Dunkel bleiben die Fenster

Schleichende Änderungen der Normalität sind schwer zu erfassen in Chroniken wie dieser hier, oft bemerke ich sie erst deutlich nach ihrem Eintreten und weiß dann nicht recht, wie lange der beobachtete Umstand schon so ist, es fehlen mir auch oft die Anhaltspunkte im Rückblick. Aber es sei doch einmal festgehalten, was schon seit geraumer Zeit so ist – das Einkaufen dauert länger. Länger als, na, sagen wir vor der Pandemie, vielleicht aber auch länger als vor einem Jahr, fast bin ich mir dabei sicher.

Und das liegt wenig überraschend am Personalmangel. Ich stehe einfach deutlich länger und zu allen Zeiten in Kassenschlangen, weil niemand mehr da ist, der oder die eine weitere Kasse öffnen könnte. Und selbst die unfreundlichsten Kundinnen, die noch bis vor einigen Wochen immer wieder quer durch den Laden lauthals nach mehr Personal und Service bellten, sie haben es mittlerweile verstanden und stehen nahezu still und ergeben, nur noch verhalten grummelnd und fluchend. Es ist eben, wie es ist und in meinem kleinen Ausschnitt der Gesellschaft hat sich das Bild also wieder etwas verschoben. Man steht und wartet jetzt. Und wartet, und wartet.

Ich gehe außerdem mit einem Sohn am Morgen in eine Artpraxis, ein kleiner Schulunfall, es wird etwas geschient und gegipst. In der Praxis höre ich dabei mehrfach den Hinweis, wie lange heute alles dauern würde, denn es sei niemand da, alle erkrankt. Die noch Standhaften übernehmen die Aufgaben von mehreren. Eine vom Personal steht noch während des Gesprächs auf und geht nach Hause, es geht ihr nicht gut. Alle anderen sind sichtlich und deutlich hörbar krank, blubbernde Infektionsherde, die munter Viren weiterreichen, sie machen dennoch weiter. Eine Szene wie zur Bebilderung eines entsprechenden Berichts über die Infektionswelle und all die Ausfälle in den Abendnachrichten.

Man findet keine Leute, und die, die man findet, sind krank. So in etwa die Quintessenz der letzten Wochen hier. Und die eine Bäckerei um die Ecke ist auch schon wieder seit Tagen zu, dunkel bleiben die Fenster, woran das wohl liegen mag?

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Der Nachbar übt währenddessen „Ihr Kinderlein kommet“ auf dem Klavier, die Kinder auf dem wie immer schneelosen Hof der Grundschule singen laut und ironisch „Jingle bells“ im improvisierten Chor. Weihnachten rückt näher.

Nachtaufnahme - eine tannenbaumförmige Leuchtskulptur vor dem Hamburger Rathaus, sehr hoch, mit einem Stern an der Spitze

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. Personalmangel ist im Prinzip eine gute Nachricht für Arbeitnehmer (wenn die die sonstigen Auswirkungen auf Gesellschaft und Einkauf ausblenden): Knappe Güter wie Arbeitskraft sind teuer, die Gehälter steigen.

  2. Selbstbedienungskassen for the win! Man muss ja nicht alle normalen Kassen abschaffen, aber so wie das im großen, schwedischen Möbelhaus gehandhabt wird, ist das doch super: 4 Selbstbedienungskassen werden von einer Person „beaufsichtigt“, daneben gibt es noch Standardkassen. So kann man mit 2 Leuten halt 5 Kassen bedienen, statt nur 2… Und sagen wir es so, der Personalmangel zeichnet sich seit Jahren ab, diese Mär, dass Selbstbedienungskassen Arbeitsplätze wegnehmen, halte ich für absolut überholt.

  3. Das ‚Warten‘ hat (absehbar) ein Ende: „Der Kunde macht Kasse“ ! Der Einzelhandel [i.Deutschland] kommt aktuell auf ca. 16.000 SB-Kassen
    (2021: 7.200) Quelle: ‚MoPo‘ BLN.

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