BR Fernsehen - Sonntags-Stammtisch


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Journalistin und Moderatorin Petra Gerster

23 Jahre prägte sie mit ihrer Stimme und ihrem Charme die Hauptausgabe der „heute“-Nachrichten. Insgesamt 3.661 Mal moderierte Petra Gerster das Flaggschiff des ZDF und gehört zu den bekanntesten deutschen Fernsehgesichtern.

Stand: 15.03.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Petra Gerster wuchs mit zwei Schwestern und ihrem Bruder Florian Gerster, dem späteren Präsidenten der Bundesagentur für Arbeit, in einem liberalen Elternhaus auf. Ihr großes Vorbild war ihre Großmutter.

"Ich verbrachte die Wochenenden bei ihr, wenn meine Eltern gesellschaftlich unterwegs waren. Sie hatte sich als Kriegerwitwe (des 1. Weltkriegs) mit einem Kind durchgeschlagen. (…) Und politisch war sie obendrein, eine engagierte Liberale, die mir die Hochachtung vor den Frauen ihrer Zeit einpflanzte, die vor 100 Jahren das Frauenwahlrecht erstritten."

(kdf Bundesverband, 25.06.21)

Journalistin mit Vorliebe für Frauenthemen

Kein Wunder, dass sich Petra Gerster als „Feministin der ersten Stunde“ bezeichnet. Nach dem Abitur studierte sie Literaturwissenschaft, Germanistik und Slawistik an der Universität in Konstanz. Auslandserfahrung sammelte sie dabei in den USA und Paris. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden, entschied sich dann aber für ein journalistisches Volontariat. Danach arbeitete sie in der Nachrichtenredaktion des WDR und moderierte dort ab 1987 die „Aktuelle Stunde“. Zwei Jahre später schließlich der Wechsel zum ZDF. Dort griff sie als Redakteurin und Moderatorin von „ML Mona Lisa“ auch vermeintliche Tabuthemen auf.

"‘Mona Lisa‘ war ja das erste bundesweite Frauenmagazin mit feministischem Anspruch. Maria von Welser und ich haben kein relevantes Thema ausgelassen - von Frauen im Knast über Missbrauch in der Familie bis hin zu den systematischen Vergewaltigungen bosnischer Frauen durch Serben in den Balkankriegen der Neunziger."

(kdf Bundesverband, 25.06.21)

Ikone der „heute“-Nachrichten

1998 wechselte sie zu den „heute“-Nachrichten und war über 20 Jahre lang die Hauptmoderatorin der 19-Uhr-Nachrichten im ZDF. Ihre letzte Sendung am 26. Mai 2021 beendete sie mit einem populären Zitat des ehemaligen Frankfurter Fußballtrainers Dragoslav Stepanovic: „Lebbe geht weider“. Dem Leben nach ihrer Moderationskarriere kann sie auch schöne Seiten abgewinnen.

"Das genieße ich übrigens sehr: dass ich jetzt einfach auch einmal 'ne politische Meinung äußern darf oder kann - und einfach nur für mich selber verantwortlich bin."

(SWR1 Leute, 08.08.23)

Über den sensiblen Umgang mit gendergerechter Sprache

Schon während ihrer Fernsehkarriere bewies die heute 69-Jährige ein feines Gespür für Sprache. Sie war eine der ersten, die Frauen in ihren Moderationen sprachlich berücksichtigte, indem sie eine kurze Pause einbaute. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Publizisten Christian Nürnberger, schrieb sie ein Buch über geschlechtergerechte Sprache. Der Titel: „Vermintes Gelände - wie der Krieg um die Wörter unsere Gesellschaft verändert“. Dass sie sich damit tatsächlich auf vermintes Gelände begab, musste die beliebte Journalistin am eigenen Leib erfahren. Ein regelrechter Shitstorm – besonders von älteren Herren – brach über sie herein. Doch Petra Gerster ließ sich davon nicht beeindrucken und empfiehlt generell mehr Gelassenheit im täglichen Umgang.

"Wir müssen die Leute von den Palmen runterholen."

(SWR1, 04.02.23)


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