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Migräne: Woran erkenne ich Migräne und was kann ich dagegen tun?

Migräne Woran erkenne ich Migräne und was kann ich dagegen tun?
Bunte.de Redaktion
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Migräne © iStock

Wetterumschwung, Verspannungen oder Veranlagung - Migräne und Clusterkopfschmerzen sind für Betroffene eine richtige Qual. Oft müssen sie sich tagelang im komplett verdunkelten Raum in ihrem Bett verkriechen. Meist hilft dagegen nichts, außer der Griff zu Schmerztabletten. Wir alle Informationen zu der weiterverbreiteten Krankheit und alle schmerzlindernden Tipps für euch gesammelt.

Was ist Migräne und was sind die Ursachen dafür?

Ein Migräne-Anfall durchläuft häufig vier Phasen. Er kündigt sich zunächst durch eine vermehrte Reizbarkeit, Appetitlosigkeit oder auch Heißhunger an. Bei Betroffenen, die unter einer Migräne mit Aura leiden, kommt es in der darauffolgenden zweiten Phase nun zu neurologischen Symptomen. Lähmungen, Gleichgewichts- und Sprachstörungen sowie Doppelbilder oder Flimmern sind charakteristische Symptome der Aura. Zusätzlich zu diesen Anzeichen empfindet der Patient auch die Hinweise auf die normale Migräne, nämlich Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Müdigkeit sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit. In der dritten Phase treten dann die einseitig pulsierenden Migräne-Kopfschmerzen auf. Diese können über einen Zeitraum von mehreren Stunden auch noch weiter zunehmen. Die Kopfschmerzen gehen häufig mit einer Lichtempfindlichkeit und Übelkeit einher. Während der Rückbildungsphase klingen die Beschwerden schließlich langsam wieder ab. Die Betroffenen sind während dieser Zeit meist sehr müde und erschöpft, so dass diese Phase noch bis zum darauffolgenden Tag andauern kann. Wodurch genau Migräne eigentlich entsteht, ist unklar. Tritt sie während der Menstruation auf, könnte das rasche Absinken des Hormonspiegels während dieser Zeit dafür verantwortlich sein. Meist beginnen die Kopfschmerzen etwa zwei Tage vor dem Einsetzen der Blutung und halten noch bis zu zwei Tage nach der Menstruation an. Ob auch Botenstoffe im Gehirn Einfluss auf die menstruelle Migräne haben, ist bislang noch nicht erforscht. Auch wird ein möglicher Zusammenhang zwischen den Kopfschmerzen und dem sogenannten prämenstruellen Syndrom (PMS), das starke Stimmungsschwankungen kurz vor der Menstruation mit sich bringt, nicht ausgeschlossen.

Migräne bei Kindern

Sind genetische Faktoren die Ursache der Migräne, leiden Kinder unter einer angeborenen Reizverarbeitungsstörung. Weil sie Reize nur unzureichend filtern können, nehmen die kleinen Patienten mehr von ihnen auf, als sie eigentlich verarbeiten können. Der Migräne-Anfall, der das Gehirn vor einer weiteren Überlastung schützt, stellt somit die logische Konsequenz dar. Denn nach dem Anfall befinden sich Gehirn und Nervensystem wieder in einem entspannten Zustand und funktionieren wieder wie gewöhnlich. Doch nicht nur die genetische Veranlagung ist bei einer Migräne ursächlich. Vielmehr gibt es äußere Faktoren, sogenannte Trigger, die eine Attacke auslösen können. Dazu zählen beispielsweise Schulstress, familiäre Probleme, wenig Schlaf oder ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus. Ebenso können Nahrungsmittel wie koffeinhaltige Lebensmittel, Schokolade oder Farb- und Konservierungsstoffe zu Triggerfaktoren werden. Auch ein niedriger Blutzuckerspiegel kann zu einer Migräne-Attacke führen. Dazu kommt es vor allem dann, wenn die Kinder Mahlzeiten auslassen oder stark verzögert einnehmen. Ein fest geregelter Tagesablauf minimiert diese Gefahr. Die Symptome einer Migräne werden im Kindesalter meist durch Überlastungen wie Computerspiele oder langes Fernsehen ausgelöst. Auch Stress in der Schule oder Streit in der Familie können Auslöser der Kopfschmerzen sein. Zusätzlich besteht häufig eine genetische Veranlagung. Migräne-Anfälle halten bei Kindern oft nicht länger als zwei Stunden an und sind damit sehr viel kürzer als Anfälle bei Erwachsenen. Eine Migräne mit Aura kommt bei Kindern seltener vor.

In folgendem Video wird erklärt, was der Unterschied zwischen Kopfschmerzen und Migräne ist:

Wenn der Kopf schmerzt: Was ist der Unterschied zwischen Migräne und Kopfschmerzen?
Wenn der Kopf schmerzt: Was ist der Unterschied zwischen Migräne und Kopfschmerzen? © © Fit for Fun

Was sind die Symptome einer Migräne?

Die sensorischen Störungen, die bei der Aura auftreten, können von den Symptomen her auch einem Schlaganfall zugeordnet werden. Rufen Sie also vorsichtshalber einen Arzt, denn bei der Behandlung dieser Erkrankung geht es um jeden Augenblick. Wenn Sie andererseits die Symptome der Aura schon gewohnt sind und sie früh genug identifizieren können, haben Sie noch die Möglichkeit zur Vorbeugung: Nehmen Sie Ihre Migränemedikamente und führen Sie Entspannungsübungen durch, das lockert die Muskulatur und mildert den Schmerz. In einigen Fällen lässt sich durch vorsorgliches Handeln der Migräneanfall sogar verhindern.

Symptome bei Kindern

Bei Kindern können typische Symptome einer Migräne Aufmerksamkeitsstörungen und Weinen sein. Fasst sich ein Kind häufig an den Kopf oder wird blass oder rot im Gesicht, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf einen Migräne-Anfall sein. Auch Verhaltensänderungen wie eine erhöhte Reizbarkeit oder Nervosität sind typische Symptome. Häufige Begleiterscheinungen sind Übelkeit und Erbrechen. Bei einer Aura kommen Halluzinationen hinzu. Diese können sich optisch in Form von fantastischen Bildern manifestieren („Alice-im-Wunderland-Syndrom“), oder auch olfaktorisch als eingebildete Gerüche. Lähmungen, Sprachstörungen oder Empfindungsstörungen sind weitere Symptome einer Aura. Zu Beginn der Migräne kann der Kopfschmerz auch ausbleiben. Dieser stellt sich aber dann mit zunehmendem Alter ein.

Was kann man gegen Migräne tun?

Bei häufigen und schweren Anfällen sollte die Migräne auch prophylaktisch behandelt werden. Dazu solltest du zunächst mit deinem Arzt sprechen, damit er ein genau auf dich abgestimmtes Mittel verschreibt. Zu viele Medikamente sind allerdings auf die Dauer auch nicht gut und andere Möglichkeiten der Vorbeugung sollten in Betracht gezogen werden: Entspannungsmethoden, Akupunktur und eine Änderung der Ernährungsweise können Kopfschmerzanfälle verringern. Auch Ausdauersport hat schon vielen Patienten geholfen.

Medizin

Während eines Migräneanfalls werden Medikamente verabreicht, um die Symptome und Schmerzen zu lindern. Können die Schmerzen als leicht bis mittelstark bezeichnet werden, bietet sich die Einnahme von nichtopioiden Analgetika oder nichtsteroidalen Antirheumatika an. Werden die Medikamente früh genug eingenommen, kann eine schnelle und effektive Linderung herbeigeführt werden. Die Dosierung der Medikamente wird mithilfe des behandelnden Arztes festgelegt. Er entscheidet auch, ob er beispielsweise Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure verschreibt. Grundsätzlich werden die Wirkstoffe aus Kau- und Brausetabletten oder Zäpfchen am schnellsten vom Körper aufgenommen. Bei starker Migräne, die mit heftigen Schmerzen und anderen Symptomen einhergeht, bieten sich Triptane an. Sie neutralisieren den Botenstoff Serotonin und verengen die geweiteten Blutgefäße. Eine frühzeitige Einnahme ist empfehlenswert, um eine schnelle Wirkung zu erzielen.
Wenn die Beschwerden nur mittelstark sind, kann es ausreichend sein, sich viel auszuruhen und nur ein leichtes Schmerzmittel einzunehmen. Mit dem Antiemetikum MCP (Metoclopramid), das den Brechreiz unterdrückt, kann gegen die unangenehme Übelkeit vorgegangen werden. Trink außerdem viel Mineralwasser, um die nötigen Elektrolyte zu bekommen, die du beim Erbrechen verlierst. Tipp: Bei manchen Betroffenen ist Koffein hilfreich. Trink einen Kaffee und schau, ob die Übelkeit besser wird. Mit einem Tuch, das in kaltem Wasser getränkt wurde, kannst du deine Stirn kühlen. In einigen Fällen hat sich auch schon ein Wärmekissen im Nacken als hilfreich erwiesen.

10-20-Regel
Wer jedoch zu oft Schmerzmittel verwendet, der lindert den Schmerz nicht, sondern kann dadurch sogar noch mehr Kopfschmerzen bekommen. Grund dafür ist, dass Schmerzmittel auf Dauer die Schmerzempfindlichkeit reduzieren und somit noch mehr Tabletten benötigt werden - ein richtiger Teufelskreis! Man nennt dies dann auch den Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz. Deshalb solltest du dich ab jetzt auf jeden Fall an die 10-20 Regel halten. Die Regel besagt, dass man an weniger als 10 Tagen im Monat Schmerzmittel einnehmen darf. Dagegen sollte man an mindestens 20 Tagen im Monat nicht zu Schmerzmitteln greifen. Somit können Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerzen vermieden werden. Es ist außerdem besser, an einem Tag mit adäquater Dosis zu behandeln, als an mehreren Tagen mit zu geringer Dosis. Ein weiterer Tipp ist, die Kopfschmerztage und Einnahme von Schmerzmitteln in einem Schmerzkalender oder Notizbuch festzuhalten. Somit verlierst du nicht die Übersicht.

Medizin während der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist Migräne schwerer zu behandeln als sonst, denn um den Fötus nicht zu gefährden, ist eine medikamentöse Behandlung nur sehr eingeschränkt möglich. Bei mehr als 70 Prozent der Migränepatientinnen verschwinden die Anfälle in der Zeit der Schwangerschaft jedoch vollständig. Mediziner vermuten, dass ein Anstieg des Östrogenspiegels dafür verantwortlich sein könnte. Eine Bestätigung dafür könnte die Tatsache sein, dass die Anfälle nach der Geburt zurückkehren. Ebenso wie außerhalb der Schwangerschaft sollte zunächst versucht werden, einer Migräne vorzubeugen. Leidest du dennoch unter einem Anfall, kann die Einnahme von Magnesium helfen.

Weitere Tipps gegen Migräne

Laufen gegen Migräne

Lauf deinen Kopfschmerzen davon! Laut einer Studie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) an der Universitätsklinik Kiel kann Sport Kopfschmerzen und Migräne reduzieren. Die Mediziner testeten an 52 Probanden, wie sich Sport auf die Häufigkeit und Dauer von Migräneattacken auswirkt. Einige Probanden erhielten einen Trainingsplan, der pro Woche drei Läufe mit einer Dauer von 30 Minuten vorsah. Der andere Teil der Versuchsgruppe bekam ebenso häufiges Walken verschrieben. Die Ergebnisse waren deutlich. Nach 10 Wochen Training berichteten die Läufer über 17 Prozent weniger Migräneanfälle und eine Reduzierung der Dauer um 22 Prozent. Und auch die Walker konnten die Kopfschmerzen mithilfe des Sports bekämpfen. Im Durchschnitt erlebten sie 1,3 Migräneanfälle weniger im Monat als zuvor ohne Sport. Die Ursache für die positive Wirkung von Laufen auf Kopfschmerzen ist der beschleunigte Abbau der Hormone, die Stress verursachen. Wenn du Ausdauersport treibst, steigt deine Schmerzschwelle, und die Kopfschmerzattacken nehmen ab.

Botox gegen Migräne

Das Nervengift Botox wurde bekannt durch seine Wirkung in der ästhetischen Medizin. In die Stirn injiziert bewirkt Botox eine Lähmung der dort liegenden Muskeln. Jetzt wurde nachgewiesen, dass diese Form der erzwungenen Entspannung bei Migränepatienten die Häufigkeit der Schmerzschübe verringern kann. Direkt neben dem Stirnmuskel liegt ein Nerv, der von den Muskeln irritiert werden kann. Wenn das bei dir eine Ursache für eine chronische Migräne ist, kann eine gezielte Ausschaltung dieser Irritation deine Schmerzen für bis zu sechs Monate reduzieren. Als chronisch gilt deine Migräne, wenn du an mindestens 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen, an wenigstens acht davon explizit unter Migräne leidest. Um für die Behandlung in Betracht zu kommen, musst du zunächst nachweisen können, dass die Schmerzen nicht durch eine Medikamentengewöhnung verursacht sind. Das Nervengift lindert selbstverständlich nur die Symptome und kann nicht die Ursachen der Schmerzen bekämpfen. Ein Arzt kann klären, ob das Medikament für dich geeignet ist.

Piercings gegen Migräne

Ein Piercing an einer ganz bestimmten Stelle soll die Migräne einfach wegzaubern. Das Datih-Piercing wird direkt in die Knorpelfalte gestochen und soll regelrecht Wunder wirken. Menschen mit einem solchen Körperschmuck sind seit dem Stechen migränefrei. Ein solches Piercing soll genau wie eine Akupunkturanwendung funktionieren, denn einer dieser Akupunkturpunkte befindet sich im Ohrknorpel, wo der Kopfschmerz gelindert wird. Allerdings fehlen bis heute wissenschaftliche Beweise, ob das Piercing und die verschwindenden Kopfschmerzen wirklich in Verbindung stehen. Es gibt keine Ärzte, die von Fällen berichten, in denen der Körperschmuck geholfen hat. Nur einzelne Personen sprachen bislang von einer dieser Wunderheilungen. Vielleicht solltest du also erst einmal auf andere Hilfsmittel zurückgreifen, bevor du dir ein Ohr-Piercing stechen lässt.

Welche Pillenpräparate sind bei Migräne-Patienten geeignet?

Um die Migräne zu verhindern, sind am besten Gestagen-Präparate geeignet. Auch Hormon-Stäbchen, die im Oberarm implantiert werden, sind geeignet, ebenso wie die Dreimonatsspritze. Egal, für welches Präparat du dich entscheidest, wichtig ist, dass du es gut verträgst und es zusätzlich zur verhütenden Wirkung noch gegen die Migräneanfälle hilft.