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Mutmach-Lyrik

Haudegen: Tattoo-Rapper pathetisch

Einst Rapper, heute Pop-Sänger: Hagen Stoll (l.) und Sven Gillert
Einst Rapper, heute Pop-Sänger: Hagen Stoll (l.) und Sven Gillert Foto: Ralf Lutter

Das Marzahner Duo Haudegen spielt Deutsch-Pop, in dem sich Herz noch auf Schmerz reimt.

Es gibt viele Klischees über Marzahn. Wer das Duo Haudegen sieht, hält sie für wahr.

Rund 120 Kilogramm bringen Sven Gillert und Hagen Stoll, einst die Rapper Tyron Berlin und Joe Rilla, auf die Waage. Tattoos, Handwerkerkluft und Knickerbocker, dazu eine Vergangenheit als Rapper und im Fall von Joe Rilla eine Festnahme wegen Randale in einem Kreuzberger Club im Januar. Am Freitag stellen sie im Lido ihr Album „Schlicht und Ergreifend“ vor. Das Konzert ist ausverkauft, denn ihre, wie sie sagen, „im besten Sinne Gossen-Poesie“ kommt an.

Mit seiner Blechdosenstimme räuspert sich Joe Rilla durch Songs wie „Ein Mann ein Wort“ oder „Flügel und Schwert“, intoniert pathetische Texte über Ehre und Männerfreundschaft, unterlegt mit Melodien à la Reinhard Mey.

„Ein Haudegen ist jemand, der gradlinig und ehrlich durchs Leben geht“, so Sven Gillert im Gespräch mit der B.Z.. „Er steht zu seiner Meinung und haut auch mal mit der Faust auf den Tisch, um sich Gehör zu verschaffen.“ Klingt nach einer reinen Männerveranstaltung, bei der sich richtige Kerle gegenseitig auf die Schulter klopfen. Doch Stoll winkt ab: „Es gibt auch Haudeginnen. Draußen sind genug Frauen, die die Werte vermissen, für die wir stehen.“

Solche Werte und die Suche nach einer Heimat in der Musik sind gefragt. Auf der Welle der sentimentalen Deutsch-Lyrik schippert keiner so erfolgreich wie der Graf mit seiner Band Unheilig. Doch liegen Dimensionen zwischen den Kalendersprüchen des Grafen und Auswüchsen wie sie die Band Riefenstahl hervorbringt, die ihr Album doch tatsächlich „Triumph“ nannten.

Irgendwo zwischen diesen Extremen schlagen sich die Haudegen mit ihrer Männer-Mutmach-Lyrik durch. Und damit werden sie sicher nicht nur in Marzahn gehört.

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