Auswandern – Wenn Deutschland nicht mehr passt
Anfang November habe ich einen neuen Lebensabschnitt begonnen: ich habe wieder meine Wohnung gekündigt, mein letztes Hab und Gut in einem Lagerraum verstaut und mich auf eine Reise mit unbekanntem Ziel begeben. Nur ist diesmal einiges anders als bei meinem ersten Mal vor 7 ½ Jahren, sowohl in Bezug auf die Voraussetzungen als auch auf die Ziele:
2014 habe ich mich nach 16 sehr stressigen Berufsjahren von meinem Job verabschiedet und wollte mir meinen Traum von einer Weltreise erfüllen. Nachdem ich dann etwa fünf Jahre lang ohne eigene Wohnung gelebt habe, bin ich 2020 wieder in eigene vier Wände in einem Kölner Vorort gezogen. Ich dachte, dadurch würde ich mehr zur Ruhe kommen. Aber das Gegenteil war der Fall: nur kurz nach meinem Einzug hatte ich das große Bedürfnis, mich wieder und weiter von meinem restlichen Besitz zu trennen.
Bei meinem ersten Ausstieg hatte ich so viel aufbewahrt, dass es für die Neueinrichtung einer 40 qm-Wohnung reichen sollte. Diesmal wollte ich aber nur noch das Nötigste behalten. Daher waren die kleinen und großen Trennungen von liebgewonnenen Dingen auch schmerzhafter: Kleidung, Bücher, Möbel, die analoge Kamera-Sammlung, Pflanzen, Deko, Schmuck und alles, das nicht wirklich wichtig war, musste gehen.
Mehr als ein Jahr habe ich mit Sortieren, Verkaufen, Verschenken und Vernichten verbracht. Aber nicht nur das Loslassen, sondern auch der Wertverlust, der mir permanent vor Augen trat, sorgte für jede Menge Frust. Ständig kam mir die Frage in den Sinn, wie lange ich wohl allein von dem Wertverlust all dieser Sachen hätte leben können. Natürlich war die Frage sinnlos, aber immerhin in der Intensität so lehrreich, dass ich es in Zukunft hoffentlich besser mache.
Was ist diesmal mein Antrieb? Der Bauch!
Den Großteil meines Lebens habe ich mich von meinem Verstand leiten lassen. Seine Leitsätze waren z. B. „Viel arbeiten + viel verdienen = gutes Leben“, „Wenn ich viel verdienen möchte, kann ich nicht den Anspruch haben, dass der Job auch Spaß macht.“ oder „Ein kreativer Job = brotlose Kunst“. All diese langjährig einprogrammierten Sprüche haben mir zwar eine enorme finanzielle Sicherheit geboten, mich andererseits aber von einer Menge Lebendigkeit, Leichtigkeit und Freiheit abgeschnitten.
Seit Mitte 2014 hole ich das Leben nach meinem Bauchgefühl nach. Und das stellt mich regelmäßig vor große Herausforderungen, denn es möchte fast immer eine andere Richtung einschlagen als der Verstand, der ja vermeintlich nur mein Bestes will – vor allem Sicherheit. Die bisherigen Weisheiten meines Verstands haben sich tief in meine interne Festplatte eingebrannt und die lässt sich leider nicht mal eben austauschen wie bei einem Computer. Sie müssen mit neuen Formeln überschrieben werden; hierfür muss ich jedoch erst einmal herausfinden, wie sie aussehen sollen.
Diese Art zu leben ist holprig, manchmal sehr anstrengend und wirft ständig neue Fragen auf. Aber es ist eben genau das, was es ist: Leben. Erfahrungen machen, Lernen, Hinfallen, Aufstehen, Weitermachen. Den einzelnen Tag nehmen und das Beste draus machen. In Deutschland bzw. in Köln ist mir das allerdings neben den persönlichen Bedürfnissen nach und nach immer schwerer gefallen…
Deutschland, wir haben uns auseinandergelebt
Seit fast zwei Jahrzehnten lautet mein größtes Bedürfnis: Ruhe. Nicht nur auditiv, sondern auch mental. Nun ist der Lebensmittelpunkt Köln für hochsensible und introvertierte Personen wie mich mit über einer Million Menschen eher suboptimal: in elf Himmelsrichtungen laufen sieben Autobahnen aus und von dem nahe gelegenen Flughafen heben durchschnittlich fast 400 Flüge pro Tag (und Nacht) ab. Egal, wo ich zu welcher Uhrzeit in Köln und Umgebung bin: ich kann dem penetranten, dumpfen Auto- oder Fluglärm nicht entkommen.
Aber es sind nicht nur Faktoren wie Lärm und Unruhe, die mich wider Willen tagtäglich begleiten. Es gibt noch weitere Bedürfnisse, die ich in Deutschland wahrscheinlich nicht mehr erfüllt bekomme. Ein weiteres wichtiges Bedürfnis lautet: Frieden. Ich denke, ich bin nicht die Einzige, die eine zunehmende Aggressivität in fast allen Lebensbereichen wahrnimmt. Obwohl uns in diesen hochmodernen Zeiten – und zudem in einem der reichsten Länder der Erde – eigentlich alle Mittel zur Verfügung stünden, friedlich und liebevoll miteinander auf diesem Planeten zu leben, packen wir das nicht ansatzweise.
Egal, ob im Straßenverkehr, in den sozialen Medien, im TV oder zu Hause… Überall werden Menschen angepflaumt, abgewertet, beschimpft oder attackiert. Hass im Netz ist zur Gewohnheit geworden, in den Mediatheken überschlagen sich Verbrechen, Krimis und Gewalt-Szenarien, in der Presse setzt sich mehr und mehr der Empörungs-Journalismus durch und auch sonst wird man medial mit Katastrophen und aggressivem Verhalten jeglicher Art konfrontiert. Immer mehr Menschen scheinen gereizt und angriffslustig – und wehe, es geht an die Kritik ihres Lebensstils.
Es ist aber nicht nur die Aggressivität, sondern auch die Dekadenz und der Egoismus, die sich in Deutschland unaufhaltsam auszubreiten scheinen. Die stetig wachsende Anzahl überbreiter, schwerer SUVs und Vans bzw. Wohnmobile trotz fortschreitender Umwelt- und Klimaproblematik, Impfverweigerer, Corona-Leugner, Klimaskeptiker, Fremdenhass… Nächstenliebe ist offenbar out. Oft habe ich den Eindruck, dass das Trendwort „Selbstliebe“ von vielen Menschen fehlinterpretiert wird.
Wir leben in einer aus meiner Sicht gewalttätigen Gesellschaft. Es ist eine subtile Gewalt, aber es ist eine sehr krasse. Wir leben alle unter einem enormen Leistungs-, Erfolgs-, Profitdruck. Der Wettbewerb ist krass. […] Dass Menschen völlig zu recht Angst haben vor einem Abstieg und vor Armut, das sind aus meiner Sicht berechtigte Ängste. […] Die Fakten, die ich mir angucke und die ich für relevant bewerte, die geben eine Depression total her. Und so wie ich programmiert bin, ist meine Depression absolut berechtigt.“
Nico Semsrott im Podcast-Interview Danke. Gut.
Depressionen habe ich zwar nicht, aber depressive Phasen kamen in den letzten Jahren dennoch vor. Mir fehlt seit langem die Inspiration und Ästhetik. Köln wird immer weiter zubetoniert und medial überkommt mich häufig der Eindruck, alles dreht sich nur noch um Konsum und Status. Wo kann ich die besten Klamotten und Orte finden, um mich auf Social Media bestmöglich zu präsentieren. Das wiederum verwirrt und blockiert mich im Hinblick auf meine Arbeit, denn damit kann ich gar nichts anfangen.
Ein hilfreicher Wegweiser: Schlechte Laune
Irgendwie war ich froh, dass mich während meiner Aktion des großen Ausmistens keine:r konkret gefragt hat, warum ich das eigentlich mache. „Ich folge einfach meiner Intuition.“ wäre wahrscheinlich keine zufriedenstellende Antwort gewesen. Ich habe es selbst oft hinterfragt und es kam keine andere Reaktion als „Weil es einfach richtig ist.“
Als ich durch das empfehlenswerte Hörbuch Intuitiv leben* erfuhr, dass schlechte Laune ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass man einen Richtungswechsel vornehmen müsse, fiel mir zum ersten Mal auf, wie stark sie seit vielen Monaten Einzug in meinen Alltag gehalten hatte. Die Aggressivität, der Müll in der Natur, der hitzige Straßenverkehr, die ständig schlechten Nachrichten, die neugierige Nachbarin, die sich selten zeigende Sonne, die massiven Waldrodungen in meiner Umgebung und nicht zuletzt die nicht enden wollenden Corona-Diskussionen… All das passt nicht mehr zu meiner Vorstellung von einer friedlichen, harmonischen Umgebung, in der ich leben möchte. (*Affiliate-Link)
Planlos geht mein Plan los
Durch den ganzen Frust habe ich im Laufe eines Jahres in meiner beige-braunen 80er Jahre-Wohnung sechs Kilo zugenommen und natürlich hat die Pandemie in Kombination mit dem fortschreitenden Klimawandel auch mein gesamtes berufliches Spektrum komplett auf den Kopf gestellt. Meine Reiseleidenschaft kann ich nicht mehr so ausleben wie früher und je mehr ich die gesellschaftlichen Entwicklungen in Bezug auf Corona betrachte, umso mehr schwindet meine Hoffnung, dass wir das mit dem Klimawandel gerockt bekommen.
Beruflich muss ich meinen Fokus neu ausrichten und herausfinden, wo sich im Hinblick auf meine Stärken, meine Interessen und der möglichen Einnahmequellen die größten Schnittmengen ergeben. Für meinen kreativen Beruf muss ich eigentlich brennen und voller Leidenschaft sein; das ist aber gar nicht so leicht, wenn man im Prinzip bei fast allen Themen sozusagen mit angezogener Handbremse fahren muss. Aber auch hier wird sich eine Lösung finden.
Wenn der Weg das Ziel ist
Als mich Freund:innen und Bekannte fragten, wo es denn hingehen würde und ich mit „Erstmal Italien und dann mal schauen.“ antwortete, war das meist nicht so richtig zufriedenstellend. Wir lernen schließlich von kleinauf, uns langfristige Ziele zu setzen. „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ und „Was wollen Sie bis dahin erreicht haben?“. Für viele Menschen mag das der richtige Weg und auch sinnvoll sein. Für mich hingegen macht diese Fragestellung überhaupt keinen Sinn.
Nicht jede:r wird an dem Ort geboren, wo sie:er sein ganzes Leben verbringen wird und sich wohlfühlt. Köln wird durch Freunde und Familie immer mein Ankerpunkt bleiben, aber es gilt einen passenderen Ort zum Leben zu finden. Der wird sich auch finden, aber dafür brauche ich Zeit. Momentan ist es Italien, im nächsten Jahr vielleicht ein anderes Land. Es muss eine Region oder eine Insel mit viel Natur sein, die eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte hat sowie weniger Lärmbelästigung, bezahlbarere Wohnungen und vor allem friedlichere Mitmenschen.
Wie werde ich unterwegs sein?
Viele Monate habe ich mir über diese Frage den Kopf zerbrochen, denn längeres Reisen ist meist nicht sonderlich klima- und umweltfreundlich. Hier spielten verschiedene Faktoren eine Rolle; der entscheidendste war und ist meine Hündin. Mit Hund ist Fliegen keine gute Option, weshalb ich mich auf Europa konzentrieren muss.
Mit Vierbeiner und jeder Menge Gepäck mit dem (Nacht-) Zug und zusätzlich in öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen ist extrem anspruchsvoll und zudem leider ziemlich teuer. Ein Elektroauto ist noch schwierig, also blieb nur der klassische Pkw. Hier habe ich mich nach den klima- und umweltschonendsten Kleinwagen umgesehen und mir den nächstbesten zugelegt: klein, leicht, mit geringem Sprit-Verbrauch. (Also z. B. 1/3 von dem, was mein VW Bus damals verbraucht hat.)
Mit dieser trotz CO2-Kompensation nicht nachhaltigen Lösung bin ich nicht wirklich happy (vor allem, weil ich auch nicht mehr gerne weite Strecken fahre), sehe derzeit aber keine Alternative. Wohnen werde ich überwiegend in Ferienwohnungen und familiengeführten B&Bs, d. h. Selbstversorgung ist in der Regel angesagt.
Erstmal geht es aber ums Eingrooven und Zurechtfinden in diesem neuen Lebensabschnitt, was nicht so einfach ist wie man es sich vorstellen würde. Aber dazu mehr in einem der nächsten Artikel. Das Wichtigste wird sein, wieder in meinen Flow zu kommen – der Rest ergibt sich dann von selbst.
Bis bald…
Kommentare
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Auswandern ohne Ziel, so habe ich das auch mal gemacht.
Zuerst nach London, weil ich das Bunte, Kosmopolitische, Internationale suchte.
Zwei Jahre später nach Malta, weil ich Meer und Sonne wollte.
Nach einem halben Jahr nach Litauen, weil mir die Bäume fehlten.
Ein Jahr in Litauen, aber dann nach Italien, weil ich keinen zweiten Winter in Vilnius verbringen wollte.
Nach einem Jahr Italien fehlte mir Osteuropa und ich zog nach Rumänien, später nach Südamerika, und so weiter.Italien fand ich leider gar nicht gut, wenn man Ruhe sucht. Laute und oberflächliche Leute, die sich mehr um Aussehen und ihr Image auf Instagraph sorgen, gibt es da wahrscheinlich noch mehr als in Köln. Es war sehr schwer, richtige Intellektuelle kennenzulernen. Am ehesten noch unter den alten Männern, die im Park Zigarren rauchten.
Die größte positive Überraschung war Rumänien. Da wurde ich so richtig heimisch, da war auch kulturell viel geboten. Aber ohne ds ziellose Umherreisen hätte ich das nie gefunden.Jedenfalls alles Gute!
Einfach immer flexibel bleiben. Die Welt ist groß und vielseitig. Und wenn man sowieso nicht für immer bleibt, muss ein Ort nicht perfekt sein. -
Hallo Ute,
ich habe lange auf Deinen Folge-Artikel hingefiebert, wohin es Dich verschlagen hat und muss zugeben, dass ich wieder einmal auf den realen Boden der Tatsachen gelandet bin. Ich kann Deine Aussagen absolut nachvollziehen und mich frustet genau das Gleiche, wie Dich (da sind die sechs Kilo noch das geringste „Problem“) und auch die immer wiederkehrende schlechte Laune machen die ganze „Sache“ auch nicht wirklich besser…….Welcome to hellmouth…….Auch wir haben uns schon von viel Eigentum und Besitz getrennt und viel im Leben umgestellt, aber die Zufriedenheit lässt doch sehr zu wünschen übrig, obwohl das sicherlich mehr als sechs Kilo waren :-) Manchmal hilft nur Sarkasmus, aber das Schönste ist, dass mich die Leute in Ruhe lassen, antworte ich auf diese ganzen stumpfsinnigen Fragen nur noch mit extrem kurzen Sätzen, die scharf formuliert sind. Seitdem nehme ich von dem ganzen Schwachsinn nichts mehr mit nach Hause, die Leute sind noch nicht so weit und werden es wohl auch nie sein.
Ich hoffe, Du kannst bei einem guten Cafe in bella Italia entspannen und findest den Weg zu Deiner lang ersehnten Zufriedenheit!
Alla prossima volta, cari saluti Joachim
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Hey Ute,
ja zu vielem, was du schreibst und ein herzliches „Gute Reise“ bzw. ja auch ein „gutes Ankommen“ im Reisen. Seit ich vor 10 Jahren eine Reise abbrechen musste, geht es mir ähnlich. Der Wiedereinstieg in ein „geregeltes“ Leben ist mir nur durch die Touraktivitäten mit meinen Bands leichter gefallen. Derzeit ziehe ich um und habe ebenfalls schon wieder massiv reduziert. Und es ist gefühlt immer noch zu viel. Einen Ort der Ruhe sucht man mittlerweile beinahe vergebens, um so mehr ist die Frage, findet man die Ruhe in sich selbst. Ich wünsche es dir!
Take Care
Markus„And so, does the destination matter? Or is it the path we take? I declare that no accomplishment has substance nearly as great as the road used to achieve it. We are not creatures of destinations. It is the journey that shapes us. Our callused feet, our backs strong from carrying the weight of our travels, our eyes open with the fresh delight of experiences lived.“ (The Way of Kings)
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Hallo Ute,
ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und möchte an dieser Stelle mal ein großes Lob dalassen. Ein guter Bekannter hat auch vor 3 Jahren seine Wohnung und den Job gekündigt, um das Abenteuer in der großen Welt zu finden. Er hat sich ein gutes „Reisegeld“ zusammengespart und Monate vor seiner Entscheidung hat man ihm den Drang und den Enthusiasmus angemerkt. Endlich raus, endlich frei! Heute lebt er auf den Kanaren und arbeitet noch Teilzeit, wir haben weiterhin besten Kontakt und er bereut keine Minute – einfach mal machen! Wenn ich nicht durch meine kleine Firma an den Sitz hier gebunden wäre, würde ich die Auswanderoption auch in Betracht ziehen.
Ich freue mich auf weitere interessante Beiträge, schöne Grüße Mauritz
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Hallo Ute,
wie sehr ich mich hier in Deine Lage hineinversetzen kann. Ich unterschreibe alles was Du sagst, da ich in einer ähnlichen Situation wie Du war. Ich versuchte das im Außen zu finden, was mir Innen fehlte. Leider musste ich erkennen, dass das Problem tief in mir selbst zu Hause war und egal wo ich hinging, ich fand nirgendwo die „Heimat“ das „Ankommen“ das ich mir so sehr wünschte. Auch ich hatte den „Drang“ immer alles auszumisten und mich zu verkleinern. Ich dachte, ich könnte so das Chaos in meinem Kopf ebenfalls mit aufräumen. Ich hoffte, so mehr „Platz“ zu haben. Bis zu einem gewissen Grad geht das auch, aber das Grübeln und der Perfektionismus hörte nicht auf. Auch das lese ich sehr oft in Deinen Texten. Dieses „alles unter einen Hut bekommen“ und dabei noch an das Umfeld und an die Umwelt zu denken, stresst ungemein. Einen Tot muss man sterben. Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen, die meisten südlichen Ländern sind unfassbar Laut. Wenn Du generell ein Problem mit jeder Art von Lautstärke hast, dann wirst Du es da auch schwer haben. Die Welt um uns herum, ist die Summe unserer Gedanken. Gedanken kreieren Emotionen, manifestieren sie und wir denken, dass sind tatsächlich wir. Jeder hat seinen eigenen Lebensweg und seine eigene Lösung, deswegen muss auch jeder auf seine eigene Suche gehen. Ich hab meinen Frieden gefunden, in dem ich meine inneren Dämonen, meine Wut, meine Angst, meine Selbstzweifel, meinen Perfektionismus über Jahre hinweg immer mehr minimiert habe. Ich gehe respektvoller mit mir und meinem Körper um und akzeptiere was ist. Die Hölle ist kein Ort wo man hingeht, die Hölle ist ein Ort den man sich im Kopf erschafft.
Alles Gute, ich bin gespannt auf Deine Erfahrungen. Lass es Dir gut gehen und zieh einfach Dein Ding durch.
Patrick
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Liebe Ute,
Patrick hat sehr viele Gedanken aufgegriffen, die ich beim Lesen auch hatte. Ich habe einige Jahre lang sehr mit Deutschland gehadert und bin in einer „dunklen“ Phase auf eine tropische Insel ausgewandert, die ich sehr gut kannte und auf Urlaubsreisen als paradiesisch erlebt habe. Das Ergebnis war ernüchternd… Man nimmt sich selbst bekanntlich immer mit. Die Insel war ein Paradies, wenn es mir gut ging – und die Hölle, wenn ich mal wieder mit den ungelösten Fragen des Lebens rang. Natürlich ist diese Erfahrung sehr individuell und muss nicht bei allen zutreffen.
Mittlerweile habe ich mich mit Deutschland mehr als versöhnt und kann den teilweise sehr negativen Blick auf unser Land nicht teilen. Das, was man sieht und erlebt, wird vom eigenen Fokus bestimmt. Ich verstehe absolut das Gefühl der Überforderung und des Overloads in der Großstadt. Mir ging es jahrelang genauso in Berlin. Wir sind ein zu dicht bevölkertes und „über“entwickeltes Land. Aber Deutschland ist so viel mehr als Autobahnen, Großstädte und Konsum. Und es gibt weit weniger aggressive und egoistische Menschen als gutherzige und lebensfrohe. Zumindest entspricht das meinem heutigen Erleben.
Mein eigenes Paradies habe ich mittlerweile in Mecklenburg gefunden. Kann aber deine Lust auf die Ferne dennoch weiterhin nachvollziehen: Immer mal wieder in einem neuen Land leben, andere Luft atmen, sich von den Pflichten und Gegebenheiten des Heimatlandes befreien, dem Kopf neue Möglichkeiten aufzeigen – das ist eine willkommene Abwechslung und birgt besonders am Anfang einer jeden (lebens)langen Reise sehr viel Magie und Wachstumspotential.
Alles Gute Dir! Ich wünsche dir vor allem viele Antworten auf alle Fragen, die dich auf diese Reise geschickt haben.
Lisa
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Hallo Patrick,
deine Sicht auf die Dinge und deinen Weg finde ich beeindruckend. Respekt!
Auch mir wurde erst nach langer Zeit klar, dass die Lösung im Innen und nicht im Außen liegt. Mit unserem Denken, Fühlen und Handeln von heute schaffen wir unsere Welt von morgen. Und so wie wir mit uns umgehen, gehen wir mit anderen um. Wenn wir gut zu uns sind, sind wir gut zu anderen. Wenn wir gut zu anderen sind, sind sie gut zu uns. Und wenn es mal gar nicht gut läuft, dann ist es halt wie es ist – und alles ist gut. Wenn man dann noch das Negative, das Vorwurfsvolle, die Jammerei, das Vergleichende aus seinem Leben verbannt, dann lebt man ein friedvolles, schönes Leben in Fülle. Warum lernt man diese Dinge bloß nicht nicht in frühen Jahren? Die Welt wäre ein friedlicher Ort.
Liebe Grüße
Stefan
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Liebe Ute,
soso, da hatte ich doch immer mal auf den Kaffeebesuch meiner neuen Nachbarin im Wendland gewartet und nu bist du in Italien. Finde ich schade und toll. Sich treiben lassen ist glaube ich etwas seeehr Wunderbares, wenn die Richtung gerade nicht klar ist. Es gibt dem Leben Zeit, dir Geschenke zu senden. Ich wünsche dir viele wunderbare Geschenkmomente.
Liebe Grüße Barbara -
Liebe Ute,
was ich immer wieder feststelle: Es kommt so sehr auf den eigenen Fokus, den eigenen Blickwinkel an, ob ich vor allem das Laute, Unfreundliche, Aggressive wahrnehme oder ob ich das Schöne, Menschenfreundliche, Konstruktive sehen kann. Es existiert immer Beides (das war auch bereits vor dem Internetzeitalter so), und es ist eine Illusion zu glauben, dass es den perfekten Platz gibt. So ist das Leben nicht, die Welt nicht, die Menschen nicht. Und man selbst – ich jedenfalls – bin auch nicht perfekt, so sehr ich mir das manchmal vielleicht auch wünschen mag. Und wenn man perfekte Momente erlebt, und die gibt es natürlich, so ist das immer ein Geschenk des Lebens. Aber nichts ist für immer, auch nicht die perfekten Momente. Stetig ist nur die Veränderung. Das ist für uns Menschen – auch für mich – immer wieder eine schwierige Lektion. Aber natürlich sollten wir schauen, dass wir unser Leben so leben wie es uns am ehesten entspricht und glücklich macht. Auf diesem Weg bin ich bereits seit Jahrzehnten. Auch das ist immer wieder ein Herantasten und Ausprobieren, so wie du es ja auch machst. Dabei wünsche ich dir viel Erfolg, Inspiration, Erfüllung und perfekte Momente.
P.S. Meine Website ist noch im Aufbau. -
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Liebe Ute,
ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche! Ehrlich gesagt, könnte ich es mir auch nicht vorstellen nach Deutschland zurückzukehren. Ich war damals auch etwas erstaunt, als ich laß, dass du in einen Vorort von Köln gezogen bist. Hier im Südfrankreich sind die Menschen schon entspannter, zufriedener und weniger aggressiv. Aber vermutlich auch oberflächlicher. Das gehört vielleicht zusammen. Die Sonne, das Meer und die Natur tun ihr übriges. Zumindest bei mir haben sie eine stimmungsaufhellende Wirkung.
Ich bin gespannt, wo es dich hinverschlägt. Wenn du mal ins Alpes-maritimes kommst, sag Bescheid! ?Viele Grüße aus Nizza
Felicitas -
Hallo Ute,
…und noch ein Kommentar, bevor ich das Brot aus dem Ofen hole.
Ich befasste mich schon früher und auch jetzt wieder immer öfter mit dem Gedanken des Auswanderns. Früher waren es Ziele weit weg. Amerika, Australien, Afrika…heute sehe ich das mit eher gemischten Gefühlen. Nicht, weil ich mittlerweile etwas gegen diese Kontinente hätte, nein, im Gegenteil. Aber ich bin ein Familienmensch und fände es traurig, meine Kinder so weit weg zu wissen…
Seit einigen Jahren zieht es mich in unsere Nachbarländer Frankreich und Italien. Frankreich durch meine Partnerin, die dort ein Teil ihres Studiums absolvierte und auch arbeitete. Es haben sich Freundschaften entwickelt, die bis heute halten.
Italien, speziell Ligurien, haben wir beide gemeinsam entdeckt und sind durch die geographische Nähe, wir leben in der Nähe des schwäbischen Meeres, dem Bodensee, häufig dort. Wir sind begeistert von der Landschaft, von den Bergregionen, der Nähe zum Meer, und, ganz wichtig, von den freundlichen und hilfsbereiten Menschen dort. Einfach von der Art, zu Leben. Auch die einfache ligurische Küche finden wir toll…es ist dort auch sehr einfach, sich vegan und gesund zu ernähren. Kein Wunder bei den vielen Olivenplantagen, die es dort gibt.
Eines der beiden Länder wird es werden, wir sind immer mal wieder auf der Suche nach kleinen Immobilien auf dem Land und in den Bergen. Wir lassen uns Zeit bei der Suche, und dadurch haben wir auch immer wieder einen Grund für einen neuen Besuch und lernen neue Regionen, Land und Leute immer wieder neu kennen.Viele Grüße, Peter
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Hallo Ute, das klingt großartig! Italien im Vergleich zum Deutschen November sowieso – auch wenn ich gerade über „mein“ von blasser Wintersonne beschienenes Elbflorenz schaue. Die Stimmung in diesem Land ist nicht die schlechteste, um es für eine längere Zeit hinter sich zu lassen. Und ich freue mich sehr darauf, immer mal wieder gucken zu dürfen, wo Dich Dein Weg hinführt! Danke!
(swg) -
Hello Ute; ich bin schon seit längerem stille Leserin deines Blogs.. es geht zu weit, meine Story hier zu erzählen, doch gibt es Parallelen zu deiner Geschichte. Mit dem grossen Unterschied, dass du mutiger, konsequenter, entschlossener bist als ich. Ich stecke monatelang, wenn nicht sogar jahrelang, in einer Situation fest, bin irgendwo, wo ich nicht sein will (aus gleichen / ähnlichen Gründen wie bei dir). Deshalb wollte ich dir hier Danke sagen, für deine Offenheit und auch Inspiration.
Für mich ist es auch an der Zeit, den ersten Schritt aus meiner misslichen Lage zu machen, und nicht mehr darin zu verharren. Dein Bericht inspiriert mich, endlich aktiv zu werden. Ich weiss genau, was du meinst mit dem freien Leben meinst, dass nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist. Ganz im Gegenteil… aber in einer Gesellschaft zu leben, die überwiegend vom Ego getrieben ist, ist für Menschen wie uns noch die schlechtere Option. Ich finde deine Aussage super treffend, wenn du schreibst, „dass das Trendwort „Selbstliebe“ von vielen Menschen fehlinterpretiert wird“. Mach weiter so, und inspiriere noch viele andere Menschen mit deinem Mut! Ein Vogel muss fliegen, und du bist in der Tat ein brave bird.
Liebe Grüsse, Katrin
Marion Müller-Klausch
Hej :-) Ich fühle mit dir. Und würde auch am liebsten sofort Richtung Italien aufbrechen… Was ich ja am allerbesten im nicht-deutschsprachigen Ausland finde: Man muss nicht permanent zwangsweise verstehen, was alle Menschen und Medien um einen herum so von sich geben… Das entspannt mich ungemein.
Zum Thema Auto übrigens: Wir haben uns einen kleines, fünfr Jahre altes und günstiges gebrauchtes E-Auto zugelegt (dank Corona) und sind im Sommer damit knapp 4.000 km in vier Wochen durch Deutschland und die Schweiz gereist. Gerade wenn man keine langen Strecken mag optimal, denn alle 2-3 Stunden muss man eine Ladepause einlegen. Wir haben Orte an der Strecke entdeckt, die wir sonst nie besucht hätten: Hildesheim, Baden-Baden, Brienz, Luzern, den Rheinfall, Bad Wildbad, Bad Herrenalb, Bingen, Münster – und haben die Verwandtschaft in ganz Deutschland abgeklappert: Kassel, Rhein-Main, Köln-Bonn, Bremen. Slowtravel at its best.