + 9) als die SPD. Gleichzeitig jedoch wies die SPD zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von 48 Punkten vor der Union bei den abhängig Beschäftigten insgesamt im Arbeiterbereich auf

Auch in den gewerkschaftsnahen Mittelschichten schnitt die Union in den Jahren 1975 bis 1977 unter den Krisenverlierern überdurchschnittlich gut ab. In diesem Zeitraum konnte die Bonner Oppositionspartei teilweise erheblich mehr vom Arbeitsplatzverlust Bedrohte in diesem SPD-Segment für sich gewinnen. Ihr Vorsprung in diesem Wählersegment betrug maximal 18 Punkte vor der SPD. Bei den abhängig Beschäftigten insgesamt hingegen verfügte die SPD auch in diesem Stammwählerbereich über eine satte Mehrheit. Der SPD-Vorsprung lag in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre hier zwischen 18 und 34 Punkten. Innerhalb der eigenen CDU-Anhängerschaft führte die Arbeitsplatzverlust Bedrohung zu einer Steigerung der inneren Kohäsion. Vom Arbeitsverlustplatz Bedrohte Arbeitnehmer in der „Alten Mittelschicht“ präferierten für die gesamte zweite Hälfte der siebziger Jahre stärker die CDU/CSU als die Vergleichsgruppe der abhängig Beschäftigten insgesamt in diesem Segment. Während der Vorsprung der Union in diesem Zeitraum bei den abhängig Beschäftigten hierzwischen 17 und — 1 Punkt schwankte, lag der Höchstwert bei den Krisenverlierern bei + 44 und das Minimum bei 4-14 (s. Abb. S. 15).

Insgesamt läßt sich somit auch in den Stammwählerbereichen von SPD und CDU/CSU in den siebziger Jahren dann ein Anti-Regierungsverhalten feststellen, wenn Arbeitnehmer aus diesen Wählersegmenten um die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes hochgradig besorgt sind. Der Anti-Regierungseffekt ist somit über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg ein allgemeines Reaktionsmuster von vom Arbeitsplatzverlust bedrohten Wählerschichten.

Bedeutung politischer Protestparteien in der Krise 1975/76

Analysiert man für Mitte der siebziger Jahre die Angebotsseite des politischen Parteiensystems in der Bundesrepublik, so stellt man fest, daß im Gegensatz zur Krise 1966/67 und im Gegensatz zur Situation nach 1981 keine extreme Randpartei nennenswerte Stimmen bei Kommunal-, Landtags-und Bundestagswahlen auf sich vereinigen konnte.

Dies gilt auch für die Gruppe der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten. In den Jahren 1975 und 1976 präferierten 2 bis 3 Prozent unter den Krisenverlierern eine „andere Partei“, d. h. entweder die NPD oder die DKP. Auch bei denjenigen Erwerbstätigen, die ihre eigene wirtschaftliche Lage pessimistisch einschätzten, konnten die Randparteien zu dieser Zeit nicht mehr Stimmen für sich mobilisieren. Das heißt, erhöht Arbeitsplatzbe-B drohung in den achtziger Jahren die Attraktivität einer linken Randpartei, so ist für die Mitte der siebziger Jahre kein nennenswertes Protestwahlverhalten und auch keine nennenswerte Radikalisierung der Krisenverlierer festzustellen.

Ein „weicherer“ Indikator zur Bestimmung des Protestwählerpotentials ergibt sich dann, wenn man nach der Bereitschaft zur Wahl einer Partei rechts von der CDU/CSU und links von der SPD fragt. Hierbei wird es immer einen ideologisch ungebundenen Teil von Protestwählern geben, der sowohl dem Links-als auch dem Rechtspotential zuzuordnen ist. Im Gegensatz zu dem manifesten Wahlverhalten hatten die Krisenverlierer Mitte der siebziger Jahre relativ hohe Anteile im linken und rechten Randpotential. Vom ersten Halbjahr 1975 bis zum ersten Halbjahr 1976 lag das Randparteienpotential zwischen 20 und 22 Prozent. Mit der Verschärfung des innenpolitischen Klimas im Umfeld der Bundestagswahl 1976 („Freiheit statt Sozialismus“) sank das Randparteienpotential auf 15 Prozent.

Betrachtet man die beiden Extreme, so hat im gesamten Zeitraum das Rechtspotential ein Über-gewicht. Im ersten Halbjahr 1975 hielt jeder zehnte vom Arbeitsplatzverlust Bedrohte die Wahl einer Partei rechts von der CDU/CSU für möglich bzw. hat eine solche Partei schon einmal gewählt, 7 Prozent neigten hingegen zum Links-potential.

VIII. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Reaktionsformen von vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten in den Krisen der siebziger und achtziger Jahre

Parteipräferenzen in der alten Mittelschicht (Index: CDU/CSU minus SPD) (1980 -1985)

Quelle: infas-Repräsentativerhebungen im Bundesgebiet (ohne West-Berlin), 1980 bis 1985, halbjährlich ca. 13. 000 Fälle, Random-Auswahl

Der Zeitvergleich eröffnet die Möglichkeit, die Frage zu überprüfen, ob sich in jeder Wirtschaftskrise jeweils speziftsche Reaktionsformen von Arbeitnehmern zeigen, deren Arbeitsplatz gefährdet ist, oder ob es ähnliche oder identische Reaktionsmustergibt. Vergleicht man die Krise 1981 — 1984 mit der Krise 1975/76, so sind drei Punkte von Bedeutung:

a) Die Krise ab 1981 wurde begleitet durch die Formierung einer linken Randpartei, die bei den Krisenverlierern überproportionale Wähleranteile erreichte. In der Rezession der Jahre 1975/76 konnten sich extreme Randparteien weder im Bundestag noch in den Landtagen etablieren. NPD und DKP blieben auch bei den Krisenverlierern ohne nennenswerten Einfluß.

b) Der Umfang des Protestwählerpotentials und der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten ist in den beiden Krisenzeiten fast identisch und liegt zwischen 15 und 25 Prozent. In den achtziger Jahren ist der Anteil des linken Protestpotentials gewichtiger, während in der Krise der siebziger Jahre das rechte Protestpotential überwog.

c) Das Anti-Regierungsverhalten ist ein Grund-muster in der Reaktion von krisenbetroffenen Arbeitnehmern. Dies gilt sowohl für die Gesamtheit der Krisenverlierer als auch für das Verhalten von Krisenverlierern in den Stammwählerbereichen der beiden großen Parteien. Hier findet sich eine völlige Übereinstimmung in beiden Zeiträumen. Als ähnliche Reaktionsmuster treten somit — der Umfang des Protestwählerpotentials und — das Anti-Regierungsverhalten der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten auf. SpeziHka finden sich — in der relativen politischen Ausrichtung des Protestwählerpotentials und — in der tatsächlichen Etablierung einer Rand-partei, die von Krisenverlierern überdurchschnittlich gewählt wird.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die Gesamtverteilung lautet wie folgt: Vom Arbeitsplatzverlust Bedrohte: 13 Prozent; Arbeitsplatzbedrohung .. gleich groß“: 35 Prozent; Arbeitsplatzbedrohung „gleich gering“: 41 Prozent; Arbeitsplatzbedrohung „geringer“: 9 Prozent.

  2. Die Wahlbeteiligung der vom Arbeitsplatzverlust Bedrohten beträgt hiernach 91 Prozent.

  3. Die zugrunde gelegte Verteilung der Wähleranteile lautet hierbei: CDU/CSU und SPD: 43%; FDP: 7, 5%; Grüne: 6, 0%.

  4. Franz Urban Pappi, Sozialstruktur, Gesellschaftliche Wertorientierungen und Wahlabsicht, in: Politische Vierteljahresschrift, (1977) 2/3, S. 207.

  5. Bürklin, Wilhelm P., und Wiegend, Jürgen, 1984: Arbeitslosigkeit und Wahlverhalten, in: Bonß, Wolfgang und Heinze, Rolf (Hrsg.), Arbeitslosigkeit in der Arbeitsgesellschaft, Frankfurt, Seite 281.

  6. Vgl. hierzu die Ergebnisse bei Hubert Krieger, „AntiRegierungs“ -oder Klientelthese“? Wirkungen persönlicher Betroffenheit von Arbeitslosigkeit im Rahmen des etablierten Parteienspektrums, in: Politische Vierteljahresschrift, (1985) 4.

  7. Die Grünen wurden in diesem Zusammenhang als „Linkspartei“ apostrophiert, weil sie nach der Selbstdefinition ihres Wählerpotentials eine Linkspartei darstellen. Die Zuordnung beruht somit nicht auf einer programmatisch ideologischen Verortung der Grünen.

  8. Der Anti-Regierungseffekt wird nur in zwei Punkten in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre nicht bestätigt: Dies gilt für das erste Halbjahr 1976 und für das erste Halbjahr 1979.

Weitere Inhalte

Hubert Krieger, Dr. rer. pol., geb. 1951; Mitarbeiter der Abteilung Wahlforschung bei infas; vorher sechs Jahre tätig im Bereich der Arbeitsmarktforschung, darunter zwei Jahre am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Veröffentlichungen u. a.: Arbeitslosigkeit, Schulbuch für die Sekundarstufe II, Düsseldorf 1981; Das Arbeitsmafktverhalten von Arbeitslosen, Köln 1982; (zusammen mit Ursula Feist und Dieter Fröhlich) Die politischen Einstellungen von Arbeitslosen, Aus Politik und Zeitgeschichte, B 45/84.